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Sophie Pippifein


Tina Hammer




BAND 1




1. Der Einzug
2. Oma Frederike
3. Neue Sitten im Hause Pippifein
4. Michael
5. Das Fahrrad
6. Das Leben in der Kleinstadt
7. Herr Mayers Besuch
8. Der Brief von Mama
9. Die neue Haarfarbe
10. Mama ist da!


“Was, in diese alte Bruchbude sollen wir einziehen!
Da lebe ich doch lieber wieder in einem Baumhaus.” beschwert sich Ina lauthals.
Sophie kann die Entrüstung ihrer Schwester gar nicht verstehen, dieses Haus ist doch perfekt.
Es sieht aus wie eine verwunschene Burg, mit all dem Gestrüpp im Garten und der verwinkelten Bauweise, aber das wagt sie angesichts Inas Ausbruch nicht laut zu sagen.
Aber halt, wir sind ja schon mitten im Geschehen rund um Sophie. Du solltest sie doch erst etwas besser kennen lernen, und dich dann über
Inas unmögliche Art aufregen.
Also legen wir gleich los:


Sophie Pippifein ist gerade umgezogen oder besser gesagt eingezogen.
Sie hat bis jetzt fast ihr gesamtes Leben auf Reisen verbracht und war in so exotischen Orten wie China, Brasilien oder Papa Neuginea, aber damit soll jetzt endlich Schluss sein.
Ihre Eltern sind nämlich Archäologen und suchen Schätze in der ganzen Welt. Aber Kinder brauchen doch ein richtiges zuhause und darum haben Sophies Vater und Mutter beschlossen das sie in das Elternhaus von der Mama ziehen sollen. Hier hat die Mama schon eine wunderschöne Kindheit verbracht, wenn auch ohne Papa. Verheiratet war die Oma von Sophies Mama nämlich nie. Den Papa von Sophies Mutter Cornelia hat außer der Oma nie wer gekannt und die ist nun im Altersheim,
darum steht das Haus schon seit Jahren leer und ehrlich gesagt, so sieht es auch aus.
Obwohl Sophie schon ein großes Mädchen ist, hat sie ihre Großmutter bis heute nicht gesehen.
Auch die Eltern von ihrem Vater hat sie nie kennen gelernt, den sie sind schon vor langer, langer Zeit gestorben.
Zu gerne würde Sophie wissen wie es mit Großeltern so ist.
Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Dafür haben sie nun endlich eine Heimat.
Omas Haus, das jetzt ihnen gehört, besteht aus einem geräumigen Wohnhaus mit angrenzendem Schuppen.
Dann gibt es noch einen riesigen Garten.
Dieser sieht aus wie ein Dschungel.
Alte Bäume lassen ihre Äste bis zum Boden hängen und das Gras ist so hoch, dass man sich wunderbar darin verstecken kann. Das ganze rundet ein alter Bretterzaun ab, der sich rund ums Haus schlingt. Zugegeben die Fassade sieht nicht mehr wirklich schön aus,
aber man kann sich noch recht gut vorstellen wie
sie irgendwann mal war.
Ich glaube es war gelb.

So, jetzt weißt du wie Sophie künftig wohnen wird,
aber wie die Sophie so ist, das wird dich hoffentlich auch interessieren und darum werde ich dir noch einiges über sie erzählen.
Also, Sophie ist ungefähr 9 Jahre alt, wieso ungefähr wirst du dich fragen, es weiß doch jeder wie alt er ist. Nicht so Sophie.
Am Tage ihrer Geburt waren Mama und Papa Pippifein auf einer Expedition in Tibet unterwegs und da sie schon so lange reisten, hatten sie ganz vergessen welches Datum man schreibt und außerdem kümmerten sich die Pippifein´s nicht um solch banale Dinge wie das aktuelle Datum und deshalb steht in Sophies Geburtsurkunde:

Name: Sophie Amalia Ricotta Pippifein
Geburtsort: irgendwo in Tibet
Geburtszeit: zwischen Februar und August 1999
Eltern: Eduard und Cornelia Pippifein

Zu Sophies Aussehen kann ich nur soviel sagen.
Sie selbst findet das sie schrecklich aussieht.
Ich persönlich finde das gar nicht.
Den Sophie hat wunderschöne lange dunkelblonde Haare, die Farbe übrigens findet sie potthäßlich und ich weiß zufällig ganz genau, dass Sophie vorhat ihre Haarfarbe zu ändern,
mit oder ohne Erlaubnis von ihrem Papa.
Dann hat sie noch grasgrüne, froschgrüne oder auch tannengrüne Augen, dass kommt immer auf das jeweilige Licht an und Sophie ist schrecklich dünn, aber das kommt wohl daher das sie immer auf den Beinen ist und kaum Zeit zum Essen hat. Oder sie hat einfach die Statur von ihrer Oma geerbt, die ist nämlich auch klapperdürr wie ich gehört habe.

In dem Haus Nr. 27 an der Straße wohnt außer Sophie und ihrem Papa, noch ihre ältere Schwester Ina.
Sie ist ungefähr 13 Jahre alt, und so benimmt sie sich auch, und das bedeutet, Zickenterror rund um die Uhr,
für Sophie und ihren Papa.
Aber wo ist den Sophies Mama wirst du dich fragen?
Natürlich hat Sophie auch eine Mama, aber die ist noch nicht in
das Haus eingezogen.
Vielleicht eines Tages, wenn sie genug Abenteuer erlebt hat, aber das ist eine andere Geschichte.


1. Der Einzug

Sophie steht am Fenster und seufzt lautstark.
“Was ist den Sophie, freust du dich den nicht,
dass wir endlich ein richtiges zuhause haben?
Du wolltest doch unbedingt aus dem Baumhaus ausziehen und wie alle Leute in einem richtigen Haus leben.” fragt Papa Pippifein besorgt seine Tochter.
“Natürlich freue ich mich, aber ich wünschte Mama würde auch hier bei uns leben, ich habe sie schon über zwei Monate nicht gesehen.” “Die Mama muss doch Geld verdienen, um uns zu ernähren und wenn ich eines Tages mein Buch fertiggeschrieben habe und verkaufe, dann haben wir genug Geld und Mama kann bei uns bleiben.” gedankenverloren schiebt der Papa seine Brille auf der Nase zurecht.
Das macht er immer, wenn er über etwas nachgrübelt.
“Lüg doch nicht”, sagt Sophie traurig, “Die Mama wird nie bei uns bleiben wollen. Sie könnte wie jede normale Mutter im Supermarkt oder einem Büro arbeiten, aber nein, sie muss ja in der ganzen Welt auf Schatzsuche gehen, altes Gerümpel erforschen und uns hier alleine zurücklassen.”
“Ach Sophie, du weißt doch dass die Mama ein Abenteurerherz hat. Wir müssen sie nur noch ein paar Abenteuer bestreiten lassen und eines Tages, du wirst sehen, kommt sie für immer zu uns und bis dahin bestreiten wir hier unser Abenteuer. Das wird toll, unser erstes richtiges zuhause. Ich freu mich, und du?”
“Ich auch Papa, endlich bekomme ich richtige Freunde für immer und nicht bloß für ein paar Wochen und hier ist soviel Platz, ich hatte schon immer von einem eigenen Zimmer geträumt, aber die Mama sollte trotzdem auch hier sein.”
Ina die sich mittlerweile auch dazugesellt hat sagt: ”Und ich bin froh das ich endlich mein Reich habe, schließlich bin ich schon ein Teenager und ich brauche meine Privatsphäre. Irgendwann kommt auch die Mama wieder und dann hörst du hoffentlich zu meckern auf, du Baby.” Sophie kann darüber nur die Augen verdrehen und sagt am Besten gar nichts zu Inas Gerede. Sie ist ihre Zickerei schon gewöhnt und versucht einfach nicht hinzuhören.
“So meine Damen, nun wurde genug geplappert, helft mir das Haus fertig einzurichten.”
Und somit macht sich die Familie Pippifein an die Arbeit um den Lastwagen auszuräumen. Ehrlich gesagt gibt es da nicht allzu viel zu tun.
Die Familie Pippifein war jahrelang auf Reisen, da hat man kaum Möbel.
Ihr Hausrat besteht im Moment aus drei Kisten mit Büchern aus aller Welt, einer Stehlampe aus Kenia, einer Holztruhe aus Indien, vier wackligen Stühlen mit Tisch von irgendwoher, drei Betten aus Indonesien, einen Kleiderschrank aus Neuseeland, ein altes Radio und zum Schluss gibt es noch drei Koffer mit Kleidern und zwei Kisten mit Krimskrams.
Und wo sind Sophie Spielsachen?
Sie hat kaum welche.
Auf Reisen gibt es soviel zu entdecken, da brauchte Sophie kein Spielzeug. Sie besitzt nur einen Teddy namens Brummi und eine Schachtel mit Murmeln. Aber dafür hat sie wie jedes Kind Schulsachen und die sind in einer der Krimskramskisten verstaut.
Aber die können dort noch getrost ein bisschen liegen bleiben, es sind ja noch Ferien.

Als endlich alles häuslich eingerichtet ist, sieht das Pippifeinhaus richtig wohnlich aus. Jeder hat nun in seinem Zimmer ein Bett und Sophie hat noch eine der Truhen ergattert. Den Kasten hat natürlich Ina abgestaubt. Die will fortan ein richtiges Teenagerleben mit vielen Klamotten und so Zeugs und dafür braucht sie den Schrank. Die Stehlampe steht im Wohnzimmer,
direkt neben dem Radio und der Tisch und die Stühle sind in der Küche gelandet und dort gehen die Pippifeins nun hin um sich was zu kochen.
Arbeit macht schließlich hungrig. Und im Kreise der kleinen Familie schmeckt sogar Gemüseeintopf gut.
Später geht Sophie in ihr neues Zimmer.
Es ist ein herrlicher Raum.
Das Zimmer hat ein wunderschönes Erkerfenster und genau davor steht ein prächtiger Apfelbaum. Sophie wirft sich vergnügt aufs Bett und ruft: ”Endlich, endlich habe ich ein zuhause und wenn die Mama erst mal hier wohnt sind wir eine ganz normale Familie, Juhuuu!”
Lange noch liegt Sophie in dieser Nacht wach und malt sich ihr neues Leben in der Kleinstadt, in den prächtigsten Farben aus.
Irgendwann schläft Sophie über ihren Gedanken ein.

Am nächsten Morgen wacht Sophie in aller Frühe gutgelaunt auf. Sie ist daheim. Welch herrliches Gefühl! Ein richtiges Haus. Vorm Fenster hört sie die Vögel zwitschern und den Geräuschen aus dem Untergeschoss nach zu urteilen, macht der Papa gerade Frühstück. Wie kann man da nicht glücklich sein?
Sophie schlüpft geschwind in ihren bunten Kaftan und läuft polternd die Treppe runter.
In der Küche riecht es nach Omlett und Kakao.
MMMhhhhh lecker!
Ina ist ausnahmsweise auch schon aufgestanden und scheint ebenfalls bester Laune zu sein.
“Mädchen was haltet ihr davon wenn wir heute einkaufen gehen?
Wir fahren mit dem Bus zum Einkaufszentrum, kaufen Lebensmittel und ein paar Sachen für das Haus. Wir brauchen unbedingt Vorhänge und vielleicht einen Teppich. Ach ja, eine Couch währe vielleicht auch nicht schlecht.” “Juhuu” rufen Sophie und Ina aus einem Munde.

Einkaufen macht bestimmt Spaß und außerdem können sie so ihre Umgebung kennen lernen.
Nach dem Frühstück und der Warterei auf Ina geht es endlich los. Papa hat Ina fünfmal sagen müssen das sie sich im Bad beeilen soll.
Wie kann man nur so viel Zeit mit kämmen verbringen?
Der Bus ist ziemlich voll, als die kleine Familie einsteigt und beim Einkaufszentrum müssen sie sich durch Menschenmenge zwängen, um rauszukommen.
Außerdem sind alle angezogen als ob sie zu einer Beerdigung gehen würden. Hier gibt es anscheinend nur graue, blaue und schwarze Sachen. Da lob ich mir doch die Pippifeins in ihren bunten Sommergewändern die sie in fernen Ländern erstanden haben. Sophie ist etwas verängstigt angesichts der vielen fremden Menschen.
“Papa hier ist es so voll. Das mag ich nicht. Die Leute hier steigen mir auf die Füße und dafür entschuldigen sie sich noch nicht einmal. Außerdem schauen sie so komisch.” “Sophie, meckere doch nicht. Das machen die Menschen doch nicht mit Absicht. Du musst dich erst an die Sitten hier gewöhnen. Ich glaube die Leute gucken nur, weil sie dein hübsches Kleid toll finden.”
Damit gibt der Papa Sophie einen Kuss und sie steuern den Eingang vom Einkaufszentrum an.
Was es da alles zu sehen gibt.
Spielsachen von denen Sophie nicht einmal gewusst hat,
dass es so etwas überhaupt gibt.
Sehnsüchtig guckt sie zur Auslage vorm Spielzeuggeschäft, dort sieht Sophie eine kleinen Puppe mit braunen Zöpfen, als Ina das bemerkt sagt sie: ”Bist du für so was nicht schon ein bisschen zu alt? Eine Puppe mit 9 Jahren. Du bist ja so was von kindisch, dass ich mich überhaupt noch mit dir abgebe.” Arrogant wirft sie ihre langen Haare zurück und schaut demonstrativ von Sophie weg.
“Lass doch Sophie in Ruhe. Mit neun ist man doch noch ein Kind, da wird es wohl erlaubt sein noch mit Puppen zu spielen.” und zu Sophie gewandt sagt der Papa: ”Sophie möchtest du die Puppe?”
“Ja Papa, ich habe schon lange von einer richtigen Puppe geträumt, aber wir hatten ja keinen Platz in unseren Koffern.”
“Dann sollst du die Puppe haben und du Ina gehst am Besten in die Drogerie und kaufst dir dort, was Mädchen in deinem Alter so mögen.”
Das braucht man Ina nicht zweimal sagen. Wie der Wind ist sie in die Drogerie verschwunden.
Und während sich Ina wahrscheinlich mit Schminksachen eindeckt, gehen Sophie und ihr Vater ins Spielzeuggeschäft und kaufen die Puppe.
Sophie ist selig und denkt über den künftigen Namen der Puppe nach. Sie will sie Linda nennen.
In der Mongolei hat sie nämlich mal ein Mädchen getroffen das so hieß, mit der hatte Sophie wirklich viel Spaß beim Spielen, aber leider sind sie dann wieder weitergereist und Sophie hat Linda nie mehr gesehen.
Als die Mädchen ihre Sachen haben, besorgen sie mit Papa noch ein paar Sachen für das Haus.
Es soll ja alles ganz wunderschön und wohnlich sein und die Leute vom Geschäft versprechen, alles noch heute zu liefern.
Sie haben soviel gekauft, das könnten sie gar nicht mit dem Bus heimbringen.
Unter anderen eine blitzblaue Couch für das Wohnzimmer,
ein paar Schränke, Lampen, Teppiche, Vorhänge und allerlei Geschirr. Sophie ist ganz begeistert. Das Haus wird so toll aussehen!
Und außerdem hat sie Linda bekommen. Nun hat sie jemanden dem sie ihre geheimsten Gedanken anvertrauen kann.


2. Oma Frederike

Nach der anstrengenden Einkaufstour fahren die drei zufrieden nach Hause. Dort hat ihnen der Briefträger einen Brief vor die Tür gelegt.
Die erste Post im neuem Haus.
Es scheint als hätte ihn die Mama geschrieben. Es sind nämlich ganz komische Marken drauf und tatsächlich, als Papa der Brief öffnet, flattert ein von Mama beschriebenes Blatt Papier heraus.

Lieber Eduard, liebe Ina und natürlich liebe Sophie!

Wie gefällt euch das neue Haus?
Ich habe hier eine tolle Kindheit verbracht. Ich hoffe Mädchen, für euch wird das Haus auch voller Abenteuer sein. Ich wollte euch sagen, dass die Oma bald zu euch auf Besuch kommen wird. Sie hat mir einen langen Brief geschrieben und sich beschwert das sie euch bis heute noch nicht gesehen hat und dann habe ich ihr verraten das ihr in ihrem alten Haus seid und da konnte sie scheinbar nichts mehr im Altersheim halten.
Ich hoffe ihr kommt mit ihr klar.
Mir geht es prächtig. Ich habe letzte Woche eine Vase aus der Majazeit gefunden und hoffe hier in Mexiko noch weitere Schätze zu entdecken.
Alles Liebe
Mama


“Sie hat mit keinem Wort erwähnt wann sie heimkommt”, klagt Sophie. Ina zuckt nur mit den Achseln. Sie hat sich schon längst daran gewöhnt, dass die Mama immer unterwegs ist.
“Und was bedeutet das, dass die Oma vielleicht kommt?“ fragt Sophie. “Ich weiß das auch nicht so genau. Ich dachte die Frederike, so heißt die Oma, ist schon so senil das sie kaum noch aus dem Bett steigt. Anscheinend doch nicht. Aber sie wird uns sicher eine Nachricht zukommen lassen, wann sie uns besuchen kommt. Ihr solltet eure Großmutter ohnehin schon längst kennen lernen. “ sagt der Papa und geht rein um an seinem Buch zu arbeiten.
Ina verzieht sich auch ins Haus.
So setzt sich Sophie auf die Veranda und schaut ob sie die Oma vielleicht sieht. Könnte ja sein, dass sie schon Sehnsucht nach ihren unbekannten Enkelkindern hat. Und während Sophie so dasitzt, sieht sie durch den Spalt in der Stufe etwas glitzern. Sie steckt ihre Hand in den Spalt und tatsächlich, da hat sie was herausgefischt. Es ist eine Kette. Die Kette ist golden und daran hängt ein kleines Medaillon. Als Sophie es vorsichtig öffnet, sieht sie ein wunderschönes junges Mädchen darauf.
“Na endlich hat hier mal wer meine Kette rausgefischt, wurde ja auch Zeit.” hört Sophie plötzlich vor sich eine schrille Stimme.
Und was sie da sieht, lässt sie fast loslachen. Vor ihr steht eine kleine alte Frau, mit einem riesigen Strohhut auf dem Kopf. Obendrauf ist noch eine Fasanfeder. Dann trägt die Frau noch schreckliche rote Schuhe mit Absätzen und ihr Kleid sieht aus, als wäre es vom letzten Faschingsfest übriggeblieben.
Ihren runzligen Hals schmücken allerlei Ketten.
Diese kleine alte Frau sieht aus, als hätte man sie von oben bis unten mit Plunder bedeckt.
“Möchtest du mich nicht begrüßen und mir einen Platz und etwas zu trinken anbieten, oder hat man dir das im Dschungel nicht beigebracht?” meckert die kleine alte Frau los. Sophie ist so erstaunt, dass sie mechanisch antwortet: ”Ich bin Sophie Pippifein und wenn sie wollen, dürfen sie auf den Verandastufen Platz nehmen. Wir haben nämlich keine Gartenmöbel. Und wenn sie möchten, bringe ich ihnen eine Tasse Kaffee.”
“Papperlapap, als würde ich alte Frau noch Kaffee vertragen. Ich wünsche Kakao und wenn du schon reingehst, such gleich mal deinen Vater und schick ihn mir raus und meine Kette hätte ich auch gerne wieder. Das Mädchen auf dem Bild bin übrigens ich, als ich noch ein junges Ding war, hübsch nicht?”
Sophie hat vor lauter Schreck nicht bemerkt das sie die Kette noch immer in der Hand gehalten hat. Sie überreicht der alten Frau die Kette und läuft rein um Kakao zu machen. In der Küche trifft sie auf Ina.
“Ina, stell dir vor, auf unserer Veranda sitzt eine alte Frau, die aussieht wie ein Papagei und möchte Kakao haben. Meinst du das ist Oma?”
“Du glaubst doch selbst nicht das Mama eine Verrückte zur Mutter hat, das ist sicher eine Irre Bettlerin. Ich hol Papa und du bringst der Alten Kakao und lässt sie nicht aus den Augen. Vielleicht ist es ja auch eine Diebin.”
Also eilt Sophie mit dem Kakao raus zu der Unbekannten. Diese sitzt auf der Verandastufe und hat sich das Medaillon um den Hals gehängt.
Zufrieden baumelt sie mit den Beinen und als Sophie ihr den Kakao überreicht, nimmt sie gleich einen großen Schluck aus der Tasse. “MMMHHH lecker, also Kakao machen kannst du mal”.
Die Dame stellt die Tasse neben sich auf den Boden und da kommt endlich der Papa.
Sein Gesicht verzieht sich zu einem Lächeln und er nimmt die alte Frau ganz fest in die Arme.
“Endlich treffen wir uns wieder Frederike. Schick siehst du aus. Ich bin ja ganz erstaunt das du uns besuchen kommst. Ich dachte immer du wärst zu schwach um aufzustehen. Du wirst doch sicher noch bis zum Abendessen bleiben, wir haben uns ja sooo viel zu erzählen.” “Du hast vielleicht etwas zu erzählen. Was soll ich dir den vom Altersheim erzählen? Dort lohnt es sich nicht einmal, aus dem Bett zu steigen. Was denkst du den, was in so einem Altersheim den ganzen Tag los ist? Nichts, rein gar nichts. Aber als ich gehört habe das ihr hier seit, bin ich in mein Sonntagskostüm geschlüpft und habe beschlossen von nun an bei euch zu bleiben und zwar für immer. Schön nicht? Ich habe die Nase voll von diesem öden Seniorenheim.”
Diese Nachricht schlägt ein. Die drei Pippifeins, den Ina hat sich inzwischen auch auf die Terrasse begeben, schauen die Frau mit offenem Munde an. ”So jetzt habt ihr genug gegafft. Ihr könnt eure Münder wieder schließen. Stell dich doch auch mal vor Kind” und dabei deutet sie auf Ina. “Ich bin Ina Cosma Marietta.” “Und ich bin die Oma Frederike und ihr dürft gerne Oma zu mir sagen. Ist das nicht herrlich Kinder! Wir sind nun eine richtige Familie und ich bleibe für immer bei euch.”
Und jetzt erst bemerkt Sophie das am Gartenweg mindestens zehn Koffer stehen und obendrauf ein Ungetüm von einem Vogelkäfig und darin zappelt ein wildgewordener Papagei und fängt fürchterlich laut zu krächzen an.
“Aber Bruno, du wirst doch deine neue Familie mit deinem Geschrei nicht erschrecken wollen”, ruft Oma Pippifein zum Käfig rüber und tatsächlich, das Federvieh hört auf zu kreischen.
“Kann der Vogel sprechen?” fragt Sophie. “Leider nein. Es scheint als hätte noch niemand etwas gesagt das sich lohne zu wiederholen.” “Schade, aber vielleicht lernt er es noch.” sagt Sophie. Ein sprechender Papagei wäre wenigsten ein kleines Trostpflaster gewesen. Das sie eine verrückte Oma bekommt, das hatte sie sich nicht so vorgestellt.
Jäh reißt die Oma sie mit ihrer schrillen Stimme aus ihren Gedanken.
“Ich werde ja wohl nicht hier auf der Terrasse wohnen, also Eduard zeig mir, wo noch ein Zimmer frei ist und dann können die Mädchen mir schon mal die Koffer rauftragen. Ich bin nämlich hundemüde.”
Papa Pippifein scheint seine Sprache verloren zu haben. Er geht ins Haus, Oma Pippifein im Schlepptau und zeigt ihr das größte Zimmer im Obergeschoss.
Schade.
Sophie hatte sich schon ausgemalt das sie hier eines Tages ein Atelier reinmachen will.
Blupp, aus der Traum.
Die Oma scheint zufrieden mit ihrem Zimmer und da sie ja kein Bett hat, muss ein altes Feldbett aus dem Schuppen vorerst reichen.
Der Papa schleppt das Ungetüm die Treppen rauf und befreit es von Spinnweben und Staub. Sophie und Ina bleibt wohl nichts anderes übrig als endlich die Koffer in das Zimmer der neuen Oma zu tragen.
Zum Glück hat die Oma das Federvieh schon mitgenommen.
Sie hören den Vogel bis auf die Veranda kreischen.
Der wollte vielleicht gar nicht fort aus dem Altersheim und darum beschwert er sich lauthals.
So plagen sich die Mädchen den halben Nachmittag mit den Koffern ab. “Was hat die bloß da drinnen”, stöhnt Ina als sie einen Koffer über die Veranda schleift.
“Ich glaube die alte Frau will uns ärgern und hat Steine reingepackt und die sitzt jetzt oben in ihrem Zimmer und lacht über uns.” mutmaßt Sophie.
“Wehe ich breche mir bei dieser Schinderei einen Fingernagel ab.” meckert Ina.
Die Oma sitzt derweil auf ihrem Feldbett und schaut den Mädchen in aller Seelenruhe zu, wie sie sich abplagen und blättert vergnügt in einem dicken Buch.
Als sie es endlich geschafft haben, geht jedes der Mädchen in sein Zimmer um sich von der Schufterei zu erholen. Dort erzählt Sophie zuerst Linda und Brummi alles von der seltsamen Oma, mit den roten Schuhen.
Plötzlich klopft es an der Tür.
“Herein.”, ruft Sophie und da kommt auch schon die Oma rein und setzt sich ungefragt aus Sophies Bett.
Den komischen Hut hat sie mittlerweile abgenommen und an ihren Füßen baumeln statt Stöckelschuhen, Patschen in Form von rosa Hasen.
Die Oma sieht sich im Zimmer um und sagt: ”Hübsch hast du es hier Sophie. Ich wette deine Freunde werden dich um dieses tolle Zimmer beneiden.”
“Ich habe keine Freunde. Wir wohnen doch erst ein paar Tage hier und bis jetzt habe ich noch kein einziges Kind gesehen. Scheint als gäbe es hier in der Gegend keine, aber wenn die Schule wieder beginnt besorg ich mir Freunde.” “Ach du armes Ding. Ganz ohne Freunde, in einer neuen Stadt, aber jetzt hast du ja mich und wenn du wem zum Spielen brauchst, bin ich für dich da.” Darauf weiß Sophie nichts zu sagen. Sie kann sich beim besten willen nicht vorstellen, dass sie mit dieser Zwergenfrau, in den überdimensionalen Hasenschuhen, jemals spielen wird.
So durchgedreht fühlt sich Sophie doch noch nicht.
“Komm wir gehen jetzt in mein Zimmer und du hilfst mir beim Auspacken. Ina hab ich auch schon gefragt,
aber die will nicht.”
Und da Sophie auf die schnelle keine geeignete Ausrede einfällt,
geht sie mit Oma Frederike in Sophies ehemaliges Wunschatelier.
Der ganze Raum ist gefüllt mit Gepäck.
Zum Glück ist in dem Zimmer wenigstens ein Wandschrank. Da kann die Oma wohl etwas von ihren Sachen unterbringen.
Willkürlich öffnet die Oma nun einen Koffer.
Was da alles drinnen ist. Steine sind es nicht, da haben sich die Kinder geirrt, aber dafür allerhand toller Schätze.
Hier gibt es Federboas, wunderschöne Fächer, dicke Bücher verziert mit orientalischen Schnörkeln, ein Fernrohr, Kleider in Hülle und Fülle, ein Kompass und ein Schmuckkästchen. Sophie fühlt sich wie in einem Antiquitätenladen.
So tolle Dinge hat sie selten gesehen.
Doch den letzten Koffer schiebt die Oma ganz geheimnisvoll unters Bett und sagt :”Der wird bei einer anderen Gelegenheit geöffnet, aber das hat noch Zeit.” Sophie würde nur zu gerne wissen was sich in dem Koffer verbirgt. Sie wagt aber nicht zu fragen.
Dafür erzählt ihr die Oma etwas aus ihrer Jugend.
“Als ich so alt war wie deine Mutter, bin ich auch in der Welt umhergereist. Aus dieser Zeit habe ich noch all die Dinge die du in den Koffern siehst.
Das alles ist mir ans Herz gewachsen und erinnert mich an die schöne alte Zeit.” Aufmerksam hört Sophie zu. Vielleicht ist die Oma doch nicht so schlimm, wie sie sich dachte und ihre Stimme hat sich jetzt auch gar nicht mehr so schrill angehört.

Da hören sie den Papa rufen. Es ist Abendessenszeit.
Heute hat er Nudeln mit Ketchup gekocht.
Als sie einkaufen waren, haben sie nämlich ganz vergessen, dass sie auch was zu essen kaufen sollten, und deshalb gibt es nur ein einfaches Gericht, aber das scheint niemanden zu stören. Alle sitzen am Tisch und essen mit gutem Appetit. Auch die Oma. Die schmatzt und sagt mit vollem Munde :”Kochen kannst du Eduard, das schmeckt köstlich. Besser als der Fraß im Altersheim. Ich habe ja leider nie kochen gelernt, aber früher hatte ich auch eine Köchin, sonst hätte eure Mutter schrecklich hungern müssen. Aber da ich ja jetzt bei euch wohne, werde ich es wohl auch noch lernen. Eduard verrate mir doch gleich das Rezept für die köstlich rote Soße.
Bei Gelegenheit werde ich die dann auch mal machen.” Sophie und Ina verschlucken sich fast an ihrem Essen.
Es ist ja auch wirklich zu komisch, dass die Oma noch nicht mal den Geschmack von Ketchup erkennt.
Der Papa redet irgendwas von Tomaten und pürieren und kriegt dabei einen ganz roten Kopf.
Er sieht selbst wie eine Tomate aus.
Wenn die Oma wüsste das die Soße nur aus der Flasche ist. Aber sie hört dem Papa interessiert zu und bemerkt nichts von seiner Verlegenheit.
Als alle satt sind, gibt es für Sophie und Ina wieder etwas zu lachen.
Da hat die Oma doch tatsächlich einen roten Ketchuprand rund um den Mund und scheint es nicht einmal zu merken. Kichernd stoßen sie sich unterm Tisch an.
Die Oma schafft es doch tatsächlich das sich Ina und Sophie gemeinsam köstlich amüsieren.
Aber als der Papa Omas Ketchupmund sieht, reicht er ihr höflich eine Serviette und sie wischt sich den Mund damit ab.
Zu schade, das hat echt lustig ausgeschaut.
Nun gähnt die alte Frau auch noch lauthals und verabschiedet sich,
ohne beim Abwasch zu helfen, in ihr Zimmer.
“Das ist aber unverschämt von der Oma, einfach ohne zu helfen abzuhauen. Papa, bist du dir sicher das das wirklich unsere Oma ist?” fragt Ina.”
“Aber natürlich meine Süßen. Ihr werdet sehen, wenn sich die Oma einmal an unsere Familie gewöhnt hat, wird sie uns eine große Hilfe sein.”
Im Moment ist davon noch nichts zu bemerken und so bleibt Sophie und Ina nichts anderes übrig, als dem Papa beim Abwasch zu helfen.
Als die drei fertig sind, verschwindet Papa wie immer in sein Zimmer um an seinem Buch zu schreiben und Ina geht Musik hören.
Also bleibt Sophie alleine zurück und beschließt noch etwas in ihrem neuen Zimmer umzuräumen.


3. Neue Sitten im Hause Pippifein

Am nächsten Morgen wird Sophie lauthals von der Oma geweckt. Sie scheint zu telefonieren und schreit dabei so laut das man aufwachen muss.
Sophie versteht kein Wort.
Was ist das bloß für eine Sprache?
Sie schält sich aus ihrer Decke und geht hinunter.
Da kommen auch der Papa und die Ina gähnend angetrottet.
Gerade da legt die Oma auf.
“Oma, mit wem hast du da den so lauthals telefoniert?
Bei dem Krach kann doch keiner schlafen.”
“Ach, ich hab uns bloß was leckeres vom Chinesen bestellt und die gute Frau am Telefon hatte wohl Probleme mein chinesisch zu verstehen”
“Gibt es beim Chinesen den auch Brötchen?”
“Nein, wieso? Ich habe uns Hähnchen süss-sauer und Ente bestellt.
Ist doch lecker.” “Aber Oma, am Morgen kann man doch nicht so was essen. Wir haben überall auf der Welt zum Frühstück nur Brötchen gegessen.” “Wieso? Kommt man deswegen etwa ins Gefängnis? Wenn es einem schmeckt kann man alles zu jeder Zeit essen.
Also, deckt den Tisch, in 15 min gibt’s Frühstück.”
Ganz verdattet und ohne zu protestieren gehorchen die Pippifeins.
Und tatsächlich.
Eine Viertelstunde später läutet es an der Tür und ein Bote bringt das Essen.
Ich muss sagen auch wenn es etwas seltsam ist, am Morgen schon Hähnchen und Ente zu essen, die Pippifeins haben beschlossen künftig öfter so ein ungewöhnliches Frühstück abzuhalten.
Es hat allen geschmeckt.
Nach dem Essen sitzen alle mit vollem Bauch am Tisch und reden über ihre Pläne für den heutigen Tag. Die Oma sagt: ”Kinder wir müssen heute unbedingt die Fenster putzen. Hier sieht man doch kaum mehr raus, vor lauter Dreck.” “Also mich könnt ihr gleich vergessen”, sagt Ina. ”Ich gehe heute vernünftige Kleidung für mich einkaufen.
Habt ihr schon die Teenies hier gesehen?
Dagegen sehe ich ja aus, als ob ich von einem Zirkus entlaufen wäre.” und sie zupft dabei angewiedert an ihren Sari. Der Papa schaut verlegen um sich und sagt: ”Ich hab heute leider auch keine Zeit für so etwas. Ich muss noch das Kapitel in meinem Buch fertig schreiben und dann soll ich doch endlich im Garten für Ordnung sorgen.”
Sophie ahnt schon, was nun kommen wird. “ Na Sophielein dann stürzen wir beide uns eben in die Arbeit.”
“War ja auch klar. Danke Ina und Papa das ihr mir den ganzen Tag vermasselt.”
“Aber Sophie du wirst sehen, wir beide haben beim Fenster putzen soviel Spaß wie selten zuvor in deinem Leben.” sagt die Oma.
Ob das stimmt, daran zweifelt Sophie nun wirklich.
Wie soll den Hausarbeit auch lustig sein?

Zuallererst gehen die beiden in den Schuppen um Eimer zu suchen.
Die Oma fängt schon nach kurzer Suche zu fluchen an: ”Verflixt, wo sind den diese doofen Putzeimer. Ich weiß doch ganz genau das ich sie im Jänner 86` unter das dritte Fenster gestellt habe.”
“Aber Oma, woher willst du den so genau wissen wann und wo das gewesen sein soll? Das ist doch schon so lange her.” “Warum ich das noch weiß? Im Jänner 86`war nämlich ein fürchterlich kalter Tag.
An diesem Tag hatte ich auch beschlossen die Fenster zu putzen. Und weißt du was geschehen ist?
Als ich das zweite Fenster bis zur Hälfte geputzt hatte, war mir das Putzwasser eingefroren. Das war bestimmt ein Zeichen dafür das ich das Putzen lassen soll. Seit diesem Tage habe ich nie wieder ein Fenster geputzt. Aber manchmal muss man mit Traditionen brechen, wenn es nötig ist.” Sophie kann sich ihr Lachen kaum verbeißen. Wer putzt auch mitten im Winter Fenster? Ist doch klar das da alles friert.
“Aber da ich nun für eure Mutter hier einspringe muss ich wohl doch noch mal ran. Ah, da sind sie ja. Ein roter und ein gelber Eimer. Fast genau da wo ich sie vermutet habe.”
Nun ist Sophie doch erstaunt.
Die Oma scheint ja ein sehr gutes Gedächtnis zu haben. Sie zieht die Eimer hinter einer großen Tonne hervor und befreit sie von Staub und Spinnweben.
Nun machen sich die beiden auf den Weg in die Küche um Wasser und Putzmittel reinzufüllen.
Als das erledigt ist, machen sie sich gleich ans Küchenfenster.
Praktisch das hier noch kein Vorhang hängt.
Mit vereinten Kräften beginnen sie zu putzen. Wie das schmutzig ist! Sophie kann sogar mit ihren Fingern auf dem schmutzigen Fenster Muster malen. Und weil das so lustig ist flixt sie gleich durchs ganze Haus und bemalt alle Fenster mit Smileys und Blumen. Derweil macht die Oma den Gesichtern an den Fenstern Bärte aus Spülmittel und lässt Wolken aus Schaum über den Blumen entstehen.
“Oma du hast wirklich Recht. Fensterputzen ist echt lustig und jetzt kann man sogar schon besser rausgucken.” “Hab ichs doch gleich vom ersten Augenblick an gewusst, als ich dich gesehen habe, dass ich mit dir noch sehr viel Spaß haben werde.” Ausgelassen spritzt Oma Sophie mit etwas Wasser voll. Diese muss prustend lachen. “Oma, bist du froh das du wieder eine Familie hast?” “Und ob. Ich wäre fast an Langeweile in diesem Altersheim gestorben. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie öde das war. Außerdem habe ich mein altes Zuhause vermisst.
Aber für mich alleine war das Haus einfach zu groß.
Aber jetzt seit ihr hier und ich lasse euch nie mehr gehen. Ihr seit jetzt mein Leben.”
Sophie ist ganz gerührt.
Die Oma ist wirklich lieb, trotz der pinken Leggins die sie heute anhat. Außerdem ist sie richtig nett, nicht so wie gestern wo sie die Diva gespielt hat und Ina und sie Koffer schleppen ließ. Tapfer schluckt sie die aufsteigenden Tränen runter und gibt der Oma rasch einen dicken Kuss auf ihre runzlige Wange. Oma streichelt Sophie noch sanft übers Haar und sagt:
“Jetzt machen wir aber fertig. Schließlich soll niemand sagen die Familie Pippifein wäre ein Haufen Faulpelze.” Schade.
So schön waren die Bilder an den Fenstern. Aber als die Fenster nun ordnungsgemäß blitzblank vor sich hinstrahlen ist Sophie mächtig stolz auf ihr Werk.
Es waren auch über zwanzig Fenster die die beiden geputzt haben.
Zufrieden betrachten die beiden die strahlenden Fenster und gönnen sich zur Belohnung ein großes Glas Eistee.


4. Michael

Nach getaner Arbeit setzt sich Sophie auf die Verandastufen und lässt ihre Beine runterbaumeln. Plötzlich bemerkt sie ein Rascheln in dem hohem Gras. Da bewegt sich doch was? Ob das ein wildes Tier ist?
So leise Sophie kann, schleicht sie sich durch den Garten. Gerade als sie meint die Spur verloren zu haben, knallt sie gegen etwas Blaues.
Da krabbelt doch tatsächlich ein Junge in blauen Hosen durch ihren Garten und beginnt nun auch noch zu schimpfen. “He, kannst du nicht aufpassen. Es hat nur mehr ein Zentimeter gefehlt und ich hätte die Heuschrecke gehabt. Jetzt war die ganze Mühe umsonst. Außerdem wo kommst du überhaupt her?” “Ich wohne hier”, sagt Sophie etwas kleinlaut. Der Junge mit der frechen Art erschreckt sie doch ein wenig. “Du lügst doch. Hier wohnt schon mindesten sieben Jahre keiner. Da bin ich sicher. Guck dir doch diese verwilderten Garten an. So was hat doch keiner in einem Haus, wo man lebt. Das ist mein Spielrevier, also verschwinde und geh dort hin wo du herkommst. Wahrscheinlich vom Irrenhaus, sonst hättest du nicht solch blöde Sachen an.”
Jetzt wird es Sophie aber wirklich zu bunt. Sie hat heute ihr schönstes Kleid aus Indien an und er findet die Sachen blöd. Dieser freche Junge soll aus ihrem Garten verschwinden! “Wenn du wirklich gegenüber wohnst, hättest du vielleicht bemerkt das mein Papa, meine Schwester und ich und die Oma seit ein paar Tagen hier wohnen. Das heißt, das ist mein Garten und du kannst hier schleunigst verschwinden! Und was ich anhabe ist nicht blöd. Das ist ein Sari aus Indien, du Trottel!”
Da bleibt diesem frechen Gör die Sprache weg und er rappelt sich auf und läuft tatsächlich, ohne ein Wort zu sagen, zum blauen Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie hört noch wie er die Hautüre aufreißt und lauthals MAMA ruft.
Na das war aber ein Schreck. Jetzt hat sie ihren ersten Nachbarn persönlich kennen gelernt und der ist rotzfrech. Schade, wäre auch zu schön gewesen gleich einen Freund zum Spielen zu finden.
Sophie wandert noch etwas durch den verwachsenen Garten und entschließt sich dann auch reinzugehen.
Das war vielleicht ein Tag.
Als Sophie im Bett liegt, denkt sie noch mal über die seltsame Oma und den frechen Jungen nach. Der Junge dürfte ungefähr so alt wie sie gewesen sein. Die blonden Wuschelhaare haben der Sophie schon gefallen. Und seine blauen Augen haben auch lustig ausgesehen,
aber mit der frechen Art, nein danke. Das wird wohl nichts mit einem neuen Spielkameraden.
Und die seltsame Oma erst. Umgibt sich mit lauter Gerümpel und hat diesen hässlichen Papagei, aber sie ist trotzdem irgendwie total lieb. Sophie beschließt, über die beiden unbedingt mehr rauszufinden,
aber das muss bis zum nächsten Tag warten.

Ina will am nächsten Tag die Gegend zu erkunden. Sie will rausfinden ob es hier coole Teenager gibt. Der Papa sorgt im Garten für etwas Ordnung, wird auch höchste Zeit, und die Oma hat beschlossen das sie ihr Alter genießen will und verzieht sich auf die Hängematte. Der Papagei,
wird oben ans Fenster geschoben, sodass er die Aussicht genießen kann. Sophie bleibt wieder mal alleine zurück. Aber heute hat sie einen Plan.
Sie hat im Schuppen ein Fernrohr gefunden und das will sie gleich für ihre Recherchen benutzen. Zuerst soll die Oma ausspioniert werden. Sophie robbt mit dem Fernrohr in der Hand durch das hohe Gras und schaut der Oma auf der Hängematte zu. Heute trägt sie grüne Leggins und ein riesiges gelbes T-Shirt. Aber das ist auch schon das einzig spannende an der Oma. Nach zehn Minuten Beobachtung wird ihr schon langweilig. Die Oma liegt nur in der Hängematte und scheint zu schlafen.
Plötzlich sagt die sie aber :”Sophie, was spionierst du mir alten Frau so nach. Ich habe heute nicht vor was interessantes zu machen.
Wie wäre es wenn du dein Fernglas auf den Jungen am Gartenzaun richtest. Der steht hier schon eine ganze Weile und gafft so komisch.”
Ertappt springt Sophie auf und dreht sich um. Da steht doch tatsächlich der freche Junge vom Vortag am Gartenzaun und schaut etwas verlegen drein.
Wie konnte die Oma den Jungen bloß vor ihr bemerken. Sophie hätte schwören können, dass die Oma die ganze Zeit geschlafen hat und ihre Augen immer geschlossen waren.
Als er Sophie aufspringen sieht, wird der Junge auch noch rot im Gesicht und sagt: ”Ich heiße Michael. Meine Mama hat gesagt, ich muss rüberkommen und mich bei dir vorstellen. Ich habe nicht gewusst das ihr hier eingezogen seid. Wir waren nämlich auf Urlaub. Tschuldigung, wegen gestern.”
Sophie geht auch etwas verlegen zum Gartenzaun und reicht Michael die Hand.
“Ich heiße Sophie und die Frau in der Hängematte ist die Oma und da hinten ist mein Papa. Meine Schwester Ina ist nicht da.” Da kommt ein kleines Lächeln auf Michaels Gesicht und er springt über den Zaun zu Sophie rüber. Richtig nett schaut der Junge auf einmal aus. “Du hast aber eine komische Oma. Meine Oma ist nicht so komisch angezogen. Oder liegt das bei euch in der Familie.“ und dabei streift sein Blick über Sophies bunte Hose. “Wollen wir vielleicht trotzdem was spielen?”
“Ja, gerne. Die Oma schaut nur so seltsam aus, aber ich glaube die ist ganz in Ordnung. Ich kenne sie erst seit vorgestern.”, sagt Sophie und so beginnt eine wundervolle Freundschaft zwischen Sophie und Michael.

Zuallererst muss Sophie Michael ganz genau erklären wo und wie sie vorher gelebt hat. Dazu setzen sie sich auf eine alte Hollywoodschaukel, mitten im Garten.
Von solchen Abenteurern wie den Pippifeins hat Michael noch nie gehört und ist ganz beeindruckt von Sophies Erzählung.
Nur das Sophies Mama nicht da ist, findet der Michael auch nicht schön. Wo gibt es den so was, eine Mama die durch die Weltgeschichte reist und dann ist ja auch noch die fast fremde Oma und ein lieber Papa der leider viel zu oft an seinem Buch schreibt.
Laut Sophies Schätzung muss das Werk schon mindestens 1000 Seiten haben. Das ist vielleicht eine Familie.
Als Sophie das Wichtigste erzählt hat, ist es schon spät geworden und sie beschließen sich gleich für den nächsten Tag zu verabreden, um endlich zu spielen.


5. Das Fahrrad

Am nächsten Morgen klingelt es pünktlich um 8 Uhr an der Tür und eingutgelaunter Michael steht vor der Tür. “Was machen wir heute Sophie?“ fragt Michael.
“Gucken wir doch mal in den Schuppen ob es dort Spielsachen gibt.“ schlägt Sophie vor.
Es ist ihr als kenne sie Michael schon ewig und nicht erst seit gestern. Es ist toll einen Spielkameraden zu haben.
Im Schuppen finden sie schließlich unter allerlei Gerümpel, ein altes Fahrrad. Vielleicht hat das mal Sophies Mama gehört.
Sophie und Michael holen es heraus und probieren das alte Teil gleich aus. “So schlecht ist das gar nicht Sophie. Wir müssen nur etwas Luft reinpumpen und es putzen, dann kann man prima damit fahren.”
Das freut Sophie mächtig. Sie hatte noch nie ein Fahrrad,
also kann sie dieses ganz gut gebrauchen.
Das Problem dabei ist nur, dass sie gar nicht Rad fahren kann. “Michael, ich kann nicht Rad fahren.“, sagt Sophie etwas verlegen. “Das ist kein Problem. Ich finde es zwar komisch, in deinem Alter noch nicht Rad fahren zu können, aber ich lerne es dir.“ “Danke Michael.“ Sophie ist erleichtert, dass Michael nicht gelacht hat. Zuletzt haben die Pippifeins ja auf Malaysien in einem Baumhaus gelebt.
Und im Regenwald wäre ein Fahrrad denkbar unpraktisch gewesen.
Sophie hat dafür etwas Übung im Lianenschwingen, aber das wird ihr beim Rad fahren wahrscheinlich nicht weiterhelfen.
Als Michael und Sophie Luft in die Reifen gepumpt haben und alle Spinnweben beseitigt sind, dreht Michael gleich eine Runde ums Haus. “Sophie das geht echt prima. Ich laufe gleich nach Hause und hole mein Rad, dann können wir gemeinsam fahren und ich lerne es dir.”
Sophie hat Michael ganz genau zugeschaut, dass Rad fahren sieht ja gar nicht schwer aus. Also entschließt sich Sophie es gleich alleine zu probieren.
Da wird Michael aber staunen. Mutig schwingt sich Sophie aufs Rad und stoßt sich ab.
Nun hat Sophie aber ein Riesenproblem. Sie weiß weder wie das Bremsen funktioniert, noch kann sie richtig lenken. Schreiend saust sie schlangenlienenfahrend auf dem Rad durch den Garten. Und da kommt die Oma mit einem Krug in der Hand um die Ecke und bevor sie reagieren kann, fährt Sophie die Oma über den Haufen. Gerade jetzt kommt auch Michael mit seinem Rad angefahren und lacht lauthals auf.
Da liegt die Sophie mitsamt dem Rad auf dem Rücken und die Oma sieht aus wie ein nasser Pudel mit Zitronenscheiben im Haar.
“Das war es dann wohl mit meiner Zitronenlimonade.”, sagt die Oma und beginnt sich die Zitronen aus dem Haar zu pflücken.
Michael eilt zu Sophie und hilft ihr auf. “Alles in Ordnung mit dir?” “Ich denk schon. Tut mir leid Oma, aber ich dachte ich kann Rad fahren. Beim Michael hat das so leicht ausgeschaut.” “ Schon in Ordnung mein Kind. Ich werde mir halt neue Limonade holen.” Da nimmt die Oma den Saftkrug und verschwindet tropfnass wieder im Haus.
“Das hat so lustig ausgeschaut, wie sich die Oma den Saft mitten ins Gesicht gelehrt hat.” “Ich kenn die Oma zwar nicht gut, aber das sie lustig ist, das habe ich schon bemerkt und sie war gar nicht wütend.” Die Kinder müssen sich vor lauter Lachen auf den Boden setzen und als sie sich endlich beruhigt haben, beschließen sie noch eine Radfahrübung für Sophie zu machen. “Na dann Sophie schwing dich aufs Rad, ich bringe dir nun bei, wie man damit umgeht. Es ist echt nicht schwer.” sagt Michael und er hat Recht.
Sophie scheint ein Naturtalent zu sein. In weniger als einer Stunde schafft es die Sophie doch tatsächlich, sich gerade auf dem Rad zu halten und leichte Kurven zu fahren.
“Das muss ich dem Papa zeigen. Danke Michael. Jetzt werde ich wirklich bald wie alle normalen Kinder sein.” “Warum, du bist doch normal, oder etwa nicht? Außer deine Kleider vielleicht nicht so ganz.”
“Ich weiß nicht, wir waren immer in anderen Ländern unterwegs und überall ist alles anders. Da ist es schwierig so zu sein das dich niemand seltsam findet.”
“Ich wäre froh, wenn ich schon ein paar Abenteuer erlebt hätte. Ich war mein ganzes Leben nur hier und bei meiner Tante am Bauernhof.” sagt Michael.
“Mir scheint, man will immer das, was man nicht hat. Ich wollte immer ein stinknormales Leben und jetzt klappt es tatsächlich.” sagt Sophie und nun schwingt sie sich aufs Rad und fährt durch den Garten, um den Papa zu suchen.
Dieser ist ganz stolz auf seine Sophie und als Ina nach Hause kommt muss sie Sophie auch noch bewundern.
Ina war übrigens erfolgreich bei ihrer Erkundungstour. Sie hat auch gleich zwei nette Mädchen aus der Nachbarschaft kennen gelernt und sich mit ihnen für den nächsten Tag verabredet. Am späten Nachmittag, Sophie und Michael sind mittlerweile hunderte Runden ums Haus gefahren, ruft Michaels Mama nach ihm. “Ich muss dann wohl heim. Wenn ich darf besuche ich dich morgen wieder.”
“Gerne Michael,” sagt Sophie und so meint sie es auch. Sie hat einen Freund gefunden!
Als Sophie abends in Ihr Zimmer geht beschließt sie noch einen Brief an die Mama zu schreiben. Es ist ja schon so viel passiert.


Liebste Mama!

Es ist so schön ein Zuhause zu haben. Ich bin froh das wir nun hier sind. Die Oma ist schon etwas komisch, aber nett. Ich habe noch nie eine Frau gesehen, die so viele farbige Sachen auf einmal anhatte.
Ich habe auch schon einen Freund gefunden. Er heißt Michael und er hat mir gezeigt wie Rad fahren geht. Wir treffen uns gleich morgen wieder. Dem Papa und der Ina geht’s auch gut. Der Papa ist gerade dabei den Garten zu verschönern und die Ina macht halt so Mädchensachen.
Wann kommst du endlich zu uns? Ich vermisse dich.

Deine Sophie


6. Das Leben in der Kleinstadt

Mit jedem Tag in dem neuem Haus, fühlt sich Sophie etwas wohler.
Sie glaubt ganz fest, dass das Haus wirklich ihre Heimat wird. Ihr Leben ist beinahe perfekt.
Michael kommt täglich zum Spielen vorbei. Die Oma versucht sich immer erfolgreicher als Hausfrau und Papa hat schon mehr als 254 Seiten in seinem Buch geschrieben. Nur mit Ina klappt alles nicht so gut. Ständig beschwert sich Ina über etwas.
Wie kann man bloß so unzufrieden sein?
Das Essen von er Oma findet sie nicht gut. Das Buch von Papa ist ihr viel zu öde (zugegebener weise es stimmt, aber das bleibt unter uns) und Sophie ist für Ina einfach nur ätzend. Einzig ihre neuen Freundinnen findet Ina cool. Derweil sind das einfach nur eingebildete Teenis, die außer Kaugummi kauen, anscheinend den ganzen Tag nichts sinnvolles zu tun haben.
Dafür hat Sophie Michael. Und er ist ihr weltbester Freund.
Sie sitzen stundenlang auf der Terrasse und Sophie muss Michael von ihren Abenteuern erzählen. Seine Lieblingsgeschichte ist die, als Ina von einem Orang-Utan entführt wurde.

Eines Tages saß Ina nämlich im Dschungel auf dem Boden und las ein Buch. Da kam der Affe an der Liane angesaust, schnappte sich Ina und setzte sie hoch oben auf einem Baum ab.
Dann hatte er sich einfach weitergeschwungen und wurde nie mehr gesehen. Aber Ina musste mindesten zwei Stunden oben warten, bis der Papa jemanden fand, der mutig genug war auf den hohen Baum zu klettern und die schreiende Ina runterzuholen.
Als Sophie die Geschichte erzählt, müssen sie soviel lachen, dass ihnen immer wieder die Tränen kommen. “Das hätte ich zu gerne gesehen, wie deine Schwester schreiend auf dem Baum festsitzt.” sagt Michael. “Ich glaube, die Eingeborenen, sind heute noch heilfroh, dass wir bald darauf weitegezogen sind.
Ina hat ihnen mit ihrem Geschrei ganz schön Angst eingeflösst.” prustet Sophie und sie müssen sich schon wieder vor lauter Lachen die Bäuche halten.

Michaels Mama hat Sophie in der Zwischenzeit auch schon kennen gelernt. Das ist vielleicht eine liebe Mutter. Sie steht fast den ganzen Tag in der Küche und verwöhnt ihre Familie mit Kuchen und allerlei anderen Leckereien. Sie hat sich vorgenommen auch Sophie etwas aufzupeppeln. Sie sieht ihr einfach zu dünn aus.
Dagegen hat Sophie nichts einzuwenden. Etwas Bemutterung hat sie ganz gerne. Auch Michaels Papa hat sie schon getroffen, der ist ein stiller Mann, der am Liebsten auf der Veranda sitzt und Zeitung liest. Wenn den Kindern langweilig ist, setzen sie sich zu ihm und er ließt ihnen etwas vor.


Heute wollen Michael und Sophie einen Spaziergang durch ihre Wohnstraße machen. Sophies und Michaels zu Hause ist am Ende der Straße genau gegenüber.
Dann steht ein Stück weiter vorne noch ein Haus ganz aus Holz. “Hier wohnt die Lehrerin Lise-Lotte Leitner. Die hat Haare wie ein Pudel. Ich bete, dass diese schreckliche Frau nie unsere Lehrerin wird.” sagt Michael.
“Wieso denn?” fragt Sophie. “Es heißt, sie hat 12 Katzen. Ich habe aber noch nie eine davon gesehen, und wenn jemand ein böses Wort zu ihr sagt, hetzt sie die Katzen auf einem und außerdem soll sie die strengste Lehrerin aller Zeiten sein.” Da beschließen die beiden ganz schnell an dem Katzenhaus vorbeizugehen und keinen Blick rüberzuwerfen.
Nicht das die Katzen noch auf sie gehetzt werden.
Weiter unten wohnt noch der alte Herr Mayer. Er steht am Gartenzaun und sagt zu den Kindern: “Na Michael, führst du deine neue Freundin aus?” Michael wird ganz verlegen und antwortet: “Nein Herr Mayer, das ist doch die Sophie ,die jetzt im Haus Nr. 27 wohnt.” “Du bist also eine Enkelin von der Frederike. Hätte ich mir es doch denken können. Du bist ihr ja wie aus dem Gesicht geschnitten. Na dann kommt doch mal rein in meinen Garten, jetzt gibt es zur Feier des Tages ein Eis.”
Da freuen sich Michael und Sophie aber. Der Herr Mayer ist wirklich nett.
Herr Mayer gesellt sich zu ihnen und zu dritt schlecken sie in aller Gemütlichkeit ein Erdbeereis. Dann erzählt Herr Mayer: “Mit der Oma Frederike hat mich früher eine dicke Freundschaft verbunden. Sie war meine erste große Liebe. Früher waren wir immer gemeinsam unterwegs. Jeder dachte wir würden einmal heiraten, aber die Frederike die hatte doch nur Flausen im Kopf, da entschied ich mich doch lieber für meine, Gott hab sie selig, Trude. Aber vergessen hab ich die schöne Zeit mit der Oma Frederike nie. Eines Tages hatte sie beschlossen die Welt zu bereisen und ich habe sie nie mehr gesehen. Und wie es scheint Sophie ist deine Mama auch so eine Abenteurerin. Ich hab ja gehört sie ist Archäologin.”
“Das stimmt. Die Mama ist gerade in Mexiko. Aber die Oma wohnt dafür jetzt bei uns.” “Was die Frederike ist wieder hier in der Straße! Das ist ja wunderbar. Da geh ich sie doch glatt mal besuchen.” “Da freut sich die Oma sicher.” sagt Sophie. Dann plaudern sie noch etwas und Sophie und Michael setzen ihre Erkundungstour fort.
“Schau Sophie im blauen Haus dort wohnt die Familie Strunz. Die haben Zwillinge, aber die sind erst 5 und schreien und streiten ständig und dort im weißen Haus wohnt auch noch ein Ehepaar aus Frankreich. Mit denen hab ich aber noch nie gesprochen, weil ich ja kein Französisch kann. Du vielleicht?” “Ein ganz klein bisschen. Ich kann BONJOUR und MERCI und JE VEUX UNE GLACE.” “Was heißt das denn?” “GUTEN TAG, DANKE und ICH WILL EIN EIS.” und da ruft Sophie der Frau im Garten auch schon “Bonjour Madame” zu und die Frau winkt freundlich zurück. “Was du alles weißt.” sagt Michael ganz beeindruckt. Er hat noch nie ein Kind in seinem Alter getroffen, dass Französisch spricht.
Und dann sind sie auch schon am Ende ihrer Straße angelangt.
Da es schon spät ist, beschließen sie umzukehren und verabschieden sich vor ihren Häusern.
Al Sophie reingehen will läuft sie noch der Oma über den Weg.
“Oma, heute habe ich den Herrn Mayer kennen gelernt. Der hat gesagt das du seine erste große Liebe warst und das er dich bald besuchen kommt.” Da wird doch die Oma tatsächlich im Gesicht rot wie eine Tomate, sie sagt: “Ach der Mayer, was der für Quatsch redet. Den hab ich doch kaum gekannt.” “Das kommt mir aber gerade nicht so vor Oma.
Mir scheint du flunkerst ein bisschen.” und bevor die Oma noch was sagen, kann läuft Sophie lachend an ihr vorbei ins Haus und schnappt sich auf den Weg in ihr Zimmer noch ein Butterbrot.
Im Zimmer setzt sich Sophie zu ihrer Puppe Linda und Bär Brummi aufs Bett und redet mit ihnen: “Stellt euch vor, die Oma war mal in den alten Herrn Mayer verliebt und jetzt gibt es noch nicht mal zu. Der Michael und ich haben heute nämlich die ganze Straße erkundet. Jetzt weiß ich über alle Nachbarn Bescheid. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie toll es ist hier zu leben.”


7. Herr Mayers Besuch

Heute geht es rund im Hause Pippifein. Es hat doch tatsächlich früh am Morgen der Herr Mayer angerufen und mit dem Papa ausgemacht das er am Nachmittag auf eine Tasse Kaffee vorbeikommt. Seit die Oma davon weiß, läuft sie wie ein aufgescheuchtes Huhn durchs Haus.
“Ina, Sophie räumt doch die Veranda auf und geht hinter das Haus und pflückt Blumen für die Tischdekoration. Und du Eduard holst zur Feier des Tages Bruno herunter. Der soll den Mayer auch kennen lernen.”
Und die Oma die alle umherschickt, sitzt gemütlich auf den Verandastufen und lackiert sich ihre Fußnägel in leuchtendem pink. Als Ina und Sophie die Blumen pflücken fragt Ina: “Du Sophie, stimmt das das die Oma in den alten Mann vom Haus vorne verknallt ist?”
“Wie sie sich aufführt glaub ich schon. Außerdem hat der Herr Mayer gesagt das die Oma seine erste große Liebe war.”
“Wäh, die sind ja voll peinlich! Ich hoffe die werfen sich beim Kaffee trinken keine verliebten Blicke zu. Da vergeht mir ja noch der Appetit. Aber zum Glück hat der Papa Kuchen gekauft und die Oma hat nichts gebacken. Der Alte hätte sonst sicher gleich die Flucht ergriffen.”
Als sie sich die beiden das bildlich vorstellen, müssen sie herzhaft lachen.
Mit vollen Händen gehen sie zurück auf die Terrasse.
Und geben die prächtigen Blumen in die Vase.
Da sitzt die Oma beim Tisch, den sie aus der Küche geholt haben und hat auf den Kopf einen Hut der aussieht wie ein Vogelnest. “Oma!” ruft Ina. “Wie kannst du nur mit diesem scheußlichen Ding am Kopf Besucher empfangen.” “Ach Ina, du bist doch noch viel zu jung, um das zu Verstehen. Das ist modern, und schick sieht es obendrein aus.”
“Na da hat die Frederike recht. Schick sieht dieser Hut allemal aus.”
sagt Herr Mayer, der unbemerkt die Terrasse betreten hat und zwinkert den Mädchen zu. Und aus dem Vogelkäfig von Bruno krächzt es: ”Und schick sieht dieser Hut allemal aus.” “Bruno”, ruft die ganze Familie Pippifein im Chor “du hast ja soeben gesprochen.”
Und Oma Pippifein klärt Herrn Mayer auf: “Der Bruno hat bis jetzt noch nie gesprochen. Scheint als sei mein Hut wirklich ein solcher Hit. Sogar Bruno hat sein Kommentar dazu abgegeben.”
Da lacht die ganze Gesellschaft und als der Papa Kaffee und Kuchen serviert hat, sitzen alle am Tisch und unterhalten sich als wären sie eine Familie und der Herr Mayer ist der Opa. Es fühlt sich so an, als würden sie sich schon alle lange kennen. Sogar Ina ist gut gelaunt und dass will was heißen. Aber sooft Sophie probiert, noch ein Wort aus Bruno zu locken, es klappt einfach nicht. Er weigert sich auch nur eine Silbe von sich zu geben.
Er sitzt in seinem Käfig und krächzt als hätte er noch nie gesprochen. “Gib es doch endlich auf Sophie. Ich habe den Vogel nun schon über zehn Jahre und ich konnte ihm auch nie etwas entlocken. Er spricht nur, wenn er will.” sagt die Oma. “Das ist so schade. Er soll doch nur noch einmal was sagen.” jammert Sophie. Der Papa streicht ihr liebevoll über denn Kopf um sie zu trösten.
Als es schon zu dämmern beginnt ,verabschiedet sich der Herr Mayer.
“So Familie Pippifein, das war ein richtig schöner Nachmittag und wenn ihr es erlaubt komme ich gerne wieder.” und da tönt es doch von Bruno: “Gerne wieder.”
Da müssen alle lachen. Anscheinend hat der Bruno nur Gehör für den Herrn Mayer. Und die Oma sagt ganz verschämt: “Natürlich, jederzeit bist du hier willkommen.”
Sophie und Oma stellen sich an den Gartenzaun und winken den Herrn Mayer noch zu bis er in seinem Haus verschwindet. Zu Bruno gewandt sagt Sophie: “Du bist ein ganz schön eingebildeter Papagei. Du hättest ruhig auch mit mir sprechen können.”


8. Der Brief von Mama

Heute schient ein echter Glückstag zu sein.
Am Morgen, als Sophie erwacht, scheint ihr die Sonne direkt auf die Nasenspitze.
Darum entschließt sie sich ihr allerliebstes Sommerkleid anzuziehen, obwohl sie es bis jetzt noch nie anhatte. Das Kleid hat ihr die Mama nämlich vor ihrer Abreise nach Mexiko noch geschenkt und da war es noch zu groß, aber heute sitzt es wie angegossen. Es ist ein gelbes Kleid mit roten Blumen und Sophie fühlt sich darin wie eine Blumenfee.
Als sie runter geht in die Küche, bekommt sie von der Oma gleich ein Kompliment und der Papa hebt Sophie hoch und wirbelt sie einmal rundherum.
Dann hat es die Oma doch heute tatsächlich geschafft, Muffins zu backen. Und die schmecken auch noch richtig gut. Die Oma ist sichtlich stolz auf ihr gelungenes Werk. “Wer hätte das gedacht, das ich auf meine alten Tage noch backen lerne.” sagt die Oma und alle freuen sich mit ihr.
Nach dem Frühstück fragt Ina Sophie: “Soll ich dir die Haare flechten?” Das hat die Ina noch nie gemacht und Sophie willigt gleich begeistert ein. Als sie beim Flechten sind, erzählt Ina Sophie von ihren neuen Freundinnen und das sie schon Angst vor der Schule hat.
Ina ist heute echt lieb.

Um halb zehn läutet es und Michael steht vor der Tür. Er hat einen Korb voll roter Äpfel mitgebracht. “Mama hat mich mit denen rübergeschickt. Wir haben so viele im Garten.“ “Danke. Das ist echt nett von deiner Mama.“ erwidert Sophie. Die beiden nehmen sich gleich einen Apfel und beschließen den Tag heute bei den Pippifeins zu verbringen.
Zuerst helfen sie der Oma den Frühstückstisch abdecken.
An so einem schönen Tag könnte Sophie ihr einfach gar nichts abschlagen.
Oma sieht so süß aus mit ihren Lockenwicklern im Haar und dem lila Kleid ,das aussieht, als hätte es einmal zu einem Zirkuszelt gehört.
Und dann läutet es schon wieder an der Tür.
Da steht der Herr Mayer mit einem wunderschönen Blumenstrauß für die Oma und der Sophie hat er eine Kette aus Muscheln mitgebracht.
“Danke Herr Mayer. Das ist sehr nett von ihnen.” “Nur keine Ursache mein Kind. Es freut mich dir eine Freude zu machen. Weißt du, ich fand es immer schade das ich keine Enkelkinder habe, die ich verwöhnen kann.” Sophie hängt sich die Kette gleich um den Hals und wird ausgiebig bewundert.
“Und Frederike, du siehst ja heute wieder entzückend aus.”
“Ach hör doch auf, mir alten Frau Komplimente zu machen und setz dich lieber in die Küche und trink ein Tässchen Tee mit mir.”
Und so verschwinden die beiden einträchtig in der Küche und bemerken nicht, dass gerade der Briefträger mit einem Brief in der Hand, um die Ecke biegt.
Als er Sophie sieht winkt ruft er gleich aufgeregt: “Hallo Kleine. Gehörst du zur Familie Pippifein? Ich habe da einen Brief für euch. Scheint wichtig zu sein. Den er ist per Express aus Mexiko.” “Geben sie mir nur den Brief und danke.” Da händigt der Postbote den Brief an Sophie aus und macht sich pfeifend auf den Weg.
Sophie ruft aufgeregt zu Michael: “Michael, das ist ein Brief von Mama. Komm her, dann kannst du gleich mitlesen was sie schreibt.”
Schnell reißt sie den Brief auf und beginnt zu lesen.


Liebste Familie!

Aufgrund meiner erfolgreichen Suche in Mexiko, habe ich beschlossen, mich zu belohnen und bis zu meinem neuen Auftrag nicht noch mehr zu arbeiten, sondern zu euch heimzukommen.
Ich freu mich schon riesig.
Hoffe die Oma hat mittlerweile Kochen gelernt und sagt dem Papa er soll nicht ständig an seinem Buch schreiben.
Bis in 2Tagen

Eure Mama Cornelia


“Juhuu! Endlich, die Mama kommt. Michael, dann lernst du meine Mama kennen. Du wirst sehen, das wird so toll. Heute ist einfach ein perfekter Tag. Heute klappt alles. Juhuu.”
Und vor lauter Freude zieht Sophie den Michael hoch und wirbelt mit ihm im Kreis bis sie vor lauter Schwindel lachend umfallen.
Da kommen auch schon alle Pippifeins und der Herr Mayer, angelockt vom Lärm, raus in den Garten.
“Stellt euch vor, die Mama hat geschrieben. Sie kommt und zwar schon in zwei Tagen.” ruft Sophie und da gibt es für niemanden mehr ein Halten.
Alle tanzen durch den Garten und freuen sich. Am allerwildesten die Oma. Sie ist wirklich schräg.
Als sie sich alle erschöpft auf die Hollywoodschaukel quetschen sagt Oma: “Wir müssen der Cornelia einen freudigen Empfang bereiten. Sie hat jetzt so lange gearbeitet und euch nicht gesehen. Was haltet ihr von einer Gartenparty.” “Au ja. Wir schmücken den Garten mit Girlanden und Lichterketten. Dann backt die Oma wieder Muffins und ich mache Zitronenlimonade.” sagt Sophie. “Ja und ich bringe noch einen Korb Äpfel mit und vielleicht kann ich noch was von meiner Mama stibitzen.” sagt Michael.
Er hat sich von Sophies Aufregung richtig anstecken lassen und ist auch schon mächtig gespannt auf Sophies Mama. Lange sitzen sie noch auf der Hollywoodschaukel und überlegen ,was zu Mamas Ankunft noch alles vorzubereiten ist.

Im Bett malt sich Sophie in den schönsten Farben aus wie sie der Mama um den Hals fällt und dann hat sie eine Idee ....
Wie würde den die Mama staunen wenn sie ihr in leuchtend blonden Zöpfen um den Hals fällt. Würde sich die Mama da nicht denken, wie hübsch ihr Kind geworden ist und wie schön sie dank neuer Haarfarbe endlich aussieht. Das ist es! Sophie wird ihre Haare färben und um ja kein Risiko einzugehen wird sie es niemanden vorher sagen.
Nicht das es der Papa verbietet. Wenn er erst die blonden Haare sieht, wird er schon begeistert sein.


9. Die neue Haarfarbe

Am nächsten Morgen hat es Sophie furchtbar eilig, gleich nach dem Frühstück zu verschwinden. Sie schwingt sich auf das Fahrrad und fährt los zur Drogerie. Zum Glück ist es nicht weit bis dahin.
In der Drogerie angekommen sucht sie gleich die Abteilung mit den Haarfärbemittel. Aber o Schreck was ist den hier los! Da gibt es ja Hunderte verschiedene Farben und unzählbare Varianten von blond. Sophie ist nun wirklich ratlos. Aber da sie Angst hat die Verkäuferin zu fragen, muss sie wohl nach langem Lesen und vergleichen selbst die Entscheidung über ihr künftiges Blond treffen. Sie entschließt sich für das Allerhellste. Das wird ihr sicher gut stehen. Außerdem steht auf der Packung, dass die Anwendung ganz einfach sei.
Mit ihrem letzten Taschengeld bezahlt sie das Färbemittel und radelt wieder zurück. Heimlich schleicht sie in ihr Zimmer, versteckt die Haarfarbe und schaut nach, ob sie auch keiner bei ihrem Vorhaben stören wird. Der Papa schreibt und das bestimmt noch bis Mittag.
Die Oma macht ein Nickerchen im Wohnzimmer und Ina ist gar nicht da. Perfekt!
Also geht Sophie mit der Farbe ins Bad und beginnt mit dem Färben. Ehrlich gesagt ist das viel komplizierter als draufsteht.
Zuerst muss sie zwei Fläschchen zusammen mischen und dann soll sie die Lösung, die fürchterlich stinkt, auf dem ganzen Haar verteilen.
Gar nicht so einfach alleine. Vielleicht hätte sie doch Ina einweihen sollen. Die hätte doch sicher Verständnis für sie gehabt.
Dann schafft es Sophie doch noch alles ordnungsgemäß anzuwenden. Jetzt muss das ganze nur noch 20 Minuten einwirken und sie wird schön sein, wie nie zuvor. Und da Sophie eine richtige Blondine werden will, lässt sie das Ganze zur Sicherheit fast eine Stunde einwirken.
Nur noch abspülen, Haare trocknen und fertig.
Als Sophie mit dem Föhnen fertig ist, hält sie die Spannung kaum noch aus und sie sieht sich im Spiegel an.
Fast wäre sie umgefallen. “Nein, nein, nein was ist den hier passiert!
So sollte das doch gar nicht aussehen!“
Sie hat Haare wie ein Weißkopfgeier. Die Farbe ist nicht blond, sondern weiß und passt überhaupt nicht zu Sophie.
Verzweifelt wäscht sie sich gleich dreimal hintereinander die Haare und als sie schließlich einsieht das das nichts hilft, setzt sie sich weinend auf den Boden und bedauert sich selbst.
Aber es nutzt alles nichts. Jetzt muss sie irgendwie Schadensbegrenzung machen. Sie schleicht in Omas Zimmer und nimmt eine ihrer sonderbaren Kappen vom Regal. Dann rennt sie ins Bad und versteckt ihre neue weiße Haarpracht darunter. “Jetzt sehe ich so scheußlich aus, wie nie zuvor in meinem Leben. Und die Mama wird mich gar nicht wieder erkennen und weinen wenn sie sieht was für ein hässliches Kind sie hat.” Und der bloße Gedanke daran bringt Sophie wieder zum Weinen.
Wie konnte sie nur so dumm sein und glauben das Haare färben kinderleicht ist.
Jetzt ruft auch noch der Papa zum Essen.
Es nutzt nichts, Sophie muss runter. Als sie in der Küche ankommt, wundert sich gleich mal jeder über Sophies seltsame Kappe und die Oma sieht auch, dass Sophie geweint hat, spricht sie aber nicht darauf an.
“Ich wollte schon immer so eine Kappe, wie sie die Oma hat. Darum habe ich sie mir geborgt. Ich durfte doch, oder Oma?” schwindelt Sophie. “Natürlich Kleines, du kannst sie so lange benutzen, wie du willst.”
Am Abend hält es Sophie kaum noch aus.
Sie geht zu Omas Zimmer und klopft. “Herein” hört sie die Oma sagen. “Oma, ich habe ein Problem” sagt Sophie und nimmt die Kappe ab. “Mädchen, Mädchen was ist da bloß passiert!” “Ich wollte doch endlich schön sein und die Mama überraschen wenn sie kommt und nun sehe ich aus wie der Yeti.” Die Oma bemüht sich wirklich, aber nun muss sie lachen. “Ach Sophie, es tut mir so leid, aber deine Haare sehen echt lustig aus. Wie hast du das nur gemacht?” und Sophie erzählt ihr die ganze Geschichte und als sie fertig ist, muss sie wieder weinen.
Da nimmt die Oma sie mal ganz fest in die Arme und sagt: “Weißt du was wir tun. Morgen rufe ich gleich beim Friseur an und machen einen Termin. Die sind doch Profis und die werden dir deine Haarfarbe schon wieder richten.” “Danke Oma. Aber bitte, bitte sag niemanden wie ich aussehe.” “Von mir erfährt niemand ein Sterbenswörtchen.”
Da ist die Sophie beruhigt. Morgen wird der Spuck mit den hässlichen Haaren endlich vorbei sein.

Wie versprochen ruft die Oma gleich am Morgen an um einen Friseurtermin zu vereinbaren. Aber die haben erst am Nachmittag Zeit. Vielleicht haben sie Glück und die Mama ist bis dahin noch nicht da.
Oma und Sophie beschließen etwas zu flunkern und behaupten beim Papa das Sophie unbedingt Haare schneiden muss und das muss unbedingt heute sein, denn Sophie will der Mama nicht mit ungeschnittenen Haarspitzen gegenübertreten.
Am Vormittag kommt der Michael, wie abgemacht, mit einem Korb voll Äpfeln und anderen Leckereien vorbei.
“Warum hast du den so eine hässliche Mütze auf Sophie?”
“Was verstehst du den schon von Mode. Das sieht cool aus.” “Darf ich sie dann auch mal aufsetzen, wenn sie so cool ist?” und als er das sagt, will er Sophie schon die Kappe vom Kopf nehmen. Diese dreht sich aber geschickt zur Seite und antwortet: “Heute Abend, wenn wir das Gartenfest für Mama haben, dann kannst du sie von mir aus den ganzen restlichen Tag tragen. Aber jetzt haben wir für so was keine Zeit.
Komm wir müssen noch den Garten dekorieren.”


10. Mama ist da!

Alle packen fleißig an, um alles für Mama Cornelia vorzubereiten.
So bemerken sie auch nicht, dass ein Taxi vorfährt, eine Frau mit einem Safarihut am Kopf aussteigt und das Taxi wieder abfährt.
Diese Frau steht nun am Zaun und beobachtet das bunte Treiben im Garten, mit sichtlicher Freude.
Sophie hängt gerade in schwindelnder Höhe an ihrem Apfelbaum,
um eine Girlande zu befestigen, als sie bemerkt das sie das Gleichgewicht verliert.
Sie versucht sich noch festzuhalten, aber es klappt nicht.
Sie schreit und schon fällt sie. Aber anstatt am harten Boden zu landen, fällt sie direkt in die Arme ihrer Mutter.
Ohne es zu bemerken, ist ihr auch noch die Kappe vom Kopf gefallen.
Nichtsdestotrotz nimmt Mama Sophie ganz fest in die Arme und übersäht sie mit Küssen.
“Mama, endlich bist du da.” sagt Sophie selig. “Endlich habe ich meine Sophie wieder. Du kannst dir ja gar nicht vorstellen wie sehr ich dich vermisst habe.” sagt Mama.
Und der Rest der Familie.
Die stehen alle da und kriegen den Mund vor lauter Staunen nicht
mehr zu.
“Sophie, wie schaust du den aus?” kriegt nach einiger Zeit Michael endlich raus und da bemerkt Sophie das Fehlen ihrer Kappe. Sie wird puterrot im Gesicht und beginnt zu weinen. “Ich wollte doch nur einmal in meinem Leben schön sein und ich dachte mit blonden Haaren sehe ich besser aus. Aber das hat nicht geklappt. Ich sehe hässlicher aus, als jemals zuvor und nun hast du mich bestimmt nicht mehr lieb, Mama.” “Wie kommst du nur auf so was. Und wenn du grüne Haare hättest. Ist doch egal. Ich liebe dich doch genau so wie du bist!” sagt die Mama.
Da trocknet sich Sophie die Tränen an Mamas Pullover und nun stürmen endlich alle an ,um sich in die Arme zu nehmen. Ein aufgeregtes Geküsse und Geplappere entsteht.
Nur der Michael steht etwas verlegen abseits.
Er kommt sich plötzlich etwas überflüssig vor und will sich heimlich aus dem Garten schleichen, als hinter ihm jemand ruft: “Und du bist sicher der Michael. Und jetzt komm her und lass dich auch drücken. Schließlich bist du Sophies bester Freund.” Etwas schüchtern geht der Michael zu Cornelia und lässt sich auch mit dicken Küssen überdecken. Als sie endlich fertig ist, wischt er sich heimlich das Gesicht ab. Das Abgeknutsche ist vielleicht etwas für Mädchen, aber er kann darauf getrost verzichten.
Nach der ersten Aufregung sagt die Oma: “Eduard und Michael ihr holt noch was zum Sitzen raus. Ina bring Getränke und du Cornelia setzt dich hin und ruhst dich etwas aus und du liebe Sophie gehst jetzt geschwind mit mir zum Friseur .” “Ja, ich will endlich wieder aussehen wie ich und dann färbe ich mir nie wieder die Haare. Es war mir wirklich eine Lehre.“
Nach einer Stunde ist der Friseurbesuch auch schon wieder vorüber und Sophie ist wieder die Alte. Sie hat nun fast ihre Haarfarbe wieder und hat beschlossen sich künftig so zu akzeptieren wie sie ist.
Die Friseusen hatten ganz schön über Sophies weiße Haarpracht gestaunt.

Am Abend sitzen sie im Garten beisammen und es wird gelacht und getratscht, gesungen und getanzt. Es ist, als wären sie immer so zusammen gewesen. Das Gartenfest ist wirklich gelungen.
Sophies selbstgemachte Zitronenlimonade schmeckt augenscheinlich allen gut, nur mit Omas Muffins scheint etwas schiefgegangen zu sein.
Die Mama versucht zwar tapfer zu lächeln, nachdem sie abgebissen hat, aber sie schafft es einfach nicht den schrecklichen Muffin aufzuessen.
Er schmeckt einfach zu scheußlich.
So hat jeder einen angebissenen Muffin auf seinen Teller liegen und trotz Aufforderung von der Oma kann sich keiner dazu überwinden noch ein Stück zu nehmen. Schließlich erbarmt sich die Oma und sammelt unter dem Gelächter der Familie die Muffins ein und entsorgt sie in den Kompost.
Später sagt Michael zu Sophie: “Deine Mama ist echt nett Sophie.
Nur ihre Küsserei find ich etwas nervig. Ich wünschte, ich hätte auch so eine Familie wie du. Da ist immer was los.“ “Ach Michael, du gehörst doch nun zu unserer Familie. Denkst du etwa, die Mama küsst alle wildfremden Kinder ab?“ Da zwinkert Sophie ihm ausgelassen zu und kitzelt ihn, bis er um Gnade fleht.
Um 10 Uhr abends muss der Michael aber endlich heim und Sophie fällt es auch immer schwerer ihre Augen offen zu halten.
Schließlich schläft sie in Mamas Armen ein.
Sie bemerkt nur noch das sie ins Bett getragen wird und ihr jemand einen Kuss auf die Stirn gibt.

Hat Sophie den gestrigen Tag nur geträumt oder war alles Wirklichkeit?
“Ja, ja, ja. Die Mama ist heimgekommen und ich bin die hässlichen Haare los.” Sophie springt im Schlafanzug auf dem Bett rum und freut sich.
Durch das Gepolter angelockt, steckt Mama Pippifein ihren Kopf durch die Tür und sagt: “Hallo Spatz. Jetzt da du ja endlich wach bist, können wir ja alle gemeinsam frühstücken. Wir warten schon auf dich. Sogar Ina ist schon unten und stell dir vor, die Oma hat heute schon wieder gebacken und diesmal ist es gelungen. Ich habe schon ein Stück Kuchen versucht und er schmeckt gut, obwohl er aussieht wie ein explodierter Vulkan.”
Mama nimmt Sophie Huckepack und sie gehen singend die Treppe runter. Solche Tage sollte es immer geben.
Die ganze Familie ist beisammen und niemand geht an seinem Buch arbeiten oder öde Teeni-Freunde treffen.
Mit Mamas Hilfe wird endlich der Garten richtig auf Vordermann gebracht. Irgendwie hat der Papa das nicht auf die Reihe gekriegt.
Hecken werden gestutzt und der Rasen wird gemäht. Der Zaun wird repariert und Sophie und Michael sind mit Begeisterung zum Zaunstreichen eingeteilt worden. Dieser wird jetzt Sprosse für Sprosse in allen Farben des Regenbogens gestrichen. “Jetzt habt ihr eine richtige Villa Kunterbunt.“ sagt Michael und Sophie freut ich. Farbe kann man einfach nicht genug in seinem Leben haben. Oma versucht derweil ein Blumenbeet zu gestalten und Ina jätet mit saurer Miene das Unkraut.
Mama und Papa haben sich auf die Hollywoodschaukel zurückgezogen und betrachten schaukelnd ihre Familie bei der Arbeit.
Später geht Mama hinein um etwas zu Kochen.
Im Gegensatz zur Oma hat sie es nämlich gelernt.
Sie ruft aus dem Fenster: ”Michael, du bleibst doch sicher zum Essen, oder?” “Gerne Frau Pippifein.” “Super, aber nur wenn du mich Cornelia nennst.” “Ja, das mach ich Frau Pip...., äh Cornelia.” antwortet Michael.
Sophie zwinkert Michael zu und malt ihm ohne das er es merkt einen Klecks auf die Nase.
“Essen ist fertig” ruft die Mama. Und als die Mama den Klecks auf Michaels Nase sieht hat sie eine Idee. “Was haltet ihr davon wenn wir uns nachher die Fußsohlen mit Farbe anmalen und wir hinterlassen damit Spuren auf der Terrasse. So sind wir für immer verewigt.” “Das ist eine tolle Idee.” sagt Papa Pippifein und nach dem Essen stürmen alle raus und bemalen sich unter allgemeinen Gelächter gegenseitig die Füße.
Wie das kitzelt. Mit angemalten Füßen hopsen sie wie wild auf der Veranda rum.
“Schau mal Michael, wie das super aussieht. Alle haben sich nun für immer mit ihren Fußspuren auf dieser Veranda verewigt. Das finde ich schön. Auf dieser Platz ist es nun, als wären wir immer zusammen.” und dabei kuschelt sie sich an ihre Mama.


ENDE

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.04.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für VIVIAN und LARA

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