Da saß sie im strömendem Regen und hatte sich über einen alten Mann gebeugt der bewusst los am Boden lag. Keiner blieb stehen um ihr zu helfen. Sie war nicht älter als neun.
Justus war in seinem Zimmer, er packte seine Basketballtasche. Ein Schuh fehlte. Er fluchte und sah sich in seinem Zimmer um. Da stand er auf der Fensterbank. Als er nach dem Schuh griff schweifte sein Blick nach unten auf die Straße hin ab. Er sah das kleine Mädchen mit dem alten Mann, verschwommen. 5 Minuten hatte er noch. Darum lief er in den Keller und wühlte nach der Ballpumpe. Der Keller war dunkel und er konnte kaum was erkennen, doch schließlich lief er mit einem fest auf gepumpten Ball wieder nach oben in sein Zimmer. Der Regen rann die Fenster hinunter und auf seiner Fensterbank bildete sich langsam aber deutlich eine Pfütze. Das Mädchen saß noch immer auf der Straße, neben ihr lag eine aufgeweichte rote Wollmütze. Ein Mann, nobel und fein gekleidet warf eine Münze in den Hut. Das blonde kleine Mädchen sah ihn fassungslos an. Justus riss sich von dem Anblick des Mädchens los, er würde sich beeilen müssen um pünktlich zu kommen. Er lief die Treppen zur Haustür hinunter, gleich als er den ersten schritt vor die Tür wagte war er klitsch nass, die Kleider klebten ihm eng am Körper und sie Haare hingen ihm wirr im Gesicht, Regen tropfte von seiner Nase. Fern durch den Regenschleier konnte er die zarte heisere stimme des Mädchens hören: „Hilfe, bitte hilf mir doch einer. Er ist der einzige den ich noch habe.“ sie war dem weinen so nahe. Justus versuchte sie zu ignorieren, er kam eh schon zu spät. Aber er wusste das er besser zum Training zu spät kam, als die Hilfe für den alten Mann. Er kniete sich neben die kleine und sah sie an, man konnte Tränen nicht von Regen unterscheiden. Ihre Lippen waren dunkel vor Kälte. Er zog seinen Mantel aus und legte ihn ihr über die Schultern auch wenn es nicht mehr viel brachte. Er kramte in seiner Tasche bis er schließlich das Handy fand und den Notruf wählte. Das Mädchen neben ihm zitterte vor Angst und Kälte, sie würde sich den Tod holen wenn sie nicht schnell ins Warme kam. Er hatte kein Empfang und wollte aufstehen und gehen, die kleine merkte was er vor hatte, ihre Stimme hatte kaum noch kraft: „Bitte lass mich nicht alleine .“ er ließ sich wieder neben ihr sinken, legte die Hand an den Hals von dem Alten Mann, er konnte keinen Puls fühlen. „Es ist zuspät für ihn.“ Das kleine Mädchen brach in sich zusammen. Er hob sie behutsam hoch. Und brachte sie zu ihm nach hause. Er wickelte sie in alle Decken die er finden konnte. Dann trat er ans Fenster, da lag der alte Mann, reglos und eiskalt und seine Baskettballtasche stand einsam daneben. Er wählte erneut den Notruf, vielleicht war es noch nicht zu spät...
Texte: Copyrights by Nadja Wagner
Tag der Veröffentlichung: 26.10.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
für Justus, der dieser Geschichte die Hauptperson gab.