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Leseprobe

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Getrieben

Weitere Titel von Marita Sydow Hamann

Über die Autorin

Leseprobe aus dem Fantasy-Roman "Lovisa - Der Riss im Universum"

Getrieben

 

Minikurzgeschichte

von

Marita Sydow Hamann

 

Genre: Horror

Marita Sydow Hamann

Getrieben – Minikurzgeschichte

 

1. Auflage 2016

Copyright © Marita Sydow Hamann

Text, Illustrationen, Cover, Layout, Fotos: Marita Sydow Hamann

Hamneda, Schweden

Lektorat: Anja Weggel

Alle Rechte, einschließlich das der Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, auch auszugsweise, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages/der Autorin.

Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, Orten oder sonstigen Begebenheiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

www.marita-sydowhamann.com

maritash73@gmail.com

Getrieben

 

Die salzig feuchte Luft verriet die Nähe zum Hafen. Geräuschlos, fast wie auf sanften Pfoten, ging er die schmale Gasse im Schatten der hohen Häuser entlang. Ihr Duft hing zwischen den baufälligen Mauern, schwer, süß und klebrig, wie zu viel Honig an einem zu kleinen Löffel. Lockend. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Er konnte das Geklapper ihrer hohen Absätze auf dem Kopfsteinpflaster dumpf widerhallen hören. Das gleichmäßige Klack, Klack, Klack unterbrach und wechselte die Tonhöhe, jedes Mal, wenn sie auf der unebenen Straße mit den Pfennigabsätzen ins Stocken geriet. Er hatte nur einen kurzen Blick auf ihre Gestalt erhaschen können, als sie den Park verließ, um in die Gasse einzubiegen. Aber der hatte gereicht. Lange Haare, schmale Silhouette, klassische Gesichtszüge. Und jung. Blutjung. Und blutgefüllt … Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, er leckte sich begierig über die bläulichen Lippen. Ein erwartungsvolles Ziehen zog sich durch seinen kräftigen Körper. Ein dunkles Geräusch entfuhr seiner haarigen Kehle – wie ein dumpfes Grollen. Eine Katze fauchte und ergriff die Flucht. Im fahlen Mondlicht sah er ihren Schatten zwischen überquellenden, faulig stinkenden Mülltonnen verschwinden. Sie spürte die Gefahr wie eine fassbare Vibration, getragen durch unsichtbare Fäden und dennoch fast greifbar. Er lachte leise in sich hinein, sog den Duft der Frau tief in seine Lungen und folgte dem schwacher werdenden Klack, Klack auf leisen Sohlen – schneller, um sie einzuholen, aber dennoch langsam genug, um die Vorfreude zu genießen.

Je näher er ihr kam, desto häufiger drehte sie sich um. Sie sah ihn nicht, dafür war er zu geschickt, doch nicht nur Katzen haben ein Gespür für Gefahren. Er konnte ihr wachsendes Unbehagen an ihrer schneller werdenden Gangart und den zunehmend hektischen Bewegungen wahrnehmen. Absichtlich ließ er sie seinen Schatten sehen. Sie zuckte zusammen, spähte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit, dann eilte sie noch schneller die Gasse entlang. Klack, Klack, Klack …

Er konnte ihre Angst nun endlich riechen – sog den aufregenden Duft durch seine aufgeblähten Nasenflügel und leckte sich den Vorgeschmack seiner Beute von den Lippen. Von den Lefzen … Seine Gestalt wuchs, Nägel wurden zu Krallen, seine Zunge fuhr lustvoll über spitze Fangzähne. Im Schatten der fahlen Scheibe über den Dächern der Stadt setzte er zum Sprung an. Kräftige Muskeln spielten unter einer viel zu behaarten Haut, ein leises Knurren, dann schnellte er vorwärts und hing nur Sekunden später an ihrer Kehle.

Ihr Schrei erstickte in ihrem eigenen Blut – nur ein klägliches Gurgeln erklang. Sie zappelte, trat und kratzte, bäumte sich panisch auf, während ihr Blut an ihrer zerfetzten Kehle herablief, sich seinen Weg zwischen ihre prallen Brüste suchte. Ein metallischer Geruch verteilte sich, mischte sich mit ihrer Angst, hüllte ihn ein und steigerte seine Lust ins Unermessliche. Er konnte ihre Angst spüren, als wäre es seine eigene, leckte die Panik von ihren zitternden Brüsten und labte sich an ihrem Schmerz. Mehr! Er brauchte mehr! Er riss ihr die Bluse vom Leib, das Geräusch trieb in fast zur Ekstase, dann stieß er seine Fangzähne tief in ihre rechte Brust. Weiteres Gurgeln dämpfte ihre Schreie.

»Niemand hört dich, süßes Mädchen.« Seine tiefe, raue Stimme überraschte durch einen melodischen Singsang – lockend, reizend, neckend. »Keine Schreie, nur du und ich, dein Blut und deine Schmerzen.«

Tränen liefen ihr die Wangen hinab, ihre Augen schienen aus den Höhlen zu quellen.

»Süßes Mädchen, süße Tränen«, lachte er leise in sich hinein und leckte ihr mit einer blauen Zunge die salzigen Tränen aus dem Gesicht. Dann beugte er sich über sie und biss und riss, saugte und leckte, zerfetzte und kaute, horchte entzückt ihrem gurgelnden Schreien, bis sie schwächer wurde, bis ihr Körper langsam unter seinen Attacken erschlaffte und letztendlich leblos in

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 01.12.2016
ISBN: 978-3-7396-8604-2

Alle Rechte vorbehalten

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