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Prolog, Sakura


Prolog: Sakura

Stille breitete sich in dem Raum aus, als ich an den Leuten vorbei ging. An diesem düsteren Ort konnte mich nun nichts mehr halten. Zu viel Zeit habe ich schon hier verschwendet. Umsonst. Hier starben Menschen. Tagtäglich. Und auch ich hätte hier beinahe mein Leben gelassen. Ich hatte lange im Koma gelegen, wehrte mich gegen das Aufwachen. Doch letztendlich funktionierte ich wieder. Sie hatten es geschafft. Ich lebte. Aber selbst dann wollten sie mich nicht gehen lassen. Eine Krankenschwester lief an mir vorbei. Sie sah mich kurz mitleidig an, bis ihr Blick ernst wurde und sie sich ganz von mir abwandte. Die Wände hatten noch immer diesen ekelhaften pissgelben Anstrich. Unzählige Bilder die daran hingen, sollten von ihrer Hässlichkeit ablenken. Vergebens. Der Fußboden war blau. Trotz der bunten Farben hatte ich mich hier stets unwohl gefühlt. Heute sollte ich entlassen werden. Endlich. Freiheit. Ich hörte zwei Mädchen hinter meinem Rücken lachen. Etwa über mich? Egal, ich würde sie nie wieder sehen. Dieser Gedanke ließ mich zwar nicht lächeln, aber er verschaffte mir wenigstens ein gutes Gefühl.
„ Sakura, hast du schon deine Sachen gepackt?“ Mein Betreuer stand mit einem leichten Lächeln hinter mir. Ich nickte. Er reichte mir eine Hand. Aber ich lief an ihm vorbei. Es gab nichts mehr zu sagen. Was er versuchte, war die übliche Abschiedszeremonie. Er tat zwar so, als würde ich ihm am Herzen liegen, aber ich war mir sicher, dass er schon so viele Patienten verabschiedet hatte..., dass es ihm egal geworden war. Eine der großen Lampen an der Decke flackerte. Gleich würde bestimmt jemand kommen und die Glühbirnen austauschen. Genauso wie sie mich gegen jemand anderen austauschen würden. Für mich war es nun an der Zeit zu gehen. Für einen anderen war es erst der Anfang. Ich hatte genau zwei Koffer hier her mitgenommen. Sie boten genug Platz für alle meine Sachen. Das einzige das ich noch besaß. Mein Betreuer half mir kurze Zeit später dabei, die Koffer in ein Taxi zu bugsieren. Auch wenn ich seine Hilfe dabei eigentlich gar nicht nötig hatte.
„ Danke.“ Alles was ich noch sagte. Er gab mir etwas Geld um den Taxifahrer zu bezahlen. Ich stieg in den Beifahrersitz ein und schnallte mich an. Die Fahrt dauerte ungefähr zwanzig Minuten. Zuerst hatte der Mann , ungefähr Mitte fünfzig, mich mit einem anzüglichen Blick angesehen. Als ich mich daraufhin versteifte und die Luft gefühlte zwei Stunden lang anhielt, sah er wieder auf die Straße. Ich hasste solche Typen. Mein Stiefvater war genauso. Wenn ich nur daran dachte. Er war ekelhaft. Stank ununterbrochen nach Alkohol und Zigarettenqualm. Sein Haar war fettig und sein dicker Bierbauch stets verschwitzt. Ich musste daran denken wie er mich mit seinen dicken Wurstfingern an den Haaren zog. Nur damit ich mit ihm auf gleicher Höhe war und seine Alkoholfahne riechen konnte. Ich wusste genau, wenn ich nach Hause kommen würde, wäre ich nicht mehr vor ihm sicher. Meine Mutter war nicht mehr da. Sie konnte mich nicht mehr beschützen. Schon als sie noch gelebt hatte, war sie zu schwach dafür gewesen. Aber nie hatte sie auch nur in Erwägung gezogen, aufzugeben. Stattdessen hatte sie bis zum bitteren Ende gekämpft. Und dieses Arschloch von Vater hatte sie in den Wahnsinn getrieben. Und vor einem Jahr hatte sie sich dann umgebracht. Alles nur wegen ihm. Und gleich würde er auf mich warten. Ich kam mir so dumm vor. Hatte mich bis vor ein paar Minuten noch auf meine sogenannte Freiheit gefreut und war froh gewesen, dass ich endlich diese Leute los war. Aber nun, da mir wieder eingefallen war was mir nun bevorstand... ich vermisste sie. Alle. Ich wollte zurück. Und fast hätte ich den Taxifahrer darum gebeten, wieder zurück zu fahren. Doch dann hielt der Wagen. Und was ich da in unserem Vorgarten stehen sah, mit einem falschen Grinsen auf seinem widerlichen Gesicht... ich spürte ein Brennen in meinem Hals. Mein Frühstück wollte mir noch einmal Hallo sagen, jetzt wo ich meinen persönlichen Teufel vor mir stehen sah. Ich drückte dem Taxifahrer das Geld in die Hand und stieg aus dem Auto aus. Eigentlich wollte ich jetzt schnellstmöglich in mein Zimmer rennen und mich dort einschließen. Aber dann fielen mir meine beiden Koffer ein. Ich nahm sie und ging an dem Teufel vorbei. Er sah mir hinterher, wobei sein Blick eindeutig meiner unteren Körperregion galt. Ich wusste, was gleich passieren würde. Als das Brennen in meinem Hals immer schlimmer wurde, rannte ich los. Die Treppe hinauf und in mein Zimmer hinein. Dort ließ ich die Koffer fallen und näherte mich dem Badezimmer das glücklicherweise an mein Zimmer angrenzte. Doch dann konnte ich es nicht mehr zurückhalten. Ich übergab mich auf der Stelle. Hatte es nicht einmal über die Türschwelle geschafft. Er würde ausrasten. Ein ekelhafter Geschmack blieb in meinem Mund zurück. Aber da gab es noch etwas das um ein vielfaches ekelhafter war. ER. Schnell holte ich ein Handtuch aus dem Bad und machte sauber was ich zuvor angerichtet hatte. Das Handtuch war zwar nicht dazu gedacht, aber das musste reichen. Ich hörte SEINE schweren Schritte die Treppe hinauf gehen. Er wollte mich sehen. Aber darauf war ich nicht vorbereitet. Ich nahm das Handtuch und warf es in den Wäschekorb. Dann spülte ich mir meinen Mund am Waschbecken aus. Und einen Wimpernschlag später spürte ich eine große Hand an meiner Schulter. Ich blickte in den Spiegel der über dem Waschbecken an der Wand angebracht war. Dort erkannte ich sein Gesicht. Er hatte sich nicht rasiert. Er drückte mich nach hinten, bis ich auf Widerstand stieß. Doch das hielt ihn nicht ab. Es tat langsam weh. Morgen würde mein Rücken sicher ganz blau und rot sein. Und auch alle anderen Farben, an die ich jedoch nicht mehr denken konnte weil er mit einer Hand mein T-Shirt zerriss. Eine einzelne Träne lief ihren einsamen Pfad meine Wange hinunter.

Sechs Monate später

Ich war kaputt. Alles was die Ärzte versucht hatten, wieder zu reparieren, war binnen weniger Monate in sich zusammengefallen. Das einzige Gefühl das ich noch empfand, war Hass. Auf meinen Stiefvater, auf die Menschen um mich herum, aber vor allem auf mich. Ich wehrte mich nicht mehr wenn er mich anfasste. Mir fehlte die Kraft dazu. Ich war dünner geworden, hatte kaum noch Muskeln. Meine eigentlich rosige Haut war blass geworden. Und trocken. Genauso wie meine langen pinken Haare. Meine smaragdgrünen Augen die sonst immer so viel Lebensfreude ausstrahlten, waren matt. In der Schule war ich schon viermal umgekippt. Jedes mal hatte man mich ins Krankenzimmer gebracht und meinen Stiefvater angerufen. Dann spielte er immer den fürsorglichen Vater der er niemals gewesen war. Doch keiner schien sein Schauspiel zu durchschauen. Er legte mir dann immer eine seiner großen Hände auf den Kopf und versuchte, dabei traurig auszusehen.
„ Aber wie konnte das bloß passieren, Sakura?“ fragte er mich dann jedes Mal. Und wenn er mich dann nach Hause gebracht hatte, lachte er mich zuerst aus und machte dann weiter. Ich wollte so gerne weg von ihm. Aber wie? Ich war erst fünfzehn. Ich konnte nicht. Einmal hatte ich einen schweren Fehler begangen. Ich hatte das Jugendamt alarmiert. Als dann ein paar Leute geschickt wurden, die mein Zuhause begutachten sollten, spielte er heile Welt. Und nachher hatte er mich dafür in den Keller gesperrt. Ohne Abendessen. Dort unten war es immer eiskalt. Auch meine Mutter hatte hier Stunden ihres Lebens verbringen müssen. Hier war auch der Ort, an dem man ihre Leiche gefunden hatte. Wenn ich hier war, empfand ich jedoch keine Angst. Es war vielmehr so, dass ich mich sicher fühlte. Als wäre sie da, um auf mich aufzupassen. Um mir etwas von meiner verlorenen Kraft zurückzugeben. Manchmal sprach ich mit ihr. Natürlich antwortete sie mir nicht, aber dennoch wusste ich, dass sie mich verstand. Ich erzählte ihr alles. Dann fand ich immer eine der tausenden von Scherben die meine Seele darstellen sollten. Ich versuchte, sie alle nacheinander zusammenzusetzen. Zu einem großen Ganzen. Leider war es nicht so einfach weil ich ständig an der Quelle meines Schmerzes war. Es war als würde ER mir immer wieder die einzelnen Scherben aus der Hand reißen, damit ich auch ja zerbrochen blieb. Was mir fehlte, war ein guter Klebstoff. Etwas das auch für Immer und Ewig halten würde. Das mit der Zeit nicht nachgeben würde. Etwas das unsterblich war.


Kapitel 1: Erwachen, Sasuke

Die Nacht war ein guter Schutz für uns. Wir konnten umherstreifen, ohne dass man uns sah. Manchmal begegneten wir auch zu so einer späten Stunde einer Menschenseele. Dann versammelten wir uns, um unsere Nahrung zu uns zu nehmen. Menschenblut. Es hatte eine heilende Wirkung. Allerdings passierte es uns nur recht selten, dass es jemand schaffte, uns zu verletzen. Ich lächelte leicht weil ich es selbst kaum glauben konnte. Wir waren Vampire. Meine Familie und ich. Ich wusste nicht, ob es außer uns noch welche gab. Im laufe der Zeit haben viele ihr Leben geben müssen. Denn wo es Vampire gab, gab es auch unsere Feinde. Die, die uns jagten um uns auszulöschen. Schon oft war ich einem von ihnen begegnet. Einem Vampirjäger. Vor hunderten von Jahren, so wusste ich, hatten sie immer alleine gejagt. Aber am Anfang des 18. Jahrhunderts hatten sie sich dann zusammengeschlossen und eine Organisation gegründet. Ihre Macht wuchs, während unsere langsam aber sicher schwand. Hinter mir hörte ich einen Raben krähen. Ich musste mich nicht umdrehen um zu wissen, dass es mein Bruder war, der endlich angekommen war.
„ Sasuke. Wie geht es Mutter?“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Ihr Zustand verschlechterte sich immer weiter. Ich schüttelte den Kopf damit ich nicht reden musste. Itachi verstand meine lautlosen Worte. Er ging an mir vorbei, in das riesige Gebäude hinein. Die Villa aus schwarzem Gestein. Ich lachte leicht wegen dieser Ironie. Bram Stoker war ein Genie. Alles was er über Vampire geschrieben hatte, stimmte. Obwohl wir genau genommen nicht starben, wenn wir dem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Es schwächte uns nur. Dann mussten wir noch mehr Blut trinken, um wieder zu Kräften zu kommen. Andererseits wurde dadurch die Gefahr größer, dass uns ein Vampirjäger erwischte. Diese wiederum töteten uns gerne bei Sonnenlicht. Ein ewiger Teufelskreis.
„ Sasuke, komm jetzt.“ Itachi stand in der großen Eingangshalle und sah mich an. Doch in seinem Blick war keine Ungeduld zu erkennen. Ich folgte ihm. Aber plötzlich hatte ich ein eigenartiges Gefühl. Hier war es unbehaglich. Denn ich wusste genau, das was ich zu verkünden hatte, musste heute geschehen. Ich senkte meinen Blick. Meine Haare verdeckten meine Augen und boten mir so ein wenig Schutz. Itachi und ich gingen in das Schlafgemach meiner Mutter. Dieser Raum, sowie auch die gesamte Villa, war im Stil der nordischen Renaissance gehalten. Meine Eltern ließen das Gebäude im Jahre 1597 erbauen. So viel Zeit war inzwischen vergangen und doch alterte unser Zuhause genauso wenig wie wir. Dieser Gedanke war sowohl erfreulich, als auch erschreckend. Als ich meine Mutter sah, ergriff mich ein beklemmendes Gefühl. Durch das dünne Seidennachthemd das sie trug, war es nur allzu deutlich sichtbar. Die schwarze Narbe die sich direkt über ihrem Herzen befand. Ich trat näher an sie heran. Ihre Haut spannte sich deutlich an ihren Knochen und wirkte gräulich. Ich würde ihr so gerne helfen, aber für das was sie hatte, gab es kein Gegenmittel. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Vorsichtig strich ich ihr über eine Wange, hatte Angst sie zu zerbrechen. Meine Augen brannten, aber ich wusste, ich konnte nicht weinen. Meine Tränenkanäle waren vollkommen leer. Es war ja auch ein Wunder, dass ich noch so etwas wie Gefühle hatte, obwohl mein Herz tief in meiner Brust vor sich her faulte. Es war ein Fluch, der uns am Leben erhielt. Er sorgte dafür, dass wir aus dem Grabe auferstanden, auch wenn wir schon längst hätten tot sein sollen. Er sorgte außerdem dafür, dass wir Blut wollten. Dass wir es regelrecht begehrten. Und mit Begierde kamen die Empfindungen, die Gefühle. So hatte ich es zumindest von meinen Eltern gelernt. Als auch mein Vater endlich eintrat, wusste ich, dass es soweit war. Ich drehte mich zu ihm und Itachi um und versuchte, dabei nicht nervös zu werden. An der Decke des Raumes spann sich eine Spinne ihr Nest.
„ Ich werde gehen.“ Der Blick meines Vaters verdüsterte sich deutlich, doch Itachi wirkte nicht sehr überrascht.
„ Du wagst es, uns zu solch einer dunklen Stunde allein zu lassen?“ schrie mir mein Vater entgegen. Er war bereit, mir jetzt eine Ohrfeige zu verpassen, das sah ich ihm an. Als ich etwas erwidern wollte, kam mir Itachi zuvor.
„ Vater, lass ihn gehen. Vielleicht findet er denjenigen, der das Mutter angetan hat. Er kann ihn zu uns bringen. Außerdem hat er in der letzten Zeit schon genug gelitten. Mutter so zu sehen, bereitet uns allen Schmerzen, das weißt du genau. Er braucht dringend eine Pause.“ Ich sah meinen Bruder an. Mein Blick zeugte von Dankbarkeit. Er nickte mir zu.
„ Versprich mir nur eines, mein Sohn. Wenn du demjenigen begegnest... lass ihn die selben Schmerzen spüren wie wir sie durchleiden.“ Ich machte zwei Schritte auf ihn zu.
„ Danke, Vater.“ Er legte mir seine beiden Hände auf meine Schultern. Er war besorgt.
„ Und sei vorsichtig. Ich möchte nicht noch ein Familienmitglied verlieren.“ Alles was ich empfand, wenn ich ihn ansah, war Mitleid.
„ Natürlich. Und Mutter wird wieder gesund werden.“ Die Beklommenheit kehrte zurück und ich wandte meinen Blick von ihm ab. Ich fühlte mich wie ein Lügner. Denn ich wusste genau, dass das was ich gesagt hatte, nicht passieren würde.
„ Auf Wiedersehen, Sasuke.“ sagte Itachi in der selben Sekunde, in der Vater: „ Auf Wiedersehen, mein Sohn“ sagte. Ich ging noch einmal zu Mutter und küsste sie leicht auf die Stirn.
„ Auf Wiedersehen.“ Mit diesen Worten ging ich fort. Und ich wusste, dass sie mir mit toten Augen hinterher sahen. Während meiner ganzen Reise musste ich an meine Mutter denken. Und dann erinnerte ich mich wieder an den Vorfall der sie so zugerichtet hatte. Alles was ich empfand, war Hass.

„ Mir ist ein Mädchen über den Weg gelaufen.“ sprach ich und in meiner Stimme und auch in meinem Blick lag überschwänglicher Stolz. Wir schrieben das Jahr 1926 und ich war gerade von einer erfolgreichen Jagd zurückgekehrt. Ich hatte ein kleines Mädchen im Arm, sie war etwa acht Jahre alt.
„ Gut gemacht, Sasuke.“ Meine Mutter strich mir über den Kopf, was mich jedoch etwas störte, denn ich war immerhin schon 18 Jahre alt und damit eindeutig erwachsen. Allerdings schien ich für sie immernoch das kleine Kind zu sein das sie vor gut 200 Jahren im Arm gehalten hatte, so wie ich das Mädchen heute.
„ Ich werde den anderen Bescheid sagen. Bring du sie inzwischen ins Esszimmer. Deine Tante wird dir dann beim Zubereiten helfen.“ Ich tat wie mir gesagt wurde. Das sogenannte „ Esszimmer“ war eigentlich ein riesiger Saal, in dessen Mitte ein ebenso großer Tisch stand. Dieser Tisch bot Platz für 30 Leute. Ich legte das Mädchen darauf ab. Es war irgendwie traurig. Als namenlose zu sterben.
„ Soll ich dir helfen?“ Hörte ich meine Tante sagen.
„ Ja, danke.“ Was wir mit dem Mädchen taten, war für Außenstehende sicherlich ekelhaft. Jedoch hatten wir uns im laufe der Zeit daran gewöhnt. Gewöhnliche Nahrung nahmen wir nur zu uns, um unter den Menschen nicht aufzufallen. Wir bohrten ein Loch in die Halsschlagader des Mädchens und füllten ihr Blut in Gläser. So lebten wir wenigstens halbwegs zivilisiert.

Als wir uns am Esstisch versammelt hatten, fiel mir auf, dass meine Mutter noch nicht hier war. Und kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, unterbrach ein schmerzvoller Schrei die Stille. Wir wussten, was passiert war. Meine Mutter lag auf dem Fußboden, der allmählich mit altem Blut überschwemmt wurde. Ein silbernes Kreuz steckte in ihrem Herzen. Bei dem Versuch, es herauszuziehen, verbrannte mein Vater sich beide Hände. Aber er gab nicht auf.


Kapitel 2: Ausbruch, Sakura

An meinem 16. Geburtstag lief ich von Zuhause fort. Es war ziemlich kalt draußen, trotz der Tatsache, dass heute der 28. März war. Die dünne Regenjacke die ich über einem schwarzen T-Shirt trug, wärmte mich kein bisschen auf. Wenigstens schützte sie mich vor dem Regen der auf meine Haut hinunter tropfte wie Säure. Wolken schoben sich vor die Sonne und die Temperaturen sanken weiter. Alles was ich bei mir hatte, war ein kleiner Koffer in dem meine wichtigsten Sachen waren. Ich seufzte leise. Die Verzweiflung brachte mein Herz zum rasen und ich versuchte, mich zu beruhigen. Neben mir auf einem Holzzaun, hörte ich ein paar Vögel zwitschern. Sie säuberten ihr Gefieder und starrten mich aus ihren schwarzen Augen an. Es war, als würden sie mir etwas sagen wollen. Jedoch verwarf ich diesen Gedanken sofort wieder und ging weiter. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir folgten. Ich überquerte eine Brücke um auf die andere Seite der Stadt zu kommen. Es war dumm von mir, dass ich keinen Regenschirm mitgenommen hatte. Jetzt bereute ich es. Was, wenn ich mich erkältete? Ich hatte nur 5000 Yen bei mir, die ich aus dem Portemonnaie meines Stiefvater's geklaut hatte. Damit würde ich nicht sehr weit kommen. Auf der anderen Seite der Stadt waren die Häuser viel größer und hatten riesige Vorgärten die mit hübschen Blumen geschmückt waren. Es sah alles sehr teuer aus. So kannte ich es gar nicht. Meine Familie hatte ständig Geldsorgen. Die 5000 Yen waren alles was ich gefunden hatte. Ich war mittlerweile bis auf die Knochen durchnässt. Für andere Leute musste ich aussehen wie eine Obdachlose. Ich lachte auf. In gewisser Weise war ich das ja auch. Doch nun da ich daran dachte wie es wohl weitergehen sollte, kehrte die ursprüngliche Verzweiflung zurück und meine Augen füllten sich mit Tränen die vom immer stärker werdenden Regen fort gewaschen wurden. Als ich an einem edel aussehenden Vorgarten vorbeilief in dem es sogar einen Teich mit Koi Fischen gab, blieb ich reflexartig stehen. Ich zählte die Fische. Es waren fünf an der Zahl und alle sahen sie verschieden aus.
„ Sind sie nicht schön?“ Ich schreckte auf und drehte mich ruckartig um. Dort stand eine ältere Frau die mich freundlich anlächelte. Ich brachte nur ein nicken zustande.
„ Weißt du wie alt sie sind?“ Jetzt schüttelte ich den Kopf. Als die Frau nicht reagierte, räusperte ich mich kurz um den Frosch in meinem Hals loszuwerden.
„ N- nein.“ stotterte ich verlegen. Ich hörte sie leise lachen.
„ Sie sind 48 Jahre alt.“ Ich riss meine Augen auf. Das war doch unmöglich.
„ Wie ist das möglich?“ wollte ich nun wissen und vergaß meine Verlegenheit völlig.
„ Sie werden so gezüchtet. Außerdem geht es ihnen hier sehr gut wie du siehst.“ Sie kam ein wenig näher und umfasste mit zwei Fingern eine meiner nassen Haarsträhnen.
„ Du siehst aus wie ein begossener Pudel. Komm erstmal rein.“ Ich spürte wie eine leichte Röte sich auf meine Wangen legte.
„ Danke, aber das ist wirklich nicht -.“ Sie hielt einen Finger in die Luft.
„ Kein aber. Du kannst das Badezimmer benutzen. Geh erstmal duschen. Ich bringe dir trockene Kleidung.“ Ich freute mich so sehr, dass einige Tränen mein Gesicht hinunterliefen. Das bemerkte ich allerdings erst als mir die Frau ein Stofftaschentuch reichte. Ich nahm es dankbar an. Sie zeigte mir wo das Badezimmer war und als ich gerade hinein gehen wollte, hielt sie mich noch einmal auf.
„ Wie heißt du?“ Ich blieb stehen und sah ihr in die braunen Augen.
„ Sakura.“ Mit diesen Worten machte ich die Tür auf und verschwand im Bad.

Als ich fertig war, hörte ich ihre Stimme auf der anderen Seite der Tür.
„ Ich hoffe, die Sachen passen dir.“ Ich öffnete die Tür, mit einem Handtuch umwickelt, und sah in ihr lächelndes Gesicht.
„ Danke.“ sagte ich noch einmal und nahm ihr die Klamotten ab. Sie sahen noch ziemlich neu aus.
„ Du musst dich nicht ständig bedanken. Es ist doch selbstverständlich, dass ich dir helfe.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und ließ mich hier allein damit ich mich in Ruhe umziehen konnte. Die Sachen waren etwas weit, aber das störte mich überhaupt nicht. Ich fühlte mich hier etwas verloren und wusste auch nicht wo die Frau war. Trotzdem ging ich los und öffnete einige Türen die jedoch allesamt zu leeren Räumen führten. Irgendwann vernahm ich einen leckeren Geruch und prompt meldete sich mein Magen. Da fiel mir ein, dass ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Ich folgte dem Geruch und landete in einer großen Küche. Die Frau stand am Herd und nahm einen Topf den sie auf einen Esstisch stellte.
„ Ich hoffe, dass dich die Suppe ein wenig aufwärmt. Nicht, dass du noch krank wirst, solange wie du im Regen und in der Kälte warst. Setz dich doch.“ Sie stellte Geschirr für zwei Personen auf den Tisch. Ich setzte mich hin, kam mir dabei aber etwas fehl am Platz vor.
„ Wohnen Sie hier ganz allein?“ stellte ich die Frage. Und ich wünschte mir augenblicklich, ich hätte es nicht getan, denn sofort wirkte die Frau nicht einmal mehr halb so fröhlich wie zuvor.
„ Es tut mir Leid, dass hätte ich nicht -.“
„ Ist schon gut. Mein Ehemann ist schon vor langer Zeit gestorben und mein Sohn... er hatte einen Autounfall. Er starb im Krankenhaus.“ Ich wusste nicht was ich nun tun sollte. Also versuchte ich, sie ein wenig abzulenken.
„ Wie heißen Sie?“ wollte ich nun wissen. Ihre Miene hellte sich sogleich wieder auf.
„ Mein Name ist Ume. Es wäre schon, wenn du mich auch so ansprechen würdest, Sakura.“ Ich nickte wieder.
„ Aber ich habe noch eine Frage, Sakura. Was macht ein so junges Mädchen wie du zu so einer Uhrzeit draußen in der Kälte? Solltest du nicht schon längst Zuhause sein? Oder bist du vielleicht von Zuhause fortgelaufen?“ Dieses Gespräch wurde mir langsam aber sicher unangenehm. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich Ume vertrauen konnte. Sollte ich ihr alles erzählen?
„ Um ehrlich zu sein, ich bin fortgelaufen. Ich mochte meinen Stiefvater nicht. Und eine Mutter habe ich nicht mehr.“ Ich senkte meinen Blick. Und aus einem Vorhang meiner langen Haare konnte ich sehen wie Ume mich besorgt musterte. Sie lief um den Tisch herum und umarmte mich. Ich versteifte mich leicht bis mir einfiel, dass es nur sie war. Sofort entspannte ich mich wieder und legte einen Arm um ihren Rücken.
„ Sakura, es würde mich freuen, wenn du erstmal bei mir bleiben würdest.“ Anstatt mich bei ihr zu bedanken, stellte ich meinerseits eine Frage.
„ Wie alt sind Sie?“ Ume summte ein leises „ hmmm“ bevor sie mir antwortete.
„ Ich bin 68.“ Ich hätte sie etwas jünger eingeschätzt.
„ Also haben Sie die Fische bekommen als Sie 20 Jahre alt waren?“ Sie nickte.
„ Zu meinem Hochzeitstag.“ Ich rechnete damit, dass sie wieder traurig wurde, aber ich irrte mich.
„ Und wie alt bist du, Sakura?“ Nicht sie wurde traurig, sondern ich.
„ Heute bin ich 16 geworden.“ sagte ich leise. Ume riss ihre Augen auf.
„ Wenn du das früher gesagt hättest, hätte ich doch einen Kuchen gebacken. Aber jetzt ist es schon zu spät dafür. Wie wäre es, wenn ich stattdessen morgen einen mache?“ Die Euphorie war ihr deutlich anzumerken. Ich konnte gar nichts mehr erwidern, da klatschte sie schon begeistert in die Hände und holte sich ein Backbuch.
„ Welchen Kuchen willst du denn? Ich kann alles machen was du willst.“ Sie hielt mir das Buch vor die Nase.
„ Eigentlich ist mir das nicht so wichtig.“ versuchte ich, mich herauszureden.
„ Wie wäre es dann mit einem Käsekuchen?“ wollte sie mich überreden. So wie ich sie bisher kennengelernt hatte, war sie sehr dickköpfig wenn es sein musste.
„ Gerne.“ war alles was ich dazu sagte. Mehr fiel mir im Moment einfach nicht ein.
„ Ach, Sakura. Bevor ich es vergesse, du kannst im Zimmer meines Sohnes schlafen. Keine Angst, ich habe darin aufgeräumt.“ Eigentlich war es mir egal wo sie mich schlafen ließ. Ich hätte auch freiwillig auf dem Fußboden geschlafen, Hauptsache war, dass ich nie mehr meinem verhassten Stiefvater begegnete. In dieser Nacht konnte ich endlich wieder entspannen, nach so langer Zeit. Ich war so müde, dass ich nicht einmal etwas träumte.


Kapitel 3: Begegnung, Sasuke

Ich fühlte mich unwohl als ich durch die Nacht streifte. Das Wetter verschlimmerte sich mehr und mehr. Die grauen Gewitterwolken verdeckten den Mond und ich fühlte mich so allein wie noch niemals zuvor in meinem Leben. Etwas war geschehen, etwas das mir völlig fremd war. Jedoch machte es mich neugierig. Was war hier bloß geschehen? Ich beschleunigte meine Schritte. Die Straßenlaternen in dieser zerstörten Gegend funktionierten nicht einmal mehr. Und ich fragte mich wer wohl freiwillig hier her zog. Entweder man war arm oder lebensmüde. Die lange Brücke die die beiden Stadtteile miteinander verband, bereitete mir ein wenig Sorgen. Nicht mehr lange und sie würde in sich zerfallen. Als ich auf der anderen Seite landete, wurde mir eines bewusst. Diese Stadt war in zwei verschiedene Gesellschaftsschichten unterteilt. Auf der einen Seite lebten die Armen, auf der anderen Seite der Durchschnitt. So etwas ähnliches wie Rassentrennung. Da sollte man meinen, dass die Menschen im laufe der Jahre dazu gelernt hatten, doch sie waren eher noch dümmer geworden. Das war ja mal wieder typisch. Mich überraschte nichts mehr. Ich wusste nicht wohin ich lief. Hin und wieder fuhren vereinzelt Autos an mir vorbei. So vergingen die Stunden wie Sekunden und ehe ich mich versah, war es bereits 7.32 Uhr. Ich trug eine schwarze Regenjacke deren Kapuze ich mir tief ins Gesicht gezogen hatte damit mich die Sonne nicht störte. Andererseits musste ich mir um die Sonne nun wirklich keine Sorgen machen. Immer noch wurde sie durch eine dicke Schicht Wolken verdeckt. Das Gewitter war inzwischen in einen leichten Nieselregen übergegangen und ich sah Kinder auf ihrem Weg zur Schule. Auf dieser Seite der Stadt funktionierten die Straßenlaternen einwandfrei und spendeten das Licht, das ihnen die Sonne nicht geben konnte. Eine Katze huschte an mir vorbei über die Straße. Und plötzlich kam mir ein unbeschreiblich süßer Geruch entgegen. Ich wusste nicht was es war, aber es aktivierte meinen Jagdtrieb den ich seit hunderten von Jahren zu zähmen versuchte. Ich dachte eigentlich immer, ich hätte es geschafft, aber innerhalb einer einzigen Sekunde war meine ganze Arbeit umsonst gewesen. Wie von selbst setzte ich mich in Bewegung, immer darauf achtend, dass ich mich in normaler Geschwindigkeit bewegte. Kurz legten die Wolken die Sonne frei und ich kniff meine Augen zusammen die jetzt leuchtend rot gefärbt waren, doch dann schob sich eine weitere Wolke vor die Lichtquelle und es wurde wieder dunkel. Auch der Regen wurde wieder stärker. Und dann passierte es. Alles schien sich wie in Zeitlupe zu bewegen. Ich achtete auf nichts mehr, außer auf diese Person. Die schwarze Schultasche war augenscheinlich viel zu groß und zu schwer für ihren zierlichen Körper. Sie war sehr abgemagert, aber dennoch wirkte sie keineswegs traurig oder gestresst wie ich es erwartet hatte. Ihre Haare waren lang und pink. Eine seltene Haarfarbe, aber sie wirkten nicht gefärbt. Als sie an mir vorbei lief, kam mir wieder dieser süßliche Geruch entgegen, aber viel intensiver als zuvor und ich konnte mich kaum noch zurück halten. Ich spürte wie meine Eckzähne wuchsen und schnell legte ich mir eine Hand vor den Mund damit es niemand sah. Die Kapuze bedeckte meine Augen, aber wenn sie so stark leuchteten, würde es sicher auffallen. Ich brauchte dringend Blut. Wenn ich mich jetzt nicht zurückhalten könnte, würde ich meine Familie dadurch verraten und im Handumdrehen hätten wir wieder einen Vampirjäger hinter uns. Die waren wie eine Krankheit, unnachgiebig. Als ich gerade beschlossen hatte, in den nächsten Wald zu laufen und darauf zu hoffen, dass irgendein Jogger vorbeilief, geschah es. Das Mädchen stolperte über einen Bordstein und fiel auf die Knie. Und ich war dumm genug, mich ihr zu nähern um ihr wieder aufzuhelfen.
„ Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte ich, ohne nachzudenken. Ich hoffte, dass sie mir jetzt nicht ins Gesicht sah. Doch ich hatte Glück, denn stattdessen blickte sie auf den Boden vor ihren Füßen.
„ Ja, ja, mir geht es gut, vielen Dank.“ Ich staunte über ihre samtweiche Stimme.
„ Du solltest besser aufpassen, nicht dass du noch vor ein Auto läufst.“ meinte ich und versuchte, meine Nervosität zu verstecken. Das Mädchen nickte leicht mit dem Kopf und lief dann weiter. Je weiter sie sich von mir entfernte, umso mehr sank mein Durst. Und dennoch wollte ich nicht, dass der Durst aufhörte. Ich folgte ihr. Später würde ich es sicher bereuen, das wusste ich jetzt schon. Sie ging zur Schule. Ich blieb die ganze Zeit auf dem Dach der Sporthalle stehen, von wo aus ich perfekte Sicht auf ihr Klassenzimmer hatte. Sie war ziemlich intelligent, soweit ich das beurteilen konnte. Wir Vampire waren in vielerlei Hinsicht anders als die Menschen. Und das betraf auch unsere Denkweise. Das Mädchen sprach nicht besonders viel mit ihren Mitschülern. Scheinbar hatte sie andere Interessen. Als es zur Pause klingelte, rückten viele ihre Tische zusammen um gemeinsam zu essen. Sie jedoch blieb wo sie war und packte anstatt etwas zu essen ein Buch aus. Sie blieb die ganze Zeit so auf ihrem Stuhl sitzen und las bis die Pause wieder zu Ende war. Als nächstes hatten sie Kochunterricht in einem anderen Raum. Diesen fand ich auch schnell und versteckte mich draußen hinter einem Walnussbaum. Ihre Klasse musste sich in Gruppen unterteilen. Sie war in einer Gruppe mit zwei Mädchen und einem Jungen der sie die ganze Zeit über verliebt musterte. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und lachte leise vor mich hin. Ihr Desinteresse an ihm war einfach zu offensichtlich. Dieser Unterricht dauerte zwei Stunden lang. Als es diesmal klingelte, ging das Mädchen nach draußen. Die beiden anderen Mädchen mit denen sie eben noch gekocht hatte, folgten ihr. Sie besprachen kurz etwas, dann gingen die beiden wieder fort. Das Mädchen ging auch und suchte sich einen Platz unter einem alten Apfelbaum, dessen Stamm ziemlich breit war, sodass sie sich bequem dagegen lehnen konnte. Sie trug wie ich eine dünne Regenjacke die sie nun etwas nach unten zu ziehen versuchte. So setzte sie sich auf den feuchten Rasen und nahm wieder ihr Buch in die Hand. Der Titel lautete „ bittere Mandelblüten“. Das Buch kannte ich. Es war ein Psychothriller. Ich schmunzelte leicht. Nach ihrem Aussehen müsste sie eigentlich eher auf irgendwelche Jugendbücher stehen, aber dann das. Ihre Augen zu sehen wie sie gespannt über die einzelnen Buchzeilen wanderten, war ein faszinierender Anblick. Doch etwas war seltsam an ihr. Ihre Augen waren so matt. Was war bloß mit ihr geschehen? Vielleicht war sie unglücklich. Vielleicht war sie krank. Ich musste es einfach herausfinden. Als es erneut klingelte und alle anderen Schüler bereits im Gebäude verschwunden waren, blieb sie sitzen. Doch dann schreckte sie auf, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen. Sie ließ ihr Buch fallen und hastete ebenfalls in das Schulgebäude hinein. Als ich sie nicht mehr sehen konnte, ging ich dorthin wo sie bis eben noch gesessen hatte und nahm ihr Buch in die Hand. Ihr Duft haftete daran fest und ich sog ihn genüsslich ein. Es war relativ selten, dass ein Mensch für uns so einen intensiven Geruch hatte. Solche Menschen waren eine wahre Delikatesse, das wusste ich aus eigener Erfahrung. Diesmal lief ich ihr nicht hinterher sondern stellte mich an das große Tor das im Moment noch verschlossen war und die Schüler daran hindern sollte abzuhauen. Wenn man zur Schule gelangen wollte, musste man es durchqueren. Ich wartete einige Zeit lang bis ich sah wie die Schüler aus dem Gebäude heraus stürmten und schnellen Schrittes an mir vorbeiliefen. Mittlerweile hatte der Hausmeister das Tor geöffnet. Dabei hatte er mich nicht einmal bemerkt. Der Regen wurde noch stärker und Blitze jagten durch die dunkelgrauen Wolken hindurch. Viele Blicke galten mir, die meisten von irgendwelchen unbedeutenden Mädchen. Das kannte ich schon von früher und ich hatte mich mit der Zeit daran gewöhnt. Irgendwann kam dann auch das Mädchen heraus. Ihr Blick glitt suchend hin und her. Scheinbar hatte sie bemerkt, dass ihr Buch fort war. Langsam ging ich auf sie zu. Es stürmte stark und ihre langen Haare wehten mit dem Wind hin und her. So stark,dass beinahe ihr gesamter Geruch weggeweht wurde. Meine Augen hatten seit einer Weile wieder ihre ursprünglich schwarze Farbe angenommen.
„ Das gehört dir, nicht wahr?“ fragte ich an sie gewandt. Sie sah mich zuerst erschrocken, dann fragend an. Ich reichte ihr das Buch.
„ Wer?“ murmelte sie leise. Und ich war mir sicher, dass sie mit sich selbst gesprochen hatte.
„ Danke.“ sagte sie diesmal lauter und eindeutig war ich damit gemeint.
„ Keine Ursache. Sag mal, hast du keinen Regenschirm dabei?“ Sie blickte leicht verlegen zu Boden.
„ Die Jacke reicht.“ Ich wartete ob sie noch etwas sagen wollte, aber sie blieb still.
„ Die Jacke reicht also.“ wiederholte ich ihre Worte. Dann fiel mir etwas ein. Doch sofort erinnerte ich mich wieder. Ich hätte sie nach Hause fahren können wenn ich doch nur mein Auto dabei gehabt hätte. Und ich Idiot war ihr zu Fuß gefolgt. Damit hatte ich eine perfekte Gelegenheit verpasst. Aber so leicht wollte ich mich nicht geschlagen geben. Ich startete einen zweiten Anlauf.
„ Du bist ziemlich tollpatschig, oder?“ Ich hatte schon wieder gesprochen ohne darüber nachzudenken. Ihr Gesicht färbte sich rot und ich wusste nicht ob es aus Wut oder aus Scham war.
„ Ka- kann sein.“ stotterte sie. Diesmal überlegte ich vorher was ich sagen wollte.
„ Wie heißt du?“ Sie sah mich an und zögerte. Ich war sicher zu weit gegangen. Immerhin kannte sie mich nicht und ich sie genauso wenig. Trotzdem musste ich sie einfach kennenlernen, sonst würde ich es mein Leben lang bereuen.
„ Mein Name ist... Sakura.“ sagte sie dann nach einer Weile. Ein Blatt wehte an mir vorbei. Was für einen schönen Namen sie doch hatte. Er passte perfekt zu ihr. Ich wollte sie mit weiteren Fragen überhäufen, aber gleichzeitig wurde mir klar, dass diese eine Frage für`s erste reichte.
„ Also dann, Sakura.“ Ich genoss es, ihren Namen auszusprechen. „ Ich bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen werden.“ Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging zu der Wohnung die ich mir vor kurzem gesucht hatte. Hier war mein neues Zuhause.


Kapitel 4: Glück, Sakura

Als ich endlich bei meinem neuen Zuhause ankam, wartete schon Ume mit einem Kuchen auf mich. Sein Duft füllte die gesamte Küche. Sie lächelte mich an, ich lächelte zurück. Bei ihr fühlte ich mich wohl, ein Gefühl, dass ich schon seit Jahren nicht erlebt hatte.
„ Lass es dir schmecken.“ sagte sie und schnitt mir ein Stück vom Kuchen ab. Dieses legte sie auf einen Teller den sie auf den Küchentisch stellte. Dann nahm sie noch eine kleine Gabel aus einem Regal und legte sie neben den Teller. Ich setzte mich hin und begann zu essen. Was hätte ich jetzt auch anderes tun können? Dankend ablehnen? Ume hatte sich die Mühe gemacht, diesen Kuchen extra für mich zu backen, da wollte ich wenigstens etwas Dankbarkeit zeigen.
„ Es schmeckt sehr gut, vielen Dank.“ sagte ich und aß weiter als mich Ume fordernd ansah.
„ Das freut mich. Sag, wenn du noch ein Stück haben möchtest.“ Mit diesen Worten stand sie auf und nahm sich selbst auch ein Stück.
„ Soll ich dir etwas zu trinken holen?“ wollte Ume nun wissen. Erst jetzt fiel mir auf, dass sich meine Kehle seltsam trocken anfühlte.
„ Ja, gerne.“ Der Regen wurde wieder stärker und ich war froh, dass mich Ume bei sich aufgenommen hatte. Draußen hätte ich wahrscheinlich nicht sehr lange überlebt.
„ Was möchtest du denn trinken?“ fragte sie und stand auf.
„ Ein Wasser reicht -.“ Ume unterbrach mich schon wieder.
„ Unsinn. Du warst draußen als es so kalt und nass war. Ich mache dir einen Kamillentee.“ Da konnte ich nicht widersprechen. Eigentlich wollte ich auch gerne etwas warmes trinken. Ich hoffte nur, dass ich durch das Wetter kein Fieber bekommen würde. Als ich hörte wie das Wasser kochte, hatte ich plötzlich so ein flaues Gefühl im Magen. Ume blickte kurz durch das Küchenfenster nach draußen und murmelte ein leises :“ hoffentlich gibt es heute keinen Stromausfall“. Dann drehte sie sich zu mir um und sah mir direkt in die Augen. Und da brach ich zusammen. Ich wurde nicht ohnmächtig, aber ich hatte so etwas ähnliches wie einen Nervenzusammenbruch. All die Tränen von denen ich nicht einmal wusste, dass sie existierten, flossen nun in Strömen über mein Gesicht. Meine Augen taten weh und ich kniff sie zusammen. Die anfängliche Stille wurde von meinem lauten Schluchzen und dem Donnern das draußen herrschte zerstört. Ume lief schnell zu mir und umarmte mich. Sie versuchte mich zu beruhigen, indem sie mir immer wieder über den Rücken strich und leiste :“ Shhht“ murmelte. Ich kam mir unendlich dumm vor, aber ich konnte nicht aufhören. Die Wut und der Schmerz den ich in den letzten Jahren erdulden musste, wollte endlich raus. Anstatt dass ich mich beruhigte, weinte ich nur weiter.
„ Es ist alles Ok, Sakura. Ich bin ja da.“ sagte Ume. Ich krallte mich in die warme Strickjacke die sie trug, doch sie beschwerte sich nicht. Nach einer Weile als meine Tränen allmählich trockneten, war ich auch endlich dazu in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Ich hörte auf zu schluchzen und ließ Ume los. Sie reichte mir ein Taschentuch das ich dankend annahm. Damit entfernte ich den Rest Tränen. Ume sagte nichts, aber ich hatte dennoch das Gefühl, dass sie etwas von mir erwartete.
„ Es tut mir Leid.“ versuchte ich, mich zu entschuldigen.
„ Nein. Ich bin mir sicher, du hattest deine Gründe. Willst du sie mir vielleicht nennen?“ Ume goss den Tee in eine Tasse und reichte sie mir. Ich wusste nicht ob ich das auch wirklich konnte. Ich wollte ihr gerne die Wahrheit sagen, aber würde sie mich dann auch verstehen? Ich nippte einmal am Getränk, dann noch einmal.
„ Ich sagte ja schon einmal, dass ich keine Mutter habe. Das ist weil sie tot ist. Sie hatte Lungenkrebs. Es dauerte nicht lange, da wurde sie immer schwächer und irgendwann hat sie dann aufgegeben. Vorher waren wir eine glückliche Familie. Sie und mein Stiefvater lernten sich kennen als ich zwei Jahre alt war. Kurz zuvor hatte sie sich von meinem richtigen Vater scheiden lassen. Zu ihm habe ich keinen Kontakt mehr. Jedenfalls... mein Stiefvater, meine Mutter und ich, wir machten ständig Ausflüge und dabei hatte ich immer sehr viel Spaß. Ich mochte ihn. Doch nach dem Tod meiner Mutter veränderte er sich. Zuerst stürzte er sich in seine Arbeit und schenkte mir kaum noch Aufmerksamkeit. Kurze Zeit später ging er nicht mehr arbeiten weil er gefeuert wurde. Auf seiner Arbeit war er einmal so wütend geworden, dass er seinen Chef zusammengeschlagen hat. Er machte mich dafür verantwortlich und fing an mich zu beschimpfen. Ich musste die ganze Hausarbeit alleine erledigen und auf für ihn kochen. Wenn es ihm nicht geschmeckt hat, dann hat er es mir entweder an den Kopf geworfen oder auf den Fußboden. Was auf dem Fußboden war, musste ich essen. Irgendwann schlug er mich. Das machte ihm wohl so viel Spaß, dass er damit weiter machte. Er trank sehr viel Bier und anderes. Dadurch war er nur noch selten nüchtern. Und wenn er betrunken war, kam er auf dumme Gedanken. Das war, als er angefangen hat, mich anzufassen.“ Ich machte eine kurze Pause und sortierte meine Gedanken. Es fiel mir immer schwerer zu reden. Ume unterbrach mich keine einziges Mal und hörte aufmerksam zu. In ihren Augen sah ich Wut und Mitleid.
„ Irgendwann hielt ich es dann nicht mehr aus. Ich stürzte mich von einer Brücke und wäre beinahe ertrunken. Man brachte mich ins Krankenhaus wo ich eine Weile im Koma lag. Das klingt für Sie vielleicht schlimm, aber zu der Zeit wollte ich sterben. Nachdem ich aufgewacht war, kam ich noch für ein paar Wochen in eine Psychiatrie. Und nachdem ich entlassen wurde, brachte man mich nach Hause. Mein Stiefvater tat so als wäre er ehrlich besorgt um mich und so schöpfte keiner Verdacht. Danach machte er weiter mit... Sie wissen schon. Doch das wollte ich nicht und so beschloss ich, von Zuhause abzuhauen. Scheint so als würde es ihn nicht wirklich interessieren, denn die Polizei hat er scheinbar noch nicht verständigt. Er hat noch nicht einmal bei meiner Schule angerufen.“ Ich war mit meiner Geschichte nun in der Gegenwart angekommen und so gab es für mich nichts mehr zu sagen. Aber es wäre natürlich schön für mich, wenn ich auch die Zukunft kennen würde. Wenn ich sagen könnte :“ Und sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage:“ Doch so sehr ich mich auch dagegen wehrte, ich musste der Wahrheit ins Augen blicken. Die Wahrheit sah nicht schön aus, ganz im Gegenteil. Sie hielt noch viel mehr Gefahren für mich bereit. Meine Zukunft würde ganz sicher nicht besser werden. Denn die Wahrheit war Schmerz.


Kapitel 5: Neues Zuhause, Sasuke

An diesem Abend lag etwas erdrückendes in der Luft. Wie schon so oft in letzter Zeit regnete es. Auf den Straßen bildeten sich große Pfützen und die Leute versuchten, ihre Häuser nur so wenig wie möglich zu verlassen. Und wenn, dann nur mit einem Regenschirm. Ich blickte mich in meiner Wohnung um. Sie war nur spärlich eingerichtet, was auch kein Wunder war weil ich hier erst seit heute lebte. Die Wände waren weiß und leer. Alles war sauber, wenn man davon absah, dass überall Umzugskartons herumstanden. Und dafür, dass ich hier allein lebte, war die Wohnung ziemlich groß. Ich seufzte. Es war langsam an der Zeit, auszupacken. Als ich in die Küche ging, fiel mein Blick auf den leeren Kühlschrank. Und ich erinnerte mich daran, dass er wahrscheinlich auch weiterhin leer bleiben würde. Ich selbst brauchte keine Nahrung. Das einzige was ich brauchte, war Blut. Und das konnte ich nur frisch und warm trinken. Doch dann fiel mir wieder ein, dass ich Besuch erwartete. Mein bester Freund, so wie er sich selbst nannte, hatte sich vor ein paar Minuten angekündigt. Dann musste ich wohl oder übel etwas zu essen kaufen. Hier in der Nähe gab es einen kleinen Laden. Ich zog mir Schuhe und Jacke über, schnappte mir mein Portemonnaie und einen Regenschirm und dann ging ich los. Ich lief in normaler Geschwindigkeit und so brauchte ich knapp fünf Minuten für den Hinweg. Dieser Laden war eher klein gehalten. Er verdiente sein Geld einzig und allein durch seine Stammkunden. Das waren ältere Leute die jede Woche herkamen um etwas zu kaufen. Ich schritt durch die Regale. Als ich am Knoblauch vorbeilief, verzog ich unweigerlich das Gesicht. Knoblauch war in der Tat abschreckend, aber gegen einen hungrigen Vampir konnte er nichts ausrichten. Er konnte uns nicht verletzen, aber wir hassten seinen intensiven Geruch und mieden deshalb seine Nähe. Ich nahm ein paar Tomaten und eine Gurke. Dann ging ich zum nächsten Regal. Von hier nahm ich verschiedene Gewürze. Am Tiefkühlregal angekommen nahm ich Schweinerippchen. Dann würde es für meinen Gast wohl Spare Ribs geben. Jetzt fehlten noch Ketchup und Senf. Damit ging ich zur Kasse. Die Verkäuferin warf mir einen verträumten Blick zu. Das an sich hätte mich nicht wirklich gestört, wenn sie nicht einen Ehering tragen würde. Ich bezahlte und sie packte die Lebensmittel in eine Tüte die sie mir dann reichte wobei sich unsere Hände wie durch Zufall streiften. Und ich war mir sicher, dass sie das mit Absicht gemacht hat. Ich verdrehte die Augen. Es war nicht das erste mal, dass mir so etwas passiert war. Dennoch war es jedes mal unangenehm für mich. Da suchte mein Opfer von selbst meine Nähe und ich konnte es nicht aussaugen weil hier zu viele Menschen waren. Als ich wieder draußen war, sah ich, dass mir die Verkäuferin nachlief. Da wurde es mir zu viel und ich rannte los. Es dauerte nur wenige Sekunden und ich war Zuhause. Ich legte den Regenschirm einfach irgendwo ab und zog mir meine Schuhe sowie die Jacke aus. Dann machte ich mich ans Kochen. So schwer war es nicht für mich weil ich mir im Laufe meines Lebens schon unzählige Kochsendungen angesehen hatte.

Kurz nachdem ich fertig war, klingelte es an der Wohnungstür. Ich machte mir allerdings nicht die Mühe hinzugehen.
„ Es ist offen!“ rief ich stattdessen. Ich hörte Schritte im Flur und ein leises Poltern.
„ Verdammt, Teme! Lass deine Sachen nicht überall liegen!“ Ich ging hin um es mir genauer anzusehen. Da lag mein Besuch auf dem Fußboden weil er über den Regenschirm gestolpert war. Ich musste ein Lachen unterdrücken.
„ Deswegen ist es gut, dass du da bist. Du kannst mir dabei helfen, alles aufzuräumen.“ sagte ich und kicherte leise. Er schnaubte.
„ Mann, Sasuke!“ Er stand auf und hielt sich den Kopf.
„ Naruto.“ entgegnete ich. Jetzt grinste er wieder wie üblich.
„ Deswegen bin ich eigentlich nicht da, aber... nett hast du's hier. Ist die Wohnung nicht ein bisschen groß? Du kannst auch mit Hinata und mir tauschen.“ Ich verneinte. Hinata und er waren schon seit einer Weile zusammen. Sie war ein Vampir, er war ein Mensch. Ich korrigiere. Sie war einer der letzten Vampire, er war ein Mensch. Hinata gehörte zum Hyuuga Clan. Und dieser Clan hatte genau so wie wir nur überlebt weil jedes Mitglied eine besondere Fähigkeit hatte. Vielleicht habe ich mich vorhin ein wenig undeutlich ausgedrückt. Denn Vampire gab es jede Menge. Aber die meisten von ihnen waren keine Reinblüter. Reinblüter heißt, dass man schon als Vampir geboren wurde und beide Elternteile Vampire waren. Das war ich, genauso wie jedes Mitglied meiner Familie. Und die Hyuugas auch. Die anderen Vampire sind erst später im Laufe ihres Lebens zu solchen geworden. Wenn es keine Reinblüter gäbe, dann gäbe es auch keine anderen Vampire. Und indem man uns auslöschte, löschte man auch die anderen aus. Zuerst uns, dann die anderen. Auf diese Art und Weise wurden wir immer weniger. Die Methoden wurden in den letzten Jahrhunderten immer weiter perfektioniert. Es gab zwar nur eine einzige Organisation von Vampirjägern, doch sie waren so mächtig, dass wir alle zusammen keine Chance gegen sie hatten. Und das schlimmste waren Spione. Vampire die sich auf die Seite der Organisation schlugen und ihnen Informationen über unseren Aufenthalt preisgaben. Dafür wurden sie nicht getötet. Doch diese Vampire waren naiv. Es stimmte, dass sie nicht von der Organisation getötet wurden, doch so war es unsere Aufgabe das zu erledigen. Spione wurden in unseren Reihen nicht geduldet und wurde einer aufgedeckt, so hatte sein letztes Stündlein geschlagen.
„ Hey, Teme, hast du was zu essen hier? Hier riecht es schon so lecker.“ Teme war mein Spitzname. So durfte mich nur Naruto nennen. Ich zeigte ihm wo die Küche war und er setzte sich an den Küchentisch. Ich servierte ihm das Essen. Es schien ihm zu schmecken, denn er aß, als hätte er schon seit Tagen nichts richtiges mehr gegessen. Und ich fragte mich ob Hinata überhaupt etwas für ihn kochte. Vampire die für Menschen kochen. Das ließ mich schmunzeln. Und dann kam mir etwas in den Sinn. Es hatte lange gedauert bis Naruto endlich Vertrauen zu uns und besonders zu mir gefasst hatte. Denn nachdem er gehört hatte was wir waren, hätte er beinahe einen Nervenzusammenbruch erlitten. Obwohl... wenn ich mich richtig erinnerte, dann hatte er mich damals beim essen erwischt. Für mich war es ganz normal, aber für ihn muss es sich angefühlt haben wie ein Alptraum.

Die Frau war vielleicht Anfang dreißig. Ihr Blut schmeckte leicht salzig doch immernoch sehr gut. Es war dunkel und der Mond erleuchtete die Nacht. Ich genoss das Essen als ich ein auf keuchen hinter mir hörte.
„ Sasuke, was tust du denn da?“ Auf Naruto's Gesicht breitete sich das blanke Entsetzen aus. Ich wollte es ihm erklären und näherte mich ihm mit langsamen Schritten doch er wich immer weiter zurück.
„ Naruto, bitte .“ Als ich ihm zu nahe kam, schlug er nach mir. Er traf mich nicht.
„ Komm nicht näher. Du bist ein Monster! Und ein Mörder! Ich muss die Polizei rufen!“ Er machte auf dem Absatz kehrt und wollte davon laufen doch ich hielt ihn auf indem ich mich auf ihn warf. Er stöhnte schmerzerfüllt auf.
„ Spinnst du?“ schrie er mir entgegen. Ich legte ihm eine Hand auf den Mund.
„ Sei still! Ich erkläre es dir später, aber jetzt musst du erstmal mitkommen. Und du wirst nicht die Polizei rufen. Versprich es mir!“

In dieser Nacht wollte Naruto einfach keine Ruhe geben und ich war drauf und dran, Hinata darum zu bitten ihn zu verwandeln. Doch dann fasste ich mich wieder. Sein Geschrei ignorierend erklärte ich ihm die Umstände und irgendwann war es dann wieder still. Naruto hatte zwar sein ganzes Vertrauen in mich verloren, aber etwas neues verband uns von da an. Damals hatte Naruto angefangen, mich „ Teme“ zu nennen. Er schwor uns, unser Geheimnis zu bewahren und uns keinesfalls zu verraten. Ich glaubte ihm.

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Tag der Veröffentlichung: 06.09.2012

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