Cover




LUNA ALVAREZ



Kapitel 1: Il Primo Giorno



Natalia und ich stehen in einer Anhäufung von etwa um die hundert Menschen in der Aula, wie sie hier den großen Raum nennen. Auf einer Art Bühne, wenn es denn eine ist, steht der Direktor und seine Gattin um uns allen ein "Angenehmes und erfolgreiches Schuljahr" zu wünschen. Die Ansammlung Bücher in einer Hand balancierend kramt Nat (ihr Kosename, meiner ist übrigens Luna) in ihrer Tasche nach ihrem Lippenstift. Sie hat das Problem selbst als Vampir noch furchtbar menschlich auszusehen, mit gebräunter Haut und einem farblosen schmalen Mund. Sie ist halt das völlige Gegenteil von mir, was vielleicht auch daher kommt, dass sie die Tochter eines menschlichen Mannes ist, was nicht gerade häufig vorkommt, es aber durchaus gibt. Als sie den Lippenstift findet streift ein Junge mit schwarzem Haar, weißem Hemd und ebenfalls schwarzer Hose, sie am Arm und sie fallen mit einem Knallen auf den Boden, es wird augenblicklich stiller im Saal und alle starren uns an. Meine Hand juckt abscheulich, sodass ich meiner Kraft freien Lauf lasse und blitzschnell, kaum wahrnehmbar für menschen, auf den Boden greife und die Bücher aufhebe. Natalia fasst meinen Arm mit Druck an. "Langsam, du musst menschlich wirken!" zischelte sie mir ins Oh, bevor ich mich dann langsamer aufrichtete als ich mich gebückt hatte. Der Junge ist fort als ich mich aufrichte, dafür starren uns die anderen Schüler nun noch mehr an. Meine Reaktion muss bei ihnen komischer angekommen sein, als ich es erwartete hatte. Der Direktor lenkte sie von uns ab als er mit einer Ansprache anfängt zum Thema: Der angebliche Mord der Sara Johnson (das Mädchen wurde ja mal so eindeutig von einem Vampir zerlegt, aber der IQ von Menschen ist leider wesentlicher kleiner als der von Vampiren, sodass die Wahrscheinlichkeit das sie das irgendwann herausfinden gleich bei Null ist). Ich nutze die Gelegenheit um mich davonzumachen. "Warte nicht auf mich!" schickte ich Natalia mit Gedankensprache, sie hatte es gehört da sie sich blitzschnell umdrehte, doch sie war zu langsam als halber Vampir und ich schon längst aus dem Saal verschwunden. Die Gänge der High School waren einheitlich blau gestrichen, die Schließfächer, alle in einem schönen schwarz, reihten sich vor mir an der Wand. Vorsichtig, damit ich als Mensch durchgehe, drehe ich meinen Kurszettel (vtl. auch als Stundenplan bekannt) um und suche die Nummer meines Schließfaches. 24.08. Diese Nummer war mein Geburtstag und der Monat, also der 24ste August. Zögernd strich ich am Nummernschloss entlang und entriegelte die Tür, es klingelte dröhnend und ich hielt mir die Ohren zu. Stöhnend sank ich gegen die Tür meines Schließfachs und warte ab bis die Klingel endlich das Ende des Schultags angekündigt hatte. Aber nicht für alle war Schulschluss. Das Basketballteam und die Cheerleader hatten noch Training und zu den Cheerleadern gehörte, dank meinem wirklich atemberaubenden Bruder mit der charmanten Serafina, nun auch ich. Ich schmiss die Bücher in eines der Fächer und schubste die Sporttasche auf den Boden um mich noch einmal im Spiegel an der Innenseite zu beäugen. Meine blonden Locken fielen mir locker ins Gesicht, die Wimpern standen schwarz und geschwungen von den Augen ab, ganz ohne Wimperntusche. Mein Mund strahlte wie immer blutrot als trüge ich Lippenstift. Nur meine Wangen hätten etwas Farbe vertragen können. Doch Make - Up und ähnliches besaß ich noch nicht. Seufzend schlug ich die Tür zu und rannte gegen jemanden, sodass ich (ich muss ja menschlich wirken also versuch ich mein Gleichgewichtssinn zu minimieren) auf meinen Hintern fiel und erst mal verdutzt die Tasche losließ. Eine Hand streckte sich mir entgegen und wen sah ich als ich demjenigen ins Gesicht schauen konnte? Richtig - den Jungen mit den schwarzen Haar und dem weißem Shirt. "Entschuldige, habe ich dir weh getan?" fragte er und schnappte sich meine Tasche. "Nein, geht schon. Danke." erwiderte ich und griff nach der Tasche, doch er hielt sie weiter von mit weg. "Ich trag sie dir. Wo musst du hin? Nach Hause?" Ich schüttelte den Kopf und sah mir den Jungen genauer an. Seine Augen waren groß und grün, die Nase mit Sommersprossen besetzt. Sein Gesicht hatte markante Linien die ich mir scharf einprägte um meinem Bruder zeigen zu können mit wem ich bereits mehr geredet hatte, als mir eigentlich lieb war. "Zu den Umkleiden." Er zog die Augenbrauen nach oben, ein bisschen schief wie mein Bruder. Es erinnerte mich sehr an einen Elf aus den Büchern meiner Mutter, die sie zu ihrer Lebzeit geschrieben hatte (eine Art Tagebuch). "Dann bist du ein Cheerleader? Ich bin übrigens Chriz." Ich lächele ihm zu. "Ja das bin ich, Chriz." Er grinste und brachte mich zu den Umkleiden. Vor der Doppeltür blieb er stehen. "Und wie heißt du eigentlich, Cheerleader?" Seine Augen bewegten sich keinen Millimeter von mir weg. "Luna Elektra Costanza. Oder nur Luna, musst du dir auswählen". Er lachte ein helles strahlendes Lachen. "Gut, dann Luna. Sonst bekomme ich einen Knoten in die Zunge bevor ich mir auch den dritten Namen merken kann. Wir sehen uns später." Ich nickte leicht, er gab mir die Tasche und verschwand aus meinem Blickfeld. Seine Augen ließen mich während der ganzen nächsten halben Stunde, die ich mit umziehen verbrachte, nicht mehr los. Sie hatten etwas nahezu magisches an sich wie ... Ich weiß es nicht. Vampire kann man schnell an den Augen erkennen, doch er war definitiv keiner, denn sonst hätte ich es bemerkt und Matteo hätte ihn gefunden, niemand entging seiner Spürnase.
Die Cheerleader wählten mich zu ihrer Kapitänin und zeigten mir den Aufbau von Pyramiden und gaben mir einige Bücher von verscheiden Cheerleader - Auftritten. Die Basketballjungs sprinteten dem Ball hinterher und einen davon erkannt ich bereits als ich ihn noch nicht mal sah. Es war eindeutig Chriz, meine Nase log mich nicht an. Ich winkte Tiffany, ein hübsches dunkelhaariges Mädchen zu mir. "Kennst du den Jungen mit den schwarzen Haaren?" Tiffany zauberte ein verträumtes Lächeln auf ihr Gesicht. "Das ist Chriz Lefroy. Alle Mädchen haben es bei ihm versucht, doch er geht auf wirklich nichts ein. Er ist der Kapitän der Mannschaft, wusstest du das denn nicht?" Ich schüttelte den Kopf. Das erklärte so einiges. Vor allem das 'Bis später' und das er noch in der Schule war. "Nein, das wusste ich nicht. Danke Tiffany. So Schluss für heute!" rief ich und drehte mich zu den Bänken um. Tiffany und die anderen Mädchen schlenderten schnatternd in die Umkleide. Ich schnappte mir meine Flasche und trank in tiefen Zügen die Cola. Eigentlich brauchte ich nichts trinken nur Matteo hatte mir gesagt nach dem Sport und in den Pausen sollte ich etwas trinken, aber bloß nicht zuviel! Was ist denn nun zuviel und was zuwenig? "Luna?" Ich drehte mich um. Diesmal hatte ich ihn nicht kommen hören. "Hey, Chriz!" sagte ich fröhlich und räumte meine Pompoms in die dafür vorgesehene Klappe im Wagen. Ich spürte das er etwas auf dem Herzen hatte, doch warum sollte ich mir die Mühe machen per Gedankenkontrollation herauszufinden was er gerade denkt? Sind wir denn hier bei Wünsch - dir - was - und - es- geht - in - Erfüllung? Ich glaube nicht. "Kommst du Morgen mit zum Wettkampf?" Ich blinzelte: Welcher Wettkampf? Ich
brauchte eine Weile bis ich registrierte was er meinte: Den Schulwettkampf der Basketballmannschaft unserer Schule gegen die von Chicago. Meiner Meinung nach dürften die aus Chicago ziemlich fertig gemacht werden. "Äh, das weiß ich wirklich noch nicht. Tut mir leid." murmelte ich leise, ob er es hörte? "Wenn du kommst, dann sag mir einfach bescheid, okay?" Chriz schaute mir wieder unentwegt in die Augen und ich musste mich wirklich zusammenreißen, damit sich meine scharfen Eckzähne nicht eigenwillig auf den Weg zu seinem Hals machten. "Okay, dann sag ich dir bescheid. Sonst noch etwas?" Er schaute errötend auf seine Schuhspitzen. Hab ich eventuell was Falsches gesagt? "Dann eben nicht. Tschüss, Chriz!" murmelte ich in mich hinein und ging in die Umkleidekabine. Die Mädchen waren schon weg, nur Tiffany saß noch auf einer der Bänke und wartete bis ich mich geduscht und umgezogen hatte. Zusammen liefen wir den Flur entlang. Die Jungs trabten feixend an uns vorbei und stießen sich gegenseitig in die Seiten. "Stehst du auf ihn?" fragte Tiffany mich als eine Gruppe von Jungs gerade an uns vorbei war. "Wen meinst du?" Sie rollte mit den Augen. "Na Chriz Lefroy, du Dummchen!" Ah, jetzt verstand ich. "Nein, ich steh nicht auf ihn." Tiffany seufzte erleichtert und verabschiedet sich, in meinem Gehirn ist diese Unterhaltung eingespeichert. Was hatte sie nur? Und was um alles in der Welt bedeutet 'Stehst du auf ihn?'? Kann man sich denn auf einen Menschen draufstellen??? Vor der Schule lehnte Diego an meinem knall roten Sportwagen und schaute, sich die Lippen leckend, den Jungen hinterher. Eine Gruppe der Mannschaft trottelte hinter mir her und ich stürmte auf Diego zu. "Diego!!!!" schrie ich fröhlich und er grinste und lief mir entgegen. Schwungvoll drehte er mich ein paar Mal um sich. Aus dem Augenwinkel sahen ich und Diego Chriz an einer Säule lehnend und uns beobachtend. "Will der irgendetwas von dir, Elektra?" Diego war der einzigste Vampir auf Erden der mich mit Elektra, meinem zweiten Vornamen, ansprechen durfte. Nur ihm gehörte dieses Privileg. Ich schüttelte den Kopf. "Ich weißt es nicht. Lass uns fahren, ich hab Hunger." Er grinste noch breiter und seine braunen Augen funkelten. "Dann lass uns essen gehen"! flüsterte er mir beschwingt ins Ohr und legte einen Arm um meine Taille. Ich kicherte und sah zu Chriz herüber. Er stand noch immer an der Säule und sah uns zu. Da fasste ich einen Entschluss. "Ich komm morgen mit zu dem Wettkampf Chriz!!!" Diego öffnete die Wagentür und ich setzte mich hinein. Chriz war verschwunden als ich wieder zu der Säule sah. Wie war er so schnell weggegangen? "Diego? Hast du etwas gespürt als du Chriz angesehen hast?" Mein bester Freund umkrallte das Lenkrad und schwieg. "Ja, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich davon halten soll. Ein Vampir ist er definitiv nicht." Ich schaute hinaus, wir fuhren am Strand vorbei bis zum Chateau und schweigen uns an. Ich glaube das war die längste Zeit die wir uns jemals angeschwiegen haben, sonst waren wir nur am lachen.
Zuhause wartete Matteo auf uns in meinem Zimmer zusammen mit Natalia, die summend auf einem der roten Lehnstühle saß. "Hey, Schwesterchen!" Matteo umarmte mich stürmisch, als sei ich wochenlang fort gewesen, er übertreibt einfach nur. "Du musst jemanden für mich checken, Matt!" Mein Bruder zog die Augenbrauen hoch, genau wie es Chriz heute getan hatte als er mit mir am Schließfach stand. "Gut, wen denn?" Ich schickte ihm jede Sekunde von Chriz die ich mit ihm verbrachte hatte und Matteo wurde von Sekunde zu Sekunde bleicher. "Was ist, Matt?" flüsterte ich leise und musste meinen Bruder stützen, damit er nicht umfiel. "Wer ist das, Luna?" Ich zuckte die Schultern. "Ein Bekannter aus der Schule. Er heißt Chriz Lefroy und ist der Kapitän der Basketballmannschaft, wieso?" Matteo schüttelte den Kopf. "Er hat etwas Komisches an sich." Diego hielt ihn am Arm zurück als Matteo mit Natalia den Raum verlassen wollte. "Elektra will morgen zu einem Wettkampf dieser Mannschaft und ich könnte darum wetten dass es wegen diesem Chriz ist." Matteo fluchte leise und verpasste mir eine Ohrfeige. "Ich möchte nicht, dass du dich mit diesem Typen vergnügst, verstanden? Geh ihm einfach aus dem Weg!" Ich schob die Unterlippe vor. Das konnte er aber vergessen. Wer war er denn das er mir Vorschriften machte? Ich war hier die letzte mit dem reinen Blut der Alvarez, sein Blut war durch die Blutsbrüderschaft mit Serafina nicht mehr rein genug um die Blutlinie fortzusetzen. "Ich werde auf diesen Wettkampf gehen, weil ich die Pflicht als Kapitänin der Cheerleader habe, dem Wettkampf beizuwohnen!" Matteo ballte die Hände zu Fäusten und kam ein paar Schritte auf mich zu. "Hab ich mich nicht klar genug ausgedrückt? HALTE DICH VON DIESEM TYPEN FERN!!!" Ich schloss die Augen zu schlitzen, bis Matteo mit Natalia ging. Diego schaute wütend auf den Boden vor meinen Füßen. "Du hast nicht das Recht dich deinem Bruder zu widersetzen, Elektra." Ich ließ meine Finger über den Spiegel an der Wand entlang gleiten. "Verschwinde, bevor ich vergesse wer ich bin, Diego." Sekunden später schloss sich die Tür mit einem leisen knacken. Sie war schon wirklich alt und müsste sicherlich bald erneuert werden. Auf atmend zog ich mir das violette T - Shirt über den Kopf und warf es in den Wäschekorb, dem Shirt folgte noch die kurze blaue Hose. Singend zog ich extrem kurze schwarze Hotpants aus dem Schrank und zog mir dazu ein trägerloses Top dazu. Das würde ich morgen tragen. Es war Göttlich das Morgen wegen dem Wettkamps kein Unterricht war! Allerdings müsste ich mir noch überlegen ob ich High Heels oder Ballerinas zu dem Outfit anziehen würde. Als Cheerleader - Kapitänin musste ich ja keine Uniform tragen - noch einmal: Gott sei Dank!


Kapitel 2: La prima vittima.



Vor mich hin summend zog ich die High Heels über meine schmalen Füße und betrachtete mich im Spiegel. Alles war perfekt, der leichte Hauch Rouge zauberte eine wärme auf mein Gesicht, die mich ein bisschen Menschlicher erscheinen ließ. Dieses Mal würde ich kein Risiko eingehen. Nachdem ich mich bei Matteo entschuldigt hatte und ihm geschworen hatte mich von Chriz nicht beschwören zu lassen, hatte er erlaubt dass ich auf den Wettkampf gehen dürfte. Um viertel vor Zehn fuhr mich Diego widerwillig zur Schule. Was die nur alle hatten? Es ist eine Schule und kein Vampirfang - Club wie sie die Vampirjägerin gern veranstaltete. Natalia wartete bereits mit einer schwatzenden Tiffany am Eingang der Sporthalle. "Da bist du ja endlich, Luna!" kreischte sie und küsste mich auf beide Wangen. Tiffany strich sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und sagte: "Du hast es so gut, dass du keine beschissene Uniform tragen Musst, Luna." Die zwei hakten sich bei mir unter und zusammen stolzierten wir hoch erhobenen Hauptes in die Halle. Die Mannschaft machte sie gerade mit Dehnübungen warm. Brian, ein schmieriger Typ mit fettigem braunen Haar schrie zu uns herüber: "Ey das sind ja unsere Sahneschnittchen! Wenn ihr etwas Spaß haben wollt, dann kommt doch einfach mal in die Umkleide!" Tiffany und ich zeigten ihm den Mittelfinger, ich habe wirklich viel gelernt!!! Chriz schaute zu mir herüber und Tiffany schubste mich in seine Richtung, Natalie zwinkerte mir zu. "Ich verrate deinem Brüderchen kein Wort, Luna!" Dann verschwanden die beiden kichern auf dem Gang. Fluchend wandte ich mich Chriz zu und stolzierte auf ihn zu. "Alles startklar um zu gewinnen?" fragte ich lächelnd und erntete ein lautes Gejohle. "Jetzt hast du wohl wieder Zeit für mich, Ja?" zischte er und dehnte sich den Fuß. "Was hast du denn?" Ich runzelte die Stirn, was habe ich denn bitte schön gemacht? "Erst flirtest du mit diesem Typen und als er dich abserviert nimmst du mich, oder was? Ich habe keinen Bock auf den Scheiß!" Die Jungs wandten sich vorsichtig a, wenn ihr Kapitän diesen Ton anschlug war er kurz vor dem explodieren. "Redest du von Diego?" fragte ich und schloss kurz die Augen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, Luna!!! Mein Bruder hatte mir einen Hinweis gegeben, war er hier? "Von dem Typ mit dem Wagen, der dich abgeholt hat." entgegnete Chriz und stand auf um die Arme zu lockern. "Das war Diego und im Übrigen sehe ich keinen Sinn darin mit dem besten Freund zu flirten, der obendrein noch verheiratet ist und vier Kinder hat." Dann stolzierte ich beleidigt davon. Langsam verstand ich was Diego gestern Nacht beim Essen meinte. Eifersucht ist etwas das gar nicht gut ist, auch wenn sie begründet ist, aber in diesem Fall war sie nicht einmal begründet, also schien Matteos Verbote durchaus sinnvoll. Hätte ich doch lieber auf ihn hören sollen?
"Luna!" ich wäre beinahe gegen eine offene Schließfachtür gelaufen, wenn Natalia mich nicht gerufen hätte. Keuchend stolperte sie neben mich. "Wieso bist du denn geflüchtet? Ist was passiert?" Ihr Atem beruhigte sich wieder einigermaßen. "Dieser Chriz hat doch echt einen Dachschaden, das ist passiert. Ich hätte auf Matteo hören sollen!" Natalia zog die rechte Augenbraue ein Stück nach oben und verdrehte nach einem kurzen Moment die Augen. "Wenn du immer auf Matteo hörst, wirst du nie erwachsen, Luna!" ich zuckte mit den Schultern und zog sie in die Mädchenumkleiden. "Er hatte aber so recht als er mich vor ihm gewarnt hat!", flüsterte ich ihr zu, denn wir waren nicht alleine hier. Tiffany und die anderen Mädchen wärmten sich gerade auf. In einigen Minuten würde das Spiel beginnen. "Oh, Luna! Woher willst du das wissen? Versuch doch einfach mal deinen Bruder aus deinem verdammten Hirn zu schmeißen und sei du selbst." Ihr fester Griff an meinem Oberarm intensivierte sich. "Sonst bringst du dich und andere nur in Todesgefahr, Luna!" Ich strich ihre Hand von meinem Arm, als sei sie ein Ärmel eines T- Shirts. Matt, Diego und auch Natalia verschwiegen mir doch was... "Ihr verheimlicht mir irgendetwas und bevor ich nicht weiß was es ist, werde ich mich nicht selbst finden können, Natalia.", damit ließ ich sie stehen. Es war mir egal was sie jetzt dachte oder ob sie zu Matt gehen würde um ihm alles haargenau zu beichten. Langsam verlor ich den Überblick über die Situation und ich entschloss mich noch in dieser Nacht zu schauen was Chriz alles so trieb. Vielleicht würde ich so mehr über ihn herausfinden können.
Ich stand mit dem Rücken an eine Hauswand gepresst und beobachtete Chriz durch mehrere Autoscheiben hindurch. Er stand lässig, mit einer Zigarette im Mund, vor einer Haustür und schien auf jemanden zu warten. Es verging noch knapp zehn Minuten bevor ein Mädchen aus der Haustür trat. Chriz lief auf sie zu und umarmte sie. War das vielleicht seine Freundin? Das Mädchen hatte braunes kurzes Haar und trug eine helle Jeans und eine braune Wildlederjacke. Ihren Arm in seinen eingehakt schlenderten sie in Richtung des Chateaus. Was wollten sie nur dort? Auf dem Weg dahin kamen keine Shops oder Restaurants mehr, also mussten sie praktisch etwas im Chateau suchen. Und da gab es nicht viel mehr als die alten Papierrollen meiner Vorväter und die waren in einer Sprachen die nur Vampire verstanden und selbst dann nur die welche das Erbe in sich tragen. Davon gab es genau drei. Matteo, sein Sohn Carlos, der allerdings noch nicht lesen konnte, und ich selbst. Mehr wurden aus den Schriften nicht schlauer. Chriz und das Mädchen erreichten nun unsere Auffahrt mit den Sportwagen und öffneten das Tor. Schnell flitzte ich durch die Büsche über die Mauer drüber und lief ihnen entgegen. Was war schon dabei wenn ich nachts noch mal von zu Hause wegging. Chriz schaute nicht schlecht als er mich sah. "Luna. Was machst du denn hier?!" fragte er erschüttert und entzog seinen Arm dem Mädchen. "Ich wohne hier. Aber as machst du denn mit dem Mädchen hier?" Chriz starrte abwechselnd mich und dann das Chateau fassungslos an. Sein Blick war verwirrt. "Ich bin Caroline, Chriz Cousine. Chriz hat mir schon viel von dir erzählt." Seine Cousine? Das ich nicht lache, die beiden waren nicht mehr annähernd verwandt miteinander, mein Instinkt täuscht mich nicht. "Wir wollten nur..." Chriz verstummte und ich funkelte mit den Augen. "Ihr wolltet was? Die Pergamentrollen meiner Vorväter stehlen, in mein Chateau einbrechen?" Chriz schüttelte den Kopf. "Nein, wir haben nur einen kleinen Spaziergang gemacht." Einen Spaziergang - klar und ich bin die Königin von Frankreich oder ähnlichem!
"Dann macht euren Spaziergang zu Ende und verschwindet nachts aus der Nähe des Chateaus!" zischte ich und drehte mich auf meinen High Heels um. Matteo stand in der Tür und rannte fluchend zu mir als er Chriz erkannte. "Was will der Typ hier, Luna?!" Er zog mich in den Schatten und bohrte seinen Blick in meine Augen. "Das weiß ich nicht. Ich bin ihnen hierher gefolgt." Mein Bruder funkelte Chriz warnend an. Kannten sich die beiden? Das fände ich dann aber nicht mehr witzig, wenn mir mein Bruder sooo etwas verschweigt. Immerhin soll ich ihm immer alles sagen.
Chriz und Caroline verschwanden im Schein des Mondes. Ihr fragt euch bestimmt woher ich das weiß, stimmts? Naja, als Vampir höre und sehe ich viel besser und habe natürlich auch mehr Kraft was Matteo gleich sehr zu spüren bekommen würde. Ich lächelte süß und griff meinem Bruder an die Kehle, verwundert ließ er mich gewähren und ich verstärkte meinen Griff bis er keuchend nach Luft schnappte. "Was weißt du über ihn, Matt?" knurrte ich drohend und lockerte meinen Griff gerade soweit, das er ohne Platzangst sprechen konnte. "Nicht mehr als du, Schwester." Er betonte das Wort Schwester als müsste er mich daran erinnern und wandte seinen Blick von mir ab. "Du lügst." brummte ich und verstärkte wieder meinen Griff. "Er .. er..." "Was?" zischte ich und lockerte zum zweiten Mal meinen Griff. Ich war seine Schwester und ein Mädchen, doch er war noch immer schmächtiger und um einiges menschlicher als ich es jemals werden würde. "Er ist nicht der für den du ihn hältst." flüsterte Matteo und rieb sich besorgt den Hals. Ich legte meine Stirn in Falten, wer war er dann sonst? Und vor allem wer war dann das Mädchen, wenn er nicht ihr Cousin war und vtl. sogar gar nicht Chriz hieß? "Und das Mädchen hat dich mit Sicherheit angelogen." maulte Matt und schob mich durch die Tür ins Haus.
Mein Zimmer war wärmer als ich es gewohnt war, doch Matteo hasste die Kälte, die mich nun grade wieder anzog. "Wer ist er dann?" fragte ich und schaute meinem Bruder zu wie er aus dem Fenster schaute. "Ich weiß nicht was er ist. Aber er heißt auf jeden Fall nicht Chriz Lefroy, denn dieser Junge ist schon vor einem knappen Jahrzehnt gestorben." Habe ich euch eigentlich schon unsere Zeitrechnung erklärt? Falls nicht fass ich es jetzt einfach mal zusammen. Ein Jahrzehnt sind zehn Jahre. Wobei für einen Vampir ein Jahrzehnt viel kürzer ist als für Menschen, denn wir leben ja Jahrhunderte lang und wenn wir nicht umgebracht werden auf ewig. Also sind zehn Jahr für meinen Bruder und mich ziemlich kurz, für Chriz, oder wie auch immer er nun heißt, ist es ganz schön lange.
"Erzähl mir alles, Matteo. Und zwar alles was die Wahrheit ist! Nur die Wahrheit." Seufzend setzte er sich neben mich auf einen der Stühle. "Chriz Lefroy war der Sohn von Jemilla Lefroy und ihrem Mann Christopher. Die beiden wurden von unserem Vater wegen Siegelbruch umgebracht und Chriz wuchs bei seiner Tante Esmeralda auf, die Christophers Schwester war. Mit zwanzig Jahren hatte er einen Autounfall und ein Ast bohrte sich durch sein Herz. Das ist die ganze Wahrheit." Ich schluckte. Mit wem habe ich mich da nur eingelassen? Na gut, eingelassen ist das falsche Wort. Mit wem habe ich mich da fast angefreundet? "Danke." flüstere ich, Matteo scheint zu spüren das ich Zeit für mich brauche und verschwindet zu seiner Serafina oder sonst wohin. Stumm schaue ich aus dem Fenster. Der Mond steht hell am Himmel und die Sterne funkeln auf mich herab. Wieso habe ich seine Lügen nur nicht bemerkt? Und warum hatte das Mädchen ebenfalls so perfekt ihre Lügen vor mir versteckt. Sie konnte nicht Chriz' Cousine sein, denn Chriz war ein Mensch gewesen und keiner aus dieser Familie hatte jemals eine Begegnung mit einem Vampir überlebt. Oder doch?


Zwei Tage später

Musik hörend sitze ich in der Cafeteria, Natalia war heute nicht in die Schule gekommen, aber Matteo und die anderen hatten nur mit den Schultern gezuckt und gemeint sie wäre vielleicht nur einkaufen gegangen und Tiffany redet mit ihren Freundinnen, die ich nicht wirklich leiden konnte. Warum machten Cheerleader nur immer einen auf Zicke?
Jedenfalls sitze ich jetzt hier und beobachte die anderen Schüler beim Mittagsessen, nach dem Mittag hatte ich keine Kurse mehr, musste aber noch warten, weil ich von Diego abgeholt werden sollte. Tiffany zog mir einen Kopfhörer vom Ohr. "Hey, Kommst du mit schwimmen?" "Ja, gerne. Wann denn?" erwiderte ich und die anderen Mädchen fangen an zu diskutieren und einigten sich auf... Jetzt. Ich zuckte mit den Schultern und sagte Diego telepatisch bescheid, bekam jedoch keine Antwort, was nicht ungewöhnlich war, denn Diego antwortet NIE auf Telepatische E- Mails.
Tiffany führte mich zum Schwimmbad nahe dort, wo sie wohnte und verhalf uns mit Arschwackeln zu Kostenlosem Eintritt. Männer sind wirklich so naiv. "Hey das ist ja mal ein abgefahrener Bikini!" kreischte sie und wies auf meinen funkelnagelneuen Prada - Bikini. Er war blutrot, wie viele meiner Sachen, und hatte zwischen den Brüsten eine kleine Schwarze Schleife, die meine Kurven wie auch der Rest des Bikinis zum Anbeißen unterstrich. Es sollte schließlich niemand sagen können ich sei zurück geblieben, oder so. Tiffany griff nach meiner Hand und zog mich zum Schwimmbecken. "Wer zuletzt im Wasser ist hat verloren!" schrie ein Mädchen und Tiffany schleuderte mich gekonnt ins kühle Wasser. Für mich waren es Minuten die ich viel und in diesen Minuten sah ich ihn. Er saß am anderen Beckenrand und starrte zu uns herüber. Seine Augen fixierten jemanden in unsere Gruppe. Sie fixierten Mich. Tiffany kreischte und fiel neben mich ins Wasser, die Sekundenstarre hatte sich gelöst als ich nachgedacht hatte. Mandy, eine der anderen Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren und violetten Strähnen kicherte. "Seht ihr ihn auch?" Tiffany nickte. "Er starrt uns die ganze Zeit schon an." Ich begriff wen sie meinten. Chriz, oder wie ich ihn auch nennen sollte. "Überraschen wir ihn?" fragte Mandy und schaute zu mir, ich nickte und tauchte unter. Mit leichten Zügen glitt ich unter Wasser zu Chriz herüber und spürte das Tiffany und Mandy mir folgte, die anderen blieben zurück. Doch genauso wie ich ihre Gegenwart fühlte, berührte mich ich auch Chriz' Gegenwart. Ich hätte alles dafür gegeben mehr über ihn zu wissen. Inzwischen hatte ich ihn fasst erreicht und tauchte tiefer hinab um unentdeckt auf Tiffany und Mandy zu warten, die noch ein ganzen Stück hinter mir waren. Als sie endlich da waren, mir kam es wie eine Ewigkeit vor, tauchte ich nur einige Zentimeter neben Chriz zwischen den Mädchen auf. Tiffany konnte es nicht lassen und rief: "Hey, Gott des Basketballs!" Chriz schaute praktisch durch die hindurch und ließ seinen Blick immer wieder zu mir wandern. Wütend blitzte ich ihn an. Tiffany und Mandy verloren irgendwie die Interesse und verschwanden im Wasser. Ich blieb bei Chriz zurück. "Wer bist du wirklich?" fragte ich und Chriz zog eine Braue hoch. "Das weißt du doch." Ich schüttelte fiebrig den Kopf und zischte: "Nein du bist nicht Chriz Lefroy. Ich weiß das du alle in deiner Umgebung anlügst. Und diese Caroline ist auch nicht die für die sie sich ausgibt." Chriz griff, aus seiner Sicht, blitzschnell nach meinem Arm, doch ich zuckte zurück und grinste belustigt. "Wer nicht reden will, muss fühlen. Pass auf was du tust, denn ich werde alles wissen was du machst." dann tauchte ich unter und schwamm fort. Seine Blicke gruben sich brennend in meinen Rücken. Ob er wohl verstanden hatte was ich gemeint hatte? Mandy und Tiffany waren verschwunden und ohne sie hatte ich keine Lust mehr auf schwimmen.
Zuhause wartete Matteo mit Serafina und anderen Vampiren vor meinem Zimmer. "Na endlich, da bist du ja. Schließ deine Tür auf!" sagte Matt stürmisch und deutete auf meine Tür. Was hatte er bloß? Seufzend schloss ich auf und stieß schwungvoll die Tür auf. Ein ekelhafter Gestank schlug mir entgegen und schnell legte ich mir die Hand vor Nase und Mund. In meinem Zimmer herrschte absolutes Chaos und überall war Blut auf dem Boden. Was war hier geschehen? Die Matratzen waren aufgeschlitzt und die Stühle samt dem Schreibtisch zertrümmert und inmitten der Trümmer hing ein Körper von der Decke herab. Matteo schrie entsetzt auf und rannte zu der Leiche. Als er sie umdrehte, drehte sich mir der Magen um. Es war Natalia. Und sie war völlig zerfetzt. Die Kleider hingen an ihr herunter und Blut hatte ihren weißen Roch rot gefärbt. Auf ihrer Brust war ein Namen oder so eingeritzt. Matteo stieß mich zurück. "Bleib stehen, dass ist ein Tatort. Diego ruf den Wächter!" Unser Wächter Marcos kam und untersuchte das Zimmer samt Leiche. "Da steht Luna Elektra Costanza Alvarez auf der Brust eurer Freundin, Madama Luna." Mir wurde schwarz vor Augen.
"Luna? Hörst du mich?" Serafina saß neben mir und hielt meine Hand. Ich schloss die Augen und nickte um Natalias Leiche nicht ständig vor mir zu sehen. Ich war ein Vampir und ich tötete um an Blut zu kommen - ja, aber ich zerfetzte meine Opfer nicht auf so brutale Weiße. Ich behandelte sie mit Respekt und umgarnte sie, damit sie nichts spürten wenn ich ihnen ihren Lebenssaft raubte. "Matteo und Diego haben sie im Garten begraben, neben ihrem Vater." Tränen rollten mir über die Wangen. Serafina wischte das Blut mit einem Taschentuch fort. "Es ist gut, Luna. Es wird alles wieder gut, das verspreche ich dir. Derjenige der ihr das angetan hat wird leiden wie niemand anderes auf der ganzen Welt." Sie strich mir über die Stirn. "Und jetzt Schlaf." flüsterte sie und ich dämmerte in die geliebte Dunkelheit.


Kapitel 3: La fine è l'inizio.



Eine Woche war vergangen seit wir Natalias Leiche gefunden hatten, mein Zimmer habe ich gegen eines der Gästezimmer eingetauscht. Immer wenn ich den Raum der mal mein Zimmer war betrete, sehe ich sie vor mir. Wie sie lacht und ihr Haar nach hinten wirft. Wie sie die Augen verdreht und mich böse anfunkelt. Das werde ich alles nie wieder vergessen, mein Leben lang nicht und jeden Abend ist das letzte was ich vor mir sehe Natalias Leiche und Chriz's Blick als er mich durch das Wasser verfolgt. In die Schule war ich seit jenem Montag nicht mehr gegangen, weil mich der Tod meiner besten Freundin nicht nur so eben mal beschäftigte. Sie und ich waren seit unseren Kindheitstagen befreundet gewesen. Alles wichtige hatte ich mit ihr und ihrer Hilfe gemeistert und jetzt war sie tot. Ermordet.
Matteo will das ich heute in die Schule gehe, aber ich glaube wenn ich Chriz begegne sterbe ich. Bitte versteht mich nicht falsch, aber was wenn er etwas mit ihrem Tod zu tun hat? Für die Tatzeit hatte er vielleicht ein Alibi, weil er und ich im Schwimmbad geredet hatten , doch was wenn er jemanden beauftragt hatte Natalia umzubringen um es nicht selbst machen zu müssen und ein Alibi haben zu können in dem er sich mit mir unterhielt? Es war alles möglich, immerhin denken manche auch das es keine Vampire gibt.
"Du musst zur Schule, Elektra." sagte Diego und grinste schelmisch als sein Blick über meinen Körper wanderte. "Habe ich einen Fisch an meiner Seite?" fragte ich lachend und spazierte neben ihm zum Auto. "Eher einen Frosch." kicherte er und hielt mir die Tür auf. "Wann gibt es die ersten Froschschenkel?" Diego lachte aus vollem Hals und setzte sich auf den Fahrersitz. "Kommt darauf an wann Matteo Lust darauf hat!"
Wir brausten durch die Stadt zu High School und erfassten die ganzen Jugendlichen die in die Schule schritten als sie ein Laufsteg. "So, darf ich dich bitten auszusteigen und zu versprechen nicht zu flüchten?" Diego sah mich fragend an, und ich verdrehte die Augen. "Natürlich, darfst du aber versprechen tue ich nichts!" Diego schmunzelte. "Dann bis heute Abend, Elektra." Ohne auf eine Antwort zu warten brauste er in Richtung Strand davon und ich sah an dem Gebäude hoch. Ein Schauer durchfuhr meinen Körper. Was machte mich nur immer so nervös?
Nach meiner letzten Stunde gab ich den Cheerleadern Anweisungen wie sie sich aufzustellen hatten. Mandy und Tiffany standen schräg hinter mir. Mandy links und Tiffany rechts, von vorne aus gesehen. Die Anderen Mädchen schlossen sich der Aufreihung pyramidenförmig an. Wir hatten die Turnhalle für uns allein, denn die Basketballmannschaft hatte heute kein Training und so konnten wir ungestört proben. "Mandy, geh nach Rechts ins Rad und lass dich von Caro und Kim auffangen und in die einfache Pyramide heben! Tiffany du machst dasselbe mit Dana und Ashley! Die anderen formen sich durch Hebefiguren zu einer großen Pyramide!" Mein erstaunlicher Sinn für Planaufstellungen war wieder einmal genial. Die Aufstellung sah nach drei Proben genial aus und bald würden wir zeigen können was Cheerleader wirklich drauf hatten, außer mit dem Arsch zu wackeln und das Haar hinter die Schultern zu schmeißen. Die Mädchen verschwanden quatschend aus der Schule und ich blieb allein zurück um unsere Anmeldung für die nächsten großen Wettkämpfe auszufüllen. Es war still in der Hall, nur das quietschen des Hausmeisters der gerade die Turngeräte der Neuntklässler überprüfte, war noch zu hören.
Ein kalter Windzug streifte mich und ich fröstelte kurz, bevor ich mich wieder gefasst hatte. Mir fiel der Kugelschreiber aus der Hand, doch als ich nach ihm Griff, entdeckte ich ein Paar Schuhe neben mir ruhen. Alarmiert schnellte ich auf und wich ein paar Schritte zurück, es dauerte nur Sekunden, doch ich begriff zu spät was ich gerade angestellt hatte, verflucht seien diese beschissenen Vampireigenschaften. "Verzeih, ich wollte dich nicht erschrecken." flüsterte Chriz leise und setzte sich auf den Platz auf dem ich gerade noch gebrütet hatte. "Was zum Teufel machst du hier?" frage ich und drücke die Hände in die Seite. Wie brachte er es nur fertig sich an mich heran zu schleichen? Chriz senkte seinen Blick. "Ich habe dich schreiben sehen." erwiderte er und zuckte mit den Schultern. "Und da wollt ich sehen ob ich dir vielleicht helfen kann." Mir helfen? HALLO?! "Sehe ich denn so unselbständig aus?" Ich verengte die Augen zu schlitzen. "Nein." Kopfschüttelnd schnappte ich mir meine Zettel und den Kugelschreiber, die ich hatte fallen gelassen und drehte mich auf den Hacken um. "Wenn du bereit bist mir mal nicht ins Gesicht zu lügen, dann sag Bescheid!" rief ich über die Schultern zu ihm und flüchtete nach draußen. Im Chateau wäre ich in Sicherheit vor ihm und seinen scheiß blauen Augen, die mich einfach nicht los zu lassen schienen.
Diego hatte mich ausgefragt und jetzt war er beleidigt weil ich nichts, wirklich NICHTS gesagt hatte. Was ging es ihm auch an? Matteo schluckte seinen Zorn und Serafina lenkte ihn sicherlich gerade im Schlafzimmer ab, wie ich es manchmal hasste hier zu wohnen.
Die Nacht war bereits hereingebrochen und die Turmuhr schlug acht Uhr abends. Leise zog ich mir eine kurze schwarze Hotpants und ein trägerloses blaues Spitzentop an. Vorsichtig schlich ich mich hinaus, was in High Heels gar nicht mal so einfach war und lief die Straße zum Wald entlang. Dort ging ich immer zum See, immer dann wenn ich Zeit für mich brauchte. Der See lag tief im Wald auf einer Lichtung, die vom Mond hell bestrahlt wurde. Es war Vollmond und ich verspürte weder Müdigkeit noch war ich richtig wach, ein einfach nur angenehmes Gefühl der Kälte durchzog meine Adern. Ich lebte nicht, mochte deshalb auch keine übermäßige Wärme. Der Wind ließ das Wasser sanft kleine Wellen schlagen, das klare Wasser platschte leise vor sich hin, sonst war es still. Niemand kam hier her, manchmal bezweifelte ich das außer mir jemand diesen Ort kannte. Selbst ich hatte ihn nur per Zufall gefunden, als ich eines Abends kreuz und quer durch den Wald rannte, um vor meinem Bruder zu flüchten als wir uns gerade furchtbar gestritten hatten. Das werde ich nie vergessen, diesen Moment als ich auf den See sah. So märchenhaft schön wie nichts was ich bisher gesehen hatte. In keinem Buch und in keiner Pergamentrolle meiner Vorfahren beschrieben.
An diesem Abend wehte mir der Kühle Wind einige Haarsträhnen in das Gesicht und ich strich sie nicht weg. Stumm setzte ich mich auf einen großen Stein am Rande des Sees und ließ den Mond auf mein Gesicht hinab strahlen. Es tat so gut - wie als würde jemand mit einer Feder über dein Gesicht streichen, zart und weich fühlte es sich an.
Ein Ast knackte hinter mir und ich drehte mich alarmiert um. "Chriz.", flüsterte ich zögernd und wandte mich mit kalten Blick wieder dem See zu. "Störe ich dich?" fragte er und als ich auf den Platz neben mir deutete, setzte er sich neben mich. "Ich wollte mit dir reden, dir alles erklären soweit ich das kann." Ich schwieg. Was hätte ich auch sagen sollen? "Wieso hast du mich angelogen?" wollte ich wissen und Chriz senkte die Lider. "Ich musste es. Du weißt nicht was geschieht wenn alle wissen wer ich bin." Mein Lachen erfüllte die Stille um uns herum. "Ach wirklich? Was ist so schlimm an dir? Wer bist du wirklich?" Beschuldigend schaute er mich an. "Ich bin nicht der Sohn von Jemilla Lefroy und ihrem Mann, Luna." Jetzt schwieg ich und sah ihm unentwegt weiter in die Augen. "Ich weiß was du bist, Luna. Du hast dieses Blut in dir, aber du kannst es auch wieder los werden, wie ich." Er versuchte mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, doch ich schlug seine Hand zu Seite. "Ich bin als Vampir geboren und werde es immer sein. Es war deine Entscheidung weil du ein Halbblut warst, ein verdammtes Halbblut, Chriz!" Er sah mir eingeschüchtert in die Augen. "Es war nicht meine Entscheidung." "Wessen Entscheidung sollte es denn sonst gewesen sein?" erkundigte ich mich und sprang auf um zu gehen. Ich hörte wie er die Luft einzog und mir noch hinterher rief, als ich schon fast das Ende der Lichtung erreicht hatte. "Die deiner Eltern!" Ich hielt mir die Ohren zu und rannte los. Dieses Die deiner Eltern ließ mich nicht mehr los und Abends als ich in meinem Bett lag konnte ich nicht schlafen. Morgen würde ich wieder in die Schule müssen und morgen müsste ich mich ihm stellen, egal ob ich das wollte oder nicht. Die Nachtwächter streiften um das Chateau, von meinem Bett aus konnte ich Marcus sehen, in seinen langen schwarzen Lederkleidern und dem breitkrempigen Hut sah er aus wie ein Mörder, war jedoch in sich drin so sanft wie ein kleines zartes Reh was keinen Schaden anrichten konnte. Auf einmal verspürte ich das Bedürfnis die Zeit zurück zu drehen, es tat mir irgendwie leid was ich gesagt hatte. Ich verlor langsam den Überblick über das geschehen und fürchtete die sich nähernde Gefahr, Natalias Mörder war noch irgendwo dort draußen und er war blutrünstiger als ein Vampir.

Impressum

Texte: Alles von mir. Abgesehen von dem Aussehen von Matteo (Sorry, Brüderchen, aber es ging einfach nicht anders).
Bildmaterialien: Alles aus eigener Sammlung! ;-) Wozu hat man schließlich Augen???
Übersetzung: Übersetzt von den allerbesten Bruder der Welt - inklusive seinem Dad.
Tag der Veröffentlichung: 03.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch vor allem meinem Bruder und seinem Dad. Jungs - Ihr seid die Besten !!! Auserdem noch an Natalia - Danke Kleine das du immer für mich da warst, auch wenn du eigentlich keine Lust hattes mich beim heulen zu trösten. Und zum Schluss schenke ich dieses Buch meiner Mutter (Ich hab mein Versprechen doch noch gehalten.) Auf das sie in Frieden Ruhen mag.

Nächste Seite
Seite 1 /