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„Warum ich?“, fragte sie sich verzweifelt. „Warum WIR?“
Schluchzend saß sie da.
Es ging doch all die Jahre so gut, und jetzt?! Mittlerweile schien es ihr so, als suchten sie nach einem Mängel des Anderen, um ihn zu beleidigen, herunter zu putzen oder an zu schreien.
Das war sicherlich nicht das, was sie sich unter dem Begriff „Familie“ vorgestellt hatten. Es stand im krassen Gegensatz dazu.
Die Familien ihrer Freunde schienen so ein Problem nicht zu haben. Gut, okay! Da gab es sicherlich auch mal den Ein oder Anderen Streit, aber die Familien wirkten alle so harmonisch und … liebevoll.
Nicht so ihre. Ihre Familie -bestehend aus ihrer Mutter und ihrem Vater- war so am Arsch – anders konnte man es nicht ausdrücken – dafür hatte sie bis heute nicht die richtigen Worte gefunden.
Wie sollte es denn an ihrem Geburtstag, in knapp einer Woche zugehen, wenn sich ihre Eltern da auch nur an schwiegen, wie es an diesem Morgen der Fall war?
Sobald sie nicht mehr im Raum war,würden sie erst leise mit einander streiten, dann aber immer lauter werden. Dabei würden sie ganz vergessen, dass sie nicht alleine im Haus waren und dass ihre Tochter jedes Wort mit bekäme.
Wieder liefen ihr Tränen aus den rot-geweinten Augen, als sie daran dachte, wie still es beim Frühstückstisch war. Jegliche Versuche, ein Gespräch mit den Eltern an zu fangen, war gescheitert. Sie hatten sich an geschwiegen, als sei jemand gestorben.
Ach, wie sehr sie sich doch wünschte, wieder ein kleines, dummes, unwissendes Mädchen zu sein. Nichts ahnend herum zu buddeln oder mit den Puppen zu spielen; ein glückliches Lächeln auf den Lippen. Dann wüsste sie von den Streitereien ihrer Eltern nichts.
Nach außen wirkte sie stark und froh, immer gut gelaunt, doch innen drin, war sie das Gegenteil: Sie war schwach, traurig und unglücklich.
Sie gab nicht ihrer Mutter die Schuld, sie gab auch ihrem Vater keine Schuld. Schuld waren ihrer beider Dummheit und Streitereien.
Es gab natürlich auch Momente, in denen sie glücklich war. Sie war von Natur aus, ein lebhaftes und aufgewecktes Mädchen, aber es gab mehr traurige Momente in ihrem Leben, als es frohe gab.
Ihre Brust schmerzte, sie konnte die Last der Trauer nicht mehr tragen. Und das nicht 75, als verbitterte alte Dame. Nein. Mit 16! Mit 16 Jahren, hatte sie bereits so viel Schmerz erlebt …
Vielleicht waren ihre Eltern einfach zu dumm, es zu bemerken, oder sie waren zu unaufmerksam, aber ihre einzige Tochter merkte mehr, als sie ahnten. Sie bekam viel mehr mit, als sie sich vorstellen konnten. Vielleicht war das gut so, vielleicht aber auch nicht …

Eines stand jedenfalls fest: So konnte es nicht weiter gehen!

Zu ihrem Geburtstag hatte sie viele Wünsche geäußert, nur einen nicht. Sie wusste schon, was sie sich wünschen würde, wenn sie die Geburtstagskerzen und das Lebenslicht aus pusten würde.
„Dass alles wieder gut wird“, murmelte sie vor sich hin. „Keinen Streit mehr. Nie wieder.“
Gegen ein solches Geschenk, würden alle anderen, die sie bekommen würde, wie Nichtigkeiten wirken.

Sie wollte, dass ihre Eltern sich an ihrem Geburtstag in den Arm nahmen und sich verziehen, vergaßen, was gewesen war.
Sie wollte endlich nach Hause. In eine Familie, in der sich alle liebten.

Impressum

Texte: by Magdalena S.
Bildmaterialien: by Google
Tag der Veröffentlichung: 20.11.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die es gerne lesen wollen und denen es vielleicht so geht

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