Ich wünschte, du würdest dich bewegen.
Weg von dem Punkt, an dem du Tag für Tag stehst.
Genau in mir,
so tief verankert, dass du mehr Teil von mir bist als ich selbst.
Genau an dem Platz,
wo eigentlich ich sein sollte.
Aber ich bin nicht der Mittelpunkt,
nicht der Planet, um den das ganze Sonnensystem kreist,
ich bin kein Mond, keine Sonne, ja nicht einmal ein Stern,
ich bin einfach nur ich.
Das Feuer, das brennt. Pausenlos,
und du bist der Funke, der mich entfacht hat,
das Holz, das mir als Nahrung dient,
und der Sauerstoff, der mich am Leben hält.
Und solange es dich gibt, irgendwo in mir,
ist da kein Wind, der meine Glut verwehen könnte,
kein Wasser, das mich in gespenstischen Rauchschwaden,
zischend aufsteigen lassen könnte.
Da ist keine Dunkelheit, die mich verschlucken könnte,
denn ich brenne immer weiter,
immer heller,
immer höher,
damit du mich findest,
in der tiefsten, dunkelsten Nacht,
damit ich dich wärmen kann in den kältesten aller Stunden.
Denn wofür existiere ich denn? Wofür bin ich eigentlich?
Wenn nicht für dich.
Denn solange ich weiß, dass du irgendwo da draußen bist,
egal wie viele Meilen zwischen uns liegen mögen,
egal wie viel Gleichgültigkeit, Eifersucht oder Verbitterung,
solange da ein Fünkchen Hoffnung ist,
das in meinen Flammen heftiger brennt als alles andere,
solange da das letzte Stückchen Zuversicht noch nicht verglüht ist,
trotze ich jedem Sturm,
egal von welch zerstörerischer Macht er auch geleitet werden mag,
egal wie verhängnisvoll und unerwartet seine Wucht auch kommen mag,
egal wie viel er von mir zertrümmern oder in Fetzen reißen wird,
ich werde standhaft bleiben,
werde brennen als wäre ich grade erst entstanden.
Ich werde lodern, werde glühen,
werde die hellste Fackel sein, die in diesem Garten brennt,
hab ich doch den größten Antrieb,
der sich 'Aussicht' nennt.
Aussicht auf etwas, das so wundervoll und einzigartig sein könnte,
würde es doch nur zustande kommen.
Aussicht auf ein Dasein, das vollkommener nicht sein könnte,
würde es nicht gleichzeitig meinen Untergang bedeuten,
denn das einzige, womit man dich in meinem Zusammenhang vergleichen könnte,
wäre das Wasser.
Denn du und ich,
Wasser und Feuer,
sind nicht dazu bestimmt, gemeinsam zu existieren,
ist doch unausweichlich der eine dazu verpflichtet,
den anderen zu vernichten.
Und alles was von uns bleiben würde,
wäre Asche und Rauch.
Also sorgen wir dafür, dass wir uns nicht zu nahe kommen.
Wäre das doch nur Verschwendung,
Verschwendung der ganzen Macht, die uns antreibt;
alles zu geben,
einfach, um nichts zu bekommen.
Denn diese Aussicht ist doch die stärkste, die uns Menschen als Antrieb dient.
Tag der Veröffentlichung: 15.09.2011
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