Cover

Epilog

Mir taten sämtliche Knochen weh und mein Schädel brummte unablässig und hörte einfach nicht auf, doch ich ignorierte meinen Körperlichen Zustand.

Mein Blick blieb starr auf den Boden gerichtet, meine Hände packten Mechanisch alles in den braunen Karton der vor mir auf dem Bett stand und sich stätig füllte.

Vor zwei Wochen war ich traurig gewesen, dann hatte sich meine Gefühlslage geändert und war in Wut umgesprungen und jetzt, fünfzehn Tage danach, war es mir nur noch gleichgültig.

Ich verspürte nicht mehr den Wusch mich schreien auf alle zu werfen die mich nur anschauten und ihnen die Augen auszukratzen und möglicherweise die Haare auszureisen.

Auch das Gefühl, es den beiden heimzahlen zu müssen war verschwunden, denn die Einsicht, dass all das nichts bringen würde, traf mich mitten in der Nacht und somit entschied ich mich, dass sein Auto verschont bleiben würde und die beiden sich hoffentlich gegenseitig schaden würden und wenn nicht, dass sie glücklich werden würden, mit dem Gewissen mir nie wieder unter die Augen treten zu können, was mir eine gewisse Freude entgegenbrachte. Denn all seine Freunde, die in dieser kleine Stadt lebten, waren auch meine Freunde und er kannte sie nur durch mich und du meisten würden sich von ihm abwenden.

Dazu kam, dass er angestellt war bei meinen Eltern und wegen unüberbrückbaren Differenzen gekündigt wurde. Was einem auch hätte leidtun können, immerhin war seine Existenz davon abhängig, aber Jaqueline, kurz Jacky genannt von allen, würde bestimmt mit freuden extraschichten einlegen und schmierigen Typen das trinken servieren, während sie versuchten mit ihr zu flirten, ihr einfach an den Hintern fassten oder ihr in den Ausschnitt schielten, der immer bemerkenswert war, um ihr dann großzügiges Trinkgeld zu geben.

Nur ihr wünschte ich immer noch die Pest an den Hals, denn sie hatte zu diesem Dilemma das meiste beigetragen und es hatte ihr nicht einmal leidgetan, dass ich sie entdeckt hatte.Mitten in meinem Schlafzimmer, nur mit schwarzer Spitzenunterwäsche bekleidet, die durchsichtig war und mit den Zöpfen eines kleinen Schulmädchens, was wirklich abartig war.Grinsend hatte sie mich angeschaut, während sich die Bad Tür geöffnet hatte und mein Freund, nun Ex-Freund, in das Zimmer trat und sie lüstern anschaute, bis er mich entdeckte und geschockt das Handtuch enger um seine Hüften zog und zu Erklärungen ansetzte, sie jedoch nicht zu Ende führen konnte, da ich das Zimmer und anschließend das Haus verlassen hatte. Das einzige was sich völlig in mein Gedächtnis eingebrannt hatte, war das abartige Grinsen dieser Frau und ihr Parfüm, was süßlich roch und teuer, leider.Ich konnte mich immer noch an alles erinnern.

Auch an das gedämpfte Licht im Schlafzimmer, an die roten Kissen und an den Wein der auf dem Küchentresen stand und leer war, zwei Gläser standen neben der Flasche, auf einem Glas war Lippenstift.

Deswegen weiß ich auch noch ganz genau, wie ich meinen Schlüssel genommen hatte und ihn mit Druck über die komplette Seite von Jaquelines rotem Carpio gezogen hatte, was ich nachher natürlich abgestritten hatte und es auch keine Zeugen gab, auch wenn ich dies nicht ganz glauben konnte, immerhin hing meine Nachbarin sonst auch immer hinter dem Fenster und beobachtete alles und auch an diesem Mittag hatte ich gesehen, wie sich der Vorhang bewegte.

Auf dieses Dame, die immer freundlich war und stets viel zu erzählen hatte in ihrem Alter, war einfach immer verlass.

Ich streckte meinen Rücken durch und dehnte noch meine Arme, nachdem ich die Kartons zugeklebt hatte und brachte alle nach draußen, wo bereits ein Umzugswagen stand und bereits war all meine Sachen, also die ganze Einrichtung, zu meinen Eltern zu bringen.Den wütenden Tom, der mich anschrie und mir sagte, dass ich das nicht machen könnte, ignorierte ich und wies die Männer, welche den Wagen fuhren, an, dass sie alle Möbel aus dem Haus holen sollen.

Als Tom mich an den Schultern packte und schütteln wollte, schlug ich seine Hand weg und schaute gelangweilt in sein Gesicht.

>>Die Einrichtung ist von mir und da wir nicht verheiratet sind, hast du keinerlei Ansprüche auf MEINE Sachen!<< Genervt drehte ich mich um und fügte ein >>Idiot<< hinzu.

Rasend vor Wut packte er meinen linken Oberarm, drückte feste zu und hielt mich fest, um mich dann ruckartig zu sich umzudrehen und mich wütend mit seinen braunen Augen zu fixieren.

Drohend baute er sich vor mir auf und sein Geruch trat in meine Nase, Kaffee und Seife, wie ich den Geruch mittlerweile hasste.

>>Glaub mir dazu hast du kein Recht!<<

>>Sag du mir nicht was meine und was deine Rechte sind! Die kenne ich zu gut, also runter von MEINEM Grundstück!<< Wütend schubste ich ihn nach hinten.

Es war eine bodenlose Frechheit, dass er mir mit Rechten ankam, denn er hatte definitiv keine Rechte an meinen Möbeln.Da konnte selbst sein Anwalt Getue nichts ausrichten.

Mein Vater hatte mich nämlich ausgezeichnet über meine Rechte informiert und Tom war auf keinen Fall besser als sein Chef, Ex-Chef wohl eher.Außer sich vor Wut fuhr er sich durch die etwas längeren schwarzen Haare und kramte sein Handy hervor.

 

Zusammengefasst lässt sich sagen: Er verlor die Klage und dies zauberte mir ein noch größeres Lächeln auf die Lippen, als ohnehin schon.

Kapitel 1

Feste drückte ich meine Eltern und Susie an mich, welche verstohlen eine Träne aus ihrem Augenwinkel strich.

Eigentlich sollte mir dieser Anblick schmerzen, ich sollte sie in den Arm nehmen und an meiner Entscheidung zweifeln, doch das tat ich nicht.Susie war seit Jahren, eigentlich seit meinem achten Lebensjahr meine engste Vertraute und einer der liebsten und fröhlichsten Menschen in meinen Leben, auch wenn es Melancholische Tage von ihr gab, glaubte sie immer an die Menschheit.

Ein Skeptiker würde bestimmt den Kopf schütteln und sie für Hoffnungslos verloren erklären, aber Susie brachte Abwechslung und Bewegung in mein Leben und brachte immer wieder einen zum Lachen.

Zum Beispiel als sie sich die Haare hat färben wollen und der Friseur sie falsch verstanden hatte. Es war zu komisch gewesen, als sie mit roten Haaren in der Küche stand und nicht mit blond, so wie es geplant gewesen war.

Selbst sie hatte es mit Humor genommen, behauptet es würde ihre grünen Augen zur Geltung bringen, was auch stimmte und diese Farbe nun beibehielt.

Aber wenn ich meinen Plan aufgeben würde, würde sie sich ewig Vorwürfe machen und mir letztendlich in den Hintern treten doch zu gehen.

Und was meine Eltern anging… Sie würden es sicherlich verkraften und verstanden mich auch. Zwar dachten sie, dass dies alles mit der Trennung zusammenhing, doch eigentlich tat ich es nur wegen einer Chance die sich für mich aufgetan hatte und fantastisch klang, von der Prämie nicht zu schweigen.

Lächelnd drückte ich meiner Mom noch einen Kuss auf die Wange, drehte mich um und machte mich mit dem Koffer und dem großen roten Rucksack auf dem Weg zum Check in Schalter.

Nachdem mein Gepäck aufgegeben war, holte ich mir erst einmal einen Becher grünen Tee und ließ mich auf den gelben Plastikstühlen, die eher Schalen glichen, dreckig waren und unglaublich unbequem waren, nieder und fixierte meine Umgebung.

Lauter Menschen saßen um mich herum, redeten, lasen, schliefen oder tippten auf ihren Handys rum. Es war laut und es roch unangenehm, nach Essen und Körpern.

Eine Stewardess die deutlich in Stress war, stöckelte hektisch an mir vorbei und zog ihren Koffer über meinen linken Fuß und lief weiter ohne sich zu entschuldigen. Obendrauf hinterließ sie eine Duftwolke die süßlich roch, mir in der Nase kitzelte und bestimmt für eine ganze Schulklasse gereicht hätte.

Als mein Flugzeug landete, blieb ich sitzen und wartete bis sich das Flugzeug lehrte, was erstaunlich schnell ging, da die meisten Leute schon standen und ihr Gepäck aus der Ablagen zerrten bevor das Flugzeug überhaupt stand und verließ dann gemächlich das Flugzeug und lief zur Gepäckausgabe.

Die ganze Prozedur zog sich ewig und die halbe Stunde Verspätung verbesserte meine Laune nicht unbedingt, da mir durchaus bewusst war, dass jemand auf mich wartete um mich abzuholen.

Ziemlich hektisch zerrte ich meinen Koffer hinter mir her und erreichte endlich die Aufenthaltshalle und sah mich um.

Überall standen Menschen, die jemanden herzlich Umarmten, sich die Hände gaben oder Schilder hochhielten. Auch wenn ich es nicht gerne zugab, schwankte ich mit meiner Entscheidung.War es wirklich eine so gute Idee gewesen Deutschland zu verlassen und nach Magowie zu gehen, nur um von zuhause weg zukommen, aus dem kleinen Dorf wo jeder wusste, dass mich Tom betrogen hatte? War weglaufen wirklich der beste Weg und was wenn mich all dies doch am Ende einholte…

Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als eine recht junge und schlanke Blondine auf mich zutrat und mich fest in die Arme schloss und ich würde gerne sagen, dass ich dies erwiderte, aber ich hatte definitiv keine Ahnung um wen es sich bei der jungen Frau handelte und stand steif wie ein Brett vor ihr und ließ die Umarmung über mich ergehen.

>>Hey, ich bin Rachel, du musst bestimmt Susan sein. Es ist großartig dich endlich mal live zusehen..<< ich schaltete ab und blickte mich wieder um.

Erst als sie mich am Arm berührte und mich Fragend anschaute, schaute ich schuldbewusst zur Seite.

>>Tut mir leid Rachel, was hast du gefragt?<<

>>Alles gut Susan, kann ich völlig verstehen. Ich wollte nur wissen wie dein Flug war?<< Wirkliche Interesse spiegelte sich auf ihrer Miene.

Das war eine gute Frage und es lag ihr auf der Zunge, ihr Leid zu klagen.

Dass sie eine schnarchende Frau den ganzen Flug neben sich gehabt hatte. Dass ein kleines Mädchen hinter ihr gesessen hatte, das entweder gegen ihren Stuhl getreten hat, geschrien hat oder laut auf einem Gameboy gedrückt hatte.

Aber sie ersparte sich alles und setzte ein überzeugendes lächeln auf, bevor sie Rachel versicherte, dass der Flug hervorragend gewesen war und diese sie mit ihren braunen Augen anstrahlte, ihren Koffer nahm und sie zu einem wartenden Wagen brachte.

Gegen meine Erwartungen wurde ich nicht in ein Hotel gebracht sondern zu einem recht großen Haus, dass aus zwei Stockwerken bestand und um dessen ersten Stock sich eine gepflegte Veranda befand im Nussbaumstil.Im unteren Stockwerk brannte Licht und als sie ausstiegen drangen schon die ersten Stimmen zu ihr, die sich ausgelassen unterhielten und lachten.

Rachel entging mein verwirrter Blick nicht und sie legte lächelnd eine Hand auf meine Schulter.

>>Du wohnst bei uns<< Zwinkernd ging sie die Veranda auf und drehte sich abwartend zu mir um.

>>Wer ist uns?<<

>>Wir sind fünf Leute aus dem Team und wir dachte uns, dass du dich bestimmt am besten Einlebst, wenn du Leute um dich hast die dich gut kennen. Natürlich kannst du auch in einem Hotel schlafen und all das, aber so zusammen und so ist es doch toll.<<Stumm nickte ich und folgte ihr.

Die weiße Tür knarzte leicht, als Rachel sie aufstieß, einen entzückten Laut ausstieß und laut durch das Haus brüllte, dass wir da waren. Es war echt erstaunlich was eine Lautstärke aus so einem kleinen Körper kommen konnte.Man hörte mehrere Schritte auf Parkettboden und als erstes trat ein etwas bulliger Typ auf mich zu.

Er überragte mich um mindestens zwei Köpfe, schloss mich in seine Arme und ich fühlte mich, wie sich ein Baby fühlen musste. Eingequetscht und zerdrückt.

Seine grün-braunen Augen strahlten regelrecht und seine Glatze schimmerte unter dem Licht des Eingangsbereichs.

Die Begrüßung der zwei anderen viel ähnlich aus, nur dass es sich um noch zwei Frauen handelte die zum Glück kleiner waren als ich und nicht so viel Kraft besaßen, mich zu zerquetschen.

Verwirrenderweise waren sie alle ziemlich Wortreich, laut und freundlich. Sie passten wirklich gut zusammen, mir war es jedoch zu viel.

Ich wollte einfach nur mein Zimmer sehen und schlafen um alles zu verarbeiten. Das Haus war wirklich groß und die zusammengewürfelten Möbel waren recht ulkig, wie zum Beispiel im Esszimmer sechs verschiedene Stühle am Esstisch standen.Sie hatten sich wirklich Mühe gegeben und waren herzlich, doch für mich als Einzelkind war es zu viel und mir schwirrte der Kopf, woran die Duftkerzen sicherlich auch einen Beitrag leisteten.In meinem Zimmer, ein recht großes Zimmer mit grünen Wänden, einem weißen Doppelbett und einem riesigen weiße Schrank befand sich neben einem hellbraunen Schreibtisch nur noch ein lila Teppich, wodurch sich das chaotische Aussehen des Hauses wiederspiegelte.

Nach der warmen Dusche lag ich endlich in meinem Bett und war bereit für morgen, wo endlich meine erste Schicht anfangen würde.Nachdenklich starrte ich an die Decke.

Langsam bekam ich Angst, es konnte so viel passieren. Vielleicht würde ich unter dem Stress nicht alles verstehen, was ihr Kollege auf Englisch sagen würde. Und was wenn sie ihren Kollegen nicht mochte oder er sie? Doch der absolute Horror, war der Gedanke, dass sie hier andere Vorgehensweisen hatte und sie etwas falsch machte oder auf sich gestellt sein würde.

Und dann, als sie endlich die wirren Gedanken zur Seite geschoben hatte, trat ein Bild von Jaqueline vor ihr inneres Auge und machte sie wütend.

Schnaubend stand sie auf, kramte ihre Laufsachen aus dem Rucksack und verließ kurz drauf das Haus und lief Richtung Wald.

Es war eine klare Nacht und sie konnte die Sterne sehen, bis sie den Wald betrat und die Bäume ihre Sicht versperrten. Doch das aller schönste war die Luft und die Ruhe. Keiner redete auf sie ein und ihre Lungen fühlten sich, als würde das erste Mal in ihrem Leben reiner Sauerstoff durch ihre Luftröhre in ihre Alveolen gelangen um ihre Blut anzureichern und dafür zu sorgen, dass sie schnell lief.

So schnell, dass sie das Gefühl hatte beinahe zu fliegen und noch nie eine solche Geschwindigkeit gehabt zu haben.An einer Wegkreuzung lief sie nach links und entdeckte einen kleinen Vorsprung, auf den sie sich stellte und schrie.Sie schrie über ihr Leben, über den Schmerz und über ihre Wut und letztendlich stand sie dort und lachte. Lachte über sich, über die Menschheit und am meisten über den größten Idioten den sie je kennen gelernt und geliebt hatte.

Susan verlor jegliches Zeitgefühl und nachdem sie sich so befreit fühlte, wie schon lange nicht mehr, lief sie zurück, betrat leise das Haus und fiel wie erschlagen in das große Bett, was auf einmal so angenehm weich war und sich an sie zu schmiegen schien.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.04.2015

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /