Als ich nach einem Erlebnis mit Tieren, die ich ekelhaft finde gefragt wurde, fiel mir spontan die folgende, unschöne Begebenheit in meinem Leben ein.
Eigentlich begann es eines Morgens, als ich gerade erwachte. Ein breiter Sonnenstrahl zwängte sich durch die Ritzen des Rollladens und spielte auf seiner goldenen Harfe eine friedliche Melodie. Aber er war es nicht, der mich geweckt hatte. Verschlafen versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen. War es vielleicht die Vorfreude auf den morgigen Tag, an dem wir in den Urlaub fahren wollten?
Nein, plötzlich richtete ich mich auf. Es war ein eigentümlich penetranter Geruch, der mich aus dem Schlaf gerissen hatte - nicht genau zu definieren, aber unverkennbar unangenehm.
Der Kater schnurrte vor meinem Bett und bettelte um Futter, was genau betrachtet seine Lieblingsbeschäftigung war. Ich schnüffelte in seine Richtung. Nein von dort kam nicht Ungewöhnliches.
Mein Mann schnarchte noch neben mir im Bett, ich warf ihm einen misstrauischen Blick zu und ging im Geiste die Lebensmittel durch, die wir gestern Abend verputzt hatten. Aber das konnte es auch nicht sein, der Geruch kam nicht von der Seite.
Ich stand auf und schlurfte vom Schlafzimmer in den Flur. Hatten etwa die beiden Hunde….? Aber nein, das wäre sofort aufgefallen! Wer einmal die Haufen von gut gefütterten Berner Sennen und Großen Schweizern gesehen hat, weiß, was ich meine.
Einigermaßen ratlos weckte ich meinen Mann, der zwar auch den Geruch wahrnahm, ihn aber nicht orten konnte. Wir durchsuchten sogar die Kleiderschränke. Immerhin konnte es ja sein, dass der Kater sich einmal unbemerkt hineingeschlichen hatte um dort etwas zu hinterlassen, was da nicht hingehörte.
Letztendlich fanden wir gar nichts und fuhren dann in den Urlaub. Natürlich war uns klar, dass wir hinterher noch einmal nachforschen mussten. Unsere Tier- und Haushüterin hatten wir entsprechend instruiert, doch bitte einmal Nase und Augen offenzuhalten.
Als wir nach drei Wochen wiederkamen, war der Geruch verschwunden. Erleichtert gingen wir unseren normalen Alltagsgeschäften nach. So ungefähr zwei Wochen lang. Dann kann ich auf die Idee, die aussortierten Kleidungsstücke meines Mannes, die sorgfältig gefaltet auf einer Kommode im Schlafzimmer lagen, endlich in einen Plastiksack zu packen und zu entsorgen.
Ich hob die erste Schicht an, und sah augenblicklich die Maus, die dazwischen lag. Das war es also gewesen – der Verwesungsgeruch der Maus. Mittlerweile hatte es sich ausgerochen – alte Gräber stinken nicht, habe ich mal irgendwo gelesen.
Gerade wollte ich mich umdrehen um etwas zu holen um das kleine Tierchen entsorgen zu können, als es sich plötzlich bewegte.
Für den Bruchteil einer Nanosekunde erstarrte ich so ungefähr wie Lots Weib. Und dann explodierte die Maus und schleuderte Maden in alle Richtungen.
Ausgerechnet Maden und ähnlich schleimige Viecher sind für mich der Inbegriff des Ekelhaften. Man sperre mich mit Spinnen und Schlangen zusammen, schön und gut. Aber bei Maden, Raupen und Würmern hört für mich jeglicher Spaß auf. Egal ob sie nützlich sind oder nicht. Sollen sie doch dort bleiben, wo sie hingehören … auf gar keinen Fall aber in mein Schlafzimmer.
Ich war völlig entsetzt. Der Inhalt meines Magens tanzte Salsa und seltsame gelbe und grüne Blitze zuckten durch mein Gehirn. Ich versuchte krampfhaft wieder der eigene Herr meiner Gedanken zu werden. Was tun? Anfassen konnte ich die Tierchen nicht. Also nahm ich den Staubsauger und saugte sie ein.
Muss ich erwähnen, dass ich für das nächste halbe Jahr ins Gästezimmer zog? Und der Staubsauger hatte selbstverständlich auch seine letzte Pflicht erfüllt. Den rührte ich nicht mehr an, es gab einen Neuen.
Texte: (c) Maggie Milton, Salzgitter, im März 2012
Bildmaterialien: (c) Maggie Milton
Tag der Veröffentlichung: 18.03.2012
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Widmung:
Anregung der Gruppe "Tiergeschichten"