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Mariola. Sie war ihre beste Freundin, die einzige Person der sie alles sagen und ihre innersten Gefühle zeigen konnte. Sie hat ihr zugehört und auch manchmal darüber gelacht, doch schlussendlich sie aufgebaut, ihr Mut zugesprochen und sie aufgemuntert. "Ah hör jetzt auf, vergiss das und lass uns nach vorne schauen. Komm ich mach uns jetzt einen Kaffee und dann gehen wir einfach mal raus und schauen uns das Leben dort draußen an." Bei ihr hat sie Halt gefunden und fühlte sich wohl. Sie war ihr so vertraut, eben ihre beste Freundin. Eine der wichtigsten Personen auf der Welt.
Sie hatten so viel Spaß zusammen und verbachten fast jede freie Minute miteinander. Sie liefen einfach rum, schauten sich die Menschen an, redeten über sie und über ihre eigenen Gedanken und Probleme. Manchmal holten sie sich ein Eis und setzten sich immer auf die gleiche, kleine Mauer, die direkt an der Straße gebaut war hin und beobachteten das Geschehen. Sie lachten viel und weinten, wobei ihnen das manchmal peinlich war und dann lachten sie wieder darüber und alles wurde wieder viel besser und schöner.
Doch dann, irgendwann, es ging alles so furchtbar schnell. Mariola wurde krank und starb innerhalb eines dreiviertel Jahres. Sie war so lebensfroh und noch so jung, grade mal 22 Jahre alt. Die ganze Welt stand ihr offen und sie hatte noch so viel Schönes und gutes vor. Warum musste sie sterben. Mariola fehlte ihr. So sehr, dass sie manchmal Schwierigkeiten hatte Atem zu holen. Was sollte sie nun tun, mit wem reden und lachen und überhaupt nur einfach die Zeit verbringen? Es war so unrealistisch, wenn sie daran dachte dass sie nicht mehr ist. Sie versuchte sich vorzustellen, dass sie einfach umgezogen ist, weit, auf einen anderen Kontinent. Doch das Schlimmste daran war, die Bewusstheit dessen, dass egal wo sie suchen würde und egal wie lange, sie würde sie einfach nie mehr finden. Nie mehr ihre Stimme, nie mehr ihr erfrischendes Lachen hören.
Und dann verging etwas Zeit und das Leben nahm seinen üblichen Lauf. Sie musste weiter leben, auch ohne sie, mit dem furchtbaren Unterschied keine Freundin, wahre Freundin mehr zu haben.
Sie hoffte, dass Mariola sie im Traum besucht oder ihr als Geist in Erscheinung tritt. Sie hatte sich so nach ihr gesehnt. Doch es geschah einfach nicht. Es verflogen ein paar Jahre, in denen das Leben einiges mit sich brachte, eine neue Liebe, Job neue Bekannte aber auch Probleme. Probleme, die sie sonst nur Mariola erzählen würde, weil sie wusste, dass sie sie ernst nehmen und sie ermuntern würde nicht aufzugeben oder einfach die Dinge aus einen neuen Perspektive zu sehen. Aber sie war nicht mehr da. In der schwierigen, mit großen persönlichen Problemen behafteten Zeit, vermisste sie Mariola noch mehr! Sie fühlte sich so machtlos und hilflos, dass sie sich in den Schlaf flüchtete um nicht mehr über alles nachdenken zu müssen. Sie hoffte auch insgeheim, Mariola würde sie irgendwann im Traum besuchen kommen.
Und dann geschah es! Sie lief im Krankenhaus die Treppe hinauf, zu der Station auf der Mariola damals als junge Krankenschwester gearbeitet hatte. Und als sie den letzten Treppenabschnitt hinaufging, öffnete sich die große Tür, die zu der Station führte und Mariola stand da. Beide wussten, dass sie tot ist. Sie hatte nichts an, außer einem weißen Lacken mit dem sie sich bedeckte, wie mit einem großen Badehandtuch. Sie fielen sich in die Arme und hielten sich ganz fest. „Wo warst du so lange, ich hab immer auf dich gewartet und gehofft, dass du mich im Traum besuchst oder als Geist zu mir kommst aber das passierte einfach nicht. Endlich!!! Ich freue mich so sehr dich zu sehen!“ Und beide weinten sie vor Glück, sich wieder zu haben.
Mariola sagte: "Auch wenn du mich nie gesehen hast, ich war oft da." Dann zeigte sie eine kleine Figur, die sie in der Hand hielt, einen kleinen Vogel. "Schau, wann immer du einen solchen Vogel siehst, der den Kopf nach unten hält, dann weißt du, dass ich nicht da bin, aber wenn der Vogel nach oben guckt, bin ich zwar nicht sichtbar aber da! Und ich möchte, dass du weißt, dass ich immer für dich da sein werde, wenn du denkst, dass du es nicht mehr schaffst. Ich bin bei Dir."
Sie wachte danach sofort auf und fühlte sich wie neu geboren. Sie wusste, sie ist nicht mehr allein und sie wusste, dass alles gut wird.

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Tag der Veröffentlichung: 17.11.2010

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