Paddlers Erlkönig
Wer paddelt so forsch durch Sturm und Wind?
Es ist der Vater mit Weib und Kind.-
Frisch schwingt er sein Paddel, mit munterem Sinn,
pfeilschnell zieht das Boot durch die Wogen dahin.-
„Mein Sohn, was birgst Du so bang Dein Gesicht ?“-
„Spürst, Vater, Du die Feuchtigkeit nicht?“
Mit klappernden Zähnen flüstert’s das Kind.
„Mein Sohn, das ist nur der frische Wind!“
„Mein Vater, mein Vater, ich fürchte mich so,
es plätschern die Wellen um meinen Popo!“
Der Vater spricht tadelnd: „Was soll dieser Schnack?
Das ist das Wasser im Wassersack!“
Doch da sprach die Gattin erschaudernd: „Oh nein!
Ich hab auch schon ein triefendes Bein!“
„Ja Vater, oh bitte, fass Muttern mal dran!“
sprach flehend das Kind, „Vielleicht glaubst Du’s dann!“
„Mein Sohn bleibe ruhig! Mein Weib halt das Maul!
Ich glaube ihr seid nur zum Paddeln zu faul!“
Doch kaum sprach der Vater dies hoheitsgemäß,
da hatte er auch schon ein nasses Gesäß;
drum rief er erbleichend vor furchtbarem Schreck:
„Zu Hilfe! – Zu Hilfe! Das Boot hat ein Leck!!“
Den Vater grauset’s, er paddelt geschwind,
es stöhnt seine Frau und es jammert das Kind.
Laut heulen die Böen, auch regnet es schon,
es greifen die Wogen nach Gattin und Sohn.
Er sieht schon im Geiste, -welch furchtbare Qual,-
Die Gattin als Futter für Zander und Aal;-
Das Söhnchen gefressen von Zander und Barsch
und höher steigt ihm das Wasser am …After.-
Mit Schaum vor dem Mund und mit schmerzender Hand
treibt er seinen Kahn, hin zum rettenden Land.
Kommt grad noch ans Ufer, mit Mühe und Not, –
und dort macht er Brennholz aus seinem Boot.
Texte: Auszug aus unserem Buch"Sinniges und Blödsinniges"von Gerd und Manfred BernerCopyright by Manfred Berner, 2009
Tag der Veröffentlichung: 24.11.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Allen, die Spaß am Wassersport haben.