Cover

Ich, die Spinne
Erster grausamer Akt:

Kreuzspinne, ja so werde ich genannt,
völlig ungefährlich für Menschenhand.
Warte in der Mitte meines Netzes,
auf ein Opfer, nicht unbedingt was Fettes.
Kleine Fliegen oder Ungeziefer
sind mir da schon lieber.
Selten war ich an meines Netzes Rand
zum Verstecken, Verdrücken – wo mich niemand fand.
Mein Radnetz hab ich schön gesponnen,
zwischen Tomatenstöcken, um mich zu sonnen.
Ziemlich lang hat es dann schon gedauert,
als sich was verfing im Netz, wo ich gelauert.
Schnell war ich bei der Biene, und mit einem Biss
hab ich sie gelähmt, bevor sie mir entriss.
mit meinen langen Fangarmen vor dem Kiefer,
bohrte ich mich in das Opfer, jenes Ungeziefer.
Es ist mir dann egal ob die Biene stirbt.
Ich fresse Sie sowieso. Dass es mir den Appetit nicht verdirbt
umwickle die Gebeine mit Kokon, spritze hinein meine Säfte
zur Verdauung, so dass Essbare sich zersetze.
Nun folgt des Rituals grausamster Akt:
Ich sauge alles aus, weil ich einfach Hunger hab.
Total erschöpft und völlig ausgelaugt
fühlte ich mich meiner Kräfte beraubt.
So warte ich dann wieder in der Mitte meines Netzes
auf ein neues Opfer, nicht unbedingt was Fettes.

Ich, der Vogel.
Zweiter grausamer Akt:

Ein Singvogel, ja das bin ich.
Mein Gesang eher weich und schwermütig.
nicht zu verwechseln mit dem Zilp Zalp.
Ein Filtris, das ich bin ich! Nun, so sei es halt.
Sehr lebhaft spring ich von Ast zu Ast,
doch kaum du mich gesehen hast
bin ich nun weiter von Baum zu Baum.
Ja, ich liebe meinen Lebensraum.
So allerlei finde ich hier zum Fressen:
Insekten und Spinnen auf Geästen.
Nun wart ich auf meinem Aste da.
Doch was ist da zwischen Tomatenstöcken? Wunderbar!
Ein gefundenes Fresschen zwischendurch, ja genau!
Die Spinne ich jetzt in die Pfanne hau.
Ganz schnell geht’s nun von Ast zu Ast,
doch kaum sie mich gesehen hat,
packe ich auch schon mit meinem Schnabel zu.
Sie wehrt sich gar heftig und lässt mir keine Ruh.
Windet ihren Körper mit Leibeskräften um mir zu entrücken,
doch brauche ich nur mit meinem Schnabel fest zuzudrücken.
Gequetscht, zerdrückt hab ich sie und geschunden.
Hauptsache ich hab mein Fressen gefunden.
Nun weiter geht’s, von Baum zu Baum.
Ja, ich liebe meinen Lebensraum.


Ich, wer? Das sei noch nicht verraten.
Dritter grausamer Akt:

Dämmerung. Nun bin ich unterwegs - auf Tour.
Bin Nachtaktiv und grad erwacht, durch meine innere Uhr.
Doch was rieche ich da? Ist nicht all zu fern!
Es steht dort auf der Straße, so was hab ich gern.
Ich schleiche mich vorsichtig in die kleine Höhle rein.
Es ist sogar kuschelig warm, so soll es sein.
Was Schönes, Weiches, Langes hab ich hier und werde es wagen,
das Ding einfach ganz schnell durchzunagen.
Die Menschen ärgern sich darüber furchtbar viel.
Weiß gar nicht, was der mit meiner schönen neuen Höhle will.
Egal, was soll´s! Wer bin ich, dass ich lange darüber hader.
Darf ich mich vorstellen: Ich bin der Steinmarder.
Um von meinem Verlust schnell wegzukommen,
überlege ich ganz besonnen...
Muss nicht lange darüber nachdenken.
Meine Augen sich automatisch auf Beute lenken.
Was macht der kleine Vogel da mit der Spinne?
Schnappt sich mir meine Beute weg, glaubt wohl, sie gewinne!
Hüpft mal hierhin und mal dorthin, immer an einen anderen Ort.
Versucht wohl, abzuhauen, gleich ist sie fort.
Jedoch besitze ich viel Geschick und Schnelligkeit,
setze dem Vogel ganz flink nach, „ Pass nur auf du kommst nicht weit! “
Ganz nah bin ich jetzt, ein beherzter Sprung,
das Federvieh kommt um den Tod nicht rum.
Mit einem Haps war´s verschwunden in meinem Mund,
nach ein paar Bissen verschluckt, lag im Magen: kugelrund.
Egal, was soll´s! Wer bin ich, dass ich lange darüber hader.
So bin ich halt. Wie kennt man mich sonst als Steinmarder.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /