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Prolog

Mit einem dröhnenden Kopf wachte ich auf meiner braunen Leder Couch auf und rieb mir über meine braunen Augen, die noch verquollen waren vom weinen.

Die ersten Sonnenstrahlen brachen durch die Vorhänge und ließen mich blinzeln. Der Duft von nasser Erde stieg mir in die Nase, es herrschte völlige Stille um mich. Ich hatte also noch Zeit.

Schnell schwang ich die Beine aus dem Bett und lief in die offene helle Küche, die schwarzen Punkte vor meiner Pupille ignorierend.

Die Uhr der Mikrowelle zeigte 4:51, noch fünfzehn Minuten, dann würde sich mein Leben verändern, wieder.

Er schlief hoffentlich noch, er sollte nicht schon wieder ein schlechtes Gewissen haben, nicht jetzt wenn er gehen muss.

Ich drehte den Wasserhahn auf und spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht, was seine Wirkung zeigte. Mein Körper wurde wacher und ich schaffte es die Tränen herunter zu schlucken. Schnell öffnete ich die oberste Schublade links neben der Spüle und nahm ein Tuch heraus, welches ich Nass machte und mir über die Augen legte.

Mit der Zeit hatte ich gelernt, zu vertuschen das ich wieder geweint hatte und nicht wusste wie es weiter gehen soll, ob er wieder kommt.

Tief durchatmend nahm ich das Tuch nach einer Zeit wieder von meinen Augen und brachte es in die Waschküche. 5:02, ich eilte die Treppe hoch in unser Schlafzimmer, öffnete leise die Tür und sah ihn da liegen.

Ruhig blieb ich an der Tür stehen, betrachtete ihn und sog alles in mich auf. Vollkommen friedlich, er sah jünger aus, als Tagsüber. Allerdings sah ich auch seine Sorgen, seine sorgen um mich, um uns.

Leise tapste ich weiter ins Zimmer und krabbelte auf das Bett, neben ihn und beobachtete ihn weiter, genoss die Zeit bis er aufwachte.

Bevor sein Wecker klingelte öffnete er blinzelnd seine wunderschönen Grün-blaue Augen und fuhr sich durch das kurze dunkelbraune Haar, welches einen schönen Kontrast zu meinen hellbraunen Haaren bildete.

Dann sah er mir in die Augen und legte sanft seine Hand auf meine Wange, diese Berührung ließ mich aufschluchzen und ich hasste mich dafür. Schnell schloss ich meine Augen und sog seinen Geruch ein, denn ich immer noch nicht genau beschreiben konnte.

Er roch nach Wald, Moschus und etwas anderem, unbekannten.

Als ich seinen Atem auf meiner Wange spürte öffnete ich die Augen, sah wie er sich zu mir beugte und seine Lippen auf meine drückte, wie ein ertrinkender.

Sie waren unendlich weich und ich klammerte mich an seine Arme, ließ mich auf ihn ziehen.

Meine Tränen konnte ich nicht mehr zurück halten, sie Tropften auf sein Gesicht, auf seine harten Brustmuskeln.

Keiner sagte etwas, als ich nur noch an ihn gekuschelt da lag. Er konnte mir nicht das sagen, was ich hören wollte: Das er wieder kommt.

 

 

 

Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.

John F. Kennedy

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1

 

Kapitel 1:

Unsanft wurde ich durch das leise Scharben an meiner Tür geweckt und knurrte ein schläfriges >>Ja, ja<<. Der Tag fing somit schon mal toll an. Ich war definitiv kein Frühaufsteher und dass wussten meine Geschwister, welche mich jeden Morgen weckten und früher Schnick-Schnack-Schnuck darum spielten wer mich dieses Mal wecken muss, insgeheim hatte ich das Gefühl, dass das Schnee von gestern war. Sie gaben den kleinsten der Familie wahrscheinlich einfach etwas Süßes, was sie so früh am Morgen sonst nicht bekamen und erkauften sich somit das Recht, es nicht machen zu müssen.

Es schabte erneut an der Tür und ich presste mir grummelnd dass Kissen auf den Kopf.

Ausschlafen war ein Luxus für mich, sowie ein Laib Brot für Kinder in Afrika, auch wenn dies keinen falls als Vergleich gezählt werden kann.

Spätestens um sieben in der Früh, jedoch meistens um sechs Uhr wurde ich von einem meiner Geschwister geweckt.

Der Grund dafür waren meine Eltern. Sie sind Sprachforscher in Afrika, wo wir seit meinem dritten Lebensjahr lebten. Gemeinsam mit ihnen und meinen drei Geschwistern, Sophia, Goerge und Mina, lebe ich in einer einfach Holzhütte, die den Standort im Dorf des Stammes deutlich übertrifft.

Wieder scharbte es an der Tür und ich verfluchte, wie so oft schon, mein zu gutes Gehör.

Genervt rollte ich mich auf die Seite und blickte auf die Uhr, halb Fünf. Stöhnend ließ ich meinen Kopf ins Kissen zurück sinken und rappelte mich im Endeffekt auf und schmiss das lila Kissen genervt gegen die Orangene Wand.

Mit halb zunen Augen, bemerkte ich nicht dass sich die Bettdecke um meine Füße gewickelt hatte und machte Unsanft Bekanntschaft mit dem Paketboden.

Mürrisch rappelte ich mich wieder auf und lief zur Tür, welche ich wütend aufriss und den Störenfried anstarrte.

Entgegen meiner Erwartung war es nicht George, der mich gerne Nachts wegen einer Kleinigkeit nervte, sondern Sophia, meine kleine ein-jährige Schwester, die in mich mit kleinen Ozean- blauen Kulleraugen ansah.

Sie trug ihr dünnes braunes Nachthemd, welches Faia, die Köchin des Stammes, extra für sie angefertigt hatte.

Ihre blonden, kinnlangen Haare standen in allen Richtungen ab und sie drückte ihre Beste-Freundin, eine Stoffente namens Emma, an sich.

Sie fröstelte leicht und kaute auf ihrer Unterlippe, welche schon eine leichte blau Färbung hatte, was kein Wunder war. Hier in Deutschland, wo wir meine Großeltern besuchten, war es zur Zeit fünf Grad und Sie trug nur ihr Nachthemd und nichts an ihren Füßen. Die Zeit die sie warten musste, hatte nicht unbedingt dazu beigetragen, dass ihr warm wurde.

Ihr Zimmer lag zweiunddreißig Schritte von meinem Zimmer entfernt, wenn man die Abkürzung quer über den Rasen nahm, ich hatte sie seid unserem Aufenthalt hier mitgezählt.

Nahm man den vorhergesehen weg, benötigte man sechsundvierzig Schritte, welchen ich nur nahm, wenn meine Großeltern in der Nähe waren um mir den Vortrag anzuhören, für was es Wege gab.

Verwundert runzelte ich die Stirn, ich hatte mir neben das Bett extra ein Babyphone gestellt um zu hören ob Nathan oder Sophie wach waren.

Langsam ging ich in die Hocke und strich Sophia beruhigend über die weichen Haare.

Ihr leicht apathischer Blick glitt durch mein Zimmer und sie legte ihre kleinen Ärmchen um meinen Hals und schmiegte sich an mich.

Langsam stand ich auf und hob sie hoch, eine Hand stützend unter ihren Hintern, die andere strich beruhigend über ihren kleinen Rücken.

Summend ging ich mit ihr zu meinem Bett und setzte mich auf die Kante, Sophia weiterhin an mich gedrückt. Ihr Atem wurde ruhiger und als sie mich anblickte, strich ich ihr über die kleinen, runden Bäckchen.

>>Isi? Sind Mama und Papa wegen uns ständig am Streiten?<< Ihre kleinen unschuldigen Augen, füllten sich mit Tränen.

>>Soukie, es ist so. Du weißt dass sie uns ganz doll lieb haben und dass sie sich nie wegen uns streiten würden?<< Es war das beste sie zu beruhigen, der Streit ging wahrscheinlich wieder mal um Mr. Harrison, einen Amerikanischen Investor.

>>Wirklich?<< Sie strahlte mich Hoffnungsvoll an.

>>Versprochen<<

Schweigend kuschelte sie ihren Kopf, mit den weichen locken an meinen Hals.

>>Willst du hier schlafen Sophia?<< Langsam strich ich ihr über den Rücken und sie nickte stumm.

Ihr zarter Babygeruch, auch wenn sie kein Baby mehr war, umgab sie wie eine kleine Wolke.

>>Erzählst du mir noch eine gute Nachtgeschichte, die mit dem Kuschelbär?<<, ihre Stimme klang schon schläfrig und es war ein Gefallen, denn ich ihr nicht abschlagen konnte.

>>Wenn die Sonne untergeht, wenn der Mond am Himmel steht, wenn auf leisen Sohlen sacht Sandmann kommt zur guten Nacht und er zaubert knick-knick-knack Wunderträume aus dem Sack- weiß der kleine Kuschelbär, dass es Zeit zum Schlafen wär<<. beim Sprechen vergrub ich meine Nase in ihrem Haar und wurde immer leiser, am Schluss drückte ich ihr einen leichten Kuss auf das weiche Haar und legte mich langsam hin.

Mit einem zufriedenen Seufzten kuschelte Sophia sich an mich und ich schlief ein, sobald mein Kopf das Kissen berührt hatte.

 

Als ich das nächste Mal aufwachte, war es zehn vor Sieben und obwohl ich mich total müde fühlte, konnte ich nicht mehr einschlafen. In sieben Stunden würde unser Flieger zurück nach Afrika gehen. Wir würden am O.R. Tambo International Airport, in Südafrika landen und von da aus mit einer kleinen Maschine, die nur auf uns wartete, Richtung Namibia fliegen und da landen, wo man fast nur Bäume sah, auf einer kleinen Lichtung. Keiner würde da einen Stamm erwarten. Aber ihn gab es, unseren Stamm. Verborgen unter den großen, straken Bäumen, die Schützend ihre Äste über uns Ausbreitete und angenehmen Schatten spendeten.

 

Es brach die übliche Hektik, nach dem Frühstück aus.

>>Hat jemand meine Brille gesehen?<< Meine Mutter fing an, das ganze Geschirr bei Seite zu schieben, sanft schob ich ihre Hände weg.

>>Auf deinem Kopf, Mom<< Genervt sammelte ich das Geschirr und stellte es auf die Ablage.

Das Wasser lief schon ein, als mein Vater wieder in die Küche kam und alle möglichen Blätter auf den Boden warf.

>>Meine Aufzeichnungen sind weg! Pia, die Aufzeichnungen!<< Meine Mutter schaute ihn mit großen Augen an und half ihm noch mehr Unordnung zu machen.

>>Auf dem Klo, Dad!<< Entnervt ließ ich die ersten Teller ins Becken rutschen und räumte die Wurst, den Käse und die Butter in den Kühlschrank.

Meine Eltern verließen so schnell wie möglich die Küche, wahrscheinlich um weiter irgendetwas zu suchen und dabei eine Spur, wie die eines Tornados, hinter sich her zu ziehen.

>>Mina, bitte mach Sophias Gesicht sauber, sie hat überall Schokolade hängen.<< Genervt verdrehte Mina ihre Augen.

Mit weit von sich gestreckten Armen, hob sie Sophia auf die Spüle und wusch ihr, nicht gerade sanft, das Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Sophia sie an und fing an zu weinen.

>>Mina, pass doch etwas auf!<< Entgültig genervt nahm ich ihr das feuchte Tuch aus der Hand und strich mit meiner freien Hand Sophia die Haare aus dem Gesicht.

>>Ist schon gut, kleine.<< Sanft wischte ich ihr den Rest der Schokolade von den Wangen und wusch noch ihre kleinen Patsche Händchen.

Zum Schluss gab ich ihr einen kleinen Keks, welchen sie zufrieden nahm und aufhörte zu weinen.

>>Isi, warum kann ich nicht hier bleiben?<< Mina malte mit ihrem Zeigefinger kleine Kreise auf die Küchenplatte und schaute in den Garten.

Ihre dunkel blonden Haare, hatte sie während unserem Aufenthalt, heller gefärbt. Laut ihr betonte dass ihre Moosgrünen Augen. Ich fand, sie sah dadurch nicht wie sechzehn, sondern wie vierzehn aus.

>>Warum willst du hier bleiben? Wir gehören nach Afrika, du wurdest immerhin da geboren.<<

>>Ja schon, aber mir gefällt es hier auch… Besser.<< Sie zwirbelte eine Strähne ihrer Kinnlangen Haare um den Zeigefinger.

>>Besser? Was soll hier besser sein? Der Lärm auf den Straßen? Die Dreckige Luft? Oder die unfreundlichen Menschen?<<

Sophie war Mittlerweile fertig mit ihrem Keks und ich hob sie von der Theke und lies sie auf dem Boden ab.

Als sie durch die Tür gehen wollte, kam George herein, eine Fernsteuerung für sein neues Spielauto, Granny hatte drauf bestanden es ihm zu kaufen, in der Hand und fuhr Soukie gerade weg damit um.

Das Auto ging ihr bis zu den Knien und mit einem Platsch-Geräusch landete sie gerade Wegs auf ihrem Hintern und fing wieder an zu weinen.

>>George, verdammt! Wie oft noch: Lass den Quatsch!<< Genervt ließ ich den Bunten Winnie-Puh Teller zurück ins Wasser gleiten und trocknete meine Hände an meiner Hose ab.

>>Ich habe doch gar nichts gemacht!<< Trotzig verschränkte er die Arme vor seiner Brust, die Fernbedienung an sich gedrückt. Patzig lief er auf die Küchenablage zu, wo noch die Kekse standen und lies es sich nicht nehmen, Sophia noch auf das kleine Händchen zu drehten, welche jetzt richtig schrie.

>>George, es reicht!<< Genervt packte ich ihm an der Schulter und ging in die Hocke.

>>Ich habe gar nichts gemacht! Sie steht immer im weg und du musst nicht so tun, als wärst du Mom!<< wütend riss er sich von mir los und gab mir einen leichten Schubser.

>>Hör auf damit. Seid wir hier sind, verhältst du dich wie ein Idiot und nicht wie ein Zehn-jähriger Junge! Sag mal hast du dir selbst die Haare geschnitten?<< Seine hellbraunen Haare standen von seinem Kopf ab, wie die Stachelt eines Igels. Einzelne Stellen waren kahl.

>>Geh einfach weg Isabell!<< Wie ein HB-Männchen raste er aus der Küche und schmiss dabei Sophia um, die sich gerade aufgerappelt hatte.

Weinend kam sie wieder auf die Beine, lief auf mich zu und streckte ihre Ärmchen nach mir aus.

>>Ist ja gut Soukie.<< Ich nahm sie hoch und setzte sie wieder auf die Ablage, wo sie immer noch weinend einen Keks nahm.

>>Hier gibt es Zivilisation Isi! Ich will nicht mehr mit ansehen müssen, wie einer hinter das Gebüsch geht, weil alle, bis auf wir, keine Toilette haben! Ich will in einer Umgebung leben, wo sich die Menschen duschen und gut riechen!<<

>>Der Stamm stinkt nicht! Es sei denn Puki ist in der Nähe, für seine Verdauung kann er ja nichts…<<

>>Isi, ich will Internet und einen Freund, der mehr, als nur etwas Stoff um die Lenden, anhat! Ich will einen Freund, der mich einlädt in seinem Auto mitzufahren und mich Romantisch zum Essen ausführt und nicht jemand der mir Insekten vorbeibringt und denkt wir sind verheiratet, sobald ich nur eine Probiere!<< Genervt verdrehte ich die Augen.

>>Mina, dir ist klar, dass es solche Typen nicht gibt? Du solltest aufhören nur deine Liebesbücher zu lesen. Möglicherweise gibt es Männer die so etwas machen, aber dann auch nur höchstens einmal! Wir haben keine schlechte Partie mit den Jungs aus dem Stamm.<<

>>Mit dir kann man echt nicht reden Isabell! Du bist sowas von scheise!<< Sie hätte Tränen vor Wut in ihren Grünen Augen und rauschte ebenfalls aus dem Zimmer.

>>Und wieder einmal bin ich der Vollidiot… Wenigstens du magst mich noch, nicht war Soukie<< Ich zwinkerte ihr zu und hörte ihr zu, während ich Abwusch. Viel sagte sie nicht, meistens nur das selbe. Irgendetwas über ihre Ente, aber das war egal.

Lachend klatschte sie immer wieder ihre Handflächen zusammen und steckte sich ab und zu einen der kleinen Kekse in ihren Mund.

 

Als die Küche endlich wieder aufgeräumt war, es hatte ziemlich lange gedauert, die Zettel wieder zu Ordnen und zurück zu legen, ging ich zu meinem Zimmer und fing an zu packen. Es dauerte nicht lange, ich hatte nur Kleidung und zwei Bücher mitgenommen und mich, im Gegensatz zu meiner Familie, nicht im ganzen Haus ausgebreitet.

Ich machte noch das Bett und kehrte einmal durch, bevor ich mich auf dem Weg zu meinen Geschwistern machte, um ihnen beim Packen zu helfen.

Mina machte mir die Tür nicht auf und selbst als ich sie rief und fragte ob ich ihr helfen kann, schwieg sie mich erst an und schmiss dann von innen etwas gegen die Tür.

Ich gab es lieber auf, außer ich war scharf darauf, dass sie noch einen Blumentopf nahm und versuchte mir den Schädel einzuschlagen. Einen Blumentopf hatte sie zumindest schon mal nach mir geworfen, als ich ihr sagte, dass ihre natürliche Haarfarbe besser aussah, als dieses gefärbte Blond.

Familien können halt tödlich sein…

George nahm meine Hilfe in Anspruch, was mich wunderte, bis ich wusste was er wollte.

>>George ich mache gerne dein Bett, kehrte in deinem Zimmer durch und helfe dir beim Packen, aber ich werde keinen Falls dein Auto in meine Tasche einpacken, weil deine voll ist! Wir haben da unten nicht genügend Batterien dafür und wo willst du damit überhaupt fahren!<<

>>Isi, bitte!<< Er setzte seinen Hundeblick auf, gegen den ich mittlerweile Immun war, obwohl er ihn echt gut beherrschte.

>>George, nein! Deine Tasche war doch halb leer, wie wir hier angekommen sind, was hast du denn Bitteschön alles Eingepackt?<<

Ich griff nach seiner Tasche und er versuchte sie mir aus der Hand zu ziehen. >>Isabell, die Sachen sind wichtig! Ich habe den anderen versprochen, was aufregendes Mitzubringen!<< Er zog mit seinem ganzen Gewicht an der Tasche und sorgte damit dafür, dass sich der ganze Inhalt der Tasche auf dem Boden verteilte.

>>Das ist nicht dein ernst! Verdammt George, wo hast die die zwei Nintendos und die ganzen Spiele her?<<

>>Oma und Opa haben sie mir Geschenkt!<< Schmollend, schob er wieder alles in die Tasche, ich versuchte ihn aufzuhalten.

>>Du kannst die Sachen nicht mitnehmen!<<

>>Warum nicht? Mina nimmt doch auch Schminke mit und bestimmt auch Haarfärbemittel!<<

>>Weil, dass nicht nach Afrika gehört! Wir haben nicht genügend Strom, um die Dinger aufzuladen und der Stamm kennt sowas nicht, wie dürfen sowas nicht mitnehmen, frag Mom oder Dad!<<

>>Sie können es mir nicht verbieten, wenn sie es nicht wissen! Und jetzt geh raus aus meinem Zimmer, du blöde Zicke!<< Wütend schmiss er sich mit der Schulter immer wieder gegen mich, bis ich das Zimmer endlich verließ.

>>Spätestens beim Zoll werden sie es merken!<< Er knallte mit einem lauten rums, die Tür vor meiner Nase zu.

>>Verdammt!<< Wütend schlug ich gegen die Wand und lehnte meinen Kopf gegen die Steinwand.

Die Wohnung meiner Großeltern, war in einem Quadrat erbaut worden, in der Mitte eine Wiese mit einem kleinen Pool im Freien.

>>Is! Is!<< Sophia stand neben mir und zog an dem rechten Bein, meiner Crem-Farbenden Jeans. Als ich mich zu ihr beugte, hielt sie sich mit ihren Händen an meinem Weinroten Pullover aus Baumwolle fest.

>>Emma!<< Fragend blickte ich sie an und sie zog an meiner Hand.

Vor der Begrenzung zum Pool, ein knie hoher Zaun, den meine Großeltern ziehen ließen, damit keiner von und Kindern in den Pool fiel, blieb sie stehen, zeigte auf den Pool und rief wieder >>Emma!<<.

Verwirrt schaute ich mich um und dann sah ich die gelbe Ente, mit dem grün-karierte Halstuch im Pool schwimmen.

Ich wollte Sophia gerade fragen, wie sie es angestellt hatte, Emma in den Pool zu bekommen, als ich in ihre Augen sah und den panischen Blick sah.

>>Sophia, du bleibst hier, ja? Ich hol dir Emma.<<

Langsam krabbelte ich über die Einzäunung und ging so nah wie möglich an den Rand, wo Emma vor sich hin schwamm.

Ich kniete mich hin und lehnte mich vor, versuchte die Ente zu bekommen und berührte sie mit den Fingerspitzen, was sie dazu brachte, weiter weg zu treiben.

Vor mich hinmurmelnd versuchte ich es erneut und gerade als ich sie ergriff, traf mich etwas am Hintern und ich fiel mit einem lauten Platsch-Geräusch ins Wasser.

Als ich prustend auftauchte, blickte ich ins geschockte Gesicht von George, der am Zaun stand, sein Fußball trieb neben mir auf dem Wasser.

Stumm schüttelte ich den Kopf, es hatte keinen Sinn ihn anzuschnauzen, er hörte eh nicht.

Ich griff nach Emma, die sich mit Wasser vollgesogen hatte und klemmte mir den Ball unter den linken Arm.

Die Klamotten hingen schwer an mir und ich hatte meine Mühe mich am Beckenrand, aus dem Pool zu ziehen.

Sophia stand noch immer an derselben Stelle und starrte mich mit großen Augen an. George schaute auf seine dunkelbraunen Schuhe.

>>Hier George<< Ich warf ihm den Ball zu, holte extra schön aus und zielte auf seinen Bauch. Er schnaufte als ihm die Luft aus der Lunge gepresst wurde, lächelte mich entschuldigend an und suchte schnell das Weite.

>>Ich mache sie schnell trocken, deine Emma.<<

Sophia nickte strahlend und griff nach meiner Hand, während wir zur Waschküche liefen.

Ich hielt Emma unter das Fließende Wasser, damit der Chlorgeruch verschwand und drückte sie immer wieder aus. Sophie saß auf der Waschmaschine und beobachte mich dabei.

Als ich Emma in den trockner steckte, schaute sie mich verwirrend an, deutete auf den trockner und sagte >>Aua!<<.

>>Nein, Soukie. Emma war eben schwimmen und jetzt bekommt sie ein Enten verwöhnprogramm. Sie wird trocken gemacht, damit sie sich nicht erkältet. Du weißt doch, dass sie diese Medizin dann nehmen muss, die du überhaupt nicht magst.<<

Eifrig nickte sie und ließ Emma sogar alleine, um mir zu helfen ihre Sachen in ihren Rucksack zu packen.

Ihre Kleidung verstaute ich, bis auf zwei Pullis, in meiner Tasche. Die Pullover würden meine Eltern einpacken. In ihren Rucksack, packte ich ihr Kuschelschaf, einen Kuschelaffen und eine Stoffpuppe namens Jul. Noch ein kleines Bilderbuch und drei Windeln, Feuchttücher, eine Wickelunterlage und Ersatz Kleidung steckte ich in den Rucksack.

>>Schauen wir nach Emma?<<

>>Ja<< Sie griff automatisch nach meiner Hand und drückte Emma an sich, nachdem ich sie ihr gegeben hatte.

 

 

 

Kapitel 2

Kapitel 2

Grandma und Grandpa brachten uns in dem Minivan zum Flughafen, blieben aber im Auto. Wahrscheinlich war es für sie schwer genug ihren einzigen Sohn, mit seiner Frau und den vier Enkeln wieder nach Afrika fliegen zu lassen und sie würden es nicht ertragen, es mit ansehen zu müssen, wie wir durch die Kontrolle und dem Checkin wieder aus ihrem Leben verschwanden.

>>Kann ich nicht doch hier bleiben?<<, quängelte Mina von den hinteren Sitzen. Genervt verdrehte ich wieder die Augen. >>Das wäre doch cool, oder wie sagt ihr heutzutage zu sowas?<< Grandmas Augen leuchteten und auch Opa nickte begeistert.

Unsere Eltern schauten sich verwirrt an.

>>Mina, wir… Also…<< Mom brach den Versuch ab und schaute hilfesuchend zu Dad.

>>Ja, also… Wir haben dich doch lieb und so… Du kannst doch nicht hierbleiben!<<

>>Doch Dad, das kann ich! Ihr seid da unten doch eh nur mit euren bekloppten Forschungen beschäftigt! Isabell wäre es doch auch eine Erleichterung…<<

Ich drehte stumm den Kopf weg, als die beiden mich Hilfesuchend anschauten.

>>Isi… Kannst du?<< Mom schaute mich flehend an, als ich sie wieder anschaute.

Genervt schnaubte ich.

>>Mina, die beiden haben dich lieb, wir alle haben dich lieb. Du warst doch noch nie alleine von Zuhause weg, du weißt doch gar nicht ob du das kannst…<<

>>Ich kann auf keinen Fall, länger in Afrika leben! Allein bei dem Namen bekomme ich Ausschlag!<<

>>Du hast so oder so Ausschlag, du Pute!<< George streckte ihr die Zunge raus und machte eine Grimasse. Mina versuchte nach ihm zu schlagen.

>>Pute!<< Sophia klatschte lachend in ihre Händchen und zeigte auf Mina.

>>Du kleiner Zwerg…<< Mina schaute George wütend an.

>>Wenn du achtzehn bist reden wir noch einmal darüber! Und jetzt hört auf damit Kinder, wir verpassen den Flieger, dass wäre eine Katastrophe!<< Dad öffnete die Tür und eilte zum Kofferraum.

Mom eilte hinterher und nahm, genauso wie Dad zwei Koffer.

George lief den beiden gelangweilt hinterher, zum Eingang. Mina saß schmollend, mit verschränkten Armen auf ihrem Platz und stieg nicht aus.

>>Minchen<< Mina verdrehte die Augen, bei Grandmas Spitznamen für sie >>Es hat gerade keinen Sinn mit deinen Eltern darüber zu sprechen. Wir hätten dich gerne bei uns, aber deine Eltern entscheiden halt über dich, du bist halt erst sechzehn, auch wenn wir denken dass du sehr erwachsen für dein Altern bist!<< Grandpa nickte und legte Grani eine Hand auf die Schulter.

>>Wir reden mit deinen Eltern darüber, wenn wir das nächste Mal mit ihnen Telefonieren.<< Fügte er hinzu und setze sein Alles-wird-gut Lächeln auf.

>>Kommt endlich!<< Mom wedelte mit den Händen und rief irgendetwas zum Abschied.

Mina stieg auch endlich aus, nahm einen Koffer und lief zu ihnen. Sie drehten sich um, gingen rein und riefen mir zu ich soll mich beeilen.

Mit geübten Griffen, schnallte ich Sophia ab und ließ sie auf meinen Rücken klettern.

Ihren Rucksack in der Hand.

>>Es war schön bei euch<< Flüsterte ich den beiden zu und drückte Grani und Grandpa an mich.

>>Wir sind stolz auf dich, wie du alles meistert<< Flüsterte Grani in kein Ohr und Grandpa schob mir einen Umschlag in die Hand.

>>Öffne ihn, wenn du Ungestört bist. Es ist ein Zuschuss, falls du Studieren willst<< Er zwinkerte mir zu, wir nur Großeltern zwinkern konnten und ich bedankte mich noch mal bei beiden, bevor ich los lief zu den anderen, die ich schon längst nicht mehr sah.

 

Sophie hielt sich fest an meinem Hals fest, als hätte sie Angst, dass ich sie verlieren könnte.

Entschuldigungen murmelnd, drückte ich mich an den herumstehenden Personen vorbei und lief zur Sicherheit Kontrolle und dem Check in.

Das Gebäude war erfüllt vom Gemurmel und den Gesprächen der Leute. Der Geruch einer Fast-Food Bude wehte zu mir rüber, als ich an den Geschäften vorbei eilte.

Ich hasste diese Welt, außerhalb von Afrika. Sie war zu laut, zu dreckig und zu anstrengend.

Afrika ist und bleibt unbeschreiblich. Nach knappen sechzehn Jahren, die ich in diesem Atemberaubenden Land verbracht habe, kann ich es noch immer nicht in Worte fassen.

Die Wunderschöne und vielfältige Landschaft, die wilden Tiere, die Menschen mit denen ich zusammen lebe, all dies und vieles mehr, macht Afrika für mich aus.

Es ist meine Heimat und ich werde immer da Leben.

 

Zu meiner Überraschung, gab es keine Probleme, mit Georges Spielen, oder ich bekam es einfach nicht mit, was gut möglich sein kann, da ich erst später zu meiner Familie traf.

Der Flug zehrte an all unseren Nerven und dauerte zu lang.

Mina redete noch immer nicht mit uns, George drückte auf seinem Nintendo und meine Eltern waren vertieft in irgendein Gespräch über Mr. Black, einen neuen Investor aus Amerika.

Sophia saß auf meinem Schoß, Emma an sich gedrückt und den Kopf an meiner Schulter, sanft strich ich über ihre blonde Lockenbracht. Wie ein Engel, schoss es mir durch den Kopf und ein lächeln konnte ich nicht unterdrücken.

Sie war die Letzen Stunden immer quängeliger geworden, hatte geweint und war schlussendlich, völlig übermüdet, eingeschlafen.

Ein junger Stewardess mit kurzem, roten Haar kam auf mich zu und beugte sich lächelnd etwas zu mir herunter. In der rechten Hand hielt er eine blaue, zusammengefaltete Decke.

Seine grünen Augen waren umrahmt von dichten Wimpern und lachfalten.

>>Brauchen sie eine Decke für ihre Tochter?<< Er sprach leise und auf Englisch.

Ich nickte und nahm dankbar die Decke entgegen.

>>Dankeschön<< Lächelnd drehte er sich um und lief wieder nach vorne, zu einem anderen Gast.

Die decke war weich und umhüllte Sophia und mich sofort, in einem warmen Kokon.

Tochter, bei dem Gedanken schüttelte ich den Kopf. Wenn mich Fremde sahen, nahmen sie dieses oft an.

Wenn man ehrlich war, kümmerte ich mich auch mehr um Soukie, als meine Eltern es taten.

 

Es tat gut, endlich seine Beine richtig bewegen zu können und sich einmacl richtig zu strecken nach dem Flug.

Mein Dad hatte Soukie auf dem Arm, die mit müden Augen in die Sonne blinzelte und dann ihren Kopf an den Hals meines Dads kuschelte.

Sein dunkel blondes Haar, bildete einen schönen Übergang zu Sophias hellerem Haar.

Zärtlich legte er eine Hand auf die braunen Haare meiner Mom und sie schaute ihm aus ihren leuchtend blauen Augen, verliebt in die braun-grünen Augen meines Vaters.

Erst als Mina ein würg Geräusch von sich gab, gingen wir endlich zum Ausgang und stiegen zu Tido, einen älteren Mann mit grauem Haar und braunen Augen, in den Transporter.

Er brachte uns zur Organisation, für die meine Eltern tätig waren, von da ging es dann mit dem Hubschrauber weiter, zu dem Landeplatz in der Nähe des Stammes.

Ich setze mich nach außen, wo es keine Tür gab und mir nur der Gurt gewährte, dass ich nicht hinaus viel.

Es war laut aber eine Wohltat, während dem Flug, das Gesicht in den Wind zu strecken, die Gerüche des Dschungels aufzunehmen, das Rascheln der Tiere unter uns und sich frei zu fühlen wie ein Vogel.

Soukie legte ihre kleine Hand auf meinen Oberschenkel und ich hielt sie fest, während sie auf dem Schoss meines Vaters, geborgen in der Mitte von uns allen Saß.

Es ruckte durch den Hubschrauber, als wir aufsetzten und ich konnte es kaum abwarten, hinaus zu springen und meine Freunde zu begrüßen, die sicherlich am Rande der Lichtung warteten, im Schutz des Urwaldes.

Die Blätter des Hubschraubers wurden langsamer und als sie Stillstanden und eine himmlische Ruhe einkehrte, war ich die erste die zwei Koffer schnappte und hinaus sprang.

Die ersten kamen uns entgegen.

Ich erblickten Oke, Danyo und Boa, meine besten Freunde.

Boas Hand, hielt die ihrer kleinen Tochter, Malia. Die Haut aller, war dunkler als meine und ihre braunen oder schwarzen Haare waren kurz oder standen ab.

 

 

Kapitel 3

 

Kapitel 3

Ruhig Atmend lag ich auf dem Rücken, Sophia an mich gekuschelt, und schaute in die Sterne.

Es war ein schöner Tag gewesen, wenn man den Flug weg dachte.

Wir waren Freundlich empfangen worden, sie hatten extra für uns, Wild gejagt und geschlachtet.

Faia war die beste Köchin die ich kannte und sie hatte ein wahres Festmahl gezaubert.

Mr. Black war zwischendurch noch einmal aufgetaucht, er hatte eine Diskussion mit den älteren Geführt, wegen dem Land des Stammes. Er wollte es haben, für was weiß ich nicht.

Natürlich war keiner begeistert und im Endeffekt haben einige der Krieger ihn rausgejagt.

Mittlerweile sahen wir ihn hier jeden zweiten Tag und immer ging es um das Land.

Danyo und Boa lagen neben mir und schauten ebenfalls in die Sterne.

Wir hatten beschlossen, diese Nacht in Dayos Haus zu schlafen.

Boa hatte lange mit ihrem Mann diskutiert und durfte letztendlich eine Nacht weg bleiben. Es war eigentlich nicht üblich, dass Frauen bei anderen Männern, als ihren Mann schliefen.

Er sollte sie ja Beschützen.

Dayo hatte ein relativ großes Haus, was wahrscheinlich daran Lag, dass sein Vater der Häuptling war.

Wir redeten nicht, zeigten nur ab und zu auf irgendetwas und schliefen schweigend ein.

 

Eine Unerträgliche Hitze und Lärm weckte mich.

Es rüttelte jemand an meiner Schulter. Langsam öffnete ich meine Augen und war sofort hellwach.

Um mich herum brannte es! Die Flammen züngelten an dem aus Holz gebauten Haus und würden es zum Einsturz bringen.

Sophia drückte sich an mich, weinte und schrie. Ich zog ihr das Hemdchen über Nase und Mund, sagte ihr, dass sie sich auf den Boden legen soll um so wenig wie möglich von dem Rauch einzuatmen.

Danyo versuchte die Flammen auszutreten, vergeblich und Boa lag neben mir und schlief noch.

Ich rüttelte an ihren Schultern, doch sie reagierte nicht. Panisch drehte ich sie um und sah den Grund.

Ihre linke Gesichtsseite war völlig verband und auch Teile des Stoffes, welches ihren Oberkörper bedeckten, waren eingebrannt in die Haut.

Mir kam die Galle hoch und ich wendete mich kurz ab, beugte mich dann vor und kontrollierte ihre Atmung. Sie atmete zwar noch, aber nur flach und mühsam. Lange würde sie es nicht mehr machen.

>>Danyo!<< Ich versuchte gegen den Lärm anzukommen, der draußen herrschte.

Mit wutverzehrtem Gesicht und Tränen in den Augen lief er zu mir.

>>Heb sie hoch!<< Ich zeigte auf Boa und hob Sophia auf meine Arme.

Es war schwer auf die Beine zu kommen, ich bekam keine Luft, meine Lunge und Augen brannten.

Danyo hob Boa hoch und versuchte einen Weg zu finden, aus dem Haus zu kommen.

Überall waren Flammen.

Er nahm einen Krug, der auf dem Boden stand und schüttende die geringe Flüssigkeit in die Flammen, die an der Tür nagten.

So schnell wie möglich liefen wir raus, klopften die Flammen aus, die auf unsere Kleidung übergesprungen waren. Es tat weh an den Händen, an denen wir uns Verbrennungen zuzogen.

Oke kam auf uns zu gerannt und bevor er bei uns war, traf ihn etwas am Rücken. Er blieb ruckartig stehen uns riss die Augen auf. Unsere Augen folgten seinen und blickten auf seine Hände, sie er langsam von seinem Bauch weg nahm, Blut rann herab.

>>Oke!<< Sophia an mich gepresst wollte ich zu ihm rennen, doch Danyo hielt mich zurück.

Oke kam auf uns zu, seine Schritte unsicher, wie ein Fohlen was laufen lernt.

Kurz bevor er bei uns war, traf ihn noch etwas, seine Beine gaben nach und er fiel vor uns in den Sand.

Er biss die Zehne vor Schmerzen zusammen und versuchte sich, mit aller Mühe, auf die Ellenbogen aufzurappeln.

Ich beugte mich zu ihm, versuchte ihn mit aller Kraft wieder auf die Beine zu ziehen. Pfeifend presste er den Atem aus und Schüttelte den Kopf.

Langsam nahm ich seinen Kopf zwischen die Hände und drückte meine Stirn an seine, so wie wir es immer zur Begrüßung machten.

>>Isabell sie kommen!<< Danyo zeigte hinter mich, ging ein paar Schritte zurück und rief Sophia, die neben mir kauerte zu sich.

>>Mr. Black!<< Oke hob eine Hand an meine Wange und ich nickte.

>>Es wird alles gut<< Flüsterte ich immer wieder, ignorierte die Tränen, die meine Sicht verschleierten.

>>Such dir jemanden, der für dich Sorgt!<<, röchelnd Hustete er und Spuckte Blut, bevor er weiter Sprach >>Der dich so liebt, wie ich<<. Mitten im Satz brach er ab, seine Ellenbogen gaben nach und er fiel mit dem Gesicht, in den Staub.

Mehrere Menschen liefen an mir vorbei, manche vielen Hin, einige Bluteten, hatten andere Verletzungen oder Schrien einfach nur.

Mich packte jemand an meinem rechten Oberarm und ich trat und schlug um mich, versuchte mich los zu reisen und wieder zu Oke zu laufen. Hinter mir ertönten Schüsse

Doch der jenige zog mich weiter und ich fing an zu laufen, als ich sah, wie unbekannte Personen hinter uns her liefen.

Ich rannte einfach nur den anderen hinterher, sah Sophia die etwas Abseits an einen Stein gekauert da saß, von Danyo keine Spur.

Als sie mich sah, lief sie unsicher auf mich zu. Ich hörte erneute Schüsse hinter mir. Sie lief schneller auf ihren kleinen, ich lief in ihre Richtung.

Riss sie ruckartig von ihren Beinen und setze sie auf meine Schultern, lies sie herunter rutschen, bis sie auf meinem Rücken war und hörte nicht auf zu rennen.

Als ich endlich im Schutz der Bäume war, schaute ich mich um.

Einige der Männer waren stehen geblieben, richteten Speere auf das Dorf. Sie würden mit ihren Speeren nichts ausrichten können gegen die Pistolen. Man sah sie aber schlecht und dass könnte ihnen zum Vorteil werden.

Einer von ihnen winkte mir zu und bedeutete mir, weiter zu laufen, Richtung Süden.

Ich lief weiter und weiter, nach einer Ewigkeit traf ich auf den Rest der Personen, die Geflüchtet waren.

Sie saßen kauernd am Boden, weinten oder versorgten andere.

Ich ließ Sophia von meinem Rücken, presste ihr Tränennasses Gesicht an meinen Oberkörper. Die Verwirrung war ihr deutlich anzusehen, sie war zu klein um das hier zu verstehen.

>>Alles gut, alles gut<<, murmelte ich, wiegte uns beide hin und her.

Mein Blick schweifte über die Gruppe, meine Familie sah ich nicht.

Panisch rappelte ich mich wieder auf, ging an jeder Person einzeln vorbei, meine Familie war nicht dabei!

>>Ona! Hast du meine Eltern gesehen und meine Geschwister?<< Sie war die Mutter von Danyo, der neben ihr kauerte und Boas Kopf auf seinem Schoss liegen hatte, so wie es aussah, war sie noch immer nicht wach.

Sie nickte und schluckte Mühsam.

>>Wo sind sie?<<

Sie schüttelte den Kopf und schaute weg.

>>Ona! WO SIND SIE!<< Ich kniete mich neben sie und schüttelte sie an den Schultern

Danyo zog mich sanft weg von ihr.

>>Isi, lass sie!<<

>>Aber…<<

>>Sie steht unter Schock, so wie wir alle.<<

Er fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht.

>>Ich muss sie in Sicherheit bringen…<< Er kickte ein Steinchen weg.

Ich ließ meinen Kopf nach hinten sinken und schaute in den Himmel. Ein schrei durchriss die Nacht und ich brauchte etwas Zeit, bis ich bemerkte, dass ich schrie.

Danyo wollte mich in seine Arme ziehen, ich schubste ihn weg von mir.

>>Wir gehen weiter nach Süden!<<, rief ich den anderen zu und setze mich in Bewegung.

Danyo Schulterte Boa wieder und eilte an meine Seite, sagt aber nichts.

 

Wir liefen Mittlerweile seid einem Tag und es war schon wieder dunkel.

Dicht aneinander gedrängt, zuckten wir bei jedem Geräusch zusammen.

Es war schwül, die Kinder waren am Weinen, weil sie Durst und Hunger hatten.

Wir waren zwölf Man, von ursprünglich sechsundvierzig.

Sophia war nur noch am Weinen, wenn sie nicht weinte, schlief sie Erschöpft.

Wir machten Rast, Boa atmete noch aber Bewegte sich nicht. Ihr Puls wurde noch schwacher, Danyo bestätigte es, als er mir einen Blick zuwarf.

Jemand hatte eine Handvoll Beeren gefunden und verteilte sie. Sie waren noch nicht reif und schmeckten bitter, aber es interessierte keinen von uns.

Ich gab Sophia meine Beere, die sie hungrig aß.

>>Isi, wir müssen sie hier lassen.<<, flüsterte Danyo neben mir und deutete auf Boa.

Ich schüttelte nur stumm den Kopf und kämmte Sophia das Haar durch mit meinen Fingern.

Die Luft war drückend schwül und wir verloren viel Wasser durchs Schwitzen, was ein großes Problem war, da wir kein Wasser zu uns nahmen.

>>Ich kann sie nicht mehr lange tragen!<<

>>Sie ist unsere Freundin, verdammt!<< Ich schmiss einen Stock ins Gebüsch, die anderen zuckten zusammen.

>>Noch einen Tag trage ich sie, aber nur weil du es bist. Länger hält sie eh nicht durch…<<.

Danyo stand auf und rief den anderen zu, dass es weiter geht.

Bis zum Lager der Organisation, für die meine Eltern arbeiten, war es bei unserem Tempo, ein zwei Tages marsch.

Wir würden Boa zurück lassen müssen…

 

 

 

Kapitel 4

Kapitel 4

Ein hoher Zaun erschreckte sich vor uns, langsam und als erstes ging ich auf ihn zu, Sophia an mich gepresst.

Es war wieder Abend und zu dem Camp war es eigentlich noch ein Tages Marsch, wir mussten wo anders sein oder ich hatte die Strecke falsch eingeschätzt.

Ich setzte einen Fuß vor den anderen, es war Gelächter von der anderen Seite des Zaunes und man sah Rauch.

>>Isi! Komm sofort zurück!<< Ich gab Danyo zu verstehen, dass er ruhig sein soll.

Ich schlich weiter, als auf einmal Licht an ging, direkt auf mich Gerichtet wurde und ein schrillender Lärm los ging.

Das Geräusch einer Waffe die geladen wurde, drang an mein Ohr.

Sophia drückte sich noch enger an mich.

>>Isi, komm sofort zurück!<<

Ich ignorierte ihn weiter hin und ging sogar noch ein Schritt auf den Zaun zu.

>>Auf den Boden und Hände über den Kopf<<, brüllte eine tiefe Stimme auf Englisch.

Langsam, um ja kein Missverständnisse zu verursachen, ging ich in die Hocke und setze mich dann auf meine Knie.

Eine Hand über meinen Kopf, die andere presste Sophia an mich.

>>Beide Hände über den Kopf!<<

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.12.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Sophie, die immer an mich glaubt

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