Was ich euch erzähle, ist kein Märchen. Diese Geschichte erzählte mir ein alter Fischer, und ich hoffe, dass ich die so gemerkt habe, wie es mir erzählt worden ist. Also…
Es lebte einmal vor lange, lange Zeit ein König in einem großen und reichen Königsreich, der inzwischen Nordsee und Ostsee lag. Der König baute eine große Festung für die Schutz seines Volkes, das Land trieb großen Handel mit anderen Länden und sein Volk litt keine Not. Der König hatte eine große Kriegsflotte und ein ungeheuerlichen Heer von Kriegern, kein Feind traute sich ihn anzugreifen. Der König war alt, aber genoss eine gute Gesundheit. Er hatte drei Söhne, die seinen Thronfolgern waren, und war ziemlich mit seinem Leben zufrieden.
Einmal wurde aber der alte König schwer krank. Viele Ärzte wurden zum Rat gerufen, aber keine von ihnen konnte sagen, an welche Krankheit er litt. Tag für Tag wurde dem König schlimmer und schlimmer, und keine konnte ihn helfen, außer einer Zauberin…
Im Meer, nicht weit von diesem Königreich lag eine Insel, auf der Insel lebte eine mächtige Zauberin. Sie bewohnte diese Insel mit ihren zwölf Mädchen, die ihre Priesterinnen waren. Wenn die Zauberin im ihren Kessel kochte, stieg über ganzes Meer und Küste ein Nebel, wenn sie mit ihren Priesterinnen sangen, regnete es über ganzen Land, und wenn sie alle zusammen im Kreis tanzten, dann stieg ein gewaltiges Sturm. Die Zauberin hatte ein Hemd, es war ein Wunderhemd: Der das Hemd trug, war immer gesund. Nur dieses Hemd konnte dem König helfen.
Da befahl der König ein großes Schiff voll mit dem Goldkisten zu laden, zu der Insel segeln und dieses Wunderhemd von der Zauberin abzukaufen. So wurde gemacht, nach einigen Tagen kamen die Kaufleute zurück aber ohne das Hemd, die Zauberin wollte es nicht verkaufen. Der verzweifelte König schickte drei Schiffe zu der Insel der Zauberin und lud alle Schätze, die er hatte. Aber die Zauberin weigerte sich wieder dieses Hemd zu verkaufen. Die Krankheit des Königs verschlechterte sich, er rief seine Generäle und befahl das Hemd mit Gewalt zu holen. Seine Beratern und Generäle raten dem König ab, die Zauberin anzugreifen, da sie zu mächtig war, es war nicht gut sie zum Feind zu haben. Aber der König blieb entschlossen, da er nicht sterben wollte. Und so machten die Generäle wie ihnen befohlen wurde. Zwei Kriegsschiffen segelten zur Insel der Zauberin. Keine von den Schiffen kam zurück: Die Zauberin tanzte mit ihren zwölf Mädchen, da stieg ein gewaltige Sturm und riesigen Wellen verschluckten die Schiffe. Danach befahl der König die ganze Kriegsflotte mit allen seinen Kriegern zur Insel zu segeln und das Reich der Zauberin zu erobern. Aber auch die Flotte kam nicht zurück. Der König war verzweifelt. Für das Gold des Reiches kauften sie neue Kriegsschiffe, einheuerten ein neue Kriegsheer, und schickten sie die Insel der Zauberin zu erobern. Aber mit diesen Schiffen geschah das Gleiche. So blieb der König ohne das Kriegsheer, ohne die Schiffe und ohne Gold.
Der König ließ seine Söhne zu sich rufen und sagte: „Ich liege im Sterben. Wer von euch das Hemd mir holt, der wird der König. Wenn ich gesund bin, überlasse ich derjenige mein Königreich und setze mich zu Ruhe.“
Der jüngste Sohn freute sich, dass es möglich war, vor seinen zwei Brüdern ein König zu werden. Im gleichen Tag kam er in den Hafen, für das Geld, das er noch hatte, fand er ein Handelsschiff. Dann sah er ein alter Fischer, der vor seinem kleinen Boot saß und ein gekochter Fisch aß, der Fischer bat den Prinz um einen Schluck Wein. Der jüngere Prinz nur lachte: „Für einen Fischer das Wasser muss genügen sei!“
Der Fischer aber sagte: „Ich weiß, du willst das Wunderhemd für den König holen. Um dieses Hemd zu kriegen, muss du der größte Schatzt von der Zauberin wegnehmen, dann wird sie es zurück wollen, tausche es für das Hemd.“
„Was für ein große Schatzt?“, fragte der Königssohn.
„Für einen Prinz es wird nicht schwer das raus zu finden!“, antwortete der Alter und verschwand, so wie von Erde verschluckt wurde.
So segelte der jüngste Prinz zur Insel der Zauberin. Als er die Insel zur Sicht bekam, fing die Zauberin in ihrem Kessel zu kochen, dicker Nebel stand über die ganze Insel. Die Zauberin grüßte den Prinzen, der fast nichts durch dicke Nebel erkennen konnte. Plötzlich sah der Prinz die Krone, die auf dem Haupt der Zauberin funkelte. Auf der Krone waren die Steine so groß und so glitzernd, sogar im Nebel hatten sie vollen Glanz!
Das muss der größte Schatz der Zauberin sein, dachte der Prinz. Er sprang zur Zauberin und riss ihr die Krone weg, rannte zum Schiff und segelte schnellstens zurück. Keine verfolgte ihn, beruhigt segelte der Prinz weiter mit der Krone in der Hand. Als der Schiff schon mitten am Meer war, rief die Zauberin ihre Priesterinnen zusammen, sie hielten sich an die Händen und kreisen im Tanzt. Ein starker Sturm zog, die Wellen wurden groß und verschluckten das Schiff des Prinzen. Im Nebel konnte man nur ein höhnischen Lachen der Zauberin zu hören.
Nach einer Weile ging der zweite Prinz sein Glück zu versuchen. Er kam in den Hafen und wollte ein Schiff zu finden um zur Insel zu segeln. Doch alle großen Kaufmänner mit ihren Schiffen verließen dieses unglückliche Königreich, sie hatten Angst vor Wut der Zauberin. Lange suchte der Prinz ein Schiff, endlich fand er ein altes Schiff für Fischfang, das einziges, das noch nicht weg war. Bevor er los segelte, sah er einen alter Fischer, der vor seinem kleinen Boot saß und ein gekochter Fisch aß, der Fischer bat ihn um ein Stückchen Brot. Der Prinz aber gab ihm nichts und sagte:
„Für einen Fischer die Fische zum Essen muss genügen sei!“
Dann sagte ihm der Alter: „Ich weiß, du willst das Wunderhemd für den König holen. Dafür muss du die größte Schatzt von der Zauberin wegnehmen, dann wird sie es zurück wollen, und es gegen das Hemd umtauschen.“
„Was für ein größte Schatzt?“, fragte der Prinz verblüfft.
„Für einen Prinz es wird nicht schwer das raus zu finden!“, antwortete der Alter und verschwand.
So segelte der zweite Prinz zur Insel der Zauberin. Als der Königssohn zur Insel ankam, ein starken Regen schüttelte vom Himmel herab. Er hörte einen Gesang. Es waren die Priesterinnen, sie sangen und es regnete. Die Kleidung des Prinzen war nass, und es war kalt. Die Zauberin hieß den Prinz willkommen und bat ihn ins Gebäude. Der Prinz sah sich um, er entdeckte nichts wertvolles, um als ein Schatz zu bezeichnen. Die Zauberin und ihre Priesterinnen trugen die einfachen grauen Roben, die Möbel und Wände waren auch grau.
„Du bist aber durch genässt, nimm mein Gewand!“, bot die Zauberin, sie zog ihre graue Gewand aus und reichte ihn den Prinzen. Da sah er einen goldenen Gurt um ihre Hüften. Der Gurt war mit großen Edelsteinen geschmückt.
Das musste das Schatzt der Zauberin sein, dachte der Prinz. Die Zauberin und ihre Priesterinnen waren sehr freundlich zu ihm. Sie baten den Königssohn zum Tisch, gaben ihm Speis und Trank. Als alle schliefen, nahm der Prinz der Zauberin ihr Gurt ab und schlich sich leise zum Schiff. Sofort befahl er los zu segeln. Auf einmal wurde die Zauberin wach, sie lachte schadenfroh: „Noch ein Narr!“
Die Herrin wachte ihre Priesterinnen auf. Sie hielten sich den Händen und tanzten im Kreis. Da kam ein starker Storm, die Wellen stiegen bis zum Himmel und verschluckten den Schiff des Prinzen.
Das Land des Königs wurde ärmer und ärmer, keine Krieger schützten ihn, das Volk war unglücklich. Alle hatten Angst vor Hunger und Not, die im Winter kommen wurden. Der älteste Prinz wollte gar nicht ein König werden und den Platz seines Vaters einnehmen, aber er konnte die Bitte seinem Vater nicht abschlagen und beschloss dieses Wundehemd für ihn zu holen. So verabschiedete er sich vom König und ging zum Hafen. Er fand kein einziges Schiff, nur sah er einen alten Fischer, der bei seinem alten Boot saß und ein gekochter Fisch aß. Der Fischer grüßte den Prinzen und bat ihn um einen Stück Brot. Der Prinz gab dem Alter die Hälfte von sein Brot und Käse, und eine Flasche Wein dazu. Da sprach der alte Fischer: „Du bist ein gute und großzügige Mensch! Ich weiß, du willst das Wunderhemd für den König holen. Um dieses Hemd zu kriegen, muss du die größte Schatzt von der Zauberin wegnehmen, dann wird sie es zurück wollen, und es gegen das Wunderhemd umtauschen.“
„Was für ein größte Schatzt?“, fragte der Prinz.
Da öffnete der Alter ihm eine Geheimnis: „Das große Schatzt der Zauberin ist ihre Tochter! Sie ist eine von den zwölf Priesterinnen.“
Da der Prinz kein Schiff im Hafen gefunden hatte, kaufte er vom Fischer sein altes Boot ab und fuhr zur Insel. Es hatte lange gedauert bis er die Insel mit dem alten Boot erreichte. Das Meer war still und die Sonne schien. Am Ufer sah er zwölf Mädchen, die zwölf Priesterinnen der Zauberin waren. Der Königssohn betrachtete die Mädchen, die waren so gleich wie zwölf Schwestern, nur eine war die kleinste und die schönste. Sie grüßen ihn und brachten zu der Zauberin. Höflich bat der Königssohn die Herrin der Insel: „Ich komme hier um dich zu bitten, mir das Wundehemd zu geben! Ich habe kein Geld für das Hemd zu bezahlen, aber ich kann bei dir es abarbeiten.“
Da lachte die Zauberin: „Ein Königssohn ist aber kein gute Arbeiter!“, und schlug vor, „Du kannst aber ein gute Schwiegersohn für mich sein! Vielleicht irgendwann gebe ich dir das Hemd, ich werde sehen!“
Die befahl ihre Tochter vor zu treten, da kam aus der Reihe die kleinste von der Priesterin und die Zauberin fragte sie:
„Willst du, meine Tochter, diesen Prinzen zu Mann nehmen?“
„Ja.“, antwortete diese und das war die ganze Hochzeit für den Beiden. Der Prinz lebte auf der Insel, und war sehr glücklich mit seine Frau, die er sehr lieb gewonnen. Nur seinen Gedanken waren bei dem kranken Vater, der auf das Wunderhemd wartete und in jeder Stunde sterben konnte. Bei diesen Gedanken wurde er traurig. Die Tochter der Zauberin hatte Mitleid mit ihm: „Fahr zu deinem Vater zurück und nimm mich mit, ich werde schreien und meine Mutter wird denken, dass ich gegen meinen Willen in deinem Boot mitfahre. Meine Mutter wird mich zurück wollen, tausche mich für das Hemd.“, sie fügte zu, „Du muss mir aber versprechen, dass du zurück kommst und wirst mit mir für immer auf der Insel leben, sonst ohne dich werde ich von Sehnsucht sterben!“
Und so machten sie auch. Sie fuhren weg von der Insel, aber es stieg kein Storm auf, keine Welle hob sich, das Meer war freundlich und still, da im Boot das große Schatz der Zauberin, ihre Tochter, saß. Sie kamen ans Land, im Hafen kam ihnen entgegen der alte Fischer. Plötzlich verwandelte er sich in die Zauberin, sie sagte: „Gib mir meine Tochter zurück!“ und reichte dem Prinz das Wunderhemd.
Mit diesem Hemd eilte der Prinz sich in die Königsburg, wo der alte König am Sterben lag. Der König zog das Hemd an und wurde augenblicklich gesund. Der Herrscher hielt sein Versprechen: „Du hast mich gerettet, mein Sohn, jetzt kannst du der König statt meiner sein!“
Aber der Prinz weigerte sich den Königsplatz annehmen, er sagte:
„Bleib weiter der König! Ich aber gehe zurück auf der Insel der Zauberin, wo ich kann zusammen mit meine liebe Frau leben! Leb voll, Vater!“
Er verabschiedete sich und kehrte zurück zur Zauberin. Lange grämte der König, da er kein Sohn und der Thronfolger bei sich hatte, keine Kriegsheer, keine Schiffe und kein Gold. Sein Volk war arm und elend, aber der König hatte bezauberte Gesundheit. Da das Königsreich schwach und schutzlos war, überfielen ihn die Nachbarn. Die große Festung des Königs konnte nicht lange standhalten. Der alte König wollte nicht als gesunde Gefangene leben, er zog das Wunderhemd aus und stürzte sich auf sein Schwert.
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2010
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