Der Vampir
der vampir zwar alt doch trotzdem jung,
bewegt sich im finsteren nachthimmel
mit schnellem flügelschwung.
auf der jagd nach frischem blut,
denn das tut ihm doch so gut,
ist sein lebenselexier,
entwickelte sich mit der zeit zur gier.
er ist halb mensch, halb tier.
unsterblich, wollt er sein,
doch das ist seine grösste pein.
warum bin ich bloss so ein schwein,
schleiche des nachts in aus menschenhand
gebauten häuser hinein.
sauge sie aus, lass sie liegen.
nun folgen sie den gleichen trieben.
300 jahr so alt bin ich nun
doch ernte ich niemals den gewünschten ruhm.
einsam und allein,
ja das werde ich für immer und ewig sein.
Mühsam hob ich meinen Kopf ein wenig an. Ich lag in meinem Bett in dem ich bis eben noch geschlafen hatte. Der Wecker der auf dem kleinen Nachttisch neben meinem Bett stand, zeigte 4.25 Uhr an. Das helle Mondlicht das von draußen in mein Zimmer schien und ihm etwas Licht spendete, formte Silhouetten die wild um mich herum tanzten. Mein Blick haftete an meinem Fenster. Komisch. Und dabei war ich mir sicher gewesen, von dort ein leises Klopfen gehört zu haben. Als ich darüber nachdachte, einfach weiterzuschlafen, hörte ich ein zweites mal dieses Klopfen. Vielleicht war es ein Vogel... oder ein Ast der durch den Wind hin und her wehte und dabei gelegentlich mein Fenster traf. Ich stand auf, wobei ich augenblicklich anfing zu frieren, und trat an die Fensterscheibe heran. Angestrengt versuchte ich, dort unten im Garten etwas zu erkennen. Es regnete in Strömen und einige Blitze erhellten die Nacht, zusätzlich zum Vollmond wie ich nun genau sehen konnte. Ich blinzelte ein paar mal und rieb mir die Augen. Und siehe da! Auf der grünen Rasenfläche versteckte sich eine schwarze Gestalt hinter einem großen Apfelbaum. Als ich dabei war mein Fenster zu öffnen um dieses Tier oder diese Person genauer betrachten zu können, huschte sie einfach davon. Schade. Aufregend war es ja schon irgendwie. Aber das änderte leider nichts an der Tatsache, dass heute Montag war und ich zur Schule gehen musste. Schnell legte ich mich wieder in mein warmes kuscheliges Bett und schlief noch zwei Stunden in denen ich nichts träumte.
Als ich wieder aufwachte zeigte mein Wecker 6.28 Uhr an. Fast perfekt. Um 6.30 Uhr würde er klingeln. Ich wartete noch die zwei Minuten, stellte ihn dann ab und ging ins Badezimmer. Ich duschte immer nur mit warmen Wasser. Kaltes Wasser war meiner Meinung nach etwas für Verrückte. Danach putzte ich mir noch die Zähne, föhnte mir meine langen Kupferfarbenen Haare, zog mich an und ging nach unten in die Küche. Hier wartete schon meine Mutter mit meinem Frühstück auf mich. Cornflakes.
„ Und, freust du dich schon auf die Schule?“ fragte sie mich. Ich ließ mir meine Abneigung gegen diese fürchterliche Erziehungsanstalt nicht anmerken und setzte stattdessen ein heiteres Lächelt auf.
„ Ja, aber nicht bei diesem Wetter. Hier wird man ja noch depressiv.“ Ich seufzte leise. Plötzlich erinnerte ich mich wieder an das Geräusch an meinem Fenster. Ich wollte es meiner Mutter erzählen, entschied mich dann aber doch dagegen da es mir unwichtig erschien. Vielleicht hatte ich es ja auch nur geträumt.
„ Kann ich heute Abend bei Stephanie übernachten?“ wechselte ich abrupt das Thema.
„ An einem Montag? Nein. Du solltest lieber für deine Klausuren lernen.“ Innerlich stöhnte ich auf. Das war ja mal wieder klar.
„ Bis dann, ich gehe jetzt zum Bus.“ verabschiedete ich mich noch schnell und wollte gerade losgehen als ich aufgehalten wurde.
„ Nimm einen Regenschirm mit!“ rief mir meine Mutter von der Küche aus zu.
„ Jaja.“ murmelte ich noch leise vor mich hin und nahm mir einen lilanen Schirm, auf dem ganz viele kleine Comic-ähnliche Kühe zu sehen waren.
Der Himmel war bewölkt und es regnete ununterbrochen. Diese Atmosphäre schien sich auch auf die Menschen zu übertragen. Mein Bus kam nach fünf Minuten warten. Er war erstaunlich leer. Ich suchte mir einen leeren Platz ganz hinten und ließ mich drauf fallen.
Bei der Schule angekommen lief ich direkt in das große Schulgebäude hinein. Erstaunlich groß wenn man bedenkt, dass dort nur 520 Schüler ihren Platz hatten. Ich sah mich suchend nach allen Seiten um, als ich Stephanie auf einer Bank im Foyer sitzen sah. Sie winkte mir freudig zu. Ich lief zu ihr und setzte mich neben sie.
„ Und? Hat sie es erlaubt?“ fragte sie mich sogleich. Ich machte bestimmt ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Was ja auch stimmte weil das Wetter in den letzten Wochen immer gleich regnerisch blieb.
„ Du kennst ja meine Mutter.“ seufzte ich. Stephanie sah mich mit genervtem Blick an.
„ Eltern.“ Es klingelte zum Unterrichtsbeginn und ein großes Chaos entstand. Ich hielt mich lieber hinten und wartete bis nur noch einige wenige Leute zu sehen waren. Erst dann machte ich mich auf den Weg in meine Klasse. Mathe. Und ich war mir absolut sicher, dass mein Mathelehrer es auf mich abgesehen hatte. Immer nahm der Typ mich dran, wenn ich die Antworten gerade nicht wusste. Und das erklärte auch meine vier minus in dem Fach. Ich erschien gerade noch pünktlich. Während ich zu meinem Platz lief, atmete ich tief ein und aus. Ein aufregender Schultag begann.
Kapitel 2: Eine helfende Hand.
Der Unterricht war wirklich sterbenslangweilig. Ich saß einfach nur da und zählte die Sekunden. Ich wurde langsam müde. Mir fielen die Augen zu. Oh nein! Das durfte einfach nicht passieren! In Mathe einzuschlafen!
„ Bosworth! Sie werden heute nachsitzen!“ meckerte mich der Lehrer an. Und schon war ich hellwach. Die Leute in der Klasse sahen mich teils amüsiert, aber auch teils geschockt an. Von einem Jungen aus der mittleren Reihe hörte ich auch ein leises „ Respekt“. Gott, war das peinlich! Ich sah auf die Uhr. Gleich würde Mathe endlich vorbei sein. Als nächstes hatte ich dann Chemie. Ich liebte dieses Fach. Vor allem, wenn wir Versuche durchführten. Doch diesmal taten wir das leider nicht. Die Lehrerin schrieb Sätze an die Tafel die wir in unsere Hefte übertragen sollten. Die Stunde ging relativ schnell vorbei. Endlich hatten wir Pause. Stephanie erwartete mich schon vor der Tür. Leider hatten wir nur einen Kurs zusammen. Wir gingen in die Cafeteria und setzten uns auf irgendeine Bank.
„ Aber am Wochenende kannst du doch sicher bei mir übernachten.“ fing sie schon wieder damit an.
„ Natürlich. Und wenn sie es trotzdem nicht erlaubt, schleiche ich mich einfach heimlich raus.“ grinste ich. Auch Stephanie fing jetzt an zu lachen. Doch wir wurden unterbrochen, als ein Sandwich auf unseren Tisch zuflog. Wir beide lehnten uns schnell zur Seite, sodass es zwischen uns hindurch flog. Offenbar hatte jemand eine Essensschlacht angefangen. Und immer mehr Leute machten mit. Ich aber nicht. Lieber versteckte ich mich unter meinem Tisch. Feige, ich weiß. Aber ich war jetzt in der elften Klasse. Mit 17 Jahren noch bei einer Essensschlacht mitmachen? Nein, danke. Ich wartete geduldig bis es wieder klingelte. Komischerweise hatte uns kein Lehrer aufgehalten. Oder sie wollten einfach nicht dreckig werden.War ja auch egal. Alles in allem war dieser Schultag ziemlich witzig. Abgesehen davon, dass ich nachsitzen musste. Und leider fuhr danach kein Bus mehr. Als ich endlich die frische Luft der Freiheit in der Lunge spürte, entschied ich mich, zu Fuß nach Hause zu laufen. SO weit würde es nun auch wieder nicht sein. Das Problem war nur: Ich fand meinen Regenschirm nicht. Und es regnete schon wieder wie aus Eimern. Innerhalb weniger Sekunden war ich bis auf die Knochen durchnässt. Wo war mein Regenschirm? Bestimmt hatte ich ihn im Bus liegen lassen. Na toll. Aber trotzdem musste ich irgendwie nach Hause kommen. Plötzlich spürte ich den Regen nicht mehr. Ich blickte nach oben und sah einen Regenschirm. Und er sah haargenau so aus wie mein eigener. Das war mein eigener! Aber die Person die ihn in den Händen hielt kannte ich nicht. Ich sah genauer hin. Es war ein Mann, mindestens 35 Jahre alt. Er hatte kurze schwarze Haare und ein markantes Kinn. An seiner linken Schläfe hatte er eine Narbe.
„ Du solltest deine Sachen nicht überall liegen lassen, Mädchen.“ Seine Stimme klang tief und rau.
„ Ähm... ja, danke.“ stotterte ich vor mich hin. Ich nahm ihm den Regenschirm ab und lief rot an. Peinlich, peinlich.
Der Mann drehte sich um ohne etwas zu sagen und verschwand. Ich stand noch eine Weile so da und überlegte. Kannte ich ihn? Ich war mir sicher, ihn irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Aber wo? Bestimmt hatte ich es mir nur eingebildet. Obwohl man die Narbe sicher nicht so einfach verwechseln konnte. Als der Regen stärker wurde und Nebel die Sicht allmählich verschlechterte, ging ich schnell weiter. Ich sah kaum eine Hand vor Augen. Vielleicht sollte ich mich irgendwo unterstellen und warten? Aber es war schon ziemlich spät. 17.26 Uhr, um genau zu sein. Ich beschleunigte meine Schritte und hoffte, dass ich nicht vor ein Auto laufen würde. Plötzlich hatte ich so ein eigenartiges Gefühl. Als würde mich jemand beobachten. Aber dieser Fremde war schon seit mindestens fünf Minuten weg. Also wer beobachtete mich? Kurz blieb ich stehen und schaute mich nach allen Seiten um. Doch der Nebel war mir im Weg, ich sah niemanden. Nochmals lief ich weiter, aber schneller als vorher. Ich hörte Schritte. Das war sicher nur ein Echo meiner Angst. Oder meine Phantasie spielte mir mal wieder einen Streich.
„ Ist da jemand?“ rief ich während ich schon beinahe rannte. Endlich kam ich bei meiner Straße an. Nur noch 25 Meter. Die Schritte hinter mir wurden immer lauter. Mein Herz raste mittlerweile so schnell, dass es schon wehtat. Noch 15 Meter. Ich fing an zu schwitzen. 10 Meter. Wer auch immer mich verfolgte: Er oder sie war schon direkt hinter mir. Es war als könnte ich den eiskalten Atem der Person an meinem Nacken spüren. Ich erschauderte. Endlich hatte ich die Haustür erreicht. Ich riss sie auf und rannte ins Haus hinein. Beinahe stolperte ich über meine eigenen Füße. So schnell ich konnte, knallte ich die Tür zu. Erst jetzt konnte ich mich wieder einigermaßen entspannen. Ich stützte meine Hände an meinen Knien ab und atmete tief durch. Auf der anderen Seite der Tür war es still. Ich schlich mich ein wenig näher an sie heran. Immer noch kein Geräusch. Dann war es also amtlich: Ich war nun komplett irre. Zum Glück waren meine Eltern und mein Bruder nicht hier, sonst würden sie mich jetzt auslachen.
Kapitel 3: Geheimnisse
Ich machte mir einen Beruhigungstee und wartete darauf, dass meine Eltern oder mein Bruder nach Hause kamen. Ja, Max würde sicher zuerst hier sein. Nach der Schule hatte er immer Fußballtraining. Mum und Dad arbeiteten sehr lange und würden auch heute erst später zurück sein. Um kurz nach 18 Uhr hörte ich wie die Haustür aufgeschlossen wurde.
„ Caycay, bist du Zuhause?“ Das war eindeutig mein Bruder. Nur er nannte mich so. Ich stand gerade vor einem Fenster in der Küche und sah nach draußen. Es regnete immer noch stark und Blitze zogen sich wie feine, fast durchsichtige Fäden durch den dichten Nebel. Ich dachte an den Mann, den ich vorhin auf meinem Nachhauseweg getroffen hatte. Entweder hatte er mich verfolgt oder ich hatte es mir nur eingebildet, was durch den Stress den ich in letzter Zeit hatte nur verständlich war. Immerhin standen sehr bald eine Reihe von Klausuren an und heute hatte ich auch noch Nachsitzen müssen. Da war kein Platz für Entspannung. Max hatte es leichter als ich. Er war erst 14. Sein Unterrichtsstoff war etwas für kleine Kinder. Abgesehen davon war er der Liebling aller Lehrer und Mitschüler. Auch wenn ich es nur sehr ungern zugab, aber er war intelligent, sportlich und sah echt gut aus. Er war einfach perfekt. Nicht so wie ich, die bis vor einem Jahr noch eine riesige Zahnspange tragen musste und ein leichtes Gewichtsproblem hatte. Wenn man 120 Kilo leicht nennen konnte. 120 Kilo bei 1,70 m. Nachdem mir ein Mitschüler gesagt hatte, ich würde sicher zur Schule rollen, hatte ich mich an eine Diät gewagt. Und nach einem halben Jahr wog ich dann nur noch die Hälfte von meinem ursprünglichen Gewicht. Zwar hatte meine Mutter sich anfangs noch Sorgen gemacht, dass ich eine Essstörung entwickeln könnte, aber dazu war es zum Glück nie gekommen. Und jetzt sah ich halbwegs gut aus.
„ Ich bin in der Küche!“ rief ich. Kurz darauf hörte ich Schritte die sich mir näherten. Mein Bruder erschien im Türrahmen.
„ Hast du was gekocht?“ Da erinnerte ich mich wieder. Weil meine Eltern ja erst später nach Hause kommen würden, hatte meine Mutter mich einmal darum gebeten, selbst etwas für Max und mich zu kochen. Und ich Idiot hatte es vergessen. Leider nicht zum ersten mal. Ich sah im Kühlschrank nach ob wir noch etwas hatten woraus ich ein akzeptables Gericht zaubern konnte, doch da war nichts. Verdammt, gerade heute.
„ Tut mir Leid, ich war so in Gedanken versunken, dass -.“ Max unterbrach mich mit einer Geste.
„ Das hatten wir ja schon mal. Haben wir noch Geld hier?“ wollte mein Bruder nun wissen. Mein Taschengeld hatte ich schon vor einer Weile ausgegeben.
„ Wie sieht's mit Taschengeld aus?“ wollte ich jetzt von ihm wissen. Doch er verneinte.
„ Davon habe ich mir letzte Woche den neuen Computer gekauft, das weißt du doch.“ Ich seufzte. Meine Eltern nahmen ihre Portemonnaies immer mit zur Arbeit, Gott weiß wieso. Plötzlich fiel mir etwas ein. Ich ging die Treppen hinauf in meine Zimmer und öffnete meinen Kleiderschrank. Darin war ein riesiges Durcheinander. Meine Mutter verlangte schon seit einigen Wochen, dass ich es endlich ordnen sollte, aber dann nannte ich es als Argument immer systematisches Chaos und sie wusste nicht mehr was sie dann noch entgegnen sollte. Jedenfalls suchte ich gezielt nach einer schwarzen Jeans die zwar schon nicht mehr sauber war, aber es musste ja niemand wissen, dass ich die dumme Angewohnheit hatte, meine alten Sachen immer zurück in den Kleiderschrank zu legen. Obwohl „ legen“ eigentlich das falsche Wort dafür war. „ Schleudern“ traf es da schon eher. Als ich die Hose gefunden hatte, sah ich in einer der hinteren Hosentaschen nach. Und was ich da fand, war ein zehn Dollarschein. Dieses Geld hatte ich einmal an Stephanie verliehen und sie hatte es mit dann am Samstag zurückgegeben. Sie war eine tolle Freundin. Ich nahm das Geld und ging damit die Treppen hinunter.
„ Ich habe noch zehn Dollar. Ich gehe schnell zum Supermarkt und kaufe etwas.“ sagte ich und zog mir Jacke und Schuhe an.
„ Kannst du mir vielleicht eine Packung Oreos mitbringen, wenn dann noch Geld übrig bleibt?“ Wie konnte ich nein sagen, wenn er mich mit diesem Welpen Blick ansah?
„ Mache ich.“ sagte ich noch schnell und schnappte mir meinen Regenschirm bevor ich los ging. Um ehrlich zu sein fühlte ich mich im Moment mehr als nur unbehaglich. Ich hatte schon wieder dieses Gefühl, dass ich beobachtet wurde. Bis zum Supermarkt brauchte ich 15 Minuten. Das Gebäude war nicht besonders groß, dafür dass wir in einer Kleinstadt wohnten. Als ich mich den Eingangstüren näherte, über denen ein Schild mit dem Namen „ Bennington Drugstore“ hing, öffneten sie sich automatisch. Ich ging hinein und mich umfing eine angenehme Wärme. Es dauerte nicht besonders lange bis ich alle Lebensmittel gefunden hatte die ich brauchte um etwas daraus zu kochen. Das Geld reichte sogar noch für Max's Oreos. Als ich zur Kasse ging um zu bezahlen, sah ich einen Schatten an mir vorbei huschen. Das hätte mich normalerweise nicht besonders interessiert, wenn der Person nicht ein unbeschreiblich süßlicher Duft gefolgt wäre der mich neugierig machte. Ich sah mich nach allen Seiten um. Und erst jetzt fiel mir auf, dass hier kaum andere Kunden waren. Die einzige Verkäuferin die hier war, packte gerade Lebensmitteldosen aus einem großen Karton aus. Ich betrachtete sie aus den Augenwinkeln. Sie war ungefähr 50 Jahre alt und ihre Haare waren allmählich ergraut. Einige kleine Falten zierten ihr herzförmiges Gesicht. Plötzlich schreckte sie auf, als hätte ihr jemand einen Stoß verpasst. Sie blickte mich erschrocken an und eilte dann zu mir herbei.
„ Das macht dann 9.25 Dollar.“ sagte sie leise. Sie hatte einen leichten Akzent und ich fragte mich, ob sie wohl aus Osteuropa kam. Vielleicht aus der Ukraine. Ich konnte es nicht genau einordnen. Ich reichte ihr das Geld. Als sie mir ebenfalls ihre Hand reichte um es entgegen zu nehmen, zuckte sie abermals zusammen.
„ Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ fragte ich der Höflichkeit wegen.
„ Es ist alles Ok.“ meinte sie, nun sichtlich nervös. Als sie noch einmal tief durchgeatmet hatte, schaffte sie es, das Geld anzunehmen.
„ Behalten sie den Rest.“ Ich fing an, mir Sorgen um die Frau zu machen. Hatte sie eine Krankheit oder stand sie unter Stress? Schweißtropfen perlten ihre Stirn herab.
„ Soll ich vielleicht einen Arzt rufen oder -.“
„ Nein!“ Wieso ließ mich heute niemand ausreden? Jetzt wurde sie allmählich panisch. Sie packte das Essen in eine Tüte die sie mir dann reichte.
„ Du solltest jetzt besser gehen, auf Wiedersehen.“ stotterte sie vor sich hin. Lag es an mir, oder wollte die Frau mich loswerden? Höflichkeit und so. Ich sagte nichts mehr als ich den Laden verließ. Heute erlebte ich echt nur Seltsames. Ich wollte diesen Vorfall aus meinem Gedächtnis streichen. Mittlerweile war der Regen in ein leichtes Tropfen übergegangen. Ich versuchte mich abzulenken, in dem ich daran dachte, was ich wohl kochen konnte. Doch dann spürte ich wieder diesen seltsam süßlichen Duft. Ich fragte mich ob es bloß mein Gedächtnis war, das mir einen Streich spielte, oder ob die Person wieder hier war. Wie schon so oft drehte ich mich um. Und da stand er.
Texte: Die Rechte liegen beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 20.01.2012
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