Kapitel 1:
Ein weiterer Tag an der St. Collins-Akademie verging. Jade hatte es eigentlich nicht nötig zur Schule zu gehen, doch da sie fast siebzehn war und somit in die Oberstufe ging beschlossen ihre Pflegeeltern, dass sie das letzte Jahr auch noch machen konnte.
"Jade!"
Die Stimme die nach ihr rief kam ihr bekannt vor und als sie das laute Klacken von Pumps hörte wusste sie wer es war.
Sie drehte sich um und richtete ihre grün-grauen Augen auf Cora die auf sie zukam.
"Sorry wenn ich dich abhalte nach Hause zu gehen aber ich muss noch an einem Referat arbeiten, würdest du mit mir in die Bibliothek kommen und die passenden Bücher heraussuchen?"
Stumm warf sie einen Blick auf ihre Uhr. Es war erst kurz nach drei, sie würde erst um nach acht auf Beutezug gehen, hatte also den gesamten Nachmittag Zeit.
Schließlich nickte die junge Frau.
"Kein Problem."
Cora seufzte erleichtert aus und hakte sich dann bei Jade ein. Als ihr jedoch klar wurde was sie tat wich sie sofort zur Seite.
"E-Entschuldigung . . . Ich vergesse immer das du es nicht magst wenn man dir zu nahe kommt.", stammelte sie.
Jade gab ihr mit einem Nicken zu verstehen das sie recht hatte.
"Wie sieht dein heutiger Abend aus?", fragte Cora beiläufig und tat so als wären die beiden die besten Freunde. Doch Jade wusste genauso gut wie sie das es nicht so war.
Jade war vor einigen Monaten neu an die Akademie gekommen und aufgrund ihres mysteriösen Verhaltens schloss man sie aus, doch da Cora eine freundlich Diva war grenzte sie Jade als einzigste nicht aus. Was auch sie nicht wusst war, dass Jade nicht die war für die sie sich ausgab . . .
"Ich muss arbeiten.", sagte Jade monoton und legte Cora ein Buch hin das sie in wenigen Sekunden gefunden hatte.
"An einem Freitagabend?", fragte Cora verdutzt und zog zwei perfekt geschwungene Augenbrauen in die Höhe.
"Mein Job ist . . . speziell.", sagte Jade nach kurzem Überlegen und hoffte das ihre Mitschülerin das Thema fallen lassen würde, doch leider war dem nicht so.
"Was ist das für ein Job?"
Jade überlegte wieder und suchte nach einer Bezeichnung die sie nicht verstehen würde.
"Ich bin eine Cazadora.", antwortete sie und wandte sich ab.
"Was bedeutet das?", hakte Cora nach und fing an Jade auf die Nerven zu gehen. Die jedoch schaute mit einem diabolischen Lächeln über ihre Schulter und ging dann auf den Ausgang der Bibliothek zu.
Kurz vor einundzwanzig Uhr. Der Himmel war schwarz, wolkenlos und voller Sterne.
Es war Neumond, und die Zeit der Amissâ.
Jade war alleine Zuhause, weshalb sie sich ungestört fertig machen konnte.
Sie ging in ihr Zimmer wo sie ihren Kleiderschrank öffnete und ihre "Uniform" herauszog. Schnell schlüpfte sie in ihr bauchfreies, schwarzes Top und in ihre Lederhose, dann schlüpfte sie in ihre Stiefel und streifte sich fingerlose Handschuhe über, natürlich auch aus Leder. Nachdem sie sich hingekniet hatte zog sie einen Karton unter ihrem Bett hervor. Jade nahm ihr Pistolenholster zur Hand und schnallte es sich um.
Nun schob sie an beiden Oberschenkeln jeweils eine Pistole in die dafür vohergesehene Öffnung. Ihre Hand glitt in eine kleine Tasche die neben der Gürtelschnalle des Holsters befestigt war. Als sie sie wieder herauszog hielt sie ein schwarzes Band in der Hand, mit dem sie sich ihre roten, langen, Locken zu einem Pferdeschwanz band.
Sie kramte einige Messer zusammen die sie in geheime Öffnungen verschwinden ließ.
Eine der gefährlichen Waffen schob sie in ihren Stiefel, eine andere in die Tasche an ihrer Hüfte.
Zu guter letzt nahm sie ihr Schwert aus dem Schrank, welches sie durch eine Schlaufe unterhalb ihres Rückens, am Holster befestigte.
Bevor sie nach den Schlüsseln ihres Motorrads griff, nahm sie einen schwarzen Umhang mit Kapuze aus dem Schrank.
An alle Amissâ da draußen, ihr solltet die Stadt verlassen solange ihr noch in der Lage dazu seid . . ., dachte die Cazadora und verließ das Haus.
Kapitel 2:
Die Jägerin schaltete den Motor ihrer Kawasaki Ninja ab und schaute sich um.
Eine Gruppe junger Männer schaute in ihre Richtung, doch ihre Blick galten der Maschine anstatt der Frau die sie fuhr.
"Geile Maschine!", rief einer von ihnen und kam zum Straßenrand.
Er war nicht gerade groß, dennoch muskulös. Seine kupferfarbenen Haare wirkten durch eine Laterne viel heller. Seine braunen Augen blitzen gefährlich, doch auch wenn von ihm eine eigenartige Energie ausging, Jade sah sofort das er kein Amissâ war.
"Sorry, Süßer aber ich bin bei der Arbeit."
Er musterte die junge Frau und zog eine Braue hoch.
"Ach ja?"
Ihre Mundwinkel zuckten als sie den Motor wieder anstellte. Sie nickte ehe sie beschleunigte.
Ein ersticktes Schreien brachte sie dazu anzuhalten und sich umzuschauen.
Ihr Blick fiel auf eine kleine Gasse zwischen einem verlassenen Kino und einem alten Wohnhaus.
Sofort stellte sie das Monster unter ihr ab und stieg ab. Ohne ein Geräusch zu verursachen ging sie auf die Gasse zu. Sie zog die Kapuze tief ins Gesicht und legte ihre Hand vorsichtshalber ans Holster, damit sie ihre Waffen griffbereit hatte.
Jade sah wie eine junge Frau auf dem Boden kauerte und sich schützend die Arme vors Gesicht hielt.
Drei Männer standen um sie herum. Das leuchtende eisblau ihrer Augen erhellte die dunkle Gasse so sehr, dass ein gewöhnlicher Mensch wohl dachte es seien LED-Lichter.
Die Hände der Männer waren schon keine Hände mehr, sondern gefährliche Klauen bei denen ein Hieb schon fatale Folgen haben konnte.
Ihre Zähne waren lang und spitz und ihre Münder waren blutverschmiert.
Als Jade genauer hinsah bemerkte sie, dass das linke Bein der Frau völlig zerfetzt gewesen war.
Diese Männer waren keine gewöhnlichen Vampire . . . Es waren Amissâ. Vampire die der Blutgier verfallen waren. Sie hatten ihren Durst nicht mehr unter Kontrolle und gaben sich ihm hin, mit der fatalen Nebenwirkung immer mehr zu wollen.
Diese Vampire waren alles andere als friedlich. Sie waren Bestien die am Tag mehrere Menschen töteten und ihnen das Blut aussaugten.
Einer der Vampire bemerkte Jade und drehte sich fauchend in ihre Richtung.
Die Pupille des Monsters verlängerte sich und sah nun aus wie die einer Katze.
"Na was haben wir denn da?", lachte der Amissâ und kam näher.
Nun wandten sich auch die anderen der Jägerin zu. Die jedoch blieb locker und zog eine Pistole. Ehe sie hätte blinzeln können hatte sich ein Amissâ auf sie gestürzt.
Er drückte sie mit seinen Klauen zu Boden und wollte ihr gerade eine verpassen, als sie ihm einen Tritt verpasste und sich somit befreien konnte.
Sie legte ihre Hand auf den Boden und stemmte ihren Körper hoch, damit sie wieder auf die Beine kam.
Doch kaum stand sie wieder wurde sie von hinten gepackt und festgehalten.
Eine Klaue lag an ihrer Kehle und schnürte ihr die Luft ab. Sofort rammte sie ihm ihren Arm in den Bauch, packte seinen Arm, verdrehte ihn und zog ihr Schwert.
In nicht mal zwei Sekunden hatte sie die Klinge geschwungen und dem Amissâ den Kopf abgehakt. Sofort zerfiel die Leiche des Vampirs zu Staub.
Die anderen Vampire dagegen erstarrten.
"Silber?", murmelte einer von ihnen und wich zurück.
Ein diabolisches Lächeln umspielte Jades Mundwinkel.
"Ich habe kein Problem damit das Vampire sich an unserem Blut laben, aber ich habe
ein Problem damit wenn Vampire sich nicht unter Kontrolle haben und zulassen das ihr Durst ihren Verstand kontrolliert."
Einer der Vampire trat vor.
"Glaubst du wir lassen zu das du unsere Brüder tötest? Was erlaubst du dir eigentlich?"
Jade zog eine Pistole und drückte den Abzug. Ein weiterer Amissâ zerfiel zu Staub.
"Ich hasse Geschwätzigkeit.", knurrte sie und richtete ihre Augen nun auf den verbliebenen Vampir der sich schon hilfesuchend umsah.
"Verzeih` aber ich mache keinen Ausnahmen.", sagte Jade ruhig und warf ein Silbermesser, welches den Amissâ direkt ins Herz traf.
Einen Moment lang war nichts zu hören, außer das ängstliche Wimmern der Frau auf dem Boden.
Jade hatte das Gefühl beobachtet zu werden weshalb sie sich umdrehte. Doch sie sah nichts. Als sie sich wieder umdrehte blickte sie in zwei strahlend graue Augen.
Das Kribbeln was ich verspürte deutete darauf hin, dass mir ein wahrer Meister gegenüber stand.
"Ein Mensch der drei Amissâ schnell und gezielt tötet...faszinierend.", sagte der Vampir und musterte mich. Seine tiefe und raue Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken, was ich mir jedoch nicht anmerken ließ.
Der Vampir war ein ganzes Stück größer wie ich, hatte silberne Haare die ihm bis zur Brust reichten, leuchtende Augen, eine gerade Nase und volle, geschwungene Lippen.
Seine Gesichtszüge waren eher feminin, doch obwohl ich eher markantere Gesichtszüge bevorzugte, gefiel es mir.
Er sah nicht älter aus als neunzehn, doch ich wusste das der Schein trog. Er musste bereits über fünfhundert Jahre alt sein.
Er hob die Hand und strich über meine Wange und erst da bemerkte ich das einer der Amissâ einen Schnitt auf meiner Wange hinterlassen hatte.
Der Vampir vor mir strich mit dem Daumen über den Schnitt, dann führte er den Finger an seinen Mund.
"Die Kleine sieht nicht nur scharf aus...", ertönte es leise neben meinem Ohr, "Nein, ihr Blut ist auch genauso wild wie sie."
Ein weiterer Krieger tauchte aus dem Nichts auf. Er schien das komplette Gegenteil von dem anderen zu sein, denn seine Haare waren tiefschwarz, hatten jedoch einen leichten Violettschimmer und waren etwas länger als die des anderen. Seine Augen waren himmelblau und seine Gesichtszüge markant.
Ich erkannte sofort das er ein Mann war der das Risiko liebte. Noch dazu schien er eine Schwäche für Frauen zu haben...
"Sie wird sterben...", sagte plötzlich eine weitere Stimme aus dem Ende der Gasse.
Ein Krieger mit kurzen braunen Haaren und grünen Augen kniete neben der jungen Frau und sah zu uns hinüber. Dann tauchte ein weiterer Vampir auf. Er ging zur Frau die noch immer auf dem Boden kauernd wimmerte.
"Du bist ein echter Scherzkeks, Caspar.", murmelte der schlacksige Krieger und richtete seine braunen Augen auf die Frau.
"Hilf ihr gefälligst.", knurrte er und sah dann in meine Richtung.
"Was macht ihr da?", fragte er an die Krieger vor mir gewandt und schob die Hände in die Taschen seiner ausgebleichten Jeans.
Der mit den silbernen Haaren schien mir ein ruhiger und nachdenklicjer Typ zu sein.
Der Krieger mit den schwarzen Haaren war definitiv ein Macho. Caspar schien ein lustiger Kerl gewesen zu sein, wie sein Name schon verriet. Der schlacksige war wohl ein Typ der an allem etwas auszusetzen hatte. Das Kribbeln welches ich spürte ging von dem silberhaarigen aus, er war also zweifellos der Älteste und hatte somit das Sagen.
"Wir bewundern nur diese junge Dame hier und dessen Blut. Du solltest deinen Arsch mal hier rüber bewegen, dann wüsstest du wovon ich spreche!", sagte der Macho grinsend und legte dann seinen Arm um meine Taille.
Ich fackelte nicht lange, packte seinen Arm, verdrehte ihn, drücke den Krieger zu Boden und hielt ihm die Klinge meines Schwertes an den Hals.
Kapitel 3:
"Du hast verdammtes Glück das ich lediglich Amissâ töte und keine Krieger!", knurrte Jade mit rauer Stimme und lächelte als sie kaltes Stahl an ihrer zarten Haut am Hals spürte.
"Geschwisterliebe, hm?", sagte sie spöttisch und ignorierte das Zucken ihrer Mundwinkel. Jade spürte das Kribbeln so stark, als ob es von ihr selbst kommen würde.
Doch es kam von dem Krieger der hinter ihr stand und ihr seinen Dolch an den Hals hielt.
Es überraschte ihn das sie erkannte das sie Geschwister waren, doch wie immer ließ er sich seine Gefühle nicht anmerken.
"Ich mag es nicht wenn man ihnen oder mir zu nahe kommt.", sagte er monoton und wartete darauf das sie das Schwert zurücknahm.
"Dito.", erwiderte sie ebenso monoton. Sie änderte nichts an ihrer Position, nein, im Gegenteil, sie packte sogar noch fester zu.
"Lass ihn los.", knurrte der Krieger nun deutlich wütend.
"Ich würde nicht mit dir tauschen wollen, Shivo.", sagte Caspar, der neben der Fau kniete. "Keine Ahnung warum aber mein Gefühl sagt mir das sie verdammt gefährlich ist."
"Ich muss zugeben die Sache hat was!", sagte Shivo der vor Jade kniete und nun grinste.
Jade dachte kurz nach, dann ließ sie Shivo mit einer Hand los. Das Schwert lag immer noch an seiner Kehle, doch mühelos packte sie den Krieger hinter ihr mit der anderen Hand und warf ihn zu Boden.
"Mich zu unterschätzen wäre so ziemlich das dümmste was man machen kann.", sagte sie monoton und nahm ihre Hände langsam weg.
"Gin, was denkt sie?", fragte Caspar an den blonden Vampir gewandt.
Jade richtete ihren Blick nun auf ihn und ließ es zu, dass sich ihre Lippen zu einem selbstsicheren Lächeln verzogen.
Nach kurzer Stille riss Gin die Augen auf.
"Zen...glaubst du mir wenn ich sage das ich ihre...", flüsterte er und gab somit zu verstehen, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte.
Jade wandte sich ab und entfernte sich. Als sie das Ende der Gasse erreicht hatte schaute sie noch einmal zurück und blickte in die überraschten und verdutzen Gesichter der Krieger. Dann verschwand sie entgültig.
"Heilige Scheiße, wer war das?", knurrte Gin und fuhr sich mit der Hand durch die blonden, kinnlangen Haare.
"Mir egal wer sie war, dieses Weib ist ganz nach meinem Geschmack!", lachte Shivo.
Seine himmelblauen Augen richteten sich nun auf Zen der seit dem Vorfall am gestrigen Abend nichts mehr gesagt hatte.
"Mir scheint als hätte sie dir den Kopf verdreht.", sagte Shivo nun leiser als zuvor, lachte aber immer noch.
Zen strich sich einige seiner silbernen Strähnen aus dem Gesicht und knurrte.
"Soll das ein Scherz sein? Wenn ja hätte ich erwartet das der von Caspar kommt. Aber um deine Frage zu beantworten: Nein! Einer der Amissâ den sie getötet hat, war eine Informationsquelle, ich habe das ungute Gefühl das es nicht das letzt Mal war, dass sie uns dazwischengefunkt hat."
"Ich bin der Meinung das wir sie beschatten sollten. Wir haben weder eine Ahnung wie sie heißt, noch wer ihr Auftraggeber ist oder aus welchem Grund sie überhaupt auf die Jagd geht. Hinzu kommt das ich ihre Gedanken nicht lesen kann und das behagt mir nicht.", brummte Gin und lehnte sich zurück.
Caspar zog die Brauen hoch, seine grünen Augen wurden dunkler.
"Du willst ihr hinterherspionieren? Schön und gut aber weißt du wo sie sich zur Zeit
befindet? Außerdem besteht das Risiko das sie uns bemerkt. Ich bin mir nicht sicher was passiert wenn sie uns dann gegenübersteht."
"Die Entscheidung liegt bei dir, Zen, also was willst du tun?", fragte Shivo an Zen gewandt und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Dieses Mädchen ist die beste Jägerin der ich je begegnet bin. Ihr Blut ist einzigartig,
der Duft ist so intensiv das es kein Problem sein wird sie aufzuspüren. Ich bin mir sicher das sie uns spüren wird aber sie sagte das sie keine Krieger tötet. Ich glaube da hat sie die Wahrheit gesagt. Wir werden sie suchen und im Auge behalten. Ich kann es nicht riskieren noch mehr Informationen zu verlieren."
Das Gespräch war beendet. Zen erhob sich und verließ den Raum.
Er wusste nicht ob die Entscheidung die er getroffen hatte die Richtige war...
Jade ließ sich in das heiße Wasser der Badewanne sinken und schloss die Augen.
Mit diesem Bad wollte sie bezwecken das sie sich entpannt, doch immer wieder kamen ihr die vier Krieger in den Sinn. Zen, Shivo, Gin und Caspar.
Sie dachte über jeden eine Weile nach und kam zu dem Entschluss, dass Zen ihr mehr Gedanken bereiten sollte als die anderen drei.
Er hatte kaum etwas gesagt, doch die wenigen Worte die seinen Mund verlassen hatten reichten aus um ihr zu zeigen, dass er sehr distanziert war und versuchte seine Gefühle vor anderen zu verbergen. Sie musste sich eingestehen das es sie reizte.
Sie wollte wissen wie er wirklich war. Jade wusste das er anders war als er vorgab zu sein. Sie glaubte gewiss nicht das er immer einen kühlen Kopf bewahrte.
Viel mehr glaubte sie das er leicht aus der Haut fuhr, aggressiv war und nicht mit sich spielen ließ.
Jade lächelte diabolisch.
Ich werde dich schon noch aus der Reserve locken, keine Sorge
., dachte sie und tauchte unter.
Kapitel 4:
"Ich hätte nicht erwartet das sie zur Schule geht.", murmelte Gin und beobachtete vom Dach der Sporthalle aus wie sie das Hauptgebäude der Akademie betrat.
Die anderen drei Krieger hatten seine Gedanken gehört und antworteten ihm.
Ich lese gerade ihre Schulakte
..., hörten Zen, Shivo und Gin in ihren Köpfen.
Nicht zu fassen aber wirkliche Informationen sind das nicht
..., ertönte es dann.
Ihr Name ist Jade Davies. Sie ist fast siebzehn und seit einigen Monaten auf dieser Schule. Scheinbar haben sie nicht herausbekommen woher sie kommt und was sie hier in der Stadt zu suchen hat. Sie steht in jedem Fach auf einer eins, selbst in Hauswirtschaft
...
Shivo lachte, machte sich jedoch keine Gedanken das ihn die Schüler um ihn herum hören würden. Wie eine Eule saß er auf einem Baum und schaute über den Campus.
Hauswirtschaft?
, dachte Shivo lachend. Scheint als wäre sie auch eine gute Hausfrau.
Sonst noch etwas
?, ertönten Zens Gedanken. Sie klangen wie immer. Monoton und herzlos.
Nein
., kam es von Caspar zurück.
Was hast du nun vor
?, fragte Shivo und blickte abermals über den Campus.
Für einen Moment herrschte Stille in ihren Köpfen, doch dann meldete Zen sich.
Wir bewachen die Akademie von allen vier Seiten, früher oder später werden wir sie sehen.
Ich will wissen wie sie sich in dieser Umgebung verhält
.
Die anderen drei Krieger waren einverstanden und hielten Ausschau. So oder so würden sie sie entdecken...
"Jade!"
Ich verkniff mir meinen Seufzer und drehte mich mit ausdrucksloser Miene um.
"Was gibts?", fragte ich ruhig und musterte Cora die irgendwie anders als sonst aussah. Ihre blonden Haare waren noch blonder wie sonst...
"Es geht um...dich...", sagte sie zögerlich.
"Um mich?", wiederholte ich und zog die Brauen hoch. Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte mir man meine Überraschung ansehen.
Cora nickte.
"Ja. Es gibt da einen Jungen...", sagte sie erneut zögernd.
Ich hob die Hände und wurde lauter. Lauter als ich gewollt hatte.
Wütend trat ich auf den Campus hinaus.
"Sei bloß still! Ich will garnicht wissen wer hinter mir her ist. Ich habe genug um die
Ohren, da kann ich einen Kerl nicht gebrauchen!"
Am Anfang war es nur ein Zischen, gewesen doch je weiter ich kam desto lauter wurde ich, bis meine Stimme in ein Schreien überging.
Cora ließ sich dadurch nicht erschrecken und hob beschwichtigend die Hände.
"Ist ja gut. Aber vielleicht solltest du ihn dir ersteinmal ansehen. Er sieht wirklich gut
aus. Seine grauen Augen sind einfach der Wahnsinn! Außerdem ist er ziemlich interessiert an dir."
Nach den Worten "graue Augen" schoss mir das Bild des Kriegers in den Kopf.
Zen...
, erinnerte sie sich. Schäumend vor Wut sah sie Cora an.
"Wir sind keine Freunde, Cora.", knurrte ich laut. "Also spar dir deine Versuche jede Frau auf dieser Schule zu verkuppeln!"
Nach diesen Worten stapfte ich davon, Richtung Sporthalle.
Siehst du sie
?, fragte Shivo an Zen gewandt.
Ich sehe sie nicht nur, ich höre sie sogar...
Zen konnte das Gespräch verfolgen. Die Blondine hatte ihr gesagt das jemand was von ihr wollte, doch scheinbar war sie alles andere als begeistert davon.
"Wir sind keine Freunde...", hatte sie gesagt.
Es war also klar das sie keine Freunde hatte. Vielleicht war das der Grund für ihre kalte und herzlose Art...
Zen verschloss seinen Geist, sodass niemand mehr in sein Innerstes Blicken könnte. Niemand würde seine Gedanken hören.
Er fing an nachzudenken.
Wenn sie in der Schule schon keine Freunde hatte, hatte sie dann überhaupt eine Familie? Was war der Grund dafür das sie so grausam und herzlos war? Hatte sie etwas schreckliches erlebt oder war sie schon immer so gewesen?
Zen stellte sich vor wie er sie küsste und sie zwang ihm alles über sich zu verraten.
Plötzlich erschauderte er. Es reizte ihn tatsächlich!
Langsam aber sicher wurde ihm klar, das Shivo garnicht mal so unrecht hatte.
Die Frau die auf den Namen Jade Davies hörte faszinierte ihn. Noch nie war er einer Frau begegnet die so war wie sie. Jade war zwar mit Abstand die schönste und sexieste Frau die er in seinem ganzen Leben gesehen hatte, doch nicht nur ihr Aussehen trieb ihn in den Wahnsinn. Nein. Es war ihr Blut das ihn so in Rage brachte. Schon diesen Duft zu riechen gab ihm ein Wahnsinnsgefühl, doch er hatte das Glück sogar kosten zu dürfen.
Ihr Blut war würzig und sinnlich, ganz wie es zu ihr passte. Doch der Nachgemack ihres Blutes war süß. Zu süß. Er erschauderte erneut als er daran dachte wie er seinen Daumen an den Mund geführt hatte um zu kosten. Himmel, diese Frau war der Wahnsinn!
Zen beobachtete wie sie zur Sporthalle ging, doch kaum hatte sie ihre Hand an den Türgriff gelegt hielt sie inne. Sie schaute sich um und Zen begriff, dass sie ihn und seine Brüder bemerkt hatte. Mit zuckenden Mundwinkeln betrat sie die Halle.
Gefällt dir was du siehst?
, ertönte ihre Stimme plötzlich in seinem Kopf. Der Spott war herauszuhören.
Habt ihr das gehört?
, dachte Zen an seine Brüder gewandt.
Was meinst du?
, antwortete Gin.
Zen war der einzigste der ihre Naricht bekommen hatte.
Nichts
., dachte Zen. Jade wollte mit ihm spielen, doch er fand dieses Spiel alles andere als lustig!
Ich wusste das er mich gehört hatte und verschloss mein Bewusstsein nicht, doch zu meiner Überraschung erhielt ich keine Antwort. Ich hatte also Recht, er mochte keine Spielchen! Zen war nicht alleine hier, auch seine Brüder hielten sich hier irgendwo im Hintergrund versteckt und beobachteten mich. Der grauäugige Krieger war der Anführer, er hatte den Befehl gegeben. Ich hatte also sein Interesse geweckt, soweit so gut...Ich beschloss mein Innerstes zu verschließen, für den Fall, dass die Krieger auf dumme Gedanken kamen.
Der restliche Unterricht verging schnell und ehe ich mich versah, saß ich mit meinen "Eltern" am Tisch. Kein "Wie war die Schule?", kein "Was hast du heute vor?", keine Liebe und kein Interesse. Ich spürte die Anwesenheit der vier Vampire, ignorierte sie jedoch.
"Werdet ihr heute Abend zu Hause sein?", fragte ich monoton und legte das Besteck zur Seite. Ich bekam keine Antwort.
"Sam, Mary! Seid ihr heute Abend zu Hause?", fragte ich deutlich lauter und wütender als zuvor. Sie bemerkten den Nachdruck und schauten auf.
"Natürlich nicht!", antworteten beide gleichzeitig aufs höchste empört.
"Dacht ich mir...", murmelte ich und freute mich insgeheim darauf, dass ich meinem Vorhaben für heute nachgehen konnte.
Kapitel 5:
Zen fuhr sich unbewusst mit der Zunge über die Lippen als er sah wie Jade das Haus verließ. Sie sah...anders aus. Statt ihrer düsteren Kleidung trug sie jetzt eine grüne, kurzärmlige Tunika mit Rundhalsausschnitt. Ihre Taille wurde durch einen breiten schwarzen Gürtel betont. Ihre langen Beine steckten in einer gänzenden schwarzen Leggings und durch die Pumps an ihren Füßen wurde sie noch größer.
Zen musste an Dinge denken von denen seine Brüder besser nichts mitbekommen durften, er war dankbar dafür das er beschlossen hatte alleine auf "die Pirsch" zu gehen.
Plötzlich blieb Jade stehen. Zen erstarrte, entspannte sich jedoch wieder als er sah, dass sie die silberne Clutch in ihrer Hand öffnete und darin herumwühlte.
Sie ging weiter und als sie aus seinem Sichtfeld verschwand, beschloss er seine Fähigkeit einzusetzen. Er schaffte es sich unsichtbar zu machen und ging in die Richtung, in der auch die junge Frau gegangen war...
Ich spürte das Kribbeln in der Luft und wusste das er mir folgte. Ich lächelte kurz, wurde aber wieder ernst als ich vor dem "Tropic" - einem Nachtclub - stehen blieb.
Ein alter Bekannter hatte mich hierher gebeten und gesagt er hätte einen Auftrag für mich. Allerdings zweifelte ich daran. Ich nahm nicht oft Aufträge an, doch wenn, dann bestellte mich der Klient immer an einen Ort wo man den Vertrag nicht nachweisen konnte. An einem Ort wie diesen jedoch würde jeder sehen, und hören können wie wir den Vertrag schlossen.
Ich hatte vorsichtshalber ein Messer mitgenommen, ich wusste nicht ob ich es gebrauchen würde.
Zielsicher betrat ich den Club und erstarrte als ich sah was für eine Art Club es war.
Ich hatte noch nie Interesse daran gehabt die ganze Nacht lang irgendwo feiern zu gehen, denn ich hatte meinen Spaß damit Amissâ zu töten.
Doch jetzt sah ich, dass das was sich vor mir befand, nicht gerade "feierlich" aussah.
Überall in dem großen Raum befanden sich kleine Sitzgruppen die durch dünne Wände getrennt wurden. In jeder dieser Sitzgruppen befanden sich Männer und Frauen die ihren Spaß hatten. Doch ich meinte nicht den üblichen Spaß. Nein, es war sexueller Spaß...Die Lounge war in dunkles, rotes und violettes Licht getaucht und ruhige Musik drang leise aus den Ecken.
Warum folgst du mir?
, dachte ich an den Krieger hinter mir gewandt. Ich konnte ihn nicht sehen, doch ich wusste das er da war.
Ich bekam keine Antwort und lächelte leicht.
Bist wohl schüchtern, was?
, dachte ich zart lachend und ging auf die Sitzgruppe zu in der sich niemand befand.
Jade erhob sich und ergriff die Hand die der junge Mann ihr entgegenhielt.
"Lang ist´s her.", sagte sie und küsste Ian links und rechts auf die Wange.
"Drei Jahre sind vergangen und du bist noch hübscher geworden", sagte er mit tiefer Stimme.
"Setz dich." sagte er lächelnd und wies sie auf den weinroten Sessel aus dem sie sich eben erhoben hatte. Sie nahm Platz und überschlug die Beine.
"Du brauchst also meine Hilfe...", sagte sie amüsiert und lächelte. Ian nahm gegenüber von ihr Platz und erwiederte ihr Lächeln.
"Immer noch so direkt wie damals."
Zen der das Geschehen aufmerksam beobachtete fühlte sich hilflos. Es irritierte ihn das Jade scheinbar mal etwas mit diesem Mann gehabt hatte.
"Ja, ich brauche deine Hilfe.", sagte Ian fast schon verzweifelt.
"Schieß los.", sagte Jade nun monoton und wartete darauf das er sein Anliegen schilderte.
"Ich war vor wenigen Wochen auf einer Geschäftsreise. Leider sind wichtige
Informationen an die Außenwelt gelangt. Ein paar Amissâ haben Wind davon bekommen. Ich bin den Schweinen schon begegnet und nach ihrem Wesen und Verhalten her würde ich sagen, sie stehen unter einem Bann. Es war offensichtlich
das sie dem Willen eines anderen unterstanden. Ich will das du sie tötest, die Informationen sind unheimlich wichtig und streng geheim."
Jade blieb still und beobachtete wie Ian mit der Hand durch sein dunkelbraunes Haar fuhr. Seine blauen Augen hatten jeglichen Glanz verloren.
Jades Mundwinkel zuckten.
"Du willst also das ich die Amissâ und alle anderen denen die Informationen zu Ohren
gekommen sind, töte?", fragte sie kühl und schaute den Mann mit blizenden Augen an.
Zen erschauderte. Ihr Anblick trieb ihn in den Wahnsinn. Sie war wie Feuer. Leidenschaftlich, wild und unkontrollierbar.
Ian nickte bloß.
"Was kannst du mir bieten?", fragte sie und wurde ernst.
Der Krieger, der immer noch unbeteiligt da stand, erstarrte als er sah wie der Mann sich erhob. Ian ging um den kleinen Tisch herum zu Jade und stütze sich links und rechts mit den Armen an den Armlehnen des Sessels ab.
"Ich biete dir spezielle...
Dienstleistungen.", sagte er leise.
Zen unterdrückte das Knurren welches aus seiner Kehle dringen wollte. Der Kerl bietete ihr wirklich Sex an?
Jade blieb still und ließ zu, dass Ian sie küsste. Es war ein kurzer Kuss. Kurz und unheimlich bitter. Zen stand kurz davor seine Beherrschung zu verlieren. Er hatte keine Ahnung warum sein Körper so heftig reagierte, doch er schaffte es sich zur Besinnung zu rufen. Er hatte kein Interesse an der Frau. Er war zwar fasziniert, doch mit Gefühlen hatte das rein garnichts zutun. Er wollte so viel wie möglich über sie herausfinden, doch das nur für seine Zwecke. Er konnte nicht zulassen das sie Amissâ tötete die für ihn wertvoll waren!
"Ich hasse Whiskey...", murmelte Jade und leckte sich die Lippen.
"Und?", drängte Ian sie. Zen hatte das Bedürfnis dem Kerl eine zu verpassen, doch er ließ es bleiben. Er sah keinen Grund dazu sich in das Leben dieser Frau einzumischen.
Jade schob ihn zurück und erhob sich.
"Nein.", sagte sie monoton und ging an ihm vorbei. Wie nicht anders erwartet folgte er ihr.
"Was soll das heißen, nein? Du kannst mich doch nicht einfach so im Stich lassen."
Jade blieb stehen und drehte sich um. Sie zog ihre perfekt geschwungenen Brauen nach oben.
"Hast du wirklich gedacht du könntest zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Dachtest du, du würdest deine Feinde loswerden und gleichzeitig die Frau deiner Träume zurückbekommen? Vergiss es, Ian, auf soetwas lasse ich mich nicht ein. Ich habe keine Lust darauf dein Spielzeug zu sein. Außerdem ist es offensichtlich das du wieder mit dem Trinken angefangen hast. Für mich ist das noch ein Grund mehr den Auftrag abzulehnen. Aber...", sie zögerte kurz.
"Jedoch würde es mich interessieren wer die Amissâ kontrolliert."
Ian seufzte.
"Asmodeus.", sagte er bloß und verschränkte die Arme vor der Brust.
Zen erstarrte. Guter Gott, Asmodeus? Das war der Dämon der ihm all diese Probleme bereitete.
Jade...
, dachte Zen und hoffte sie würde ihn hören.
Das Kribbeln, welches in der Luft lag, wurde von einer Sekunde auf die andere stärker und Jade glaubte, dass der Krieger ihr etwas sagen wollte. Sie beschloss die Barrikade in ihrem Inneren aufzuheben und spannte sich sofort an, als sie seine Stimme hörte.
Was ist?
, dachte sie und hoffte, Ian würde nicht bemerken das sie ein weiteres Gespräch führte.
Du musst den Auftrag annehmen. Asmodeus ist der schlimmste Dämon der je existiert hat. Er muss getötet werden.
Jades Mundwinkel zuckten als sie Zens erboste Stimme in ihrem Kopf hörte.
Ich muss?
, dachte sie belustigt. Soll das heißen du und deine Krieger seid alleine nicht in der Lage ihn zu erledigen?
Eine Weile herrschte Stille, doch dann erklang seine Stimme erneut.
Wie ich bereits sagte ist er der schlimmste Dämon der je existiert hat.
Jade schloss für einen kurzen Moment die Augen und seufzte. Sie errichtete wieder eine Barrikade und wandte sich an Ian.
"Weißt du wo sich die Amissâ zurzeit aufhalten?", fragte sie ernst.
Ian nickte.
"Im Notre Dame ein paar Straßen weiter."
Jade hob die Hände um sie dann wieder fallen zu lassen.
"Na großartig.", murmelte sie. Sie konnte es gerade noch akzeptieren hierher gekommen zu sein, doch das sie jetzt auch noch in ein Bordell gehen musste passte ihr ganz und garnicht.
"Wenn du willst kann ich dich begleiten.", riss Ian sie aus den Gedanken und fasste sie an der Hand. Knurrend zog sie sie zurück. Sie wandte sich ab.
"Nicht nötig.", sagte sie bloß und verließ das Tropic.
Sobald die große Tür hinter ihr ins Schloss fiel, tauchte Zen neben ihr auf.
"Ich werde dich begleiten.", sagte er bloß und ging voran.
Kapitel 6:
"Warum sollte ich dir helfen?", fragte jade monoton als sie den Krieger eingeholt hatte.
Zen warf ihr einen kurzen Blick zu.
"Weil Asmodeus den Kriegern Probleme bereitet. Die Amissâ die unter seinem Schutz
stehen sind unglaublich mächtig. Selbst meinen Brüdern geht langsam die Puste aus. Wir konnten herausfinden das Amsodeus sich die Stadt unter den Nagel reißen will."
Jade ballte die Hände zu Fäusten und schaute zu ihm auf.
"Ist das wahr?", knurrte sie. Zen nickte.
"Ja. Er hat bereits einige wichtige Staatsleute ermorden lassen."
Jade lächelte diabolisch.
"Schön und gut. Aber warum soll ausgerechnet ich dabei behilflich sein?"
Zens Mundwinkel zuckten.
"Das hat zwei Gründe.", begann er zart lächelnd. "Erstens bist du mit Abstand die
beste Jägerin weit und breit. Und zweitens hast du bei unserer ersten Begegnung einen Amissâ getötet der zu Asmodeus gehörte und somit Informationen hatte. Du bist also Schuld daran das meine Brüder und ich keinen Schritt weiter gekommen sind. Du wirst also sicher verstehen das ich darauf bestehe das du diesen Fehler wieder gut machst."
Sie lachte, sehr zur Überraschung von Zen. Ihr Lachen klang düster und erotisch, ganz so wie er es an einer Frau mochte.
"Gutes Argument.", lachte sie leise und warf ihm einen Blick zu.
"Verrätst du mir nun warum ihr mich immer beobachtet?", fragte sie leise und zog eine Braue hoch.
Seit vielen Jahren hatte Zen nicht mehr gelacht, doch nun gelang es ihm zu grinsen.
"Wir konnten nicht riskieren weitere Informationsquellen zu verlieren. Das verstehst
du doch, oder?"
Sie nickte.
"Selbstverständlich."
Das Bordell vor dem sie nun standen war nicht zu übersehen. Skandalöse Graffitis zierten die Wände des großen Hauses. Über der Tür leuchtete ein Schild mit der Aufschrift Notre Dame
. Aus dem Inneren des Hauses drangen Musik und Stimmen.
"Warst du schon einmal in einem Bordell?", fragte Jade nebenbei als sie die Stufen hochging. Zens Mundwinkel zuckten erneut.
"Ja. Aber das ist schon mehrere Jahrhunderte her."
"Wie alt bist du denn?", fragte sie in verführerischem Tonfall und öffnete die Tür.
"Sechshunderachtunddreißig.", sagte Zen monoton.
Sie betraten das Bordell selbstbewusst und schauten sich um. Der Geruch von Zigaretten und Alkohol strömte ihnen entgegen. Die Wärme in diesem Raum war unerträglich, fand Jade, doch Zen spürte es nicht. Sex lag in der Luft und Jade fühlte sich sichtlich unwohl. Sie ließ sich ihre Unsicherheit nicht anmerken und ging voran. Kaum hatte sie einen Schritt gemacht packte Zen sie an der Schulter.
"Ich kümmere mich darum.", sagte er bloß und ging voran, auf direktem Wege zur Theke. Überrascht sah sie ihm hinterher. Sie mochte es nicht wenn man ihr Befehle gab, doch dieses Mal blieb sie still. Sie folgte ihm zu einer Art Theke, an der eine Frau saß.
Die meisten konnten sie wahrscheinlich für hübsch halten, doch Jade hätte ihren Blick am liebsten wieder abgewandt. Die Frau hatte eine solch gebräunte Haut, dass es offensichtlich war das sie ins Sonnenstudio ging. Ihre Haare waren tiefschwarz und ihre Augenbrauen bildeten eine dünne geschwungene Linie.
Ihre Augen waren braun und glanzlos. Sie waren schwarz umrandet und ihre Lippen glänzten in einem grellen Pink.
Die Frau die offensichtlich nicht älter sein konnte als fünfundzwanzig trug eine Bluse. Die obersten vier Knöpfe waren offen und entblößen ihr pralles Dekolltee.
Jade mochte diese Frau schon jetzt nicht und als sie sah das Zens Augen begannen zu funkeln, ballte sie ihre Hände unauffällig zu Fäusten.
Es war nicht so das Jade an Zen interessiert war, doch sie konnte nicht fassen das ihm diese Art von Frau tatsächlich gefiel.
"Weißt du wie die drei heißen?", fragte Zen plötzlich und riss Jade somit aus den Gedanken.
"Nein.", sagte sie monoton und schaute sich unauffällig um. Sie fühlte sich schrecklich.
Zen wandte sich an die Frau hinter der Theke.
"Entschuldigen Sie aber wir suchen drei Herren, wissen sie vielleicht . . ."
Weiter kam er nicht denn die Frau machte eine abfällige Handbewegung und unterbrach das kauen auf ihrem Kaugummi.
"Wenn Sie diese eingebildeten drei Herren in der Lounge meinen, dann ja. Die Kerle sind schon seit gestern hier und vögeln eine nach der anderen. Es freut mich ja das die
Damen dadurch gut verdienen aber was zu viel ist, ist zu viel! Die Lounge befindet sich
hinter dem Vorhang dort."
Die Frau machte eine weitere Bewegung und deutete auf einen kaminroten Vorhang aus Samt.
Zen und Jade warfen sich einen kurzen Blick zu.
"Sie kennen nicht zufällig die Namen der drei Herren, oder?", fragte Jade monoton.
Die Frau schüttelte den Kopf.
"Sie wollten ihre Namen nicht verraten."
Jade nickte kurz und ging auf den roten Vorhang zu.
"Willst du ernsthaft da hinein?", fragte Zen und trat an ihre Seite.
"Was kann denn daran so schlimm sein?", fragte sie mit hochgezogenen Brauen.
"Männlein und Weiblein haben ihren Spaß ja und? Ich bin alles andere als prüde, Zen."
Sie warf ihm einen erneut Blick zu und spürte das Verlangen in sein Innerstes zu blicken, doch um das zu können müsste sie auch ihr Bewusstsein vor sich ausbreiten müssen. Und das konnte sie nicht riskieren.
Sie schob den Vorhang zur Seite und erstarrte als sie das Bild vor sich regestriert hatte.
Drei Männer, die sich ziemlich ähnlich sahen, saßen auf einer großen Couch. Nackt verstand sich. Um ihnen herum räkelten sich die verschiedensten Frauen. Einige hübsch, andere weniger hübsch. Manche hatten große Brüste, andere kleine. Alle Frauen hatten jedoch eines gemeinsam. Das einzige was sie an ihrem Leibe trugen, war ein Tanga.
"Männer...", murmelte Jade und schüttelte den Kopf. Sie ging auf die drei Herren zu und schaute kurz über ihre Schulter.
"Komm schon. Lass uns den Herren den Spaß verderben."
Zen jedoch schüttelte den Kopf.
"Nein. Geh raus und warte vor der Tür. Ich erledige das."
Der Tonfall in dem er das sagte ließ Jade stutzen.
"Ich lasse mir keine Befehle erteilen!", sagte sie nun nicht mehr monoton, sondern zickig. Mit Zorn in den Augen schaute Zen sie an. Die Macht die von ihm ausging jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
"Du gehst raus und wartest dort, hast du verstanden?"
Jade verschränkte die Arme und sah den Krieger herausfordernd an.
"Warum? Hast du etwa auch vor dich ein wenig zu amüsieren?", schelmisch grinste sie ihn an. Zen bemerkte den Unterton in ihrer Stimme. Diese Frau war ganz nach seinem Geschmack. Es war offensichtlich das sie die Herausforderung liebte. Zen ließ zu das sich seine Lippen zu einem düsteren Lächeln verzogen.
"Wie kommst du darauf? Wenn ich meinen Spaß haben will würde ich dich fragen!"
Einen Augenblick lang trat ein verdutzter Ausdruck in Jades Gesicht. Doch sie hatte sich schnell wieder gefasst.
"Na wenn das so ist, seh zu das du mich fragst!", sagte sie grinsend. Zen lachte. Er lachte tatsächlich! Jades Grinsen verwandelte sich in ein bezauberndes Lächeln.
"Du solltest viel öfter lachen.", sagte sie zart und wandte sich ab.
"Also gut", sagte sie dann. "Dann mach du mal. Ich warte draußen."
Ich hockte mich auf die Stufen vor dem Bordell und dachte nach. Der Krieger reizte mich immer mehr. Zum ersten Mal hatte ich den Krieger lachen hören. Es war ein atemberaubendes Lachen. Leise und kehlig, ganz so wie ich es an einem Mann mochte.
Ich war verblüfft gewesen als er sagte, dass er mich fragen würde, wenn er sich amüsieren wollte. Der sonst so ernste Vampir konnte auch mal ganz humorvoll sein.
Ein diabolisches Lächeln umspielte meine Mundwinkel. Ich hatte ihn schon aus der Reserve gelockt, mal sehen wie weit ich noch gehen konnte.
Nachdem ich eine Weile nachgedacht hatte, ging die Tür hinter mir plötzlich auf.
Zen und einer der Amissâ traten heraus.
Als ich den Amissâ betrachtete spürte ich Wut in mir aufsteigen.
"Ich will ihn töten!"
Die Worte kamen wie von selbst aus meinem Mund. Zen zog überrascht die Brauen hoch, wurde aber sofort wieder ernst.
"Tut mir leid aber du musst dich noch ein wenig gedulden. Wir brauchen ihn noch."
"Was ist mit den anderen beiden?", fragte ich nun und sah Zen an. Der jedoch grinste bloß. Ich stieß ein kurzes Knurren aus.
"Nur weil du der Krieger bist heißt es nicht, dass du auch den ganzen Spaß abkriegst."
"Höre ich da etwa Eifersucht aus dem Munde der Jägerin?" Zens Mundwinkel zuckten.
Ich grinste.
"Träum weiter!"
Kapitel 7:
"Uh, wir haben Besuch!"
Shivo erhob sich und ging auf Jade zu, die neben Zen den Technikraum betrat.
Shivo ergriff ihre Hand und küsste sie. Jade zog eine Braue hoch und wollte etwas sagen, doch Zen kam ihr zuvor.
"Hör mit diesem Blödsinn auf, Shivo!", sagte er streng. Mit einem Augenzwinkern wandte Shivo sich ab und ließ sich wieder auf seinem Platz nieder.
"Ihr werde sie mit Respekt behandeln. Habt ihr verstanden?", knurrte Zen nun und schaute die Krieger der Reihe nach an. Gin kniff die Augen zusammen.
"Was hat sie hier zu suchen?", knurrte er und warf ihr einen verärgerten Blick zu. Jade verkniff sich ihr Grinsen und ging auf den Tisch zu.
"Was glaubst du denn warum ich hier bin?", fragte sie selbstsicher und setzte sich auf den einzigen, noch freien, Stuhl. Zen zog die Brauen hoch.
"Verzeihung aber das ist mein Platz."
Jade schloss die Augen und hob die Beine um sie dann auf dem Tisch niederzulassen.
"Das ist die Strafe dafür das du mir Befehle erteilt hast und die Amissâ ohne mich getötet hast!", sagte sie schnippisch.
Gin entblößte seine Reißzähne.
"Was erlaubst..."
Weiter kam er nicht, denn er wurde von Zens Lachen unterbrochen. Verwundert schauten die Krieger ihren Anführer an. Jade lächelte.
"Freut mich das du meinen Rat beherzigst.", sagte sie und schaute dann Gin an.
"Ich bin hier um euch zu helfen."
Gin riss die Augen auf.
"Wobei zum Teufel willst du uns helfen?", knurrte er und blitzte sie mit funkelnden, braunen Augen an. Jades Lächeln ging in eine Art zufriedenes Grinsen über.
"Zen besteht darauf, dass ich meinen Fehler von letztens wieder gut mache."
Zen schaltete sich ins Gespräch ein.
"Durch einen...Zufall habe ich mitbekommen das sie einige Amissâ töten muss, da sie Informationen besitzen. Sie sind die Untergebenen von Asmoedeus, er muss also ebenfalls getötet werden."
Jade stieß ein kurzes Lachen aus und sah Zen mit hochgezogenen Brauen an.
"Durch einen Zufall? Du hast mit hinterher spioniert. Du hast Glück das du noch am leben bist!"
Zen lächelte.
"Du nimmst den Mund ja reichlich voll, Jägerin!"
Caspar schaute zwischen ihr und seinem Bruder hin und her.
"Ich habe dich schon seit Jahrhunderten nicht mehr Lachen sehen, mir scheint als würde dir diese Frau sichtlich gut tun."
Alle Blicke führten zu Caspar. Auch der von Jade.
"Soll das heißen er hat nie gelacht?", fragte sie deutlich verwirrt.
Shivo grinste.
"Nun ja, er nimmt seine Aufgabe als Ältester sehr ernst und glaubt in der Welt als Krieger ist kein Platz für Spaß. Caspar, Gin und ich sehen das natürlich anders."
Jade dachte einen kurzen Moment darüber nach.
"Ich gebe zu das ich sehr selten Gefühle zeige...", begann sie. "Aber selbst ich gönne
mir ab und zu ein bisschen Spaß. Ich glaube du solltest dir eine Frau suchen."
Zen sah sie überrascht an und auch die anderen Krieger blickten verdutzt drein.
"Hat sie gerade gesagt du sollst dir eine Frau suchen?", fragte Gin perplex und sah nun Zen an. Zen jedoch brachte kein Wort heraus und starrte Jade an. Ihre vollen Lippen verformten sich zu einem kleinen Lächeln.
"Ich glaube so langsam das du das letzte Mal in einem Bordell Sex gehabt hast."
Die Krieger waren schokiert. In den Millionen von Jahren war es unter den Kriegern so, dass das Thema Sex ein Tabuthema war. Doch der Frau, die auf den Namen Jade Davies hörte, schien das alles egal zu sein.
"Zum Teufel, Zen, wie kommt sie darauf?", fragte Gin und sah ihn fordernd an.
Lächelnd lehnte Zen sich gegen den Tisch.
"Ich weiß nicht. Vielleicht weil wir vor wenigen Stunden ein ähnliches Thema hatten."
Shivo schaute ebenfalls zwischen Jade und Zen hin und her.
"Ich glaube sie wäre die perfekte Frau für dich, wenn wir schon mal beim Thema sind."
Jade lächelte.
"Ich bin für jeden Spaß zu haben. Aber ich bin nicht sonderlich scharf auf eine Beziehung."
Shivos Grinsen wurde immer breiter.
"Für jeden Spaß zu haben? Also gut, ich biete dir ein tolles, einmaliges Erlebnis!"
Jade zog eine Braue nach oben, dann grinste sie, erhob sich und ging zu Shivo, der ihr gegenüber saß.
Sie fasste unter sein Kinn und hob sein Gesicht an, sodass er gezwungen war sie anzusehen. Dann küsste sie ihn. Shivo hatte dieses Handeln von ihr nicht erwartet und stöhnte als ihre Zunge über seine Unterlippe fuhr.
"Heilige Scheiße!", entfuhr es ihm als sie sich von ihm zurückzog.
Grinsend lehnte sie sich an den Tisch.
"Warum so überrascht?", schmunzelte sie.
"Wie alt bist du?", fragte er fast schon keuchend und musterte sie. Sein Blick blieb an ihrem Dekolltee hängen.
"Fast siebzehn.", antwortete sie leise lachend.
"Du küsst als hättest du Jahrhunderte lange Übung!"
Sie stieß sich vom Tisch ab und ging auf die Tür des Raumes zu.
"Wie ich Zen schon gesagt habe, ich bin alles andere als prüde."
Als sie an der Tür angekommen war drehte sie sich noch einmal um.
"Wenn ihr mich sucht ich bin in der Bibliothek. Ich bin neugierig."
Lächelnd verschwand sie.
Zen war nicht in der Lage sich zu bewegen. Immer noch regungslos starrte er auf die Stelle, an der Jade noch eben stand.
Warum hat sie das getan?, dachte er und versuchte seinen Körper in den Griff zu bekommen. War das nur ein Spaß von ihr? Wollte sie ihn etwa eifersüchtig machen?
"Zen!", Gin knurrte schon, doch der Krieger achtete nicht auf ihn.
Habe ich da etwa die Eifersucht in deinen Augen aufblitzen sehen?
Jades Stimme die urplötzlich in seinen Kopf drang ließ ihn erneut erstarren.
Wie zum Teufel...
Weiter kam er mit seinen eigenen Gedanken nicht, denn sie funkte ihm dazwischen.
Du hast solch ein Gesicht gezogen, dass es offensichtlich war, mein Lieber.
"Zen!"
Er schreckte auf. Himmel noch mal, er hatte sich auf diese Frau eingelassen und das hatte er nun davon.
Die drei Krieger vor ihm starrten ihn verständnislos an, doch Zen ignorierte diese Tatsache und machte auf dem Absatz kehrt. Wutentbrannt verließ er den Technikraum und machte sich auf den Weg zur Bibliothek.
Kapitel 8:
Als Zen die Bibliothek betrat, stand Jade mit dem Rücken zu ihm vor einem Regal, in dem sich jegliche antike Waffen befanden, die sich all die Jahre über angestaut hatten.
"Ich hatte Recht, nicht wahr?", sagte Jade leise und drehte sich lächelnd um. Zen sah, dass sie einen Dolch in der Hand hielt. Er blieb still und verschloss sein Bewusstsein. Er wollte nicht das sie oder seine Brüder in seine Gedanken eindringen.
"Komm her.", befahl sie ihm und hob den Dolch. Sie schnitt sich in ihren Unterarm und hielt ihm die Wunde hin. Zen ging zögernd auf sie zu.
Vor ihr blieb er stehen. Dann richteten sich seine grauen Augen auf die Schnittwunde an ihrem Arm.
"Koste.", befahl sie nun und führte ihren Arm an seinen Mund.
Zen begehrte ihr Blut, doch er hatte nicht vor von ihr zu trinken. Als er nicht reagierte wurde ihr Blick fordender.
"Ich sagte koste!"
Er hatte keine Ahnung warum sie wollte das er von ihr trank, da er ihr Blut doch schon einmal gekostet hatte.
"Zen!", knurrte sie drohend.
Er schloss für einen kurzen Moment die Augen, dann schlossen sich seine Finger sanft um ihr Handgelenk. Vorsichtig legten sich seine Lippen auf ihre zarte Haut.
Er leckte das Blut, welches über ihren Arm lief ab und begann dann, an der Schnittwunde zu saugen. Doch schon nach dem ersten Schluck hatte er genug.
"In größeren Mengen ist mein Blut nicht mehr so köstlich, hm?", sagte sie leise und zog ihren Arm langsam zurück.
"Und weißt du auch woran das liegt?", fragte sie sofort, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen.
"Es ist der Schmerz.", murmelte sie und drehte sich um, um die anderen Waffen zu betrachten.
"Ich würde alles dafür tun um diesen Schmerz loszuwerden. Meistens lenke ich mich ab, zum Beispiel durch die Jagd. Doch manchmal...", sie zögerte einen Moment.
"Manchmal verletze ich andere, um meinen Schmerz in den Hintergrund zu schieben."
Der bittere Geschmack in Zens Mund trieb ihn in den Wahnsinn. Er war bitter. Unglaublich bitter!
"Warum bist du...", Zen suchte nach den richtigen Worten. "...so voller Schmerz?"
Seine Stimme war leise und rau, was Jade erschaudern ließ. Zen sah wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten.
"Das ist unwichtig.", sagte sie voller Zorn. "Wichtig ist nur, dass ich ihn los werden muss."
Jade wollte sich gerade wieder zu ihm umdrehen als sie spürte, wie eine Träne über ihre Wange lief, also rührte sie sich nicht. Doch zu früh gefreut. Zen griff nach ihrer Hand und zog leicht daran. Sie wollte sich nicht umdrehen, er spürte ihren Wiederstand.
"Jade...", sagte er sanft und schaffte es sie in seine Arme zu ziehen.
Die Kälte die von ihr ausging überrascht ihn. Sie war doch vor wenigen Stunden noch so... warm gewesen.
"Was ist passiert?", flüsterte er zärtlich und wischte ihr die Träne weg. Noch nie war er einer Frau gegenüber so zärtlich gewesen...
"Lass mich in Ruhe!", knurrte sie und schubste ihn weg. Sie durfte nicht schwach sein.
Sie durfte einfach keine Schwäche zeigen!
Sie lief an Zen vorbei, raus aus der Bibliothek, die endlosen Gänge entlang, bis sie zu ihrem Zimmer kam. Sie stürmte hinein und knallte die Tür zu.
Dann schloss sie sich ein...
Ich warf mich auf das große Bett und vergrub mein Gesicht im Kissen.
Was hatte ich getan? War ich wirklich so dumm gewesen und hatte diesem Krieger einen Teil von mir offenbart?
Tränen rannen über mein Gesicht als ich mich aufsetzte. Ich spürte wie Zen versuchte in meinen Geist einzudringen, doch ich ließ es nicht zu. Mein Blick führte durch das Zimmer, bis er an der Tür zum Badezimmer hängen blieb. Ich kletterte aus dem Bett und stolperte mehrmals auf dem Weg zum Schrank. Nachdem ich es geschafft hatte mehrere Handtücher aus einem Fach zu reißen, lief ich ins Bad wo ich mir meine Klamotten vom Leib riss und unter die Dusche sprang...
Jade war gerade in ihre Unterwäsche geschlüpft, als die Tür aufgbebrochen wurde. Zen hatte sich mit seiner Schulter gegen die Tür geschmissen. Nun standen er und die anderen drei Krieger im Raum. Jade zog eine Braue hoch.
"Ich dachte...", Zen wollte ihr erklären warum er so gehandelt hatte.
Jade hob das Handtuch, das sie benutzt hatte, vom Boden auf.
"Nasse Haare? Handtuch? Ich habe geduscht, du Idiot und mir nichts angetan!", fauchte sie und schmiss ihm das Handtuch ins Gesicht. Caspar kicherte.
"Deine Sorge war wohl unbegründet, hm?"
Jade verdrehte die Augen und ging zum Kleiderschrank.
"Scheinbar gibt es unter euch keine Privatsphäre. Bei mir aber schon! Wenn du willst das ich euch helfe sei so gut und sprech mich nicht an wenn ich meine Ruhe haben will!"
Ihr knurrender Tonfall war das komplette Gegenteil von dem, den sie in der Bibliothek benutzt hatte.
"Was ist die Ursache für deine Stimmungsschwankungen?", fragte Zen leise und trat einen Schritt vor.
Schick` sie raus!
, dachte Jade und wartete darauf, dass er ihrem Befehl gehorchte.
"Lasst uns allein.", sagte Zen an seine Brüder gewandt. Nachdem sie sich Blicke zugeworfen hatten, nickten sie und gingen hinaus.
Jade zog sich ein schwarzes Tanktop an und schlüpfte dann in eine Röhrenjeans.
Nachdem sie sich ihre Haare zu einem Zopf gebunden hatte ließ sie sich auf dem Bett nieder.
"Ich rede ungern über meine Vergangenheit, also verzeih` mir wenn ich etwas überreagiere."
Zen ging zu ihr und ließ sich neben ihr nieder.
"Ich will wissen was in deiner Vergangenheit geschehen ist. Vielleicht kann ich dich dann ein bisschen besser verstehen."
Jade ließ sich nach hinten fallen und legte ihre Hände auf den Bauch.
"Weißt du...", begann sie nachdenklich. "Es ist garnicht so wichtig was alles passiert ist. Der springende Punkt ist, dass es an meiner Familie lag."
"Deine Eltern...", begann Zen.
"Sind garnicht meine Eltern.", beendete Jade den Satz. "Mein Name ist nicht Jade Davies. Mein richtiger Name lautet Jade Cross."
Zen erstarrte.
"Cross? Soll das heißen...du bist die Tochter von Sebastian Cross?"
"Ja."
Zen fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Sebatian Cross war der mächtigste Vampir der je gelebt hatte. Er war weit über zweitausend Jahre alt. Zen und seine Brüder waren ihm schon mehrmals begegent, allerdings war das schon Ewigkeiten her. Er konnte nicht fassen das seine Tochter neben ihm lag.
"Was ist mit ihm und seiner Frau passiert?" Zen erinnerte sich daran wie er Sebastian und Jeanne, seiner Frau, über den Weg gelaufen waren. Jeanne war eine wahre Schönheit gewesen und erst jetzt fiel ihm auf, dass Jade eine gewisse Ähnlichkeit mit den beiden hatte.
"Ich habe ihn getötet. Ebenso wie Jeanne.", sagte Jade ohne mit der Wimper zu zucken.
Zen sah sie entgeistert an.
"Aber..."
Sie lächelte.
"Ich weiß was du jetzt denkst. Aber du solltest warten bis ich dir die ganze Geschichte erzählt habe."
Sie setzte sich auf und zog die Beine an, um sich im Schneidersitz zu platzieren. Eindringlich sah sie ihn an.
"Sebastian war...ein Herrscher. Ein toller noch dazu. Er regierte mehrere Städte und Dörfer und war sich seinen Aufgaben stets bewusst. Doch irgendwann fand er gefallen daran Menschen und Vampire zu töten. Er liebte es sie zu foltern und quälte sie. Er wurde zu einem grausamen Mann, der nicht einmal mehr Respekt vor dem Tod hatte. Das Blut wurde zu seinem Freund und irgendwann verfiel er der Blutgier. Er war kein Amissâ. Hatte weder glühende Augen, noch einen blutverschmierten Mund. Alles was er tat war, Menschen und Vampire gleichermaßen zu foltern. Meine Mutter fand es schrecklich, doch sie liebte ihn so sehr das sie nicht in der Lage war ihn zu verlassen oder gar zu verletzen. Mein Vater war schon der Blutgier verfallen als ich zur Welt kam. Ich musste jeden Tag mit ansehen wie er tötete. Ich erinnere mich noch genau daran wie wir alle am Tisch saßen, aßen und Sebastian jemanden schicken ließ, nur um seiner Frau und seiner Tochter zu zeigen wie man ein Lebewesen qualvoll zu Tode kommen lässt. Er fing an seine vierjährige Tochter zu trainieren, damit sie eines Tages in seine Fußstapfen treten konnte. Glaube mir, ich habe ihn gehasst. Ich konnte nie ein Kind sein. Jeden Tag brachte er mir etwas Neues bei. Wie man mit Schwertern umgeht oder wann Schusswaffen zum Einsatz kommen. Mit acht Jahren hatte ich genug. Ich beschloss etwas gegen meinen Vater zu unternehmen und bereitete mich auf einen Kampf vor..."
Zen schaute sie verwirrt an.
"Aber wenn er doch so mächtig war...wie hast du es dann geschafft ihn..."
Jade wusste was er sagen wollte und zuckte die Schultern.
"Ich bin zwar ein Mensch, bin aber dank meines Vaters stärker als ein normal Sterblicher. Hinzu kommt das mich mein Vater jahrelang trainiert hat. Ich gebe zu ich hätte es beinahe nicht geschafft aber er wurde abgelenkt."
Zen sah wie sich Tränen in ihren Augen sammelten, dennoch sah sie nicht traurig aus.
Nein, es war eher Entschlossenheit.
Der Krieger spürte plötzlich wie sie ihr Innerstes öffnete. Er musste nicht fragen warum sie auch Jeanne getötet hatte, denn ihr Innerstes verriet, dass sie es getan hatte um ihre Mutter nicht leiden zu lassen. Zen legte seine Hand an ihre Wange und sah sie forschend an.
"Bereust du es?", fragte er leise.
"Nein.", antwortete sie monoton und nahm seine Hand um sie niederzudrücken.
Sie erhob sich und lief dann im Zimmer auf und ab.
"Sag...was hälst du von mir?", fragte sie leise und sah ihn dann an.
Zen spürte das sie wieder ihre Barrikade errichtet hatte. Er lächelte und streckte die Hand nach ihr aus.
"Finde es doch heraus!", sagte er grinsend und schaffte es nach ihrer Hand zu greifen.
Er zog sie an sich und löste ihren Zopf um ihr dann durch die Haare zu fahren.
"Ich begehre dich!", flüsterte er mit rauer Stimme und küsste sie.
Kapitel 9:
"Ist das dein Ernst?", murmelte Jade als sich Zens Lippen von ihrem Mund lösten und stattdessen ihren Hals hinabwanderten.
Er lachte an ihrem Hals.
"Mein voller Ernst. Ich fand dich schon interessant als wir uns zum ersten Mal begegnet sind!"
"Das beruht auf Gegenseitigkeit...", flüstere sie und vergub ihre Hände in seinem silbernen Haar.
"Ich weiß nicht ob es Liebe ist...", murmelte sie und küsste ihn an der Beuge unter seinem Ohr. "Aber dieses Verlangen treibt mich in den Wahnsinn!"
"Willst du das auch wirklich?"
Zens Hände packten ihre Hüften und drückten sie an sich, dann packte er ihr Genick um es zu festigen.
"Mir ist egal was hier nach passiert. Einzig und allein der Moment zählt, oder etwa nicht?"
Jade lachte leise und schlang ihre Arme um seinen Hals.
"Zen...", flüsterte sie. "Ich weiß nicht warum aber ich vertraue dir. Ich will das du mir dabei hilft den Schmerz loszuwerden!"
Zen lächelte leicht und drückte sie an sich.
"Eine solch verzweifelte Frau kann ich doch nicht alleine lassen.", murmelte er.
"Du hilfst uns und ich helfe dir."
Jade lachte und ließ zu das er sie niederdrückte und sich auf sie legte.
"Ich kenne dich gerade mal eine Woche und habe dennoch das Gefühl meinen Seelenverwandten gefunden zu haben. Verrückt oder?"
Zen fuhr mit dem Daumen über ihre Wange und zog dann die Konturen ihrer Lippen nach.
"Nein.", widersprach er ihr. "Das ist nicht verrückt, sondern sinnvoll. Überleg doch mal! Wir können per Gedanken miteinander kommunizieren, ohne das es jemand weiß. Und wenn wir zusammen sind benehmen wir uns ganz anders als wir wirklich sind.
Es ist so als wäre der andere die Ergänzung von uns..."
Jade wurde ernst und fuhr mit den Händen über seine Brust. Sie konnte die Muskeln unter seinem Hemd fühlen.
"Das ist mir jetzt sowas von egal.", keuchte sie. "Ich will dich!"
"Guter Gott! Die menschlichen Frauen auf dieser Welt wissen garnicht was ihnen entgeht!", hauchte Jade und rutschte von Zen herunter.
"Soll das heißen es hat dir gefallen?", fragte der Krieger lächelnd. Die Jägerin sah ihn entgeistert an.
"Ob es mir gefallen hat? Himmel, dass war der Wahnsinn! Ich kann verstehen warum meine Mutter Sebastian so toll fand..."
Sie kletterte aus dem Bett und begann ihre Klamotten aufzusammeln.
"Tut mir leid wegen dem Kuss mit Shivo...", murmelte sie plötzlich und schaute über ihre Schulter zu Zen.
Er grinste und stand auf und auf sie zuzugehen und ihr Kinn zu fassen.
"Mach das nie wieder, hast du verstanden?"
Grinsen packte sie seinen Arm und verdrehte ihn. In dem Moment wo er vor ihr auf dem Boden kniete ging die Tür auf. Shivo und Gin standen in der Tür und starrten ihren Bruder an, der nackt vor Jade auf dem Boden kniete. Jades Grinsen wurde breiter.
"Wie ich schon sagte, ich lasse mir keine Befehle erteilen!", sagte sie lachend.
"Wir kommen wohl ungelegen...", knurrte Gin und schaute Jade wütend an.
Jades Grinsen wurde breiter.
"Nein, nein. Wir waren gerade fertig!"
Zen starrte sie entgeistert an. Erschrocken darüber, dass sie so offen darüber sprach.
Sie lachte als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
"Was ist?", grinste sie. "Ist es dir etwa peinlich zuzugeben das du dich amüsiert hast?"
Gin machte einen Schritt nach vorn.
"Sind dir die Gesetze der Vampire bekannt?", brummte er und verschränkte die Arme.
Jade nickte.
"Natürlich.", dann grinste sie wieder. "Aber ich bin der Meinung, dass das Thema Sex offener behandelt werden sollte. Es ist nicht so das ihr prüde seid aber sobald es ernst wird tut ihr so als wäre es ein Skandal."
Gin und Shivo tauchten einen Blick aus.
"Bist du eine...", weiter kam Shivo nicht, denn Jades Gelächter unterbrach ihn.
"Schlampe?", setze sie fort. "Nein.", dann wurde sie ernst. "Ich habe Zen einiges über mich und meine Vergangenheit erzählt. Er weiß ...warum ich mich so benheme."
Die Blicke der beiden Krieger führten zu Zen der sich inzwischen angezogen hatte. Als er ihre Blicke bemerkte nickte er.
"Nehmt es ihr nicht übel, sie hat einiges hinter sich."
"Was soll das heißen? Was ist denn passiert?", fragte Gin knurrend.
Zen sah Jade an, er wusste nicht ob sie wollte das er es ihnen sagte.
Du kannst es ihnen sagen. Aber nur wenn ich nicht dabei bin. Ich will nicht ständig daran erinnert werden.
, teilte sie ihm per Gedanken mit und war froh darüber, dass nur er es hören konnte.
"Ich werde euch später alles erzählen.", sagte Zen an seine Brüder gewandt.
Seine Brüder tauschten erneute Blicke aus.
"Wie dem auch sei.", sagte Gin. "Der Grund warum wir hier einfach so hereinplatzen ist der, dass Caspar von jemandem angegriffen wurde."
Zen wollte gerade etwas sagen, doch die Jägerin kam ihm zuvor.
"Zum Teufel, warum habt ihr das nicht gleich gesagt?", knurrte sie und stürmte an den drei Kriegern vorbei.
"Es geht ihm bereits etwas besser.", sagte Shivo um sie zu beruhigen, doch Jade ignorierte es.
"Scheiß egal ob es ihm besser geht. Ihr hättet sofort zur Sache kommen sollen."
Kapitel 10:
"Wenn Caspar angegriffen wurde mussten wir ziemlich lange beschäftigt gewesen sein."
Jade schaute Zen an der neben ihr herging. Gin und Shivo führten sie zum Versorgungsraum, wo sich Caspar befand.
"Ich hasse es wenn etwas unerwartetes passiert.", knurrte Zen ernst, doch dann schmunzelte er.
"Aber ich gebe zu das es ein wunderbarer Zeitvertreib war!"
Bloß ein Zeitvertreib?
, dachte Jade und lachte.
Zen wurde wieder ernst und wandte sich an seine Brüder vor ihm.
"Wer ist bei ihm?", fragte er.
"Clarissa.", antwortete Gin und blieb vor einer Eisentür stehen.
"Wer ist Clarissa?", fragte Jade und betrat nach den drei Kriegern den Versorgungsraum.
"Ich bin Caspars Gefährtin."
Eine Blondine tauchte vor Jade auf und streckte ihr die Hand entgegen.
Die Jägerin wurde ernst.
"Freut mich. Jade mein Name."
"Eine Jägerin, hm? Interessant!"
Jade schaute über die Schulter von Clarissa zu Caspar, der auf einer Liege lag und schlief.
"Wie geht es ihm?", fragte sie.
"Ich bin überrascht.", sagte die Blondine. "Du scheinst dich um meinen Gefährten zu sorgen."
Jade lächelte finster.
"Da du meine Gedanken nicht lesen kannst, vermutest du einfach etwas. Doch deine
Vermutung ist falsch. Ich sorge mich nicht um ihn. Ich muss lediglich wissen wer ihm das angetan hat. Aber ich gebe zu das es...dumm gelaufen ist."
Clarissa zog eine perfekt geschwungene Augenbraue nach oben.
"Sie stinkt nach Vampir. Wem von euch gehört sie?"
Die Stimme der kurvigen Frau verwandelte sich in pures Gift. Jade konnte verstehen warum sie Caspars Gefährtin war. Die Frau musste eine Granate im Bett sein. Doch die Blondine war nicht die einzige Frau in diesem Raum die etwas zu bieten hatte.
"Ich gehöre niemandem.", sagte Jade monoton und ging an Clarissa vorbei. Die Jägerin betrachtete den Krieger vor ihr und sah, dass ein Loch in seiner Brust klaffte.
Vom Rand der Wunde gingen Risse aus, die sich im Fleisch ausbreiteten.
Jade erkannte die Verletzung sofort und wich knurrend zurück.
Knurrend betrachtete ich die Schussverletzung.
"Das ist unmöglich!", murmelte ich und fuhr mir mit der Hand durchs Haar.
"Was ist los?", fragte Zen und kam auf mich zu. Aufmerksam betrachtete er mich.
"Es gibt nur einen einzigen Mann auf dieser Welt der solche Schusswaffen verwendet!"
Zens graue Augen färbten sich eisblau.
"Sebastian?", fauchte er mit furchteinflößender Stimme.
Voller Zorn drehte ich mich um und haute mit meinem Arm eine Reihe von Reagenzgläsern von einer Anrichte.
"Das ist unmöglich!", brüllte ich. "Ich habe meinen Vater eigenhändig getötet!
Es ist unmöglich das er..." Mitten in der Bewegung hielt ich inne.
"Zum Teufel noch mal!", schrie ich und rannte aus dem Versorgungsraum. Alle vier Vampire folgten mir.
"Jade, zum Donnerwetter noch mal, was ist los?", knurrte Zen hinter mir.
"Mein Vater ist tot und somit nicht in der Lage jemanden anzuschießen.", fauchte ich und stieß die Tür zum Gästezimmer auf.
"Es sei denn jemand hat die Leiche von Sebatian beschwört.", setzte ich fort und schnappte mir alle meine Waffen.
"Sebastian?", fragte Shivo ungläubig.
"Soll...das heißen...Sebastian Cross ist...dein Vater?", knurrte Gin.
"Ja.", antwortete ich und band mir meine Haare zusammen.
"Du...hast...Sebastian Cross getötet? Deinen eigenen...Vater?"
Clarissa stand kurz davor in Ohnmacht zu fallen. Ihre Augen hatten sich ebenfalls verfärbt.
"Ja.", sagte ich wieder, schob ein Messer in das Heft an meinem Arm und drehte mich dann um.
"Ich hatte keine Wahl." Meine Augen verengten sich zu Schlitzen.
"Aus deiner Reaktion schließe ich, dass du meinen Vater gekannt hast."
Die drei Krieger sahen Clarissa sowohl fragend als auch fordernd an. Ihre Stimme verwandelte sich abermals in pures Gift.
"Ich bin entfernt verwandt mit ihm."
Gin packte ihre Schultern.
"Und das sagst du uns erst jetzt?"
"Du weißt, dass das dein Todesurteil war oder?" Meine Stimme wurde von einer Sekunde auf die andere rauer und tiefer. Nun sahen die Krieger mich an.
"Warum? Was habe ich getan?", knurrte die Vampirin.
"Ich vertraue niemandem der je mit meinem Vater zutun gehabt hat. Als ob seine Tochter nicht schon genug wäre, nein, jetzt auch noch eine andere Verwandte."
Zen musterte mich.
"Du sagst das als wärst du eine Schande für die Welt."
Ich zog eine Braue hoch und gab ihm somit zu verstehen, dass ich genau das über mich dachte.
"Du hast die Welt gerettet indem du den grausamsten Mann der Geschichte getötet
hast.", sagte Zen und versuchte meine Hand zu nehmen, doch ich ließ es nicht zu.
"Wie dem auch sei, ich vertraue ihr dennoch nicht!", knurrte ich und sag Clarissa mit funkelnden Augen an.
"Und ich vertraue ihr nicht!", sagte sie und sah die Krieger an.
"Du brauchst mir nicht zu vertrauen...", sagte ich bloß und lief aus dem Zimmer.
Kapitel 11:
"Was hast du nun vor?", fragte Shivo und folgte ihr. Nach einigen Sekunden liefen auch Zen, Gin und Clarissa hinter ihnen her.
"Na was wohl?", knurrte Jade und schaute über ihre Schulter.
"Ich werde meinen Vater suchen und ihn töten. Danach werde ich mich auf die Suche
nach demjenigen machen, der ihn beschwört hat. Mein Gefühl lässt mich böses ahnen..."
"Wer glaubst du steckt dahinter?", fragte Gin als er sie eingeholt hatte.
"Na denk doch mal nach!", sagte Jade schroff. "Wer macht euch denn zur Zeit das Leben schwer? Ich wette Asmodeus steckt dahinter! Wieso sollte mein Vater sonst einen
Krieger angreifen? Sebastian war ein Arsch aber in all den Jahren seiner Blutgier
hat er nicht einen Krieger getötet. Also warum sollte er nach seiner Auferstehung plötzlich seine Tradition ändern?"
Die Vampire tauschten Blicke aus.
"Was ist mit Jeanne passiert?", fragte Clarissa plötzlich.
Jade blieb aprubt stehen und drehte sich um.
"Dafür das du zur Familie gehörtst, weißt du ziemlich wenig...Jeanne ist tot. Ich habe sie zusammen mit Sebastian getötet."
Das war zuviel für Clarissa. Sie fiel auf die Knie und schlug sich die Hände vor den Mund.
Jade stöhnte.
"Eine zickige Diva die so sensibel ist wie ein Kindergartenkind, wie schön."
"Clarissa!", ertönte es vom anderen Ende des Ganges. Caspar rannte auf die Blondine zu und kniete sich neben sie.
"Was ist los?", fragte er sanft und nahm sie in den Arm.
"Caspar!", sagte Jade streng. Der Krieger schaute auf und sah sie fragend an.
"Wann und wo wurdest du angegriffen?"
Caspar dachte einen Moment lang nach.
"Im Crystal Palace Park. Ich war auf dem Weg zu einem Geheimtreffen, ich weiß nicht wie spät es war."
Die Antwort genügte der Jägerin. Sie wandte sich ab und ging in raschem Tempo weiter.
"Ich werde sie begleiten. Ihr bleibt hier und kümmert euch um die anderen Angelegenheiten, verstanden?", sagte Zen.
Gin, Shivo und Caspar nickten. Dann wandte Zen sich ebenfalls ab und folgte Jade...
Zens schwarzer Mantel wehte im Wind als er auf das Dach sprang auf dem sich Jade befand.
"Hast du Angst?", fragte er die Jägerin und sah sie von der Seite an. Ihre grün-grauen Augen richteten sich auf den Krieger.
"Ich weiß nicht was Angst bedeutet. Aber ich gebe zu das ich mir Sorgen mache. Mein Vater war stark. Wenn Asmodeus ihn wieder zum Leben erweckt hat wird er nun noch stärker sein...", sagte sie monoton und sprang vom Dach.
"Glaubst du wir werden noch einen Hinweis finden?", fragte Zen und beobachtete wie Jade mit gezückten Messer vorsichtig über das Gras lief.
"Keine Ahnung, dass werden wir gleich sehen.", sagte sie und blieb abprubt stehen.
Da stand doch tatächlich ihre Mutter mitten auf der Wiese.
"Jade!", flüstere Jeanne und machte einen Schritt nach vorn. Die Jägerin erstarrte.
Jeanne sah genauso aus wie Jade sie zurückgelassen hatte.
In ihrer Brust klaffte ein riesiges Loch, doch seltsamerweise blutete es nicht.
Ihr ganzer Körper war voller Blut und Dreck und die Jägerin fragte sich, warum man auch ihre Leiche wieder zum Leben erweckt hatte.
"Mutter...", murmelte Jade und machte einen Schritt nach dem anderen.
"Warte!", schrie Zen. "Das ist eine Falle!"
Sie drehte sich um und sah den Krieger an. Der Dolch in ihrer Hand blitze gefährlich auf.
"Dessen bin ich mir bewusst.", antwortete sie. "Aber ich muss sie töten, bevor sie
irgendeinen Schaden anrichtet!"
"Jade...", sagte Zen nun sanft und ging zu ihr. "Bist du sicher, dass du das schaffst?"
"Ich habe es einmal geschafft, dann schaffe ich es auch ein zweites Mal!", sagte sie bloß und wandte sich von ihm ab.
"Jeanne!", sagte Jade nun und setzte sich wieder in Bewegung. "Wer hat dich gerufen?"
Jeannes grüne Augen suchten such hilflos um.
"Ich...weiß es nicht.", murmelte sie und wich zurück. Ihre Tochter lächelte diabolisch.
"Was denn los, Jeanne? Hast du etwa Angst vor deiner eigenen Tochter?", lächelte sie.
"Du hast mich getötet! Mich, deine eigene Mutter!"
Tränen sammelten sich in ihren Augen. Jade blieb stehen und wurde ernst.
"Ja. Ich habe Vater getötet, weil ihm das Blut zu Kopf gestiegen. Dich habe ich aus
Mitleid getötet. Ich hätte es nicht ertragen dich leiden zu sehen. Du hättest es ohne
Sebastian nicht lange ausgehalten und dich selbst umgebracht. Also habe ich dir
den Gefallen getan und euch zusammen ins Jenseits geschickt. Du solltest dankbar dafür sein!"
Tränen rannen über die Wangen von Jeanne.
"Du kannst doch nicht einfach deine Eltern. Deine eigene Familie!"
Ihre samtige Stimme ging in ein Schreien über.
"Ach nein?", brüllte Jade. "Warum nicht? Ich bin ohne euch viel besser dran! Sebastian hat vor unseren Augen Menschen und Vampire töten lassen. Ich war noch ein Kind! Wo war meine Mutter zu dieser Zeit? Du hättest mich vor
diesem Leben bewahren aber du hast es nicht einmal für nötig gehalten deinen Gefährten auf seine Blutgier anzusprechen! Sebastian hat als Vater versagt, ebenso wie du als Mutter!"
Jeanne schlug sich die Hände vor den Mund. Zen bemerkte das Jade zum Ende hin immer lauter wurde, bis ihre Stimme begann zu zittern und anschließend ganz wegbrach. Er trat hinter sie und schloss seine Arme um ihren Bauch. Erst da bemerkte er das ihre Wangen feucht glänzten.
"Shhht.", seine Lippen legten sich an ihr Ohr. "Ist gut...", flüsterte er zärtlich und drückte sie an sich. Seine Hand schloss sich um ihre, dann glitt der Dolch zwischen seine Finger.
"Ich kümmere mich darum. Du gehst zurück ins Quartier und ruhst dich aus."
"Nein!", protestierte sie und wandte sich aus seinen Armen.
"Jade, bitte!", sagte er ruhig und richtete seinen Blick auf Jeanne, die immer noch hilflos da stand.
"Ich bin schuld daran das Caspar angegriffen wurde, also liegt es an mir das Problem zu beseitigen!", murmelte Jade und versuchte sich den Dolch zu schnappen. Irritiert sah Zen sie an.
"Deine Schuld? Wie kommst du auf diesen Mist?"
Jade seufzte bloß und stürzte sich so schnell und überraschend auf Zen, dass es ein Kinderspiel für sie war an ihre Waffe zu kommen.
"Als du und deine Brüder in mein Leben getreten seid hat sich alles verändert. Ich
glaube es ist besser wenn wir das alles hier zu Ende bringen und dann getrennte Wege gehen...", sagte sie nachdenklich während sie auf ihm saß.
Zen nahm ihre Worte einfach so hin, jedoch wollte er das sie sich in Sicherheit begab.
"Jade...", begann er leise. "Ich will das du ins Quartier zurückkehrst."
Geschmeidig stieg sie von ihm herunter und sah mit wütendem Blick auf ihn hinab.
"Wie oft muss ich dir noch sagen das ich keine Befehle entgegen nehme."
Der Krieger stand auf und fasste ihr Kinn, damit sie ihn ansehen musste.
"Ich mache mir Sorgen um dich ...bitte geh zurück!"
Jade blieb einen Moment lang still, dann nahm sie seine Hand und küsste seine Finger.
"Ich werde nicht gehen, Zen. Glaubst du wirklich ich lasse dich zurück?"
Mit einem liebenswerten Lächeln drehte sie sich um und machte sich für einen Angriff bereit...
Kapitel 12:
Jade rannte los und stürzte sich auf ihre Mutter. Doch kaum hatte sie ihr einen Schnitt mit dem Dolch verpasst holte Jeanne aus und verpasste ihr einen Schlag, der sie mehrere Meter weit schleuderte.
"Es tut mir so leid, mein Schatz. Aber ich habe keine Kontrolle mehr über meinen Körper!", sagte Jeanne und schloss die Augen.
Knurrend hiefte sich Jade auf die Beine.
"Nicht zu fassen. Du hast es gehasst wenn jemand gewalttätig wurde und nun bist du
so stark, als hättest du dein ganzes Leben lang trainiert, nur um deine Tochter zu
töten!"
Traurig sah Jeanne ihre Tochter an, dann richtete sich ihr Blick auf den Krieger.
"Ich habe dich schon einige Male gesehen. Dein Name ist Zen, nicht wahr? Du bist der älteste Sohn von Pére."
Jade sah zu Zen hinüber und bemerkte das er erstarrte.
"Das spielt jetzt keine Rolle!", sagte Jade an ihre Mutter gewandt und versuchte es erneut. Doch wieder schaffte es Jeanne ihre Tochter zu Boden zu bringen.
"Und ob das eine Rolle spielt. Pére hat versuchst meinen Gefährten zu töten!"
Der Krieger rührte sich nicht.
"Und wenn schon!", brüllte Jade. "Er hat nichts damit zutun also halt ihn gefälligst
daraus!"
Jeanne richtete ihren Blick auf ihre Tochter.
"Alles was meinen toten Körper noch am Leben hält ist der Hass. Ich kann nicht anders
Jade. Hinzu kommt, dass ich gerufen wurde um zu töten, also welche Wahl habe ich?"
Jeanne stürmte auf Zen zu.
"Nein!", schrie die Jägerin und warf sich auf Jeanne...
Der Kampf dauerte nicht lange, doch er war anstrengend. Sowohl Jade als auch Zen hatten schwere Verletzungen erlitten. Es gelang Jade beinahe ihre Mutter zu töten, doch unerwartet hatte sie sich zurückgezogen.
"Ist alles in Ordnung?", fragte Zen als er Jade auf die Beine half.
Sie nickte und wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln.
"Nur ein paar Kratzer."
Gemeinsam machten sie sich zurück auf den Weg ins Quartier in dem die anderen Vampire schon auf sie warteten...
"Was ist passiert?", fragte Caspar verwirrt als er sah, dass Zen und ich wieder zurück waren.
"Wir sind meiner Mutter begegnet.", sagte ich monoton.
Caspar führte uns in den Versorgungsraum wo er aus einem kleinen Kühlschrank ein paar Blutbeutel heraus nahm.
"Hier, du bist schwach.", sagte er und reichte Zen die Blutbeutel. Zen nickte und nahm sie entgegen.
"Nicht zu fassen das auch meine Mutter wieder zum Leben erweckt wurde...", murmelte ich und bemerkte erst jetzt, dass die Krieger mich nervös musterten.
"Wie wärs wenn du etwas Vampirblut zu dir nehmen würdest? Du siehst verdammt schlecht aus!", sagte Shivo.
Ich schüttelte den Kopf.
"Die Heilfähigkeiten von Vampirblut habe ich mir noch nie zu Nutze gemacht. Ich komme klar, danke."
Die Wunde über meiner Brust klaffte immer noch, weshalb ich mir doch Gedanken darüber machte ein wenig Blut zu mir zu nehmen. Zen hatte die Blutbeutel inzwischen geleert und wandte sich nun seinen Brüdern zu.
"Ich will das ihr die Daten der Stadt checkt. Alles was euch seltsam vorkommt wird notiert, verstanden?"
Die Krieger nickten und verließen nacheinander den Versorgungsraum bis Zen und ich alleine waren...
Zen bedeutete Jade sich zu setzen. Widerwillig gehorchte sie und nahm auf der Liege Platz. Aufmerksam beobachtete sie wie er einige Dinge zusammensuchte.
Mit einem bedeutsamen Blick versicherte er sich das er ihr nahe kommen durfte, also begann er vorsichtig sie auszuziehen. Er reinigte und desinfizierte jede einzelne Wunde und tat das so zart, dass Jade jedes Mal erschauderte als er sie berührte.
Als er fertig war biss er sich ins Handgelenk und hielt es Jade hin.
"Bitte.", flehte er.
Sie sah ihn stumm an und nachdem sie immer noch nichts gesagt hatte wurde er noch drängender.
"Es wird Wochen oder Monate dauern bis alle Wunden verheilt sind!", sagte er.
Sie seufzte leise und nahm vorsichtig sein Handgelenk.
"Ich bin wirklich nicht scharf darauf dein Blut zu trinken..."
Sein Blick wurde noch flehender als er ohnehin schon war.
"Bitte! Solange du diese Verletzungen hast wirst du nicht in der Lage sein gegen
Amissâ oder was auch immer zu kämpfen."
Jade seufzte erneut und legte zögerlich ihre Lippen auf die Haut von Zen.
Sie leckte das Blut von seinem Arm ab, doch schon nach einigen Sekunden zog sie sich wieder zurück.
"Ich stehe nicht auf Eisengeschmack aber ich danke dir trotzdem."
Zen lächelte schwach und beobachtete wie sich die klaffenden Wunden schlossen.
Nachdem sie narbenlos verheilt waren reichte er ihr die Sachen zurück.
"Danke...", murmelte sie leise und zog sich an. Als sie damit fertig war begaben sich die beiden in den Technikraum, wo die anderen schon bei der Arbeit waren.
"Schon was herausgefunden?", fragte Zen und sah durch die Runde. Gin brummte etwas das sie nicht verstanden, doch dann wurde er deutlich.
"In letzter Zeit ist die Anzahl der Amissâ im Crystal Palace Park enorm hoch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nichts Gutes verheißt!"
"Wie lange schon?", fragte Jade.
"Seit ein paar Wochen. Es hat in der Nacht des Vollmonds angefangen."
"Also genau vor einem Monat...", murmelte Jade.
"Mir scheint als wüsstest du was.", stellte Zen fest, als er ihren nachdenklichen Blick bemerkte.
Sie nickte.
"Ja. In dieser Nacht habe ich einen Amissâ getötet der mir beinahe zum Verhängnis
wurde. Er meinte das es ein Fehler sei ihn zu töten. Er sagte irgendjemand hätte es auf mich abgesehen aber irgendjemand ist immer hinter mir her, weshalb ich seine Worte ignoriert habe. Nachdem ich ihn getötet hatte fiel mir ein Zeichen in seinem Nacken auf. Wenn ich mich recht erinnere war es eine Flamme mit einem...alten Schriftzeichen. Ich wusste nicht was es bedeutet."
Die Krieger tauschten Blicke untereinander aus.
"Das Zeichen stammt von Asmodeus.", sagte Zen und ging auf ein Regal zu aus dem er ein altes Buch zog. Er schlug es gezielt auf und hielt Jade dann eine Seite entegen,
auf der diese Flamme zu sehen war.
"Jeder der es trägt ist ein Untergebener von Asmodeus."
Dann schlug er das Buch zu und schob es wieder zurück ins Regal.
"Wenn der Amissâ dir so gedroht hat muss Asmodeus dich wirklich hassen."
Jade überlegte kurz.
"Ich glaube so langsam das Ian da mit drin steckt..."
Zen sah sie fragend an.
"Wie kommst du darauf?"
"Wer ist Ian?", fragte Caspar dazwischen, er wurde ignoriert.
"Na überleg doch mal! Er wollte unbedingt das ich die Amissâ und Asmodeus töte wahrscheinlich sollte es eine Falle sein."
Der Älteste nickte.
"Vielleicht."
Jade lächelte düster.
"Mir scheint als müsse ich meinem alten Freund einen Besuch abstatten!"
Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ den Raum.
Kapitel 13:
Während ich mich umzog und mit meinen Waffen ausrüstete kam Zen ins Zimmer.
"Ich werde mitkommen.", sagte er bloß. Ich nickte und schnappte mir den Schlüssel meines Motorrads.
"Entweder ist er Zuhause oder er hängt wieder in einem Club herum und besäuft
sich...", murmelte ich und verließ mit Zen das Quartier.
"Nach dem Kommentar eures Kusses würde ich auf Letzteres tippen.", meinte Zen monoton, worauf meine Mundwinkel zuckten.
"Sehe ich auch so!"
Wir, viel mehr ich, fuhr zuerst zu Ian nach Hause, doch wie zu erwarten war er nicht da.
"Vielleicht finden wir irgendetwas das uns hilft.", schlug Zen vor und stieg über einen Haufen Papier hinweg.
"Gute Idee!", antwortete ich und blätterte einen Ordner durch. "Aber ich bezweifle
in diesem Chaos einen Hinweis zu finden."
Eine ganze Stunde lang durchsuchten Jade und Zen die Wohnung von Ian. Doch bisher fanden sie nichts außer Papier, Müll und leere Flaschen.
"Alter Säufer...", murmelte die Jägerin als sie plötzlich aus ihren Gedanken gerissen wurde.
"Jade!", rief Zen aus dem Arbeitszimmer.
"Was ist?", fragte sie als sie das Zimmer betrat.
"Ich glaube das solltest du dir mal ansehen!"
Sie nahm den Notizblock den er ihr hinhielt entgegen und begann zu lesen, erstarrte jedoch augenblicklich.
"Er...hat mich die ganze Zeit beobachtet?", murmelte sie verwirrt.
In dem Notizbuch standen Uhrzeit, Aufenthaltsort und Tätigkeiten von Jade, des komplett vergangenen Monats.
"Das kann nicht sein...", fauchte sie. "Ich hätte es bemerken müssen!"
Zen dachte einen Augenblick lang nach.
"Was wenn nicht er dich beobachtet hat?", schlug er vor und ließ sie garnicht erst zu Wort kommen.
"Einen solch jämmerlichen Menschen hättest du bemerken müssen. Was wenn es ein wahrer Meister der Tarnung gewesen ist?"
"Worauf willst du hinaus?", fragte sie mit scharfer Stimme und zog eine Braue hoch.
"Was wenn er kein Mensch ist, sondern etwas anderes?"
Jade schüttelte den Kopf.
"Ich habe nicht die geringste Ahnung was der springende Punkt ist. Kläre mich bitte auf, Zen."
Der Vampir nahm der Jägerin das Buch aus der Hand und schob es in seine Tasche.
"Es gibt Wesen bei denen es nicht so offensichtlich ist wie bei anderen was sie sind.", sagte er und gab ihr somit einen Hinweis. Sie erstarrte.
"Du glaubst er ist ein Ghul?", fragte sie geschockt. Der Krieger nickte.
"Ghule sind hervorragend darin sich zu verstecken und tarnen. Hinzu kommt das sie
so aussehen und verhalten wie Menschen, bis auf der Teil mit der Nahrung. Das Ian kein Mensch ist scheint mir eine sinnvolle Erklärung zu sein."
"Oh mein Gott! Ich habe mit einem Ghul `rumgemacht, nicht zu fassen!"
Zen musterte sie agwöhnisch. Als sie seinen Blick bemerkte hob sie abwehrend die
Hände.
"Er war verdammt gut zu mir und wir waren für kurze Zeit zusammen..."
"War es eine spannende Beziehung?", fragte er als er in den Flur ging und sich auf die Tür zubewegte.
"Kein Kommentar!", sagte die Jägerin und folgte ihm.
"Das interpretiere ich als ein Nein.", kicherte er.
"Am Anfang war es echt schön...aber ich habe zu spät gemerkt wie er wirklich war.", murmelte sie leise und warf noch einen letzten Blick auf die Wohnung von Ian.
"Was ist mit dir?", fragte sie nun mit fester Stimme als sie die Treppen hinunterliefen.
"Wie war deine letzte Beziehung so?", fügte sie hinzu.
"Eine Kathastrophe.", sagte er knurrend.
Jade warf ihm einen kurzen Blick zu und bemerkte das seine grauen Augen begannen blau zu schimmern.
"Verzeihung.", sagte sie monoton und stieg auf ihre Maschine.
Sie suchten die ganze Stadt nach Ian ab, fanden ihn aber nirgendwo. Nachdem sie auch im beliebtesten Club der Stadt keinen Erfolg gehabt hatten begaben sie sich ins Quartier.
Noch bevor die beiden in den Technikraum kamen bog Zeg links ab und öffnete eine alte Tür die er mit einem lauten Knall wieder hinter sich schloss.
Scheinbar habe ich mit dem Thema Beziehung einen wunden Punkt bei ihm getroffen.
, dachte Jade und ging schuldbewusst weiter.
Im Technikraum angekommen saßen die Krieger an einem Tisch. Auch Clarissa die Jade schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte.
"Wo ist Zen?", brummte Gin.
Jade ignorierte seine Frage und setzte sich nachdenkend an den Tisch.
"Was ist zwischen ihm und seiner letzten Frau passiert?", fragte sie und sah durch die Runde. Die Krieger warfen sich vorsichtig Blicke untereinander zu.
Clarissa ging in die Offensive.
"Das geht dich einen Scheißdreck an!", fauchte sie und funkelte sie mit eisblauen Augen an.
Jades Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie wollte gerade etwas sagen als Caspar ihr zuvor kam.
"Zen möchte nicht das wir darüber reden..."
Die Jägerin seufzte.
"Ich habe ihn gefragt wie seine letzte Beziehung war, worauf er mit "eine
Kathastrophe" antwortete. Er hat sich mit einem lauten Türknall zurückgezogen. Ich
will wissen was passiert ist, damit ich mich bei ihm entschuldigen kann."
"Zen und Marie haben sich ständig gestritten. Zen liebte sie sehr und wollte sie nicht verlieren, auch wenn sie immer nur Probleme miteinander hatten. Marie kam
mit den Dingen nicht klar und führte hinter seinem Rücken eine Beziehung mit einem
anderen. Zen hat es herausgefunden und ist ausgerastet. In seiner Wut hat er sie
getötet. Allerdings nicht absichtlich."
Alle starrten Shivo an, der schulterzuckend die Wahrheit herausposaunte.
"Scheinbar ist er immer noch nicht ganz darüber hinweg...", murmelte Jade erschrocken über die Wahrheit. "Wie lange ist das her?"
"Fast hundert Jahre.", sagte Shivo und beobachtete wie sie sich erhob und auf die Tür zusteuerte.
"Habt ihr etwas herausgefunden?", knurrte Gin und schaffte es, dank seiner besonderen Fähigkeit, einen Schrank vor die Tür zu ziehen, damit sie nicht gehen konnte. Ohne sich umzudrehen sagte sie tonlos:
"Ich wurde den vergangenen Monat beobachtet. Immer und überall...", dann wurde sie ernst. "Und jetzt lass mich hier raus, ehe ich mich auf dich stürze!"
Mit einem Knurren ließ Gin den Schrank zurück an seinen alten Platz wandern...
Kapitel 14:
"Zen?"
Zögernd klopfte ich an die Tür hinter der Zen vor ein paar Minuten verschwunden war.
Als ich keine Antwort bekam drückte ich die Klinge nieder, doch die Tür ließ sich nicht öffnen.
"Zen, bitte mach die Tür auf, ich muss mit dir reden!", sagte ich nun lauter und drängender. Es blieb weiterhin still.
"Wie du willst...", murmelte ich und ballte meine Hand zur Faust. Mit einem Krachen haute ich ein Loch in die Tür.
"Zen!"
Ein erstickter Laut drang aus meiner Kehle. Der Älteste wurde gegen die Wand gedrückt, eine Klaue lag gefährlich an seiner Kehle. Er hatte unzählige Schnittwunden und als ich sah wer ihn da drohte zu töten, gefror mir das Blut in den Adern.
"Sebastian!", knurrte ich.
Mein Vater zog seine Hand zurück, worauf Zen mit einem dumpfen Schlag auf den Boden fiel. Keuchend rang er nach Luft. Der drang dem Krieger zu helfen war groß, doch ich musste mich auf meinen Vater konzentrieren, bevor es schief ging.
"Kaum zu glauben wie hübsch meine Jade geworden ist!", sagte Sebastian lachend.
Seine Stimme klang anders als ich sie in Erinnerung hatte, sie war rauer und tiefer.
"Lass dich von meinem Äußeren nicht täuschen.", knurrte ich bedrohlich. "In
Wirklichkeit bin ich ein Monster, genau wie du! Scheint als würde das töten in der Familie liegen."
Er grinste schief.
"Mein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Du bist genauso geworden wie ich es wollte.
Diese wiederlichen Amissâ haben es nicht verdient zu leben, glaubst du ich habe dich
umsonst trainiert?"
Mit zuckenden Mundwinkeln ließ ich einige Messer in meine Hände gleiten.
"Ich danke dir dafür, dass du mir die Chance gegeben hast die Welt zu verbessern
indem ich Amissâ töte. Das jahrelange harte Training konnte ich noch akzeptieren aber das du unschuldige Menschen getötet hast werde ich dir nicht verzeihen. Du hast, ebenso wie die Menschen, Amissâ qualvoll zu Tode kommen lassen. Etwas Gutes sollte man meinen aber die Tatsache das du während des Essens deiner Familie vorgeführt hast wie man anständig foltert war alles andere als schön. Die Gier nach dem Blut und dem Leiden der Lebewesen sind dir zu Kopf gestiegen und haben dich in einen grausamen Mann verwandelt. Ich hätte nicht gedacht das ich meinen Vater ein zweites Mal töten muss."
Plötzlich fing er an schallend zu lachen.
"Glaubst du wirklich du wärst in der Lage mich noch einmal zu töten? Die Situation
hat rein gar nichts mit der Vergangenheit zutun! Ich bin stärker als je zuvor, nicht
einmal der erfahrenste und stärkste Jäger dieser Welt könnte mich vernichten!
Aber wenn du so scharf auf eine weitere Trainingseinheit bist, dann bitte, diesen
Gefallen kann ich meiner Tochter nicht abschlagen."
"Was ist der Grund für Ihr auftauchen hier?", meldete sich jetzt Zen zu Wort, der
inzwischen wieder auf den Beinen war. Seine Wunden begannen bereits zu heilen.
"Ich wollte nur mal sehen was Jade so treibt, mir ist zu Ohren gekommen das sie
jemanden gefunden hat der ihr etwas bedeutet. Einige Vögelchen haben mir gezwitschert das sie sonst nie solch eine Person in ihrem Leben hatte."
Unweigerlich spannte sich mein Körper an. War es so offensichtlich das ich mich zu Zen hingezogen fühlte?
Unsere Blicke trafen sich, doch schon nach einigen Sekunden konnte ich dem stählernen grau seiner Augen nicht mehr standhalten.
"Und da dachte ich mir ich nehme ihr diese geliebte Person, so wie sie mir mein geliebtes Leben genommen hat!"
Sebastians Worte rissen mich aus den Gedanken. Sofort richtete sich mein Blick wieder auf ihn.
"Du glaubst also das es eine Person gibt die mir etwas bedeutet?", fragte ich perplex.
Ich beschloss ein wenig zu flunkern, denn ich kannte meinen Vater gut genug um zu wissen das er wirklich töten würde.
"Ich glaube du kennst deine Tochter doch nicht so gut wie du dachtest!", fügte ich schwach lächelnd hinzu und gab ihm somit zu verstehen das er Unrecht hatte.
Er grinste wieder.
"Schön, wenn er dir nichts bedeutet wird es dir sicher nichts ausmachen wenn ich ihn
trotzdem töte."
Diese Worte brachten das Fass zum überlaufen. Mit einem Knurren stürzte ich mich auf ihn. Ich schaffte es ihn zu Boden zu bringen und wollte ihm gerade ein Silbermesser in die Brust bohren, als er sich in meinen Haaren festkrallte und mich von ihm zog.
Er schaffte es, mit meinem vollen Gewicht an ihm hängend, aufzustehen. Er holte aus und schleuderte mich mit solch einer Kraft gegen die Wand, dass ich deutlich hören konnte wie drei meiner Rippen brachen.
Keuchend rutschte ich zu Boden. Zen hatte sich inzwischen ebenfalls auf Sebastian gestürzt, doch so wie ich wurde auch er gegen die Wand geschleudert.
"Das könnte interessant werden...", murmelte ich und stand finster lächelnd wieder auf.
Jade zog eine ihrer Pistolen und drückte auf den Abzug, doch Sebastian war so schnell ausgewichen, dass sie die Pistole vor Schreck fallen ließ als er neben ihr auftauchte und sie an der Kehle packte. Mit Leichtigkeit hob er sie hoch und lächelte sie an als wäre sie ein Edelstein den er fasziniert betrachten würde.
"Du bist schneller geworden aber an Kraft mangelt es dir noch immer."
Sie lächelte als sie das kalte Silber ihres Schwertes an sein Genick hielt.
"Der Raum ist...zu klein als das...ich meine volle...Stärke benutzen...könnte!", presste sie hervor.
Sie drückte die Klinge fester in sein Genick weshalb Sebastian sie mit einem lauten Schrei losließ.
Silber verursachte bei Vampiren höllische Schmerzen und war in den meisten Fällen tödlich, doch natürlich gab es immer mal wieder eine Ausnahme.
Jade lächelte und leckte die wenigen Tropfen Blut auf ihrem Schwert ab. Kaum hatte sie geschluckt, spürte sie wie die gebrochenen Knochen in ihrem Leib begannen zu heilen.
Ein lauter, schriller Schrei hallte durch das Quartier. Jade erkannte Clarissas Stimme in diesem Schrei.
"Die anderen habe ich total vergessen...", gestand sie kleinlaut und beobachtete wie Zen sich von hinten ihrem Vater näherte.
Mit ihrer fallengelassen Pistole jagte Zen ihm eine Silberkugel durchs Herz.
Sebastian schrie erneut auf, doch plötzlich ging das Schreien in ein Lachen über.
Starr vor Schreck beobachteten Jade und Zen wie sich das Loch in seiner Brust schloss, und zwar rasend schnell!
"Das ist unmöglich!", murmelte Zen und würgte Blut als Sebastian plötzlich herumwirbelte und ihm einen Schlag in die Magengrube verpasste.
Jade schluckte schwer, doch sie nutzte die Chance und stürzte sich erneut auf ihren Vater. Immer und immer wieder stach sie ihm mit ihrem Schwert in die Brust, doch jede Wunde schloss sich sofort wieder.
Sebastian lachte unter ihr.
"Das bringt nichts, meine Liebe, ich bin nicht auf dieses Herz angewiesen."
Mit einem Tritt befreite er sich.
"Auf dein Herz vielleicht nicht aber auf deinen Kopf schon!", knurrte Jade und wollte ihm gerade einen Hieb verpassen, als er plötzlich verschwand. Von einer Sekunde auf die andere war er nicht mehr da.
Jade ignorierte diese Tatsache und rannte zu Zen, der an der Wand lehnend auf dem Boden saß.
"Zen! Alles okay?"
Sie half ihm auf und sah, dass er einige offene Brüche davongetragen hatte.
"Du brauchst Blut! Sofort!", murmelte sie benommen und stützte ihn.
Gemeinsam verließen sie den verwüsteten Raum und machten sich auf den Weg zum Versorgungsraum...
Kapitel 15:
"Hier!", sagte ich und reichte ihm nun den fünften Beutel Blut.
Ich beobachtete wie er seine Zähne in den Beutel schlug und begann zu trinken. Ein Anblick an den ich mich nie gewöhnen wurde.
"Was ist?", fragte er plötzlich und riss mich damit aus den Gedanken.
"Dein Anblick jagt einem Angst ein...", murmelte ich und sah wie ein offener Bruch an seiner Schulter begann zu heilen.
"Du solltest nach den anderen sehen anstatt dir Sorgen um mich zu machen.", sagte er monoton und richtete seinen Blick demonstrativ auf die Tür.
"Du bist wichtiger.", sagte ich mit fester Stimme und lächelte als sein Kopf in meine Richtung schoss.
Nach einer mir ewig vorkommenden Stille stand Zen auf und ging auf die Tür zu. Seine Wunden würden noch eine Weile brauchen bis sie vollkommen verheilt waren.
"Suchen wir sie.", sagte er bloß und ging voran.
Mit gezückten Pistolen stieß Jade die Tür auf und machte einen Schritt in den Technikraum. Doch die einzige Gefahr hier war Clarissa, die außer sich vor Wut auf Jade zukam.
"Wo zum Teufel..."
Weiter kam die Blondine nicht, denn Jade packte sie am Kragen und drückte sie gegen die Wand. Nach einem drohenden Knurren schaute sie zur Tür.
"Zen...", sagte sie monoton.
Zen trat ein. Clarissa und die Krieger wurden augenblicklich still als sie den geschindeten Körper von ihrem Anführer sahen.
"Was ist passiert?", fragte Gin geschockt.
Jade ließ Clarissa los und wandte sich an Gin und die anderen Krieger. Aus den Augenwinkeln sah sie das die Wände des Raumes voller Blut waren.
"Sebastian hat sich einen Spaß daraus gemacht uns anzugreifen. Was ist hier passiert?"
Shivo seufzte.
"Wir hatten mit einem Ghul und einer Untoten zu kämpfen."
Jades Augen wurden schmal.
"Wisst ihr wie sie hießen? Wenn nicht will ich wissen wie sie aussahen."
Clarissa kam zu Wort. Ihre Stimme klang so kalt und monoton das man meinen könnte, sie wäre nichts weiter als ein Eisblock.
"Es waren Jeanne und ein Typ mit braunen Haaren und blauen Augen."
Jade fuhr sich durchs Haare.
"Mutter und Ian...Verdammt."
Sie drehte sich um und verließ den Technikraum, Zen und die anderen folgten ihr.
"Was hast du vor?", fragte Caspar als er sah wie sie auf das Gästezimmer zussteurte.
"Sie sind hinter mir her. Ich werde von hier verschwinden damit ihr keine weiteren
Verletzungen davontragen müsst.", antwortete sie und begann ihre wenigen Sachen zusammenzusuchen.
Clarissa schnalzte mit der Zunge.
"Respekt, soviel Denkvermögen hätte ich dir nicht zugetraut!"
Jade warf ihr einen wütenden Blick zu, sagte aber nichts.
"Nein.", sagte Zen bestimmend und riss ihr die Sachen aus der Hand.
Sie zog die Brauen hoch und stemmte eine Hand in die Hüfte.
"Asmodeus hat es nicht nur auf dich, sondern auch auf mich abgesehen. Wenn du verschwindest hat er es leichter an dich heranzukommen!"
Sie seufzte genervt.
"Ich glaube nicht das der König der Dämonen meinen Vater beschworen hat um dir
nachzujagen. Wohl eher will er mich aus der Welt schaffen...bleibt nur die Frage
warum?"
"Ich will nicht das du gehst...", gestand Zen und sah sie eindringlich an.
Schaubend griff sie nach ihren Sachen.
"Ich sagte dir bereits das wir bald wieder getrennte Wege gehen. Scheint als wäre
dieser Zeitpunkt früher als gedacht eingetroffen."
Ohne auf eine Antwort zu warten verließ sie das Zimmer. In schnellen Schritten lief sie durch die Flure, bis sie an der großen Tür ankam.
Jade konnte hören wie Zen nach ihr rief, doch sie ignorierte es und trat hinaus ins Freie.
...
Einige Wochen vergingen und ich bemerkte, dass es ohne Zen irgendwie langweilig war.
Ich schüttelte den Kopf und trank in einem Zug meinen Bloodshot.
Seitdem ich mich zurückgezogen hatte und wieder meinen eigenen Weg ging war es seltsam ruhig geworden. Ich zog mich immer mehr zurück und befürchtete schon jetzt, dass das fatale Folgen haben würde.
"Warum sitzt eine solche Schönheit wie Sie hier ganz alleine?"
Die Stimme die ich vernahm kam von rechts und gehörte zu einem äußerst attraktiven Mann. Er hatte bronzefarbenes Haar, strahlend blaue Augen, war groß und muskulös.
"Ich bin nicht alleine. Sie sind ja jetzt hier.", antwortete ich mit einem koketten Lächeln und beschloss mich etwas abzulenken.
Die Musik in diesem Club war ohrenbetäubend, doch obwohl der Herr nicht laut sprach, verstand ich ihn.
Er nahm auf dem Barhocker neben mir Platz und schaute mich mit funkelnden Augen an.
"Verraten Sie mir Ihren Namen?", fragte ich zuckersüß und erhielt als Antwort einen Handkuss.
"Mein Name ist Jack Austin Conelly. Es ist mir eine Ehre Sie kennenzulernen."
"Ganz meinerseits, Jack. Ich bin Jade."
Ich ließ mir meine Überraschtheit über seinen Charme nicht anmerken und lächelte weiter.
"Sie sind zum ersten Mal hier nicht wahr, Jade?"
Der Tonfall in dem er das sagte ließ mich vorsichtiger werden. Mit einem leichten Nicken bejahte ich. Dann begann er zu lachen.
"Sie kennen nicht zufällig Sebastian, oder?"
Meine Muskeln spannten sich an, doch ich überspielte es mit einem überraschten Tonfall?
"Welchen Sebastian? Meinen sie meinen ehemaligen Kollegen Sebastian Thomson?"
Er lächelte diabolisch und entblößte dabei eine Reihe strahlend weißer Zähne.
"Nein. Ich meine Sebastian Cross!"
Ich war schon immer eine gute Schauspielerin weshalb ich so tat als würde ich nachdenken.
"Hmm...diesen Namen habe ich glaube ich schon einmal gehört. Sagen Sie, wer ist dieser Sebastian Cross?"
Jack lachte.
"Kommen Sie, Jade, eine Person wie Sie kennt jeden Menschen, insbesondere jemanden wie Sebastian!"
Es war offensichtlich das er auf meinen Täuschungsversuch nicht hereinfallen würde, weshalb ich ernst wurde und meinen Ellenbogen an der Bar abstützte.
"Also gut.", sagte ich monoton. "Was wollen Sie?"
Er grinste schief.
"Na also, jetzt verstehen wir uns!"
Er machte eine kurze Pause und setzte dann fort.
"Dein Vater will dich sehen. Er besteht darauf das du morgen um Mitternacht in den
Crystal Palace Park kommst."
Ich wusste das ich keine andere Chance hatte. Mein Vater musste getötet werden und wenn er mich sehen wolltel hatte er mir auch etwas zu sagen. Wenn er es mir gesagt hat würde ich ihn töten, so wie ich es eigentlich schon bei Zen im Quartier vorhatte...
"Meinetwegen.", sagte ich ohne zu zögern. Scheinbar schien Jack nicht damit gerechnet zu haben, denn er sah mich überrascht an und zog die Brauen hoch.
"Du willigst einfach so ein?"
Mit einem selbstsicheren Lächeln auf den Lippen nickte ich.
"Die meisten wissen das ich alles andere als feige bin. Du schienst das jedoch nicht
zu wissen. Wenn mein Vater ein Treffen will soll er es bekommen. Ich habe in den letzten Wochen nichts zutun gehabt, ich werde mich amüsieren wenn ich ihn in Stücke reiße!"
Ich sah wie er Schluckte und dann ein falsches Lachen herausbrachte.
"Sebastian hat Recht gehabt, du nimmst den Mund reichlich voll!"
Mit einem Grinsen erhob ich mich.
"Scheinbar hat er dir nicht gesagt das ich diejenige war, die ihn vor acht Jahren
ermordet hat..."
Mit Angst ihm Blick schaute er mir nach...
Kapitel 16:
"Zen?"
Verwirrt starrte Jade den Krieger an, der auf ihrem Sofa saß und sie mit blauen Augen anfunkelte. Sie sah das die Spitzen seiner Reißzähne über seine Unterlippe ragten.
Er war wütend.
"Ist das deine Taktik?", knurrte er unheilvoll. "Untertauchen und warten was
passiert?"
"Was hätte ich den machen sollen? Durch die Stadt stiefeln und mich so zum Ziel
machen?", schoss sie zurück und warf ein Messer nach ihm. Er wich gekonnt aus und für einen winzigen Moment trat ein Ausdruck der Überraschung in seine Augen.
"Warum attakierst du mich?", fragte er irritiert und wich dem nächsten Messer aus.
"Weil ich wütend bin und an irgendjemandem meine Wut ablassen muss!", brüllte sie und stürzte sich auf ihn. "Und weil du hier nichts zu suchen hast!", fügte sie hinzu.
"Heb dir das für morgen auf!", knurrte er und schleuderte sie gegen die Wand.
Sie keuchte und erstarrte nachdem sie seine Worte realisiert hatte.
"Du hast mir schon wieder hinterherspioniert!", stellte sie fauchend fest und stürzte sich erneut auf ihn als er keine Antwort gab und sie stattdessen bedeutungsvoll ansah.
"Du wirst nicht zu besagtem Treffpunkt gehen, hast du verstanden?", knurtte er während sie auf ihm saß und seine Arme links und rechts neben seinem Kopf auf den Boden drückte.
"Und was wenn ich doch hingehe?", knurrte sie leise und ließ ihn langsam los.
"Ich muss Sebastian töten, und zwar so schnell wie möglich!", fügte sie hinzu.
"Sebastian wird nicht als einziger dort sein.", sagte Zen und stand auf, nachdem auch Jade wieder auf den Beinen war.
"Ich weiß.", sagte sie und wandte sich ab.
"Und deshalb werden ich und meine Brüder mitkommen!", sagte Zen dann und brachte Jade dazu sich umzudrehen.
"Ist das dein Ernst?", hakte sie nach und erstarrte als er auf sie zukam und in seine Arme zog.
"Sie sind auch hinter mir her, schon vergessen? Sie denken, dass wenn du in Gefahr bist ich versuchen werden dich zu retten. Also warum riskieren das dir etwas passiert, wenn ich direkt mitkommen kann?"
"Das ist doch lächerlich...", brummte sie, versuchte aber nicht sich aus seinem Griff zu befreien. Sie genoss es!
"Wir werden dich nicht alleine gehen lassen, keine Widerworte!", sagte er streng. Jade lachte leise.
"Es ist nicht nötig sich Sorgen um mich zu machen, ich komme alleine gut klar."
Nun befreite sie sich aus seinen Armen.
"Ich weiß nicht warum aber du bedeutest mir etwas! Man muss echt blöd sein wenn man das Risiko eingeht und alleine dem stärksten Dämonen überhaupt gegenüber tritt.", sagte Zen monoton und sah Jade ausdruckslos an.
"Meinetwegen, dann bin ich eben dumm!", sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. "Ich bin abgehauen weil ich nicht wollte das euch etwas geschieht und jetzt kommst du und sagst ihr wollt mir zur Seite stehen. Ich glaube du bist derjenige der nicht nachgedacht hat und nicht ich!"
Zen wurde ungeduldig und begann zu knurren.
"Typisch Frauen! Stur und unnachgiebig!"
Jade lachte und wandte sich ab.
"Danke, dass nehme ich als Kompliment."
Sie ging in den Flur um dort ihre Stiefel auszuziehen und dann in ihr Zimmer, wo sie sich aus ihren Sachen schälte. Zen folgte ihr und beobachtete sie dabei wie sie in Unterwäsche durch das Zimmer lief und sich neue Sachen suchte.
"Ich liebe deinen Körper...", murmelte er leise und grinste.
"Mir war klar, dass du das sagen würdest", lachte sie.
"Wohnst du alleine hier?", fragte Zen beiläufig. Jade zuckte die Schultern.
"Nein aber es kommt mir so vor. Meine "Eltern" sind so gut wie nie Zuhause, dass hat den Vorteil das ich tun und lassen kann was ich will, unter anderem auf die Jagd gehen ohne mir ständig eine Ausrede einfallen zu lassen wo ich war."
Zen nickte leicht.
"Verstehe...Und was machst du wenn du mal nicht auf der Jagd bist?"
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu.
"Ist das relevant?"
"Ich bin neugierig. Du bist halt eine interessante Frau!", lächelte er.
Jade musste über seine Worte ebenfalls lächeln.
"Naja...ich interessiere mich für Kunst, Literatur und Musik..."
"Literatur?", fragte Zen beeindruckt und zog die Brauen hoch.
Ein Grinsen umspielte ihre Mundwinkel.
"Ich lese, wenn ich die Zeit habe, unglaublich viel."
Eine Weile herrschte Stille, bis Jade ihren Zopf löste und sich reckte.
"Ich wüde nun liebend gerne ein wenig schlafen, es macht dir also sicher nichts aus
zu verschwinden, oder?"
Zen wurde ernst und verschränkte die Arme.
"Ich werde hierbleiben, für den Fall das du Besuch bekommst."
"Ist das dein Ernst?", fragte sie ungläubig. Er nickte bloß. Sie verdrehte die Augen und gab sich geschlagen.
"Also gut...aber wehe du kommst mir nahe wenn ich schlafe!", fügte sie grinsend hinzu und machte sich bettfertig...
Als ich aufwachte drang der Geruch frischen Essens in meine Nase. Schlagartig öffnete ich meine Augen. Waren meine "Eltern" Zuhause? Ich sah ein weißes Hemd über der Stuhllehne des Schreibtischstuhles liegen. Mir fiel ein das Zen hier war, weshalb ich nicht wusste was ich nun tun sollte, bis ich mich entschied aufzustehen und mich fertig zu machen. Ohne ein Geräusch zu verursachen verschwand ich ins Bad...
"Was wird das wenn es fertig ist?", fragte ich perplex und beobachtete wie Zen -mit nacktem Oberkörper- ein Glas Orangensaft auf den Tisch stellte und sich dann mir zuwandte.
"Guten Morgen, Süße."
Ich zog eine Braue hoch und griff nach dem Glas Orangensaft.
"Erstens: Warum hast du Frühstück gemacht? Zweitens: Warum hast du kein Hemd an? Und drittens: Seit wann nennst du mich Süße?"
Nachdem ich meine Fragen gestellt hatte trank ich einen Schluck.
"Erstens: Ich dachte mir ich lasse dich ausschlafen und bereite dir eine Freude indem
ich die Frühstück mache. Zweitens: Ich habe geduscht. Und drittens: Weil mir danach
zumute war."
Ich lächelte und nahm am Tisch Platz.
"Danke. Leider habe ich kein Blut, sonst würde ich dir nun welches anbieten."
Zen kam zu mir und liebkoste meinen Hals.
"Wenn ich welches wollte hätte ich es mir schon längst genommen!", raunte er und fuhr mit der Zunge über meine Halsschlagader. Ich erschauderte und erschrak als ein Stöhnen meinen Mund verließ.
"Das ist der falsche Zeitpunkt!", hauchte ich und versuchte mich zusammenzureißen.
"Warum denn? Niemand ist hier...", gab er zurück und presste seine Lippen dann auf meine.
"Ich bin nicht in der Stimmung...", brummte ich und schob ihn weg. "Wenn wir Asmodeus und meinen Vater besiegt haben können wir uns austoben!"
Mit einem zweifelnden Blick zog er sich zurück. Er sagte nicht, doch ich erkannte die Ungeduld in seinen Augen.
"Ich will keine feste Beziheung eingehen, sei dir dessen stets bewusst!", sagte ich leicht knurrend und griff nach einem Apfel. Zen zuckte die Schultern und ging grinsend auf die Tür zu.
"Man muss kein Paar sein um Sex haben zu können."
Ich lachte in mich hinein, denn seine Worte entsprachen der Wahrheit. Nun widmete ich mich wieder dem Frühstück das er mir gemacht hatte.
Kapitel 17:
"Diese Wohnung ist kein Aufenthaltsort für Vampire!", brummte Jade als sie sah, dass Zen mit seinen Brüdern im Wohnzimmer saß. Auch Clarissa war da.
"Reg` dich ab. Was ist denn dabei wenn wir mal zu dir kommen anstatt du zu uns?", fauchte sie und lehnte sich im schwarzen Sofa zurück.
"Es wäre schön wenn du sie wie jede andere Freundin von uns behandeln würdest!", sagte Caspar der neben seiner Gefährtin saß.
"Freundin?", lachte Jade ungläubig. Sie schüttelte den Kopf. "Egal. Ich nehme an ihr seid aus dem Grund hier eine Strategie zu überlegen?"
Zen nickte stumm.
"Weißt du wer uns erwarten wird?", fragte Gin an Jade gewandt.
Sie verschränkte die Arme.
"Jack sagte mein Vater wolle mich sehen. Von jemand anderem war nicht die Rede..."
Zen sprach für sie weiter.
"Ich bin da jedoch anderer Meinung. Jack hat es zwar nicht erwähnt aber ich bin mir
ziemlich sicher, dass Sebastian nicht alleine auf Jade warten wird."
"Wahrscheinlich wird Asmodeus dort mit einer ganzen Armee auf sie warten!", meinte Caspar beiläufig.
"Jade ist eben etwas Besonderes!", grinste Shivo und zwinkerte der Jägerin zu.
Jade seufzte.
"Heb dir das für später auf.", sagte sie zu Shivo.
"Wie gehen wir nun vor?", fragte Clarissa monoton. Jade warf ihr einen kalten Blick zu.
"Wenn es nach mir gehen würde, würde ich alleine gehen. Aber ihr wollt mitkommen,
also überlegt euch eine Strategie!"
"Wir können nicht einfach...", weiter kam Gin nicht, denn der Moment wurde von Sam und Mary, Jades "Eltern", unterbrochen.
"Jade, was ist hier los?", fragte Mary in strengem Tonfall.
"Auch das noch...", murmelte Jade und wandte sich ihrer "Mutter" zu. "Das sind ein
paar Kollegen von mir, sie werden nicht lange bleiben, keine Sorge."
Zen erhob sich und streckte Mary seine Hand entgegen.
"Ich bin Zen, freut mich Sie kennzulernen."
Der Tonfall in dem er das sagte überraschte Jade. Noch nie hatte er so freundlich und formell geklungen.
Misstrauisch beäugte Mary ihn. Mit einem leichten Nicken verschwand sie.
"Das ist der Grund warum ihr nicht hier sein solltet!", sagte Jade leise und spähte in den Flur. Sie sah, dass Mary mit Sam diskutierte.
"Wahrscheinlich werden sie versuchen mir eine Predigt zu halten, was aber in einem
riesigen Streit enden wird..."
"Wieso bist du nicht schon längst ausgezogen?", fragte Caspar. Jade verdrehte die Augen.
"Wenn das nur so einfach wäre...", murmelte sie.
"Komm einfach zu uns!", fügte der Krieger hinzu.
Die Antwort auf seine Worte kam wie aus der Pistole geschossen.
"Nein!", knurrte die Jägerin und funkelte ihn mit wütenden Augen an. Der jedoch zuckte bloß mit den Schultern.
"So wie ich Zen kenne würde er alles dafür geben!"
Jade sah aus den Augenwinkeln wie der Älteste sich anspannte, weshalb sie das Thema fallen ließ.
"Zurück zum Wesentlichen.", sagte sie monoton und breitete einen Stadtplan auf dem Tisch aus.
"Uns bleiben nicht einmal zwölf Stunden bis Mitternacht, also beeilen wir uns! Der Crystal Palace Park liegt zwar mitten in der Stadt aber ab dreiundzwanzig Uhr findet man dort keine Menschensseele. Diese Gegend ist bekannt für Verbrecher und Gewalttaten aller Art, weshalb man dort, natürlich, viele Dämonen und Amissâ findet. Wir müssen damit rechnen das Asmodeus die gesamte Gegend im Umkreis von zehn Kilometern überwachen lässt. Wir müssen also damit rechnen schon auf dem Weg zum Park jemandem zu begegnen..."
Gin kam zu Wort.
"Selbst wenn rund um die Uhr jemand ein Auge auf uns hat werden sie uns in Ruhe lassen. Sebastian will sicher ungestört gegen dich kämpfen. Mich würde interessieren warum der Dämonenfürst ihn beschworen hat. Wenn es seine einzige Aufgabe ist dich zu töten musst du Asmodeus wirklich Probleme bereitet haben."
Jade zuckte wieder mit den Schultern.
"Seine Probleme interessieren mich nicht, ich habe selbst welche."
Sie blieb eine Weile lang still, weshalb Zen sie musterte.
"Alles in Ordnung?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Nein. Ich mache mir Sorgen. Jeder von uns ist unglaublich stark. Das töten liegt uns
im Blut! Aber selbst wir müssten so langsam Angst bekommen. Wir haben keine Ahnung wie groß seine Armee seind wird. Es wäre pure Dummheit zu sechst in den Kampf zu ziehen."
Clarissa knurrte.
"Du wolltest alleine in den Kampf ziehen, glaubst du das wäre nicht dumm gewesen?"
Jade lächelte, doch es erreichte ihre kalten Augen nicht.
"Natürlich wäre es dumm. Dümmer als dumm! Aber das wäre egal gewesen. Ich allein
trage die Verantwortung für meinen Vater, dabei spielt es keine Rolle ob er mich töten könnte..."
"Ich bewundere deinen Mut, Jade!", sagte Zen ernst. "Aber das ist zuviel des Guten! Du kannst dich nicht einfach so aufopfern und schon garnicht für uns oder andere
Vampire und Menschen. Das eigene Leben ist immer das Wichtigste, merk dir das!"
Sie stieß ein kurzes Lachen aus.
"Du hast gut Reden, du bist ein Vampir! Im Gegensatz zu dir habe ich nicht einmal
hundert Jahre vor mir. Ich werde so oder so sterben, da kommt es nicht auf den Zeitpunkt an!"
"Vampir?"
Mary und Sam standen im Türrahmen. Mary machte große Augen, doch Sam blieb so ruhig wie immer.
"Wir arbeiten an einem Projekt für die Schule und wären euch dankbar wenn ihr uns
in Ruhe arbeiten lassen würdet!", fauchte Jade genervt.
Das Ehepaar tauschte einen Blick aus. Wortlos drehten sie sich um und verschwanden wieder im Flur.
"Ich werde dich bestimmt nicht sterben lassen, ganz bestimmt nicht!", sagte Zen monoton. Seine Stimme verriet seine Stimmung nicht, doch Jade erkannte die Gefühle in seinen Augen.
"Nett von dir...", antwortete sie ernst und amüsiert zugleich. "Aber niemals werde ich
zur Vampirin, versprochen!"
Zens Brüder wechselten ein paar Blicke miteinander. Die Ausdrücke in ihren Augen schienen nichts Gutes zu bedeuten, schließlich sprach Clarissa aus was alle anderen dachten.
"Scheint als wäre Zen endlich mal wieder der Liebe begegnet..."
"Ich habe kein Interesse an der Liebe!", sagte Jade kalt. Sie wusste das ihre Worte Zen verletzten, doch er war nicht der einzigste der litt. Ihre Worte hatten auch in ihrem Herzen Schmerzen hinterlassen...
Jade schüttelte den Kopf.
"Genug davon!"
"Wir sollten alle Krieger der Stadt zusammentrommeln.", sagte Shivo. Nun lagen alle Blicke auf ihm.
"Wäre das möglich?", fragte Jade, worauf die Krieger erneut Blicke austauschten.
"Machbar wäre es.", antwortete Gin. "Die Frage ist wie viele Krieger in der Stadt bereit
dazu sind gegen Asmodeus zu kämpfen."
"Ein paar schulden uns noch ein Gefallen.", sagte Clarissa.
"Wie viele Krieger befinden sich zur Zeit in der Stadt?" Jade sah die Krieger fragend an.
"Knapp an die zweihundert.", sagte Zen.
Die Jägerin seufzte.
"Also schön. Es liegt an euch die Krieger auf unsere Seite zu ziehen. Wenn ihr bis
Mitternacht nichts auf die Reihe bekommt ziehe ich alleine los!", mit diesen Worten wandte sie sich ab und verließ den Raum.
Kapitel 18:
Es klingelte an der Haustür, doch da ich gerade unter der Dusche stand überließ ich es Sam und Mary die Tür zu öffnen.
"Zen?", hörte ich Marys Stimme. Mein Blick fiel auf die Uhr an der Wand hinter mir.
Zweiundzwanziguhrdreißig. Was machte er so früh schon hier?
"Guten Abend, Miss Davies. Ich wollte zu Jade."
Ich seufzte. Nicht zu fassen das er so höflich und nett sein konnte.
"Sie steht gerade unter der Dusche aber du kannst schon mal in ihr Zimmer gehen.", kam es von Mary zurück. Es wurde still, dann hörte ich Schritte und wie die Tür geschlossen wurde...
"Jade?"
Es war Sams Stimme die fordernd nach mir rief. Mit übergroßem T-shirt und nassen Haaren tapste ich in die Küche.
"Um Himmels Willen, Jade! Hast du vor so in dein Zimmer zu gehen?", keifte Mary entsetz, gerade noch so laut, dass die Worte nicht aus der Küche drangen.
Ich wusste das Zen alles mitbekam, schließlich war er ein Vampir.
"Zen und ich kennen uns schon lange, Mary. Es ist kein Weltuntergang wenn ein guter
Freund mich halb nackt sieht."
Ich blieb monoton und beobachtete amüsiert wie sich Marys Augen weiteten. Sie wollte etwas sagen, doch Sam kam ihr zuvor.
"Wenn ich mich nicht täusche habt ihr vor feiern zu gehen.", sagte er.
Ich zuckte die Schultern.
"Ein Freund von uns feiert in seinen Geburtstag hinein, wir sind eingeladen."
"Du wirst also die gesamte Nacht weg sein?", hakte Mary nach. Ich nickte. Die beiden tauschten einen Blick miteinander aus und ohne etwas zu sagen verließ ich die Küche.
"Dafür das sie nicht deine leiblichen Eltern sind machen sie sich ganz schön Sorgen.", stellte Zen fest als ich mein Zimmer betrat.
"Das einzigste was ihnen Sorgen bereitet ist ihr Glaube das ich zur Hure werden könnte. Alles andere ist ihnen egal.", antwortete ich und zog das Shirt aus.
Als ich nun bloß noch in BH und Höschen vor ihm stand begann er zu grinsen.
"Ich bin also ein guter Freund den du schon lange kennst, hm?"
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu während ich auch meinen BH auszog und dann ich eine Corsage schlüpfte.
"Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Das du ein Vampir bist, wir miteinander
geschlafen haben und in knapp einer Stunde gegen Dämonen kämpfen werden?"
"Du hättest es ja sagen können, sie hätten die sowieso nicht geglaubt.", lachte er.
Ich verdrehte die Augen und zog mich weiter an. Nachdem ich in Lederhose und Stiefel geschlüpft war drehte ich mich zu Zen um.
"Wo sind eigentlich die anderen?"
"Sie haben alle Krieger der Stadt zusammen getrommelt und ihnen den Stand der
Dinge erklärt. Sie werden sich im Hintergrund halten.", erklärte er.
Ich nickte.
"Okay. Und was ist mit den Sicherungsposten von Asmodeus?"
Nun breitete sich wieder ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.
"Die werden nebenbei erledigt."
Ich lachte leise in mich hinein und schloss dann die Zimmertür ab.
"Warum schließt du ab?", fragte Zen der auf meinem Bett saß.
Ich zog meine Waffen unter dem Bett hervor und wedelte damit vor seiner Nase herum.
"Wir wollen doch nicht das sie die hier zu Gesicht bekommen, oder?"
Er grinste wieder, doch dieses Mal war es ein diabolisches Grinsen.
"Warum denn nicht? Ich bin mir ziemlich sicher das es lustig wäre zu sehen wie Mary
einen hysterischen Anfall bekommt!"
Ich musste ebenfalls lachen.
"Wahrscheinlich aber ich befürchte für diesen Spaß haben wir jetzt keine Zeit."
Die restliche Zeit verging schnell, ehe Zen und Jade sich auf den Weg machten. Die Stadt war menschenleer, was Jade mehr als unheimlich war.
"Ich habe das Gefühl als ob die ganze Stadt nur von Dämonen bevölkert wird...", murmelte die Jägerin und schaute sich unauffällig um.
"Es sind nicht nur Dämonen die du spürst.", sagte Zen und gab ihr somit zu verstehen das die Krieger schon auf ihren Posten waren.
"Ich weiß...", sagte Jade leise. "Aber es ist trotzdem unheimlich."
In wenigen Minuten waren sie am Crystal Palace Park angekommen, wo sie Sebastian schon von weitem erkennen konnten.
"Ich hätte nicht erwartet das meine Tochter in Begleitung kommen wird.", sagte er lachend. Jade und Zen blieben einige Meter von ihm entfernt stehen.
"Spar die den "Tochterteil" und komm endlich zur Sache!", knurrte die Cazadora.
Der Drang ihr Schwert zu ziehen war groß, doch sie schaffte es sich zusammenzureißen.
Sebastian lachte erneut.
"Ganz wie du willst, mein Engel! Ich bestehe darauf das du zusammen mit deinem Vater die Amissâ regierst!"
Völlig perplex über seine Worte begann Jade zu lachen.
"Ist das dein Ernst? Glaubst du wirklich das ich nicht mehr gegen Amissâ kämpfen werde, sondern sie regiere? Du hast sie doch nicht mehr alle! Willst du die Welt ins Verderben stürzen? Was zum Teufel hat Asmodeus dir eingeredet das du nun für, anstatt gegen die Amissâ bist? Hat er dir leere Versprechungen gemacht? Oder dir gedroht dich wieder dahin zu schicken wo du herkommst?"
Er zog die Brauen hoch.
"Ich weiß nicht wovon du redest! Asmodeus hatte Mitleid mit mir und mich wieder zum Leben erweckt, damit ich meine Träume verwirklichen kann. Und genau das habe ich vor!"
Die Jägerin seufzte, erschrocken über ihren Vater der in seinem alten Leben nie auf den Gedanken gekommen wäre der König über die Amissâ zu werden.
"Scheinbar hat er dich einer Gehirnwäsche unterzogen...", sagte sie und setzte sich in Bewegung.
Bleib hier!
, dachte sie an Zen gewandt, der ihre Naricht sofort erhielt.
Vor Sebastian blieb Jade stehen, dann umarmte sie ihren Vater.
Bist du verrückt?
, hörte sie Zen in ihren Gedanken fauchen. Sie ignorierte es.
"Was hat er mit dir gemacht, Vater? Ich erkenne dich überhaupt nicht mehr wieder.",
murmelte sie.
"Ich weiß nicht was du meinst, Jade.", antwortete ihr Vater.
"Du hast die Amissâ immer gehasst, Vater! Du hast sie kaltblütig ermordet, so wie ich es heute tue. Nie wärest du auf die Idee gekommen der König über sie zu werden. Warum willst du der Menscheit schaden?"
Jade wurde leiser und aufeinmal spürte sie, wie sich all ihre Gefühle bemerkbar machten.
"Überleg doch mal was für ungeahnte Möglichkeiten es gibt!", sagte Sebastian und legte die Arme nun um seine Tochter. "Du bist meine Tochter, Jade. Ich liebe dich über alles,
glaub mir! Ich bin unglaublich stolz auf dich, schließlich machst du die Welt jeden Tag ein bisschen sicherer. Alles was ich dir beigebracht habe wendest du heute erfolgreich an. Es tut mir leid das ich nicht der Vater war den du dir gewünscht hast aber ich weiß, dass ich dir mit dem Training etwas Gutes getan habe! Ich weiß nicht wie du darauf kommst das ich der Menscheit schaden will . . . Die Amissâ würden zu Sklaven werden, die dafür sorgen das die Welt sicherer wird! Sie würden Kriege, Hungersnot und andere Kathastrophen verhindern, mein Liebling. Und das ist der Grund dafür warum ich will das du mir hilfst!"
Damit hatte Jade nicht gerechnet. Sie spürte wie die Tränen über ihre Wangen liefen.
"Ich stehe unter Asmodeus Bann. ich muss tun was er von mir verlangt. Mein Körper ist nichts weiter als eine Marionette und deshalb möchte ich das du mir hilfst, Jade!", sagte Sebastian nun und spürte, wie seine Tochter sich an ihn klammerte.
"Ich kann dir nicht helfen, Papa!", wimmerte sie. "Wenn ich Asmodeus töte löst sich der Bann auf und du kehrst zurück ins Jenseits!"
"Du musst mich erneut beschwören, Liebling.", sagte er und strich ihr übers Haar.
"Ich bin eine Cazadora.", flüsterte seine Tochter. "Ich bin nichts weiter als eine
Jägerin, ich kann keine Zauber bewirken."
Sebastian seufzte als er spürte wie eine Silberklinge seinen Nacken berührte.
"Verzeih` mir, Vater!", flüsterte Jade und durchtrennte ihm mit einem geschickten Griff den Nacken...
"Jade!"
Zens furchteinflößender Schrei ließ sie herumwirbeln. Ein Dämon, offensichtlich ein ziemlich starker, hatte Zen im Würgegriff.
Hinter dir!
, hörte sie ihn in ihrem Kopf. Wieder fuhr sie herum, doch noch bevor sie wusste wer ihr gegenüber stand, bekam sie einen Schlag verpasst. Sie hörte ihren Namen und prallte dann hart auf dem Boden auf. Sie spürte wie einige ihrer Knochen brachen und wurde von unglaublichem Schmerz überflutet. Sie wollte aufstehen aber ihr Körper gehorchte ihr nicht. Mit einem letzten Gedanken an Zen fielen ihre Augen zu.
Kapitel 19:
Mit einem Keuchen schlug ich die Augen auf. Blut lief aus meinen Mundwinkeln und als ich sah das Clarissa neben mir saß und mir ihr Handgelenk über den Mund hielt wusste ich auch warum.. Schwer atmend setzte ich mich auf.
"Danke...", sagte ich kaum hörbar und musterte die Umgebung.
"Wo ist Zen?", war die erste Frage die meinen Mund verließ.
"Er und die anderen sind mitten im Kampf."
Sofort war ich auf den Beinen.
"Wir müssen ihnen helfen!", sagte ich und schaute mich erneut um. Scheinbar befanden wir uns in einem alten Bunker.
"Nein.", antwortete Caspars Gefährtin. "Zen will das du in Sicherheit bleibst. Er hat
mich gebeten auf dich audzupassen, solange bis er zurückkommt."
Ich schüttelte heftig den Kopf, was zur Folge hatte das mit schwindelig wurde.
"Ich werde auf keinen Fall warten! Ich kann mir nicht einmal sicher sein ob er
überhaupt überleben wird! So sollte es dir auch mit Caspar gehen!"
"Du solltest dir keine Sorgen machen. Jeder einzelne Krieger hat jahrhunderte lange
Übung im Kampf."
Ich spürte Wut in mir aufsteigen, denn ich verstand nicht wie Clarissa so locker bleiben konnte. Ihr Gefährte riskierte gerade ihr Leben wegen der Menschen die in Gefahr waren. Er hätte das nicht machen müssen, genauso wie die anderen Krieger, denn Vampire waren eben keine Menschen. Vampire und Dämonen ließen sich eigentlich in Ruhe, durch diesen Krieg jedoch geriet so ziemlich jedes Lebewesen auf der Welt in Gefahr.
"Er riskiert gerade sein Leben für mich und andere Menschen und du bleibst seelenruhig hier sitzen und wartest auf seine Rückkehr?", brüllte ich und holte aus.
Clarissa fletschte die Zähne und richtete ihre leuchtenden blauen Augen auf mich.
"Was ist mit den Verletzten? Wer kümmert sich um die, die soeben im Sterben liegen?",
schrie ich. "Scheiß auf die Krieger, hauptsache du bist in Sicherheit was?"
Wutentbrannt rannte ich los.
Zen!
, dachte ich. Er hatte sein Bewusstsein verschlossen, weshalb ich noch schneller wurde.
"Zen!", schrie Jade als sie sah, dass eine Klaue ihn traf und zu Boden brachte. Sie rannte los und zog ihr Schwert um jeden Dämon und Amissâ zu töten der ihr in die Quere kam.
"Jade..."
Die raue, tiefe und verzerrte Stimme die nach ihr rief ließ sie anhalten. Langsam drehte sie sich um und blickte dann dem Dömonenfürsten höchstpersönlich ins Gesicht.
Der Dämon aus einer Mischung Schlange, Widder, Adler und Löwe verwandelte sich in einen, ziemlich gutaussehenden, Menschen.
"Asmodeus.", murmelte Jade reflexartig und umgriff ihr Schwert fester.
"Nenn mich Adrian.", sagte er lachend und ging auf sie zu. Seine blauen Augen funkelten und brachten Jade einen Moment lang aus der Fassung.
"Warum tust du das alles?", fragte sie monoton und beobachtete jede seiner Bewegungen. Er zuckte die Schultern.
"Ich weiß nicht. Vielleicht weil es Spaß macht? Oder weil ich alles dafür tun würde
dich zu bekommen?"
Jade erschauderte als er seine Hand hebte und die Konturen ihrer Lippen nachzog.
"Dir ist klar das du sterben wirst, oder?", sagte sie und schlug seine Hand weg.
Adrian lachte leise und kehlig.
"Du bist stark, Jägerin! Aber nicht stark genug um jemanden wie mich zu töten!"
"Da wäre ich mir nicht so sicher!", widersprach sie trotzig.
"Du bist eine unglaubliche Frau!", murmelte der Fürst und packte ihr Kinn.
"Wenn du freiwillig mit mir kommst, wird deinem geliebten Krieger nichts passieren!", raunte er an ihrem Ohr und sog ihren Duft ein. Sie schluckte und zwang sich zu einem Lachen.
"Ich werde ganz bestimmt nicht mit dir kommen! Du würdest ihn so oder so töten.", lachte sie in bitterem Tonfall.
"Du bist ein kluges Mädchen.", flüsterte er und küsste ihren Hals. Nun brannten ihre Sicherungen durch. Mit einer Drehung befreite sie sich aus seinem Griff, dann stieß sie die Klinge ihres Schwertes in seine Brust. Er brüllte vor Schmerz auf, doch schon nach einigen Sekunden versiegte das Blut wieder. Die Wunde schloss sich nicht, doch sie blutete nicht mehr. Der Fürst begann zu lachen.
"Glaube nicht es wäre einfach mich zu besiegen!"
"Wie tötet man einen Dämonenfürst?", fragte Jade als Zen an ihrer Seite auftauchte.
"Zuerst muss sein Herz zerstört werden.", begann Zen und tötete nebenbei einen Amissâ. "Dann, unmittelbar danach, muss der Kopf abgetrennt werden, ebenso wie die
anderen Gliedmaßen. Die Organe müssen entnommen werden und wenn das passiert ist, muss alles zusammen verbrannt werden. Die Asche muss in einem Gefäß aufbewahrt werden die man dann an einen sicheren Ort bringt. Passiert das nicht besteht die Gefahr das ein neuer Fürst entsteht!"
"Na toll...", murmelte Jade.
Wir müssen ihn einkreisen!, dachte Zen an Jade und seine Brüder gewandt.
Schon nach kurzer Zeit tauchten Gin, Shivo und Caspar auf, die dann in Position gingen.
"Ist das ein Kindergeburtstag?", lachte Asmodeus und keuchte dann, als sich eine Kugel in seine Rippen bohrte.
"Mist.", knurrte Jade und ließ die Pistole sinken. "Knapp verfehlt."
"Du kannst nicht mit einer Kugel sein Herz zerfetzen...", brummte Gin. Jade grinste und richtete ihre Waffe auf einen Amissâ ganz in der Nähe.
"Sicher? Na dann pass mal auf!"
Sie drückte den Abzug und mit einem "splatch" schrie der Amissâ auf. Sein gesamter Brustbereich war zerfetzt gewesen.
"Das ist keine gewöhnliche Munition.", sagte Jade und richtete ihren Blick wieder auf den Dämonenfürst. Caspar griff ihn von hinten an und durchbohrte seine Brust mit einer Silberklinge. Er hatte das Schwert noch nicht herausgezogen, da stürzten sich auch die anderen auf ihn...
Mit jedem Angriff den sie ausübten fügten sie ihm Verletzungen bei, doch sein Herz verfehlten sie immer wieder. Die Dämonen und Amissâ um ihnen herum wurden immer weniger, wodurch die anderen Krieger es leichter hatten. Nach einiger Zeit tauchte sogar Clarissa auf die ebenfalls versuchte Asmodeus´ Herz zu treffen.
"Das darf doch nicht wahr sein!", brüllte Jade als sie schon wieder knapp daneben schoss.
Mir geht die Puste aus!
, dachte sie an Zen gewandt und blieb einen Augenblick lang stehen, ehe sie sich wieder auf Asmodeus stürzte.
Halt durch!
, antwortete Zen. Jade war durch seine Stimme einen Augenblick lang abgelenkt und büßte dafür prompt einen heftigen Schlag ein.
Sie würgte Blut und fiel auf die Knie.
"Verdammt...", hustete sie und rappelte sich wieder auf.
Sie hatte unzählige Schnittwunden und andere Verletzungen von denen sie erst jetzt die Schmerzen bemerkte. Zen hatte von hinten sein Schwert in den Rücken von Asmodeus gebohrt, weshalb Jade die Chance nutzte und ihre Pistole zog.
Mit einem ohrenbetäubenden Schrei zerfetzte die Kugel das Herz des Fürsten.
Asmodeus ging zu Boden. Blut verfärbte das Gras rot. Um sicher zu gehen drückte Jade noch einmal den Abzug.
"Beeilung!", rief Zen und bedeutete seinen Brüdern sich an die Arbeit zu machen.
Clarissa stellte ein Porzellangefäß bereit.
Innerhalb weniger Minunten hatten die Krieger die Gliedmaßen vom Rumpf getrennt und zusammen mit den Organen verbrannt. Kaum war das geschehen lösten sich alle verbliebenden Dämonen zu Staub auf.
Jade brach zusammen.
"Jade...", flüsterte Zen und machte einen Schnitt in seine Handfläche. Er ließ das Blut in ihren Mund laufen und beobachtete leise lachend, wie sie es mit verzerrtem Gesichtsausdruck schluckte.
"Es ist vorbei!", flüsterte er und strich über ihre Wange.
Sie lächelte schwach und packte dann sein Genick um ihn zu sich hinunterzuziehen.
Zärtlich küsste sie ihn...
Epilog:
Als ich mich umblickte sah ich die Welt mit anderen Augen.
"Wow...", murmelte ich beeindruckt.
"Wie fühlst du dich, Süße?", fragte Zen lächelnd.
"Mein Hals tut weh...", stellte ich fest und fasste mir an die Kehle, die beträchtlich schmerzte.
"Hier.", sagte Zen und hielt mir ein Glas hin. Ein süßlicher Geruch drang in meine Nase.
"Ist das..."
Er nickte.
"Blut, ja."
Zögerlich nahm ich das Glas entgegen. Ich schluckte, denn die Schmerzen schienen durch den Geruch nur noch schlimmer zu werden. Augenblicklich wurden meine Zähne lang und spitz. Vorsichtig nippte ich an dem Glas, doch ich musste feststellen, dass es das köstlichste war das ich je getrunken hatte. In einem Zug leerte ich das Glas.
"Es wird dauern bis ich mich daran gewöhnt habe.", murmelte ich.
"Das wird schon!", sagte Zen lachend und küsste mich auf die Stirn.
"Auf unsere gemeinsam Zukunft, Geliebte!", fügte er hinzu.
Tag der Veröffentlichung: 16.01.2011
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