Vorwort
Wir sind eine ganz normale Familie: Mann, Frau, 2 Kinder (5 und 2 Jahre alt), Hund und Katze. Ich arbeite ganztags, mein Mann 30 Stunden in der Woche. Unsere Jungs gehen beide in den Kindergarten. Wir leben in einem kleinen Dorf und ich möchte einfach mal einen Tag unseres Lebens schildern. Der ganz normale Wahnsinn eben. Viele werden sich hier wiederfinden können.
So viele Gedanken und Gefühle drängen sich zur gleichen Zeit,
Freude, Glück und Dankbarkeit.
Du blinzelst vorsichtig ins Licht der Welt,
dies ist unser Kind, welch ein Geschenk.
Du bist ein Licht in ungewisser Zeit,
ein Ausweg aus der Ausweglosigkeit,
wie ein Signal, den Weg weiter zu gehen,
Herausforderungen zu bestehen.
Wo vieles voller Zweifel ist,
da machst du, dass man alle Zweifel vergisst.
DU bist DU. Herzlich Willkommen in unserem Leben!!!
6:00 Uhr
Der Wecker klingelt. Wieder war die Nacht ein paar Stunden zu kurz. Immer noch müde drücke ich auf die Pause-Taste. Das ist absolut nicht meine Zeit. Neben mir mein Großer, der sich irgend wann im Laufe der Nacht in unser Bett geschlichen hat: „Mama, aufstehen!“ „Gleich, noch fünf Minuten.“ Es hilft alles nichts, also raus aus den Federn.
6:15 Uhr
Ich koche mir erst mal einen Kaffee, sonst geht gar nichts. „Mama, ich habe Hunger.“ Noch immer halb verschlafen, rühre ich ein Schälchen Haferflocken an und stelle es auf den Tisch. „Aber ich will es doch warm haben.“ Also Mikrowelle, 1 Minute, Haferflocken sind warm. Jetzt ist er zufrieden und isst. Während er isst, erzählt er mir Romane aus seinem Leben. Und sein Mündchen steht keine Sekunde still. Ich nehme kaum auf, was er mir so alles erzählt. Mein Kaffee ist endlich fertig und langsam werde auch ich munter. Der Große geht zum Spielen ins Wohnzimmer und schafft das erste Chaos des Tages. Ist mir aber relativ egal.
6:30 Uhr
Ich gehe mal kurz unter die Dusche, das vertreibt dann den letzten Rest der Müdigkeit.
6:45 Uhr
Jetzt wird es Zeit, für den Kleinen das Fläschen zu machen und die Frühstücksbox für den Kindergarten fertig zu machen. Ich bin kaum fertig, fragt mich der Große was denn auf dem Brot ist. Salami. „Ich will aber Honig auf mein Brot.“ Na dann, auch gut, habe ich wenigstens auch ein Brot. Mit Salami! Nach diskutieren ist mir noch nicht. Eindeutig zu früh!
7:00 Uhr
Den Großen schicke ich ins Bad zum Waschen und Zähne putzen; ich gehe mich dann auch mal anziehen. Wieder auf dem Weg nach unten, wecke ich mal schnell den Kleinen, der zum Glück auch gleich putzmunter ist und mich anstrahlt: „Ab.“ Einen viel größeren Wortschatz hat er noch nicht. Wird schon noch kommen. Jetzt trödeln sie beide, der eine beim Anziehen, der andere beim Fläschen trinken. Ich treibe zur Eile, die Zeit läuft uns weg – wie jeden Morgen. Schließlich haben wir es geschafft. Dann ziehe ich den Kleinen an und es kann los gehen.
7:30 Uhr
Wir sind glücklich am Auto angekommen, der Hund noch nicht von seinem Morgenspaziergang zurück. Wo bleibt er nur wieder? Da steigt mir ein allzu bekannter Duft in die Nase. Oh, ich glaube der Kleine hat gerade die Windel voll gemacht. Also, wieder rein, Kind noch mal wickeln und ein neuer Versuch. Inzwischen ist auch der Hund wieder da.
7:40 Uhr
Wir sind tatsächlich endlich startbereit!!!
7:50 Uhr
Ankunft im Kindergarten. Der Kleine läuft gleich weg, zieht sich unterwegs mal schnell seine Jacke aus. Ich hinter her, aber er ist einfach zu schnell. Also beschäftige ich mich mit Einfangen. Das macht natürlich Spaß. Also jagen wir durch den Kindergarten. Schließlich bekomme ich ihn doch zu fassen. Mit Gebrüll, vom Arm runter wollen und viel Geduld schaffe ich es dann, ihm die Hausschuhe anzuziehen. Einen Abschiedskuss bekomme ich nicht, dazu hat er keine Zeit, er ist schon wieder unterwegs. Gut so. Dafür kommt der Große und verabschiedet mich richtig. So, jetzt wird es aber Zeit, ich muss los. An der Tür hält mich noch eine andere Mutter auf, dann kann ich endlich losfahren. Könnte gleich wieder eine Dusche gebrauchen, bin schon das erste Mal geschwitzt.
7:50 – 8:20 Uhr
Das ist meine Zeit. Die Fahrt im Auto zu meiner Arbeitsstelle. Diese halbe Stunde gehört nur mir und ich kann meinen Gedanken freien Lauf lassen. Nebenbei achte ich natürlich auch ein bisschen auf den Verkehr.
8:20 Uhr
Mein Büroalltag beginnt: Der Kaffee ist schon gekocht, nette Kollegen, die ich da habe. Vielleicht haben sie Mitleid mit mir? Das Telefon klingelt schon wieder an einer Tour. Aber so ein bisschen Stress tut doch so gut.
13:30 Uhr
Kurzer Anruf zu Hause. Mein Mann hat die Kinder aus dem Kindergarten abgeholt, wir besprechen den restlichen Tagesablauf. Der Große geht auf eine Geburtstagsfete von einem anderen Chaoten und der Kleine muss um 16 Uhr beim Kinderarzt sein. Kriegen wir schon irgend wie geregelt. Ich erkläre kurz, wo das am Morgen noch schnell eingepackte Geschenk liegt und dann geht’s weiter mit der Arbeit. Aber nicht, ohne dass mein Großer mir noch was erzählen will. Auch gut.
15:30 Uhr
Der Chef will noch irgend etwas von mir. Ich muss mich beeilen, weil mein Mann mir unterwegs den Kleinen übergeben will, damit der zum Arzt kommt. Denn das muss ich machen. Die Zeit wird wieder knapp.
15:40 Uhr
Sitze endlich im Auto. Jetzt muss ich doch etwas schneller fahren, damit wir nicht zu spät zum Termin kommen. Okay, ich kanns nicht ändern.
16:00 Uhr
Ich sitze tatsächlich im Wartezimmer - pünktlich. Der Kleine gibt keine Ruhe. Er will klettern und spielen und es fällt ihm noch so einiges ein. Wir werden zum Glück gleich aufgerufen. Als er die Behandlungsliege sieht, brüllt er wie am Spieß. Hat schlechte Erfahrungen gemacht. Wir versuchen ihn zu zweit zu beruhigen – die Ärztin und ich – was uns aber nicht so wirklich gut gelingt. Also geht’s auf einen Stuhl. Ist nur eine Routineuntersuchung und ja eigentlich gar nicht so schlimm. Alles in Ordnung, Kind ist gesund. Die Tränen trocknen langsam. Und wir können gehen.
17:00 Uhr
Zu Hause angekommen. Mein Mann hat schon mal einen Kaffee gekocht und wir sitzen gemütlich am Tisch. Bis der Kleine um die Ecke geschossen kommt und ein Plätzchen haben will. Da wir nicht gleich reagieren, bekommt er mal kurz einen Wutanfall und schmeißt sich auf den Boden. Als er dann endlich sein Plätzchen hat, ist alles okay. Allerdings nur fünf Minuten, er möchte das nächste. Zwei Stück reichen aus! Wie machen wir ihm das nur klar? Er macht mal schnell alle Schränke auf. Dann gibt er auf und geht zum Spielen ins Wohnzimmer. Ich schaue kurz nach ihm und gehe auch schnell wieder weg. Überall Spielzeug auf dem Boden, auf dem Tisch. Aber er ist wenigstens beschäftigt. Schaut sich ganz interessiert ein Buch an. Auf dem Rückweg in die Küche stolpere ich dann mal kurz über ein Polizeiauto, kann mich aber noch rechtzeitig abfangen. Dann haben wir doch mal ein bisschen Zeit für uns. Pustekuchen. Der Kater springt auf meinen Schoß und der Hund steht daneben und will seine Streicheleinheiten. Gut – geht auch noch.
18:00 Uhr
Der Große muss vom Kindergeburtstag abgeholt werden. Also schwinge ich mal wieder ins Auto und düse los. Dort muss ich schnell noch ein Stück Kuchen essen und mit meinem Sohn diskutieren, warum er denn jetzt schon nach Hause muss. Nicht zu ändern, was sein muss, muss sein.
18:45 Uhr
Der Große hat schon gegessen, also essen wir drei während der Große noch ein bisschen Fernseh gucken darf.
19:15 Uhr
Der Kleine ist bettfertig, den Großen muss ich erst vorm Fernsehen loseisen. Das will er ja nun absolut nicht. Aber da gibt es kein Pardon. Ins Bad, ausziehen, waschen, Zähne putzen. Mein Mann bringt den Kleinen schon mal ins Bett. Dann ist der Große endlich auch fertig. Wir gehen hoch, ich lese noch eine Geschichte vor. Das reicht natürlich nicht. Also noch eine zweite. Dann reden wir noch ein bisschen, beten und dann ist er endlich auch im Bett verschwunden.
19:45 Uhr
Endlich fertig. Der Abend kann beginnen. Wäre da nicht – ja Elternabend im Kindergarten. Davor drückt sich mein Mann natürlich auch. Logisch. Los geht’s. Das schaffe ich noch.
20:05 Uhr
Nur fünf Minuten Verspätung. Ich setze mich auf den Kindergartenstuhl und würde am liebsten gleich einschlafen. Jetzt muss ich aber erst noch das Gerede über Für und Wider von dies und jenem, Erziehungsmethoden, gesundes Frühstück (bitte nichts Süßes – natürlich auch kein Honig), Programme des Kindergartens, Elternbeiratswahlen (ich kandidiere bestimmt nicht!) und all die anderen Sorgen der Eltern (fast nur Mütter) über mich ergehen lassen. Aber auch das hat ein Ende. Hinterher tratschen wir noch ein bisschen über alles mögliche und dann bin ich froh endlich nach Hause zu kommen.
22:00 Uhr
Geschafft. Der Tag ist zu Ende. Der nächste kann beginnen. Ich setze mich noch mal kurz an meinen Computer, kann mich aber nicht mehr konzentrieren.
22:30 Uhr
Meine bessere Hälfte hat sich schon ins Bett verabschiedet (er steht schließlich um halb fünf auf) und ich werde das jetzt auch tun. Werde noch ein paar Blicke in mein Buch werfen und dann endlich schlafen.
Schaue noch mal kurz nach den Jungs. Das Babybett von dem Kleinen steht mal wieder mitten im Zimmer, also schiebe ich es dahin wo es hin gehört. Er wird wach, strahlt mich an, um dann zum Glück gleich weiter zu schlafen.
Dann gehe ich zum Großen. Der schläft tief und fest, nur zugedeckt ist er nicht. Wird schnell erledigt. Sein Nachtlämpchen muss anbleiben, sonst wird er sauer. Ist eine Sparbirne drin, kann die Masse nicht kosten.
So jetzt lege ich mich endlich in mein Bett, um tatsächlich noch zwei Seiten in meinem Buch zu lesen, dann fallen mir die Augen zu.
3:00 Uhr
„Hallo Mama, hier bin ich“. Okay dann los in die Mitte und Gute Nacht.
Und nachher geht’s weiter. Wie jeden Tag nur in einer anderen Variante. Kindergarten, kein Arzttermin, keine Geburtstagsfeier, kein Elternabend. Dafür musikalische Frühförderung im Kindergarten, Fußballtraining, Turnen, ich habe eine Sitzung oder was auch immer anliegt. Oder es kommen drei Kumpels zu Besuch, Essen muss gekocht werden, es fällt mir noch so vieles ein. Vielleicht wird auch wieder mal das Parkett mit einem Edding angemalt, mit dem Schraubenzieher Löcher in die Wand gebohrt oder ich muss dem Christkind einen Brief schreiben. Es wird nie langweilig. Zum Glück.
Ich habe zwei tolle normale Kinder, die mich jeden Tag wieder was Neues lehren. Mit denen ich die Welt jeden Tag neu entdecke. Die mir vorbehaltlos all ihre Liebe schenken und die ich keine Sekunde in meinem Leben missen möchte. Die sich freuen, wenn ich nach Hause kommen, die ein ganz großes Herz haben. Da ist das bisschen Stress doch auszuhalten. Es kommt alles hundertmal zurück. Mama, ich liebe dich so sehr, ist der schönste Satz und zeigt mir, dass nicht alles falsch sein kann.
Tag der Veröffentlichung: 09.10.2008
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine Kinder Nils Ole und Till Janne. Danke dafür, dass ihr mein Leben jeden Tag bereichert. Dass ihr mich jeden Tag Dinge lehrt und ich an eurem Leben teilhaben darf. Ihr seid der Mittelpunkt meines Lebens. Ich möchte immer für euch da sein, euch unterstützen und euch helfen, die Welt kennen zu lernen und zu verstehen. Ich möchte euch jetzt die Wurzeln geben, die ihr braucht und euch später los lassen, damit ihr euren eigenen Weg gehen könnt. Mit dem Wissen, dass wir für euch da sind, zu jeder Zeit. Ich liebe euch.