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Kohldampf

Der Menschen psychisches Vermögen
erkennt man an den Futtertrögen! –
Was tief im Mensch verborgen war,
das wird hier kund und offenbar,
still, -friedlich ist er, wenn er satt, -
ein Raubtier, wenn er Hunger hat! –

Kurz:
Der Futterneid und auch die Gier
macht oft aus einem Mensch ein Tier! - G.B.


Der Neuformer

Es ist ein schöner alter Brauch,
bei Porree, Zwiebeln oder Lauch,
Kartoffelschalen, roten Rüben
Neuformer - haltsamkeit zu üben.
Beim Fasten und bei Abstinenz
blüht ewig Dir des Lebens Lenz.
An keinem bösen Leiden leid ich
Mein Herz ist jung, mein Darm geschmeidig;
Das Haar bleibt glänzend, frisch die Haut,
wohl dem, der stets gesund verdaut!
Die Kraft zum Leben und zum Lieben
saug ich aus Sellerie und Rüben -
aus Nesseln, Sauerampfer, Kressen
bereit ich mir mein Mittagessen.
An meinem Weg der Löwenzahn, -
ich knabb`re ihn mit Wollust an.
Mal nage ich an Rotkohlköpfen,
mal weide ich auf Blumentöpfen,
mal rupf ich dies, mal zupf ich das
zum Schluß beiß ich sogar ins Gras!




Der Altformer

Isst du nur Wurzeln oder Lauch,
was hilft’s, am Ende stirbst du auch. –
Riechst du nach Knoblauch aus dem Hals
Und meidest Fleisch und Gänseschmalz,
rauchst keine Pfeife, isst nie Eier
und meidest jede feuchte Feier;
ziehst dich zurück wie’n Klosterbruder,
dann bist du gar ein armes Luder,
das sich sein Dasein selbst verdirbt
und eines Tages hungrig stirbt. –
Das Sterben ist ein Menschheitsübel,
dagegen hilft dir keine Zwiebel! –
Drum schlachtet Ochsen, Hammel, Schweine,
trinkt dazu Biere oder Weine,
raucht Zigaretten und Importen,
trinkt Schnaps, Liköre – aller Sorten!
Seid steht`s vergnügt und denkt getrost:
„Wir sterben alle einmal! - - Prost! „ -


Impressum

Texte: Auszug aus unserem Buch"Sinniges und Blödsinniges"von Gerd und Manfred BernerCopyright by Manfred Berner 2009
Tag der Veröffentlichung: 15.12.2009

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