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Es war einmal ein kleiner Bauernjunge, der Milch über alles liebte. Doch seine Eltern, die nur eine Kuh besaßen, konnten ihm den Wunsch nach einem täglichen Glas Milch nicht immer erfüllen. Nur wenn sie etwas vom täglichen Verkauf zurückbrachten, bekam Kai etwas von dem kostbaren weißen Getränk. Kai war ein guter Junge und sehr wohlerzogen. Alle im Dorf beneideteten seine Eltern um so einen Jungen. Nie lies er sich etwas zu Schulden kommen. Nie beklagte er sich. Nachts, wenn Kai in seinem Bettchen lag, die Tannen rauschen hörte und aus der kleinen runden Dachluke gen Himmel auf den Mond schaute, wünschte er sich nichts sehnlicher, als das es dort oben im Himmel eine große grüne Weide gäbe mit vielen Kühen - nur für ihn allein. So in Gedanken, hörte er plötzlich ein Rufen: "Kai, schlaf ein, denn dann kannst du Milch trinken so viel du möchtest und grüne Weiden sehen." Woher die Stimme kam konnte Kai nicht sagen, doch bevor er einnickte sah er imi Augenwinkel etwas an einer kahlen Stelle am Nachthimmel aufblitzen. Wenig später spürte Kai wie ein leichter Wind ihm die Haare zerzauste und seine Wangen streichelte. Er roch Gras. Er hörte - "waren es Kühe"?! Plötzlich wurde er hellwach. Um ihn herum eine unendliche grüne Wiese mit wunderschönen Blumen und Gräsern und darauf unzählige Kühe. Es war hell hier oben, denn er sah den winzigen, in Mondlicht getauchten, Hof. Plötzlich überkam ihn eine unbändige Freunde. Er hüpfte über die Wiesen, melkte die Kühe und trank so viel Milch wie er nur wollte. Er wurde immer übermütiger und melkte die Kühe ohne die, für ihn sonst so kostbare, Milch zu trinken. Dabei überhörte er die Stimme, die immer wieder verzweifelt rief: "Kai, was machst du da? Bitte hör auf, Kai!" Doch der sonst so brave Kai vergaß alle Vernunft und bemerkte irgendwann schon gar nicht mehr, dass er bereits bis zu den Knieen in einem See, nein sogar Meer stand. Die grüne Wiese war verschwunden, statt dessen sah man nur Milch, soweit das Auge reichte. Dann endlich hörte er die Stimme wieder rufen und er wurde sich bewusst, dass er dieses große Geschenk ausgenutzt hatte. Kai legte sich auf den Bauch und schwamm in dem Meer aus Milch. Gelegentlich nahm er noch einen Schluck, doch die Milch wollte ihm nicht mehr schmecken. Schließlich schlief er ernet ein und fing noch den traurigen Blick des Mondes auf, bevor er, diesmal sehr unsanft, wieder in sein Bett hinuntergetragen wurde.
Als Kai am nächsten Morgen aufwachte, konnte er sich noch erstaunlich gut an den gestrigen Vorflal erinnern und verschmähte auch das Glas Milch, dass seine Eltern ihm zum Frühstück hingestellt hatten. Als Kai am Abend wieder aus dem Fenster in den klaren Himmel schaute erblickte er an der sonst so kahlen Stelle einen nicht enden wollenden weißen Strang aus Sternen. Kai war sich sicher, dass das die Kühe sein mussten, die sich nun von ihrer Milch ernährten, statt von den Kräutern auf der Wiese. Noch lange begegnete Kai auch diseser Stimme im Schlaf. Immer wenn er mit ihr sprach entschuldigte er sich für seine Tat und bedankte sich für das Abenteuer. Doch er wusste nicht, dass es ihm schon längst verziehen war. Als Kai an solchen Tagen aus seiner Dachluke linste glaubte er den Mond lächeln zu sehen und die Kühe freudig muhen zu hören. Tja, so entstand die Milchstraße. Und wenn die Kühe nicht gestorben sind, dann trinken sie noch heute.

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Tag der Veröffentlichung: 01.08.2010

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