So ich nehme mir jetzt mal 5 Minuten Zeit um euch alles zu erklären: Ich heiße Jasper, bin 2000 Jahre alt und arbeite für Gott. Noch Fragen? Wie ich aussehe? Ich will ja nicht angeben, aber ich würde sagen groß, sportlich,durchtrainiert, lange Haare, weiße Flügel, kurz gesagt: bin einfach gutaussehend! Ob ich etwa ein Engel bin? Sehr wahrscheinlich, wenn ich sage, dass ich Flügel habe, oder? Tzz. Was ich den ganzen Tag so mache? O Gott, ich hasse diese ganze Fragerei. Also gut: ich verbringe meine Zeit damit, den letzten sogenannten Racheengel zu suchen und töten. Was ein Racheengel ist? Das ist einer der sehr seltenen Typen, die Gott vergessen hat. Das heißt, er hat vergessen ihn im letzten Moment auf den richtigen Weg zu bringen und ihn für seine Taten noch im irdischen Leben büßen zu lassen. So ein seltener Fall kommt dann nach dem Tod auch nicht in die Hölle, sondern ist dazu verdammt für ewig auf der Erde herumzustromern. Racheengel wird er deshalb genannt, weil er so voller Hass ist, dass er es Gott quasi heimzahlen will, indem er möglichst vielen Leuten den Satanismus „schmackhaft“ macht. Wie? Nun ja, er tarnt sich als Vertreter, fällt nach kurzer Zeit über die Leute her, spannt seine schwarzen Flügel auf und fliegt mit ihnen zu gewissen Plätzen, an denen er Satansmessen abhält. Nach den Messen, hält er den Leuten unter derbsten Drohungen einen, eigens vom Teufel ausgearbeiteten Vertrag hin (indem natürlich das Wichtigste kleingedruckt ist, ich hasse diesen Rechtsverdreher!!), den sie dann unterzeichnen müssen. Sie erklären sich, laut des Vertrages, dazu dem Satanismus bis an ihr Lebensende treu zu bleiben und dem Teufel nach ihrem Tod ihre Seele zu überlassen. Wie man hier schon heraushören kann, ist der Racheengel mit dem Teufel im Packt, aber er ist der einzige, der zum Satan nur ein Arbeitsverhältnis hat. Wie gesagt, ist er dazu verdammt ewig zu leben, also kann der Teufel seine Seele nicht bekommen. Was passiert wenn Leute den Vertrag verletzen? Dann werden sie unverzüglich vom Deibel persönlich abgeholt. Wisst ihr jetzt endlich alles, was ihr wissen wolltet? Kennt ihr euch endlich aus? Gut, dann lasst mich bitte weiterarbeiten, sonst gibt’s für mich wieder keinen Kaffee, weil die von der Schutzengelfraktion wieder vor mir da waren.
Mein Name ist unwichtig. Mein Aussehen ebenso. Für wen ich arbeite geht euch nichts an. Warum ich überhaupt noch lebe hat einen Grund, der euch nicht zu interessieren hat. Warum ich arbeite ist ebenfalls top secret. Ich erzähle euch gar nichts. Ihr habt nie von mir gehört, verstanden?
Verdammt noch mal, bin ich vielleicht am Ende mit meinen Kräften. Ich hab ihn gerade davonfliegen sehen. Ich habe keine Kraft mehr gehabt, ihm hinterherzufliegen. Mit der Zeit werd ich noch wahnsinnig! Kurz bevor ich mich noch mehr ärgern kann, bekomme ich einen Anruf von oben. Der Chef will sofort mit mir sprechen. Wahrscheinlich ist es wieder eine Standpauke über meinen Flugstil. Ich mache mich jedenfalls auf den Weg.
Oben angekommen, ist der Chef ganz aufgeregt und beginnt wie ein Wasserfall zu reden: „Jasper, hör zu, es geht um Mission Racheengel. Ich habe damals nicht nur vergessen ihn auf den rechten Weg zu bringen, ich habe ihn auch noch mit jemandem anders verwechselt. Mit anderen Worten. Ich habe früher einen Fehler beim Eintragen in die Akten gemacht. Es gab damals zwei Leute bei denen es schon recht knapp wurde. Ich habe ihn büßen lassen und hab es aber in eine andere Akte eingetragen, d.h: Wir müssen eigentlich nach einer völlig anderen Person suchen. Der Mensch, nachdem wir bis jetzt gesucht haben, hat schon für alles gebüßt und ihm ist es gewährt worden sich im großen Garten aufzuhalten. Ich habe gerade erst vorher meinen Fehler bemerkt, als mir Oliver plötzlich gemeldet hat, dass er die gesuchte Person bei seiner Inspektion im großen Garten gesehen hat. Ich habe ihm das natürlich nicht sofort geglaubt und hab mich selbst vergewissert. Oliver hat Recht gehabt. Ich habe mich selbst gewundert, dass uns das erst jetzt aufgefallen ist.“ „Und nach wem müssen wir jetzt eigentlich suchen?“, frage ich, um der Sache endlich auf den Grund zu gehen.
„Nach einer Göre, die mit fünfzehn ihre Eltern und ihren Bruder aus Langeweile umgebracht hat und mit 16 bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist!“, kommt die Antwort prompt. Ich lasse mich erst mal in eine Wolke fallen. Das kann doch nicht sein. Das ist völlig unmöglich. Mich schockt weniger der Fehler vom Chef, als die Tatsache, dass ich nach einem völlig geistesgestörten Teenager suchen muss.
Tag der Veröffentlichung: 17.08.2010
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