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Sie wird Dich verschlingen

“, hatte man ihm gesagt. „Du wirst in ihr untergehen

“, war er gewarnt worden. "Du wirst in ihr doch keine fünf Minuten überleben!

"
Gemeint war die Hauptstadt. Seine Familie hatte mit ihren Warnungen nicht ganz Unrecht. Die Stadt hatte Cornelius verschlungen und zwar mit Haut und Haaren. Doch dass sein Aufenthalt tatsächlich eine Frage des Überlebens werden sollte, und er seine Hände mit Blut beschmieren würde, hätten sich selbst die engstirnigen Skeptiker zu Hause im Dorf nicht träumen lassen.
Es hatte Cornelius nicht weiter überrascht, dass sein Plan in die Großstadt zu ziehen bei seiner Familie sowie in seinem Bekanntenkreis auf Unverständnis gestoßen war. Das Dorf verließ man nur ungern. Speziell in die Hauptstadt begab man sich nur äußerst selten und dies eigentlich auch nur, wenn es nicht anders zu vermeiden war. Vor Jahren hatte man beispielsweise Cornelius Tante vom nahegelegenen Gemeindekrankenhaus in die ferne Uniklinik verwiesen, weil man nur dort ihre komplizierte Hüftoperation hatte durchführen können. Widerwillig hatte sich die gesamte Familie dann auf die lange Reise gemacht, um die Tante zu besuchen. Cornelius war damals noch zu jung, um sich richtig an die Stadt erinnern zu können. Dafür war ihm aber die Anspannung, die den Autoinnenraum auf der Fahrt zum Krankenhaus ausfüllte, im Gedächtnis geblieben. Ebenso erinnerte er sich daran, wie die Anspannung dann plötzlich wieder aus dem engen Gefährt wich, als man die Stadtgrenze nur wenige Stunden später erneut passiert hatte, die Häuserschluchten verschwunden waren und der Wagen an grünen Wäldern und weiten Feldern vorbei, Richtung Heimat steuerte. Dies war der erste und letzte Besuch, den die Tante während ihres Krankenhausaufenthalts erhalten hatte.
"Was willst du denn dort überhaupt, in diesem Sündenpfuhl

? Jemand wie du hat da doch gar nichts verloren

!", wurde er von der Verwandtschaft angeblafft, als er dieser seine Zukunftspläne eröffnete.
Von seinem zweiten Besuch in der Hauptstadt waren Cornelius wesentlich mehr Details im Gedächtnis geblieben. Dieses Mal hatte ihn ein Schulausflug dorthin gebracht. Der zweite Aufenthalt hätte, verglichen mit dem Ersten, unterschiedlicher nicht sein können. Im Gegensatz zur beklemmten Atmosphäre während der Autofahrt zum Krankenhaus, war die Stimmung im Schulbus ausgelassen. Der Geruch von Abenteuer wabberte über die verschlissenen Kopfstützen der Sitze hinweg. Alle Schüler waren geeint durch Euphorie und Vorfreude sowie der Gewissheit, dass man auf etwas Unbekanntes stoßen und in eine neue Welt vordringen würde. Und Cornelius drang tatsächlich in eine neue Welt vor, als sich die Bustür vor ihm öffnete und sein Füße zum ersten Mal bewusst Grosstadtboden betraten. Seine Knie zitterten vor Aufregung. Eine Fülle von Eindrücken raste auf ihn nieder, aber die Knie hielten stand und hatten sogar noch die Kraft die Beine dabei zu unterstützen, Cornelius den gesamten Tag lang durch die Straßen der Stadt zu tragen. Als Cornelius später den Bus missmutig bestieg, um die Heimreise anzutreten, wünschte er sich nichts sehnlicher, als bald wieder zurückzukehren. Doch bis zur Erfüllung dieses Wunsches sollte noch ein ganzes Jahrzehnt vergehen.
"Das ist doch Selbstmord, Junge. Stürz dich nicht ins Unglück. Du wirst da noch draufgehen

!" Diese Warnungen, die eher anklagend als sorgenvoll an ihn gerichtet worden waren, klangen noch Jahre später manchmal in seinen Ohren, während er gedankenverloren durch die Straßen der Stadt irrte. Vielleicht war die große und oft geäußerte Ablehnung der Dorfbewohner gegenüber allem was aus der Hauptstadt kam, Grund für die Faszination, die Cornelius für jene schon während seiner jungen Jahre entwickelt hatte. Bis zu seinem Umzug war der Schulausflug seine letzte Begegnung mit ihr gewesen. Dennoch blieb er ihr all die Jahre verbunden. In Gedanken war er ständig bei ihr, stellte sich vor, wie es sein würde in ihr zu wohnen, all ihre Straßen und Winkel, jeden Zentimeter von ihr zu erforschen. Dank Zeitschriften und Fernsehen hielt er mit ihr Kontakt. Er war immer auf dem neusten Stand ihrer Entwicklung, wusste ständig, was in ihr gerade geschah. In Fernsehserien und Filmen konnte er beobachten, wie glamourös, aber auch tragisch das Leben in ihr sein konnte. In seinen Gedanken war er ständig dort.
"Keine zehn Pferde würden mich dort hinbekommen

", verriet ihm eine Klassenkameradin in der Schulpause.
Je größer seine Faszination für die Großstadt wurde, desto kleiner wurde das Dorf. Nach dem Ende der langen und unsagbar monotonen Zivildienstzeit gab es kein Halten mehr. Cornelius hatte genügend Geld gespart und Frustration angesammelt, um endlich den vor langer Zeit gefassten Entschluss in die Tat umzusetzen. In einem letzten, verzweifelten Versuch ihren Sohn von seinem Ziel abzubringen, erzählten ihm seine Eltern, die seine Pläne bis dahin nie ernst genommen hatten, von Leuten aus dem Dorf, die in die Stadt gezogen und nie wieder zurückgekehrt waren. „Kein Wunder“, dachte sich Cornelius, denn auch er hatte nicht die Absicht zurückzukehren.
"Ich verstehe dich nicht Junge. Du hast hier doch alles. Warum willst du dich bloß ins Unglück stürzen?

", fragte ihn seine Mutter verständnislos.
Am Tag seiner Abreise hatte man ihm den Rücken zugekehrt, als wäre er ein Verräter. Niemand wollte ihn verabschieden. Niemand wünschte ihm Glück. Cornelius war das alles egal. Endlich kehrte er, nach all den Jahren der Trennung, in die Stadt zurück. Zur Feier seiner Ankunft präsentierte diese sich von ihrer besten Seite. Als Cornelius den Hauptbahnhof verlies, funkelten ihm hunderte von Fenstern entgegen, in denen sich das Sonnenlicht spiegelte, das die Straßen mit einer prachtvolle Festbeleuchtung ausfüllte. Die Chausseebäume trugen mächtige grüne Kronen, die im Takte der milden Sommerbriese wippten, als wollten sie Cornelius zur Begrüßung zuwinken. Die Menschen, mit denen er von nun an die Stadt teilen würde, flanierten zufrieden durch die Straßen und tollten ausgelassen in den Parks umher. Seine Ankunft, von der Cornelius jahrelang frenetisch phantasiert hatte, übertraf seine Vorstellungen bei Weitem. Die letzten Zweifel waren nun vollends abgelegt. Cornelius war sich nun sicher, dass sich seine Zukunft hier abspielen würde. Er spurtete los, um die Stadt zu erkunden. Stundenlang rannte er durch ihre Straßen. Er hatte so lange auf diesen Augenblick gewartet und wollte nun keine weitere Sekunde verlieren. Er wollte alles sehen, die gesamte Stadt in einem Mal erleben. Er erlaubte sich keine einzige Pause, rannte und rannte, bis er nicht mehr konnte.
"Du Stürzt dich in dein Verderben! Verbau dir doch nicht die Zukunft!

", hatte man ihm gepredigt.
Es war der Beginn einer intensiven und wilden Liebesbeziehung. Cornelius spürte, dass auch die Stadt seine Ankunft herbeigesehnt hatte. Er war von ihr mit offenen Armen empfangen und mit einer herzlichen Umarmung willkommen geheißen worden. Cornelius fühlte sich wie auf Händen getragen, wurde von seiner neuen Lebensgefährtin von einer atemberaubenden Erfahrung zur nächsten geführt. Der Kontrast zu seinem alten Leben hätte größer nicht sein können. Sie hatte ihm so viel zu bieten. Dinge von denen er gelesen oder gehört hatte, aber auch Dinge, von denen er nicht einmal zu träumen gewagt hätte: Museen, Cafes, Clubs Konzerte, Ausstellungen, Theater. Der erste Theaterbesuch war für ihn eine Offenbarung gewesen, was verständlich war, denn im Dorf hatte es nicht mal eine Videothek gegeben. Hier gab es alles im Überfluss. Sobald er nur um eine Straßenecke kehrte, sammelte er eine solche Fülle an Erfahrungen und Eindrücken, für die er in seinem alten Leben ein ganzes Jahr benötigt hätte. Restaurants und Bars, in denen exotisches Essen und Drinks mit Namen und Ingredienzien serviert wurden, von denen er noch nie zuvor gehört hatte. Die Stadt behandelte ihn gut.
"Du kennst dort doch keinen. Du wirst ganz schön einsam sein

", erklärte ihm ein ehemaliger Mitschüler.
Schnell hatte er eine Wohnung gefunden. Als seine Ersparnisse langsam zuneige gingen, benötigte er einen Job. Auch der war schnell aufgetrieben. Als Lagerarbeiter verdiente er genug für Miete, Essen und seine Entdeckungstouren. Er verbrachte viele Stunden, Tage und Nächte an all diesen neuen Orten. Er fühlte sich wie neu geboren. An den Wochenenden streunte er durch die gigantischen Parks sowie durch die riesigen Einkaufszentren mit ihren unzähligen, reich dekorierten Schaufenstern. Mit jeder Minute, jeder Entdeckungstour, wurde die Stadt schöner, und er fühlte sich ihr mehr und mehr verbunden. All die Warnungen, die man ihm mit auf den Weg gegeben hatte begannen zu verstummen. Alle Erinnerungen an das Dorf und sein altes Leben wurden tief in der untersten Schublade seines Gedächtnisses vergraben. Er hatte hier alles was er benötigte, alles was er sich wünschte. Die Stadt bot ihm alles.
"Die Stadt ist voll von Dieben und Betrügern. An jeder Ecke lauern Gefahren

", war eine der Warnungen, die man am häufigsten an ihn gerichtet hatte.
Doch dann begann sie sich zu verändern. Die Intensität der ersten Wochen und Monate ließ plötzlich, und für Cornelius ganz überraschend, nach. Es war schwer für ihn nachzuvollziehen, was geschehen war, aber wie in einer jeden Beziehung verschwand nach und nach die Euphorie der frühen Tage. Die Phase der Annäherung war vorüber. Man kannte sich nun, auch die negativen Seiten des Partners, die man zuvor noch ignoriert hatte. Diese ließen sich plötzlich einfach nicht mehr verbergen. Es schien Cornelius, als versuchte die Stadt nicht einmal mehr ihre negativen Seiten zu kaschieren, und auch er war nicht länger gewillt wegzuschauen. All der Schmutz kam ans Tageslicht, die beschmierten Hauswände, die Glasscherben, Hundehaufen und Zigarettenstummel auf den Bürgersteigen, die zerstörten Bushaltestellen und Parkbänke. Und wo kamen plötzlich all die Obdachlosen her? An jeder Straßenecke, in nahezu jedem Hauseingang, vor allen U-Bahnstationen tauchten plötzlich diese jämmerlichen Gestalten auf. Warum ließ die Stadt es zu, dass diese armen Menschen so hausen mussten? Ihm kam plötzlich ein erschreckender Gedanke, den er sofort versuchte zu unterdrücken: Waren die Obdachlosen etwa auch ehemalige Liebhaber der Stadt? Waren auch sie von ihr hierher gelockt worden? Würde er enden wie sie?
"Du wirst noch als Penner in der Gosse enden

!"
Am meisten setzte es Cornelius zu, wie er nun von seinen Mitmenschen behandelt wurde. Es vergingen Wochen, in denen er auf keinen einzigen freundlich gesinnten Gesprächspartner traf. Alle Menschen mit denen er interagierte waren plötzlich unfreundlich, teilweise sogar aggressiv: Die Kassiererinnen im Supermarkt, der Busfahrer, sein Chef, die Kollegen, der Postbote, die spielenden Kinder im Park. Der absolute Tiefpunkt kam, als Cornelius innerhalb nur weniger Tage zwei Mal ausgeraubt wurde. Beim ersten Mal hatte man ihn mit einer Pistole bedroht – Pistolen kannte er bisher nur aus dem Fernsehen – und ihn aufgefordert seine Brieftasche auszuhändigen. Beim zweiten Mal waren zwar keine Waffen mit im Spiel gewesen, doch dafür wurde Cornelius von mehreren Jugendlichen verprügelt, obwohl er ihnen zuvor, ohne Murren, seine brandneue Brieftasche ausgehändigt hatte. Nun war es unmissverständlich klar: Liebe war in Hass umgeschlagen. Die Stadt versuchte ihn loszuwerden.
"Du wirst schon sehen, eines Tages kommst du zurückgekrochen und wirst uns anbetteln dich wieder aufzunehmen

", hatte ihm sein Vater prophezeit.
Cornelius Herz war gebrochen. Die Stadt hatte ihn fallen lassen, wollte ihn nicht mehr. Plötzlich lebte er nicht mehr mit ihr, sondern lediglich in ihr. Aus nachvollziehbaren Gründen hatte nun auch Cornelius das Interesse an ihr verloren. Er hielt sich nur noch ungern in ihr auf. Stattdessen zog er sich mehr und mehr in die schützenden Wände seiner Wohnung zurück. Nun kamen auch wieder all die Warnung, die er tief in seinem Gedächtnis begraben hatte, zurück an die Oberfläche. Er versuchte sie zu ignorieren, wollte sich nicht eingestehen, dass die Prophezeiungen eingetroffen waren. Was sollte er auch anders tun? Er wollte und konnte nicht nach Hause zurückkehren. Dort würde man ihn auslachen, ihm auf ewig seine Arroganz, seine Naivität vorhalten. Er wäre für immer als Versager gebrandmarkt. Es schien ihm, als wären die Brücken abgebrannt, der Weg zurück verschlossen. Doch plötzlich, als Cornelius glaubte alle Hoffnung verloren zu haben, entdeckte er ein Licht im Dunkeln. Er entdeckte seine neue Familie.
"Du solltest dich schämen, deine Familie einfach so zurückzulassen!

", hatte ihm seine Großmutter vorgeworfen.
Cornelius verbrachte nun nahezu den Großteil seiner Freizeit in seiner Wohnung. Sie war nun im wahrsten Sinne des Wortes sein Zufluchtsort, denn die Welt, die sich außerhalb von ihr befand empfand er nun als bedrohlich. Speziell seitdem sich die beiden Überfälle zugetragen hatten, war er nur noch ungern draußen. Raus ging er wirklich nur, wenn es notwendig war. Wenn er draußen war, versuchte Cornelius sich nicht zu weit von seiner Wohnung zu entfernen. Die Grenzen des Stadtteils in dem er lebte übertrat er eigentlich nur um zur Arbeit zu gehen. Ansonsten hatte er alles was er benötigte in seiner unmittelbaren Nachbarschaft. Wenn es dunkel wurde, empfand er die Stadt als besonders bedrohlich. Seine Abende und Nächte verbrachte er also zu Hause. Hier fühlte er sich geborgen. Hier war er im Schosse seiner neuen Familie, mit der er nun sein Leben teilte. Er hatte sie zuvor nicht wahrgenommen, da er in den ersten Wochen in der Stadt die Wohnung nur zum Schlafen aufgesucht hatte. Doch je mehr Zeit er nun zu Hause verbrachte, desto besser lernte er die Mitglieder seiner neuen Familie kennen.
"Die Familie ist heilig. Ohne sie ist man ein Nichts!

", hatte ihm sein Großvater vorwurfsvoll wissen lassen.
Cornelius sprach nicht besonders viel mit seinen neuen Familienmitgliedern. Mit manchen von ihnen hatte er noch nicht einmal ein einziges Wort gewechselt. Dessen bedurfte es auch gar nicht. Das Wichtigste war, dass sie einander Gesellschaft leisteten und dafür sorgten, dass sich niemand alleine fühlte. Besonders Oma Greiner, die freundliche alte Dame aus der Wohnung von nebenan, erfüllte diese Funktion mit Bravour. Sie war noch häufiger zu Hause als Cornelius selbst. Er vermutete sogar, dass sie die Wohnung so gut wie gar nicht verlies, denn im Vergleich zu den restlichen vier Parteien im Haus verstand sie sich am Besten darin, die Anderen davon in Kenntnis zu setzen, wann sie sich zu Hause befand. Oma Greiners Gehör war nicht mehr das Beste. Den lieben langen Tag hörte sie Radio oder schaute sich bei voller Lautstärke Volksmusiksendungen im Fernsehen an. Manchmal sang sie auch mit. Einige der Volksmusiklieder erinnerten Cornelius an seine Kindheit. Oft saß er in der Küche, denn dort hörte er sie am besten, lauschte den Liedern und dem Gesang der alten Dame. Dann fühlte er sich in das Wohnzimmer seiner Eltern zurückversetzt, wo Schlager- und Volksmusiksendungen früher das Samstagabendprogramm gebildet hatten. Doch spätestens wenn das Knattern von Maschinengewehren ertönte wusste Cornelius, dass das Musikprogramm zu Ende war und Oma Greiner nun schlafend vor einem Kriegsfilm im Sessel saß. Als sie Cornelius einmal gebeten hatte eine Glühbirne in ihrer Wohnung zu wechseln, hatte er gesehen, welches Fernsehmodell sie besaß. Daraufhin hatte er sich eine Fernbedienung besorgt, die zu diesem Apparat passte. Wenn sie dann unüberhörbar wieder einmal vor ihrem Fernseher eingeschlafen war, öffnete Cornelius sein Küchenfenster, streckte seinen Arm heraus und zielte mit der Fernbedienung solange in ihr Wohnzimmer, bis der Ton auf ein Minimalniveau gesenkt war.
"Wie willst du es bloß ohne deine Mutter aushalten?

", hatte ihn seine Mutter anklagend gefragt.
Nachdem das Volumen des Fernsehers abgeschaltet war, kehrte für kurze Zeit Stille in Cornelius Küche ein. Er setze dann eine weitere Kanne Tee auf, las ein wenig und wartete. Für gewöhnlich dauerte es nicht lange, bis dann auch schon bald eine weitere Stimme zu vernehmen war. Sie gehörte der Sängerin aus der anderen Wohnung, die an die seine angrenzte. Cornelius kannte ihren Vornamen nicht. Er wusste lediglich, dass er mit dem Buchstaben 'A.' begann – dies hatte ihm das Namensschild ihres Briefkastens verraten – aber für Cornelius war es so gut wie sicher, dass sie Anne hieß. Anne war passionierte Sängerin bei Nacht. Morgens verließ sie oft zeitgleich mit Cornelius das Haus, um zu einem nahegelegnen Supermarkt zu gelangen, wo sie als Kassiererin arbeitete. Aber das war eben nur ein Job, denn Cornelius wusste, dass es ihr Traum war Sängerin zu werden. An den Feierabenden übte sie sich dann an der Verwirklichung ihres Traums. Nahezu täglich hörte er sie singen. Oft begleitete sie sich selbst auf der Gitarre oder an einem scheppernden Klavier. An den Wochenenden hatte sie gelegentlich Auftritte. Hin und wieder hing sie Flyer im Treppenhaus auf, die ihre Konzerte ankündigten. Aber auch auf diesen bunten Zettel war anstelle ihres Vornamens lediglich ein 'A' vermerkt. 'A. Wollbaum' stand dann dort zu lesen. Cornelius war einige Male auf ihren Konzerten gewesen und hatte sie dort von einer dunklen Ecke aus bewundert. Sie war wunderschön, aber Cornelius überlegt oft, ob er sich eher von ihrem Aussehen oder ihrer Stimme angezogen fühlte. Letztere hatte er ja immerhin schon bewundert, als er das dazugehörige Gesicht noch gar nicht kannte. Und mit der Stimme verbrachte er ja auch nahezu jeden Abend. Wenn diese dann spät in der Nacht verstummte, war es Zeit für ihn sich ins Bett zu begeben. Cornelius wusste, dass sein Schlafzimmer an das von Anne grenzte. Sein Bett stand an der Wand, die die beiden Wohnungen voneinander trennte. Er hoffte inständig, dass Annes Bett direkt dort hinter anzutreffen war. Während er darauf wartete einzuschlafen, stellte er sich vor, wie sie eng an die Wand geschmiegt, nur eine Handbreit entfernt neben ihm lag, wie die Spitzen ihres blonden Haars sanft auf seinem Kopfkissen ruhten. Manchmal glaubte er ihren Atem zu hören. Solange sie neben ihm lag, bereute er seinen Entschluss hergezogen zu sein nicht. In solchen Nächten schloss er Frieden mit der Stadt.
"In der Stadt gilt das Prinzip 'jeder für sich selbst'. Erwarte nicht, dass dir auch nur eine Menschenseele eine helfende Hand reichen wird!

", hatte ihn sein Vater mit erhobenem Zeigefinger wissen lassen.
Manchmal vergingen Tage, speziell an den Wochenenden, an denen Cornelius mit keiner Menschenseele ein Wort wechselte. Daran hatte er sich schnell gewöhnt. Mit der Zeit stellte er aber fest, dass in der Großstadt oft genau dann Gesprächspartner auftauchen, wenn man sie am wenigsten erwartet. So geschehen an einem regnerischen Samstagnachmittag, an dem Cornelius gelangweilt in einem Buch blätterte, als es plötzlich an der Tür klingelte. Es war Herr Karstens der mit seiner Frau im Erdgeschoss in der Wohnung unterhalb der von Cornelius wohnte. Er hatte einen schweren, blauen Werkzeugkasten in der Hand und erklärte, dass sich Flecken an der Decke seiner Küche gebildet hatten, und er deshalb nach dem Rechten schauen wollte. Gemeinsam gingen sie in die Küche, wo Herr Karstens direkt ein Leck unter der Spüle entdeckte und sich daran machte dieses zu reparieren. Cornelius schaute ihm bei der Arbeit zu und die Beiden unterhielten sich währenddessen angeregt. Er mochte seinen Nachbarn auf Anhieb und freut sich über diese unerwartete Gelegenheit zum Plausch. Er erfuhr, dass Karstens Klempner war, und dass er und seine Frau schon seit zehn Jahren in diesem Haus wohnten. Außerdem stellte Cornelius im Laufe des Gesprächs fest, dass sein Nachbar ein großer Fußballfan und Anhänger des Großstadtclubs war. Als das Leck behoben war und Karstens sein Werkzeug zusammenpackte, hatte ihn Cornelius in sein Herz geschlossen. Als er ihm dann auch noch zum Abschied vergewisserte, dass sich Cornelius jederzeit an ihn und seine Frau wenden könne, falls er Hilfe benötigte, hatte er das Gefühl seinen ersten richtigen Freund in der Stadt gefunden zu haben. Früher hatten sich die Beiden lediglich gegrüßt, wenn sie sich im Treppenhaus trafen. Von nun an verweilten sie einige Minuten, um miteinander zu reden. Cornelius hatte deshalb auch begonnen den Sportteil der Zeitung gründlich zu lesen, um sich mit Karstens über Fußball unterhalten zu können. Für Cornelius waren diese Unterhaltungen im Treppenhaus eine große Bereicherung seines Alltags. Er fühlte sich nun sicherer, da er wusste, dass ein solch hilfsbereites Paar unter ihm wohnte.
"Jeder ist sich dort selbst der Nächste. Vergiss das nicht!

", hatte ihm sein Vater wieder und wieder eingebläut.
Es gab noch ein weiteres Paar in diesem Haus, das Cornelius jedoch in keiner Weise ein Gefühl von Sicherheit vermittelte. Im Gegenteil. Von allen vier Parteien im Haus hörte er die Beiden, die etwa im gleichen Alter waren, wie die Karstens, am deutlichsten. Sie wohnten in der Dachgeschosswohnung und durch die Decke dröhnte oft Geschrei hindurch. Egal ob Cornelius sich im Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer oder Bad aufhielt, er hörte sie überall. Oft war es der Mann – auf dem Klingelschild standen zwei Nachnamen, und Cornelius wusste nicht welcher wem der beiden zuzuordnen war – dessen Gebrüll durch den Beton hinunter in die Wohnung donnerte. Die wesentlich schwächere Stimme der Frau versuchte sich diesen Donnern zwar entgegen zu stemmen, konnte aber nicht wirklich dieselbe Intensität erreichen. Doch manchmal verwandelte sich ihr Geschrei in einen Aufschrei, der nicht nur durch Beton, sonder auch durch Mark und Bein ging. Die Stimme des Mannes wurde daraufhin noch lauter und aggressiver. Kurz darauf verstummten jedoch beide. Nur bei genauerem Hinhören war dann noch ein gedämpftes Geräusch zu vernehmen, von dem Cornelius glaubte, es handele sich um Wimmern. Diese Vorfälle trugen sich oft Nachts zu. Das ganze Haus schien dies mitzubekommen. Durch den Türspione hatte Cornelius einmal gesehen, wie Herr Karstens die Treppe hochgestürmt kam, um oben zu Klingeln und gegen die Tür zu klopfen. Diese blieb aber verschlossen und der Krach verstummte. Auch 'A' hatte er durch den Spion beobachtet, wie sie ein paar Stufen der Treppe erklomm, vorsichtig in den zweite Stock blickte, dann erbost nach oben rief und damit drohte die Polizei zu rufen. Kurz darauf wurde es wieder ruhig. Ein Mal hatte jemand im Haus sogar die Polizei gerufen. Dieser hatte man dort oben auch tatsächlich die Tür geöffnet. Cornelius hatte gehört, wie sowohl eine weibliche als auch eine männliche Stimme artige auf die Fragen der Beamten antwortete, als wäre nichts geschehen. Wahrscheinlich war den Polizisten nicht entgangen, dass das Gesicht der Frau etwas geschwollen war, oder gar blaue Flecken aufwies, wie sie Cornelius selbst mehrfach gesehen hatte, als er der Dame im Treppenhaus begegnet war. Aber sie hatte wohl behauptet, gefallen zu sein oder sich gestoßen zu haben und den Polizisten versichert, dass sich der anonyme Anrufer geirrt haben musste, als er einen Fall häuslicher Gewalt gemeldet hatte.
"Keine einzige Menschenseele wird dir eine helfende Hand reichen

", wurde sein Onkel nicht müde ihm zu berichten.
Cornelius und die Frau begegneten sich nur selten, aber für ihn war dies immer ein intimer Moment, da er wusste, welch dunkles Geheimnis sie mit sich trug. Ihre blauen Flecken versuchte sie mit Schminke, Sonnenbrillen und Halstüchern zu verschleiern. Dennoch war hinter all diesen Utensilien eine hübsche und zierliche Frau mit sanften Gesichtszügen zu erkennen. Cornelius tat die Frau leid, und er hasste sich dafür, dass er ihr nicht helfen konnte, beziehungsweise dass er nie wirklich versuchte hatte ihr zu helfen. Doch jedes Mal, wenn das Theater im Stockwerk über ihm aufs Neue begann, bekam er es mit der Angst zu tun. Er stellte sich vor, was dort oben vor sich ging, welch schreckliche Dinge dort geschahen. Er verfiel in eine Art Schockstarre und versuchte die Geräusche, die durch die Decke tröpfelten, so gut wie möglich zu ignorieren. Wenn er dann in der Stille der Nacht die Laute hörte, die er für Wimmern hielt, hasste er sich zutiefst. Je stiller es wurde, desto größer wurde der Entschluss sich zu verändern, mutiger zu werden und der Frau zu helfen. Cornelius besorgte sich einen Baseballschläger. Dieser sollte ihm Mut verleihen, eine Art emotionale Stütze sein, für den Moment, in dem er den Mann in der Wohnung über ihm konfrontieren würde. Er bewahrte den Schläger direkt neben der Tür auf. Es vergingen einige Tage, in denen sich das lautstarke Spiel wiederholte, ohne dass Cornelius einschritt. Jedes Mal stand er in seinem Flur und betrachtete den unschuldig in der Ecke ruhenden Holzknüppel. Doch er machte Cornelius eher noch mehr Angst, als dass er ihm Mut spendete, da er das Sportgerät zu sehr mit Gewalt assoziierte. Doch eines Nachts begriff er endlich, dass er Gewalt in Kauf nehmen müsse – sei sie nun gegen ihn, oder gegen den Mann gerichtet – um das Leiden der Frau zu beenden. Die Schreie waren in dieser Nacht besonders laut gewesen. Cornelius wollte am liebsten zurück schreien, in der Hoffnung, dass dies den Mann von der Frau abbringen würde, aber er wusste, dass es ohne Wirkung bleiben würde. Er lehnt sich mit dem Rücken gegen die Innenseite seiner Wohnungstür und umgriff das dünne Ende des Schlägers mit beiden Händen. Diese bearbeiteten das Holz um den bestmöglichen Griff zu erlangen und fixierten den Schläger wie ein Schraubstock. Sie zitterten, aber dies ließ nach, je fester er den Griff schraubte. Cornelius hatte seine Augen geschlossen und versuchte das Geschrei auszublenden, um sich voll auf sein Vorhaben zu konzentrieren. Würde er zu sehr auf die Schreie hören, könnte ihn dies ablenken, ihm Angst machen und genau das, so hatte er sich geschworen, sollte an diesem Abend nicht wieder passieren. Seine Hände umfassten das Holz mit immer stärkerem Griff. Cornelius schwitze und begann leise vor sich hinzufluchen, um sich Mut zuzusprechen. Unter den Flüchen und Aufforderungen mischten sich auch die Ratschläge und Warnungen, die man ihm im Dorf mit auf dem Weg gegeben hatte. Diese verdammten Warnungen. Er hasste sie. Diese verdammten Ratschläge. Cornelius wurde immer wütender und wusste, dass es heute passieren würde. Heute würde er der Frau helfen und das Monster von Mann stellen. Wenn es sein müsste, würde er Gewalt anwenden. Kalter Schweiß floss sein Gesicht herunter. Das Adrenalin hatte sich im ganzen Körper ausgebreitet. Er war nun bis in die Haarspitzen angespannt. Cornelius hatte sich nun vollständig in Rage geredet und war bereit die Wohnung zu verlassen, die Treppe hinaufzustürmen und den Mann zu stellen. Er beschloss drei Mal kräftig durchzuatmen und dann durchzustarten. Nach dem dritten Atemzug würde er nur noch nach vorne und nicht mehr zurück blicken, egal was passieren möge. Er zählte schnaufend "eins, zwei", hielt dann aber erschrocken den Atem an, als der Schuss ertönte.
"In der Stadt wirst Du dein Ende finden!

", hatte man ihm prophezeit.
Nach dem Schuss war kein Geschrei mehr zu hören. Das einzige zu vernehmende Geräusch war Cornelius Herz, dass noch nie zuvor in seinem Leben so laut geschlagen hatte. Cornelius wusste genau, dass das, was er dort gerade gehört hatte ein Schuss gewesen war. Keine zugeschlagene Tür, keine Fehlzündung, sondern ein richtiger Pistolenschuss, wie man ihn aus Filmen kannte, nur viel lauter, beängstigender und brutal realistisch. Sein mühsam aufgebrachter Mut hatte sich schlagartig in eine Art Schock verwandelt. Cornelius war verwirrt, versuchte zu verstehen, was soeben passiert war. Für ihn war klar, dass der Schuss im Stockwerk über ihm abgegeben worden war. Nur wer hatte ihn abgegeben? Hatte das Monster seine Frau erschossen? Hatte sie ihn erschossen? Der Schock hatte Besitz über Cornelius Körper ergriffen und zeigte ihm nun, was zu tun war. Er ließ ihn gewähren. Leise öffnete er die Tür, den Schläger immer noch fest mit der freien Hand umgriffen. Es war nichts zu sehen. Langsam schlich er auf die Treppe zu und äugte vorsichtig nach oben. Er konnte nicht viel sehen. Langsam erklomm er Stufe für Stufe, doch erst als er auf der Zwischenebene der Treppe angekommen war, konnte er sehen, was sich im Stockwerk über ihm zugetragen hatte. Durch das Holzgitter war die kleine, zierliche Gestallt von Oma Greiner zu erkennen. Cornelius ging die verbleibenden Stufen hinauf. Er sah nun, dass Oma Greiner mit beiden Händen eine Pistole vor ihrer Brust hielt. Als nächstes sah er die Füße, die aus der offenen Wohnungstür ragten. Sie gehörten jenem Mann, den Cornelius vor nur wenigen Minuten hatte konfrontieren wollen. Nachdem Cornelius die letzte Stufe erklommen hatte, sah er auch den dunkelroten, nahezu schwarzen Fleck auf der Brust des Mannes. Er war zweifellos tot. Neben ihm stand seine Frau, die fassungslos auf die alte Dame mit ihrer Pistole starrte. Vorsichtig ging Cornelius auf Oma Greiner zu und deutete ihr mit einer behutsamen Handbewegung an, die Waffe zu senken. "Die gehörte meinem Erich", sagte sie, als sie Cornelius die alte Pistole übergab. "Ist noch aus dem Krieg." Mittlerweile hatten sich auch die restlichen Bewohner des kleinen Mehrfamilienhauses die Treppe hinauf getraut: 'A' – Anne, die Sängerin – sowie Herr und Frau Karstens. Letztere fand als erstes die Sprache wieder und wollte wissen, was denn um himmelswillen vorgefallen sei. "Ich wollte ihn nicht erschießen, wirklich nicht", versicherte Oma Greiner sachlich. "ich wollt dem Scheusal doch nur einen Schrecken einjagen. Seine arme Frau so zu behandeln. Doch als die Tür aufging hat es plötzlich 'Bum' gemacht", versicherte sie reumütig. Urplötzlich machte die Ehefrau des Toten einen Satz und schloss Oma Greiner in beide Arme. "Danke! Ich danke Ihnen. Sie haben mich erlöst", brachte sie noch hervor, bevor sie begann – scheinbar vor Glück – zu heulen. Anne und Frau Karstens nahmen sich der beiden Damen an. Cornelius war noch immer fassungslos. In der einen Hand hielt er den Baseballschläger, in der anderen die Pistole, die noch immer etwas Wärme ausstrahlte. Herr Karstens inspizierte derweil die Leiche und stellte daraufhin die Frage, deren Beantwortung das Schicksal dieser bis dato anonymen Hausgemeinschaft bestimmen sollte: "Was sollen wir jetzt machen?“
“Nicht die Polizei! Bitte nicht die Polizei!“, flehte die alte Dame.
"Dort geht jeder über Leichen, um sein eigenes Glück voranzutreiben!

", war eine der Behauptungen gewesen, die man ihm mit auf den Weg gegeben hatte.
Als Cornelius endlich spät in der Nacht in sein Bett kroch , war er erschöpft aber glücklich. Er war tatsächlich über Leichen gegangen, wie sie es prophezeit hatten. Dennoch war ihre Prophezeiung falsch gewesen.
Cornelius war mit Herrn Karstens in dessen Kastenwagen weit aus der Stadt hinaus, zu einem abgelegnen Waldstück gefahren. Dort hatten die Beiden dann die Leiche ihres Nachbarn vergraben. Anschließend hatten sie das Flussufer aufgesucht und die Mordwaffe der Strömung übergeben. Während die beiden Männer mit der Leiche durch die Nacht fuhren, hatten sich Anne und Frau Karstens daran gemacht, alle Spuren des Mordes zu beseitigen. Unterdessen hatte sich die Frau des Verstorbenen aufopferungsvoll um Oma Greiner gekümmerte und war dabei nicht müde geworden ihr zu danken und ihr zu versichern, dass sie weder ins Gefängnis, noch in ein Heim müsse. Es war ihre Idee gewesen, die Leiche zu beseitigen und die alte Dame vor etwaigen Konsequenzen der Rechtsprechung zu schützen. Am nächsten Tag würde sie ihren Mann als vermisst melden. Sie würde behaupten, er sei von einer seiner Sauftouren nicht mehr zurückgekehrt. Sie war sich sicher, dass die Polizei nicht viel Energie auf die Suche nach ihm verschwenden würde. Sie, so beteuerte sie mehrmals, würde ihren Peiniger garantiert keine Träne hinterher heulen.
Kurz vor dem Einschlafen fragte sich Cornelius, warum sich das gesamte Haus auf diesen waghalsigen Plan eingelassen hatte. Er glaubte, dass es etwas mit dem schlechten Gewissen aller Beteiligten zu tun hatte. Sie hatten Monate, manche von ihnen sogar Jahre, mehr oder weniger tatenlos die Gewalt im obersten Stockwerk zugelassen. Und ausgerechnet der älteste und schwächste Hausbewohner hatte Mut gezeigt und tatsächlich etwas unternommen. Wahrscheinlich wollte deshalb niemand der Frau, dem so lange ignorierten Opfer, sowie der alten, aber mutigen Damen die Hilfe verweigern. Die Entscheidung war schnell gefallen. Man hatte sich dazu entschlossen diese Situation gemeinsam zu bewältigen und zusammenzuhalten. Danach hatte sie den Plan besprochen und die zu erledigenden Aufgaben verteilt. Drei Stunden später lag Cornelius im Bett und grinste zufrieden im Dunkeln seines Schlafzimmers, denn er wusste nun, dass sie zu Hause unrecht gehabt hatten. Die Ereignisse des Abends hatten bewiesen, dass alle Behauptungen, Warnungen und Prophezeiungen haltlos waren. Er war nun Teil einer verschworen Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft die sich umeinander kümmerte. Seine neue Familie. Vielleicht würden die Stadt und er doch noch einmal zueinander finden können.

Impressum

Texte: Text: © Martin Gleißner Cover Image: © Jörn Michaelis
Tag der Veröffentlichung: 03.05.2009

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