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Über die Stärken und Schwächen eines jeden Menschen lässt sich wohl streiten, liegt es doch im Auge des Betrachters; doch ziehen manche Schwächen verheerende Folgen mit sich.
Natürlich hat jeder von uns seine Stärken und Schwächen, doch treten sie bei jedem Menschen so deutlich hervor, dass die Schwächen von allem und jedem ausgenutzt werden, die Stärken immer mehr ausschöpfen, bis letztendlich nur noch eine leere Hülle zurück bleibt, ein nervliches Wrack?
Mit welchem Recht erlaubt der Mensch es sich, die Augen vor den Gefühlen eines jungen Mädchens zu verschließen, und sie einfach auszunehmen wie ein Schlachttier, die einzelnen Teile zu seinem eigenen Nutzen aufzuteilen und zu verzehren? Wo doch angeblich die Würde des Menschen unantastbar ist, wird sich hier einfach genommen, was man will, und zurück bleibt die Erfahrung, eine dunkle Einbahnstraße, in der jede Laterne einen Blick auf die Umgebung erlaubt, doch ob man die Augen öffnet oder sie doch lieber verschließt ist meistens selbst zu entscheiden. In diesem Falle jedoch kann man nicht selbst entscheiden, jedenfalls nur in Maßen. Womit man einen Blick auf die zweite Schwäche werfen kann.
Es lässt sich allerdings darüber streiten, ob das Aussehen nun eine Schwäche oder eine Stärke ist. Wohl kommt es auf die Situation an, und wird somit verhältnismäßig gleichmäßig aufgeteilt. Ein Nachteil dieser Ausstrahlung wären natürlich, wie so oft, Neider, doch gibt es diese überall. Eine weitere Schwachstelle ist leider die Männerwelt, wobei man sich nicht auf die Allgemeinheit beziehen sollte. Sondern eher auf jene rücksichtslose Abart von Menschen, auf welche ich vorerst nicht weiter zu sprechen kommen will – es sollte klar sein, welche Art von Delinquenten hier gemeint ist.
Nun, nachdem man lang genug als Spielball benutzt wurde und seinen Frust und die Trauer über die Gewissenlosigkeit Einiger an seinem Körper in jeglicher Form ausgelassen hat, beschließt man, sich Hilfe zu holen. Doch scheinen Psychiater auch nicht immer das zu sein, wofür man sie hält. Nach schier endlosen Torturen durch Akupunktur und inhaltslosen Gesprächen unter Tränen, deren Ernstnahme zu wünschen übrig lässt, beschließt man also erneut, den schwierigen Weg allein zu gehen. Es gibt zu dieser Zeit niemanden, der einem helfen kann, da man sich aus Scham und berechtigter Angst vor Unverständnis und folgender Hänselei niemandem anvertraut. Es folgen weitere Rückschläge, die nach letztendlichen sieben Monaten der Ausnutzung und seelischen wie körperlichen Vergewaltigung durch eine geliebte Person abrupt enden.
Dabei immer diese drei Worte, wie sie doch jeder von uns schon irgendwann einmal zu benutzen gepflegt hat. Jene Worte, die ewig durchgekaut und wieder und wieder ohne jegliche Ernsthaftigkeit ausgespuckt werden, die falsche Hoffnungen erwecken und Welten zu Bruch gehen lassen, welche letztendlich als nicht-existent erklärt und zwischen Schlägen und Zärtlichkeiten als verzweifeltes Flehen und liebkosenden Nachdruck angeprangert werden.
Weitere gefühlte Ewigkeiten später geht es wieder bergauf und ein geregeltes Leben beginnt, doch die Erinnerungen bleiben, wie ein Brandmal in der Seele und manchmal, wenn man heute im Bett liegt, sieht man das alles wieder vor sich, und die Angst, dass es morgen wieder von vorn losgehen könnte, ist groß. Man wünscht sich, in den Arm genommen zu werden, dass jemand sagt „Du musst keine Angst mehr haben, alles wird gut.“

Doch es wird nichts gut

und man fällt zurück, es gibt niemanden, der die Hand, nach der man sich so sehr sehnt, über einen hält. Nach außen hin wirkt man stark, erfreut sich an Belanglosigkeiten und täuscht sich für kostbare Momente über das Tier in seinem Inneren hinweg, welches sich im passenden Moment der Einsamkeit über einen her macht, langsam und qualvoll zerfrisst. Und in diesen Augenblicken stellt man sich vor, man wäre nicht alleine, läge in den Armen eines anderen. Manchmal klappt das. Doch zieht auch diese Selbsttherapie seine Folgen mit sich. Man ist nicht mehr man selbst, erlebt alles, selbst die glücklichen Momente, aus der Sicht einer dritten Person. Man spürt nichts mehr und das Glücksgefühl wird immer kostbarer, bis man irgendwann vor Freude weinen will, wenn man die Ehre hat noch einmal davon kosten zu dürfen.
Man schreit geradezu nach Hilfe – doch nur im Beisein der imaginären Personen, an die man sich lehnen und bittere Tränen weinen kann. Denn es ist niemand da, mit dem man reden kann. Die Scham ist zu groß, die Angst, dass es wieder von vorn beginnt, dass man nicht verstanden werden könnte. Irgendetwas falsch zu machen. Und so zerfrisst man sich letztendlich selbst, immer auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem Labyrinth.
Alle, die vergleichbares erlebt haben, wissen, dass das keine aufmerksamkeitsfordernde Bezeichnung eines gestörten Teenagers ist, sondern ein tatsächliches Gefühl, ein Brennen gerade dort, wo man sein Herz vermutet.
So denkt, bevor ihr handelt, denn eine einzige Tat, die hinterher einerseits kaum mehr beachtet wird, die in jenem Moment so nebensächlich wirkt wie der Wassertropfen, der einen Schritt entfernt von der Regenrinne fällt, und noch mit einem Lächeln begutachtet wird, kann noch Jahre später mit der Plötzlichkeit eines Blitzes das Herz entzwei reißen und nie mehr heilen lassen.

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Tag der Veröffentlichung: 21.09.2009

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