Cover

14.08.2010:
Am nächsten Tag wache ich dann sehr spät auf. Sehr viel später als Anna. Muss wohl an den Folgewirkungen der Joints liegen. Optimistisch wie ich nun mal bin, mach ich mir darüber herzlich wenig Sorgen. Ich höre das Brausen des Duschkopfes im Bad, folgere daraus, dass das nur Anna sein kann (schnell vergewissere ich mich ob wohl niemand anderes im Zimmer ist, denn wirklich viel weiß ich nicht mehr vom gestrigen Abend, hätte ja sein können, dass ich wen mit aufs Zimmer genommen habe), schleppe mich aus dem Bett zur Badezimmertür und gröhle: „He du!! Was machstn so lange da drinn?!“ „Guten Morgen, übrigens. Ich bin erst seit ungefähr einer Minute hier drinn.“ „Kann nicht sein!“, foppe ich weiter. Doch Anna lässt sich anscheinend nicht auf so eine unsinnige Debatte ein, denn es kommt keine Antwort aus dem Bad. „Auch gut!“, denke ich, setze mich aufs Bett, greife zu dem Telefon, dass in Reichweite auf dem kleinen Nachtkästchen steht und wähle die Nummer der Rezeption. Da die da unten kein Deutsch verstehen, sage ich in perfektem Englisch: „Good morning, down there! Listen: I want breakfast for two, with champagne. Room 145. Thank you!“ Mir gefällt meine Idee, mich gleich am Morgen mit Champagner volllaufen zu lassen echt gut. Ich bin sonst wirklich kein Saufkopp, aber wenn man sich nicht mal mehr im Urlaub austoben kann, wann dann? Mit einem triumphierenden Lächeln lehne ich mich zurück und betrachte dabei unser Hotelzimmer sehr genau. Es ist wirklich sehr schön. Wir haben auch sehr hart dafür gearbeitet. Ja gut unsere Eltern haben auch einiges springen lassen, dass muss man ihnen auch danken. Ich werde in meinem Gedankenschwall von Anna unterbrochen, die gerade frisch geduscht aus dem Bad kommt und mich skeptisch ansieht: „Wieso grinst du den so?“ „Wirst du gleich merken!“, sage ich und schaue sie dabei vielsagend an. Sie lächelt verschwörerisch. Anscheinend hat sie mich durchschaut. „Weißt du noch, dass du mal gesagt hast, dass du nie nen Tropfen Alkohol trinken wirst?“ Anna erinnert sich gut an ihren Grundsatz und sagt: „Gibs endlich auf Vicky. Du bringst mich nicht dazu auch nur nen Schluck zu probieren!“ „Ach komm, ein Guten-morschen-schlückschen!!“, säusele ich. Gerade als sie zu einer Antwort ansätzt, wird sie vom Zimmerservice, der unser Frühstück bringt unterbrochen. „Ich habs ja gewusst!“, sagt sie grinsend, als sie die Champagnerflasche im Sektkühler entdeckt. Ich gebe dem Angestellten ein Trinkgeld, worauf der sich verzieht. „So!“, sage ich, „dann wollen wirs uns doch mal schmecken lassen!“ Anna ist schon Feuer und Flamme, denn sie weiß schon ganz genau, dass bei mir zu einem guten Tropfen auch gute Musik gehört. Sie kramt meine Boxen aus meiner Umhängetasche, steckt den IPod an und schaltet Bob Marley ein. So lobe ich mir das. Ich nehme ein Sektglas und die Champagnerflasche vom Servierwagen und lehne mich zurück. Anna hat inzwischen schon unsere Pilotenbrillen geholt, die wir jetzt aufsetzen. So chillen wir gemeinsam durch den Vormittag. Wie in guten alten Zeiten.

Zu Mittag bin ich schon etwas lustiger drauf, vom Champagner in der Früh. Ich beginne mit Anna ein kleines Streitgespräch; es geht ums Mittagessen.
A: Wir gehen natürlich indisch essen, so wie man das eigentlich macht, wenn man in Indien ist.
V: Sind wir denn in Indien?
A: Du Trrrrottel!! Natürlich sind wir in Indien. Stell dich nicht so blöd.
V: Ich bin nicht blöd, sondern Always-blöd. (eine kleine Floskel von uns beiden)
Anna bekommt einen Lachkrampf. Ich natürlich auch, so wie sich das eben gehört. Wir beschließen nun weiter in die Stadt zu gehen, um nach einem guten Restaurant zu suchen. Wir gehen und gehen und sehen lauter unglaublich schönen Kram auf unglaublich schönen Märkten. Ich stehe gerade bei einem Schmuckstand und sehe mir eine Kette genauer an, als ich bemerke, dass mir Anna abhanden gekommen ist. Ich schaue suchen in die Menge und schließlich sehe ich sie auch: Sie lässt sich gerade von einem fahdenscheinigen Typen etwas andrehen. Nach einer Weile kommt sie her zu mir. „Was hastn da gerade gemacht?“, frage ich sie, obwohl ich genau weiß, dass sie sich Joints andrehen hat lassen. „Na was werd ich wohl gemacht haben.“, antwortet Anna, die weiß, dass ich natürlich weiß, was sie gemacht hat. Wir gehen weiter. Anna wird so gierig auf das Zeug, dass sie beschließt in einer Seitengasse, den ersten Joint zu rauchen. Das macht sie auch. Als sie fertig ist, grinst sie mir ins Gesicht: „Hallo? Det ja alles so schön bunt hier. Wahnsinn. Watn Trip!“ Ich drehe die Augen über. Das kann ja noch was werden. Da Anna nicht mehr in der Lage ist, ein vernünftiges Gespräch mit mir zu führen, muss ich alleine ein Restaurant aussuchen. Schließlich hab ich eines Gefunden und gehe mit Anna, die sich inzwischen bei mir untergehackt hat, weil sie nicht mehr gerade gehen kann, hinein. Wir setzen uns an einen Tisch und kurz darauf kommt der Kellner. Anna blickt ihn verträumt an: „Sind sie schwul?“ Anna liebt Schwule. Der Kellner versteht zum Glück kein Deutsch und ich bestelle auf Englisch zwei Cola. „Mann, du bist ja ganz schön von der Rolle.“, sage ich zu Anna. Sie sieht mich verständnislos an und sagt: „Was machen denn, die Vögelchen, da auf deinem Kopf?“ Es ist eindeutig zwecklos mit ihr zu sprechen. Gegen ihren Rausch, ist mein Schwippschen vom Frühstückschampagner noch lange nichts. Ich bestelle etwas, für sie und für mich, wovon ich sicher bin, dass man es auch essen kann. Ich bezahle dann so schnell wie möglich, weil ich mit Anna schleunigst ins Hotelzimmer muss. Doch der Weg dorthin zurück wird lang: Als wir so gehen, bemerkt Anna eine etwas dickere Frau, die gerade an uns vorüber geht und sagt: „Booaaa, haste die Wuchtbrumme gerade gesehen? Das ja nicht auszuhalten, so fett ist die!“ Ich schiebe sie wortlos, schnell weiter. Auf einmal sagte sie : „Ooooh, kuck mal Vicky. Ich werd nich mehr. Elvis lebt!!“ Ich muss lachen. Ich finde das irgendwie gar nicht mehr peinlich, sondern einfach nur noch witzig, denn die meisten Leute hier verstehen sowieso kein Deutsch. Ich lasse sie einfach weiterplappern. Bis wir endlich beim Hotel angekommen sind, hat sie noch allerhand anderes Zeugs in ihrer Fantasie gesehen. Sogar ihre Lieblingsband Unheilig, soll, wie sie behauptet hat, live auf einer der Märkte gespielt haben.

In unserem Hotelzimmer angekommen, lege ich sie erst einmal ins Bett. Sie muss schlafen, sonst wird sie bis heute Abend nicht normal. Sie schläft auch ein. Als sie dann nach zwei Stunden wieder aufwacht ist sie anscheinend wieder normal. Derweilen sie gepennt hat, hab ich mir noch eine Flasche Champagner kommen lassen. Sie grinst als sie mich mit dem Sektglas in der Hand, neben sich sitzen sieht. Als wir uns darüber unterhalten, was wir mit dem angebrochenen Nachmittag noch anfangen sollen, kommt uns beiden die Idee: Zur Hotelbar!! Dort sitzen wir dann, den ganzen restlichen Nachmittag. Ich bestelle mir die ganze Zeit Cola-Whiskys, während Anna vergeblich versucht, sich mit alkoholfreien Cocktails zu besaufen. Wir unterhalten uns über alles mögliche und machen auch einen Blödsinn nach dem anderen: Wir fragen den Kellner in Englisch ob er schwul ist, worauf der uns sehr zu unserem Erstaunen die Wahrheit sagt: Er ist schwul. Wir essen alle Erdnüsse auf, die in einem kleinen Schüsselchen auf der Bar gestanden haben und wir quatschen zwei Tussen an, die sich gut vorkommen. Als es zehn Uhr wird, beschließen wir, nicht zuletzt wegen meines unglaublichen Rausches, auf unser Zimmer zu gehen, wo wir dann bis spät in die Nacht sitzen, gemeinsam einen Joint rauchen und uns mit Bob Marley zudröhnen.

Fortsetzung (Tag 3) bitte bei vampierfreak13 weiterlesen!!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Anna, mit der ich alles was ich hier geschrieben habe auch wirklich erleben möchte!! Isch liebe disch!!

Nächste Seite
Seite 1 /