Sie war eine von vielen, ein Mädchen, die ihren achtzehnten am Strand feierte. Eine unvergessliche Feier, wollte sie organisieren. Alle waren eingeladen, die Coolen, die Skater, die Tussen der Schule, sogar die Streber und nicht zu vergessen ihr Schwarm. Sie stand schon seit der 5. Klasse auf ihn, seitdem sie ihn das erste mal durch den Gang schlendern sah. Dieses Bild hatte sie nie vergessen können. Er hatte sie angesehen mit seinen grasgrünen Augen, welche so mysteriös und zugleich so glücklich aussahen, und ihr dabei sein wärmsten Lächeln geschenkt. Seit diesem Tag hatte sich jedoch nichts an ihrer Beziehung zu einander geändert. Jahrelang hatten sie sich nur auf den Gängen der Schule angelächelt, nie hatten sie ein Wort miteinander gesprochen, geschweige denn eine Berührung ausgetauscht. Irgendwann faste sie dann all ihren Mut zusammen und lud ihn zu ihrer Party ein. Er sagte gar nichts, das einzige was er tat, er nickte und lächelte sie an. In seinen Augen konnte sie jedoch das Ja deutlich ablesen.
Am Freitag Abend war es dann so weit, alles war schön dekoriert, ins kleinste Detail geplant und ausgeführt. Vom Parkplatz zum Strand gab es einen Weg aus Fackeln, welche ein orange-gelbliches Licht in der dunklen Nacht verströmten. In der Mitte hatte sie mit ein paar Freunden ein riesiges Lagerfeuer gemacht. Rechts daneben befand sich eine kleine Cocktailbar und auf der gegenüberliegenden Seite war eine kleine Holzbühne aufgebaut, auf der die Schulband später am Abend der Party ordentlich einheizen konnte. Auch hatte sie es geschafft, unter höchster Anstrengung, Baumstämme um die Feuerstelle herum zu platzieren.
Gegen 21 Uhr trafen die ersten Gäste ein, ihre beiden besten Freundinnen. Kurz darauf folgten noch mehr Leute bis es am Strand von Jugendlichen nur so wimmelte. Alle die sie eingeladen hatte waren gekommen, nur einer fehlte noch, der Junge mit den grasgrünen Augen.
Die Zeit verging und er blieb verschollen. Sie fing an sich Gedanken zu machen, was ist wenn ihm etwas passiert wäre oder vielleicht mochte er sie gar nicht, fand sie gar abstoßend und kam deswegen nicht oder er hatte schon eine Freundin, welche ihm verbot auf ihre Party zu kommen. Ihre Gedanken drehten sich nur um ihn, während sich ihre Gäste immer mehr betranken, leichtsinniger und fröhlicher wurden. Auch sie hatte ein alkoholisches Getränk in der Hand und nippte dann und wann ein bisschen daran. Als sie mit ihrem dritten Cocktail fertig war, verließ die Hoffnung sie. Sie ging zur Bar um sich noch einen Tequila zu bestellen. Zwei Minuten später drehte sie sich mit ihrem Getränk um und da sah sie ihn im Licht der Fackeln stehen. Sie konnte ihren Augen kaum glauben, er war gekommen. Auf ihre Party.
Ein Traum ging für sie in Erfüllung. Er stand noch eine Weile am Parkplatz und schaute sich um. Plötzlich traf sein Blick den ihrigen und er ging mit langsamen Schritte auf sie zu.
'Nein, dass kann nicht sein, er kann nicht einfach so zu mir gehen... Das ist sicher ein Irrtum, er will sicher zu einem Mädchen das neben mir steht oder einem Kumpel von ihm', dachte sie.
Aufgeregt schaute sie sich um, nur um festzustellen, dass niemand da war, außer ihr. Sie war die einzige, die an der Bar stand.
Er begrüßte sie mit dem schönsten Lächeln,das sie je gesehen hatte und sie konnte nur ein gestammeltes, „Hallo“ heraus bringen. Nach dieser kurzen Begrüßung fragte er sie, ob sie nicht Lust hätte ihm etwas Gesellschaft zu leisten in dieser sternenklaren Nacht.
Sie konnte ihr Glück kaum fassen, er wollte mit ihr zusammen sein, nur mit ihr. Die Stunden vergingen, während sie am Strand entlang wanderten und redeten. Es gab nur ihn und sie.
Als sie an einem Maisfeld vorbei kamen, blieb er einfach stehen. Sie wusste nicht was los war und guckte ihn nur mit großen Augen an. Langsam hob er seine Hand und strich eine Strähne, welche ihr ins Gesicht gefallen war, zurück. Verlegen senkte sie ihren Kopf und schaute zu Boden.
Sachte glitt seine Hand von ihrem Ohr zu ihrem Kinn, langsam hob er ihren Kopf und kam mit seinem Gesicht näher an das ihrige. Ein kurzer, zärtlicher Kuss entstand. Auf ihm folgten weiter Küsse, welche immer inniger wurden.
Plötzlich nahm er ihre Hand und zog sie mit einem Ruck ins Maisfeld. Während sie noch um ihre Balance kämpfte, drückte er sie zu Boden und hielt mit einer Hand ihre Hände fest. Ohne zu wissen wie ihr geschah, küsste er sie nochmal. Während er das tat, glitt seine Hand unter ihr T-Shirt und fing an ihre Brust zu begrabschen.
Sie versuchte sich zu wehren.
Fing an um sich zu treten.
Sie versuchte zu schreien.
Doch es hatte keinen Zweck, er hatte sie fest im Griff. Nun bewegte sich seine Hand unter ihren Rock und zog an ihrem Höschen. Angst erfüllt versuchte sie sich nochmal loszureißen, doch auch dieser Versuch scheiterte kläglich. Seine Stimme wurde immer rasender und drohender, doch sie war zu weit weg um seine Worte warzunehmen.
Stattdessen schlug er sie mit der flachen Hand mitten ins Gesicht.
Sie hatte niemals erwartet, dass er sie so behandeln würde, ihr ganzer Körper schmerzte und die Panik stieg in ihr auf.
Ihr erstes Mal, hatte sie sich anders ausgemalt. Ihr Liebster hätte sie überrascht, er hätte sie zuvor zum Essen eingeladen, sie danach in einen Raum geführt mit einem großen Bett, welches im Kerzenlicht rötlich schimmerte. Er wäre zärtlich gewesen, hätte Rücksicht auf sie genommen, wäre nicht so grob gewesen, wie der Junge, der sie festhielt und auf keinen Fall hätte er sie geschlagen.
Mittlerweile hatte er es geschafft ihr Höschen auszuziehen und öffnete nun zu ihrem entsetzen auch noch seine Hose. Jetzt fing sie erst Recht an um sich herum zu schlagen und sich zu wehren, sie drehte sich nach links und rechts mit ihrem ganzen Körper und irgendwie schaffte sie es ihn mit all ihrer Kraft in seine Hand zu beißen. Er schrie schmerzerfüllt auf und ließ sie los. Auf diesen Moment hatte sie gewartet, wie der Blitz schubste sie ihn von sich runter und rannte tiefer ins Maisfeld hinein, weit weg von ihm, wo er sie nicht finden konnte. Weinend schleppte sie sich voran, auch als sie keine Luft mehr bekam und laut danach zu schnappen begann.
Mitten im großen Maisfeld brach sie am Ende ihrer Kräfte zusammen.
Keuchend auf den Knien sitzend wollte sie die schrecklichen Bilder aus ihrem Kopf drängen.
Dann wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen und sie verlor das Bewusstsein.
Sie fuhr im Schock nach oben, als sie merkte, dass jemand an ihr rüttelte.
Er hatte sie gefunden!
Doch dann wurde ihr klar, dass die Stimme, welche zu ihr sprach, viel tiefer war und sehr besorgt klang.
Überrascht blinzelte sie gegen helles Sonnenlicht in ein Gesicht.
Erkennen konnte sie nicht viel, die Sonnenstrahlen blendeten sie.
Nach einigen Momenten des Sammelns erkannte sie schließlich einen älteren Mann und begann auch seine Worte wahrzunehmen.
Er hockte neben ihr und redete auf sie ein. In einem aufgebrachten Ton erzählte er ihr, dass er gerade den Mais ernten wollte. Da habe er sie jedoch im Feld liegen sehen und sofort angehalten. Sie schaute ihn nur verdutzt an und brachte keinen Ton heraus, das gestrige Ereignis war zu viel für sie gewesen. Ihre Gefühle spielten verrückt, ihre Gedanken waren außer Kontrolle und ihr Herz war in 1000 Stücke gerissen worden. Sie spürte, wie ihre Augen sich langsam mit Tränen füllten. Schluchzend rollte sie sich auf dem Boden zusammen. Besorgte fragte der Mann, was los sei und was passiert wäre. Doch sie blieb stumm.
Tag der Veröffentlichung: 12.02.2010
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