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Das Leibgericht

Ein Weib, noch jung und frisch vermählt,
an ihrem Herd sich redlich quält,
um ihres Mannes Lieblingsspeise
zu richten auf die rechte Weise,
- mit Liebe und mit guter Butter. –
Da, - plötzlich kommt die Schwiegermutter,
die, - in die Küche schnuppernd, spricht:
„Ah, meines Sohnes Leibgericht!“
Und wie gepiekt von der Tarantel,
wirft fort sie Tasche, Hut und Mantel
und ruft, -beseelt von Mutterpflichten:
„Nur ich kann ihm das richtig richten!“
Schnell bindet vor sie eine Schürze,
greift nach Muskat und Pfefferwürze… -
da greift die Schwiegertochter ein:


„Mama! – Der Platz am Herd ist mein!
Dein Sohn sagt selbst: -ich mach´s ihm richtig,
drum mach dich nicht so furchtbar wichtig! -
Auch ich verstehe `was vom Braten,
noch niemals ist mir `was missraten!“

Jedoch die Schwiegermutter spricht:
„Mein liebes Kind, blamier dich nicht!
Ich merk es schon an dem Geruch,
du machst das Zeug nicht fett genug! –
Dein Mann sieht täglich schlechter aus,
seitdem er fort ist von zu Haus.
Er ist ja nur noch Haut und Knochen! –
Das liegt daran, du kannst nicht kochen!“ –
Die And`re schreit: „Das ist gelogen!
Er hat sich neulich erst gewogen;
Er wiegt jetzt schon 1 Zentner 80
Und hat doch gut heraus gemacht sich!“ –
Die Schwiegermutter will nicht weichen,
sie schreit: „Lass mal die Waage eichen!“

Der Streit wird immer heftiger,
die Zornesworte deftiger.
Die Jüngere den Herd verteidigt;
die Alte ist deshalb beleidigt.
Vorm Kochtopf kommt man ins Gedränge
und schon entsteht ein Handgemenge. –

Es fliegen Töpfe, Teller, Tassen,
sie müssen beide Haare lassen.
Mit Besen und Gardinenstange
ist eine Küchenschlacht im Gange;
und alarmiert vom Schlachtgeschrei
eilt ahnungsvoll der Mann herbei. –
Gedenkend seiner Hausherrnpflichten
fährt er dazwischen und will schlichten. –


Obwohl er nicht Partei genommen
ist der Versuch ihm schlecht bekommen.
Die Furien haben wutentbrannt
dem neuen Feind sich zugewandt. –
Trotz Ehefrau´n und Mutterliebe
bekam er fürchterliche Hiebe, -
und wurde nun von beiden Frauen
vereint gottjämmerlich verhauen. -


Und, - auf dem Herde unterdessen
verbrannte sein geliebtes Essen! –



Moral:
Misch nie dich ein, wenn Frauen streiten
sonst kriegst du Unannehmlichkeiten! –
Pass´ lieber auf, dass auf dem Herd
nichts anbrennt, - was dir lieb und wert! – G.B.

Impressum

Texte: Copyright by Manfred Berner, 2009Auszug aus unserem Buch"Sinniges und Blödsinniges"von Gerd und Manfred BernerZeichnungen: Zaruhi Gurdikyan
Tag der Veröffentlichung: 21.11.2009

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