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Nein, das passte auch nicht… was sollte ich nur anziehen? Vielleicht würde ich heute den Jungen meiner Träume kennen lernen, aber ich hatte nichts Passendes zum anziehen. Sollte ich schwarz anziehen? Oder kam das traurig rüber?
Verzweifelt ließ ich mich auf mein großes Bett fallen. Heute sollte doch alles perfekt werden! Ich wusste schon seit zwei Wochen, was ich mit meinen Haaren machen wollte, und schöne, schwarze Schuhe hatte ich auch schon. Und jetzt war es viel zu warm geworden, um das anzuziehen, was ich vorhatte! Wer läuft auch bei 26°C im Pulli durch die Stadt… Vielleicht sollte ich meine Freundin anrufen. Ja, Marie könnte bestimmt helfen. Immerhin trifft sie sich so oft mit Jungs. Schnell lief ich zum Telefon, um Maries Telefonnummer in die Tasten zu hauen. Freizeichen. Marie sagte doch, sie wäre zu Hause…
„Marie Zimmermann?“, meldete sich eine Stimme am anderen Ende.
„Endlich, super, Marie, ich bin es, Jana. Magst du vorbeikommen und mir beim Vorbereiten helfen? Du weißt doch, ich treffe mich heute mit dem Jonathan aus dem Internet… Und ich weiß nicht, was ich anziehen soll!“
„Na klar komme ich vorbei. Ich packe ein paar Sachen zusammen und mach mich sofort auf den Weg!“
Gut, dass Marie nur ein paar Straßen weiter wohnte, denn schon nach 10 Minuten war sie da. Ihre Tasche, die mit wer weiß was gefüllt war, legte sie auf mein Bett neben die vielen Klamotten, die ich schon anprobiert hatte.
„Na dann sehen wir mal… ich habe ein paar Sachen von mir mitgebracht. An was hast du denn so gedacht?“ Ich überlegte kurz.
„Naja, irgendwas, das ein bisschen eleganter ist, aber trotzdem nicht gleich… na ja, es sollte trotzdem für ein Date passen!“
„Warte mal, da hab ich doch was…“ Marie öffnete ihre Tasche und zog ein petrolfarbenes Minikleidchen raus, dessen Ärmel so schön gerafft waren. Stolz streckte Marie es mir entgegen.
„Dazu ziehst du dann deine kurze Jeans an, und mit ein bisschen Schmuck und deinen neuen Schuhen sieht es perfekt aus!“
Ich schnappte das Kleid, durchwühlte den Berg Wäsche auf meinem Bett, um die Jeans, von der Marie sprach, zu finden, und holte die Schuhe, um mit den Sachen im Badezimmer zu verschwinden. Ich schlüpfte aus meiner langen Jeans und meinem T-Shirt, zog meine Socken aus und dann mein potentielles Dateoutfit an. Dann zupfte ich meine Haare etwas zurecht, denn ich wollte Marie ja nicht noch warten lassen und gleich meine Frisur zaubern, und ging wieder in mein Zimmer. Als Marie mich so sah, strahlte sie.
„Du bist wunderschön“, sagte die, stand vom Bett auf, ging auf mich zu und meinte: „Jonathan wird gar nicht anders können, als sich in dich zu verlieben!“ Voller Dankbarkeit für Maries Hilfe umarmte ich sie. Was für eine gute Freundin sie doch war.
„Los, jetzt machen wir noch deine Haare und schminken dich, es ist schon spät! Und du willst Jonatahn ja wohl nicht warten lassen, oder?“
Ich sah sie lächelnd an.
„Nein, ganz bestimmt nicht.“ Also nahm Marie ihre Tasche und folgte mir wieder ins Badezimmer. „So, und jetzt erkläre mir mal, wie du dir deine Frisur vorstellst.“ Marie strich mir über die dunkelblonden Haare. Ich fing an, ihr mein Vorhaben zu erklären.
„Also, ich wollte meine Haare…“ Ich erzählte also in aller Ausführlichkeit von jeder Haarsträhne und jeder Klammer, die benötigt wurde, um die Hochsteckfrisur zu bekommen, die ich mir wünschte. Währenddessen probierte Marie einige der Sachen aus, löste die Klammern wieder und Bürstete die Haare glatt. Als ich mit meinen Schilderungen fertig war, hatte Marie noch eine Idee:
„Machen wir deine Haare doch etwas lockig!“ Wir nahmen also den Lockenstab, drehten jede Strähne darauf ein und lösten sie wieder, um sie mit Haarspray einzusprühen. Nach einer halben Stunde hatte ich die schönsten Locken, die ich je gesehen hatte. Dann fing Marie an, mit die einzelnen Haarpartien hochzustecken, alle zur Mitte hin, um sie umeinander zu schlingen und zusammenzudrehen.
„Es sieht so wunderschön aus…“, murmelte ich, als auch diese Arbeit beendet war.
„Ja, das tut es wirklich. Und jetzt dreh dich um, ich werde dich noch ein wenig schminken.“ Also drehte ich mich brav auf meinem Stühlchen und hatte vollstes Vertrauen auf Maries Schminkkünste. Zu Recht, denn auch mein Make-up sah am Ende bezaubernd aus.
Ich bedankte mich also noch mal bei Marie, packte meine Handtasche mit Handy, Geldbeutel, Busfahrkarte und einem Lipgloss zum nachschminken und schon musste ich los, um mit dem Bus in die Stadt fahren. Ich war total nervös, denn alle sahen mich an, und ich grübelte, ob ich mich nicht doch zu schick gemacht hatte. Jonathan und ich wollten uns im Park im Pavillon treffen. Also stieg ich an der Bushaltestelle „Stadtpark Süd“ aus und ging Richtung Fischteich, der gleich neben dem Pavillon stand. Als ich das strahlend weiße Dach des Pavillons sah, blickte ich mich suchend um. Noch war niemand anderes hier. Zögernd ging ich also die beiden Stufen zu den Bänken unter dem weißen Dach hinauf und setzte mich in eine der Ecken, um auf Jonathan zu warten. Wir hatten uns Bilder geschickt und wussten deshalb, wie der andere aussieht. Würde er mich überhaupt noch erkennen, mit den hochgesteckten Locken? Ich war so nervös. Ich schlug meine Beine übereinander, um mich im nächsten Moment wieder anders hinzusetzen, kramte in meiner Handtasche, wippte mit dem linken Fuß. Gerade wollte ich mich wieder aufrecht setzen, als zwei Hände meine Schultern berührten. Ich wagte es nicht, mich umzudrehen, was ich auch nicht musste, um zu wissen, dass es Jonathan war, denn er begrüßte mich mit dem schönsten Satz, den ich je gehört hatte. „Und ich dachte immer, Engel hätten Flügel!“

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Tag der Veröffentlichung: 08.06.2009

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