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Prolog

Es war Winter und der Schnee lag schwer auf den leeren Straßen der verlassenen Stadt. Sie stand am Ende der Straße uns sah sich ein letztes Mal um. Hierher würde sie nie wieder zurückehren. Ihr roter Pullover wärmte sie nicht, denn er war mit Löchern übersäht. Und auch ihre Jeans trug diese wie ein Bild seine Farben. Neben ihr stand ich kleiner Bruder und sah ebenfalls in die nie endenden Weiten der Straße. „Wohin gehen wir Julie?“ flüsterte er mit kaum hörbarer Stimme. „Weg von hier Alec.“ Sie hielt die Tasche mit ihren Habseligkeiten fest umklammert. In ihrer Hosentasche spürte sie das wenige, schwere Geld, das ihnen geblieben war. „Mir ist kalt“, jammerte Alec. „Ich weiß, mir auch.“ Sie nahm ihn in die Arme und so verharrten sie eine Weile. Nach einigen Minuten schob Julie ihn sanft zurück, sah ihm tief in die Augen und sagte: „ Es ist schlimm, das Mum nicht mehr lebt, aber wir leben und das zählt jetzt. Nur das, okay?“ „Okay“ erwiderte Alec mit zitternder Stimme.
So nahm Julie ihn an die Hand und sie gingen los. Sie warfen noch einen kurzen Blick zurück und verließen dann die Stadt. Sie wollten einfach nur weg aus Berlin. Und so liefen sie durch die Straßen von Berlin, Hand in Hand.




Kapitel Eins

„Hallo. Haben sie noch ein Bett frei? Nur für eine Nacht?“ Julie und Alec standen in der Eingangshalle eines kleinen Hotels. „Ja. Kommt mit.“ Die Empfangsdame lächelte leicht und die beiden folgten ihr die knarrende Holztreppe in den langen Flur. Nach wenigen Schritten gelangten sie an eine schwere, dunkle Holztür. „So das ist euer Zimmer. Ihr seht ziemlich durchgefroren aus. Möchtet ihr einen Kakao und etwas Brot?“ „Ja, das wäre nett. Danke.“ Julie schenkte der netten Dame ihr schönstes Lächeln und sie verließ das Zimmer. „ Es ist schön hier und die Frau ist wirklich nett. Können wir nicht hier bleiben?“ sagte Alec. „Mal sehen. Wir müssen irgendwo Geld herbekommen. Aber ich denke, das lässt sich regeln.“ Kurz darauf klopfte es an der Tür und die Dame kam wieder her rein. „So. Hiermit könnt ihr euch aufwärmen.“ Sie stellte ein Tablett mit einer großen Karaffe Kakao, zwei Tassen und einem Brotkorb auf den Tisch, der vor dem Fenster stand. „Danke. Wäre es möglich, dass wir noch ein wenig länger hier bleiben? Denn es gefällt uns hier wirklich. Ich würde auch jede einzelne Nacht, die wir hier verbringen, bezahlen.“ „Aber natürlich dürft ihr länger bleiben. Ihr müsst auch nichts bezahlen. Ich werde für euch sorgen, versprochen. Schaut euch ruhig ein wenig hier um. Es gibt viel zu entdecken. Bis heute Abend dann.“ „Wie heißen sie denn überhaupt?!“ „Mein Name ist Mariella und wie heißt ihr beiden?“ „Ich heiße Julie und das ist Alec.“ Sie deutete mit dem Kopf auf das große Bett, welches in der hinteren Ecke des Zimmers stand, denn dort lag Alec und schlief seelenruhig. „Okay, Julie. Dann ruht euch ein wenig aus und kommt wieder zu Kräften. Im Schrank sind passende und warme Kleider für euch. Wenn was ist könnt ihr mich jederzeit rufen.“ Mit einem fröhlichen Lächeln verließ Mariella das Zimmer und schloss die Tür.
Als Julie unter der Dusche stand musste sie an ihre Familie denken. Bei dem Gedanken an ihre Eltern schossen ihr die Tränen in die Augen. Ihr Vater war vor zwei Jahren im Krieg gefallen und auch ihre Mutter wurde von einem Soldaten erschossen. Sie hatte so einen Hass auf die Soldaten, die ihre Eltern ermordet hatten. Ihre Großeltern hingegen lebten noch. Sie hatten ein kleines Haus irgendwo in Frankreich. Dahin würden sie es niemals lebend schaffen. Nun waren sie hier in Dresden und es war wirklich schön. Julie stand nun, in ein großes Handtuch gewickelt, vor dem Spiegel und betrachtete sich. Ihre dunkelblonden Haare fielen ihr lang über den Rücken und ihre Tiefblauen Augen waren von dichten, hellen Wimpern umrahmt. Alec sah ihr ziemlich ähnlich. Er hatte ebenfalls dunkelblondes Haar und blaue Augen.
Gerade, als Julie wieder ins Zimmer kam, wachte Alec auf und sah Julie mit großen Augen an. „Hast du gut geschlafen, Kleiner?“ sagte Julie mit einem breiten Grinsen. „Ja. Ich möchte auch duschen, darf ich?“ „Klar. Aber willst du nicht vorher etwas Kakao trinken, bevor er kalt wird?“ „Doch, sehr gern sogar.“ Alec lächelte Julie an, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte. Er musste wirklich glücklich sein, dachte Julie. Als Alec die leere Tasse wieder auf den Tisch stellte, hatte er im ganzen Gesicht Kakao. Julie musste so sehr lachen, dass ihr die Tränen kamen. „Geh mal schnell unter die Dusche, Alec. Du siehst echt zu komisch aus!“ Alec sah in den Spiegel und musste ebenfalls lachen. „Los jetzt.“ Während Julie sich anzog und ebenfalls frische Kleider für Alec rauslegte, musste sie immer noch schmunzeln.


Kapitel Zwei

Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, machten sich Julie und Alec auf den Weg in die Stadt, um diese ein wenig zu erkunden. Sie kamen an einem Marktplatz vorbei, in dessen Mitte ein großer Brunnen stand. Außerdem gingen sie an dem Rathaus vorbei, welches die anderen Häuser der Stadt ziemlich klein wirken ließ. Sie gingen durch kleine Gassen und entdeckten viele Geschäfte, die ihnen gefielen. „Es ist wirklich schön hier, nicht wahr Julie?“ „Oh ja, da hast du Recht. Sieh mal da vorne ist ein Spielzeuggeschäft. Möchtest du es dir ansehen?“ „Ja gerne. Kommst du mit?“ „Aber natürlich!“ Als sie den Laden betraten fiel Julie fast um. So viel Spielzeug hatte sie noch nie in ihrem ganzen Leben gesehen. Schon gar nicht so viel an einem Ort. Alec war innerhalb von zwei Sekunden verschwunden, um sich alles anzusehen. Julie hingegen ging langsam und mit Vorsicht durch das Geschäft. Sie sah sich alles ganz genau an und ließ alles lange auf sich wirken. „Hallo kann ich dir helfen, junge Dame?“ Julie fuhr erschrocken herum. Hinter ihr stand ein großer, braunhaariger Junge, der sie direkt ansah. „Ehm, nein danke, ich warte nur auf meinen Bruder.“ „Okay. Ich heiße übrigens Lucas. Darf ich deinen Namen auch erfahren, schöne Frau?“ Er sah Julie tief in die Augen. Solche tiefbraunen Augen hatte sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen. Sie war überwältigt von Lucas. „Ja.. Ich heiße Julie...“ mehr brachte sie nicht hervor, denn Lucas‘ Augen fesselten sie zu sehr. Aber dann riss Alecs‘ Stimme sie aus ihren Gedanken. „Julie? Sieh mal. Kannst du mir das kaufen?“ Er hielt eine kleine Murmelbahn in den Händen und hatte Mühe, sie so zu halten, dass keine Murmeln herunterfielen. „Wie teuer ist sie denn?“ „ Fünf Mark. Haben wir noch so viel?“ „Ja.“ Julie lächelte Alec an und gab Lucas das Geld. „Aber nicht doch. Nehmt sie so mit. Ich möchte sie euch schenken, als Willkommensgeschenk.“ „Oh danke das ist nett.“ „Es ist mir eine Ehre. Wann sehen wir uns wieder, Julie?“ „Wenn der Zufall es zulässt.“ Sie zwinkerte ihm zu und die beiden verließen den Laden. „Der ist aber sehr nett zu uns. Ich mag ihn.“ „Ja da hast du Recht Alec. Ich mag ihn auch.“

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Texte: Ich habe alles selbst geschrieben, also liegen alle Rechte bei mir :)
Tag der Veröffentlichung: 12.04.2012

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