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1.



Ich liebte die Natur, doch noch mehr als alles in ihr, liebte ich den Wald.
Es war also nicht gerade ein Wunder das der Platz, an dem ich am liebsten den ganzen Tag saß, ein riesiger Felsen war, der auf einer kleinen Lichtung, inmitten eines fast undurchschaubaren Waldes stand. Die Sonne fing im Westen gerade an unterzugehen. Dies färbte den Himmel rosa und ich konnte meinen verträumten Blick in einem Meer voller frischer und schöner Farben schweifen lassen.

"Kommst du auch mal wieder dort herrunter, Sam?" kam es von unten.
Ich setze mich auf und die spitzen Steine, die auf dem Felsen lagen, zerkratzten mir die Hände. Trotz der leichten Schmerzen krabbelte ich auf allen Vieren zum äußersten Rand und sah meine große Schwester Judy, mit den Händen in die Hüfte gestützt, unten mir stehen.
"Ich komm gleich!", rief ich zurück und winkte ihr zu.
"Mom hat gekocht also komm, beeile dich, oder sie denkt noch das du ihre Bemühungen gut zu kochen nicht genug würdigst!" Sie lachte kurz auf, drehte sich um und lief zurück auf den Waldweg, von dem aus sie gekommen war.
Seit meine Mutter angefangen, hatte diese komischen Kochsendungen zu gucken fand sie, dass sie die Rezepte direkt danach ausprobieren müsste. Und wenn man einmal zu spät kam, dachte sie gleich man freute sich nicht auf das leckere Essen. Auch musste man bei ihr sehr auf das Essenstempo achten. Wenn man zu schnell oder zu langsam aß, wurde sie gleich beleidigt.
Das war ein selbsamer Tick von ihr, aber so war meine Mutter nun mal, immer etwas verrückt.                       

Ich drehte mich auf den Bauch und lies mich langsam am Felsrand hinunter. Die Steine kratzen an meinen Armen und Beinen. Suchend tastete ich mit meinem Fuß vorsichtig nach dem nächsten Felsvorsprung und nach kurzem herumgezappel, fand ich ihn auch. Ich ließ mich hinunter, suchte mit meinen Händen nach einen passenden Griff und sprang die letzten Meter herunter. Dann guckte ich mich um und versuchte den Waldweg zwischen den vielen Bäumen ausfindig zu machen. Als ich ihn dann endlich gefunden hatte, rannte ich auf ihn zu.
Immer wenn ich in den Wald eintauchte, wurde es schlagartig stockdunkel, nur manchmal traffen vereinzelte Sonnenstrahlen, die sich einen Weg zwischen der ganzen Blätterpracht gebahnt hatten, den feuchten Erdboden. Jetzt, am Abend, konnte man viele Vögel singen hören und auch andere Tiere auf dem Waldboden entdecken. Doch das interessierte mich gerade reichlich wenig. Als ich wieder aus dem Wald trat, konnte ich schon das Haus meiner Familie erkennen.
Ich rannte so schnell ich konnte über den, mit Blumen übersäten, Rasen. Und nach wenig später tauchte die Veranda vor mir auf und ich sprang sie leichtfüßig hoch und lief fast, mit dem Schwung, den ich geholt hatte, gegen die geschlossene Hintertür. Ich drehte den Knauf und stieß sie auf.
"Ah, da bist du ja! ", sagte meine Mom aus der Küche.
"Entschuldigung! Ich war noch im Wald. " antwortete ich. Ich hüpfte auf meinem linkem Bein auf die Küche zu und versuchte mir dabei umständlich den Schuh auszuziehen und nicht dabei umzufallen.
Als ich dann endlich beide Schuhe ausgezogen hatte, schmiss ich sie unsacht in die Ecke neben der Tür und ging in die Küche, wo alle schon auf ihren Plätzen saßen und das Essen verspeisten.
"Und einen schönen Tag gehabt, Schätzchen?", fragte mein Vater und sah von seinem Teller Spaghetti hoch.
"Ja, alles prima! Ich hab in der Schule zwar eine Arbeit verhauen, aber sonst ist alles toll." lächelte ich ihn an.
"Schon wieder eine?", fragte meine Mutter besorgt.
"In Mathe. Ich hab wirklich gut gelernt und alles, aber dann waren da immer so schwierige Fragen und die hab ich nicht verstanden. Ich hatte wirklich keine Ahnung, dass die drankommen würden!" stammelt ich hervor. Meine Mutter ließ es erst einmal so stehen, denn ich wusste, dass sie gemerkte hatte, dass ich es mit der Wahrheit gerade nicht so genau nahm. Ich musste zugeben ich hatte zwar ein paar Tage gelernt, aber die restlichen zwei Wochen hatte ich mit Freundinnen verbracht oder war wie im Halbschlaf durch die Räume unsers Hauses gewandert.
"Setz dich jetzt erst einmal! ", Melodie, meine Mom zog meinen Stuhl zurück und stellte einen vollen Teller auf den Tisch vor mir. Ich aß alles genießerisch und stand auf. Ich stellte mein Geschirr in die Spülmaschine und ging, nachdem ich mich für das leckere Essen bedankt hatte, nach oben auf mein Zimmer. Ich hatte eines der kleinsten im ganzen Haus erwischt, nur unsere Speisekammer war noch kleiner. Ich hatte es aber trotzdem nach meinem Geschmack so schön wie möglich eingerichtet.
Ich hatte die Wand rechte von der Tür Waldgrün gestrichen, wo auch eine kleine Sitzniesche war.
Gleich daneben stand eine große Kommode, weil ich Schränke immer so umständlich fand und über ihm hang ein großer Spiegel.Auf der gegenüberliegenden Wand stand nur mein weißes Bett.
Die Matratze lag extra hoch und war deswegen mein ganzer Stolz. Überall auf dem Bett waren grüne Kissen verteilt und über meinem Bett war ein Bild von einer wunderschönen Landschaft aufgehangen worden.
Ein großes Fenster, was den ganzen Raum in ein weiches Licht tauchte, war auf der anderen Seite des Zimmers. Ein kleiner weißer Eckschreibtisch stand an der rechten Wandecke.
Auf ihm, mein heiß geliebter Laptop. Ich schmiss mich auf mein Bett und griff umständlich nach meinem Mathebuch, das auf dem Boden neben mir lag.Um mir die Sachen noch einmal anzugucken, die ich in der Arbeit verhauen hatte. Ich wollte mich nicht wieder vor der ganzen Klasse blamieren lassen.
Mein Lehrer hatte irgendetwas gegen mich. Ich wusste zwar nicht genau, was und warum überhaupt, aber es war halt so und damit musste ich mich, nach den ganzen Jahren, in denen ich diesen Lehrer hatte, nun einmal abfinden. Letzte Stunde erst, als wir die Arbeiten zurück bekommen hatten, nahm er mich gleich als Erste dran, um an die Tafel zu kommen, natürlich konnte ich die Aufgabe, die er mir gab, nicht lösen und Chris, ein Freund von mir, musste mir zur Hilfe eilen.
Wann immer ich dran kam, was nicht selten war, sollte ich immer das vorrechnen, was ich in der Klassenarbeit nicht konnte. Ich fand es immer total peinlich, wenn ich vorne stand und mein Lehrer mich pausenlos nur zur Schnecke machte und manche Schüler sich vor Lachen ihre Münder zuhielten. Als ich also so in das Buch starrte, kapierte ich wieder mal nichts.
Und als mein Kopf schon fast am explodieren war, beschloss ich nachher einfach meine Schwester zu fragen, bevor ich noch völlig durchdrehte. Ich rollte mich auf den Bauch und stand nicht gerade sehr elegand auf. Ich schlurfte zum Schreibtisch und ließ das Buch unsacht auf die Platte fallen. Danach klappte ich meinen Laptop auf und ließ mich auf meinen Drehstuhl fallen. Während ich meinen Laptop anschaltete und drehte mich auf dem Schreibtischstuhl hin und her. Als ich bemerkte, dass mein PC hochgefahren war, tippte ich mein Passwort ein und öffnete meinen E-Mailaccount. Ich hatte 1 neue Nachricht.
Meine beste Freundin Cassedie Baker schrieb: "Hey mein Süße. Ich muss dir die neusten Infos geben. Ich war ja gestern in dieser tollen Disco und "zufällig" war dieser mega heiße Typ Ryan auch da! Und wir haben so getanzt und ...
Aber das Weiteres erzähl ich dir lieber in der Schule :) . Bis morgen dann also. Ich hab dich lieb!"

Ich grinste, denn Cassedie verliebte sich wirklich JEDE Woche in einen anderen Typen!
Die Leute aus meiner Schule würden, wenn das mit Cassedie und Ryan für den Moment klappte, wahrscheinlich wieder, wie bei den letzten drei anderen Typen, darauf wetten, wie lange die Beziehung halten könnte.
Ich war das genaue Gegenteil von Cassedie. Ich hatte erst einen Freund gehabt und wir hatten uns erst vor ein paar Tagen getrennt. Darüber war ich noch nicht richtig hinweg, immerhin waren wir fast vier Jahre zusammen gewesen. Sein Name war Logan Harson.
Ein, wie ich fand, immer noch heißer Typ, mit einer blonden Surferboymähne und himmelblauen Augen. Wenn ich ehrlich war, hatte ich letzte Nacht von diesen Augen geträumt, weil sie einfach so einzigartig waren. Immer wenn er lächelte, glitzerten sie so süß.
Der Trennungsgrund war, weil er immer anhänglicher wurde, mich irgendwann nicht mehr in Ruhe ließ. Immer musste er wissen wo ich gerade war und mit wem.
Am Schluss ging er sogar an mein Handy, weil er dachte, dass ich ihn mit irgendwem anders betrügen würde. Damit konnte ich ja noch leben, aber als er damit anfing mich dann noch zu verfolgen, mir nachzuspionieren und jeden Jungen doof anzumachen, der mit mir sprach, ging er wirklich zu weit!
Also machte ich mit ihm Schluss und nahm mir vor, ihm die nächsten Tage aus dem Weg zu gehen.
"Sam!", schrie Judy.
"Was ist!", rief ich zurück.
"Komm mal bitte." Ich schloss das Fenster auf meinem Laptop, stand auf und schluffte zur Tür.
"Wo bist du denn?", fragte ich.
"Im Badezimmer." Ich ging den Flur entlang und trat ins Zimmer vor mir.
Judy hatte sich ein weißes Handtuch um ihren Körper gewickelt und stand vor dem Waschbecken. Sie kam gerade aus der Dusche und schaute unglücklich in den Spiegel.
"Was ist los?", fragte ich und stellte mich hinter sie. Ich konnte nur knapp über ihr Schulter gucken.
Sie hatte die schöne Größe von meinem Vater geerbt. Ich leider nicht.
"Ich hab gleich ein Date und ich seh so hässlich aus!"jammerte sie und zog einen Schmollmund.
"So scheiße siehst du nicht aus." grinste ich sie an.
"Ja, ja. Wie nett von dir, aber kannst du mir ein bisschen helfen?"
"Klar mach ich. Und wer ist der Glückliche?" fragte ich.
"Kennst du wahrscheinlich nicht. Aiden Moon! Aber sag Mom und Dad nichts davon, du weißt ja, wie die drauf sind." bat sie.
"Klar mach ich nicht." Ich lächelte sie an. Das letzte Mal, als meine Eltern den neuen Freund von Judy kennengelernt hatten, kramten sie gleich irgendwelche alten Familiengeschichten heraus und hielten den armen Jungen Stunden lang in unserem Haus mit ihrem unaufhörlichen gerede gefangen. Ich ging zu dem Stuhl, der in der Ecke des Raumes stand, und zog ihn mit zu meiner Schwester. Ich packte sie an ihren Schultern und drückte sie so herrunter das sie auf dem Stuhl platz nahm. Ich griff um sie herum nach der Haarbürste und kämmte ihre noch feuchten Haare.
"Au, nicht so dolle!" motzte Judy und faste sich an den Hinterkopf.
"Tschuldigung.", nuschelte ich. Den restlichen Teil versuchte ich etwas vorsichtiger zu kämmen.
Als ich alle Knoten rausgekämmt hatte, schnappte ich mir den Föhn, steckte ihn in die Steckdose und föhnte ihr die blonden Haare. Als ich alles getrocknet hatte, ging ich um sie herum und überlegte, was für eine Frisur ihr stehen würde. Ich entschied mich für einen eleganten Look.
Ich toupierte die Haare hinten etwas hoch und befestigte sie mit Haarnadeln. Dann kramte ich aus einer Schublade einen Lockenstab und wickelte ihre Haare, die jetzt über ihr rechte Schulter fielen, um ihn.
Als ich damit fertig war, ihr schöne Locken zu machen, betrachtete ich mein Werk.
Sie sah wirklich wunderschön aus! Dann kämmte ich ihr etwas längeres Pony zur rechten Seite und vollendete mein Kunstwerk mit viel Haarspray. Ich holte meine Schminktasche aus dem Badezimmerschrank und trug etwas Make-up auf dem Gesicht meiner Schwester auf. Danach kam noch ein wenig Rouge. Ich kramte Wimperntusche, einen Kajalstift, Eyeliner, Liedschatten und einen Lippenstift aus der Tasche. Ich trug einen braunen Liedschatten leicht auf und danach folge der Eyeliner, die Wimperntusche und der Kajalstift. Zum Schluss schminkte ich ihr vollen Lippen noch rot.
"So, fertig!" Da ich die ganze Zeit vor ihr stand, konnte sie nicht in den Spiegel gucken, aber als ich ihr aus dem Weg ging, wich dem aufgeregten Blick ein begeisterter.
"Das hast du wirklich toll gemacht. Ich seh ja jetzt richtig gut aus!" freute sie sich.
"Und was willst du dazu anziehen?", fragte ich interessiert.
"Ich dachte an ein schönes blaues Kleid."
"Dann zieh dich schnell mal um." Ich hatte meine Schwester noch nie so aufgeregt gesehen.
Vielleicht war es ja dieses Mal der Richtige. Meine Schwester war schon zwanzig und hatte immer so ein Pech mit den Männern ! Es grenzte fast an ein Wunder, dass ihre letzte Beziehung ein halbes Jahr gehalten hatte.
Ich setzte mich auf den Stuhl, auf dem Judy zuvor gesessen hatte und wartete auf sie.
Nach ein paar Minuten kam sie wieder aus ihrem Zimmer mit einem schönen blauen Kleid.
Es hatte breite Träger, die sich elegant an ihren Schultern formten. Das Kleid war bis zur Hüfte eng am Körper anliegend geschnitten, ging danach aber weit auseinander und reichte ihr bis zu den Knien.
Der unter dem Kleid liegende Tüll war länger als das Kleid und kam unter dem Kleidersaum hervor.
Ihre zierlichen Füße steckten in blauen Pumps, die mit einem Riemen festgemacht wurden.
Um Judys Hals hing eine kleine Kette und sie hatte silberne Creolen an.
An ihrem linken Handgelenk klirrten vier silberne Armreifen.
"Wow, du bist echt der Hammer!" bewunderte ich.
"Danke!" sie grinste mich an. Es klingelte unten und ich rannte an meiner Schwester vorbei, damit ich das Date von meiner Schwester einmal unter die Lupe nehmen konnte, bevor Judy mit ihm wegfuhr, wenn meine Eltern das nicht machten, musste es halt jemand anderes tun.
Ich übersah fast die letzte Stufe, konnte aber mein Gleichgewicht wiederfinden, indem ich mit dem anderen Bein alles wieder ausglich. So schnell ich konnte machte ich die Tür auf und sah gegen eine Brust.
"Hallo. Du musst die kleine Schwester sein." sagte eine tiefe Stimme. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, bevor ich Aiden ins Gesicht sehen konnte. Er hatte schwarze kurze Haare, ein weiches, aber doch markantes Gesicht mit einem drei Tagebart, was ihm einen männlichen Teint verlieh. Seine Augen waren so dunkel, dass man die Pupillen fast nicht mehr sehen konnte, und hatten irgendwas gefährliches an sich. Er hatte Sneakers, eine lockere Jeans und ein dunkles Polohemd an.
"Ähm ... Ja die bin ich. Meine Schwester kommt gleich." sagte ich und lehnte mich an die Türrahmen. "Und was hast du mit meiner Schwester vor?", fragte ich und kreuselte meine Lippen .
"Wir gehen jetzt erst mal etwas essen." er grinste mich an und entblößte dabei strahlend weiße Zähne.
"Ich hoffe du behan….“
"Es reicht Sam!" Judy hatte es endlich mit ihren hohen Schuhen geschafft die Treppe herunter zu kommen und schubste mich von der Tür weg.
"Hi, Judy. Alles klar bei dir?" er nahm Judys Hand und zog sie an sich. Dann küsste er sie leidenschaftlich auf die rot geschminkten Lippen.
"Okay, okay. Ich glaub ich lass euch mal alleine. Bitte fress meine Schwester nicht auf. Sie schuldet mir noch was!", sagte ich.
"Ach halt die Klappe, Sam!" motzte Judy wieder und zog Aiden an der Hand zu seinem Wagen.
"Auf Wiedersehn Sam.", rief der zukünftige Freund meiner Schwester.
"Hoff ich doch", rief ich zurück. Dann drehte ich mich um und ließ die Tür hinter mir zufallen.
Da ich noch keine Lust hatte jetzt, um acht Uhr schlafen zu gehen, wollte ich noch etwas Fernsehen. Also rannte ich ins Wohnzimmer und sprang über die Lehne des Sofas. Leider blieb ich mit einem Bein an dieser hängen und knallte mit dem Gesicht vorran auf die Sitzfläche. Okay so war das nicht geplant gewesen. Ich rieb mir beim aufsetzten die schmerzende Nase.
Ich weiß auch nicht, wie ich darauf gekommen war, dass ich mit meinen Beinen so hoch komme würde.
Ich war nicht gerade eine Sportskanone. Trotz der Schmerzen, die mittlerweile schon etwas nachließen, musste ich höllisch anfangen zulachen. Meine Eltern waren nach dem Abendessen noch einmal weg gefahren, aber nun hörte ich, dass jemand zu meiner Hilfe eilte.
"Schätzchen, alles in Ordnung?", fragte meine Mutter besorgt.
"Ja, alles Okay. War mal wieder so eine doofe Blitzidee von mir!", lachte ich. Ich wusste, nicht warum meine Eltern schon so früh zurück waren. Sie wollten eigentlich ein paar Stunden wegbleiben. Hoffentlich hatten sie Judy und Aiden nicht zusammen wegfahren sehen. "Ist wirklich nichts passiert?" besorgt musterte sie mich, aber ich lachte immernoch, was meine Mutter als ein >Es geht mir wirklich gut< einstufte.
"Du darfst mir nicht so einen Schrecken einjagen, Mäuschen!" sagte sie jetzt etwas erbost, ging aber mit meinem Vater zusammen nach oben in ihr Zimmer.
Ich machte den Fernseher an und beschloss auf meine Schwester zu warten, bis sie nach ihrem Date wieder nach Hause kommen würde .
Ich schaute eine der vielen Talkshow, die um diese Zeit immer leifen und langweilte mich schon nach kurzer Zeit.
Als ich auf die Uhr schaute, war es erst neun, also holte ich mir Gummibärchen aus einem der Küchenschränke. Unsere Küche war nicht die größte, aber sie reichte aus um noch Platz für einen Esstisch und vier Stühle, in der Mitte des Raumes, zu schaffen. Links und rechts an der Wand waren beige Küchentresen und Hängeschränke. An der linken Wand stand ein riesiger Kühlschrank. Ein großes Fenster war gegenüberliegend der Tür, was den ganzen Raum wärend des Tages mit Licht durchflutete.
Dann stapfte ich die Treppe hoch und in mein Zimmer. Ich schmiss mich wieder auf mein Bett und machte mir Musik an. Ich aß Gummibärchen und sang dazu die Song mit.
Neben mir piepte es. Ich drehte die Musik leiser und ging an mein Handy.
"Hallo?", fragte ich.
"Ich muss dir was erzählen!", informierte mich Cassedie sofort am anderen Hörer.
Ohne das ich noch was sagen konnte redete sie einfach weiter: "Wir bekommen neue Schüler auf unsere Schule. Ich glaub es sind drei oder vier Leute. Jane sagt, dass es eine Familien ist, die vor kurzem erst hier hergezogen ist. Ich bin gerade in der Stadt und hab einen tollen Ausblick auf zwei von ihnen! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie hammer die aussehen! Große starke Jungs sag ich nur! Die würden dir bestimmt gefallen. Aber da musst du dich wirklich ranhalten, die sind jetzt schon umringt von Mädchen!" Im Hintergrund konnte man kreischen hören und ich musste wieder anfangen zu lachen.
"Ähm Cassi, ich hab mich gerade von Logan getrennt, da habe ich keine Lust auf einen Neuen, egal wie scharf er wäre!", erklärte ich.
"Schwing deinen Arsch hierhin und genieße den Ausblick!", plapperte Cassi einfach weiter und quiekte in den Hörer.
"Ich kann nicht. Morgen ist Schule und du weißt ja, wie schlecht ich im Moment bin." bemerkt ich. "Okay, du verpasst wirklich was aber ich muss aufhören! Sie kommen gerade auf mich zu!" und schon hörte ich nur noch ein piepen. Ich legte mein Handy auf meinen Nachttisch und zog mir meine Schlafsachen an. 

Ich hatte jetzt nicht mehr Lust, auf meine Schwester zu warten. Ich ging ins Bad und putze mir die Zähne, spuckte die Zahnpasta wieder aus.
Dann lieh ich mir ein Haargummi von meiner Schwester aus und machte mir einen unordentlichen Dutt. Ich schlurfte wieder in mein Zimmer, machte das Licht aus, ließ mich auf meinem Bett nieder, zog mir die Decke über den Kopf und stellte meinen Handywecker auf sieben Uhr.
Und dann schlief ich ein. Als ich wieder aufwachte, war es noch stockdunkel und ich hörte unten die Tür zuknallen. Meine Schwester war also wieder gekommen. Ich stand verschlafen auf und lugte aus meiner Tür. Das grelle Licht stach mir in die Augen und ich musste erst etwas warten, bis ich alles klar erkennen konnte. Meine Schwester schmiss gerade ihr Tasche in die Ecke und stapfte wütend nach oben.
"Was ist los?", fragte ich besorgt.
"Nichts!" motzte sie mich an und ging an mir vorbei in ihr Zimmer.
"Dann ebend nicht.", sagte ich zu mir selbst und schloss wieder meine Tür um mich wieder hinzulegen. Ich würde morgen meine Schwester ausquetschen.

Ein lästiges Geräusch riss mich aus meinem Träumen. Ich drehte mich auf den Bauch und zog mir mein Kissen über den Kopf. Aber als ich so das nervende Geräusch immer noch nicht ersticken konnte, richtete ich mich auf und griff nach meinem Handy. Ich schaltete den Wecker aus und suchte nach meinen Hausschuhen. Ich lief auf Zehnspitzen bis zu meiner Kommode, wo sie vor standen.
Wenn es nach mir ging, würde ich gleich wieder in mein warmes und bequemes Bett schlüpfen, aber das ging leider nicht und so musste ich die Kälte in meinem Zimmer ertragen. Ich zog mir eine Jacke an und schlich die Treppe nach unten. Meine Schwester stand schon unten in der Küche.
Sie lehnte an einer Küchenzeile und pustete in ihre Kaffeetasse. Als ich eintrat, schaute sie kurz auf, guckte aber gleich wieder auf einen Punkt vor sich.
"Was ist gestern denn passiert, dass du so schlecht gelaunt bist?", fragte ich und schnappte mir auch eine Tasse. Dann füllte ich sie mit dampfendem Kaffee und setzte mich an den gedeckten Küchentisch.
Ich schmierte mir ein Marmeladenbrot und aß es anschließend. Weil Judy nicht mit mir reden wollte, ging ich nach oben ins Badezimmer um zu duschen. Danach kramte ich mir eine Jeans und ein Top aus meiner Kommode. Als ich mich angezogen hatte und endlich mit den schminken fertig war, zog ich mir meinen Cardigan über mein Top, schnappte mir meine Schultasche und verließ das Haus. Das Auto von meiner Schwester war schon weg, also war sie schon früher zur Arbeit in einer kleinen Boutique, mitten in der Stadt gefahren.
Ich stieg in meinen Suzuki Alto und machte mich auf den Weg zur Schule.
Die Stadt, in der ich lebte, hieß Trout Creek, im nord- östlichen Teil vom US Bundesstaat Wisconsin. Eine schöne Stadt mit knapp sechzehntausend Einwohnern. Ich lebte mit meiner Familie am untersten Punkt der Stadt.
Doch ich brauchte trotzdem nicht lange zur Schule. Ungefähr fünf Minuten jeden Tag.
Als ich es dann endlich geschafft hatte meinen Wagen bis zur Schule gelenkt zu bekommen suchte ich mir einen Parkplatz. Da ich noch früh dran war, hatte ich so gut wie freie Auswahl.
Nur ein paar Streber und Leute die keine Lust auf Zuhause hatten waren schon da und natürlich ich.
Ich parkte neben einem großen, schwarzen Geländewagen und griff nach meiner Tasche, die vom Beifahrersitz heruntergefallen war, als ich zuvor um eine scharfe Kurve gefahren war.
Als ich dann nach kurzem Suchen den Riemen gefunden hatte, stieg ich aus. Ich spürte gleich die frische Morgenluft und streckte mein Gesicht mit geschlossenen Augen gen Sonne.
Die Wärme der Sonne und die Kälte des leichten Windes fühlten sich so lebendig auf meiner Haut an, dass ich gleich zu lächeln anfing.  
"Na Sam. Alles in Ordnung?", erkundigte sich Cassedie, diegerade zu mir gelaufen kam.
"Ja, klar!" anwortete ich und umarmte sie.
"Und wo sind nun die heißen Typen von den du mir so vorgeschwärmt hast?", fragte ich.
"Ähm, warte kurz." sie drehte sich um die eigene Achse um einen genaueren Überblick über den Parkplatz zu bekommen. Dann zeigte sie auf zwei Autos, die gerade vorfuhren. Alle beide waren große protzige Autos, wie sollte es auch anders sein?
"Das sind sie. Komm, ich möchte dich Ian vorstellen. Ich hab mit ihm gestern etwas gequatscht. Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie genia das war, als er unter all den Mädchen, die um ihn herum standen, ausgerechnet mich ausgesucht hatte, wie in so einem kitschigen Teeniefilm!" schwärmte sie.
"Dann stell mich mal vor." grinste ich. Ich schloss noch schnell meinen Wagen ab, bevor wir zu den Neuen rübergingen. Es waren zwei Mädchen und zwei Jungs. Beide Mädchen waren groß, schlank und wunderschön. Die eine von ihnen hatten braune Haare, die ihr bis zu ihren schmalen Schultern fielen. Das andere Mädchen hatte lange blonde Haare und sie war, wie ich fand, die Schönere von beiden! Wie konnte man nur so schön aussehen. Die zwei Jungs waren beide riesengroß und mit Muskeln bepackt. Sie erinnerten mich an Aiden. Der eine, der aussah wie ein Bär, hatte kurze, braune, fast schwarze Haare und der andere, etwas schmalere hatte kurze blonde.
"Cassedie, willst du mir deine Freundin vorstellen?", fragte der Blonde arrogant.
"Hi Ian! Das ist Sam, meine beste Freundin." sie guckte ihn träumerisch, mit schräg gelegtem Kopf an. Was war denn hier los. Erst meine Schwester und jetzt auch noch Cassi.
Naja, bei meiner Schwester lief es anscheinend ja nicht so toll.
"Hallo Sam. Ich heiße Ian. Das ist Madison," er zeigte auf das kurzhaarige Mädchen, das genüsslich Kaugummi kaute und mir freudig zuwinkte. Sie trug ein pinkes Top und einen schwarzen Rock. ," Und das ist Sophia." er zeigte auf die Blonde. Sie schaute mich verächtlich an und beschäftigte sich dann mit ihren Fingernägeln. Sie hatte ein hautenges rotes Kleid an und dazu rote Schnürpumps.
Um ihren Hals hing eine silberne Kette mit einem Porträtanhänger. Ian zog sie an sich und legte einen Arm um ihre Hüfte. Sie guckte ihn erstaunt an riss sich dann aber aus seinem Griff los und trottete mit Madison, die sich noch mal umdrehte um uns zuzuwinken, davon.
"Sie ist nicht so gut drauf heute." war Ian Erklärung dazu.
"Ich bin Mason." stellte sich der braunhaarigen Jungen vor. Er hatte sich ganz in Schwarz gekleidet, lächelte mich aber freundlich an und reichte mir die Hand. Ich ergriff sie und schlagartig erlosch das Lächeln aus seinem Gesicht. Verwundert zog ich schnell meine Hand zurück und versteckte sie hinter meinen Rücken. Es kam mir jetzt komisch vor in der Anwesenheit der beiden jungs und als niemand mehr was sagte, ergriff ich das Wort und lächelte meine Freundin an:"Cassi kann ich dich alleine hier lassen? Ich muss noch zu Mr. Right, du weißt schon!"
Cassi musste sofort losprusten. Ich musste auch anfangen zu lachen, aber es klang eher verunsichert als echt. Mr. Right, so nannten wir unseren Geschichtslehrer immer, weil er meinte, er sei der hübscheste und tollste Mann der Welt. Wirklich hieß er Mr. Tomson, aber schlecht aussehen tat er wirklich nicht, musste ich zugeben! Ich umarmte sie schnell und lief zur Schule. Wirklich musste ich gar nicht zu Mr. Tomson, aber ich hatte spontan keine andere plausieble Erklärung zu verschwindenIch zog die Schultüre auf und es umfing mich gleich dieser typische Schulgeruch, von verschwitzten und frustrierten Schülern und Lehrern. Ich lief zu einen der zwei kleinen Innenhofe in unserer Schule und legte mich dort auf eine Bank, um die Morgensonne noch etwas zu geniesen und mich von der Situation zu erholten, die ich zuvor erlebt hatte.

Plötzlich hörte ich die Glocke klingel und schreckte aus meinen Träumereien hoch.
So schnell ich konnte rannte ich in meinen Mathekurs und ließ mich auf meinem Platz, neben Jane nieder.
"Und wie hat deine Mutter auf die Arbeit reagiert?", fragte sie mich gleich.
"Sie hat noch nicht viel dazu gesagt, aber du weißt ja: Die Ruhe kommt vor dem Sturm." erzählte ich unglücklich
"Und wie hat deine Mutter reagiert?" fragte ich und packte meine Sachen aus.
"Nicht so toll wie deine! Sie ist voll ausgerastet und hat mir meinen Laptop weggenommen!" klagte sie traurig. Kurz vor dem zweiten Klingeln, was das Zeichen dafür war, dass die Stunde anfing, kam Mason herein. „Verdammt!“ zischte ich und versucht mich so gut es ging hinter meinen Armen zu verstecken. „Was hab ich jetzt schon wieder verpasst?“ flüsterte Jane zu mir herüber. „Nichts übermäßig interessantes.“ Flüsterte ich zurück und linste zwischen meinen Armen hindurch zu Mason.
Er blickte sich einmal in der Klasse um, und als er mich sah, verfinsterte sich sein Blick schlagartig wieder. Ich machte mir langsam sorgen, dass irgendwas an mir nicht stimmte.
Als die Tür aufgerissen wurde und unser allzeit gehasster Mathelehrer Mr. Flin eintrat bemerkte ich erst, dass ich ihn angestarrt hatte und guckte ganz schnell wieder weg um gleich darauf wieder unauffällig hinzugucken.
Mason gab ihm ein Stück Papier und als Mr. Flin ihm zunickte, ging er auf mich zu. Mein Herz setzte schlagartig aus, aber er lief an mir vorbei, mich nicht eines Blickes würdigend. Als ich mich enttäuscht wieder nach vorne drehte, hatte ich nur einen Ausblick auf total müde Schüler und einen mies gelaunten Lehrer.
Mason setzte sich einen Tisch hinter mich neben die Schulschlampe Elli.
Als ich kurz über die Schulter guckte, sah ich das sie gleich ein Stück näher an ihn gerückt war.
Na ja, mich sollte das nicht stören, ich hatte genug Probleme mir Logan vom Hals zu halten.
Als ich in Logans Richtung blickte, trafen sich gleich unsere Blicke und ich schaute schnell wieder weg.
Ich hatte keine Lust ihm nachher erklären zu müssen, das der Blick nichts zu bedeuten hatte, aber wie er mich immer noch so anstarrte, musste ich auf ein langes, nervendes Gespräch gefasst sein.
"Ms Norris." Ich erschrak höllisch, als ich meinen Namen hörte. Ich sah von meinen Zeichnungen hoch und blickte in das von Wutadern überzogene Gesicht von Mr. Flin.
"Ja?", fragte ich unsicher.
"Wie ich von ihnen ausgehe, haben sie gestern noch fleißig Mathe gelernt? Also können sie mir doch sicher sagen, wie man die Aufgabe drei ausrechnet, oder?" er guckte mich auffordert an.
Verdammt das hatte ich ja total vergessen! Ich hatte doch gestern noch vorgehabt, meine Schwester danach zu fragen.
"Ähm ja ... da macht man so was mit Pi und ähm ... dann teilt man durch was ...", stammelte ich vor mich hin. Hinter mir fing Mason an leise in sich hinein zulachen, aber dennoch so laut, dass ich ihn hören konnte . Auch wenn es eigentlich nicht sein sollte, verletzte mich das wirklich tief!
Er kannte mich doch nicht mal richtig und machte sich schon über mich lustig.
Sein Lachen steckte natürlich auch Elli an, die schrill zu kichern anfing. Das wurde ja immer besser.
Jane neben mir tätschelte mir mitfühlend den Arm. Immerhin eine die zu mir hielt! Ich machte mich so klein wie möglich, auf dem unbequemen Holzstuhl und schaute meinen Lehrer mir hochrotem Kopf an. Wie peinlich! Er hatte mir extra nach der Arbeit gesagt, dass ich diese Aufgabe lernen sollte und ich hab ihm das auch noch hoch und heilig versprochen.
"Nein so funktioniert das nicht, Ms. Norris ! Ich habe ihnen doch das mehrfach schon erklärt! Wie oft soll ich das denn noch machen, das es endlich in ihr Hirn reinkommt?" schrie er mich an. Der Mann war wirklich am Verzweifeln, aber was sollte ich denn machen, wenn ich es nicht verstand. Er könnte es ja auch mal ausführlicher erklären.
"Kommt nicht wieder vor, Mr. Flin.", sagte ich kleinlaut.
"Ich hoffe, dass es dieses Mal ernst gemeind ist! Vielleicht weiß es ja unser neuer Schüler besser!" Mr. Flin ließ von mir los und ging zu Mason. Und wie es nicht anders zu erwarten war, wusste dieser die Antwort auf Anhieb.
"Ms. Norris nehmen sie sich doch ein Beispiel an Mr. Rawes! Vielleicht setzten sie sich einen Tag lang mal zusammen und lernen ein bisschen." sprach unser Mathelehrer und war anscheinend von seiner Idee ganz begeistert. Aber wie ich an Masons angewidertem Brummen erkennen konnte, teilte er nicht seine Meinung und ich für meinen Teil auch nicht. Mr. Flin schritt wieder an die Tafel, unbeirrt von Masons Kommentar und zeichnete etwas auf. Ich beschloss Mason in Zukunft zu ignoriere, so ein Verhalten brauchte ich nicht.
Ich war wirklich erstaunt, wie schnell er mich dazu gebracht hatte das zu endscheiden, sonst ging das nie so schnell. Ich schaute zu Jane, die mich mit einem wissenden Blick anguckte.
Sie stand auch auf der Liste der unbeliebten Schüler, von unserem Mathelehrer und wurde meistens auch so hart rangenommen wie ich.
"Essen wir nachher wieder in der Cafeteria?", fragte sie im Flüsterton. Ich nickte ihr zu und widmete mich wieder meinen Kritzeleien.
Als ich die zwei Stunden Mathe überstanden hatte, packte ich schnell meine Sachen zusammen und stopfte sie hecktisch in meine Tasche. Dann liefen Jane und ich zusammen nach draußen, zu den Tischen wo wir und immer mit Cassi und Tinka trafen. Sie waren noch nicht da also ließen wir unsere Taschen auf das feuchte Gras fallen und setzen uns auf den Tisch, mit dem Körper Richtung Sonne.
"Es tut mir wirklich Leid, dass Mr. Flin dich so runter gemacht hat!", versuchte mich Jane zu trösten. Jane hatte sich ihre blonden Haare vor ein paar Wochen auf fünf Zentimeter schneiden lassen, sie war der Meinung, dass sie so leichter über den Schmerz hinwegkommen konnte, dass ihr Freund drei Jahre nach Spanien ausgewandert war. Sonst sah sie ganz normal aus. Pinkes Top, Röhrenjeans und Sneaker.
"Du konntest ja nichts dafür." beschwichtigte ich sie.
"Ich glaub, dass seine Frau ihn auf heißen Kohlen sitzen lässt. Deswegen ist der immer so angespannt!" riet Jane einfach mal drauf los.
"Jane! Das Privatleben deines Lehrers geht dich auf keinen Fall was an!" äffte ich ihre Mutter nach und wir fingen beide an zulachen. Die Mutter von Jane war die reinste Spießerin!
Janes Familie hatte ein riesen Anwesen und die Mutter war der Meinung, dass Jane sich auch entsprechend so verhalten sollte. Von Weitem hörte man schon das Gekreische von den anderen Mädels. Und aus war es mit der Ruhe.
"Heey!", kreischte Tinka aufgeregt und ließ ihre Tasche neben unseren fallen.
"Habt ihr schon die Neuen gesehen!", aufgeregt hüpfte sie von einem Fuß auf den anderen.
"Ja. Cassi hat sie mir vorgestellt." meinte ich nicht gerade erfreut.
"Was ist den mit dir los?", fragte Cassi, die sofort gemerkt hatte, dass etwas mit mir nicht stimmte.
"Ist doch egal, reden wir erst einmal über die Jungs!" so unsensibel konnte wirklich nur Tinka sein.
Aus unserer Gruppe passte Tinka am wenigsten rein. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass sie nur aus Mitleid mit uns abhang. Sie achtete genau wie die Zicken auf unserer Schule immer auf ihr Äußeres und musste überall mitmischen. Zwar war Cassi manchmal auch so, aber sie würde, wenn es hart auf hart kommen sollte, immer zu uns halten, was man von Tinka nicht behaupten konnte.
"Tinka!" motzte Jane sie an und tadelte sie zusätzlich mit einem strengen Blick.
"Mr. Flin hat sie wiedermal angebrüllt!", erklärte Jane Cassi.
"Wie mies! Dass er sich aber auch immer dich aussucht!" fühlte Cassi mit.
"Außerdem ist dieser Mason voll gemein zu mir! Der hat mich vorher total ausgelacht, als ich mal was nicht wusste. Auch sonst ignoriert er mich, und wenn er mich mal anguckt, dann nur verachtend!" beklagte ich mich.
"So hab ich ihn gar nicht kennengelernt.", wunderte sich Cassi.
"Ist ja auch egal, ich seh schon ein weit größeres Problem auf mich zukommen." alle Köpfe drehten sich Logan um, der gerade mit großen Schritten zu uns geeilt kam.
"Was will der denn jetzt schon wieder? Ich dachte ihr hättet Schluss gemacht!" sagte Tinka so laut, dass auch er das hören konnte. Aber wie Logan nun mal so war, ließ er sich nicht davon irritieren.
"Sam, wir müssen miteinander reden!", befahl mir mein Ex-Freund. "Wir sehen uns dann nachher." ich winkte meinen Freundinnen leidvoll zu, hob meine Tasche vom Boden auf und marschierte hinter Logan her. Als wir unter einer Überdachung angekommen waren, drehte er sich zu mir um und sah mir tief in die Augen. Wir waren mittlerweile so weit weg von Cassi, Jane und Tinka, dass sie uns nicht mehr hören konnten, was sie aber bestimmt nicht davon abhielten, sich an Lippenlesen zu üben.
"Was willst du Logan? Ich hab jetzt wirklich keine Zeit dafür!", plapperte ich gleich drauf los.
"Ich wollte dich noch einem fragen, ob wir es nicht noch einmal probieren sollten?" Er nahm meine Hand, die ich ihm aber gleich wieder entriss.
"Nein Logan! Ich hab es satt, dass du mir hinterher spionierst! Ich möchte das nicht wieder durchmachen. Und wenn du ehrlich bist, wird es bestimmt dieses Mal nicht anders sein!" Ich guckte nach links, um mich von seinen Augen loszureißen. Dabei begegnete ich den angestrengten Blick von Mason, der mit den drei anderen etwas abseitz stand.
Es sah für mich so aus, als ob die vier diskutieren würden. Immer mal wieder sagte Madison etwas dazu, aber sie war die einzigste die sich am meisten raushielt. Sie bemerkte, dass ich zu ihnen schaute, und winkte mir freudestrahlend zu, als ich ihr zurückwinkte, sagte sie was zu den anderen, die sich gleichzeitig alle zu mir umdrehten und mich böse musterten. Schnell wand ich mich ab und hatte wieder mein Problem vor den Augen.
"Ach komm schon, Sam! Jeder hat eine Chance verdient." bettelte Logan.
"Ich hab Nein gesagt und meine Meinung bezüglich uns zweien wird sich auch nicht auf die schnelle ändern!" Ich drehte mich um und ging schnell, ohne mich noch einmal umzuschauen, Richtung Bio-Raum.
Bevor ich dort ankam, sah ich schon Madison, die gleichmütig vor der Tür hin und her sprang und sich anscheinend um nichts sorgte. Ich hielt an und überlegte, ob ich mir noch einen Müsliriegel kaufen sollte, um das zusammentreffen mit ihr zu vermeiden, aber da sah sie mich auch schon an und die Chance auf keinen Kontakt erlosch. Ich schlenderte auf sie zu und stellte mich auf die andere Seite der Wand.
Ich schaute in der Luft herum, als hätte ich dort was Spannendes entdeckt. Das hielt sie aber nicht von mir fern.
"Du bist Sam.", stellte sie fest.
"Ja die bin ich.", sagte ich.
"Ich bin ja ganz neu hier und da hab ich mich gefragt, ob du mir nicht die Stadt zeigen könntest. Aber nur wenn es dir recht ist." fragte sie und sprang von einem Bein auf das andere. Bei mir hätte das ausgesehen, als ob ich aufs Klo müsste, aber bei ihr war es anders. Bei ihr sah es elegant und leichtfüßig aus, wie eine Ballerina.
"Heute geht es leider nicht und am Wochenende hab ich schon was vor." redete ich mich raus.
"Schade und was ist mit nächster Woche?", fragte sie traurig. Ich wollte ja nicht fies zu ihr sein, sie war immerhin nett zu mir, im Gegensatz zu ihrem Bruder. Und ich hatte das leichte Gefühl, das die anderen beiden mich auch nicht gerade mochten!
"Klar, da kann ich. Sollen wir am Montag was zusammen machen?", fragte ich sie lächelt.
"Okay, du kommst mich dann abholen." das war anscheinend keine richtige Frage, ich antwortete trotzdem darauf.
"Ähm okay. Du musst mir nur sagen wo du wohnst."
"Ich schreibe dir die Adresse gleich auf!", meinte sie, jetzt wieder fröhlich grinsend und ging hinter unserem Lehrer, der gerade die Klasse aufgeschlossen hatte, in den Raum hinein.
Ich setzte mich schon einmal auf meinen Platz und beobachtete, wie Madison unserem Biolehrer einen Zettel überreichte. Danach kam sie zu mir und setzte sich auf den Platz, wo sonst immer Tinka saß.
Sie zog ihre Tasche auf den Schoß und kramte nach einem Zettel. Als sie endlich einen gefunden hatte, holte sie noch einen Stift dazu und schrieb mir eine Adresse auf.
"Ich wohne ganz unten im Norden." sie lächelte mir zu. Beim letzten klingeln strömten alle Nachzügler ein. Auch Tinka, die mich fragend anblickte und als ich die Schulern zuckte, stöhnte sie generftes auf und setzte sich auf den einzig freien Platz in der ersten Reihe.
Die Stunde verlief danach ohne weitere Störungen. Nach zwei Stunden langweiligem Unterricht stand ich schnell auf, warf mir meine Tasche über die Schulter und lief aus der Klasse Richtung Cafeteria.
"Warte!", rief Madison hinter mir her. Ich drehte mich um uns sah, wie sie auf mich zugerannt kam. "Was ist?" Ich erschrak selber über meinen abfälligen Tonfall.
"Ich wollte nur fragen, ob ich was mit dir machen kann? Ich kenn ja hier kaum jemanden.", fragte sie und tat so, als ob sie den abwertenden Ton nicht bemerkt hätte. "Klar willst du mit Tinka, Cassi, Jane und mir Mittag essen?", schlug ich ihr vor. Damit wollte ich meinen Tonfall wieder gut machen
"Würde ich gerne!" sie kam zu mir gehüpft und hakte sich bei mir unter. So schlenderten wir zu den anderen. Als wir die Tür zum Pausenraum aufstießen, war er schon fast überfüllt.
Das war immer so, aber nach ein paar Minuten würden fast alle Schüler nach draußen in die Sonne gehen. Wir gingen zu dem Tisch, wo meine Freundinnen schon saßen.
"Hey, Sam. Wen bringst du uns da mit?", fragte Tinka abschätzend und musterte Madison von oben bis unten mit einer hoch gezogenen Augenbraue. Tinka ließ mal wieder ihre zickige Seite raus.
"Darf ich dir vorstellen, das ist Madison.", stellte ich sie vor.
Zu Madison sagte ich:"Das sind Tinka," ich zeigte auf das rothaarige Mädchen mit den braunen, nicht all zu unschuldigen Rehaugen, "das ist Jane und Cassi kennst du ja schon." ich zeigte auf das braunhaarige Mädchen mit den süßen Sommersprossen im Gesicht. Madison gab ihnen alle die Hand und grinste.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, das sie nichts anderes konnte! Ich setzte mich hin und guckte mich um. Wie ich erwartet hatte, waren fast alle Schüler mit ihrem Essen nach draußen gegangen. Jetzt hatte ich Ausblick auf jeden Tisch. Leider auch auf den, wo die Neuen saßen.
Sie hatten anscheinend Madison entdeckt, denn sie schauten böse zu uns.
Ich wollte wirklich langsam wissen, was für ein Grund dahinter steckt.
Ich zeigte auf Madisons Freunde und fragte sie: "Warum gucken die immer so böse?" Madison schaute zu ihnen.
Danach gucke sie wieder mich an und erklärte: "Sie wollen das ich zu ihnen komme, wegen dem Zusammenhalt und so. Du verstehst sicher, wir sind doch erst seit ein paar Tagen hier. Ich geh mal zu ihnen rüber, sonst machen sie dich nachher noch verandwortlich." sie verabschiedete sich und ging zu dem anderen Tisch. Als sie dort ankam, wurde gleich wieder angefangen zu diskutieren. Naja war ja nicht meine Sache.
"Und was ist nun mit der Party am Samstag?", fragte Tinka freudig.
"Kommt ihr alle?"
"Klar!", schrie Jane.
"Party!", schrie ich. Alle Tische um uns herrum drehten sich zu uns um. Ich winkte allen Leuten, die uns anguckten, peinlich berührt zu. Ups, so laut wollte ich das eigentlich nicht schreien!
"Sam, du musst immer übertreiben!", zischte Cassi.
"Guck mal, Ian guckt schon ganz komisch!", fügte sie hinzu und wurde gleich ein wenig rot um die Nase.
"Aha, Cassi! Was läuft denn da?", fragte Tinka.
"Ähm ... Nichts!", stotterte Cassi.
"Ach komm schon, du weißt, dass du uns nichts vormachen kannst!", meinte ich nur dazu.
"Okay, ich find ihn heiß!", platze es aus ihr heraus. In dem Moment klingelt es und mir fiel ein, dass ich den nächsten Kurs frei hatte.
"Wir sehen uns dann am Sonntag.", verabschiedete ich mich. Ich raufte meine Sachen zusammen und umarmte alle nacheinander. Dann verließ ich die Cafeteria und lief zu den Parkplätzen.
Als ich bei den Stufen, die zu dem Parkplatz führte, stand, guckte ich umher, um mein Auto zu finden.
Es war wirklich erstaunlich, wie viele Schüler mit dem Auto kamen. Als ich dann endlich mein Auto gefunden hatte, ging ich die Stufen hinunter und steuerte es an. Als ich dort ankam, stand mit verschränkten Armen, an mein Auto lehnend, Mason.
"Hey, was gibt's?", fragte ich.
"Du weißt es genau!", motzte er mich an. Er stellte sich bedrohlich vor mich.
Was nicht schwer war, wenn man seine Muskeln so betrachtete. Mit ihm legte man sich lieber nicht an. Und dazu kam dann auch noch sein mörderischer Blick, mit dem er mich fixierte.
"Was soll ich wissen?" Ich war wirklich verwundert.
"Du willst mich doch jetzt verarschen, oder?", schrie er mich weiter an.
"Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber wenn du mich nicht magst, dann lass mich gefälligst in Ruhe." Damit schob ich ihn zur Seite und wollte meine Wagentür öffnen. Ich war erstaunt, dass ich noch mit so einer klaren Stimme sprechen konnte, immerhin hatte ich gerade wirklich große Angst vor dem Jungen der vor mir stand. Er drückte sie direkt wieder zu. "Was willst du eigentlich hier, Sam?" Er spuckte meinen Namen aus, als wäre er irgendeine Krankheit. "Ähm, ich würde mal sagen, dass ich schon länger hier wohne als du!" Langsam nervte mich das alles und meine Angst verflog.
Ich machte die Wagentür wieder auf und stieg ein. Dann schaltete ich den Motor an und fuhr so schnell ich konnte aus der Parklücke herraus. Zum Abschied blickte ich Mason noch böse an. Was für ein Idiot.
Und was meinte er eigentlich damit? Ich wusste es nicht, und wenn ich ehrlich war, wollte ich es auch nicht wissen.

Ich fuhr zu meiner Arbeit, wo ich immer hinging außer am Sonntag und am Mittwoch.
Ich arbeitete in einem kleinen Cafè, mitten in der Stadt. Ich frischte damit mein Taschengeld auf, was meiner Meinung nach viel zu wenig war. Mein Chef hieß Stev. Er war schwul und mein liebster Gesprächpartner, wenn es um Kriesen in meinem Leben ging.
Er konnte so gut zuhören und gab immer hilfreiche Ratschläge. Er war groß und athletisch gebaut und schmiss jeden aus dem Laden, der einen von uns Kellnerinnen doof anmachte.
Für ihn war ich so etwas wie eine kleine Schwester, die er beschützen musste.
Ich parkte auf dem kleinen Parkplatz hinter dem Cafè, der extra nur für Mitarbeiter war.
Ich stieg aus betrachtete die ganzen Abfalltüten die neben dem Hintereingang achtlos hingeschmissen worden waren. Die Schicht vor mir hatte anscheinend keinen Lust zehn Meter weiter zu den Kontainern zu gehen um sie dort hineinzuschmeißen.
Also packte ich die vier Mülltüten und warf sie weg, auch wenn es mich ärgerte. Immer musste ich hinter den Leuten herräumen!
"Fängst du heute etwas früher an?" fragte Stev, der in der Tür stand.
"Ja, ich habe die letzten beiden Stunden frei."
"Du kannst dich erst einmal ausruhen. Diana ist noch da."
"Okay, dann helfe ich in der Küche." Ich trat hinter Stev ein und wir standen gleich in dieser.
Steve war nicht nur der Besitzer, sondern auch der Koch, weil er sich weigerte jemand anderes an seinen heiß geliebten Herd zu lassen. Ich legte meine Tasche auf den Stuhl in der Ecke, hing meine Jacke auf und zog mir eine schwarze Schürze um.
"Du kannst die Teller fertig machen!", trug er mir auf. Ich ging zur Küchendurchreiche, wo an einer Schnur die Bestellungen der Gäste hingen. Ich guckte sie mir an und versuchte so schnell wie nur möglich die Bestellungen fertig zu machen, dann reichte ich sie Diana, die an der Tür schon stand und wartete. Wir tauschten altes und neues Tablett. Dann ging ich mit dem alten Tablett zum Spühlbecken um die Teller sauber zu machen. Ich drehte den Wasserhahn auf und ließ warmes Wasse laufen, um die Apfallreste wegzuspühlen. Ich fand es nicht gerade lecker, wenn ich abspühlen musste, aber das machte ich für Stev immer gerne, auch wenn es nicht Teil meines Jobs war.
Dafür bekam ich aber auch mehr Ferientage, als die anderen.
Ich hörte die Tischglocke leuten und ging wieder zu der Überreiche, weil dies dass Zeichen dafür war, das neue Bestellungen aufgenommen worden. Gerade als ich die Teller fertig machen wollte, kam eine Vollbusige, große und Schwarzhaarige Frau in die Küche gestürmt.
"Das war jetzt mal ein anstrengender Tag. Ich muss meinen Sohn von der Schule abholen, er ist krank. Sam kannst du für mich einspringen?", fragte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange. Wir waren hier eine Familie und deswegen hatte ich kein Problem damit.
"Klar mach ich. Bestell deinem Sohn viele Grüße von mir und gut Besserung."
"Danke, Liebes! Das mach ich, da wird er sich sicher freuen." sie grinste mich an. Zum Abschied gab sie Stev einen Kuss auf die Wange und ging nach draußen. Ich ging zu der Tür, die aus der Küche, hinter den Tresen führte. Hinter dem Tresen, an der Wand hingen mehrere Regale, die vollgestellt mit Alkoholflaschen ware. Auf dem Tresen standen zwei Kaffemaschienen und Serviettenhalter.
Ich nahm mir ein Tablett, schnappte mir einen Lappen und hängte ihn über meine Schürze.
Dann ging ich an den Tisch, wo gerade ein Paar aufgestanden war.
"Tschüss. Kommen sie bald wieder!", sagte ich als abschied. Ich griff nach den zwei Tellern, wo noch Hamburgerreste drauf lagen und legte sie auf das Tablett. Dann wischte ich den Tisch mit dem Lappen ab und machte mich auf den Weg zurück zur Küche.
"Du bist ein Schatz.", meinte Stev, als ich noch nicht mal richtig in der Kücke stand.
Ich konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen, da der Wasserdampf alles vernebelte.
"Und weshalb hab ich dieses Kompliment verdient?", lachte ich.
"Du bist mein Mädchen hast du das schon vergessen?", meinte er genau so belustigt.
"Ich hab dich auch ganz dolle lieb!" Ich lief schnell zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Dann machte ich mich wieder an die Arbeit. Als ich aus der Küche trat, blieb mein Blick gleich an einem Tisch hängen. An dem Ian und Mason saßen. Musste das ausgerechnet in meiner Schicht sein?
Auf Mason hatte ich jetzt überhaupt keine Lust! Trotzdem ging ich mit großen Schritten auf die zwei zu. Als ich gerade an der Bar vorbei kam, wo noch ein paar Männer saßen, grabschte mir einer der Typen an den Arsch. Ich drehte mich wie in Zeitlupe um. Der Mann hieß Ben und war ein Stammgast.
Ben grinste mich blöd an und fragte : "Na, wie wäre es mit uns zweien?"
"Ich muss dich leider entäuschen, Ben!", versuchte ich ihm freundlich beizubringen, aber als ich mich umdrehte packte er mir wieder an den Arsch. Jetzt war ich sauer. Sah ich wirklich so aus als ob ich das nötig hätte?
Konnten sich Männer nicht beherrschen? Ich machte das doch auch nicht mit ihnen.
"Jetzt reicht's!", zischte ich. Ich lief zurück in die Küche und berichtete Stev von all dem.
Der wurde gleich rasend vor Wut und stürmte aus der Küche. Als er bei Ben angekommen war, zog er ihn am Hemdkragen vom Barhocker.
"Keiner fässt mein Mädchen an!", brüllte er und schüttelte den betrunkenen Man.
Der fiel gleich auf die Knie, weil er das Gleichgewicht nicht mehr halten konnte.
"Hast du das verstanden?" Stev wartete nicht einmal auf eine Antwort sondern zog den wimmernden Ben aus dem Cafè. Dann leiß er ihn auf dem Parkplatz fallen und guckte ihn verächtlich an.
"Du bist so erbärmlich, Ben!" Damit drehte er sich um und kam wieder zu mir.
"Alles okay, Schatz?", fragte er mich besorgt, nahm mich in den Arm.
"Danke, Stev! Bei mir ist alles in Ordnung, aber du hättest doch nicht gleich so ausrasten müssen."
Ich gab ihm wieder einen Kuss auf die Wange und drehte mich dann wieder zu dem Tisch um, wo die Gäste aufmerksam alles beobachtet hatten.
"Was kann ich euch bringen?", fragte ich mit einer zuckersüßen Stimme und lächelte.
"Was war das den gerade?", interessierte sich Ian für das Geschehen.
"Nichts, das passiert hier ständig!",antwortete ich.
"Was machst du hier?", motzte Mason mal wieder. Der Typ machte mich echt wütend!
"Wonach sieht es denn bitte nach deiner Meinung nach aus?", fragte ich mit einer ironischen süßen Stimme. Daraufhin schnaubte er nur wütend.
"Sam, alles okay da drüben?", rief Stev von der Teke aus.
"Ja, klar!", rief ich zurück. "Und was wollt ihr jetzt bestellen?"
"Zwei Hamburger mit Pommes.", bestellte Ian freundlich.
"Okay, kommt gleich." Ich schrieb alles auf meinen Block und drehte mich um, um die Bestellung fertig zu machen. Ich riss den beschriebenen Zettel vom Block ab und hag ihn an die Bestellschnur.
Dann haute ich auf Glocke, um Stev auf die Bestellung aufmerksam zu machn. Er kam direkt und sah sich alles an. Dann machte er sich dran die Bestellung fertig zu machen. In der Zwischenzeit, räumte ich weiter Tische ab. Als die Teller für die Jungs fertig waren, balancierte ich sie auf meinen Armen zu ihrem Platz. "Lasst es euch schmecken.", wünschte ich ihnen und ging wieder hinter den Tresen.
Die nächste halbe Stunde, verbrachte ich mit Bestellungen aufnehmen, Essen bringen und den Laden sauber zu halten. Ich drehte mich zu Ian und Mason um und sah das sie mir zuwinkten.
"Darf ich euch noch etwas bringen?", fragte ich, während ich die Teller abräumte.
"Wir hätten bitte noch einen Kaffe.", sagte Ian freundlich.
"Ja klar.", bestätigte ich und ging weg. Dabei stolperte ich über meine eigenen Füße und sah schon den Boden auf mich zukommen. Doch bevor ich ihn auch nur berühren konnte, fing mich eine kräftige Hand auf. Ian stand hinter mir und grinste mich an. Wie peinlich! So etwas war mir noch nie passiert.
Ich bedankte mich und verschwand in der Küche, um die Teller weg zu bringen. Ich führ mir mit den Händen übers Gesicht und strich mir die offenen Haare aus dem Gesicht. Was mussten die den von mir denken?
>Egal, Sam. Geh raus und lächel einfach, als ob nichts passiert wäre.< sagte ich zu mir selbst.
Ich lief zur Kaffemaschine und füllte die zwei Tassen. Dann stellte ich sie auf ein Tablett und trug sie zum Tisch. Als die Jungs endlich gingen, war auch meine Schicht zuende. Es war halb sieben und ich musste schnell nach Hause.
"Bis morgen dann!", verabschiedete ich mich von Stev. Ich lief zu meinem Wagen und fuhr nach Hause.

Der Wagen von meinen Eltern versperrte mir die Einfahrt, also musste ich vor dem Haus am Bordstein parken. Eine gute Einparkerin war ich noch nie gewesen, doch ich schaffte es mein Auto so zu platzieren, dass ich nicht die ganze Fahrbahn, wie sonst immer verperrte. Ich guckte über meine Schulter, um zu sehen ob ein Auto von hinten kam. Die Sonne ging gerade unter und ich wünschte mir, dass ich das von meinem Felsen im Wald hätte beobachten können. Nachdem ich aus dem Wagen gestiegen war, schnappte ich mir meine Tasche und schloss die Tür ab. Der Himmel leutete von all den schönen Rottönen und ich blieb einfach auf der Fahrbahn stehen um sie mir genau anzusehen. Nach einer Weile, kam es mir so vor, als ob die Welt sich um mich drehen würde, also ging ich unsere Auffahrt hoch und schloss die Tür auf.
Ich lief nach oben in mein Zimmer und schmiss meine Tasche in die Ecke. Dann machte ich meine Schuhe auf und warf sie in die gleiche Ecke, wo sie mit einem dumpfen Geräusch gegen die Wand flogen.
Ich kramte meine Sportsachen heraus und zog sie mir über. Mit einem Haargummi band ich mir meine Haare zusammen und lief wieder nach unten in die Küche. Ich hatte Cassi versprochen mit ihr bei dem Stadtmarathon mitzulaufen, also musste ich noch etwas trainieren.
"Hallo, Mom.", begrüßte ich Melodie.
"Hallo, Schatz!", lächelte sie mich an und schaute von ihrem Topf hoch.
"Ähm.. ich geh eine Runde joggen.", erklärte ich ihr.
"Mach das. Ich stell dir dein Essen in den Kühlschrank. Aber komm bitte nicht so spät nach Hause !" Ich ging zur Hintertür und zog meine Sportschuhe an und trat ins Freie. Es war schon dunkel geworden.
Nur die Draußenlampe füllte die Veranda in ein warmes Licht. Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und schaltete meinen iPord an. Und dann lief ich los, über die Wiese.
Meine Augen mussten sich erst auf die Dunkelheit einstellen, trotz das der Vollmond heute schien und ich im hellen Mondschein Richtung Wald joggte. Die Luft die mir ins Gesicht pustete war warm und ich zog eine Grimasse. Wahrscheinlich würde es heute Nacht noch stürmen.
Ich hasste Gewitter, vorallem weil ich dann am nächsten Morgen nie aus dem Bett kam.
Jetzt war ich am Wald angekommen und tauchte ins Dunkle. Jetzt konnte ich fast nichts mehr sehen.
Es kam mir so vor, als würden die Blätter der Bäume das ganze Lich des Mondes aufsaugen.
Ich hatte nie Probleme Nachts auf die Straße oder in den Wald zu gehen. Ich konnte mir tausende Horrorfilme angucken ohne einmal Angst zu bekommen. Tinka war da das genaue Gegenteil.
Sie schrie schon auf wenn sie mal auf ein Zweig trat. Ich guckte angestrengt auf den Boden um nicht über die Wurzel zu stolpern, die den ganzen Waldweg immer wieder durchzogen. An den Rändern des Weges standen immer mal wieder kleine Bäume, Büsche oder Steine.
Die etwas größeren Bäume sahen, in den wenigen Lichtstrahlen die den Weg bis zum Boden erreicht hatten, aus wie große Monster, die mich ihren riesen Klauen greifen wollten. Ich atmete tief ein und genoss die frische Luft. Aber plötzlich wurde mir schwindlig und ich stoppte mein schnelles Tempo.
Ich stüzte mich auf meine Knie und keuchte. Ich war außer Atem und ich bekam Seitenstechen, weil ich so schnell angehalten hatte. Ein schmerhaftes Ziehen durchzuckte mich und ich musste vor Schmerzen aufstöhnen, der auch noch immer schlimmer wurde. Was war mit mir los? Heiße Tränen liefen über meine Wangen und tropften auf den Waldboden. Die Schmerzen wurden immer unerträklicher und ich fiel auf die Knie.
Ich krallte mich im Waldboden fest und schrie auf. Ich hatte noch nie so sehr vor Schmerzen geschrien. Der Boden drehte sich unter mir und mir flackerten schwarze Punkte vor den Augen.
Ich schluchste leise vor mich hin und krallte mich immer tiefer in die Erde.
Kleine Dornen starchen mir unter die Fingernägel, aber das interessierte mich nicht, weil der Schmerz in meinen Rücken mich in den Bann zog. Ich schrie noch mal auf und beugte mich nach vorne.
Dabei machte ich ein Holkreuz und hoffte das die Schmerzen jetzt endlich weg gehen würden.
Ich riss mir die Stöpseln aus den Ohren. Das Gedudel von trauriger Musik passte jetzt nicht gerade. "Aaaahh", schrie ich heulenderweise.
"Alles wird gut, Kleines.", beruigte mich eine tiefe Stimme. Ich blickte auf und sah durch meine Tränen nassen Augen eine verschwommene Gestalt. Wie ist der denn so schnell hergekommen?
Vorher war ich auf jeden Fall sicher, das ich ganz alleine in dem Wald war.
"Mach das es aufhört!", rief ich und hoffte das er mir helfen könnte. Ich musste ins Krankenhaus.
Ich wollte irgendetwas gegen meine Schmerzen haben!
"Das kann ich leider nicht. Da musst du selber durch, Kleines." Ich schrie wieder auf.
"Wenn du mir nicht helfen kannst dann hau ab!", motzte ich ihn an. Ich konnte jetzt nicht auch noch einen Zuschauer gebrauen. Und jetzt lachte er auch noch!
Ich stand auf und knurrte vor Wut. Stopp! Ich knurrte? War ich jetzt vollkommen verrückt?
Aber ich konnte nicht anders. Irgendetwas sagte mir das ich das machen sollte. Ich rannte auf den Typen zu, der immer noch lachte und stürzte mich auf ihn. Wir fielen zusammen auf den Waldboden und ich setzte mich auf ihn und versuchte ihn ins Gesicht zu schlagen.
"Was fällt dir ein mich auszulachen?", warf ich ihm an den Kopf. Ich traf in mitten auf die Nase und ein lautes knacken war zu hören. Jetzt knurrte der Mann wütend unter mir und warf mich von sich.
Also wörtlich warf er mich von sich. Ich flog fünf Meter durch die Luft und dann stand ein Baum in meiner Flugbahn. Ich prallte an ihm ab und stürzte auf die Erde.
Der frühere Schmerz war, ohne das ich es bemerkt hatte weg, aber duch meinen Aufprall kam ein Neuer. Zum Glück tat er nicht so weh wie der Vorige. "Auh.", flüsterte ich und packte mir an den Rüchen.
Mein Hemd war voller Harz und klebte an meinen Händen. Wie hatte er das gemacht?
Ich war jetzt nicht die leichteste, aber trotzdem hatte er mich durch die Luft geschleudert als wäre ich federleicht. Ein Knurren konnte ich über mir hören. Ich guckte nach oben und der Mann stand bedrohlich vor mir. Er griff nach meinem Hemd und zog mich am Kragen hoch.
"Mach das niemals wieder!", zischte er mich an. Der Mond fiel auf sein Gesicht. Seine Augen waren ganz schwarz. Ich schnappte nach Luft. Kein Weiß war in den ihnen vorhanden.
Das musste ich mir einbilden! Er lächelte mich an und entblöste seine Zähne. Ich konnte es nicht fassen wie kindisch muss man sein um sich Eckzähne aufzukleben. Ich musste ungewollt anfangen zu lachen.
Er knurrte wieder und drückte mich gegen einen Baum. Er schaute mir in die Augen und vor mir wurde alles schwarz und ich fiel ins Leere.

Langsam kam ich wieder zu Bewusstsein und öffnete meine Augen, um sie gleich darauf wieder zu schließen. Grelles Licht leuchtete mir entgegen und stach mir schmerzhaft in die Augen.
In meinem nächsten Versuch war ich etwas vorsichtiger und blinzelte erst ein paar mal, bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten. Ängstlich schaute ich um mich. Das war nicht mein Zimmer !
Wo war ich ? Langsam kam die Erinnerung zurück an den vergangenen Tag. An den Wald und meinen Schmerzen. Was war überhaupt mit mir los gewesen ? Aber das war jetzt alles erst einmal unwichtig. Schnell rappelte ich mich auf und stieg aus dem Bett. Leider hatte ich mich vorher mit dem Fuß in der Bettdecke verhangen und bemerkte es erst als ich mit einem lauten Rums auf dem Fußboden landete. "Verdammt!" zischte ich zu mir selbst und rieb mir meinen Ellenbogen.
Wieso mustte ich immer so tollpatschig sein !? Ich enthedderte meinen Fuß aus dem Laken und kam wider auf die Beine. Der Raum in dem ich stand war riesen groß, so groß wie das Zimmer meiner Schwester und meins zusammen! Die Wände waren weiß mit gold verziert.
Wer auf Kitsch steht! Das Bett in dem ich zuvor noch gelegen hatte, war ein Himmelbett und überdimensional groß. Die Vorhänge, die auf allen vier Seiten an die Bettpfosten gebunden worden waren, waren mir rot, goldenen Blumen versiehrt. Gegenüberliegend von dem Bett waren drei große Fenster, die die gesamte Wand in anspruch nahmen. Sonst stand in dem Raum nur noch eine Sitzecke mit einem Sofa, einem Sessel und einem kleinen couchtischchen.
Außerdem stand noch ein großer Schminktisch in der hintersten Ecke an der Wand. Als ich mich so umsah, konnte ich drei Türen aus machen. Ich schlich zu der einen hin und öffnete sie.
Es war nur ein begehbarer Kleiderschrank. Trotzdem staunte ich nicht schlecht.
Wieso hatte ich so was nicht zu Hause ? Wehmütig schloss ich die Tür so leise es ging wieder.
Ich wollte ja keinen auf mich aufmerksam machen , leider musste ich mir eingestehen, dass ich dies bereits mit meinem unsanften Aufstehen sicher bewirkt hatte. Leise schlich ich zur nächsten Tür und dorthinter befand sich ein Bad. Genervt stöhnte ich auf.
Wieso konnte ich nicht gleich die richtige Tür gefunden haben ? Panik überkam mich und ich rannte so schnell es ging zu dritten Tür und lugte auf einen schmalen Gang hinaus. Niemand war zu sehen.
Um mein unkontroliertes Zittern unter Kontrolle zu bekommen, atmete ich kurz einmal durch, was mir trotzdem nicht die ganze Angst aus den Gliedern nahm.
Anschenend hatte ich doch keinen aus dem Schlaf gerissen. Also stellte ich mich auf Zehenspitzen und ging so auf den Flur. Mein Herz raste wieder vor Angst und ich hatte schon die Befürchtung das jemand es hören könnte. Also legte ich mir meine Hand auf die Brust um es etwas zu beruhigen.
Die Panik man könnte mich entdecken schnürrte mir die Atemwege zu, legte sich wie ein Schlauch um mich. Ich atmete nocheinmal tief durch und ging nach links. Am liebsten würde ich jetzt wegrennen, aber ich ermahnte mich, ich wollte ja keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen.
Erleichterung kam auf als ich endlich eine riesige Marmortreppe erreichte die zur einer Eingangshalle nach unten führte.
>Hier war ja echt alles groß!< stellte ich in Gedanken fest. Ich schaute mich noch einmal um, um sicher zu gehen dass mir niemand folgte und lief dann die Treppe runter. Ich hatte schon ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen, als ich nach dem Türgriff griff, als ich plötzlich gegen etwas lief.
War ich echt so von der Rolle, das ich gegen die Tür gerannt war ? Aber als sich eine Hand auf meine Schultern legte und mich wieder zur Treppe drehten, wurde mir klar das es mein Entführer war.
Ich begann zu schreinen und versuchte mit den Armen die Person hinter mir zu schlagen. Die aber meinen Schlägen geschickt auswich oder sie abwährte. Der Einzigste Gedanke den ich hatte, war dass es jetzt vorbei war, dass ich meine Eltern und meine Schwester nie mehr wieder sehen würde, dass mein Leben jetzt vorbei sein würde
"Lass mich los du Bastard !" rief ich und mir stiegen die Tränen in die Augen.
"Beruhig dich erst einmal, Kleine." sagte der Typ hinter mir mir tiefer Stimme.
Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und wollte gerade aufhören zu kämpfen, als mir einfiel, dass ich diese Stimme kannte. Es war der Mann von gestern Abend im Wald!
Ich versteifte mich in seinen Armen und drehte mich leicht um. Als ich sein Gesicht sah, musste ich mich wieder an die aufgeklebten Zähne erinnern und ich fing wieder schallend an zu lachen!
"Oh man... Du bist ja so was von gestöhrt! " lachte ich etwas zu verrückt.
Er guckte mich nur verwirrt an runzelte die Stirn. Ich wusste auch nicht recht wie ich in so einer Situation lachen konnte, aber ich sagte mir einfach, dass ich damit verdrengen wollte, dass ich jetzt vielleicht getötet wurde. Langsam wurde sein Gesichtsausdruck richtig finster. Er kam mit einem langen Schritt auf mich zu packte mich und warf mich über seine Schulter. Mir entwich die Luft, als seine kantige Schulter sich mit voller Kraft in meinen Bauch grub.Langsam erstarb mein Lachen und der Ernst der Lage trat wieder in den Vordergrund.
"Lass M.Mich ... run. runter .. du Neandertaler!" Ich wollte das eigendlich erst und böse schreien, aber durch mein wiederkommendes schluchzen, wusste ich nicht einmal ob er mich verstanden hatte. Ich schlug unaufhörlich auf seinen breiten Rücken mit meiner gesamten Kraft.
"Hilfe!" endlich hatte ich mich wieder gefangen und konnte nach Jemanden schreien, der mir vielleicht helfen würde. Aber da war ich schon in dem Zimmer in dem ich aufgewacht war und wurde aufs Bett geschmissen. Er drehte mir gleich wieder den Rücken zu und machte Anstalten das Zimmer zu verlassen. Schnell glitt ich vom Bett und rannte ihm hinterher.
Doch durch seine großen Schritte, die er machte war er schon längst durch die Tür verschwunden, bevor ich ihn überhaupt erreichen könnte. Zu meinem Pech auch noch, konnte ich nicht rechtzeitig bremsen und knallte vollekanne gegen die Tür.
"Verdammt!" schimpfte ich und rieb mir die Nase. Dieser Idiot hatte mich tatsächlich eingeschlossen !! Dieser Mistkerl ! Ich hämmerte so stark ich konnte gegen die Tür und rief nach Hilfe. Die aber nicht auftauchte, wie ich mir nach einer gefühlten halben Stunde eingestehen musste.
Mein Hals war wund von ganzen schreien und meine ganzen Hände taten mir weh und waren rot angelaufen.
"Verdammter Mist !" brüllte ich und trat gegen die Tür, was mir nichts brachte als ein schmerzhaftes ziehn in meinem großen Zeh. Es wurde mir bewusst, in welcher Lage ich mich gerade befand und glitt erschöpft an der Wand hinab. Ich wollte nach Hause, wo meine geliebte Familie sich sicher schon große Sorgen machten, wo ich denn nur war.
Ich stellte mir vor, wie meine Mutter weinend am Küchentisch sitzt, als ihr jemand von meinem Tod berichtet. Heiße Tränen der Verzweiflung liefen mir unaufhörlich über die Wangen.
Mit den Armen umschlung ich meine Knie und wippte mich schluchsend hin und her.
Lange Zeit verging und ich beschloss, dass ich nun stark sein musste. Das Erste, was ich jetzt tun müsste ist aufhören zu weinen und dann musste ich meine Flucht planen. Denn ich würde nicht hier untätig rumsitzen und auf meinen Untergang warten. Meine Augen wanderten durch den Raum, auf der Suche nach irgendetwas dass mir bei meiner Flucht helfen könnte. Mein Blick blieb an den großen Fenstern hängen und die davor befestigten Vorhängen. Die mussten mindestens fünf Meter lang sein.
Humpelnd trat ich an eins der riesigen Fenster und schaute hinaus. Zum Glück befand ich mich nur im ersten Stock , also wenn ich zwei dieser Vorhänge aneinander binden würde, müsste es reichen um sie iregndwo festzumachen und danach sicher nach unten zu gelangen. Der Plan musste funktioniern, denn ich wollte mir gar nicht ausmalen, was mit mir passieren würde, wenn man mich erwischen würde!
Aber ich kam nicht darum triumphierend zu lächeln. Dieser Mistkerl würde sich noch wundern! Wenn er wieder kommen würde, wäre ich schon über alle Berge. HA... Ich würde zu gerne sein Gesicht sehen ! Und so machte ich mich ans Werk mein diabolischen Plan in die Tat umzusetzten.
Ich trat an einen der Vorkänge heran und packte mit meinen Fingern auf der einen Seite fest zu. Der Vorhang musste aus Samt bestehen auf dem vielen goldenen Rosen drauf gestickt waren.
Er fühlte sich so wunderbar weich an, unter meinen Händen. Schade, dass ich ihn kaputt machen musste. Ich hang mich mit meinem ganzen Gewicht dran, aber nichts passierte.
Ich gab ein frustrierendes grunzen von mir und stellte mich wieder auf meine Füße.
Das konnte doch nicht war sein, das ein einfacher Vorghang nicht unter meinem Gewicht riss.
Unter anderen Umständen wäre es echt eine Freude, wenn er nicht reißen würde, weil dies mir beweisen würde das ich doch nicht so schwer war wie ich immer behauptete, aber in so einer brenzlichen Lage, wie in der ich mich gerade befand, war es einfach ärgerlich!
Fast wäre ich wieder in Tränen ausgebrochen. Sollte ein einfacher Vorhang echt meine Flucht verhindern ? Wieder griff ich nach dem Stoff und zog mit aller Kraft daran. Doch wieder klappte es nicht den schweren Stoff zum reißen zu bekommen.
"So ein Mist." Meine vorige Heiterkeit war nun wie weggeblasen und machte Platz für tiefe Frustration. Wenn ich den Vorhang wirklich nicht von seinem Platz bekam, dann musste ich mir etwas anderes einfallen lassen. Das Fenster war meine einzige Möglichkeit zu flüchten und ich wollte mir nicht vorstellen, was mein Entführer mit mir vorhatte wenn ich es nicht schaffen würde.
Es war so wieso schon ein Wunder das ich nicht hysterisch, schreiend im Kreis rumrannte.
Nun stemmte ich mir meine Hände in die Hüften und betrachtete den Raum wieder.
Bingo!! Schnell humpelte ich zum Bett und zog das Lacken von der Decke und vom Bett ab und knotete sie zusammen. Zwar waren diese jetzt nicht lang genug, wie die Vorhänge, aber besser als gar nichts, musste ich ebend den Letzten Meter runter springen.
Mir standen jetzt schon die Haare zu Berge wenn ich nur daran dachte was passieren könnte wenn ich stürzen würde! Aber das war bestimmt nicht so schlimm, als wenn ich hier bleiben würde.
Ich stellte mich wieder vor das Fenster und machte es auf. Die kalte Nachtluft streifte mich und ich begann zu zittern. Was ich vorher nicht gesehen hatte war, das sich hinter der Glastür eine kleine Terrasse befand. Ich musste nur einen großen Schritt machen und ich befand mich schon an dem schwarzen Metallgeländer. Der Mond schien hell und erleuchtete diese Seite des Hauses, mit voller Kraft. Geschickt band ich das Bettlaken an eine Stange des Geländers und stopfte den Rest zwischen des Stäben hindurch, damit ich hinunter klettern konnte. Dann stand ich wieder auf und machte mich daran über die Abgrenzung zu klettern. Als ich nach unten guckte, um eigendlich nur zu schauen, wo sich mein provisorisches Seil befand, bekam ich wieder Angst, dass mich jemand entdecken könnte .
Eigentlich wollte ich ja keine Angst mehr zeigen, aber trotzdem klammerte ich mich Schutz suchend an die Eisenstangen und gab ein leises quicken von mir.
>Es wird mich keiner hören oder erwischen. Dir passiert schon nichts!< sprach ich mir selber Mut zu, war aber eigendlich nicht gerade von mir selbst überzeugt. Langsam ließ ich meine Hände an den Stangen herunter gleiten und machte mich meinen Beinen kleine Stritte von dem Terrassenboden weg und stutze sie an die raue Hauswand. Als ich am Ende der Eisenstangen angekommen war, musste ich zu meinem Bedauern das Laken zur Hilfe nehmen. Ganz vorsichtig ließ ich eine Hand los und griff in den weichen Stoff hinein.
>Lass es nicht reißen !< betete ich noch schnell zu Gott bevor ich auch noch meine andere Hand los ließ und ins Laken griff. Ich wackelte gefährlich hin und her und ich musste meine Lippen gegen meine Handflächen drücken, damit ich nicht anfing zu schreien. Mir war jetzt schon eiskalt !
Als ich irgendwann einen festen Halt gefunden hatte und mein Herzschlag wieder einiger Maßen unter Kontrolle gebracht hatte, stieg ich Schritt für Schritt hinab. Mein Mut kam immer mehr zurück und Tränen der Vorfreude standen mir in den Augen. Ich war jetzt schon fast unten und mich hatte niemand bemerkt. Ich lachte leise in mich hinein. Mein Plan funktionierte !
Der Wind bließ mir das Salzwasser aus den Augenwinkeln und ließ sie quer über meine Wange laufen. Ich würde bald meine Eltern wiedersehen und sie umarmen können ! Es presste mir das Herz zusammen, dass ich ihnen zu selten gesagt hatte wie lieb ich sie hatte.

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Tag der Veröffentlichung: 05.09.2012

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