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Januar 1979 � Verliebt???



Ich war gerade süße 16 Jahre alt. Das Leben hatte erst angefangen, mit all seinen Höhen und Tiefen. Wir waren voller Lebenslust und neugierig auf das Leben, das wir gerade entdeckten. Was zählte waren wir, alles andere war nicht so wichtig in dieser Zeit.
Da traf ich dich. In einer Kneipe beim Flipper spielen. Du standest da, sahst mich an und ich weiß nicht genau, was in diesem Moment mit mir passiert ist. War zu jung, um mir das zu erklären. Ich sah in deine Augen und ich hatte Angst. Ich konnte es nicht erklären, da war was Neues, es war auf einmal alles anders, ich konnte es mir nicht erklären. Ich glaube, du warst anders. Eigentlich warst du gar nicht mein Typ, vielleicht weil du so anders warst.
Du gabst mir zu verstehen, dass du mich magst, dass du mit mir zusammen sein willst. Ich wehrte mich. Ich ging auf Distanz. Ich genoss meine Freiheit, genoss das zu tun, worauf ich Lust hatte. Mit meiner Clique um die Häuser ziehen, heute hier, morgen da, ohne einen Gedanken an irgend etwas zu verschwenden. Aber da war eine Magie, der konnte ich mich nicht entziehen. Und eine unerklärliche Angst zu verlieren, mich zu verlieren.


Januar 1979 � Verliebt!!!



Ich war verliebt. Es wurde mir klar, langsam Stück für Stück. Ich wollte es nicht wahr haben, wollte es nicht zulassen. Aber gegen diese Gefühle kam ich nicht an. Diese Gefühle hatten mich im Griff, ich fühlte mich verloren. Du warst so hartnäckig in dieser Zeit und - du hast gewonnen. Mich, mein Herz, meine Liebe. Ich öffnete mich für dich und eine wilde Zeit begann. Mit ganz viel Liebe, Streit, Sehnsucht, Hass, mit Lachen, Weinen, Glück und Traurigkeit und immer wieder Liebe. Die Gefühle fuhren Achterbahn. Nie zuvor hatte ich so eine Nähe gespürt, nie zuvor war ich so verliebt. Wir träumten unseren Traum. Wir lebten unseren Traum.


Januar - Juni 1979 � Höhen und Tiefen



Wir waren jede freie Minute zusammen, genossen jeden Augenblick, hatten nur Augen für uns. Wir verstanden uns auch ohne Worte. Wir fühlten uns als eine Einheit. Wir gegen den Rest der Welt. Wir waren stark, unbesiegbar. Jeder Tag war spannend, jeder Tag war neu. Wir für immer.
Doch es kam wie es kommen musste, die ersten Probleme schlichen sich ein. Wir waren uns viel zu ähnlich, süchtig auf das Leben. Dann kam die Zeit, in der du nur noch am Wochenende da warst. Meine Sehnsucht war unermesslich, du hast mir gefehlt, in jeder Minute, in jeder Sekunde. Wie oft habe ich mich in den Schlaf geweint. Ab und zu riefst du mich mal an. Wenn du dann zu Hause warst, warst du oft kühl, verletzend, hast mich weiter gar nicht registriert. Bis ich den Zugang wieder zu dir fand. Dann erlebten wir Stunden voller Glück, Liebe, Zärtlichkeit und schmiedeten Pläne für unser restliches Leben. Es war ein ständiges Auf und Ab. Aber immer noch siegte unsere Liebe, war stärker als alles andere. Wir stritten oft, ich war manches Mal verzweifelt, kam dir nicht mehr nah genug. Wie oft bin ich gegangen, wollte dich niemals wiedersehen, um es im selben Moment zu bereuen. Manchmal hatte ich das Gefühl, du ziehst dich zurück. Hatte Angst, du willst mich verlassen. Eine Trennung würde ich nicht überleben. Nicht jetzt.
Dann war da die andere (die es gar nicht gab, die du erfunden hast, um mich zu verletzen, mir weh zu tun). Du hast mir erzählt, du warst mit ihr zusammen für ein paar Stunden. Du willst aber nur mich, es war dir nicht so wichtig. Das war der Moment in dem etwas in mir zerbrach. Ich fühlte mich hilflos, war zerstört, am Boden, am Ende. Wie sollte es nun weitergehen? Was sollte ich tun? Ich wollte bei dir bleiben und wusste doch, ich musste gehen, um mich nicht selbst zu verlieren, um uns nicht zu zerstören. Ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, alles drehte sich im Kreis.
Ab und zu riefst du mich an, ab und zu waren wir zusammen. Und in dieser Zeit, war alles so wie es immer war. Nur wir beide zählten.
Aber etwas nagte an mir, der Stachel saß. Ganz tief in mir spürte ich, dass ich nicht bleiben kann, du wärst mein Untergang gewesen. Also fing ich an mit anderen loszuziehen. Und da traf ich ihn wieder. Ich wusste, dass er mich mochte, vielleicht in mich verliebt war. Er strahlte soviel Ruhe aus. Genau das war es, was ich jetzt brauchte, nach dieser aufreibenden Zeit. Ich hatte Sehnsucht nach Ausgeglichenheit, nach Gefühlen, die nicht so extrem, so anstrengend waren. Er war mein Rettungsanker. Die Beständigkeit, die ich brauchte. Und ein schwerer Schritt stand vor mir. Die Trennung von dir.




Juni 1979 � Trennung von dir



Ich hatte nicht den Mut, dir das zu sagen. Ich dachte, du erfährst es schon, irgend wann von irgend wem. Ich hatte Angst, dich noch mal zu sehen, dachte das schaffe ich nicht. Es ist einfach vorbei, ich wollte vergessen, dich vergessen. Du hast mein Leben zu sehr auf den Kopf gestellt, dafür war ich noch nicht bereit. Fühlte mich zu jung. Du hast zu viele Gefühle in mir wach gerufen, die ich bis dahin nicht kannte, mit denen ich nicht umgehen konnte.
Du hast es erfahren und du hast mich angerufen. Ich versprach dir noch einmal zu dir zu kommen, noch einmal mit dir zu reden. Und ganz tief in mir drin, war ich glücklich, froh, dich noch einmal sehen zu können, aber ich hatte auch Angst.
Es war ein Sonntag nachmittag, als ich zu dir ging. Du nahmst mich in die Arme, als wäre nie etwas geschehen, du hast mich angesehen mit diesem Blick, der mein Herz höher schlugen ließ. Wir redeten stundenlang, wir waren uns nah wie nie zuvor in unserer Zeit. Wir liebten uns verzweifelt, mit aller Kraft, mit aller Liebe. Und trotzdem wusste ich, dass ich gehen musste, dass ich nicht bleiben konnte. Als ich ging, haben wir beide geweint. Und ganz tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich meine große Liebe verlassen habe.

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Juni 1979 - Sommer 1988 � Zwischenzeit I



Es wurde so wie ich es mir vorgestellt habe, ruhig, ohne Höhen und Tiefen, beständig und auch ein bisschen langweilig. Er und ich verstanden uns gut, wir waren zusammen, es war okay. Ich konnte mich erholen. Bis auf die Tage, an denen ich dich sah, irgend wo, durch Zufall. Dann raste mein Puls, mein Herz schlug etwas lauter als sonst und die Welt stand still, für einen kurzen Augenblick. Du warst da. Das alleine zählte. Wenn wir uns in die Augen sahen, war es wieder da. Dieses große, unbeschreibliche Gefühl. Du versuchtest immer wieder mich zu überreden zurück zu kommen. Du sagtest, dass ich dir fehle, dass du mich liebst, mich vermisst und es immer tun wirst. Ich wusste, es war die Wahrheit, aber ich war nicht soweit. Ich wollte nicht wieder verletzt werden, nicht mehr diese Höhen und Tiefen erleben. Und so blieb ich standhaft. Wir passten nicht zusammen, das war mir klar.
Dann sahen wir uns ein paar Jahre gar nicht mehr. Wir wohnten nur zwei Kilometer auseinander, es war als lebtest du auf einem anderen Stern. Ich träumte oft von dir. Wenn es mir schlecht ging, war ich bei dir, in meinem Träumen, mit meinen Gedanken. Dann hast du mich festgehalten und nie mehr los gelassen. Diese Träume halfen mir in manchen Situationen. Ich spürte tief in meinem Inneren immer noch unsere Liebe.
Ich hatte noch eine weitere feste längere Beziehung in dieser Zeit. Aber auch er konnte die Gefühle in mir nicht zum Leben erwecken. Auch er hat es nicht geschafft. Ich war immer auf der Suche, wusste nicht nach was, weiß heute, ich habe immer nur dich gesucht. Meine Sehnsucht blieb, in all den Jahren. Es gab mal hier einen, mal dort einen, aber das warst nie du.
Selten hörte ich von dir. Auch du warst nicht alleine, du bautest dir gerade mit einer anderen ein Leben auf. Okay, ich hatte dich verloren, vielleicht. Wirklich geglaubt habe ich das in keiner Sekunde. Wenn jemand von dir erzählte, wurde mein Herz weit und ich spürte diese große Liebe, die uns immer noch verband. In jeder Sekunde, in jeder Minute unseres Lebens. Aber jeder lebte sein eigenes Leben und darin hatte der andere keinen Platz.




Sommer 1988 � Sehnsucht nach dir



Es kam mit aller Macht über mich. Diese riesengroße Sehnsucht nach dir. Ich hatte dich seit mindestens fünf Jahren nicht mehr gesehen, wusste nicht einmal wie du jetzt aussiehst. Ich lebte mit einem anderen zusammen und eigentlich hätte ich glücklich sein können. Aber meine Gedanken waren sooft bei dir, viel öfter als all die Jahre vorher. Würde ich dich jemals wiedersehen? Dachtest du überhaupt noch an mich? Hattest du mich nicht längst vergessen? Fragen, auf ich die Antwort ganz tief in mir spürte. Nein, du hattest mich nicht vergessen. Genauso wenig wie ich dich. Auch wenn du mir der anderen zusammen lebtest. Auf der anderen Seite freute ich mich für dich, wollte, dass du glücklich bist. Ich bewahrte die Erinnerung an unsere Zeit tief in meinem Herzen. Und lebte damit. Jeden Tag, jede Nacht.




August 1988 � Ich seh dich wieder



In der Stadt fand eine Mega-Party statt, jeder wollte hin. Das es eines der größten Ereignisse meines Lebens werden sollte, ahnte ich nicht. Seit Tagen spürte ich eine wahnsinnige Unruhe in mir. Ich wusste nicht, wie ich sie bändigen konnte. Ich war ganz oben. Irgend etwas würde passieren, das war mir klar. Dass du es warst, hätte ich nicht gedacht. Ich traf einen Freund auf der Fete. Es war noch nichts los. Wir beschlossen, erst noch mal in eine Kneipe zu gehen. Und es traf mich wie ein Schlag. Dort sah ich dich am Billardtisch stehen. Nach all den Jahren. Mein Herz schlug viel schneller als sonst. Wir setzten uns an die Theke, tranken ein Bier. Du hattest mich noch nicht gesehen und ich tat erst mal so, als ob ich dich auch nicht gesehen hätte. Ich konnte kaum noch klar denken. Ich weiß nicht, was ich für einen Unsinn geredet habe, in diesem Moment. Auf einmal standest du vor mir. Ein Blick in deine Augen reichte, ich war verloren. Es war alles noch da, vielleicht noch viel stärker. Nein, das durfte nicht sein. Du sahst einfach hammerhart aus. Da stand mein Traummann vor mir. Den, den ich nie vergessen hatte. Den, den ich nie vergessen würde. Du warst kühl. Wie geht es dir? Aber deine Augen sprachen eine andere Sprache. Wir beschlossen zusammen auf die Fete zu gehen. Eigentlich warst du mit einer anderen verabredet, sagtest du mir. Haltung bewahren, das allein zählte jetzt. Wir fuhren zusammen los. Als wir dann dort waren, war von einer andere keine Rede mehr. Wir standen zusammen, redeten stundenlang. Du erzähltest von deinem Leben, dass du dich von ihr getrennt hast, weil es nicht das richtige war, dass es dir gut geht. Meine Sehnsucht hatte Pause. Als das Fest zu Ende war, hatten wir noch keine Lust uns zu trennen. Viel zu lang hatten wir uns nicht gesehen. Wir gingen Kaffee trinken, die ganze Nacht. Wir waren uns so vertraut, wir waren glücklich in diesen Stunden. Wir waren uns so nah, so vertraut. Wir hatte so viel zu reden. Und keiner wollte wirklich gehen. Als wir dann doch gehen mussten, hatten wir beide Angst, dass wir uns so schnell nicht wiedersehen würden. Du gabst mir die Hand, ich war elektrisiert. Ich war verwirrt, und ich wusste ich liebte dich, mit aller Kraft, mit meinem ganzen Herzen. Irgend einen Weg würde ich finden, dich wieder zu sehen. Es musste einen Weg geben für uns zwei. Ich würde dich nicht wieder gehen lassen.





September 1988 � April 1989 � Du bist zurück in meinem Leben



Wir haben es geschafft, uns ganz �zufällig� wieder zu sehen. Und es gab kein Halten mehr, nicht für dich und nicht für mich. Ohne Netz und doppelten Boden. Dieses Mal war es für immer. Ich trennte mich von ihm, um mich wieder ganz auf dich einzulassen. Um noch mal die Liebe zu spüren, die ich fast zehn Jahre vermisst und immer wieder gesucht hatte. Du warst die Antwort auf meine Fragen. Ein ganz neues Vertrauen, eine ganz neue Zärtlichkeit, eine ganz alte Liebe. Das waren wir. Wir redeten nächtelang, holten alles nach, waren wieder eins. Nichts trennte uns, nichts konnte uns trennen, uns etwas anhaben. Wir hatten unseren Gegenpol wieder. Reifer jetzt und wir hatten eine Chance. Du hast mich nie vergessen, hast dich oft nach mir gesehnt, dir gewünscht, dass ich bei dir bin. Warst du mal wieder mit einer anderen zusammen, hast du in ihr mich gesehen, mich gesucht, aber nie gefunden. Deine Rastlosigkeit war vorbei, so wie bei mir. Wir fanden unsere Balance. Das Glück kannte keine Grenzen. Wir waren gerne zu zweit alleine, um all das zu tun, was wir solange Zeit versäumt hatten. Keiner konnte uns besiegen. Wir konnten über alles reden, konnten uns ein Leben ohne den anderen nicht mehr vorstellen. Wir stritten manchmal, um uns hinterher ganz schnell zu versöhnen. Wir waren im Himmel, die Erde war weit. Fallen würden wir nicht mehr. Wir lebten abwechselnd bei dir und bei mir. Egal wo, Hauptsache wir waren zusammen. In den Stunden, die wir getrennt waren, spürten wir Sehnsucht, die jeden Abend gestillt wurde. Du konntest mich noch immer mit der linken Hand verzaubern. Ich war am Ziel. Ganz intensiv, mit so viel Liebe. Mehr wollte ich nicht. Unser gemeinsames Leben stand in den schönsten Farben vor uns. Du sprachst von Hochzeit, von Kindern. Ja, warum eigentlich nicht? Wir planten alles ganz genau. Es sollte anders kommen...




Mai/Juni 1989 � Schatten auf unserem Glück


Leider ließen die ersten Schatten nicht lange auf sich warten. Wir hatten ein Problem. Meine Eifersucht. In jeder Frau sah ich eine Konkurrenz für mich, wusste um deine Wirkung auf andere Frauen, hatte höllische Angst dich zu verlieren. Du hattest mich damals betrogen (was ja nicht stimmte, aber ich da noch nicht wusste), würdest du es nicht wieder tun? So toll war ich ja nun auch nicht. So dachte ich. Und jedes Mal machte ich dir eine Szene, wenn du zu lange mit einer anderen redetest. Wir stritten heftig und du flüchtetest ab und zu. Du hast mir immer wieder deine Liebe beteuert und dass nur ich in deinem Leben zähle. Aber das konnte ich dir doch nicht glauben? Du sagtest, du hälst das nicht mehr länger aus, ich mache unsere Liebe kaputt. Das wollte ich doch nicht. Richtig glücklich war ich dann, wenn wir beide alleine waren. Da war niemand, der dich mir weg nehmen wollte, keine vermeintliche Konkurrenz. Ich habe Höllenqualen gelitten, konnte nicht über meinen Schatten springen. Mein Verstand sagte mir, dass das alles Unsinn ist, aber meine Gefühle und Gedanken spielten verrückt. Ich hatte keinen Anlass zu zweifeln und zweifelte doch. Bis zu jenem Abend, als du gegangen bist. Wir stritten heftiger als je zuvor, wir waren dabei uns gegenseitig zu zerstören. An diesem Abend bist du gegangen. Die schlimmsten Alpträume wurden wahr. Und ich war diejenige, die es kaputt gemacht hatte, die unsere Liebe mit Füßen getreten hatte.




Juni � Oktober 1989 � Die härteste Zeit meines Lebens



Du warst weg und es sah so aus, als ob du nicht mehr zurück kommst. Jeder Versuch dich zu erreichen, endete damit, dass es keinen Sinn mehr hat. Dass wir uns gegenseitig auf Dauer nur unglücklich machen würden. Dass du mich trotz allem immer noch liebst und mich nie vergessen wird. Vielleicht brauchen wir noch mal zehn Jahre. Das waren deine Worte.
Ich litt wie ein Tier. Ich konnte nicht mehr essen, konnte kaum noch arbeiten, war ganz schlecht in der Lage, meinen täglichen Pflichten nachzugehen. Du hast mir gefehlt. In jedem Augenblick. Deine Nähe, deine Zärtlichkeit. Immer war da die Hoffnung, du kommt zurück. Wenn du mich doch liebst? Du kannst mich doch nicht alleine lassen. Sicher es war heftig, was ich dir an den Kopf geworfen hatte, aber konntest du denn nicht verstehen, warum das alles so kam? Konntest du dich nicht in mich hinein versetzen? Du hattest doch versprochen immer für mich da zu sein. Irgend wie fühlte ich mich auch ein bisschen verraten.
Ab und zu kamst du noch mal kurz vorbei, um nach mir zusehen und eine Stunde später wieder zu gehen. Ich wusste nicht was du wirklich fühltest, dachtest. Du warst so fern wie ein Stern am Himmel. Ich magerte ab, 12 kg hatte ich mittlerweile verloren, ich war nur noch ein Schatten meiner selbst, rauchte und trank zu viel und aß zu wenig. Ich fühlte mich wie ein Wrack, dachte, dass ich nie wieder glücklich werden würde. War zu feige, meinem Leben ein Ende zu setzen und hätte es doch am liebsten getan.




August - Oktober 1989 � Der letzte Versuch



Das unfassbare geschah, du riefst an. Deine Stimme am anderen Ende ganz zärtlich, ganz liebevoll, für mich war es Musik. Du hast mich eingeladen, mit dir wegzugehen am Wochenende. Du sagtest, du vermisst mich. Ich tanzte durch meine Wohnung, schwebte auf Wolke 7 und hoffte, jetzt wird alles gut. Jetzt musste alles wieder gut werden. Diese Chance würde ich nutzen.
Das Wochenende kam, wir zogen zusammen los und wollten uns nicht mehr trennen. Die Faszination war wieder da. Wir verbrachten drei Tage zusammen, drei Tage, an denen wir das Glück noch einmal zurück geholt haben. Wir machten blau, genossen diese Zeit. Aber auch diese Zeit hatte ein Ende. Du wolltest es ein letztes Mal versuchen. Ich war happy, jetzt wird alles gut. Zu meinem Geburtstag schenktest dumir 27 langstielige rote Rosen. Das war das letzte, was ich von dir bekam. Wir haben es nicht geschafft.




November/Dezember 1989 � Verloren und neugeboren



Ich hatte verloren. Nach unserem Wochenende, waren wir noch ein paar Mal zusammen. Aber etwas stand zwischen uns, ganz spürbar. Etwas das mir Angst machte. Wir haben es nicht geschafft, einen neuen Anfang zu machen. Du hast keinen Sinn mehr gesehen, hattest keine Kraft mehr, um uns zu kämpfen. Und wieder habe ich gelitten und wieder habe ich geweint, bis ich nicht mehr konnte. Bis ich einfach nur fertig war und keinen Sinn mehr sah, in nichts mehr. Weil ich dieses Mal verstanden hatte, dass es das Ende war, unser endgültiges Ende. Du hast dich schnell getröstet mit einer anderen, die gleich bei dir einzog. Ich musste hier weg, ich ertrug es nicht. Ich ertrug nicht, dich mit ihr zu sehen, zu wissen, dass du jetzt ihr gehörtst. Dass ich keine Chance auf deine Nähe hatte. Auf deine Liebe vielleicht. Aber ich spürte auf einmal auch den Wunsch und den Willen dagegen anzukämpfen. Das Beste daraus zu machen. Diese Liebe zu akzeptieren, auch wenn ich sie nicht leben konnte. Ich flog für drei Wochen nach Fuerteventura � ganz alleine. Als das Flugzeug abhob, wurden meine Probleme, mein Kummer immer kleiner. Ich hatte einen so starken Selbsterhaltungstrieb, dass ich gute Chancen auf ein neues Leben ohne dich hatte. Ich genoss jeden Augenblick dieses Urlaubs, auch wenn du immer präsent war. Aber du warst weit weg und ich verabschiedete mich von dir. Ganz still und leise. Ich lernte so viele Leute kennen, wir hatten wahnsinnig viel Spaß. Ich konnte Kraft schöpfen, war wieder bereit zurück zu kehren, hatte keine Angst davor, dir zu begegnen � mit ihr. Ich fühlte mich wie neu geboren und freute mich auf meine Freiheit. Sicher gab es noch manche Stunde in der ich vor Sehnsucht zerrissen war, Nächte, in denen ich mich in den Schlaf weinte. Was ich zu keiner Zeit fühlte war Eifersucht. Ich mochte deine neue Freundin. Ich arbeitete nebenbei in einer Disco und es gab mir neues Selbstvertrauen. Ich lernte viele neue Leute kennen. Mein Leben war wieder reich, auch ohne dich. Oder vielleicht gerade deshalb?
Ab und an traf ich dich, mit ihr. Du spürtest wohl, dass ich mich von dir entfernt hatte. Dass ich bereit war, mein eigenes Leben zu leben, ohne dich. Dass ich dich nicht mehr wie das tägliche Brot brauchte, dass ich damit klar kam. Ich denke, du hattest auch Angst, dass es in meinem Leben bald einen anderen gibt. Jedes Mal erzähltest du mir, wie sehr du mich liebst. Ich wollte es nicht hören. Du hattest dich für sie entschieden und sie tat mir leid. Weil ich wusste, dass du die Wahrheit sagtest, dass du mit deinem Herzen immer noch bei mir warst. Und dass du merktest, dass du mich verlierst. Es war gut so wie es war.




Januar bis Mai 1990 � Meine Freiheit



Ich war das erste Mal in meinem Leben wirklich ungebunden. Konnte tun und lassen was ich wollte, hatte genug Geld, um mir einige Wünsche zu erfüllen. Ich hatte Freunde und war nur dann alleine, wenn ich es wollte. Meine Liebe zu dir war nicht gestorben, aber ich konnte damit umgehen, sie wie einen Schatz in meinem Herzen bewahren. Vielleicht war es besser so, vielleicht war es so vorbestimmt. Vielleicht sollte ich was anderes erleben, als traute Zweisamkeit, Familie, Kinder. Wir würden sehen.
Eines abends standest du dann vor meiner Tür. Ich war glücklich dich zu sehen. Du warst da, nur das zählte. Wir verbrachten eine Nacht voller Leidenschaft miteinander. Die Nähe und die Vertrautheit waren sofort wieder da. Ich verschwendete keinen Gedanken an sie, das war dein Problem. Du hast immer wieder deine Liebe zu mir beteuert, aber zurück wolltest du trotzdem nicht, aus Angst. Es war mir relativ egal. Ich hatte keinem Rechenschaft abzulegen, ich tat dass was ich fühlte. Es folgte eine turbulente Zeit. Wir waren uns wieder nah und wussten doch ein Zusammen sein würde es nicht geben. Mir reichte ab und zu eine Nacht mit mir.
Kurze Zeit später lernte ich ihn kennen und wusste, dass ist der Mann mit dem ich mir ein Leben aufbauen konnte. Da war nicht diese große Leidenschaft, diese enormen Gefühle, diese Nähe, aber es war Beständigkeit und Vertrauen.
Du hast es gespürt und du warst wieder da. Du hast gespürt, dass du mich verlierst, wolltest mich jetzt endlich zurück. Aber es war zu spät. Ich hatte mich entschieden für ihn.




Juni 1990 - Mai 1997 � Zwischenzeit II



Mein Leben war erfüllt. Ich hatte einen Partner, auf den ich mich verlassen konnte, der mich nicht verletzte, mir nicht weh tat, so wie du es getan hast, als du mich verlassen hast. Der mich allerdings auch nicht verzaubern konnte, so wie nur du es geschafft hast. Du hast dich von ihr getrennt, ich war für dich verloren. Du bist weg gegangen in eine andere Stadt. Kurz danach bin auch ich gegangen, in die Großstadt. Trotz allem haben wir den Kontakt nie ganz verloren, haben immer wieder mal telefoniert. Diese Minuten waren die glücklichsten in all den Jahren. Ab und zu habe ich dich mal besucht, nur um zu sehen, dass es dir schlecht ging, dass du in einem Strudel warst, aus dem du alleine nicht mehr raus kommen konntest. Das du Hilfe brauchtest. Und sie doch nicht wolltest, nicht von mir. Ich war froh, dass ich ein anderes Leben führte und hatte doch Angst um dich. Meine Liebe tief in mir lebte in jedem Augenblick. Oft hast du einfach angerufen, wenn es mir schlecht ging. So als hättest du es gespürt, dass ich dich gerade jetzt ganz dringend brauchte. Du hast es gespürt, wir waren immer mit einem unsichtbaren Band verbunden. Bei dir konnte ich weinen, bei dir konnte ich alles los werden, was mich belastete. Auch das, was sich immer mehr in mein Leben einschlich � Unzufriedenheit, Sehnsucht nach Liebe, die Suche danach. Die Suche nach dir. Die Sehnsucht, die immer wieder da war und meine Träume von einem Leben mit dir. Sie haben mir geholfen, manchen Tag zu überstehen. Ich habe dich in keinem anderen Mann finden können, auch wenn es ein paar davon gab in dieser Zeit.
Auch ich hatte das feine Gespür und wusste, dass es dir nicht gut ging. Ich war in Amerika und spürte plötzlich körperliche Schmerzen und sah dein Bild vor mir. Ich wusste, dass war ein Signal, dass es dir schlecht geht, verdammt schlecht. In diesem Augenblick habe ich geglaubt, dass ich dich nie wiedersehen würde und das war das Schrecklichste was ich mir vorstellen konnte. Du hast sooft zu mir gesagt in den letzten Jahren, ich solle zurück kommen. Ich habe es nie getan, war noch nicht bereit mich noch mal darauf einzulassen. Und jetzt sollte ich dich nie mehr wiedersehen. Vielleicht könnte ich nur noch an deinem Grab stehen. Das du an diesem Tag tatsächlich beinah gestorben wärst, habe ich erst ein paar Monate später erfahren.
Wieder zu Hause, wollte ich unbedingt Kontakt zu dir aufnehmen, aber irgend etwas hielt mich zurück. Ich wusste auch nicht, wo ich dich suchen sollte. Viel später erst, habe ich erfahren, dass du in einer Klinik bist und wieder ganz gesund wirst, wenn du es nur willst. Ich habe dich angerufen. Ich bin zu dir gefahren und wir haben einen wunderschönen Tag miteinander verbracht. Es war nichts, aber auch gar nichts verloren gegangen in den vergangenen Jahren. Wir trafen uns ab und zu, wir suchten die Nähe des anderen. An diesen Tagen waren wir wunschlos glücklich, die Anwesenheit des anderen reichte. Wir genossen jede gestohlene Minute. Fang noch mal neu mit mir an, sagtest du zu mir. Ich war nicht so weit. Ich wollte es nicht. Ich wollte, dass du dich auf eigene Füße stellst, dass du dein Leben in den Griff bekommst und das musstest du ohne mich schaffen. Ich zog mich zurück, wollte dich erst mal nicht sehen, musste Abstand gewinnen.




Mai 1997 � Dezember 1998 � Wieder ohne dich



Ich erfand immer neue Ausreden, um dich nicht zu sehen, um dich nicht zu besuchen. Ich kann es nicht erklären, weiß bis heute nicht, warum ich mich so zurück gezogen habe. Ich lenkte mich ab, versuchte dich endgültig zu vergessen. Es gelang mir mal mehr und mal weniger. Ab und zu hast du angerufen, aber es waren eher belanglose Worte zwischen uns, ich hatte zugemacht, ließ dich nicht mehr an mich heran. Und doch wusste ich zu jeder Zeit, dass ich nur zu dir gehen muss, um für immer bei dir zu sein. Ich konnte es noch nicht.
Dann kam der Tag, an dem ich dachte ich hätte dich verloren an eine andere. Ich rief bei dir an, aber den Anschluss gab es nicht mehr. Wo warst du? Wer war bei dir? Wer hatte meinen Platz eingenommen? In diesen Tagen spürte ich, dass es nur einen Weg für mich gibt, den Weg zurück zu dir, um endlich glücklich zu sein, um endlich die Liebe zu leben. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Zwanzig Jahre hin und her waren genug. Wir waren alt genug, um es zu schaffen. Wir waren reifer geworden, wussten wie zerbrechlich Liebe sein kann, wie schwer es ist immer nur mit der Sehnsucht im Herzen zu leben, nie vollständig zu sein, weil ein Teil fehlt. Der wichtigste. Mein Entschluss stand fest. Ich musste dich finden.
Du kamst mir zuvor. Du hast mir geschrieben, eine belanglose Karte zu Weihnachten. Aber du hattest nicht vergessen deine Adresse darauf zu schreiben und deine Telefonnummer. Es war die letzte Chance. Ich habe dich angerufen, du hattest darauf gewartet. Komm zu mir, höre ich dich heute noch sagen. Und ich zögerte nicht.




Januar � Oktober 1999 � Die Liebe hat uns wieder



Als wir uns die Arme fielen, gab es kein Zurück mehr, das war uns beiden klar. Und doch war da auch noch viel Angst, dass es wieder schief geht, dass wir es wieder nicht schaffen, uns wieder gegenseitig zerstören. Aber da war auch die andere Seite. Da waren wir, gewachsen und reifer geworden. Wir spürte noch die gleiche Zärtlichkeit, die gleiche Nähe, die noch größer gewordene Liebe und das gab uns die Kraft.
Es gab noch viele Hürden zu nehmen. Es gab viele Ängste zu zerreden. Ich musste mich trennen. Du standest hinter mir. Ich konnte mich endlich wieder fallen lassen, konnte schwach sein. Du warst ja da. Das gab mir soviel Sicherheit. Ich hatte keine Angst mehr dich zu verlieren. Warum auch? Du hast genauso auf mich gewartet wie ich auf dich. Du hast mich immer geliebt wie ich dich.
Wir sahen uns selten in den ersten Monaten. Es war wieder eine Zeit mit viel Sehnsucht und langen Telefongesprächen jeden Tag. Und mit ganz besonderen kostbaren Tagen, wenn wir zusammen waren. Aus jedem Zusammensein machten wir ein Fest. Wir wollten uns nie wieder los lassen, für immer zusammen bleiben.
Bis heute haben wir es geschafft.




Oktober 1999 � heute Happy End



Die ersten beiden Jahre sahen wir uns nur am Wochenende. Es konnte sich keiner mehr vorstellen ohne den anderen zu sein. Wir schmiedeten Zukunftspläne, wir liebten uns mit einer neuen ganz tiefen Liebe. Mit Vertrautheit und Nähe. Es gab keine Ängste mehr. Was zählte waren wir. Es gab keine Eifersucht mehr. Nichts mehr, was uns trennen konnte.
Wir bauten uns ein Nest, in dem wir heute leben. Mittlerweile haben wir zwei Kinder, sind trotz des Alltags glücklich miteinander und können uns nicht vorstellen jemals ohne den anderen zu sein. Wir brauchen uns immer noch. Ohne einander geht es einfach nicht. Miteinander jetzt umso besser. Wir brauchten wohl all die vielen Jahre, um uns ganz aufeinander einzulassen. Wir hätten vorher keine Chance gehabt.

--- ENDE---





Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.10.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für dich. Danke für all die schönen Jahre mit dir. Ich hoffe, dass wir noch ganz viele davon haben werden. Ich liebe dich.

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