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Prolog



Ich kann sie spüren, so deutlich, als stände sie direkt hinter mir. Ihr Atem in meinem Nacken, ihre nackte Haut drückt sich an meinen zitternden Körper. Es ist dunkel, nicht einmal die Hand vor Augen kann man erkennen. Aber ich weiß das sie da ist, sie ist real, nicht nur eine Einbildung oder meine ausgeprägte Fantasie. Nein, sie ist echt und das einzige was ich höre, sind ihre leisen Worte, die Worte die mir so bekannt sind, die ich immer wieder höre.

,,Du bist nicht allein."

Ich weiß nicht wer sie ist, aber sie ist immer da. Sie folgt mir, egal wohin ich gehe. <<font/font>


Kapitel 1



,,Ally, du stehst jetzt sofort auf. Es ist 12 Uhr und nur weil du der Meinung bist erst Nachts um 4 nach Hause zu kommen, heißt das nicht das du den ganzen Tag durchschlafen kannst!", drang die liebliche Stimme ihrer Mutter an ihr Ohr.
,,Noch 10 Minuten!", rief Alyssa schlaftrunken zurück und drehte sich noch einmal auf die andere Seite, während ihre Gedanken zu der Party von letzte Nacht zurückschweiften. Sie wusste nicht mehr wie viel Alkohol sie getrunken hatte, aber ihr dröhnender Kopf ließ nichts Gutes verheißen.
Auch konnte sie sich kaum noch daran erinnern wie sie nach Hause gekommen war. Nachdem sie sich im Club auf der Toilette erbrochen hatte, war sie wohl von irgendwem nach Hause gebracht worden. Klasse, wieder ein Absturz mehr, dachte sie sich, wobei sie ihre Decke zur Seite schlug und langsam aus ihrem Bett aufstand.
Auf ihrem Zimmerboden lagen die Klamotten die sie gestern Abend getragen hatte. Ein knapper Minirock, ihr weißes Top und ihre roten High Heels lagen in allen Richtungen verteilt herum. Das Licht schien bereits durch ihr Fenster, sie war wohl letzte Nacht nicht mehr in der Lage gewesen die Rolladen runter zu lassen. Sie schnappte sich ihr weißes Top und zog dieses über, bevor sie ihr Zimmer verließ und hinunter in die Küche ging, wo ihre Mutter bereits das Mittagessen am kochen war. ,,Denk gar nicht daran jetzt noch zu frühstücken. Wir essen in einer Stunde und dann hast du keinen Hunger mehr. Jetzt kannst du auch noch warten.", sagte ihre Mutter und Alyssa hörte eindeutig den wütenden Unterton. Jetzt gleich würde es eine Standpauke geben - mal wieder.
,, Alyssa, ich verstehe dich einfach nicht. So warst du doch sonst nie. Du betrinkst dich, bleibst die halbe Nacht weg und wenn du wieder kommst bist du meistens nicht mehr ansprechbar. Wo soll das denn hinführen? Irgendwann nimmst rutschst du total ab und vielleicht nimmst du ja sogar irgendwann Drogen! Und die Schule interessiert dich wohl auch nicht mehr, oder? Deine Lehrerin hat gestern Abend hier angerufen. Du hast wieder eine 5 in der Mathearbeit. Alyssa, so kann das nicht weitergehen und deswegen habe ich beschlossen, dass du solange Hausarrest hast, bis du dich gebessert hast.", damit beendete Alyssa's Mutter die Rede und Alyssa selbst wäre vor Schreck fast vom Stuhl gefallen, auf welchem sie sich niedergelassen hatte. Hausarrest? Die Standpauken ihrer Mutter kannte sie mittlerweile auswendig, aber nie war auch nur einmal das Wort Hausarrest gefallen.
,,Aber Mum, dass kannst du nicht machen. Das ist doch total unfair. Nächste Woche Freitag ist der Geburtstag von Samantha, da muss ich hin, da ist einfach jeder eingeladen. Und wie seh ich denn aus wenn ich da nicht aufkreuze nur weil meine Mutter mir Hausarrest gegeben hat?", empörte Alyssa sich lauthals. Es würde ihr Ende sein, wenn sie nicht auf dieser Party sein würde. Sie würde zum Gespött der Schule werden, jeder würde sie hassen und fertig machen. Ein schrecklicher Gedanke. ,,Nein Alyssa, das ist mein letztes Wort. Du hast Hausarrest. Geburtstag hin oder her." Damit stand es fest, Alyssa wusste das es nichts bringen würde zu widersprechen. Aber sie war sich sicher das sie das nicht einfach mit sich machen lassen würde. Sie würde schon einen Weg finden um auf diese Party zu kommen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stand sie auf und verließ die Küche. Das ,,Wir essen in einer Stunde", von ihrer Mutter überhörte sie gekonnte. Sie holte sich ein paar Klamotten aus ihrem Zimmer und ging dann ins Badezimmer, wo sie sich sofort unter die Dusche stellte und das Wasser laufen ließ. Es war heiß und hinterließ ein angenehmes Gefühl auf ihrer Haut, alle Anspannung schien von ihr ab zufallen. Sie ließ ihre Gedanken fallen, sie ließ sich selbst fallen und versank in den Erinnerungen an den letzten Abend. Erst ein leises Geräusch ließ sie aufschrecken - sie konnte es nicht zuordnen, aber es war definitiv aus dem Badezimmer gekommen, irgendwo, unmittelbar neben ihr. Sie sah sich um, versuchte durch die milchige Duschwand zu sehen, doch sie konnte nichts erkennen. Es hatte sich angehört als wäre jemand durch eine Pfütze gelaufen, mit sanften, vorsichtigen Schritten. ,,Lauren? Bist du das?" Lauren war Alyssas jüngere Schwester. Sie war 11 und hatte oft Spaß daran andere zu erschrecken, doch es kam keine Antwort und auch sonst konnte Alyssa nicht sagen das sich irgendjemand außer ihr im Bad befand. So stellte sie das Wasser ab, öffnete die Duschtür und griff nach einem Handtuch, welches sie sich um den Körper wickelte, während sie vorsichtig aus der Dusche kam. ,,Ist hier jemand?", fragte sie mit ängstlicher Stimme in die Stille - wieder keine Antwort. Alyssa sah sich nochmals um - es war niemand zu sehen und doch blieb ihr Blick am gegenüberliegenden Spiegel hängen. Durch das heiße Wasser war viel Dampf entstanden und so war auch der riesige Spiegel beschlagen, ebenso wie die Fenster. Alyssa schob das Geräusch auf ihre Schwester, die im Zimmer nebenan sicher nur irgendwas fallen lassen hatte und ging zum Fenster um dieses zu öffnen. Sofort kam eine angenehm kühle Luft von draußen herein und Alyssa machte sich daran sich anzuziehen. Als sie damit fertig war, griff sie nach dem Föhn, der auf einem kleinen Schrank neben dem Waschbecken lag. Sie sah auf und als sie den Spiegel sah, war sie so geschockt, dass sie den Föhn fallen ließ. ,,Das kann doch nicht...", ließ Alyssa den Satz unbeendet, während sie ein paar Schritte rückwärts ging, bis sie die kühle Badezimmerwand im Rücken spürte. Sie starrte unentwegt auf den Spiegel, ihr eigenes Spiegelbild dabei vollkommen unbeachtet lassend. ,Ich kann dich sehen', stand dort geschrieben, in dunkelroter Farbe, die scheinbar noch nicht trocken war, da sie an einigen Stellen hinunter lief. Es waren die Worte, die Worte die sie seit Jahren verfolgten. Grade als Alyssa sich wieder ein wenig gefasst hatte, hörte man im Treppenhaus ein polterndes Geräusch, welches sie zusammenzucken ließ.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dies widme ich dir, einzig und allein dir.

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