Asche und Staub.
Das ist es, was ihr übrig geblieben ist.
Das Resultat eines in den Wind getanen Lebens.
Ihre Blicke ruhen auf der Dunkelheit der Nacht, weicher Samt, Wind, der an ihrer Haut ziept wie Kleinkinderfinger. Diese Dunkelheit da draußen, sie macht ihr nicht vor, es gäbe einen Weg außer der Dunkelheit des Todes. Die Dunkelheit erlaubt ihr nicht, einen Blick über ihren Horizont hinaus zu tätigen, verwehren ihr den Blick auf eventuelle Götter, die sie an ihrer Haarlocke hinaus ins Paradies zerren könnten.
Noch nicht Zeit zu gehen.
Sie nimmt einen großen Zug aus der Whiskyflasche in ihrer Hand, billiger Fusel, aber Hauptsache, es dröhnt, dann ist nichts mehr real.
Rede.
Die Ewigkeit ist nicht so beschaffen, daß du sie mit deinem Schweigen zerstören kannst, sie verkörpert mehr Schweigen, als du jemals aufbringen kannst.
Spürst du, wie dein Herz still wird, wenn die Lichter niederflackern, das Sehnen vom rosa Hasen an die Wand geklatscht wird, dessen Aufziehmechanismus noch funktionieren wird, wenn du schon lange auf Himmelsauen weidest.
Kurz, temporär am Leben.
Gelebtes Gift.
Es kümmert mich nicht, wenn die Stille fängt, solange es nur nicht ich bin.
Verprasste Zeit, gefallenes Ich, vom Himmel gefallen über die Ströme einer ganzen weiten Welt spermabeschmiert gewandert, ohne eine Spur von Hoffnung, eine Schallplattenrille, die ich mit meinen Lippen monoton reziere, auf Plastikaltären meinen Dämonen geopfert, den Jüngern einer verlorenen Zeit gelauscht, mit mir um mich getrauert.
Was hätte sein können, wird nimmer sein.
Wo gehe ich hin, erlöschend wie die kleine Kerze in samtschwarzer Nacht, mein blutiges Herz hohnlachend.
Unter den Straßen, den Menschen aus Stein.
Jungfrau. Hure. Habe kein Gesicht. Bin doch nichts.
Habe ich meinen Tag gelebt?
Haut. Blut. Wasser. Gewebe. Sekret.
Break.
Grüner Schleim, automatisierte Fickmaschinen.
Jungfrau. Hure.
Meiner Gesichter wirst du nicht müde werden
Engelsauge. Sternenmond.
Dirigenten mit Taktstöcken aus Menschenfleisch machen Lampenschirme aus unseren Träumen.
Augen stoppen am Abhang, der Violinenspieler spielt, Pesthauch aus gläsernen Höhlen, Szenerie des Wahnsinns.
Wo bin ich, wenn mein Weinen verklingt, der letzte Ton nachhallt in stummen Schweigen, geh.
Begrabe mein Lächeln dort, wo die Hügel tanzen.
Verschwendete Zeit.
Der Trabant am Himmel meine Heimat, nur nicht hier.
Besorgt über jede Vernunft hinaus, von deinen Lippen gebannt. Will die letzten Blumen köpfen, den Schmetterling weich klopfen, nur nicht sterben.
Wurmzerfressenes Gebein, Mottenfang, so total verloren, eine Seite im Buch vom Tod, Hoffnung huckepack.
Meine Blumen.
Meine Gartenlauben.
All mein ganzes Herz.
Die Dunkelheit gefressen.
Verrecke.
Tiefgefroren. Schockgefrostet.
Es tut nicht mehr weh.
Break.
Meine Buchstaben trennen die Spreu vom Weizen, werfen Konfettiblasen ins fette Nichts, dessen Kloakenmaul schäumend nach mir schnappt. Nagende Kiefer, die über meine Haut schrappen, eine Feile, die die Poren einfach wegrubbelt.
Offene Wunden tausend Zeiten lang getragen, Eisen im Blut, Metallfresser.
Leblos und gebrochen, brackiges Wasser, fauliges Fleisch.
Die Klippen unerfüllter Erwartungen bremsen mich aus, hullen mich ein den prosaischen Hort der Verlorenheit. Ameisengleich überquere ich die Grate und fetze mir meinen Chitinpanzer vom Kugelleib, bis ich blute.
Wenn ich bekannt bin, werde ich mein Leben hinausschreien, sagte sich Däumelinchen. Die Schädeldecke hinweggeballert von bösen Träumen. sinnlose Knittelverse, die kein Schwein lesen will.
Manchmal habe ich mir nur lebendig gefühlt, wenn ich Sex habe, heftigen Sex, der bis an die Schmerzgrenze geht und darüber hinaus, der den Körper aus der Monotonie hinausreißt und den Schmerz, der sich ins Gebein frisst, willkommen heißt. Schmerz, kurzen, intensiven Schmerz, der wie Tinte auf dem Körper antrocknet. Meine pechgetränkten Flügel, die dir dein Fleisch wegbrennen, wenn du in mich eintauchst, die nicht fliegen können und nur am Körper festkleben und ihn nicht beschweren.
Aus meinem Olymp gestoßen, fege ich nun unter den Betten der Götter. Warum nicht die Maske Mensch abstreifen, explodieren in den Raum hinein und Fratzen über meine kalte Haut streifen. Lichterloses Ankerwerfen in der heutigen Zeit des heldenhaften Widerspruchs. Die Flüsterstimme hat mich flüsternd verlassen.
Im Kerzenschein fahles Kreuzen der Hände im Zeichen des Gekreuzigten, ein aschernes Kreuz auf der blutenden Stirn. wissendes Dürsten um die Hure der Nacht. Hüter der Zärtlichkeit, komm morgen.
Hyazynthengebälk strohdicht, eine Handbreit unter den fiedelnden Musikanten. Spielt auf zum Todesmarsch, zur Kalauersonate, ein einfaches Atmen, ein japsendes Schnaufen, endlos weit, sommernd, glasklar fiebernd, vernietet mit angelaufenen Nägeln.
Schon früh gesunde Störungen entwickelt.
Mein Katholikenhaupt blutig geschlagen an den Wänden, gegen die ich angerannt bin, bornierte Dummheit einfach nur dumm, egal, wie sanktioniert, wie anerkannt. Mit acht Jahren Camus Pest gelesen.
Wochenlang Alpträume gehabt, aber zu denken angefangen.
Habe den Flaschengeist an der Gurgel gepackt, den Hals umgedreht. Schraubverschlüsse, die an den Fingern entlangschrammen. Metaxaatem, mit dem ich mich auf Türschwellen paare, auf der Schulter ein trauriger Kobold, dessen Bisse die Striemen auf meiner Schulter wegbeißen.
Immer den schwersten Weg gegangen, wider alles.
Nur nicht anpassen, nur nicht normal sein.
Keine kalte Kirchgängerin, die den Bettler mit Füßen tritt am Beginn eines feines neuen Tages.
Ein Goudakönig wirft mich in die Löcher seines Käseparadieses, goldgelbes Trampolin, auf dem ich hinabschlittere in höllenwarme Feuerzungen, während meine Fußsohlen vor sich hinbrutzeln, der Gestank verbrannten Fleisches meine Lagerfeuer madig macht.
Haue mit Holzschuhen Löcher in fremde Gesichter.
Schluckspechtlippen, daunenfederweiches Morgengesicht, der Kobold hat seine Häufchen auf meine Haut geschissen, mein Gesicht in viele kleine Teilchen fragmentiert, deren Kanten klirrend die Tränenkanale zerschneiden.
Flambiere mein müdes Fleisch. Das Schaukelpferd entzweigeritten, und die Holzsplitter mit der Pinzette noch weiter hineingetrieben, werfe meine Streichholzärmchen hoch und fange sie als Wehrkeulen wieder auf. Gut durch, bitte.
Tag der Veröffentlichung: 20.10.2010
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