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Gefunden

Keyron PoV
Wütend verlasse ich das Anwesen meiner Eltern. Ich bin zwar schon vor Jahren ausgezogen aber ich muss trotzdem noch regelmäßig hier hin kommen, weil ich irgendwann die Pflichten meines Vaters übernehmen muss und daher werde ich immer dafür bereit gehalten.

Mein Vater ist König Talomon Delatorrre und regiert zusammen mit meiner Mutter Königin Valerie sämtliche Drachen in Europa. Dadurch dass meine Eltern Könige sind bin ich zwangsläufig ein Prinz und irgendwann auch König aber erst wenn ich meine Gefährtin gefunden habe und da liegen im Moment meine Probleme.

Meine Eltern sind das Regieren leid geworden und möchten diese Bürde nur zu gerne an mich abgeben.

Jedes mal wenn ich hier bin streiten wir uns deswegen. Sie sagen ich soll mich damit beeilen und ich versuche ihnen weis zu machen, dass ich darauf keinerlei Einfluss habe.

Die männlichen Drachen spüren ihre Gefährtinnen erst wenn sie vor ihren 18 Geburtstagen stehen, das kann Variieren von Monaten davor bis nur noch ein Tag. Ich diskutiere mit meinen Eltern schon seit Jahren über dieses elende Thema.

Inzwischen merke ich ab und zu sogar ein leichtes Ziehen aber es ist nicht stark genug um mich zu ihr zu führen, denn nach ein paar Minuten ist es oft auch wieder verschwunden. Manchmal frage ich mich ob ich es mir auch einfach nur einbilde damit meine Eltern endlich aufhören danach zu fragen. Ich schwinge mich auf mein Motorrad und fahre die gewohnte Strecke zu mir nach hause.

Meine Eltern leben etwas außerhalb von Barcelona und ich wohne mit meinen drei besten und ältesten Freunden zusammen in einer WG in Cadaqués, eine nette kleinere Stadt direkt an der Küste. Nach fast zwei Stunden komme ich auch endlich wieder zuhause an. Es ist nicht ungewöhnlich, dass das gesamte Haus fast schon ausgestorben ist, da Cieran und Yamir bestimmt arbeiten sind und Semias garantiert bei seiner Gefährtin ist. Semias und Yamir sind Brüder wobei Yamir der ältere von beiden ist.

Im Gegenteil zu anderen Geschwistern verstehen sie sich zum Glück außerordentlich gut. Entschlossen gehe ich in unseren Trainingsraum um meiner Wut über die Ignoranz und die Ungeduld meiner Eltern etwas Luft zu lassen.

Ich drehe die gerade laufende Musik ganz laut und fange an meinen Frust an unserem Boxsack auszulassen. Nach einer Stunde konsequentem einprügeln zeigt der Boxsack kleiner Löcher und meine Knöchel sind schon leicht blutig. Ich Genie habe natürlich keine Handschuhe angezogen.

Naja Egal. Ich gehe wieder hoch als ich aus dem Wohnzimmer den Fernseher höre. Es ist Cieran, der sich gerade an den mehr oder weiniger lustigen Witzen von ’The Big Bang Theorie’ erfreut.

„Hi wie geht’s?“, begrüße ich ihn und setze mich neben ihn. „Ganz gut und bei dir? Wie war dein Gespräch mit deinen Eltern?“, fragt er schon fast gehässig.

Jeder, der ab und zu mal hier im Haus gewesen ist, sagen wir in den letzten zehn Jahren weis, dass ich mit meinen Eltern fast schon einen kalten Krieg führe nur wegen der Gefährtinnen Sache und damit werde ich gerne aufgezogen. „Es war super. Sieht man das nicht?“,

sage ich ironisch und halte eine meiner verletzten Hände hoch, so dass er meine aufgeschürften Knöchel sieht. Sie wissen auch, dass ich mich danach immer je nach Ausdauer der Gespräche an unserem Boxsack oder anders abreagieren muss, damit ich nicht beim nächsten mal auf meine Eltern losgehe.

Danach hält er großzügiger weise seine Klappe.

Ich bleibe noch eine Weile hier neben ihm sitzen und lasse mich von dem Fernseher mit irgendwelchen unnützen Informationen berieseln. Meine Konzentration für diesen Tag ist schon lange aufgebraucht und ich bin todmüde. Ich muss nur alle zwei Wochen zu meinen Eltern aber diese Zeit brauche ich auch um mich von diesen Streitigkeiten zu erholen.

Diese Tage schaffen mich einfach zu sehr. Das einzige, was dem nahe kommt ist wenn sich Yamir und Cieran streiten und ich versuchen muss beide wieder zu beschwichtigen. Cieran wird schnell wütend und obwohl Yamir der älteste von uns allen ist stachelt er ihn nur an anstatt eine andere Lösung zu finden. In solchen Fällen haut Semias immer ab, damit er ja nichts abbekommt. Typisch.

Da ich schon auf dem Sofa fast eingeschlafen bin gehe ich ohne ein weiteres Wort nach oben und lasse mich einfach auf mein Bett fallen. Endlich etwas Ruhe. Tief in die weichen Kissen versunken schlafe ich schließlich ein. Durch ein fast schon schmerzhaftes ziehen schrecke ich aus dem Schlaf hoch. Sofort bin ich hellwach. Mir ist auch sofort klar was das bedeutet.

Meine Gefährtin ist jetzt alt genug und ich muss sie finden. Anscheinend habe ich mir den Drang die letzten Wochen doch nicht eingebildet. Wenigstens hören dann meine Eltern auf zu nerven. Mir ist bewusst, dass sonst die Schmerzen immer schlimmer werden.

Ein kurzer Blick auf mein Handy sagt mir, dass gerade mal ein Uhr nachts ist, was so viel bedeutet, wie du musst die Nacht durchfahren.

Langsam stehe ich auf und ziehe mich erst einmal um. In den verschwitzten Sachen will ich meiner Zukünftigen nicht gegenüber treten.

Des weitern schnappe ich mir noch eine meiner Sporttaschen um ein paar Anziehsachen mitzunehmen. Ich weis nicht wo sie wohnt und auch nicht wie lange ich da bleiben muss um sie oder ihre Familie zu überreden, dass sie mit mir kommt.

Semias hatte es einfach seine Gefährtin ist gerade nach Barcelona gezogen und studiert jetzt da. Sie leben zwar nicht zusammen aber wenn sie nicht hier ist, dann ist er meistens bei ihr. Nach kurzem überlegen nehme ich mir noch eine zweite Sporttasche, für den Fall, dass sie als Mädchen einfach zu viele Sachen hat.

Ich mache bevor ich abhaue noch schnell einen Abstecher ins Wohnzimmer.

Zum einen um mein Portmonee zu holen und zum anderen um mindestens einem meiner Freunde zu sagen, dass ich weg bin. Wie erwartet sitzen Cieran und Yamir zusammen auf dem Sofa und zocken.

Cieran bemerkt mich als erstes. „Hey. Ich dachte du bist so müde, wo willst du hin?“ „Keine Ahnung.“ Jetzt habe ich auch Yamirs Aufmerksamkeit. „Und wann kommst du wieder?“, fragte dieser. „Das weis ich auch nicht.“ Beide schauen mich mit einem wissenden Blick an. Auch Semias ist einfach so abgehauen und erst nach ein paar Tagen wieder aufgekreuzt und das dann mit seiner Gefährtin im Schlepptau. „Gut dann viel erfolg und komm bald wieder.“, sagt Yamir. „Danke.“

Ich bin schon fast aus dem Raum als mir noch etwas einfällt. „Ach ja. Wenn meine Eltern anrufen erzählt denen irgendwas aber sagt ihnen bitte nicht, dass ich sie such und ruft mich danach sofort an.“

„Klar kein Problem“, sagt Cieran „Ich helfe doch gerne bei solchen Geheimnissen und Halbwahrheiten mit.“ Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet er daran gefallen findet. Vorsicht Ironie.

Nachdenklich setze ich mich ins Auto.

Meine Taschen landen achtlos auf den Rücksitz. Ein paar Momente bleibe ich stumm sitzen. Ich weis einfach nicht in welche Richtung ich fahren soll. Ach egal ich werde schon merken, wenn es die Falsche ist. Erst einmal muss ich eine logisch richtige ausgangs Situation schaffen also fahre ich zur Autobahn. Aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass ich in Richtung Frankreich fahren soll.

Bedeutetet das, dass sie in Europa ist oder soll ich zu dem Flughafen fahren, welcher auch in dieser Richtung liegt? Ich kann das alles so schlecht einschätzen.

Diesen Zug spüre ich genau so stark wie zuvor aber es stört mich, dass ich nicht weis wohin ich muss noch wie lange ich unterwegs bin. Träge stelle ich mein Radio an und fange an bei der Musik mitzusingen. Wenn ich meinen Kopf einigermaßen ausschalte kann ich den Drang vielleicht besser spüren und merke besser, wann ich abfahren muss oder so.

Nach zwei Stunden fängt zu all den auch noch mein Magen an sich zu beschweren. Kein Wunder ich habe seit gestern Morgen zum Frühstück nichts mehr gegessen. Bei meinen Eltern habe ich aus lauter Streit nichts runter bekommen. Eine Pause bietet sich so oder so an.

Ich brauche etwas Koffein um die ganze Nacht durchzumachen. Von anderen habe ich gehört, dass man sich erst wieder ausruhen kann, wenn man weis, dass seine Gefährtin in Sicherheit ist und dazu muss ich sie erst einmal finden. Zum Glück sehe ich schon ein Schild, welches eine Raststätte anzeigt. Ich parke direkt neben dem Eingang und zum Glück ist das so eine, die 24 Sunden geöffnet ist.

Hier sitzen einige Leute, höchstwahrscheinlich nur Lkw-Fahrer. Ohne diese zu beachten nehme ich mir einige Energiedrinks, zwei von diesen fertig Sandwichs und noch eine Tüte Chips.

Die Kassiererin lächelt mich an. „Wo muss denn so jemand wie du noch so spät hin?“ „Glauben sie mir ich währe nicht um ein Uhr nachts losgefahren wenn ich es mir aussuchen könnte. Genau so bezweifle ich, dass ihnen die Nachtschicht gefällt.“

„Da haben sie wohl recht.“ Damit ist unser Gespräch auch schon wieder beendet und ich setze mich wieder in den Wagen um weiter zu fahren. Während des kurzen Stopps habe ich bemerkt, dass der Druck schlimmer wird, wenn ich auf einer Stelle stehe. Im Gegensatz dazu ist es beim fahren oder laufen einigermaßen ertragbar. Das ist auch der Grund warum ich mich dazu entschlossen habe während des Fahrens zu essen und mich nicht irgendwo rein zu setzen und die ganze zeit still stehen.

Ehrlich gesagt bin ich ziemlich froh dieses Gefühl nur einmal in meinem gesamten leben zu haben und nicht jedes Mal, wenn sie den Raum verlässt oder mal alleine auf eine Reise geht. Zweites ist jedoch unwahrscheinlich, da ich meine Gefährtin nicht für längere zeit alleine lassen werde, wenn es die Situation nicht erfordert, damit meine ich die einzige Möglichkeit währe ein Krieg.

Am Horizont kann ich erkennen, dass langsam die Sonne aufgeht also ist es jetzt zwischen sechs und sieben Uhr morgens. Um diese Zeit würde ich mich noch mal im Bett umdrehen und eben nicht mitten auf der Autobahn sein.

Gemäß meiner Orientierung müsste ich irgendwo in Frankreich sein aber keine der Städte auf den Schildern sagt mir was. Bei der nächsten Möglichkeit muss ich auf jeden fall tanken außerdem kann ich mir bei der Gelegenheit auch noch was zu Frühstücken kaufen. Mein nach Mitternachtssnack ist schon lange weg. Wehrend des tankens überprüfe ich kurz mein Handy.

Nur eine Nachricht von Semias: ’Yamir hat mir geschrieben, dass du deine Gefährtin suchst also auch viel Glück von mir.’ Sofort schreibe ich zurück. ’Danke ich hoffe sie haben dir auch gesagt, dass meine Eltern davon vorerst nichts mitbekommen sollen.’

Wehe einer von denen verquatscht sich. Ich will erst einmal ein wenig Zeit mit ihr verbringen ohne, dass mir meine Eltern mit der Übernahme des Königreichs im Nacken sitzen. Ich überlege auch schon ob ich mit ihr direkt zurückfahren soll oder ob ich ihr nicht erst ein paar ihrer Wunschziele zeigen soll, genug Zeit zusammen werden wir so oder so haben aber auf diese Weise können wir uns auch noch gleichzeitig besser kennen lernen.

Nach weiteren Stunden, es müsste so zehn Uhr sein komme ich in Deutschland an und zum ersten Mal an diesem Tag führt mich der Drang von der Autobahn runter.

Sie muss irgendwo in eine der näheren Städten wohnen, dass spüre ich. Meine Nervosität steigert sich mit jedem Meter. Wie sie wohl aussieht? Was sind ihre Hobbys? Wie ist ihr Charakter? Wird sie mich akzeptieren? Werden ihre Eltern sie gehen lassen?

Diese fragen schwirren mir seit circa einer halbe Stunde im kopf herum und es macht mich langsam aber sicher fertig, dass ich die Antworten nicht kenne. Düsseldorf. Hier wohnt sie also. Es ist ein wenig größer als in Cadaqués, was wenn sie sich bei mir zuhause nicht wohl fühlt? Gott so was darf ich mir gar nicht erst vorstellen. Ich frage mich eher ob alle Drachen bei der Suche nach ihren Gefährtinnen solche Gedanken haben und sich die wildesten Horrorszenarien ausdenken?

Ich halte vor einer Schule. Auf einem der Schilder steht Goethe Gymnasium, es muss ihre Schule sein also ist sie schon mal schlau. Ich steige aus und beobachte den Eingang, ich kann ja nicht einfach in eine fremde Schule hinein marschieren und jemanden, der mich nicht kennt suchen.

Zum Glück muss ich nicht lange warten, eine Glocke ertönt, die Einganstüren öffnen sich und ein Storm an Schülern ergießt sich über den Schulhof.

Irgendwo unter ihnen muss sie sein.

Nach wenigen Sekunden entdecke ich sie. Ohne Zweifel, sie ist es, sie muss es einfach sein. Sie geht mit ein paar anderen Mädchen zusammen vom Schulgelände.

Natürlich folge ich ihr. Ich habe sie endlich gefunden und lasse sie jetzt nicht wieder gehen.

Erster Zusammenstoß

Natürlich laufe ich ihnen nach. Weit genug entfernt damit es nicht seltsam aussieht aber auch nah genug damit ich ihrem Gespräch lauschen kann.

Sie reden über ihre Zeugnisse. Bedeutet das, dass heute ihr letzter Schultag war? Vielleicht wird es so etwas einfacher für mich indem ich sie dazu überrede mit mir den Sommer zu verbringen.

Nebenbei bekomme ich auch noch mit, dass ihr Name Aylin ist. Das hört sich wunderschön an. Aylin Delatorrre irgendwann wird sie so heißen aber das hat noch seine Zeit. Immerhin habe ich noch nicht einmal mit ihr gesprochen aber wie soll ich anfangen.

Hi ich bin dein Gefährte und werde dich in den nächsten Tagen mit nach Spanien nehmen, das ist wohl etwas zu drastisch. Nur wie fängt man so was am besten an? Gespannt beobachte ich, wie sie sich von ihren Freundinnen verabschiedet und in ein großes Haus geht. Anscheinend wohnt sie da.

Ihre Eltern müssen schon etwas reicher sein um sich so etwas leisten zu können. Ich werfe einen Blick auf das Schild neben der Tür immerhin muss ich noch ihren Nachnamen erfahren, doch auf diesem Schild steht etwas ganz anderes.

Es ist ein Weisenhaus. Nur wie kann das sein? Ich habe noch nie von einem fall gehört, dass ein Drache in ein Weisenhaus muss.

Bei den Menschlichen Gefährtinnen ist das schon mal öfter vorgekommen aber Aylin ist eindeutig ein Drache, das habe ich gespürt und auch gerochen. Wenn ein Drache seine Eltern schon früh verliert wird er im Normalfall von Freunden der Eltern groß gezogen aber es wurde noch nie einer alleine gelassen, ganz ohne irgendwelchen Schutz.

Ich versteh das alles nicht aber vielleicht abreitet hier ein anderer Drache, dem sie anvertraut wurde. Nach ungefähr zehn Minuten kommt sie wider raus. Sie hat ihre Schultasche gegen eine bau, schwarze Handtasche getauscht.

Damit besteht kein Zweifel mehr, sie muss in diesem Weisenhaus wohnen. Verzweifelt versuche ich eine Möglichkeit zu finden um sie anzusprechen.

Ich kann nicht davon ausgehen, dass sie von Drachen bescheid weis und so einfach mit der Wahrheit raus zu platzen wäre eher kontra produktiv. Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen als mich jemand anrempelt.

Es ist Aylin.

„Entschuldigung.“, sagt sie schnell und geht weiter noch bevor ich überhaupt den Mund auf machen kann. Sie ist so unglaublich schön und ihre Stimme hört sich an wie eine liebliche Melodie.

Von ihrem Duft will ich gar nicht erst anfangen. Jetzt habe ich nur die Qual der Wahl. Folge ich ihr und bleibe so in ihrer nähe oder bleibe ich hier und finde mehr über sie und das Weisenhaus heraus. Ich entscheide mich dazu ihr nach zu gehen.

Ich muss einfach wissen wo sie hin will und ob es da auch sicher genug für sie ist. Wenn ja kann ich immer noch zurück kommen.

Ich will nicht, dass sie mich für irgend so einen kranken Stalker hält. Das würde mich, wenn ich ihr alles erzähle leicht unglaubwürdig machen.

Sie geht gerade in eine kleine Bäckerei. Ich beschleunige meine Schritte und so bin ich ein paar Sekunden nach ihr auch schon drinnen.

Ich höre, wie sie von der Frau hinter der Theke begrüßt wird. „Hallo Aylin. Danke, dass du so kurzfristig für Sam einspringen konntest.“ Diese Frau macht einen sehr freundlichen und gemütlichen Eindruck. „Kein Ding. Ich habe jetzt erst mal so wie so mehr Zeit, da die Ferien wieder angefangen haben.“ „Bist du denn mit deinem Zeugnis zufrieden?“ „So wie immer halt.“

Es hört sich so an als würden sie beiden sich schon sehr lange kennen und das Aylin hier gelegentlich arbeitet. Sie verschwindet kurz in den hinteren Raum und taucht nach ein paar Minuten mit einem gleichfarbigen Oberteil wie das der andern Verkäuferin.

„Gut, dann kann ich ja jetzt nach hinten gehen. Ich muss für morgen noch zwei Torten backen. Du schaffst hier alles oder?“ „Ja natürlich.“ Erst jetzt schaue ich mich hier um. Es sieht wirklich sehr gemütlich aus so wie Bäckerei und Café in einem. Die Sitzgelegenheiten sind gemütliche Bänke an runden Tischen. Alle Möbel passen mit ihrem hellen Holz sehr gut zu den Parkett Fußboden.

Die Wände sind beige gestrichen mit friedlichen Landschaftsbildern. Nur zwei dieser Tische sind besetzt an einem sitzen zwei ältere Damen, welche sich beim Kuchen essen unterhalten, und an dem anderen sitzt ein Pärchen wobei der Kerl seine Freundin gerade mit Torte füttert.

Im Gegensatz zu denen stehe ich einfach nur dumm in der Gegend rum. „Kann ich dir irgendwas anbieten?“, fragt sie mich auch schon.

Lächelnd drehe ich mich zu ihr und stelle eine Gegenfrage. „Was empfiehlst du mir den?“ Einen Moment schaut sie unschlüssig auf die Torten, bis sie sich wieder an mich wendet.

„Gabi macht die weltbeste Himbeersahnetorte.“, sagt sie mit einer unglaublichen Begeisterung. „Schön, dann nehme ich ein Stück davon und einen Milchkaffee.“

„Na dann setz dich schon mal ich bringe es dir sofort.“ Ich lasse mich auf einem Platz nieder, von dem ich sie in ruhe bei ihrer Arbeit beobachten kann.

Gerade als sie mir die beiden Sachen bringen will, kommen drei Jungs rein und zerstören mit lautem lachen die angenehme Atmosphäre.

„Hay Aylin. Warum arbeitet so ein heißes Mädel wie du immer noch in so einem schäbigen Café?“, grölt der erste.

Sie lässt sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen, dreht sich mit einem falschen lächeln zu ihm und antwortet: „Ganz einfach Ben, weil in hier jedem Millimeter mehr Niveau steckt als du jemals haben wirst.“

Sie setzt gelassen den Weg zu mir fort und stellt beides vor mir hin. „Lass es dir schmecken.“, sagt sie dieses mal mit einem echten Lächeln und verzieht sich wieder hinter die Theke. „Wenn ihr nichts wollt könnt ihr auch gleich wieder gehen.“

„Das einzige was ich will bist du und ich weis, dass du mich auch willst.“ Dieser Kerl wird mir von Sekunde zu Sekunde immer unsympathischer und ich muss mich echt stark zusammenreisen um ihn nicht einfach den Hals umzudrehen.

Das einzige, was mich im Moment noch dazu bring hier sitzen zu bleiben und keinen Mord zu begehen ist, dass Aylin offensichtlich überhaupt nichts mit diesem Idioten zutun haben möchte.

„Ich sage es dir nur noch einmal und ich hoffe für dich, dass du es endlich in dein kleines Erbsenhirn reinkriegst. Ich wollte noch nie was von dir, ich will nichts von dir und ich werde auch nie was von dir wollen also lass mich endlich in ruhe!“

Ihre Stimme ist dabei von beängstigen Ruhig zu einem schreien angeschwollen.

Einen Augenblick ist es totenstill, bis dieser verdammte Kerl das schweigen mit einem schallenden Gelächter unterbrach. „Baby und wie du was von mir willst ich sehe es dir doch an.“

Er geht ein paar Schritte weiter auf sie zu, bis etwas passiert womit ich nicht gerechnet habe. Gabi die nette und zuvorkommende Bäckerin kommt mit erhobenem Nudelholz aus dem hintern Raum und fängt an auf diesen Ben einzuschlagen.

„Du ungezogener Bengel, wie kannst du meine liebe Aylin nur so belästigen. Du und deine Freunde haben ab jetzt hier Hausverbot und jetzt verschwindet endlich ich will euch nie wieder auch nur in der Nähe von ihr sehen!“

Diese Gabi ist etwas rundlicher und auch klein und daher hätte ich von ihr als letztes einen solchen Wutausbruch erwartet.

Wenigstens scheint sie meine Gefährtin zu beschützen. Deshalb kann ich nachdem ich aufgegessen und bezahlt hatte guten gewisses wieder zum Weisenhaus gehen. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.10.2015

Alle Rechte vorbehalten

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