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Ich wollte nicht nach Hause. Bestimmt nicht! Das würde ich nicht noch mal aushalten, da war ich mir sicher. Damit ihr mich nicht für ein misshandeltes, kleines Kind haltet oder einen aufmüpfigen Teenager: Ich bin zwanzig (das ist nicht der Grund warum ich weglaufe)… nein! Es war meine neue Mitbewohnerin! Ich weiß auch nicht wieso sich Sven diesen Scheiß mit „wir brauche noch einen Kostenträger! –schieben wir‘s auf den Mitbewohner“ angefangen hatte. Doch nun hatten wir einen Mitbewohner und der lief in Unterwäsche durch das Haus. In Dessous! Ich meine, alles hat doch irgendwo seine Grenzen! – und das grenzte ja schon an Provokation: diese Frau, rannte halbnackt durch das Haus während da noch zwei Männer sind, die nicht unbedingt Gentlemen sind und weggucken. Ich muss sogar zugeben, dass ich es bis zu einem gewissen Grad gar nicht so schlecht fand, doch sich auf die Dauer zusammenreißen zu müssen! Daran war ich nicht gewöhnt.
Ihr fragt euch sicher warum ich einen auf lieb und schüchtern mache und nicht einfach meine Mitbewohnerin vernasche, hab ich recht? Sie ist meine Sandkastenfreundin! Meine Eltern lieben sie, weil aus ihr – im Gegensatz zu mir etwas geworden ist: Sie studiert Jura, ich Kunstgeschichte. Wenn ich sie flachlege werde ich also des Landes verwiesen wenn man das so sehen will. Ich habe nicht genug Geld für die Verbannung. Also zwänge ich meinen Schwanz in einen Keuschheitsgürtel
und wandere durch die Gegend, nachdem ich mein Geld einer Nutte in die Möse gestopft hatte. Nun war mir kalt.
Letzten Endes lief ich noch 3 geschlagene Stunden durch die Nacht trank so viel, dass ich mich nicht mehr erinnern konnte wie viel, kotzte - und gab mich dann geschlagen. Leicht schwankend, sehr wütend - um nicht zu vergessen müde - ging ich doch nach Hause.
„Was bist du denn schon so früh auf den Beinen?“ Mist sie war wach(!) saß am Küchentisch nur im Bademantel und noch nass von der Dusche.
„Mmhpf…“, ab ich ihr deutlich zu verstehen und machte mich meinerseits auf den Weg zur Dusche.
„Warte doch!“ rief sie mir hinterher. „Ich hab‘ Kaffee gemacht ….“ Da war doch noch mehr. „ … und ich möchte etwas mit dir besprechen.“ Hab ich’s nicht gesagt? Müde und noch immer leicht unter den Einflüssen des Alkohols fuhr ich mir mit der Hand übers Gesicht. dann setzte ich mich zu ihr und kippte den Kaffe praktisch auf ex herunter – ihr Kaffe trifft eher auf die Bezeichnung „Spülwasser“.
„Ja?“, fragte ich als sie nach meiner Zweiten Tasse immer noch nichts sagte. „Nun…“ Sie schien ziemlich verlegen. „Also… in letzter Zeit… na ja…“ Komm auf den Punkt, Mädchen! Langsam platzte mir die Hutschnur! Schlechter, lauwarmer Kaffe, eine halbnackte Frau, die nicht mit der Sprache rausrücken wollte, all das zerrte an meinen Nerven, die ohnehin schon viel zu sehr strapaziert waren. (Ich macht mir langsam Sorgen ob ich nicht ein Magengeschwür bekam – was in meinem Alter kein gutes Zeichen war.) „Ja?“, fragte ich so freundlich wie möglich. „Du redest nicht mehr mit mir in letzter Zeit und schaust mich nicht einmal an was hab ich dir getan…“ Oh Gott, die quasselte ja ohne Punkt und Komma! Bitte! Nicht so früh am Morgen! Ich will Schlafen! „Und?“, unterbrach ich ihren Redefluss. „Was hast du gegen mich?“ Sie war den Tränen sehr nahe. Wie ich das hasste: Frauen die weinten - und dann auch noch wegen mir! Heute war definitiv nicht mein Tag. „Hab in letzter Zeit viel zu tun…“ Obwohl das niemand anerkennt. „Das hat nichts mit dir zu tun.“ Ich rieb mir die Schläfe – ein Kater kündete sich an. „Wein doch nich‘…“ Sie wischte sich trotzig über die Augen. „Ich weine nicht!“ Ich war zu müde um ihr zu widersprechen. „Wenn du meinst… – Ich geh duschen.“ das war wohl nicht die Antwort die sie erwartet hatte. „Wollen wir nicht mal wieder was zusammen machen? Ins Kino, oder einfach mal wieder zusammen essen?“
„Hab‘ nich‘ genug Geld… und viel zu tun.“ Und keinen Nerv dich auch noch in Unterwäsche kochen zu sehen. Dann verkroch ich mich unter die Dusche und verbrachte dort eine geraume Zeit unter dem heißen Wasser bis ich das Gefühl bekam das die Wärme endlich bis zu meinen Knochen vorgedrungen war. Ich war gerade mit einem Handtuch um die Hüften auf dem Weg mir einen besseren Kaffe zu machen da hörte ich sie stimmen von Sven und meiner Mitbewohnerin – Ina.
„Wie hat es funktioniert?“, fragte Sven gerade.
„Nicht unbedingt gut – nicht mal das mit dem Heulen hat wirklich geholfen - er ist nur ein bisschen netter geworden – das war‘s schon.“ Meine Scheiße! Die sprachen über mich und die Aktion von vorhin.
„Hmm…“ Sven schien überfordert.
„Wie kann man nur so … kalt sein? Ich lauf schon den ganzen Tag in Unterwäsche durch‘s Haus! Er will nicht einmal zwanglos mit mir Essen!“
„Hmm…“
„Sag doch auch mal was dazu! Du weißt doch wie viel ich probiert habe!“
„Hmm…“ Dann hörte man ein Aufheulen. „Mach noch einmal ‚hmm‘ und du weist dir wünschen du wärst nie geboren!“
„Ich hätte nicht gedacht, dass er so... resistent sein könnte… Autsch!“
„Ach echt! Erzähl mir mal was Neues!“ Sie seufzte. „Seine Mum und ich haben sogar schon Hochzeitskarten ausgesucht!“ WAS!? Sie war ja krank! Uaah! Ich konnte mir bildlich vorstellen wie Ina und meine Mutter auf dem großen weißen Ledersofa saßen und meine Mutter sagen würde, wie sehr sie sich freute Ina in der Familie zu haben, wenn ihr geistig verirrter Sohn es schon nicht schaffte ihre (Gehalts-)Klasse zu haben und sie Hochzeitskarten aussuchten und sich über die Gästeliste stritten. Einfach nur krank! Eine Stalkerin!

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Tag der Veröffentlichung: 19.09.2010

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