Cover


Auf der Sonne ist es glühend heiß, so heiß, dass kein Lebewesen darauf existieren kann.
Bis auf die Sonnenteufelchen. Die fühlen sich hier ganz besonders wohl. Sie hüpfen und springen und suhlen sich an den heißesten Stellen der Sonne. Manchmal ist es an einigen Stellen der Sonne besonders heiß. Dann kocht und brodelt und zischt es, dass selbst die Feuerteufelchen zu diesen Stellen ein bisschen Abstand halten.
Zwei Teufelchen, mit den Namen Hui und Bui lebten auch auf der Sonne. Die beiden waren vorwitziger und mutiger als alle anderen. Wenn es auf der Sonne mal wieder besonders heiß siedete und blubberte, kletterten Hui und Bui, anstatt sich ein sicheres Plätzchen zu suchen, gerade an diese heißeste Stelle. Sie waren sehr neugierig und wollten unbedingt wissen, was passierte, wenn wieder einmal solche Explosionen stattfanden.
Kaum waren sie an dem knisternden und knasternden Ort angekommen, gab es einen furchtbaren Knall und die beiden wurden ins Weltall geschleudert. Zum Glück hatten sie sich an den Händen gehalten, so dass sie beieinander blieben.
Mit Lichtgeschwindigkeit sausten sie durch den Weltraum. Rasend schnell näherten sie sich einem gigantischen, weißen Gebilde. Zack saßen sie oben drauf. Das Ding war so schrecklich kalt, dass sie ganz schwarz wurden und ihre glühende Haut die herrlich rote Farbe verlor. Sie waren auf einem Himmelskörper aus Eis gelandet. Mit aller Kraft bliesen sie sich gegenseitig an. Deshalb blieben sie so heiß, um durch das Eis hindurch zu schmelzen. Flutsch kamen sie auf der anderen Seite wieder heraus.
Sie sausten weiter durchs All, froh darüber, dass sie nicht im Eis stecken geblieben waren.
Puh, das war ja eklig kalt und wäre ihr sicherer Tod gewesen, hätten sie es nicht geschafft, hindurch zu kommen.
Endlich entdeckten sie etwas ganz Neues. Hier wollten sie sich niederlassen, denn zur Sonne konnten sie ja nicht zurück. Sie steuerten es an, aber so weit sie sehen konnten, gab es nur nackten, glatten Stein. Allerdings drehte sich das Ding so schnell, dass sie keinen Halt finden konnten. Das war so ungemütlich, dass unsere Teufelchen hier auch nicht bleiben wollten. Also ließen sie sich los und schon ging die Sausefahrt weiter.
Jetzt aber sahen sie etwas vor sich, das blau und gelb und grün und braun aussah. Sie fanden es ganz witzig und irgendwo mussten sie ja hin. Warum sollten sie es nicht mal hier versuchen.
Und puff, bumms - sausten sie darauf los und da waren sie auch schon. Ihr könnt euch sicher schon denken, dass dieses Ding unsere Erde war.
Wisst ihr auch wohin sie geraten waren? Sie landeten mitten auf einem großen Scheunendach aus Stroh. Das war genau das Richtige. Von allen Seiten zuckten die Flammen auf. Hui und Bui saßen in einem gemütlichen Bett aus Feuer. Es war so richtig behaglich. Sie hatten es fein getroffen und kuschelten sich ganz tief in das brennende Stroh.
Die Bauern bekamen eine furchtbaren Schreck als sie sahen, dass ihre große Dorfscheune in Flammen stand. Ganz schnell riefen sie die Feuerwehr, die sofort mit der großen Wasserspritze ankam und pitsch patsch Wasser ins Feuer spritzte. Hui und Bui waren entsetzt. Was war das denn? Sie fingen fürchterlich an zu heulen, zu pfeifen und zu schimpfen, so toll wie es nur Teufelchen können. Die Bauern bekamen es mit der Angst zu tun, als es aus der Scheune zu heulen anfing. Und damit nicht genug, sprangen da doch plötzlich zwei leibhaftige rote kleine Teufel aus den Flammen heraus. Vor lauter Schreck hielt der Brandmeister den Wasserschlauch senkrecht in die Höhe, so dass es aussah wie eine Fontäne. Die Leute, die herumstanden, wurden pitsche- patsche- pudelnass. Das war zuviel! Jetzt fingen die Bauern an, Krach zu schlagen und zu schimpfen.
Das war so lustig, dass Hui und Bui sich vor Lachen die Bäuche hielten. Als sie sich beruhigt hatten, erinnerten sie sich an ihre gute Erziehung. Sie nahmen artig ihre Schwänzchen mit der weiß glühenden Quaste über ihren linken Arm, verbeugten sich höflich, stellten sich vor und berichteten von ihrem Missgeschick. Nun war guter Rat teuer. Die Dorfbewohner, die durch das Feuer angelockt worden waren überlegten, was zu tun wäre. Bald schon fand sich eine Lösung, mit der alle Beteiligten zufrieden waren.
Die Frau vom Ortsvorsteher nahm Hui mit nach Hause, denn der Winter stand vor der Tür. Hui konnte im Kamin sitzen, sie würde Kohlen sparen und es trotzdem gemütlich warm haben.
Der Schmied entschied sich dafür Bui mitzunehmen, weil er dann beim Schmieden Kohlen einsparen konnte.
So ging es einige Zeit sehr gut und alle waren zufrieden.
Dann kam die Osterzeit ins Land und die Tage wurden wärmer. Die Frau vom Ortsvorsteher hatte sich schon einige Zeit Gedanken darüber gemacht, wie sie Hui wieder los werden könnte, denn jetzt war es doch zu warm in der Wohnung geworden.
Heute wollte sie ihre Freundin, die Frau des Apothekers besuchen. Dazu hatte sie sich schick herausgeputzt, sich ihr neues Seidenkleid angezogen und ihre Frisur toll gestylt. Als sie gerade gehen wollte, sagte sie noch zu Hui, dass er jetzt verschwinden solle, sie brauche ihn nicht mehr. Und das sagte sie richtig eklig.
Hui war todunglücklich aber auch ärgerlich über den gemeinen Ton mit dem sie es sagte. Er zischte aus sem Kamin heraus, fuhr ihr an die Frisur und an das neue Kleid. Es knisterte und qualmte. Das Seidenkleid war nicht mehr zu gebrauchen und ihre Haare würden auch einige Zeit benötigen, bis sie wieder nachgewachsen wären. Sie würde für längere Zeit zu Hause bleiben müssen.
Hui machte sich auf zu seinem Bruder in die Schmiede. Da saßen sie nun beide im Schmiedeofen.
Es entstand eine solche Hitze, dass der Schmiedegeselle kaum dagegen an arbeiten konnte. Da er von Natur aus ziemlich faul war und auch nicht schneller arbeiten wollte, kniff er mit der großen Zange Hui und Bui die hübschen weiß glühenden Schwanzquasten ab.
Die beiden Teufelchen waren entsetzt. So viel Bosheit! Hier wollten sie nicht länger bleiben. Sie sprangen aus der Esse heraus, dem Gesellen an die Hand und ans Bein und hinaus nach draußen.
In diesem Dorf wollten sie auf keinen Fall bleiben. Sie hatten auch ihren Stolz.
Aber wo sollten sie hin? Sie gingen und gingen, bis sie an ein allein stehendes Haus kamen. Hier wohnte ein armer Bäcker. Er hatte schon lange kein Brot mehr gebacken, denn die Kohlen waren ihm ausgegangen und er hatte kein Geld mehr um sich Nachschub zu kaufen. Hier baten die Teufelchen um Unterkunft. Der Bäcker war ein gutherziger Mann und bat Hui und Bui herein.
"Ich habe nur wenig, aber was ich habe, will ich gerne mit euch teilen," sagte er.
Er ahnte nicht, dass dies der Grundstein für seinen späteren Wohlstand sein sollte.
Hui und Bui setzten sich sogleich in den Backofen. Sofort war der so heiß, dass der Bäcker nur noch das Brot hineinschieben musste. In kurzer Zeit war es gar und knusprig.
Flugs lief der Bäcker ins Dorf um sein Brot zu verkaufen. Und weil er das leckerste und knusprigste Brot weit und breit backte, kauften die Leute nur bei ihm. Er war den Teufelchen dankbar dafür, dass er jetzt jeden Tag einen heißen Backofen hatte, und die Teufelchen waren dankbar für einen Platz, an dem sie willkommen waren.
Da sitzen sie sicher heute noch.

Impressum

Texte: Helga Hauch
Tag der Veröffentlichung: 11.11.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /