2.
Als ich am nächsten Tag aufstand, um meinen täglichen Arbeiten an Bord nachzugehen
, traf mich beinahe der Schlag, als ich durch ein Bullauge im Hauptraum schaute: Das Raumschiff des Droiden, mit dem Kapitän Spyncers Frau durchgebrannt war, kam neben unserem zu stehen. „Wenn das Kapitän Spyncer sieht...“, dachte ich bei mir. Die Katastrophe schien mir unausweichlich. Ich musste schnell etwas unternehmen. Als erstes musste dafür gesorgt werden, dass der Kapitän möglichst lange im Bett blieb, denn nur so konnte ich Zeit gewinnen um den Droiden abzuwimmeln. Da drängte sich mir ein Frage auf: Was wollte der überhaupt hier? Der hatte doch alles was er haben wollte: die Frau meines Chefs. Aber egal. In Windeseile bereitete ich auf einem Tablett das Frühstück für Spyncer vor und stellte es auf den schwebenden Tisch in seiner Kabine. Damit sollte der Chef erst mal zu tun haben. Inzwischen hatte sich, sehr zu meiner Verwunderung, die Tür, die sich auf der Hinterseite unseres Gefährts befand und die man nur mit einer Codeeingabe aufschließen konnte, geöffnet. Ich wunderte mich wirklich, denn eigentlich kannten den Code nur der Chef, seine Kinder, seine Frau und ich. Ich hörte aber ganz schnell auf mich zu wundern, denn hereinspaziert kam nicht wie erwartet der Droide, sondern Spyncers Frau Kerry. Anscheinend wollte sie wie eine Filmdiva wirken, den Helm ihres Raumanzuges lässig abnehmen und dann ihre langen, blonden Haare ausschütteln. Das gelang ihr aber wenig bis gar nicht, denn als sie dabei war ihre Haare auszuschütteln verfingen sich ein paar davon in einer von den Schrauben, die am Kragen des Anzuges angebracht waren. Ich bin sonst nicht schadenfroh, aber bei diesem Szenario musste ich doch lachen: Die Gattin meines Chefs schrie vor Schmerz auf und begann einen wahren Tanz im Hauptraum zu veranstalten. Sie wurde so hysterisch, dass sie mich anschrie: Skip, steh hier nicht so doof rum, siehst du nicht das meine Haare leiden? Bring mir sofort eine Schere!“ Ich tat wie befohlen und reichte ihr das Gewünschte so schnell ich konnte, denn mir war eingefallen, dass ich ja auf keinen Fall die Aufmerksamkeit des Chefs auf die Räume außerhalb seiner Kabine ziehen sollte. Wie auf Knopfdruck hörte das Gekreische auf. Als sie mit der Prozedur fertig war, begrüßte ich sie erst einmal: „ Guten Tag, Mrs. Spyncer, was führt sie hierher?“ Aber sie beachtete mich gar nicht. Stattdessen begann sie den Hauptraum zu inspizieren. „Seit ich weg bin, hat hier wohl niemand mehr geputzt!“, sagte sie missbilligend. Ich war beleidigt. Schließlich putzte ich hier jeden Tag wie ein Verrückter. Schließlich fragte sie: „Wo ist mein Mann?“ „Der schläft noch!“, antwortete ich. „Ich muss sofort mit ihm sprechen!“, sagte sie und war schon dabei mich zur Seite zu schieben, doch ich bewegte mich keinen Zentimeter: „Ich kann es nicht verantworten, dass er Sie jetzt schon, nach so kurzer Zeit zu Gesicht bekommt. Er ist immer noch sehr verletzt.“ Anscheinend schien sie das zu verstehen und setzte sich erst mal auf die alte, abgewetzte, sprechende Couch. Die Couch war Kapitän Syncers Lieblingsmöbelstück und nebenbei war sie seine beste Freundin, denn er hatte sie schon seit seiner Jugend. Die Couch hatte Spyncers Frau nie gemocht, deshalb raunzte sie jetzt: „Ah, das Flittchen ist also wieder hier. Hats dier nicht gefallen im mollig warmen Droidenbett, was?“ „Halt die Klappe!“, zischte Kerry. Ich musste wiedereinmal grinsen. Aber jetzt galt es erst einmal herauszufinden, was Kerry von ihrem Mann wollte. „Mrs. Spyncer, wenn sie mir sagen, weshalb sie ihren Mann so dringend sprechen wollen, kann ich es ihm ausrichten und vielleicht wird er sich mit ihnen in Kontakt setzen.“ „Es ist ganz einfach,“, sagte die resolute Kerry, „als der Droide mir gestern Nacht sagte, dass er Schluss machen wolle, hab ich ihn kurzerhand aus seinem Raumschiff rausgeschmissen. Der soll sehen wo er bleibt! Nun ich will ganz einfach neu anfangen mit Phil! Mir tut das alles auch irgendwie leid und eigentlich lieb ich ihn ja. Wir müssen ja nicht gleich wieder im selben Raumschiff wohnen, fürs erste hab ich ja mein eigenes. Ich hoffe nur, dass der Droide mich nicht findet!“ Da mischte sich die Couch wieder ein: „ Sieh mal einer an. Wenn das Flittchen erkennt, dass sie so schnell nichts besseres findet, liebt sie den armen Phil auf einmal wieder.“ Plötzlich hörte ich Geräusche aus Spyncers Kabine. „So Mrs. Spyncer ich muss sie leider jetzt bitten zu gehen, da Kapitän Spyncer jetzt aufsteht, wie man höre kann. Ich werde ihm sagen, dass sie hier waren und was sie gesagt haben.“ Mit diesen Worten schob ich sie zur Tür. Sie hatte gerade noch genug Zeit gehabt, ihren Helm aufzusetzen. Als sie draußen war, lehnte ich mich erleichtert gegen die Tür. Ich hatte die Katastrophe gerade noch mal verhindern können.
Tag der Veröffentlichung: 13.08.2010
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