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Stress kann tödlich sein


Wieder schaute ich auf die Uhr. Die Bedienung war mal wieder eine Aushilfe, total langsam und um die Mittagszeit heillos überfordert. "hm hmmmm hmmmmhmm", wieder summte ich diese Einlullmusik mit während ich wartete, dass ich an der Reihe war. 'Ich sollte mir wirklich ein anderes Café suchen' dachte ich eben noch, als mich die Bedinung ansprach.
"Ihre Bestellung bitte!" Sie klang etwas genervt.
Mein Summen verstummte augenblicklich. "Einen Kaffe und ein Stück Fudge-Muffin zum mitnehmen." Antwortete ich und kramte in der Zwischenzeit nach meinem Geldbeutel und zählte die Münzen ab.
"Fünf Euro dreißig." Ruppig stellte Molly, ich konnte nun ihren Namen auf einem Schildchen lesen, den Becher und die Tüte mit dem Muffin auf die Theke und strecke ihre grobe Hand aus, um das Geld in Empfang zu nehmen. Ich ließ die Münzen in ihre Hand gleiten. Diese schloss sich augenblicklich um das Geld, als ob es um ihr Leben ging, während ich den Muffin in meiner Tasche verstaute und den Kaffee mitnahme auf den Weg nach Draußen. Es glich einem Slalomlauf, da der Laden brechend voll war. Die wartenden Gäste schauten auf meinen Kaffee, als ob sie überlegen würden, ihn mir aus den Händen zu reißen, weil sie es nicht mehr erwarten konnten. Mein Griff wurde etwas fester um den Pappbecher, als ob es um mein Leben ginge. Egentlich blöd, so zu reagieren, aber schließlich musste ich auch fast fünfundzwanzig Minuten warten.

Ich nahm den Weg durch den Park um zurück zum Bankgebäude zu kommen. Es war der kürzeste Weg und ich schritt groß aus. Der heiße Kaffee verbrühte mir meine Zunge und Gaumen, aber meine Pause war schon seit zehn Minuten zu Ende und musste eilig zu einer Besprechung. Wieder schaute ich prüfend auf meine Uhr als mich plötzlich ein Jogger heftig anrepelte und mir somit meinen Becher aus der Hand schlug.
"Hey, pass doch auf" rief ich ihm noch nach und rieb mir meine Schulter, bückte mich um den Becher aufzuheben und ihn wütend in den nächsten Mülleimer zu werfern. Dieser Idiot hatte mir jetzt wirklich meine restliche gute Laune vermießt. Verdamt, hatte der Typ Knochen aus Stahl? Wieder berührte ich meine linke Schulter, doch was das? Ich spürte diese Berührung nicht. Nur der dumpfe Schmerz pochte darin. Verwundert zog ich meine Jacke aus und legte sie zusammen mit meiner Tasche auf der Bank ab, die praktischer Weise neben dem Mülleimer war. Vorsichtig tastete ich wieder meine Schulter ab. An einer Stelle des Gelenks zuckte ich zusammen. Ein Schmerz jagte durch meinen Körper als ob er brennen würde. Mir wurde schwindlig und ich musste würgen.
Was schauten mich denn die Leute so blöd an, als ob ich ein Alien wäre. Ich musste mich setzten, alles drehte sich um mich und die Übelkeit wurde schlimmer. Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände. Ein schmerzhaftes Stöhnen verließ meine Lippen, ohne dass ich es wirklich noch wahr nahm.
"Miss? Miss!" Von weit her hörte ich eine Stimme. Jemand fasste mich an der rechten Hand an. Dies brachte mich wieder etwas zurück in die Gegenwart. Als ich aufblickte sah ich eine junge Mutter mit ihrem Kinderwagen vor mir stehen. Ich richtete mich auf und plötzlich schreite die Frau. Es war ein markerschütternder Schrei. Mein Blick wanderte zu meinen Händen, sie waren blutüberströmt und es sah so aus, als löste sich das Fleisch auf und wurde faulig schwarz. Ich sah nichts mehr, ich hörte nur noch das dumpfe langsamwerdendes Pochen meines Herzens. Dann war da nichts mehr.

Etwas später, selber Park


"Stjepan, deine Lieferung ist morgen da."
Ein Lieferant war mit seiner Familie im Park unterwegs und kam zufällig am Eisstand von mir vorbei. Er kaufte seinen Kindern je zwei Kugeln Eis und ging unbeschwert wieder weiter mit ihnen. Die Sonne lockte viele Leute heute in den Park, obwohl es unter der Woche war. Aber zur Mittagszeit gab es nichts Schöneres als draußen zu sein. Für mich war das jedoch Alltag. Ich hatte mir hier im Little Green Park ein kleines Fleckchen ergattert wo ich mit meinem Handwagen Eis verkaufte. Es machte mir Spaß. So auch heute, obwohl ich spät dran war, die Straße zum Park war gesperrt. So waren die meisten Geschäftskunden schon wieder bei der Arbeit und die Leute im Park waren eher mit ihren Hunden und Kindern beschäftig. Ich setzte mich also auf meinem Klappstuhl und schlug die Zeitung auf. Am anderen Ende des Parks schien etwas passiert zu sein. Blaulicht und Sirenen ließen mich von meiner Zeitung aufblicken. Eine Frau kreischte, dann noch eine. Neugierig geworden, stand ich von meinem Stuhl auf. 'Was war da nur los' fragte ich mich. Ein Jogger kam an meinen Stand. "Hey, haben Sie gesehen, was da drüben los ist?"
Der Typ sah irgendwie seltsam aus. Total vermummt, obwohl es angenehme zwanzig Grad hatte. Er schüttelte den Kopf. "Nein. Eine Kugel Haselnusseis bitte."
Ich gab ihm das Eis, er zahlte passend mit Münzen, doch was war das? Als ich meine Hand um diese schloss, schnitt sich etwas in meine Handfläche. Erschrocken ließ ich das Geld fallen und schaute meine Hand an. Darin steckte ein zwanzig Cent Stück. Die Seiten waren irgendwie scharfkantig, so als ob sie geschliffen wurden. Vorsichtig und mit spitzen Fingern zog ich mit der unversehrten Hand das Geldstück raus. Es brannte wie Feuer und ich fluchte vor mich hin. Die verletzte Hand an meine Brust pressend suchte ich nach dem Verbandskasten, den ich immer unten in einem Fach hatte. Mit links stelle ich mich so ungeschickt an. Da half auch das Zittern nicht, das plötzlich über mich kam. Der Verbandskasten fiel mir aus der Hand. "Verdammter Mist" fluchte ich vor mich hin. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Als ob alle verschwunden wären. Ein Schwall Schmerzen durchzog meinen rechten Arm. Ich schaute auf meine Hand hinab.
"Oh Scheiße, was ist das denn?"
Meine Stimme war auf einmal ganz schrill und panisch. Von der Wunde in der Handfläche breitete sich eine Schwärze aus. Das Fleisch faulte an der Hand weg. Ich musste mich übergeben. Das half aber nicht wirklich. Mein Kopf pochte auf einmal heftig, als ob er platzen wollen würde. Wieder eine Welle der Übelkeit, die meinen Körper schüttelte. Mir wurde schwarz vor Augen und ich merkte, wie ich zur Seite fiel. Noch bevor ich vollends auf dem Boden lag, war ich bereits tot.

Na, wird es noch ein Opfer geben? Dranbleiben, dann erfahrt Ihr es :). <Fortsetzung folgt>

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.11.2011

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