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Die meisten Trauergäste waren schon da, standen in kleinen Grüppchen herum und unterhielten sich. Es war ein bitterkalter Januartag, feucht und nass und normalerweise würde man keinen Hund hinter dem Ofen hervor jagen.


Die Mutter einer Freundin war nach langer Krankheit gestorben und die Anwesenden Trauergäste waren zum großen Teil Nachbarn und in fortgeschrittenem Alter. Alle froren erbärmlich, wussten gar nicht wohin mit den kalten Händen und stampften mit den absterbenden Füßen.


Endlich wurde die kleine Kapelle auf dem alten Friedhof der Gemeinde geöffnet. Alle beeilten sich in die einfach Sterbehalle zu kommen die wenigstens etwas mehr Schutz vor dem eisigen Wind versprach. Auf jeder Seite waren zwei Elektrostrahler angebracht, wie alle dankbar feststellten.


Vorne stand der einfache Holzsarg mit zwei Kerzen und einem weißen Blumenschmuck. Am Klavier saß ein älterer weißhaariger Mann, der wie alle auf das Eintreffen des Pfarrers wartete.

Es dauerte und dauerte, niemand kam und die Angehörigen sahen sich an, die Trauergäste sahen sich an.

Einer der Angehörigen ging nach draußen, kam lange Zeit nicht zurück. Dann kam er zurück, besprach sich mit den anderen Angehörigen, setzte sich wieder. Langsam machte sich Unruhe bemerkbar. Der nächste Verwandte ging nach draußen und kam mit dem Bescheid zurück, dass der Pfarrer noch nicht da sei, es würde wohl noch einen Moment dauern.

Dann gingen die Heizstrahler aus, alle sahen entsetzt nach oben und es wurde schnell kalt. Als die ersten Trauergäste aufstanden um auf die Toilette zu gehen, entstand fast eine kleine Völkerwanderung.


Dazwischen tat sich ständig die Tür auf und Leute kamen rein, setzten sich dazu, sahen sich um und begriffen dann, dass sie auf der falschen Beerdigung waren und gingen total verwirrt wieder nach draußen.


Unterdrückte Lacher wurden hörbar. Alle sprachen jetzt mehr oder weniger leise miteinander, irgendwer hatte Bonbons dabei, die die Runde machten. Der Schwiegersohn der Verstorbenen stand auf und schulmeisterte „wir sind hier auf einer Beerdigung und unterhalten können Sie sich anschließend“. Es trat wieder Stille ein.


Es ging nochmals jemand nach draußen um nach dem Pfarrer zu telefonieren.

Endlich kam er dann und murmelte irgendwas von seinem kaputten Auto.

Die Trauerfeier konnte endlich beginnen.


Der Pfarrer befand sich mit seinen Gedanken offenbar auf einer anderen Beerdigung oder hatte seine Hausaufgaben nicht gemacht, denn er verabschiedet sich von einer anderen Toten, verwechselte die Namen und musste erst darauf aufmerksam gemacht werden zu welcher Trauergemeinde er gerade sprach, was natürlich nichts an seiner Rede änderte. Niemand konnte sich nunmehr ein Grinsen verkneifen.

Später meinte meine Freundin „es hätte gerade noch gefehlt, dass die Seile gerissen und der Sarg in die Grube gefallen wäre“ und „das war sicher das letzte Lustige was meine Mutter erlebt hat", doch das kann keiner von uns vorher sagen.


N.S. Der Pfarrer wurde straf versetzt, er hatte sich zu dem Zeitpunkt offensichtlich nicht zu Hause aufgehalten, es wurde gemunkelt, dass er bei einer Frau gewesen sei, ein Bericht darüber stand auch in der Zeitung.

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Tag der Veröffentlichung: 06.01.2010

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