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Prolog: Erklärung der Bibliotheksfreiheit




1. Bibliotheken haben das Recht ungehindert Material zu sammeln.
2. Bibliotheken haben das Recht Material frei zugänglich zu machen.
3. Bibliotheken schützen die Privatsphäre ihrer Benutzer.
4. Bibliotheken lehnen jegliche Zensur ab.

Verletzt jemand unsere Rechte, werden wir uns vereinigen und bis zum Ende für die Freiheit der Bibliotheken kämpfen.

Kapitel 1: Bibliotheken haben das Recht ungehindert Material zu sammeln.




Liebe Mutter, lieber Vater,
wie geht es euch? Mir geht es gut. Ich habe gehört die Luft in Tokio ist nicht sehr gut, aber in Musashino scheint es ein wenig besser zu sein. Auch ans Leben im Wohnheim habe ich mich gewöhnt.
Mein größter Wunsch wurde erfüllt: Ich wurde in der Bibliothek aufgenommen.
Also arbeite ich jetzt jeden Tag hart im Training für grundlegende Kampftechniken.




„ARME HOCH, KASAHARA!“
Als die verächtliche Stimme ihren Namen schrie, griff Kasahara Iku verzweifelt ihr Gewehr fester und hob die Arme.
Die Waffe war eine Howa Typ 64, Restbestand der japanischen Armee, und wog 4.4 kg – ein beträchtliches Gewicht für eine 22-Jährige im laufen zu tragen. Es war ein altes Modell, das vom Militär nicht mehr wirklich benutzt wurde, sondern nur noch zur Ausbildung neuer Rekruten eingesetzt wurde. Die Basis setzte auch die leichteren und einfacheren Howa Typ 89 ein, doch nur erfahrenere Mitglieder bekamen sie. Neulinge wurden nur mit Handfeuerwaffen und Maschinenpistolen trainiert.
Der Gruppe Männer vor ihr dicht auf den Fersen, beendete Iku die Übung; Sprint mit Gewehr. Kaum hatte sie die Ziellinie überquert brach sie am Boden zusammen. Zwölfte von Fünfzig, ziemlich gut im Vergleich zu den Männern und unbestrittene Siegerin unter den Frauen, aber –
„Habe ich dir gesagt, dass du hinfallen kannst?! Los, zehn Liegestütze!!“
Äußerlich gehorsam absolvierte Iku schnell ihre Strafe – während sie ihn innerlich verfluchte. Verdammter Bastard von einem Ausbilder! Dir werd ichs zeigen! Die anderen weiblichen Mitglieder hatten alles mitangesehen und hielten sich auf den Beinen, bis sie sicher hinter der Linie der sitzenden Männer waren.
Als Iku mit den Liegestützen fertig war und sich zu ihnen setzte, zuckten sie nur die Schultern und schauten entschuldigend. Ungerecht, dachten sie, aber unvermeidlich.
Als alle die Übung beendet hatten, tönte die Mittagsglocke über den Platz und verkündete die Essenszeit.

„O Mann, ich bin soooo fertig!“
Es war gerade erst Frühling geworden und der Speisesaal hallte wider mit Gelächter und Beschwerden der neuen Mitglieder. Nachts würden sie vom Training zu müde sein um viel Lärm zu machen.
Abends würde der Speisesaal auch voll von Bibliothekaren sein, die nach der Erfüllung ihrer Pflichten zur Basis zurückkehrten, doch tagsüber war er hauptsächlich für Mitglieder der Basisverteidigung, Logistiker und, zu dieser Jahreszeit, die neuen Rekruten reserviert.
„Dieser Bastard-Ausbilder! Er hasst mich total!“ sagte Iku, während sie ihr Mittagessen heftig mit ihrer Gabel attakierte.
„`Bastard-Ausbilder´… meinst du Ausbilder Doujou?“
„Natürlich!“
Doujou Atsushi, Bibliotheksofizier zweiter Klasse. Der „verdammte Ausbilder“, der Iku gerade zu Liegestützen verdonnert hatte.
Die in Musashisakai gelegene Kantou Bibliotheksbasis war ein Trainingslager, ähnlich einer kleinen Kaserne.
Die Basis war für die Ausbildung aller neuen Rekruten der Kantou-Region zuständig. Dreihundert dieses Jahr.
Da das Kampftraining selbst für angehende Bibliothekare verpflichtend war, waren die Rekruten in sechs Gruppen von je fünfzig Leuten, die alle das gleiche harte Training absolvieren mussten. So hart, dass jedes Jahr viele aufgaben.
„Immer ich! Ich bin die einzige, die so bestraft wird! Er behandelt die anderen Mädchen nie so, auch wenn sie erschöpft sind! Wie kann er sich beklagen, wenn ich Zwölfte werde, die Männer mitgerechnet?! Man sollte meinen bei so einem Ergebnis könnte er über meinen Sturz hinwegsehen, aber neeeeiiin! Ich bin doch erst hingefallen nachdem ich schon fertig war!“
„Vielleicht heißt das, dass er große Erwartungen an dich hat?“, meinte Shibasaki Asako, Ikus Mitbewohnerin. Wenn das Training vorbei war, würde sie als Bibliothekarin in der an die Basis angeschlossene Musashino Bibliothek arbeiten.
Iku würde natürlich der Verteidigungseinheit beitreten.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.02.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Anmerkungen der Übersetzerin: Ich möchte deutlich darauf hinweisen, dass ich nicht die Autorin dieses Buches bin. Im Original heißt es "Toshokan Sensō" und stammt aus der Feder des japanischen Autors Hiro Arikawa. Mir ist aufgefallen, dass keine deutsche Übersetzung existiert und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, das zu ändern. Ich bitte ebenfalls zu beachten, dass es keine direkte Übersetzung des Originals ist, sondern der englischen Version von Melithiel. Wer gut genug Englisch kann, ist herzlich dazu eingeladen stattdessen diese - zweifellos bessere - Fassung zu lesen. Der Link dazu befindet sich im Klappentext.

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