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Drei Jahre waren sie verheiratet. Es waren gute Jahre, ohne Höhen und Tiefen, eine Ehe mit gemeinsamen Interessen, nicht basierend auf einer hemmungslosen Liebe, gegründet auf einer tiefen Freundschaft und Achtung vor dem anderen Partner, gehen im gleichen Schritt in dieselbe Richtung.


Er war 30 und auf dem besten Weg Karriere zu machen und dazu war es gut eine Partnerin an der Seite zu haben, die man vorzeigen konnte und die ebenfalls in diese Richtung steuerte. Sein Architekturbüro lief glänzend, gerade hatte er 2 neue Mitarbeiter eingestellt, der Wiederaufbau versprach eine gesicherte Zukunft.


An diesem Tag ging es um ein größeres Projekt, einige Mehrfamilienhäuser sollten erstellt werden unter der Leitung seines Büros. Er wurde noch am Telefon aufge-
halten und kam etwas später.


Die anderen Besprechungsteilnehmer waren alle schon anwesend und diskutierten über die Ausführung und Planung. Er legte die neuen Planzeichnungen vor, erklärte wie er es sich gedacht hatte.


Beim Ausrollen eines neuen Plans berührten sich ihre Hände. Er sah auf und sah in Augen deren Blick ihn trafen wie ein Blitz. Schnell sah er in eine andere Richtung und versuchte sich zu konzentrieren, war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, seine Hände zitterten, es wurde ihm übel. Er entschuldigte sich, ging nach draußen an die Luft, atmete tief durch. Wie er die nächsten Stunden überstand, konnte er hinterher nicht mehr sagen.


Die kommenden Tage waren nervenaufreibend und mit viel Ärger verbunden.


So sehr er sich auch bemühte, er sah überall diese Augen. Mit Angst und Hoffnung erwartete er den nächsten Sitzungstermin. Innerlich war er total aufgewühlt, verunsichert, ängstlich und doch hoffnungsvoll. Er entschuldigte das alles mit Überarbeitung und Stress, aber im Innern wusste er was ihn so unruhig machte. Diese Ungewissheit.


Die Nächte waren eine Qual, er wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere um morgens total zerschlagen aufzustehen und nur mühsam die Träume der Nacht abzustreifen.


Er wusste es konnte und durfte nicht sein und doch fühlte er, dass es so war. Er hatte keinen Appetit mehr, seiner Frau fiel sein verändertes Wesen auf, die Unrast, die ihn umklammerte wie ein großer Kraake mit hunderten von Armen mit Saugnäpfen.


Sie sahen sich wieder. Bei den offiziellen Besprechungen, auf der Baustelle, bei einem Kaffee, bei offiziellen Ein-
ladungen und sie vermieden es sich in die Augen zu sehen, sie hatten Angst darin die Wahrheit zu lesen. Den Text dieser großen Sehnsucht zu lesen.


Dann waren sie irgendwann allein, fielen sich in die Arme als hätte es nie etwas anderes gegeben, als gäbe es diese Welt da draußen gar nicht. Sie sagten kein Wort, es gab nichts zu sagen. Jedes Wort hätte den Zauber dieser Stunden zerstört.


Von da an trafen sie sich regelmäßig, außerhalb des Ortes, im Auto, in kleinen Hotels. Sie konnten nicht mehr von einander lasse. Sie waren sich Beide dessen bewusst, was geschehen würde, käme diese Beziehung an die Öffentlichkeit.


Aber jeder Abschied wurde immer schmerzlicher und die Sehnsucht nach einem Wiedersehen immer größer.


Irgendwann gab kein Zurück mehr gab, er musste mit seiner Frau reden. Musste ihr die Situation erklären, damit sie es nicht von einer anderen Seite erfuhr. Er wusste es würde einen steinigen Weg in die Zukunft gehen, wenn seine Liebe an die Öffentlichkeit dringen würde, aber er konnte diese Heimlichkeit nicht mehr ertragen, sie zerstörte sein Leben, fraß ihn auf, ganz tief innen drin nagte eine Ratte an seiner Seele, an seinem Herzen. Er fühlte sich schuldig wie noch nie im Leben und wusste doch, dass es nur diesen einen Weg für ihn gab.


Nach dem Abendessen saßen sie mit einem Glas Wein auf der Veranda, es war still, er hatte das Empfinden die Natur hielt den Atem an. Er holte tief Luft und dann sagte er es ihr, sagte, dass er sich verliebt habe, dass er sie um die Scheidung bitte. Sie sagte nur „wer ist sie?“ „Es ist keine SIE, es ist Peter, du kennst ihn, ich habe mich in ihn verliebt und wir wollen zusammenleben“. Sie schwieg, es gab nichts dazu zu sagen.


*Die Geschichte ist Realität, wie alle meine Geschichten. Sie hatten im letzten Jahr 50. „Hochzeitstag“. Allerdings hat er vor Jahren seinen jüngeren Partner adoptiert, was auch einen riesigen Aufwand bedeutete wegen der deutschen Gesetze. Eine Ehe unter Gleichgeschlechtlichen gibt es ja erst seit kurzem.


Fortsetzung nächste Seiten.


Nachtrag April 2008:



Bis dass der Tod uns scheidet
 
Donnerstag morgen ist ER in den Armen seines Freundes gestorben. Er hatte Krebs und sein Tod war eine Erlösung, bevor es zu schlimmeren Auswirkungen kommen konnte. Er wurde schon 2 Tage künstlich ernährt.

Sein Freund lies ihn in die Kissen zurück sinken und klingelte dann nach der Schwester. "Wir möchten noch einmal zusammen frühstücken" und so geschah es. Danach klingelte er der Schwester, sein Lebenspartner wurde abgeholt und er verließ das Krankenhaus.

Sein Partner wird verbrannt werden und unter einem Baum wird seine Urne begraben. Es gibt keine Trauerfeier und es werden keine Anrufe entgegengenommen.

Es war ihre gemeinsame Entscheidung.


Nachtrag Mai 2008:



Heute erreichte uns die Nachricht, dass auch der Partner gestorben ist. Er erlag einen Herzinfarkt oder sagen wir besser: „Er starb an gebrochenem Herzen.“


Ich stelle mir vor, dass sie sich wieder begegnen, da irgendwo draußen, außerhalb unserer Vorstellungswelt.

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Tag der Veröffentlichung: 07.01.2010

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