Cover

Kapitel 1

Trust

 

Kapitel 1

 

Ich muss weiter rennen, ich darf nicht anhalten! 

Meine nackten Füße hinterlassen Spuren im Schnee und meine Arme bleiben immer wieder an Dornenbüschen hängen und kratzen wieder auf.Wo bin ich überhaupt? Ich weiß nicht wohin, renne einfach weiter. Aber irgendwann kann ich einfach nicht mehr, mein Körper macht einfach nicht mehr mit. Ich bin einfach zu lang schon nicht mehr gelaufen. Was jetzt?

Ich darf nicht aufgeben, darf nicht riskieren dass Er mich findet und zurück bringt. Ich bleib stehen und erlaube mir kurz durch zu atmen. Überall nur Bäume und Büsche. Verdammt, irgendwo muss es doch eine Stadt geben? Bin ich immer noch in Kanada?

Ich weiß nicht wie lange ich dort war. Seit er mich mitgenommen hat, bin ich größer ,hab lange wellige Haare und hab Brüste bekommen. Ich seh an mir runter, das weiße Nachthemd das ich trage ist voller Dreck und Blut. Außerdem klebt es an mir wie eine zweite Haut, weil es zu schneien angefangen hat. Langsam wird es Dunkel und ich weiß immer noch nicht wohin ich gehen soll, geschweige denn wo ich bin. Was mach ich jetzt nur? Ich zittere aber so wirklich spüre ich die Kälte nicht. Konnte mich lange genug dran gewöhnen. Mein Magen knurrt. Wann hab ich das letzte mal etwas gegessen?

Irgendetwas muss mir doch zeigen wo ich bin!

 

Aber ich darf nicht aufhören zu laufen und zu suchen. Irgendwann muss ein Haus oder eine Stadt kommen. Ich muss meine ganze Kraft aufwenden um weiter zu laufen aber ich bin so müde und will nicht mehr, will nach Hause zu meiner Mum. Ich laufe so lange bis es anschließend dunkel ist. Na toll. Und nun? Was mach ich jetzt, nachts wird es doch immer kälter als tagsüber! Ich fange an zu rennen und versuche gleichzeitig aufzupassen gegen keinen Baum oder Busch zu laufen. Was wirklich schwer ist, ich kann von allem nur die Umrisse sehen. 

Als ich den großen Umriss im Weg sehe, ist es schon zu spät. Ich renne in ihn rein. Es fühlt sich weich und warm an. 

Ein Baum ist kalt und hart! Ohne nach zu denken mache ich mich los und renne weiter. Aber zu spät. Von Hinten schlingen sich zwei Arme um meinen Bauch und heben mich fest. 

Ich schreie, schlage , kratze und versuche zu beißen aber nichts hilft. Seine Hände sind überall. Er hält meinen Oberkörper und meine Hände gleichzeitig fest. 

Tränen der Verzweiflung laufen meine Wangen runter. 

''Ich mach dir doch nichts , beruhige dich''! Kommt es verwundert heraus. Ich höre sofort auf zu schreien und halte meinen Atem an. Mein ganzer Körper ist so angespannt dass er anfängt zu zittern.

''Kannst du auch sprechen?''

Ich bekomme gar nicht mit dass er mir mittlerweile Fragen anscheinend gestellt hatte. Ja, konnte ich noch reden? Gesprochen habe ich schon lang nicht mehr. Ich darf nicht. Soll ich ihm antworten? Aber was ist wenn Er irgendwo hier ist und hört dass ich rede? Ich will keine Schmerzen mehr. Ich weiß nicht was ich tun soll.

Meine Augen huschen panisch hin und her. Immer auf der Suche nach einer weiteren Gestalt die Ihm ähnlich sieht.

Ich spüre wie er anfängt über meinen Rücken zu streichen, mich aber trotzdem mit der anderen Hand festhält. Er hat das auch immer gemacht. Ich fange wieder an mich zu winden und will zurück laufen. Ich will hier weg! Er hört nicht auf mit dem Streicheln! Vorsichtig und langsam lockert sich der Griff um meine Hände. Sobald es locker genug ist, springe ich nach Hinten und renne los. 

Vielleicht hätte ich dass lieber nicht machen sollen.

Wieder renne ich in jemanden. Vielleicht ist Er es diesmal? Ich schreie wieder los, trete nach ihm und versuche in die andere Richtung zu rennen. Wieder werde ich fest gehalten. 

Ich sehe wie sie ihre Münder bewegen. Sie sprechen mit mir, aber nichts dringt zu mir durch. Es hört sich alles wie durch Watte an. Will nicht erfahren wie sie mich quälen wollen und mir Schmerzen bereiten wollen.

Das ist alles zu viel für mich, was wollen die von mir? Die Tränen fließen immer mehr und ich zittere so sehr dass ich denke meine Beine können mich nicht mehr lange halten. Sie kommen immer näher, lassen mich nicht in Ruhe!

 Ich hätte besser aufpassen müssen. 

An Rande meiner Augen merke ich wie es immer schwärzer wird, wie mich die Dunkelheit einholt. Dann war alles Schwarz.

 

 

 

Kapitel 2

Kapitel 2

 

Als ich aufwache, traue ich mich nicht meine Augen zu öffnen. Die Matratze auf der ich liege ist bequem. Viel zu bequem. Das heißt ich bin nicht bei Ihm

Plötzlich fällt es mir ein. Der Mann im Wald. Nein...es waren Zwei. Haben sie mich hierher gebracht? Was haben sie mit mir vor?

Ich höre Schritte bei denen mein Puls sofort schneller wird. Sie kommen immer näher. Dann ist es leise.

Ich muss meine Augen aufmachen, muss wissen wohin derjenige gegangen ist. Steht er hier bei mir im Zimmer?

Oder war das am Ende alles nur einTraum und ich bin immer noch bei Ihm? Aber wie soll ich mir dass mit der Matratze erklären? Blinzelnd schlage ich meine Augen auf. Ich sehe die Lampe an der Decke doppelt. Sind das Zwei? Ich kneife meine Augen fest zusammen und schlage sie wieder auf. Nein nur eine. 

Ich schiele leicht nach links und sehe schon wieder eine Lampe. Sie steht auf dem kleinen Nachttisch. So viele Lampen. So viel Licht. Ein Bild mit einer von der Decke hängenden Glühbirne zischt durch meinen Kopf.

Schnell schüttele ich meinen Kopf, was wohl ein ziemlicher Fehler war. Er schmerzt und fängt an zu pochen. Ein Keuchen entringt sich meinem Mund. 

''Du solltest deinen Kopf in nächster Zeit nicht so schnell bewegen.'' Ich erstarre. Woher kommt die Stimme? Zu wem gehört die? Ist Er es?

Wieder höre ich Schritte. Ich kneife meine Augen zu. Schweiß tritt auf meine Stirn. Mein Körper fängt an zu zittern. Bitte geh, Bitte geh, Bitte geh, denke ich mir die ganze Zeit. 

Meine Augenlider schmerzen schon, aber das ist mir egal. Ich versuche an etwas anderes zu denken, an etwas schönes. In meine eigene kleine Welt zu flüchten. In der Ich die Macht habe! Aber es nützt nichts. Ich spüre wie die Matratze sich neben mir senkt. Eine Hand auf meiner Stirn. 

''Ganz ruhig. Sieh mich an. Bitte!'' Die Stimme ist freundlich und...und warm. Genauso wie die Hand die auf meiner Stirn liegt. Sie fühlt sich gut an. Ein Daumen streicht über meine Schläfe. Keine Schmerzen. Es fühlt sich wirklich gut an. 

Wenn ich meine Augen jetzt öffne, wer wird vor mir sitzen? Er? Oder jemand der mir helfen will? Zuerst mache ich sie nur einen kleinen Spalt auf. 

Schwarze kurze Haare. Dunkelbraune Augen. Ein Mund, der mich anlächelt. Er lächelt. Keine Böse Miene.

''Kannst du mir sagen wie du heißt?''

Mary. Mary Lynn Montgomery.

''Ma..Mary.'' bringe ich mit rauer Stimme heraus.

Auf dem Nachttisch neben mir steht eine Tasse. Sehnsüchtig sehe ich sie an. Will unbedingt davon trinken.

Ich versuche mich ein bisschen aufzurichten um nach der Tasse zu greifen, falle aber sofort wieder ins Bett zurück. Er greift mit der einen Hand unter meinen Kopf und mit der anderen nach der Tasse. Ich sehe wie in Zeitlupe wie die Tasse immer näher kommt.

Bilder huschen durch meinen Kopf, die Tasse die Er mir an die Lippen presst, solang bis ich getrunken habe. Danach verschwimmt alles.

Schnell drehe ich meinen Kopf zur Seite. Mein Nacken knackst dabei. 

''Sieh mich an. Glaub mir, ich hab da nur Tee drin. Siehst du?'' Zur Verstärkung seiner Worte, nimmt er einen kräftigen Schluck von der Tasse. 

Hat er jetzt wirklich davon getrunken? Ich stelle mir vor wie es meinen Hals runter rinnt und das Kratzen im Hals löst. Ich schlucke sehnsüchtig.

Wieder hebt er mir die Tasse hin und ich überlege nicht lang und nehme sofort den ersten großen Schluck. Der warme Tee wärmt mich von innen und mein Hals bedankt sich großzügig indem er schon ein kräftigeres ''Danke'' über die Lippen bekommt. Ich will gleich nochmal einen Schluck nehmen aber er entzieht mir die Tasse, stellt sie auf das Nachtschränkchen und legt meinen Kopf vorsichtig wieder zurück ins Bett. Wieso gibt er mir nichts mehr? Will er mich auch hungern lassen? Mir nichts mehr zu trinken geben? Panik kommt in mir hoch. Meine Hände fangen an zu zittern.

''Du brauchst keine Angst zu haben, ich mach dir doch gar nichts, ich will nur ein paar Antworten auf meine Fragen.'' sagt er.

Will er das wirklich nur? Antworten? Ich nicke einfach nur leicht und warte gespannt auf seine Frage.

''Zuerst mal, ich bin Austin Lankwood. Mein Cousin Logan und Ich haben dich gestern Nacht im Wald gefunden.''

Aha, er war also einer der beiden im Wald. Wieder huschen Bilder durch meinen Kopf. Wie Dunkel es war. Und vorallem wie Kalt es war. Wie ich Angst hatte, als ich in ihn rein gerannt bin.

Ich unterbreche meine Gedanken schnell als ich merke wie er weiter spricht. ''Als du zusammen gebrochen bist haben wir dich hierher in unser Haus gebracht. Ich bin von der Polizei und ich hab dann gleich meinen Bruder Blake angerufen, der Arzt ist und dich dann kurz angesehen hat.

Du warst ziemlich unterkühlt, deine Striemen am Rücken sind teilweise entzündet, dein rechter Fußknöchel ist angebrochen und du hast ziemliches Untergewicht.'' Er brachte das alles nur sehr zögerlich raus. Kommt etwa noch etwas?

''Blake hat dir dein Nachthemd ausziehen müssen weil der Schorf und das Blut sich schon daran verklebt haben. Keine Sorge, Logan und Ich sind während dessen natürlich raus gegangen. Aber Blake hat mir von deinen Blutergüssen erzählt, die du überall hast. Kannst du uns nicht sagen, was mit dir passiert ist?'' fragt er leise. 

Ich merke nur am Rande wie heiße Tränen meine Wangen runter laufen und ich schon wieder zittere.

''Ich sag es noch einmal Mary. Ich mach dir nichts, du kannst mit mir darüber reden!'' meint er mitfühlend.

Ich schüttele nur heftig meinen Kopf. Nein das kann ich nicht, will es auch gar nicht. Es geht niemanden etwas an. Ich will mich von ihm weg drehen aber ich habe dafür viel zu wenig Kraft. Mein Kopf schmerzt, aber das ist mit egal. 

''Okey dann eben ein anderes Thema?'' Vorsichtig nicke ich. 

''Wo kommst du her?''

''Fort St. John'' sage ich leise.

Er will gerade ansetzen zu sprechen als er verblüfft inne hält. ''Fort...Warte, meinst du das Fort St. John in Kanada?''

Wieder nicke ich. Er steht auf und dreht sich um. Minuten langes Schweigen dominiert den Raum. Wieso sagt er nichts?

''Weißt du wo du hier bist?'' fragt er.

Ich schüttele den Kopf. Woher soll ich denn wissen wo ich bin? Andererseits, woher soll er wissen, dass ich nicht weiß wo ich bin? Oh Gott, meine Gedanken verwirren mich. 

''Du bist hier in Georgia, Broken Falls'' antwortet er leise.

 

 

Ich bin sprachlos. Ich bin in den USA? Nicht mehr Zu hause in Kanada? Wie hat Er mich nur über die Grenze bekommen? Ich erinnere mich an die ewig lange Autofahrt. Die ganzen Fragen schwirren in meinem Kopf umher ohne auch nur eine einzige Antwort zu wissen. Das klopfen an der Tür lässt mich zusammen zucken. Wer kommt jetzt noch? Die zwei anderen Männer, Blake und Logan?

Die Tür wird langsam aufgemacht und plötzlich stehen zwei Männer im Raum. Sind das die beiden? Blake und Logan? Meine Frage wird prombt beantwortet, als der Blonde der beiden vortritt und sich vorstellt mit dem Namen Logan. ''Hey wie gehts dir Sonnenschein?'' fragt er lächelnd. Hat er mich das gerade im Ernst gefragt? Und hat er mich Sonnenschein genannt? Ich bin zu verblüfft um zu antworten. Er scheint Nett zu sein, also gebe ich ihm eine Chance. Ich versuche zurück zu lächeln, was glaube ich eher in einer Grimasse endet. Er fängt an zu Grinsen und tritt noch weiter vor. Automatisch zucke ich zusammen. Wieso kommt er auf einmal so nah? Sein Grinsen verschwindet und er bleibt wie erstarrt stehen. ''Das hier ist übrigens Blake'' lenkt er ein. Ich sehe an ihm vorbei und betrachte den ebenfalls Schwarzhaarigen Mann. Er hat ziemliche helle grüne Augen. Wir beide schweigen, starren uns nur an, bis Austin sagt es wäre Zeit dass ich ein Bad bekomm. Moment, nein! Ich will kein Bad, ich will nach Hause zu meiner Mum!

''Kannst du mir ein paar Fragen beantworten zuerst?'' bringt Blake heraus. Ich nicke einfach nur, ich will schließlich auch ein paar Sachen beantwortet bekommen. 

''Wieso hast du die ganzen Verletzungen und wieso bist du Nachts bei so einem Wetter im Wald umher geirrt?'' 

Ich überlege was ich sagen soll. Soll ich ihnen die ganze Geschichte erzählen? Oder irgendein Märchen auftischen? Nein das haben sie glaube ich nicht verdient. Sie haben mir geholfen, meine Verletzungen versorgt und mir nicht weh getan. Noch Nicht. 

Alle Drei sehen mich gespannt an und warten auf meine Antwort. 

''Ich bin abgehauen.'' 

''Vor wem?'' fragt Logan

''Ihm.'' 

''Wer ist IHM?'' fragt er wieder. 

''Ich weiß nicht wie er heißt. Er hat nie gesprochen.''

''Wie lange warst du bei ihm? Und war er es der dir die Verletzungen zugefügt hat?'' 

Das war die Frage, die ich auch gerne wüsste. Wie lange war ich bei ihm? Ich glaube ich war Acht damals. Wie viele Jahre sind seit dem vergangen? 

''Ich glaube ich war Acht.'' flüstere ich. 

Geschockt halten sie inne. ''Weißt du wie alt du jetzt bist?'' fragt Blake.

Ich schüttele einfach mein Kopf. Ich glaube ich bin über Zwölf. Ich kann mich erinnern an meine ältere Cousine Anna. Als ich kleiner war, war sie schon 16 und hatte Brüste. Die hab ich auch bekommen. 

''Ich schätz dich auf ungefähr 16 bis höchstens 18.'' grinst Logan. Wieso lächelt der immer? Findet er mich komisch? Hab ich irgendetwas komisches im Gesicht?

''Weißt du warum er dich mitgenommen hat? Und wohin?'' fragt Blake wieder ernst. Ich kann wieder nur meinen Kopf schütteln. Er sprach doch nie mit mir. Woher soll ich so etwas denn dann wissen? 

''Wie konntest du flüchten?'' 

Die Frage lässt ein ein Schauer durch meinen Körper jagen.

Die Erinnerung an den Moment wie Er herein kam. Ich glaube er war betrunken. Er schwankte, konnte kaum gerade stehen. Ich krabbelte rückwärts immer weiter nach hinten bis ich die Wand im Rücken spürte.

Ich hab gesehen wie er sich übergab. Wie er zu Boden flog, immer weiter erbrach und hustete. Ich weiß nicht woher ich den Mut nahm, aber ich stand einfach auf rannte auf die Tür zu. Am Ende vom Gang sah ich die Treppe die nach oben führte. Ich rannte so schnell es mein Körper zu ließ bis ich oben in einem Wohnzimmer stand. Es war normal eingerichtet. Kein Luxus oder Sachen die darauf hinwießen dass er wohlhabend wäre. Jede Tür die ich sah riss ich auf, bis ich endlich die Haustür fand und auf einer Terrasse stand. Um mich herum waren nur Bäume und Gras. Dann rannte ich los.

Ich weiß nicht ob in meiner Antwort, irgendwelche Gefühle mit sprechen. Ich weiß nicht ob ich Angst, weil er vielleicht noch am Leben ist, oder Freude weil er höchstwarscheinlich tot ist und mich nie mehr finden kann, empfinden soll. 

Als die Drei immer noch kein Wort von sich geben, entscheide ich für mich selbst, dass ich jetzt dran bin mit Fragen stellen. 

''Wieso habt ihr mich mit genommen und nicht die Polizei gerufen?'' 

Blake antwortet mir wieder total ernst ''Weil Austin bei der Polizei arbeitet und er schon in der Datenbank nachgeschaut hat aber kein einziges Kind dass in den letzten Jahren oder Monaten entführt wurde, dir auch nur ähnlich sieht. Wir wollten jetzt erstmal abwarten bis du aufwachst und uns ein paar Sachen erklärst. Du musst uns nur deinen früheren Wohnort und deinen Nachnamen sagen.''

''Ford St. John. Montgomery.'' bring ich aufgeregt und knapp heraus. Können die wirklich rausfinden, ob meine Mum noch in unserem kleinen Haus wohnt? Ob es ihr gut geht? Ich sehe wie Blake bei dem 'Fort St. John' eine Augenbraue nach Oben zieht.

''Gut ich fahr eh gleich zur Arbeit und seh dann da noch nach. Und du bleibst schön liegen und ruhst dich aus!'' bringt Austin lächelnd hervor. 

Als er aus dem Raum ist, kommt Blake langsam auf mich zu und schlägt meine Bettdecke vorsichtig zurück. Ich beobachte jeden einzelnen Schritt den er macht. Die Ruhe die im Raum dabei herrscht, macht mir Angst. In dem Raum war es auch immer ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm. Ist das hier jetzt auch so? 

Ich bemerke kaum wie Logan das Zimmer verlässt und Blake leise auf mich einredet. 

''Ich bring dich jetzt erstmal in die Badewanne, okey? Du musst dir unbedingt den Schmutz abwaschen, wir haben ihn erstmal nur aus den Wunden entfernt.'' 

Während er redet, wickelt er langsam die Verbände an meinem Fuß und meinem Rücken ab. Jetzt liege ich hier vor ihm. Nackt. Wird er jetzt auch machen, was Er immer getan hat? Ich zitter schon wieder. Hört das denn jemals auf? Er streckt seine Hände nach mir aus. Ich will zurück weichen aber bin immer noch viel zu schwach. Ich wimmere auf als er schon meine Haut berührt. 

''Ich will dich nur hochnehmen und ins Bad tragen! Ich mach dir nichts, ganz ruhig! Ich bin Arzt, ich seh täglich nackte Menschen, das macht mir nichts aus, du brauchst dich nicht zu schämen!'' sagt er beruhigend.

Wieso sollte ich mich schämen weil ich nackt bin? Früher als ich bei meiner Mum noch war bin ich auch manchmal nackt gewesen. Bei Ihm war ich auch immer Nackt. Außer er hat mir das Nachthemd vor die Füße geschmissen. Dann war mir nicht ganz so Kalt. 

Seine eine Hand spüre ich unter meinen Kniekehlen die andere fährt unter mein Genick. Er nimmt mich hoch und mein Kopf fällt sofort an seine Brust weil ich ihn nicht heben kann. 

Erst jetzt fällt mir auf wie das Zimmer aussieht, indem ich liege. Die Wände sind ziemlich hell, ich glaube Beige. Das Bett mit den Nachtschränkchen, der Schreibtisch und der große Kleiderschrank sind alle aus dem gleichen dunklem holz.

Aber es sieht nicht aus als ob jemand hier drin gewohnt hätte vor mir. An der Wand hängen keine Bilder oder sonst überhaupt gibt es keine persönlichen Gegenstände. 

''Wir haben dich ins Gästezimmer gelegt.'' Kann er Gedanken lesen?

Jetzt erst sehe ich auch die Tür die neben dem Kleiderschrank ist, auf die er gleich zusteuert. Als er die angelehnte Tür aufstoßt stehen wir in einem kleinen Bad. Sieht ziemlich modern aus. Alles glänzt. Eine große Badewanne steht rechts an der Wand, daneben gleich eine Dusche.

Gegenüber nur noch eine Toilette und ein Waschbecken mit Schränkchen und Spiegel. 

 Vorsichtig legt er mich in die Badewanne und lässt warmes Wasser einlaufen. 

Wann bin ich das letzte mal in einer Badewanne gelegen? In den letzten Jahren musste ich mit einem Eimer kalten Wasser auskommen. Ich erinner mich, daheim bei meiner Mum hatten wir auch eine Badewanne.

Mir legt sich ein kleines Lächeln auf die Lippen, als ich dran denke wie ich meine kleine Stoffpuppe mit in die Badewanne genommen habe. Mum hat mir erklärt ich kann jetzt nicht mehr mit ihr spielen. Ich hab den ganzen Tag geweint wie am Spieß, bis meine Mum mir eine neue mit gebracht hat. Ich glaube Amelie hab ich sie genannt. Bin mir nicht mehr sicher. 

Ich seh dass die Wanne schon vollgelaufen ist, und Blake einen Waschlappen in der Hand hat, mit dem er anfängt meine Beine vorsichtig zu schrubben. Es fühlt sich gut an. Er putzt meinen ganzen Körper damit. Ich fühl mich seit langem wieder sauber. Meine Haare wäscht er auch noch. Ich glaube es riecht nach Erdbeer. 

''Benutzt ihr Drei Erdbeer Shampoo?'' frage ich ihn neugierig. 

''Nein..das Shampoo ist..von Ashley'' erzählt er stockend. 

Fragend sehe ich ihn an. Ich dachte hier lebt nur Blake und die anderen zwei? Wer ist Ashley?

Als ich ihn danach frage sagt er nur knapp ''Meine Freundin''.

''Habt ihr euch schon geküsst?'' Meine Frage kommt wie aus der Pistole geschossen. Vielleicht will er mir das garnicht sagen? Peinlich berührt wende ich den Blick ab und versuche ihm nicht in die Augen zu sehen. 

''Ehm..Naja, ich schätz, sich zu küssen und andere Sachen zu machen in einer Beziehung ist normal, oder?'' 

Ich versuche ihm nicht in die Augen zu sehen. Aber ich glaube ich laufe Rot an. Meine Wangen werden ganz heiß.

''Du hast noch nicht viel Erfahrung?'' Ich glaube er verkneift sich gerade ein Grinsen. 

Schlagartig werde ich wieder ernst. Woher soll ich denn Erfahrungen haben? Ich war Acht!

Als ich und meine Schulfreundin Lea einmal über Jungs geredet haben, haben wir uns geschworen niemals auch nur einen anzufassen oder zu küssen.Cathy aus der Parallelklasse hatte einmal einen Jungen geküsst. Danach wollte keiner mehr sie anfassen, sonst hätten wir ja alle Kotzeritis bekommen. 

Ich hatte ein bisschen Erfahrung. Ich weiß wie Babys entstehen. Das Thema hatten wir in der Schule bei uns. Andauernd musste die Klasse lachen, wenn die Lehrerin etwas witziges gesagt hat. Sie wurde dann immer total sauer und schrie ''Das ist ein ernstes Thema, hört gefälligst zu!'' Dann gab es nur noch mehr Gelächter. Diesen einen Satz hat sie einfach immer wieder wiederholt. 

In meinen Gedanken versunken merke ich fast garnicht, wie Blake mich aus der Wanne hebt, mich aufs Bett legt und anfängt mich abzutrocknen. 

Zum anziehen kriege ich von ihm eine Jogginghose die er mit einem Gürtel festmachen und unten 4 Mal umschlagen muss damit sie passt. Für obenrum bekomm ich ein T-shirt von ihm dass mir fast bis zu den Knien reicht und bei mir als Nachthemd durch gehen würde. 

Nachthemd. 

Bilder schießen mir durch den Kopf. Bilder von IHM, wie er mir mein Nachthemd auszieht und es in die andere Ecke schmeißt. 

Ich kneife meine Augen zusammen und versuche an etwas anderes zu denken. An etwas Schönes. 

Ich öffne meine Augen und sehe Blake an. Er starrt mich auch an, direkt in die Augen.  Unser, wie ich mir eingestehen muss, schöner Augenkontakt wird jeh unterbrochen als Logan die Tür aufreißt, mit einem Tablett gemütlich herein spaziert und es mir auf die Oberschenkel stellt. 

''Wird Zeit dass du was auf die Knochen bekommst!'' ist das einzige was er sagt bevor er lächelnd schon wieder aus dem Zimmer verschwindet. 

Ich sehe auf das Tablett und seh die kleine Schüssel Nudelsuppe an. Ich glaub meine Mum hat das früher immer gemacht. Hoffentlich schmeckt es gut. 

Blake nimmt die Schüssel in die Hand und hebt mir auch schon den ersten Löffel vor den Mund. 

''Ich kann das selber, du musst mich nicht füttern'' protestiere ich. 

Er grinst nur und erwidert frech '' Du konntest vorher nicht mal deinen Kopf richtig heben. Denkst du wirklich du kannst jetzt die Suppe alleine essen? Keine Widerrede. Mund auf!'' Das letzte erwidert er wieder total ernst. 

Er macht mir ehrlich gesagt ein wenig Angst wenn er so Ernst ist. Vorsichtig öffne ich meinen Mund und probiere von der Suppe. Mein Mund explodiert förmlich! So viel Geschmack im Mund hatte ich das letzte mal bei meiner Mum. Ich verlange sofort mehr von der Suppe und überhöre absichtlich das genuschelte ''Geht doch'' von Blake. 

Als die Schüssel leer ist, bin ich ehrlich gesagt enttäuscht. Ich fühle mich noch lange nicht satt, eher hungriger nach mehr. 

Wie aufs Stichwort gerufen kommt Logan schon wieder herein, mit einem Teller. Was ist da drauf? Es riecht ziemlich gut. 

''Du bist ja schon fertig'' bringt er lachend heraus. ''Ich hab dir hier noch mal eine Schüssel Suppe. Ich hab noch ein bisschen mehr Gemüse rein gemacht, ich hoffe sie schmeckt!''

Als ich in die Schüssel sehe, fängt mein Hals an sich zu zu schnüren. Alles ist wieder klein geschnitten. Das Gemüse, die Nudeln..Ich bin doch kein Kleinkind!

Auch wenn mein Nacken höllisch schmerzt, drehe ich ihn zur Seite und sehe die Wand mit dem Fenster an. Es schneit schon wieder draußen. Oder immer noch. 

''Was ist los? Hast du doch keinen Hunger mehr?'' 

''Ist sie bockig?'' will Logan belustigt wissen. Isst der eigentlich jeden Tag zum Frühstück einen Clown, oder warum hat der immer so gute Laune? 

''Ich glaube schon.'' 

''Magst du kein Gemüse? Oder..warte. Bist du beleidigt weil ich es klein geschnitten hab?'' lacht er. 

Er lacht mich aus. Er lacht über mich. 

Tränen sammeln sich in meinen Augen. Er versteht mich nicht. 

''Komm schon, Mary. Du solltest wirklich essen. Logan hat sie extra für dich gemacht. Du willst doch wohl nicht das sie kalt wird, oder? Die hat doch grad noch gut geschmeckt, überleg mal wie gut sie jetzt mit dem Gemüse schmecken wird!'' 

Schlechtes Gewissen macht sich in mir breit. Er hat sie extra für mich gemacht? Ich hab mich die letzten Jahre von Brot, und manchmal sogar Nudeln, ernähren müssen. 

Und dann meckere ich, wenn er es klein schneidet? Weil er es gut meint? Toll, Mary. Jetzt laufen die Tränen. 

Langsam drehe ich meinen Kopf wieder zu ihnen. 

''Es tut mir Leid, ich...ich wollte nicht..!'' Ein Schluchzten kommt meinen Hals rauf, die nächsten folgen gleich darauf. 

Es hört einfach nicht auf! Die Tränen lassen meine Sicht verschwimmen und mein Kopf fängt wieder an zu schmerzen. 

''Schon gut, wirklich!'' Ich spüre Arme um meinen Rücken und seine Brust. Die ungewohnte Berührung, lässt mich zusammen zucken. Sie fühlt sich gut an, aber die Bilder von früher schießen durch meinen Kopf. Er hat mich früher manchmal auch umarmt. 

Die Ruhe vor dem Sturm. 

Ich fange an mich zu winden und will seine Arme von mir haben. Ich schreie ihn an, mein Körper schmerzt, aber von allem bekomme ich selbst nicht so wirklich alles mit. 

Ich spüre noch einen Picks an meinem Arm und wie alles schwer und dunkel wird. Ich sehe nur sein T-Shirt an meinem Gesicht. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 3

Kapitel 3

 

Als ich meine Augen öffne, fühlen sich meine Lider wie Blei an. Ich muss zuerst ein paar Mal blinzeln bevor ich alles klar erkennen kann. Wo bin ich? Was ist das für ein Zimmer? 

 

Blake! Wie ein Blitz schlägt die Erinnnerung an ihn in meinem Kopf ein.An mein Schreien und Versuchen aus seinen Armen zu entkommen.  

Wo ist er? Hat er mir weh getan als ich eingeschlafen bin? 

Langsam versuche ich mich aufzusetzen was schon viel besser funktioniert als beim letzten mal. Ich bin allein im Zimmer. Wo sind die anderen? Wie viel Zeit ist vergangen seit ich eingeschlafen bin? 

Ich schlage die Bettdecke zurück und lasse meine Beine langsam über die Bettkante auf den Boden gleiten. Das Aufsetzen ohne Stütze, wie das Kopfteil vom Bett, fällt mir schon schwerer, aber als ich sitze und mir nicht einmal schwindlig ist, bin ich stolz auf mich. 

Kann ich auch aufstehen? 

Ich fange an leise zu lachen, als ich endlich stehe und mir nur ein klein wenig schwindelig ist. 

Ich laufe ganz langsam los, Schritt für Schritt, sehe nach unten auf den Boden, beobachte meine Beine wie sie immer weiter laufen. 

Soll ich aus dem Zimmer? Nach Blake suchen? 

Will er mich denn überhaupt noch sehen? Wie konnte ich nur denken Blake würde mir weh tun? Er hat mir doch geholfen, oder? Mir kein einziges Mal weh getan oder sonst etwas getan dass ich nicht will. 

Noch nicht. 

Naja abgesehen, von der Sache mit dem Essen da. 

Ich schüttele einmal leicht meinen Kopf um die Gedanken zu vertreiben und öffne die Türe und trete in den Gang. Der Boden ist aus dunklem Holz und die Wände wie im Gästezimmer in Beige gehalten. Der Gang sieht irgendwie teuer aus. Der Boden glänzt förmlich. Aber anders wie in meinem Zimmer hängen hier Bilder. Ziemlich große Bilder, aber ich kann überall nur Landschaften erkennen. Strände, Wälder und Berge. Landschaften eben.

Wo soll ich anfangen zu suchen? Ich sehe zu beiden Seiten. Zur linken Seite hört die Wand am Ende des Gangs auf, nur Türen zweigen ab. Auf der Rechten geht eine Treppe nach unten. Ist Blake in einem von diesen Zimmern oder ist er unten? Ist er überhaupt im Haus? 

Ich glaube ich nehme die Treppe. Ich weiß nicht, ob ich einfach in die Zimmer rein darf. Ich will kein Ärger bekommen!

Die Treppe ist schon schwieriger zu bewältigen. Bei jeder Stufe schmerzt mein Fuß. Auf der Treppe hier, ist ein Teppich ausgelegt worden, der sich weich unter meinen Füßen anfühlt. Und noch etwas fällt mir auf. 

Keine einzige Stufe knarzt. Nicht so wie im Keller, bei Ihm

14 Stufen. 17 Sekunden. Ich hab über die Jahre, jede Stufe mit gezählt, wenn Er kam. Und es hat immer 17 Sekunden gedauert. 

Ich spüre wie sich Gänsehaut bildet. Ich schüttele meinen Kopf, um die Bilder und Geräusche aus meinem Kopf zu bekommen. 

 

 

Als ich unten ankomme stehe ich wieder in einem hellen Gang. Sieht fast wie oben aus. Dunkler, glänzender Holzboden, beige Wände und wieder überall Landschaftsbilder. Wer hat die Bilder gemacht? Die sehen wirklich teuer aus. 

Wohin jetzt? Von dem Gang gehen wieder einige Türen ab, aber gegenüber von mir ist das Wohnzimmer mit einem riesigen Bogen geöffnet. Ich laufe langsam rein und kann nichts anderes außer staunen. Die Wände sind Cremeweiß, an der Wand stehen wieder Dunkle Holzmöbel und die breite Couch ist aus hellem Leder. 

Wie viel Geld haben die denn? Mum und ich hätten uns sowas nie leisten können. 

 

Vom Wohnzimmer aus kann man direkt um die Ecke ins Esszimmer laufen und wieder durch einen Bogen durch, steht man in der großen Küche. In der Mitte steht eine große Kochinsel und außen rum andere Schränke und der Kühlschrank. Alles sieht wieder ziemlich modern aus aber gleichzeitig auch...heimisch.

Man fühlt sich sofort wohl wenn man rein kommt. An der rechten Seite gehen zwei weitere Türen ab. In der ersten Tür befindet sich nur eine kleine Kammer mit Lebensmitteln drin und die zweite Tür führt mich wieder auf den Gang von vorher. 

Niemand da. Ich bin wohl allein im Haus. Was mach ich jetzt? Kommen sie bald wieder? Oder sind sie nur Oben in ihren Zimmern? Nein, eher nicht. Es ist hellichter Tag, schlafen sind sie jetzt wohl kaum und es ist allgemein viel zu ruhig hier. 

 Viel zu ruhig.

Was ist wenn Er kommt? Ich könnte mich nie alleine gegen ihn wehren, bin doch viel zu schwach dafür! Langsam macht sich Panik in mir breit.

 

Wieso ist hier niemand? Hat Er mich vielleicht gefunden und die Drei sind schon tot? Oder haben sie mich extra alleine gelassen, dass Er mich holen kann?

So viele Möglichkeiten schwirren in meinem Kopf umher, was passieren könnte. Mein Puls beschleunigt sich und Schweiß tritt auf meine Stirn. 

Schritt für Schritt gehe ich langsam rückwärts wieder in die Küche. Ich muss etwas finden mit dem ich mich schützen kann.

Ich sehe mich um und seh den großen Messerblock in der Ecke stehen. Schnell reiße ich das größte an mich und halte es fest an meine Brust gedrückt. 

Es ist so still hier. Nichtmal ein Auto kann man auf der Straße hören. Ist hier überhaupt eine Straße in der Nähe? Oder sind wir irgendwo in einem Wald? 

Unbewusst fange ich an zu zittern. Die Ruhe macht mich verrückt, ich kann kaum mehr klar denken! Denk nach Mary!

Stereoanlage! Im Wohnzimmer hab ich doch die große Stereoanlage gesehen? Soll ich sie anmachen und auf Laut stellen? Nur damit es nicht mehr so leise hier ist. 

Das Messer noch immer fest an mich gedrückt renne ich, die Schmerzen in meinem Fuß ignorierend, ins Wohnzimmer, drücke wie eine verrückte alle Knöpfe bis plötzlich laute Musik durch die Boxen dröhnt. 

Es ist ziemlich laut, meine Ohren schmerzen schon, aber das ist mir egal. Die gefährliche Ruhe ist weg. 

Ewig, wie es mir scheint vergeht die Zeit. Ich sitze einfach nur dran und höre zu. 

 

''Verdammt, was ist das für ein Krach?'' 

Blake, Logan und Austin stürmen ins Wohnzimmer und bleiben verblüfft stehen.

Was soll ich jetzt machen? Ich glaube sie wissen es auch nicht. Wie reagiert man auf jemanden in Schlabberklamotten, mit einem Messer an die Brust gedrückt und mit so lauter Musik dass einem die Ohren klingeln?

Austin macht einen Schritt auf mich zu. ''Gib mir das Messer, Mary!'' 

Mein Blick huscht zur Haustüre, die immer noch offen steht. Logan bemerkt meinen Blick und schließt sie. Sobald das Klicken der Tür ertönt, drücke ich ihm das Messer in die Hand.

 Sie sind wieder da. Mir kann nichts mehr passieren. Ich bin sicher. 

Ich muss mich bei Blake entschuldigen, unbedingt.  Er wollte mir doch nur helfen! Bei den Gedanken laufen mir die Tränen runter.

Ich knete meine Finger nervös, während ich abwege, Blake zu umarmen oder einfach 'Tut mir Leid' zu sagen. 

Bevor ich mir es anders überlegen kann, laufe ich auf ihn zu und schließe die Arme um seinen Bauch. 

Er wird mir nichts tun. Bei ihm bin ich sicher. 

Als ich schon aufschluchze, schließt er endlich seine Arme um mich. Immer wieder murmele ich ein ''Tut mir leid'' vor. 

 

Eine halbe Stunde später, sitzen wir beide auf der Couch im Wohnzimmer. Mein Kopf liegt auf seinem Schoß und er streichelt meinen Kopf. Er hat mir gesagt, dass er und Austin nur kurz einkaufen waren und danach Logan von der Schule abgeholt haben. 

Seine Berührung beruhigt mich irgendwie. Ich hab keine Angst vor ihm.

Logan hat mir Aufgaben mitgebracht. Er will sehen, ob ich lesen, schreiben und rechnen kann. 

Ich konnte lesen und schreiben. Ich war die beste in meiner Klasse die das konnte. 

Als er ins Wohnzimmer kommt mit einem Blatt in der Hand, bittet er mich laut vorzulesen. Logan setzt sich neben mich. Ich sehe mir das Blatt an und fange vorsichtig an zu lesen. Am Anfang muss ich die Wörter immer wieder wiederholen aber nach ein paar Minuten lese ich fließend den Text runter. Ein kleines Lächeln legt sich auf meine Lippen. Ich kanns noch! 

''Okay, wirklich gut, schreiben wird dir auch nicht schwer fallen!'' behauptet er grinsend. 

Ich muss den kleinen Text abschreiben den ich gerade gelesen hab. Einen Stift in der Hand zu halten und zu schreiben, fühlt sich ungewohnt an. Aber auch das schaffe ich und Logan lobt mich wieder. 

''Und jetzt zu Mathe. Ich will dass du die Aufgaben hier löst. Ist alles nur Plus und Minus!'' 

Bei Logan's Satz verzieht sich mein Gesicht zu einer Grimasse. Mathe. Ich mochte es schon an meinem ersten Schultag nicht. Überhaupt nicht. 

Blake und Logan fangen leise an zu lachen, als sie sehen wie ich das Gesicht verziehe.

''Komm schon, gar nicht so schwer, du wirst es mögen!'' 

Blake ist sich ja ziemlich sicher dass ich Mathe mag. Da liegt er sowas von falsch. Leicht grinsend sage ich ihm auch das ich Mathe noch nie mochte und auch nie mögen werde. 

Logan zwingt mir einfach das Blatt und den Bleistift in die Hände. Na gut, dann mach ichs eben.

Während ich die Aufgaben bewältige, bemerke ich wie gut es sich anfühlt zu lächeln. Irgendwie befreiend.

Die Aufgaben sind ziemlich einfach, hab sie schnell fertig. Als er sieht ,dass ich keine Probleme damit habe nimmt er das Blatt an sich und schreibt irgendetwas drauf rum. 

Ich nehm die Aufgaben wieder an mich und verzieh mein Gesicht schon wieder. Mal und Geteilt Aufgaben. Nichts schlimmer. Will er mich vielleicht doch quälen?

Ich muss am Anfang ziemlich überlegen, wie ich bei solchen Aufgaben vorgehen muss. Nach wie mir vorkommt ewig langen Stunden hab ich die Aufgaben fertig. 

Logan beschließt über meinen Kopf einfach, dass er mir jetzt täglich Aufgaben stellt und mich nach und nach zu einer richtigen High School Schülerin machen will!

Mir graut es jetzt schon davor! 

Als Austin ins Wohnzimmer kommt, löchere ich ihn gleich mit Fragen ob er etwas über meine Mum heraus gefunden hat. 

Er lächelt nicht wie sonst, sondern setzt sich mit ernster Miene in den Sessel gegenüber. Heißt das was gutes? 

 

''Mary...'' fängt er stockend an ''Die Stadt die du mir genannt hast und deinen Nachnamen. Naja ich hab nachgeforscht. Ich hab beim örtlichen Sheriff angerufen und nach deiner Mum gefragt. Hab gehofft er kann mir was über sie sagen, da das Dorf ja ziemlich klein ist. 

Er konnte mir die Adresse geben. Er hat auch gesagt dass ich kein Glück dabei hätte. Als ich ihn danach gefragt habe, hat er mir erzählt dass das Haus in dem ihr gewohnt habt nur noch eine Bruchbude ist. Es besteht sogar Einsturzgefahr, wegen einem Sturm der vor Jahren dort mal getobt hat. Niemand weiß, wo deine Mum ist. Eine Woche nachdem du verschwunden bist, hat sie niemand mehr gesehen. In dem Haus stehen noch alle Möbel. Bis auf ein paar Kleidungsstücke  ist alles noch da. Es tut mir leid, Mary.''

Stille. Keiner sagt etwas. 

Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie ich reagieren soll. Tränen laufen meine Wangen herunter, aber ich fühl dabei nichts. Keine Wut, Enttäuschung oder Trauer. 

Lebt sie noch? Und wenn ja, wo ist sie? Was ist mir ihr passiert? Wieso hat sie nicht auf mich daheim gewartet? Mein Kopf fängt an zu schmerzen.

So viele Fragen schwirren in meinem Kopf umher und auf keine einzige weiß ich eine Antwort. 

Austin unterbricht meine Gedanken indem er leise fragt ''Was ist mit deinem Dad? Hast du noch andere Verwandte?''

''Ich kenn mein Dad nicht. Mum sagt er hat eine andre Familie. Eine bessere. Ich..ich weiß nicht wo meine Tante und mein Onkel mit meiner Cousine wohnen. Ich mein ich war klein, ich hab mir einfach nicht gemerkt in welche Stadt wir fuhren wenn wir sie besucht haben!'' 

Ich muss schon wieder aufschluchzen. Wieder bin ich allein. Meine Mum ist weg. Ich weiß nicht wo Onkel Ben und Tante Linda mit Anna wohnen. Meine Grandma und mein Grandma sind beide gestorben als ich noch klein war. Jetzt bin ich frei, und wieder allein.

''Schon gut, wir sind für dich da, hörst du? Wir finden schon eine Lösung!'' verspricht Logan mit einem kleinem Grinsen. 

Leicht grinse ich zurück. Und wieder habe ich das Gefühl, ich sehe schrecklich aus beim Grinsen.

Da wir sowieso grad bei einem ernsten Thema sind, will ich immer noch wissen, was Austin  und Logan Nachts im Wald getan haben als sie mich gefunden haben. 

Als ich sie danach frage, antwortet Austin schmunzeld ''Tja wir wüssten auch gern wie du auf unser Grundstück gekommen bist. Der Wald in dem wir dich gefunden haben, ist unserer! Eigentlich ist er umzäunt und ich wunder mich immer noch wie du den übergehen konntest. Und wie wir dich gefunden haben. Wir standen auf der Terrasse und haben von weitem gesehen wie irgendetwas weißes durch den Wald huscht. Da haben wir eben nachgeschaut und fanden dich!'' 

Das erklärt es natürlich. Aber welcher Zaun? Ich kann mich an keinen Zaun erinnern als ich geflüchtet bin! Oder bin ich in meiner Panik einfach darüber gesprungen? Aber kann das wirklich sein? 

Diesmal unterbricht Blake meine Gedanken. Er fragt vorsichtig wie Er mich überhaupt geholt hat. 

Der Tag hat so schön angefangen damals. 

 

-Flashback-

 

Ich schlag blinzelnd meine Augen auf. Mummy sitzt auf meiner Bettkante und streichelt meinen Kopf. ''Aufstehen meine Kleine! Zeit für die Schule!'' Sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn und verschwindet runter in die Küche. Müde gähne ich erstmal und streck meine Beine und Arme aus. Amelie, meine Puppe liegt neben mir.

Ich beschließe sie liegen zu lassen. Sie muss ja schließlich nicht in die Schule. Sie hats gut! Mit einem Seufzer ziehe ich mein Rosa Nachthemd aus und schlüpfe in mein weißes Sommerkleid. Mum hat vor kurzer Zeit rosa Blumen eingenäht. Ich will es kaum noch ausziehen seit meine Mitschülerinnen gesagt haben dass es wunderwunderschön wär! Sonst sagen immer alle Cathy hat die schönsten Kleider an. Ich glaub Cathy war deswegen auf mich sauer, weil mein Kleid so schön war. 

Während ich unten am Tisch mein Müsli aufesse, macht Mummy mir Zwei gepflochtene Zöpfe. Danach springe ich noch schnell ins Bad und putz meine Zähne und mein Gesicht. Renn nochmal in mein Zimmer, hole meinen gepackten Rucksack, gib Amelie einen Kuss und stürme die Treppe runter. Unten empfängt mich Mum schon und drängt mich, mich zu beeilen bevor ich den Schulbus verpass.

Als ich an der Bushalte stehe muss ich nicht lange warten, steig ein und setz mich neben Caroline die in meine Klasse geht. Wir reden nicht wirklich viel. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. 

Der Schultag verläuft ziemlich langsam. Es kommt mir vor als sitzen wir ewig auf unsren Plätzen bis endlich die Schulklingel klingelt. Wieder sitz ich im Bus neben Caroline. Wir lästern total über Cathy ab, wie sie heute wieder aussah. Wirklich schlimm. Ein Rock und eine Bluse komplett mit Rüschen überzogen. Wir lachen die ganze Zeit bis meine Haltestelle kommt und ich aussteigen muss. Glücklich, den Schultag überstanden zu haben hüpfe ich regelrecht nach Hause. 

Ein paar Meter weiter weg steht ein älterer Mann und hat diese Klappe am Auto vorne offen und sieht ziemlich verzweifelt aus. Soll ich ihn fragen ob es ihm gut geht? Mum hat gesagt, nie Fremde Menschen, vorallem Männer nicht ansprechen! 

Aber er sieht verzweifelt aus! Was ist wenn er ein Telefon braucht? Nein! Mum hat recht, ich geh jetzt einfach nach Hause. 

Als ich schnell an ihm vorbei laufe, merke ich wie er mich beobachtet. Er macht mir wirklich Angst! Meine Schritte verschnellern sich automatisch in der Hoffnung er lässt mich in Ruhe und ich komm glücklich daheim an. Ich drehe meinen Kopf kurz nach hinten um zu sehen ob er mir hinter her sieht aber er ist weg! Die Klappe am Auto vorne ist zu und der Mann ist weg. Kann mir ja nur recht sein. 

Vielleicht hätte ich meinen Kopf schneller wieder nach vorne richten sollen. Als ich ihn drehe, legt sich mir eine große Hand auf den Mund, die mir die Luft abschneidet. Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich fang an zu schreien und mich zu winden! Keine Chance, er hält mich mit Leichtigkeit fest. Wieso hilft mir denn niemand? Hier gibt es genügend Häuser, in denen es doch auch Menschen geben muss die mich sehen können! 

Seine Hand verlässt meinen Mund nicht während er mich zum Auto trägt und mich auf den Beifahrersitz schiebt. Er schließt die Tür ziemlich schnell, aber ich will nicht aufgeben und schlage und trete gegen die Tür! Wieso geht die nicht auf? Ich will nach Hause zu meiner Mum! Jetzt sofort!

Er steigt auch ein, startet den Motor und fährt mit quitschenden Reifen aus unserer Straße. Ich fange an immer mehr zu schreien und trete auch jetzt nach Ihm. Er gibt trotzdem keinen Ton von sich, schlägt meine kleinen Beine einfach mit seiner Hand weg und fährt weiter. 

''Bitte lass mich zu meiner Mum, ich will nach Hause. Ich will nicht bei dir sein, ich will zu meiner Mum! Bitte, bitte, bitte!'' Ich höre nicht auf zu betteln und flehen, versuch es immer wieder. Ich glaube irgendwann war er genervt von mir. Er holt aus, schlägt mit seiner flachen Hand in mein Gesicht und sieht mich warnend an. 

Mein Kopf schwirrt und aus meiner Nase läuft Blut.  Ich fang an zu zittern und drück mich an die Autotür. Einfach so weit wie möglich weg von ihm. Wird er mich nochmal schlagen? Wir fahren immer weiter, bis es schon Dunkel ist. Meine Augen fallen schon immer wieder zu, kann sie kaum noch aufhalten.

Ich bekomm kaum noch mit wie er den Wagen anhält. Bei dem Schlag der Autotür werd ich aus meiner Trance rausgerissen. Ich drehe meinen Kopf und seh wie er an einer Hecke sein Geschäft erledigt. Schnell wende ich mein Blick ab. Total eklig sowas. Ich will immer noch nach Hause! Hat er die Tür abgeschlossen?

Sofort springe ich auf den Fahrersitz und reiße die Tür auf. Will keine Zeit verlieren und renne sofort los. Wir sind auf einem dunklem Rastplatz. Gegenüber ist der Highway. Wenn ich auf die Straße rennen würde, wär ich sofort tot. Die Autos fahren viel zu schnell. Ich renne trotzdem bis an den Rand des Rastplatzes, schreie, weine und winke wie verrückt mit den Armen um auf mich aufmerksam zu machen aber keiner hält an. Alle fahren weiter. Wieder drehe ich mich zu ihm um, seh wie er auf mich zu kommt. Soll ich den Versuch wagen, auf die Straße zu rennen, in der Hoffnung ein Auto anzhalten zu können?

Ich hab eh keine Chance gegen ihn. Bleib einfach sitzen. Reagier nichtmal wirklich als er mir ein weißes Tuch auf den Mund drückt und meine Lider immer schwerer werden bis ich in seinen Armen einschlafe und hoffe dass das alles nur ein böser Traum ist, bei dem ich aufwache und Mum mich tröstend in die Arme nimmt. 

 

Mein Kopf schmerzt wie wenn ein Lastwagen drüber gefahren wäre und meine Augen lassen sich nur schwer offen halten. Ich friere fürchterlich und alles ist ziemlich Dunkel. Nur eine schwache Glühbirne hängt an der Decke. Jetzt seh ich auch wo ich bin. In einem Raum ohne Fenster. Gegenüber von mir liegt eine Tür. Ich seh nach unten und guck die Matratze an. Ziemlich unbequem und dreckig. Überall sind Flecken drauf. Jetzt seh ich auch wieso mir Kalt ist. Ich bin nackt. Wo ist mein Sommerkleid von Mum? Und wieso bin ich in diesem Raum? Tränen laufen schon wieder meine Backen hinunter. Ich hab Angst, mir ist Kalt und ich will heim zu Mummy! Ich renne auf die Tür zu und klopfe wie wild dagegen. 

''Hilfe! Mummy ich bin hier! Bitte helft mir! Bitte Mummy hol mich hier raus! Bitte Mum!'' Ich schreie diese Wörter förmlich raus, bis meine Stimme so rau ist dass ich keinen Ton mehr heraus bekomme.

Langsam lasse ich mich zu Boden fallen und höre nur meine eigenen Schluchzer. Was mach ich denn jetzt? Mummy wird bestimmt sauer auf mich sein weil ich nicht nach Hause gekommen bin. Sucht jemand nach mir? Und wo ist ER überhaupt?

Ich krieche langsam auf die Matratze zu und kugle mich zusammen wie ein kleines Baby. Einfach die Augen zu machen. Das ist bestimmt nur ein böser Albtraum. Das hier ist nicht die Realität. 

Irgendwann fallen mir vor Müdigkeit die Augen zu und ich sinke in einen unruhigen Schlaf. 

 

-Flashback Ende-

 

 

 

 

 

Kapitel 4

Kapitel 4

 

Beim erzählen wie Er mich entführt hat, habe ich meine Augen geschlossen und öffne sie nun langsam wieder. 

Ich weiß nicht, welche Gefühle in den Augen der Dreien zu sehen ist. Bei Blake seh ich Wut. Ist er auf mich wütend? Wenn ja, warum? 

Bei Logan und Austin kann ich bei beiden nur Fassungslosigkeit und auch ein bisschen Wut sehen. Wieso sind sie denn sauer? Hab ich was falsches gesagt? 

Mitten in meinen Überlegungen werde ich durch ein schrilles Lachen unterbrochen dass mir Gänsehaut beschert. Was zum Teufel ist das? 

Ich drehe meinen Kopf nach hinten und erblicke ein Blondes Etwas das auf uns zu kommt. 

''Blaaaaake mein Schatz, ich hab dich soooo vermisst! Aber Paris war schon was tolles! Wie man da shoppen gehen kann, du glaubst es ja gar nicht! Ich hab im Auto so viele Tüten, du musst mir unbedingt helfen! Ich kann die in meinen High Heels unmöglich tragen und außerdem hab ich mir erst die Fingernägel machen lassen! Also machst du das einfach schnell und danach können wir gleich nach oben und ich zeig dir wie ich dich vermisst hab!'' zwinkert sie. 

Mein Kopf schwirrt. Wie kann ein Mensch so viel auf einmal reden, ohne auch nur einmal Luft zu holen? Schätze mal das ist dann wohl Blake's Freundin ,Ashley. Ich glaube Logan und Austin denken das gleiche, weil beide sich ein Lachen verkneifen müssen. Austin überspielt es mit einem gekünsteltem Lachen, während Logan nur grinsend die Augen verdreht. 

''Komm Mary, gehen wir in die Küche, lassen wir die beiden alleine, ich zauber dir auch was leckeres!'' bietet mir Logan an. Als ob ich mir eins von seinen Essen entgehen lasse! Ich merke erst seit ich hier bin, wie schön es ist nicht hungern zu müssen. 

''Wer ist das denn?! Und wie sieht die überhaupt aus?'' Kommt es angewidert von Blondie. 

Mum hat mir beigebracht, immer nett zu sein, egal zu wem. Also los. Sie ist eine Frau. Sie wird mir nicht weh tun. Vorallem mit ihren neuen Fingernägeln nicht. 

Langsam geh ich auf sie zu, streck höflich die Hand aus und stell mich einfach vor. Sie zieht doch im Ernst  die Nase kraus, guckt mich von Oben bis Unten an und dreht sich einfach wieder zu Blake. 

''Komm schon, lass uns endlich nach Oben gehn!'' zwinkert sie ihm wieder zu. Hat die irgendwelche Zuckungen an ihren Augen?

''Bist du dir jetzt schon zu gut, dich jemandem vorzustellen?'' fragt Blake mit zusammen gekniffenen Augen. 

Augenverdrehend dreht sie sich wieder um, stellt sich mit dem Namen Ashley vor, packt Blake einfach an der Hand und zieht ihn mit nach Oben. 

Er wirft uns nur einen genervten Blick zu, der auch gleichzeitig ein wenig verzweifelt wirkt.

Als sie die Treppe hoch sind, drehe ich mich fassungslos zu Logan und Austin. Wie kann ein Mensch nur so sein? Und was ist mir ihrem Gesicht passiert? Sie sieht aus als ob sie in einen Farbtopf gefallen wäre und das kurze enge Kleid das sie trägt, bedeckt kaum ihren Hintern.

Die Beiden Jungs grinsen mich nur leicht an und zucken mit den Schultern als ob sie damit sagen wollen : Tja, das ist sie eben, wie sie leibt und lebt!

Austin nimmt meine Hand und führt mich in die Küche und fragt, vom Thema ablenkend, ob ich helfen möchte zu Kochen. Bei der Berührung seiner Hand, bin ich leicht zusammen gezuckt. Ich glaub ich muss mich jetzt erst daran gewöhnen dass ich hier öfters berührt werde ohne dass mir etwas dabei passiert. Aber ich muss einfach denken, dass sie mir nichts Böses wollen. Ich werd das schon hinkriegen. Irgendwie. Seine Hand fühlt sich genauso warm und weich an. Sie drückt nicht zu und tut mir weh damit. 

Logan holt schon alle Zutaten fürs Essen raus.

''Ich würde gern mithelfen. Was willst du denn machen?'' frage ich lächelnd.

''Ich hoffe doch du magst Spaghetti, oder?''

Lächelnd nicke ich. 

Beim Zubereiten der Soße wirft mir Austin irgendwann eine Nudel in meine Haare und lacht ''Eigentlich sollte man sehen ob sie am Kühlschrank hängen bleiben, aber deine Haare tun's auch!'' Mein Mund steht weit offen, weil ich nicht glauben kann, dass er mir wirklich Nudeln in die Haare wirft! 

Soll ich auch eine nach ihm werfen? Ich machs einfach, er hat schließlich auch! Trotzig wie ein kleines Kind, nehme ich gleich mehrere Nudeln in die Hand und werfe sie nach ihm! Er versucht sich hinter Logan zu verstecken aber erfolglos. Logan duckt sich, krabbelt wie ein kleines Kind ins Esszimmer und sucht Deckung hinter dem großen Esstisch. 

Lachend gebe ich irgendwann auf. Tränen vom Lachen laufen meine Wange runter. Austin und ich haben die kompletten Nudeln aufgebraucht. Keine liegt mehr im Topf. Alle auf dem Boden oder in unseren Haaren. 

''Okey, Schluss jetzt, ihr geht jetzt sofort duschen und ich mach das hier sauber und setz neue Nudeln auf!'' 

''Ihr seid unmöglich!'' ruft Logan uns noch lachend hinterher als wir schon auf der Treppe stehn. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals weine vor Freude, nicht vor Angst oder wegen Schmerzen. Aber ich tu's. Und es fühlt sich verdammt gut an, ehrlich gesagt. 

 

15 Minuten später stehe ich wieder frisch geduscht in der Küche und helfe Logan beim Tisch decken. 

Gerade als alles fertig ist kommt Austin mit Blake und Ashley runter und setzen sich an den Tisch. Sobald ich den Salat abstelle, reißt Ashley ihn an sich und macht sich so viel drauf, dass unmöglich für alle noch etwas übrig bleiben kann.

Kann mir eigentlich egal sein, ich will viel lieber die Spaghetti endlich probieren! Als endlich jeder, außer Ashley die beim Salat bleibt, etwas auf dem Teller hat fange ich an und kann kaum mehr aufhören zu essen. Sie sind fantastisch! Es ist ein unglaubliches Gefühl, essen zu können ohne den Gedanken im Hinterkopf zu haben, wann man das nächste Mal wieder etwas bekommt. 

Ich merke auch die Blicke von Blondie. Sie sieht immer abwechselnd mich und die Spaghetti angewidert an. Wie als wären ich und die Nudeln etwas giftiges. 

''Du solltest nicht so viel auf einmal essen, sonst bekommst du ja noch Bauchschmerzen!'' lacht Blake leise. 

Ich will gerade zu einer Antwort ansetzen, als mir Ashley's Satz wirklich den Appetit verdirbt.

''Sie wird nicht nur Bauchschmerzen, sondern auch mehr Gewicht kriegen. Sie sollte lieber beim Salat bleiben. Jetzt ist sie zwar noch dünn, was aber in ein Paar Wochen ganz anders aussehen kann.'' Sie schnauft angewidert und widmet sich wieder ihrem Salat.

Die Gabel fällt mir vor Schock aus der Hand. Niemand ist in der Lage etwas dazu zu sagen. Nur Blondie sitzt da, isst ihren Salat weiter und tut so als ob überhaupt nichts gewesen wäre!

''Ashley! Siehst du denn nicht dass sie sogar unterernährt ist? Hast du so schlechte Augen? Oder kannst du es nicht ertragen dass jemand dünner ist als du obwohl du nur noch Salat isst? Du bist wirklich das letzte!'' wirft Austin ihr regelrecht entgegen und Logan bekräftigt alles gleich noch mit einem ''Er hat wirklich recht!'' 

 

''Ich kann doch nichts dafür, wenn die zu wenig Geld hat um sich was zu Essen kaufen! Ist doch selbst Schuld!'' meint sie trotzig. 

Denkt sie wirklich ich hab eine Wahl gehabt? Dass Er mir einfach so Geld in die Hand gedrückt hat und mich zum Supermarkt geschickt hat um mir etwas zu Essen zu kaufen? Ich hätte noch vor kurzer Zeit alles gegeben um etwas richtiges zu Essen zu bekommen! Sie hat doch keine Ahnung!

Ich merke kaum wie die Tränen anfangen zu laufen und mir ein kleiner Schluchzer entwischt.

''Jetzt wein doch nicht auch noch!'' Der Satz von ihr bringt das Fass zum überlaufen. Ich schiebe den Stuhl zurück und renne so schnell es mein Fuß zulässt hoch in mein Zimmer. Als ich drinn bin, schließ ich mich sofort ein und kugel mich auf dem Bett zusammen. Von unten hör ich wie alle laut diskutieren. Das ist alles zu viel für mich. Immer mehr Schluchzer entwischen meinem Mund. Ich ziehe einfach die Bettdecke über meinen Kopf, in der Hoffnung nichts mehr zu hören.

Die Stimmen hör ich kaum noch, aber es ist trotzdem schon zu viel. Einfach die Ohren zuheben. Jetzt ist es schön ruhig. 

Komisch. Vorher war mir das Haus viel zu leise erschienen und jetzt viel zu Laut.Ich muss an irgendetwas anderes denken, alles, nur nicht an dass was da unten passiert. Mit dem Gedanken an meine Mum schlaf ich irgendwann ein. 

 

Ich hebe die Matratze gegen die Tür. Er darf einfach nicht mehr rein kommen! Ich bin noch nicht lang hier, aber ich kann jetzt schon nicht mehr! Muss einfach weg, oder er darf nicht mehr rein! Ich warte schon eine Ewigkeit bis er kommt, aber er lässt sich einfach nicht blicken! Die Tür schließt er immer von außen ab sodas ich keine Chance habe abzuhauen.

Die Tür sieht ziemlich Alt und morsch aus, aber keine Chance. Ich hab alles probiert sie aufzubekommen. Aber nichts funktioniert. Sind das Schritte die ich hör? Schweiß tritt auf meine Stirn und mein Pulsschlag beschleunigt sich bestimmt aufs doppelte. Da sind wirklich Schritte! Ich höre wie Er einen Schlüssel einsteckt, ihn dreht und die Tür aufstoßen will aber es klappt ja nicht. Die Matratze hält ihn ab und ich sitz auch noch drauf. Er fängt an gegen die Tür zu schlagen und zu treten aber sie lässt sich nur einen Spalt öffnen. 

Plötzlich merke ich eine Hand in meinen Haaren die meinen Kopf mehrmals hart gegen die Tür schlägt. ''Bitte aufhören! Ich geh von der Tür weg, aber lass los bitte!'' schreie ich und Tränen laufen unentwegt meine Wangen runter. Er lässt einfach nicht los!

Ich merke wie meine Sicht verschwimmt und er so plötzlich loslässt das ich nach vorne auf die Matratze falle. Es klopft wieder mehrmals Laut. Wieso macht er das? Will er dass ich jetzt von selbst aufmache? Das Klopfen wird immer energischer und lauter und ich krieche langsam zur Tür und ziehe die Matratze weg. Sobald ich sie außer Reichweite der Tür habe, krabbele ich rückwärts an die Wand gegenüber und verstecke meinen Kopf zwischen meinen Schenkeln. 

Es klopft schon wieder laut! Ich hab doch die Matratze weggeschoben! Was will er denn noch? Das Klopfen wird wieder lauter und energischer! Panik breitet sich in mir aus und ein Zittern lässt sich nicht mehr unterdrücken. Es klopft wieder! Leicht hebe ich meinen Kopf, aber Er steht immer noch draußen und klopft laut! Es soll aufhören! Jetzt sofort! Dann kann ich nur noch sehen wie die Tür mit einem Schlag aufspringt und ich laut los schreie.

''Mary, verdammt! Wach endlich auf!'' Er hält mich fest in seinen Armen und lässt nicht los. Er soll mich endlich gehen lassen! Ich will weg von ihm!

''Mach die Augen auf! Jetzt! Mach schon! Ich bin's, Blake! Ich mach dir doch garnichts! Mach endlich die Augen auf!'' 

Blake? Ich halte ganz still, höre nur meinen panischen Herzschlag als ich ein Stück weit die Augen öffne und in Blake's grüne Augen seh. Er ist es wirklich! Ich bin nicht mehr bei Ihm! Vor Freude laufen mir wieder die Tränen runter. Ich klammer mich an ihm fest und er zieht mich gleich darauf auf seinen Schoß. Erst jetzt merke ich wie groß er ist. Ich sitze auf seinem Schoß und überrage ihn immer noch nicht mit meinem Kopf.

Ich schluchze immer mehr während er über meinen Rücken streicht. 

''Schon gut, war nur ein böser Traum, alles ist gut!'' spricht er beruhigend auf mich ein. Während er immer wieder beruhigende Worte murmelt, fallen mir wieder die Wörter von Ashley ein. Bin ich wirklich zu dick? Oder will sie mir das nur einreden? Ich glaube eher den Jungs, dass ich zu dünn bin. Meine Rippen kann man gut sehen und allgemein stehen die meisten Knochen vor. 

Ich darf auf die Wörter von Ashley einfach nicht hören. Ignorieren. Genau das mach ich! Ich ignorier sie ganz einfach, hör garnicht erst auf das was sie sagt! Ich hoff ich stell mir das nicht zu einfach vor. 

Als ich mich langsam beruhige und mein Gesicht von Blake's Brust nehme sehe ich dass ich ein riesen Fleck hinter lassen habe, dank meinen Tränen. 

Blake scheint meinen Blick zu bemerken ''Schon gut, nicht schlimm, geht auch wieder weg!'' Leicht lächelnd frage ich leise wo Ashley sei, ich will ihr jetzt nicht begegnen. 

Er grinst nur und erwidert ''Ich hab sie als du weggerannt bist ins Zimmer geschickt, wo wir noch ewig diskutiert haben und sie dann einfach sitzen lassen. Ich glaube sie wird immer noch dort sein und beleidigt sein.'' 

Bei der Vorstellung wie Blondie in ihren hohen Schuhen und dem knappen Kleid in ihrem Bett sitzt und schmollt wie ein kleines Kind, fange ich an zu lachen. Blake grinst daraufhin nur noch mehr und sagt ''So gefällst du mir gleich besser!'' 

Eine halbe Stunde später sitzen wir immer noch auf meinem Bett und reden über Gott und die Welt. Ich hab mich unter die Decke gekuschelt, und Blake liegt mit einigem Abstand neben mir, mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt. 

Er erzählt mir dass er schon als kleiner Junge Arzt werden wollte und es letztendlich auch geschafft hat. Ich erfahre außerdem endlich mal wie alt die Drei überhaupt sind. Blake und Logan sind beide 25 und Austin mit seinen 23 Jahren das Nesthäckchen in der Gruppe. Die Drei waren anscheinend schon immer zusammen und niemals so wirklich getrennt voneinander. 

''Wie bist du auf Ashley gekommen? Ich mein, sie ist eigentlich das genaue Gegenteil von dir? Du bist eher ruhig und beherrscht, nett und immer gut drauf, soweit ich das beurteilen kann. Aber sie..sie ist..naja eher laut, unhöflich und arrogant!'' will ich neugierig wissen. 

''Naja weißt du, Ashley kommt wie ich und Austin aus gutem Hause. Und ihre Eltern kennen meine Eltern und irgendwann kamen sie auf die glorreiche Idee, wie schön es doch wäre, wenn ich und Ashley eine Ehe eingehen würden. Damals vor 3 Jahren als unsere Eltern das vorgeschlagen haben, war ich ehrlich gesagt ziemlich schnell einverstanden. Ashley war ziemlich beliebt unter den Männern und ich war Stolz auf mich selbst, sie haben zu können. Aber bis jetzt haben wir immer noch nicht geheiratet. Und ich muss ehrlich sagen ich bin so gott froh darüber. Sie hat sich immer mehr in eine Barbie verwandelt, ist viel zu arrogant und hat nichts anderes im Kopf außer Party, Kosmetik und Shoppen. Und glaub mir nach einiger Zeit, kannst du kaum mehr ihre Stimme ertragen!'' 

Bei seinem letzten Satz muss ich auflachen. Er hat Recht. Ich hab sie noch nicht oft Reden gehört, aber das was ich zu hören bekam, mit ihrer Stimme, hat mir schon gereicht. Schrill und laut. Man bekommt regelrecht Gänsehaut des Grauens wenn man sie lachen hört. Schlimm. 

''Wieso trennst du dich dann nicht von ihr?'' 

''Das ist nicht ganz so einfach, glaub mir, sonst wär das schon lange passiert. Weißt du, einerseits will ich meine Eltern nicht enttäuschen aber andererseits kenn ich Ashley. Wenn ich mich von ihr trennen würde, sie würde alle Hebel in Bewegung setzen nur damit ich wieder zu ihr zurück komm. Ich hab schon einmal probiert mich zu trennen. Und was ist dabei rausgekommen? Ich hätte sie seid langem betrogen und will sie jetzt nicht mehr. Dann wäre ich der Schlechte, verstehst du?''

Wow. Ich weiß dass was ich von ihr bis jetzt gesehn hab, war nicht grade was gutes, aber dass sie anscheindend so weit geht, hät ich nicht erwartet. 

''So, schluss jetzt, ab ins Bett mit dir, ist schon spät und du brauchst den Schlaf unbedingt noch. Ich weck dich morgen wieder fürs Frühstück, okey?'' fragt er lächelnd. 

''Okey, aber musst du nicht arbeiten gehen?''

''Nein, ich hab vorher kurz im Krankenhaus angerufen und mir erstmal 2 Wochen Urlaub genommen. Ich weiß nicht wie lang Ashley hierbleiben wird und ich will dich ungern mit ihr alleine lassen.''

Ich nicke einfach nur. Mir ist es auch lieber wenn ich mit Ashley nicht alleine bin. Ich weiß ja schließlich nicht wie Logan und Austin arbeiten müssen. 

Blake schließt die Vorhänge während ich es mir unter der Bettdecke bequem mache. Ich hoffe ich kann in Ruhe schlafen, ohne Albträume von Ihm

Er kommt zu mir, setzt sich auf die Bettkante streicht mir die Haare aus dem Gesicht. ''Wenn was ist, mein Zimmer ist direkt gegenüber deinem, du kannst ruhig reinkommen, okey?''

''Was ist mit Ashley?'' frage ich leise. 

''Der hab ich für heute Nacht das andere Gästezimmer gegeben, am Ende des Gangs!'' zwinkert er mir zu. 

Er streicht mir nochmal über meine Wange, lächelt und verlässt leise das Zimmer.Ich atme tief ein und aus. Ich werd die Nacht ohne Albträume schaffen. Ich bekomm das hin. Ich drehe mich um und schließe meine Augen.

 

Ich kann einfach nicht schlafen. Blake gegenüber schläft bestimmt schon lange. Ich strecke mich ein bisschen aus dem Bett und zieh den Vorhang zur Seite, so dass ich den Mond sehen kann. Vollmond. Ich stehe auf und seh in den Garten unter mir. Ziemlich großer Garten. Alles ist weiß vom Schnee oder eingefroren. An der hinteren Seite vom Garten steht sogar ein großes Tor fürs Fußball spielen an dem schon Eiszapfen runter hängen. Vereinzelt stehen kleinere Bäume im Garten. Ich versuche zu erkennen was für Bäume das sind, aber keine Chance. Alle Blätter sind abgefallen und die Rinde ist voll mit Schnee.

Wir haben einmal in der Schule, einen Ausflug in den Wald gemacht um kleine Tiere und Bäume zu erforschen. Ich war gut darin, die Bäume zu erkennen was mir gleich zum Verhängnis wieder wurde. Cathy konnte einfach nicht ertragen wenn ich einmal ein Lob bekam. Sie musste natürlich gleich wieder beleidigt spielen. 

Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, erinnert Cathy mich ziemlich an Ashley. Könnten verwandt sein. Das Lachen was sich grad durch meinen Mund dringen will, bleibt mir prombt im Hals stecken als ich einen Schatten seh der hinter einem Baum steht neben dem Tor.

Da ist jemand! Hat Er mich gefunden? Panik macht sich in mir breit und Schweiß tritt auf meine Stirn. Ich muss ihn holen bevor er weg ist! Die andren kann ich nachher noch holen! Ohne zu überlegen renne ich durch mein Zimmer, reiße die Tür auf und humpele so schnell es geht die Treppe nach unten zur Terassentür. Ich reiße die Tür auf und stehe mittem im dunklem Garten. Ich hätte Licht machen sollen! Das einzige das den Garten etwas erhellt ist der Mond! Mein Pulsschlag läuft auf Hochtouren trotz der Kälte. Die spüre ich eigentlich kaum. 

Wo ist Er verdammt? 

''Zeig dich! Wo bist du? Stell dich endlich!''  Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was mich im Moment reitet aber ich schreie einfach drauf los. Die anderen sind im Haus und schlafen, mir wird schon nichts passieren! Sie schlafen! Mir kommt jetzt erst in den Sinn dass sie mich vielleicht überhaupt nicht hören können! Ich bin so verdammt dumm! 

Die Stille hier im Garten erdrückt einen fast. Das einzige das ich hören kann ist mein keuchender Atem. Schritt für Schritt gehe ich langsam rückwärts zum Haus. Das hier war ein einziger Fehler! Wie kann jemand wie ich so dumm sein? Aber wenn Er es wirklich ist? Ich kann ihn doch nicht entwischen lassen! Er muss doch eingesperrt werden bevor er das mit anderen machen kann! Mutig gehe ich wieder ein paar Schritte vorwärts und lucke vorsichtig um den Baum rum. Aber da ist niemand! Nichts! Niemand steht hier!

Aber was ist das? Ich sehe kaum was und kniee mich nieder. Das sind Fußspuren! Zu Hundert Prozent sind das welche! 

''Mary, verdammt!''

Ich erschrecke mich so sehr von der plötzlichen Stimme dass ich mit meinem Hintern im Schnee lande. Oh Gott, ist das kalt!

''Mary, was zum Teufel hast du hier mitten in der Nacht verloren?!'' will Blake wütend wissen. Er hat nur eine lange Jogginghose an und kommt ebenfalls wie ich barfüßig durch den Schnee auf mich zugerannt. 

''Blake da war jemand, ich hab ihn gesehen, wirklich! Ich hab aus dem Fenster gesehn und da stand jemand! Wirklich, ich meine es Ernst! Was ist wenn Er es gewesen ist? Bitte du musst mir glauben! Hier..hier sind sogar Fußspuren, siehst du? Du musst mir glauben, Blake, wirklich!'' 

Ich merke garnicht, wie verzweifelt ich mich anhöre und sich Tränen in meinen Augen sammeln. Er muss mir einfach glauben! 

''Mary schon gut, alles ist gut, ich bring dich rein ins warme okey?'' versucht er mich zu überreden. 

''Nein Blake! Du musst mir einfach glauben! Er hat mich gefunden! Du siehst doch auch die Fußspuren hier, oder? Bitte, glaub mir!'' 

''Mary dass sind deine eigenen Fußspuren, siehst du? Sie enden hier? Die Fußspuren gehen nicht in den Wald rein! Komm schon, es ist wirklich kalt, ich bring dich rein!'' 

Er hebt mich einfach hoch und trägt mich rein während ich an seiner Schulter immer mehr schluchze. Ich bin doch nicht verrückt! Ich weiß was ich gesehen hab! Da war jemand, ganz sicher!

Als wir im Esszimmer sind, merke ich wie er die Tür abschließt und den Schlüssel in seiner Hosentasche verschwinden lässt. Denkt er vielleicht ich bin verrückt? Bin ich nicht! Ich hab jemanden gesehn! Und dass war bestimmt kein Geist! 

Er trägt mich die Treppen hoch, legt mich in mein Bett und wickelt mich in die Bettdecke ein. Austin taucht in der Tür total verschlafen auf und fragt was denn überhaupt los sei. Ich drücke die Decke von Blake wieder weg und setze mich auf. 

''Da war jemand Austin! Ich mein im Garten! Ich hab ihn doch gesehn, glaub du mir wenigstens! Bitte Austin!'' Ich rede so schnell, dass ich mich immer wieder verhaspele. Einer muss mir glauben!

''Langsam glaub ich, dass es zur Gewohnheit wird, dich im Nachthemd Nachts im Garten zu finden!'' 

Bei dem Gedanken dass er mich jetzt auch noch für verrückt hält, laufen meine Tränen schon wieder und ich schluchze auf. Das darf doch alles nicht wahr sein! Ich seh den Blick den Austin und Blake verstohlen austauschen. Sie denken beide ich wär verrückt. 

''Ich hab mir dass doch nicht nur eingebildet, da stand wirklich jemand!'' beharre ich auf meiner Aussage.

''Ich mach dir erstmal ein Tee.'' bietet Austin an und verschwindet. ''Schon gut, ich glaub dir ja, jetzt komm, leg dich in die Wanne, dann wird dir schneller wieder warm!'' 

Erst jetzt merke ich wie nass meine Sachen von dem Schnee geworden ist. Blake hilft mir auf und ich dackele wie ein kleiner Hund ihm hinterher ins Bad. Während heißes Wasser in die Wanne läuft, zieht er mir das T-Shirt über den Kopf und hilft mir in die Wanne. Ich lehne den Kopf auf den Wannenrand und schließe die Augen. Sehe nur die schwarze Gestalt im Garten. Da war jemand! Ich bin nicht verrückt, ganz einfach!

Blake reibt meine Beine und Arme mit dem heißen Wasser ein. Danach verschwindet er kurz nach draußen und kommt mit einer Tasse Tee zurück. 

''Ich soll von Austin sagen, du sollst dich nicht unnötig verrückt machen, sondern eher in Ruhe schlafen. Er wird morgen auf der Arbeit noch mal in deiner Heimatstadt anrufen und die Geburtsurkunde anfordern. Dann wissen wir wenigstens wie alt du bist, okey?'' 

Ich trinke den Tee aus und nicke nur. Was soll ich denn dazu noch sagen? Blake hilft mir in meinem Zimmer mich abzutrocknen und mich anzuziehen. Als ich endlich im Bett liege, traue ich mich nicht die Augen zu schließen. Was ist wenn Er hier einbricht und mich holt? Blake spürt glaub ich meine Angst. Er legt sich neben mich auf die Bettdecke, zieht mir die Decke bis zum Hals und streicht meine Haare aus dem Gesicht. 

''Schlaf jetzt, ich bleib die Nacht hier.'' Blake ist hier. Mir kann jetzt nichts mehr passieren. Hoff ich doch. 

 

Irgendwann schlafe ich dann doch endlich ein.

 

 

Als ich am nächsten Morgen aufwache, öffne ich meine Augen und kneife sie im nächsten Moment sofort wieder zusammen. Die Sonne, die durch die Schlitze in den Vorhängen durch kommt, blendet ungemein. Ich muss ein paar Mal blinzeln bis ich alles klar erkennen kann. Ich drehe mich langsam um und seh die andere Betthälfte an. 

Leer. Ich strecke die Hand aus und merke dass das Bettlaken schon kalt ist. Also ist er schon länger weg. Ich muss an Gestern Nacht denken. An die schwarze Gestalt im Garten, hinterm Baum. Sie war da! Ich bin mir ganz sicher, dass ich mir das nicht eingebildet hab! Da war jemand! 

Und jetzt halten die Drei mich auch noch für verrückt. Toll. Wenn Ashley das mit bekommt, lacht sie mich doch nur noch mehr aus. Ich hoffe sie geht bald wieder!

Ich drehe mich auf den Rücken und starre die Decke an. Was passiert jetzt eigentlich mit mir? Ich hab keinen Abschluss. Also kann ich auch schlecht eine Arbeit finden und Geld verdienen. Ich mein, ich kann doch nicht ewig aus der Tasche von Blake, Logan und Austin leben? Und was ist wenn meine Mum wirklich tot ist? Oder wir sie einfach nicht finden? Was passiert dann mit mir?

Keine Ahnung. Vielleicht muss ich in ein Heim, dort meinen Abschluss irgendwie machen und dann danach alleine wohnen. 

Ich will auf keinen Fall alleine wohnen! Niemals!

Langsam stehe ich auf, geh ins Bad und putz meine Zähne. Als ich fertig bin, seh ich mein Gesicht im Spiegel an. Ich glaube ich seh aus wie früher. Meine Haare sind nur viel länger geworden und ich seh ein bisschen erwachsener aus. Meine Haut ist ziemlich bleich. An einigen Stellen sind noch große Blaue Flecken die langsam Lila werden. Die Große Narbe, die von meiner Brust bis zum Bauchnabel reicht, ist ziemlich dick. Ich glaub das wird sich nie ändern, sie wird so bleiben.Bei dem Gedanken wie sie entstanden ist, zucke ich zusammen und meine Finger krallen sich in den Waschbeckenrand. 

Die anderen kleineren Narben, die quer über meinen Körper reichen sind auch ziemlich gut erkennbar. Vielleicht gehen die wenigstens irgendwann mal weg. 

Im Zimmer wieder, seh ich in den Kleiderschrank. Nur ein paar Socken, eine Jogginghose und ein Pulli. 

Dann eben das. Die Jogginghose muss ich wieder mehrmals umkrempeln und in dem Pulli versink ich fast. Naja muss eben so gehen. 

Als ich die Treppe runter laufe, höre ich aus dem Wohnzimmer leise Geräusche. Ist das der Fernseher? Ich schaue um die Ecke und sehe Blake auf dem Sofa vor dem Tv dösen. 

Er hält mich bestimmt immer noch für verrückt und glaubt mir nicht, dass im Garten gestern Nacht wirklich jemand war. Wie soll ich ihm jetzt gegenüber treten? Wie immer? Oder soll ich das Thema erst garnicht anschneiden? 

Ich glaube meine kindliche Seite kommt gerade raus als ich spüre wie ich Trotz empfinde. Er hat eine Lektion verdient. Ganz sicher. Ein kleines Grinsen huscht über meine Lippen. Er hat es einfach verdient. Soll ich wirklich..? Ja! Ich muss einfach. 

Ich lasse mich langsam zu Boden sinken und krieche ganz langsam auf das Sofa zu. Ich sitze jetzt eigentlich direkt neben ihm, aber er kann mich zum Glück nicht sehen, dank der Sofalehne. Ich lucke vorsichtig über die Lehne ob er auch wirklich schläft. Seine Augen sind zumindest zu. Langsam steh ich wieder auf, beuge mich über ihn und schreie so laut wie ich kann los. 

Im nach hinein, denke ich, ich hätte es lieber nicht getan. Vor Schreck, denkt er glaube ich garnicht nach, packt meine Arme auf der Sofalehne, zieht mich über sich drüber, rollt sich mit mir und vergräbt mich halt unter sich. 

Ich bin selbst so erschrocken dass ich zu keiner Regung im Stande bin. Verdammt, ich wollte ihn doch erschrecken und nicht andersrum!

''Du solltest wenn du mich erschrecken willst, vielleicht nächstes Mal leiser auf dem Boden krabbeln und dich danach nicht auch noch zu mir runter beugen. Du hast schon fast gekeucht, so laut war dein Atem. Und außerdem hab ich nur ein bisschen meine Augen geschlossen und gedöst. Nicht fest geschlafen!'' erklärt er mit einem großen Grinsen im Gesicht.

Ich glaub mein Gesicht, ist grade eine einzige Grimasse. Einerseits bin ich immer noch total geschockt davon, dass er so schnell reagieren konnte, andererseits schleicht sich jetzt auch ein Grinsen auf meine Lippen.

Blake denkt, glaube ich das gleiche. Er prustet los und rollt von mir runter. Leider auf die falsche Seite. Er landet direkt neben mir, nur auf dem Boden.

Jetzt kann ich mich nicht mehr halten. Ich lache los und bekomme kaum ein Wort raus. Tränen sammeln sich in meinen Augen vor Lachen während Blake immer noch auf dem Boden sitzt und nur murmelt ''Das findest du jetzt wieder witzig, oder wie?''

''Ich...ich..jaa!'' ich krieg nicht mal mehr einen anständigen Satz zu Ende. Er hat es einfach verdient!

''Es ist schön dich lachen zu sehen!''  Jetzt grinst er auch wieder. Langsam beruhige ich mich und merke wie mein Bauch schmerzt. So hab ich ja nicht mal gelacht als Austin und ich die Schlacht mit den Nudeln veranstaltet haben.

Das letzte Mal hab ich mit Mum so gelacht. 

''Müsst ihr so laut sein? Geht das nicht auch ein bisschen leiser? Ich schlafe oben schließlich noch! Mein Gott, wie die Kinder seid ihr! Wenigstens du Blake, kannst dich benehmen wie ein Erwachsener, wenn sie es schon nicht kann!'' 

Sobald Ashley im Wohnzimmer steht, ist die gute Stimmung verflogen. Blake steht auf und sieht sie ausdruckslos an. Ich setz mich aufrecht hin und versuch gar nicht erst, die Blicke die sie mir warscheinlich zu wirft, zu deuten. 

 Totenstille herrscht jetzt im Raum. Die Spannung kann man förmlich spüren und ich weiß nicht was ich jetzt machen soll. Soll ich in mein Zimmer und die beiden allein lassen? Oder lieber hier bleiben und Blake zur Seite stehen? Ich sehe schnell zu ihr, wie sie da steht in ihrem Nachthemd, das mehr frei gibt als es eigentlich sollte. 

''Jetzt kann ich eh nicht mehr schlafen, wegen euch. Also komm Blake, ich hab schließlich auch meine Bedürfnisse!'' Damit nimmt sie ihn einfach an der Hand und zieht ihn die Treppen hoch. 

Wieso lässt er sich das gefallen? Er hat doch ziemlich große Muskeln. Wieso wehrt er sich dann nicht gegen sie? Hat er so Angst, vor der Meinung seiner Eltern? Oder vor den Gerüchten, die Ashley rum erzählen will?

Ich lege mich wieder aufs Sofa, und wickele mich in die dünne Decke ein, auf der Blake zuvor gelegen ist. Im Fernsehen läuft eine Dokumentation über Pinguine. Hat er sich das im Ernst angesehen?

Ich nehme die Fernbedienung in die Hand und drücke einfach alle Knöpfe bis das Programm endlich umschaltet. Ich schalte ewig durch, bis ich endlich auf etwas stoße, das ich sogar kenn. Simsalabim Sabrina!

Das hab ich schon früher immer angeguckt und geliebt. Nach ein paar Minuten hör ich ein Geräusch, das mich irgendwie an Ashley's Stimme erinnert. Ich mach den Tv leiser. Da! Schon wieder. 

Sie stöhnt. Jetzt wird mir auch bewusst was sie mit 'Bedürfnissen' meint. Liebe machen. 

Früher, bei Mum, sind Nachts auch solche Geräusche manchmal aus ihrem Zimmer gekommen. Ich hab gedacht, jemand tut ihr weh, bin ins Zimmer gestürmt und hab Mum und einen Mann, ganz Nackt gefunden. Ich war damals so geschockt, bin nur da gestanden und wusste nicht was jetzt zu tun war. Als Mum mich bemerkt hat, ist sie total erschrocken und hat mich wieder in mein Zimmer gescheucht. Am nächsten Morgen, war der Mann weg und Mum hat mir erklärt dass das Erwachsene eben machen. 

Er hat das auch immer mit mir gemacht. Aber ich hab nie gestöhnt. Ich bin immer nur ganz ruhig da gelegen und hab mich in eine Traumwelt zurück gezogen. Da war mir alles egal. 

 

Die Geräusche werden immer lauter. Ich schalte schnell den Tv aus, renne in die Küche und schließe die Tür. Ich mach noch das kleine Radio auf dem Fensterbrett an und höre entspannt dem Lied zu. Ich kenne es nicht, aber es hört sich gut an.

Ein Blick zum Kühlschrank und mein Magen fängt an zu knurren. Ein Blick auf die Uhr verrät mir dass es schon 15 Uhr Nachmittags ist. Hab ich so lang etwa geschlafen?

Ich seh mich um, in der Überlegung was ich mir zum Essen machen könnte. Nirgends stehen Cornflakes oder so etwas rum. Im Kühlschrank stehen noch Spaghetti von Gestern. Ich nehm sie raus und stell sie auf die Kücheninsel. Wie mach ich die jetzt Warm? Kalt schmecken die schließlich nicht!

Blake kann ich schlecht fragen, der ist Liebe machen. Wie hat Logan das gestern gemacht? Er hat Knöpfe am Herd gedrückt. Ich nehme den Topf mit der Soße, stelle ihn auf den Herd und drücke einfach einen Schalter um bis er blinkt. 

Wie mach ich das jetzt mit den Nudeln? Die sind in einer Glasschüssel mit Klarsichtfolie drauf. Soll ich die auch auf den Herd stellen? Was anderes bleibt mir nicht übrig. Wieder drücke ich ein paar Knöpfe bis es blinkt und stell die Nudeln drauf. Jetzt muss ich glaub warten. Logan musste auf die Nudeln gestern Zwölf Minuten warten. Also mach ich das jetzt auch. Ich setz mich auf einen der Küchenschränke und seh aus dem Fenster. 

Ich kann sehen, dass die Fußspuren von Gestern weg sind. Heut Nacht muss es nochmal geschneit haben. Ich bin mir immer noch ganz sicher dass da wirklich jemand war. Es war keine Einbildung. Ich denke außerdem drüber nach, das ich heute Nacht keine Albträume hatte. Glaube ich zumindest. Ich kann mich nicht an welche erinnern. Liegt das an Blake? Hab ich wegen ihm keine Albträume? 

In meinen Überlegungen vertieft , riecht es plötzlich komisch in der Küche. Verbrannt. Schnell renne ich zum Herd und sehe wie die Klarsichtfolie, schon garnicht mehr vorhanden ist und die unteren Nudeln in der Schüssel schon total schwarz sind und dampfen. Die Soße blubbert und spritzt wie verrückt und fängt auch an Schwarz zu werden! Was hab ich gemacht? Bei Logan sah das doch ganz anders aus! Panik macht sich in mir Breit. Was hab ich nur angestellt? Ich versuche den Herd auszumachen und drücke wieder alle Knöpfe, aber die Soße wird immer Schwärzer. Dampf sammelt sich schon in der Küche. 

Verdammt was mach ich denn jetzt? Was war das wieder für ein Geräusch? Ich drehe mich um und seh wie Logan auf mich zustürmt. Er ist da! Gott sei dank!

''Logan du musst mir helfen! Ich wollte mir nur was zu Essen machen und habs wie du gestern gemacht, aber irgendwie wird das nichts! Bei dir sah das ganz anders aus!'' 

''Mary verdammt, was machst du!'' Ist er jetzt wütend auf mich? Er reißt den Topf und die Schüssel vom Herd, schmeißt beides in die Spüle, schaltet den Herd aus und macht das Fenster auf. Ich wollte mir doch nur was zu Essen machen! Ich will nicht immer Hilfe bei allem bekommen. 

''Es tut mir Leid!Das..das war keine Absicht, wirklich nicht!'' Ein Klos bildet sich in meinem Hals, der beim Schlucken schmerzt. 

''Hey, komm schon, kein Grund zu weinen! Das nächste Mal wenn du dir was zu Essen machst, frag einen von uns! Blake ist doch extra für dich da heute, wo ist der?'' Er streckt die Arme nach mir aus und sieht mir in die Augen. Er zwingt mich nicht, ihn zu umarmen, er überlässt mir die Entscheidung. 

Ich lasse meinen Kopf an seine Brust sinken und kralle meine Hände um seinen Bauch. Es tut gut. 

Jetzt erst fällt mir auf, dass er auch so groß wie Blake und Austin ist und Muskeln hat. Liegt wohl in der Familie. 

''Liebe machen.'' antworte ich schlicht. 

''Liebe machen? Dein Ernst?'' Er schiebt mich von sich und sieht mir mit einer hoch gezogenen Braue in die Augen. Ich zucke einfach die Schultern. ''Es ist nicht seine Schuld, Ashley hat gesagt sie hat Bedürfnisse und hat ihn einfach mit hoch gezogen und ich glaube er wollte auch gar nicht!'' erkläre ich ihm hastig. 

Kann mir einer mal sagen, wieso ich jetzt Blake beschütze? Er hätte Nein sagen können. Aber..aber ist es schlimm wenn er Angst hat? Nein, entscheide ich. Ich hab auch Angst. Viel Angst. 

Er schüttelt einfach nur seinen Kopf. Ich glaube er ist sauer. Auf mich? Oder auf Blake? 

''Okay, weißt du was? Wird Zeit dass du lernst wie man den Herd anmacht!'' lächelt er. Er lächelt. Aber nicht wie sonst. Ich sehe dass er sauer ist. 

 

Eine Halbe Stunde später, hab ich es glaube ich drauf. Eigentlich ganz einfach. Die verbrannten Spaghetti haben wir gleich danach weg geschmissen, die waren wirklich zu nichts mehr zu gebrauchen. 

Während die Suppe, die Logan schnell macht, im Topf kocht, bringt er mir wieder neue Aufgaben. Ich glaub das will er jetzt ernsthaft täglich machen. 

Kurz vor Fünf, seh ich Austin durch die Tür spazieren. Mein Herz setzt für ein Paar Sekunden aus. Hat er meine Geburtsurkunde? Gleich weiß ich, wie alt ich wirklich bin und wie lang ich weg war! Ich schmeiß den Füller auf den Tisch und renne ihm entgegen. ''Hast du sie? Haben sie sie dir gegeben? Wie alt bin ich? Und hast du was von Mum gehört? Nun, sag schon!'' 

Ich sollte vielleicht öfters Luft holen, beim reden, merke ich. 

Er lacht nur und schiebt mich wieder in die Küche. ''Komm schon, sags mir endlich!'' dränge ich. Er drückt mich auf einen Stuhl und legt mir gleich darauf ein Blatt vor die Nase. Das ist sie! Schnell überfliege ich das Blatt nach meinem Geburtsdatum. Da!

28.11.1995. 

Verschwommene Bilder von früher schwirren durch meinen Kopf. An meinen Geburtstagen war es immer kalt. Meistens lag schon Schnee. 

''Du bist am 13.06.2003 verschwunden. Ab dem 21.06.2003 war deine Mum ebenfalls verschwunden. Sie hat mit keinem geredet wo sie hin will. Von einem Verbrechen denken die Polizisten ab, weil der Kleiderschrank deiner Mum so gut wie leer war. Alles andere war noch da.''

Dann ist sie also abgehauen? War sie vielleicht froh, dass ich endlich weg bin? War ich so eine große Belastung für sie? 

Oder vielleicht ist sie mich auch suchen gegangen und ist jetzt immer noch irgendwo dort draußen und sucht mich?

Ich hab keine Ahnung. Wer weiß, ob ich das überhaupt je raus finden werde. Ich glaub, Austin und Logan warten auf eine Reaktion von mir. Aber ich weiß ja selber nicht wie ich reagieren soll. Freude das ich weiß wie alt ich jetzt bin? Oder Trauer dass wieder nichts über meine Mum raus gekommen ist? Keine Ahnung. Ich starre einfach nur dieses dumme Blatt an, das mir nicht mehr sagen kann, als wie alt ich bin.

Erst jetzt bemerke ich , dass ich ganze Zehn Jahre weg war. Zehn verdammte Jahre meines Lebens sind weg. Und mit was hab ich sie vergeudet? Ich bin in einem blödem Kellerloch gesessen, mit einem noch viel blöderen Mann der mir immer noch nicht aus meinem blöden Kopf geht!

Entsetzt schlage ich mir die Hand vor dem Mund. Ich habe selbst kaum mit bekommen, wie ich meine Gedanken laut ausgesprochen habe und dabei immer lauter wurde. 

''Es..es tut mir Leid!'' schlucke ich. Ich sehe in den Augen der beiden Mitleid. 

Ich will aber kein Mitleid! Ich will dass sie Ihn endlich schnappen, mehr nicht! Kein Mitleid! Meine Schultern sacken verzweifelt runter. Die beiden können am wenigstens dafür.

Ich weiß garnicht mehr was ich denken oder machen soll. Ich schnappe mir die Jacke, die Austin vorher an hatte und er nur über den Stuhl neben mir geschmissen hat, leg sie mir über die Schultern, knall die Terassentür lautstark hinter mir zu und setz mich auf die Schnee bedeckten Stufen die in den Garten führen. Ich spür dass meine Jogginghose am Hintern schon nass ist, aber mir egal. 

Einfach nur kurz allein sein. Wo ist Mum? Ich wünschte ich könnte Hellsehen und sofort wissen wo sie ist und was sie gerade macht. Ich hoffe sie ist mich wirklich suchen gegangen und nicht abgehauen, weil ich eine Plage war für sie. Oder vielleicht ist sie mittlerweile tot? Nein! Daran will ich gar nicht denken. Sie ist da irgendwo noch! Ganz sicher!

Vorher auf dem Kalender hab ich gesehen, dass wir heute den 31. Oktober haben. Nicht mehr lange und ich bin 18 Jahre alt. Erwachsen. 

Ich fühl mich aber noch lange nicht Erwachsen. Ich hab noch nicht mal meinen High School Abschluss! Vielleicht, wenn Logan mir mehr beibringt, kann ich irgendwann auf die High School gehen? Wäre wirklich Toll. 

Was ist wohl aus Caroline, Cathy und den anderen geworden? Bestimmt wissen sie schon auf welches College sie gehen wollen oder was sie später mal werden wollen. Ich hab noch nicht mal die geringste Vorstellung davon, was ich einmal werden will. 

Als ich damals, in die Erste Klasse kam wollte ich unbedingt Prinzessin oder Eiskunstläuferin werden. Nichts anderes. Heute wird mir bewusst, dass das quasi unmöglich ist. Ich bin noch nicht einmal Schlittschuh gefahren in meinem Leben. Hab sowas nur im Fernsehen gesehen und war sofort begeistert. 

Ein kleines Lächeln, stiehlt sich bei dem Gedanken auf meine Lippen.

Wieso ist ausgerechnet mir so etwas passiert? Ich wünsche sowas wirklich niemandem, aber wieso mir? Wieso nicht jemand anderem? Ich seufze auf. Ändern kann ich es eh nicht mehr. Es ist nun einmal passiert, fertig aus. 

Hat Er schon eine andere zu sich geholt? Oder sucht er mich sogar? Bei der Vorstellung, wie er jetzt gerade im Auto sitzt und mich sucht, wird mir ganz flau im Magen.  

Mittlerweile hat es wieder angefangen zu schneien, aber das ist mir auch egal. Die Kälte tut irgendwie gut. Fühlt sich an als ob mein Kopf dadurch freier wird. Auf alles gibt es eine Lösung. Ich werd früher oder später noch rausfinden, wo Mum ist. Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht wann das sein wird, aber irgendwann. Ganz sicher. 

Es wird ziemlich schnell wieder Dunkel. Wirklich schnell. Innerhalb ein Paar Minuten sitze ich im Dunkeln. Eine kleine Lampe auf der Terasse geht plötzlich an als ich mich bewege. Ich schließe meine Augen und atme einmal tief ein und aus. Alles wird wieder gut. 

Ich klopfe meinen Hintern ab und will so schnell wie möglich nach drinnen. Die Dunkelheit, die trotz der kleinen Lampe hier ist, macht mir wirklich Angst. Vorallem der Wald, weiter hinten. Er könnte hinter jedem Baum stehen. 

Bevor ich die Tür aufmache, kann ich laute Stimmen hören die diskutieren. 

''Okay, es tut mir leid dass ich sie hier allein gelassen hab, aber ihr müsst mal überlegen, sie war gerade mal Acht als sie entführt wurde! Wollt ihr dass sie für immer Acht bleibt? Sie muss lernen, selbstständig etwas hin zu bekommen! Ihr wär schon nichts passiert! Als wir hoch gegangen sind hab ich doch gesehen dass sie nur vor dem Fernseher saß. Nichts schlimmes!''

War das Blake's Stimme? Ich glaub schon, er hat mich ja schließlich allein gelassen. Und jetzt? Geh ich jetzt einfach rein und platz in die Diskussion oder warte ich hier draußen?

''Nichts schlimmes passiert? Verdammt Blake, während du nichts anderes zu tun hattest als Ashley, die du schon längst hättest raus schmeißen sollen ,mal so nebenbei ,zu vögeln, hat sie versucht sich was zu Essen zu machen. Sie hat irgendwelche Knöpfe am Herd gedrückt und alles war verbrannt. Die Küche war voller Dampf schon. Hättest du überhaupt mit bekommen wenn der Herd oder so Feuer gefangen hätten? Ihr hätte sonst was passieren können, verdammt nochmal!''

Oh oh. Logan hört sich wirklich sauer an. Das ist meine Schuld! Hätte ich einfach gewartet bis jemand da war, der mir was zu Essen gemacht hätte, bekäme Blake jetzt keinen Ärger. Toll gemacht, Mary.

Ich lasse mich langsam und leise an der Tür runter sinken, lehne mich gegen sie und höre zu. 

''Sie hat was? Aber wieso hat sie mich nicht einfach gerufen als das Essen angebrannt ist?''

''Was denkst du denn? Ich hab sie gefragt, wo du wärst. Weißt du was ihre Antwort war? Liebe machen mit Ashley! Wie du schon gesagt hast, sie denkt in vielen Dingen wie eine Achtjährige! Was glaubst du, was das bei einer Achtjährigen auslöst wenn sie euch beim Vögeln erwischt hätte?! Und wir wissen alle Beide hier, wie Ashley reagiert hätte, was noch viel schlimmer wäre für sie. Vermutlich hätte sie einen Schock für's Leben bekommen! Ashley lässt ja jetzt schon nichts unversucht um Mary hier weg zu bekommen oder runter zu machen! Die Kleine, hat glaub ich genug zu verkraften! Du hast sie schließlich hier untersucht! Und du warst es der gesagt hat, sie ist oft genug vergewaltigt worden! Was zum Teufel denkst du denn, wie sie reagiert hätte, hätte sie euch wirklich gesehen, hm? Ich wette mein ganzes Geld darauf dass sie gedacht hätte, du tust Ashley weh!''

Totenstille. Ewig, wie mir vorkommt, spricht keiner da drinnen ein Wort. Sind die überhaupt noch da? Meine Finger krallen sich wieder in den Türrahmen, bei dem Wort 'vergewaltigt'. 

Alles meine Schuld. Verdammt, ich hätte einfach nur warten sollen.

Aber wie ich reagiert hätte wenn ich Blake und Ashley gesehen hätte, weiß ich wirklich nicht. Ich weiß wie Babys entstehen. Ich weiß auch dass man das gleiche machen kann, ohne Babys zu bekommen. Aber was hätte ich gemacht, hätte ich die beiden gesehen? Wären Erinnerungen hoch gekommen? An Ihn. Oder wär ich einfach weg gerannt weil es mir peinlich gewesen wäre? 

''Scheiße, es tut mir Leid, okay? Ich hab in dem Moment nicht mehr nach gedacht. Ich kann das bald nicht mehr mit spielen mit Ashley. Was glaubst du was Mum und Dad dazu sagen würden wenn ich plötzlich nicht mehr mit Ashley zusammen wäre und Gerüchte umher gehen, ich wäre es gewesen der sie betrogen hätte und Geld von ihr wollte? Du weißt, das Ashley genau so viel Einfluss und Kontakte hat wie ich! Aber wenn die Gerüchte einmal draußen sind, kannst du sie nicht mehr aufhalten! Das könnte mich meinen Job kosten!'' 

''Ich weiß selbst wie scheiße die Leute da sein können! Aber trotzdem! Steh dein Mann und schieß sie verdammt nochmal endlich zum Mond! Wir finden schon irgendwie eine Lösung. Aber trotzdem, keine Ahnung, wenn Ashley dich nochmal zwingt, dann geb Mary von mir aus irgendwas dass sie schläft. Alles ist besser, als wenn sie euch dabei erwischt! Ich glaub, sie muss jetzt erstmal einiges verkraften, bevor sie den nächsten Schock kriegt und euch zwei nackt sieht! Nächstes Mal ist vielleicht niemand früh genug hier. Und dann? Ich will mir gar nicht vorstellen, was passieren könnte alles. Okay?''

''Komm schon, so schlimm seh ich nackt auch wieder nicht aus! Aber ja, okay, schon gut, ich machs ja.''

Ist jetzt wieder alles gut zwischen den Beiden? Ich hoffe doch. Ich will nicht Schuld sein, wenn die Beiden nicht mehr mit einander reden. Wäre ich einfach nicht so blöd gewesen, hätte es jetzt garnicht erst zum Streit kommen müssen. Mich wundert es sowieso, dass mir vorher niemand hinterher gerannt ist. Vielleicht wussten sie, dass ich kurz Zeit für mich brauche. 

Ich sehe nach vorne in den Garten und merke dass es jetzt mittlerweile Stock Dunkel ist. Ein komisches Gefühl macht sich in mir Breit. Ich will nicht hier draußen, nachts und alleine sein. Nicht wie letztes Mal, als ich unüberlegt raus gerannt bin. 

Schnell steh ich auf und öffne die Türe. An der Kochinsel angelehnt steht Logan und Blake sitzt hier am Esstisch. Wo ist Austin? 

Ich beschließe einfach nicht auf den Streit der beiden einzugehen und frage einfach nach Austin. 

''Ein Kollege hat sich krank gemeldet, er ist eingesprungen für ihn.'' antwortet Blake knapp. Ist er sauer auf mich?

Ich laufe langsam in den Gang und hänge die Jacke von Austin an den Haken. Hat er sie nicht gebraucht? Oder hat er noch eine andere?

Ich fange an meine Hände zu reiben während ich überlege wie ich nicht mehr zu den beiden ins Zimmer muss. Da liegt noch Spannung in der Luft. Aber was soll ich sonst machen? Fernsehen vielleicht? Fernsehen!

Aber ich glaub ich sollte erst einen der Beiden fragen. Langsam laufe ich in die Küche und frage an die beiden gewandt  ''Darf ich Fernsehen?''

''Klar, du weißt ja wie er funktioniert!'' antwortet Logan lächelnd. Soll das jetzt eine Anspielung auf den Herd sein? Wenn ja, meint er es nicht böse. Er lächelt wieder wie vorher. 

Er ist wenigstens normal drauf.

So unauffällig aber gleichzeitig auch so schnell wie möglich laufe ich ins Wohnzimmer und lasse mich aufs Sofa fallen. 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 5

Kapitel 5

 

Ich schalte durch die Kanäle, bis ich auf einem Nachrichtensender hängen bleibe. Was besseres kommt gerade eh nicht. Sie berichten über schwere Autounfälle, Stars die sich getrennt haben und Sachen mit der Regierung und sowas. Interessiert mich alles eigentlich gar nicht. 

Aus dem Augenwinkel kann ich Blake sehen, der immer noch am Esstisch lehnt, sich aber aufmacht in die Küche zu laufen. Jetzt kann ich ihn nicht mehr sehen. Ich kann leise Stimmen hören aber der Fernseher ist zu laut, als das ich sie hören könnte. Und wenn ich jetzt leiser machen würde, wäre es wahrscheinlich zu auffällig. Ein komisches Gefühl in meinem Bauch sagt mir, dass sie immer noch über mich reden. 

 

Ich sitze mittlerweile schon Zwei Stunden vor dem Fernseher und Blake und Logan reden immer noch. Warscheinlich reden sie über ganz andere Sachen schon als über mich. 

Ich mach es mir gemütlicher, leg mich quer auf's Sofa und deck mich mit der dünnen Kuscheldecke zu. Gleich fangen die ganzen 20.15 Uhr Filme an. Vorher in der Werbung, hab ich gesehen, das der Film Grown Ups jetzt kommt. Der Film sah in der Werbung vorher wirklich witzig aus. Genau sowas brauch ich jetzt. 

Die Werbung hat nicht zu viel versprochen, ich lache die meiste Zeit über die witzigen Sprüche. Aber der Film macht mich auf der anderen Seite traurig. Dort sind sie alle eine große Familie, halten immer zusammen, egal was passiert. Ich hab sowas nicht. Nicht mal mehr meine Mum hab ich noch.

 

 

Irgendwann öffne ich blinzelnd meine Augen. Da war doch gerade noch ein Geräusch, oder? Ich lieg in meinem Bett und seh aus dem Fenster. Es schneit wieder leicht und der Mond scheint wieder durch den Schlitz zwischen den Vorhängen durch. 

Da war schon wieder das Geräusch!

Kommt das aus dem Bad? Ich stehe leise auf und schleiche auf die Tür zu. Sie ist einen Spalt weit offen, aber dahinter liegt nur völlige Dunkelheit. Soll ich sie aufmachen? Mein Herz pocht laut in meiner Brust und Schweiß tritt auf meine Stirn. Es hat sich nach einem Kratzen angehört. Die Ruhe die aber nach dem Geräusch eintritt ist gespenstisch. Kein Mucks ist mehr zu hören. 

Langsam greife ich nach dem Türgriff und will ihn gerade runter drücken als die Tür mit einem lauten Knall aufspringt! Von dem Schlag der Tür, welchen meinen Kopf getroffen hat, falle ich rückwärts auf den Boden und hau mir gleich darauf nochmal meinen Hinterkopf an der Bettkante an! Verdammt, tut das weh!

Als ich hoch blicke, sehe ich eine schwarze Gestalt auf mich langsam zu kommen. ''Nein!'' keuche ich. Er hat mich gefunden! Nein, nein, nein bitte nicht! Ich will nach hinten krabbeln, einfach weg von ihm, aber hinter mir steht immer noch das blöde Bett! Wenn ich zur Tür will, die auf den Gang führt, muss ich an ihm vorbei. Geht wohl schlecht. Mein Blick fällt schnell auf das Fenster. Würde ich ein Sprung aus der Höhe überleben? Bestimmt. Warscheinlich mit ein Paar gebrochenen Knochen, aber ich wäre am Leben. 

Sofort springe ich auf und will das Fenster auf reißen aber er hat mich schon und zieht mich an meinen Haaren wieder zurück! ''Nein, nein, nein lass los! Bitte lass los!'' Vor Schmerz treten Tränen in meine Augen. Er dreht mich um und schlägt mit seiner Faust in mein Gesicht. Meine Lippe reißt auf und fängt an zu bluten. ''Bitte!'' schluchze ich. 

''Mary!'' Oh mein Gott, Er redet mit mir! Das erste Mal seit Jahren, redet er! Noch ein Schlag ins Gesicht. Aus meiner Nase spritzt Blut, das auf mein Nachthemd tropft. 

''Ich krieg dich wieder!'' Wieder redet Er! Wieso auf einmal? Er packt meine Schultern und schüttelt mich. ''Hör auf!'' Eine Ohrfeige. 

 

Ich schlage keuchend meine Augen auf und kralle meine Finger in die Bettdecke. Meine Augen suchen panisch das ganze Zimmer ab. Das Fenster ist zu. Die Badtüre angelehnt, dahinter ist es stock dunkel. Wie bin ich überhaupt in mein Bett gekommen? Ich bin doch auf dem Sofa eingeschlafen, oder? Das Dunkel hinter der Badtüre macht mir Angst. Was ist wenn Er wirklich da drinnen ist? Es ist alles gerade wie im Traum. Es ist gespenstisch still. Alles dunkel. Draußen schneit es leicht. Mein Herz pocht unbeschreiblich laut und ich fange überall an zu schwitzen. Ich starre stur die Decke oben an. Nur nicht zum Bad gucken. Mein Atem wird immer keuchender. Ich halt das nicht mehr aus! Ich muss einfach wissen ob im Bad jemand ist. Was ist wenn ich immer noch träume und alles spielt sich wieder ab wie gerade eben? 

Mutig schlage ich meine Bettdecke zurück und stehe auf. Bei jedem Schritt muss ich mich überwinden weiter zu laufen. Nicht stehen bleiben. Einfach weiter laufen. Jetzt stehe ich vor der Tür. Sie ist nur angelehnt und trotzdem hab ich fürchterliche Angst, nur den Türgriff zu berühren. 

Mit anhaltendem Atem und einer zitternden Hand öffne ich ganz langsam die Tür. Dunkel empfängt mich. Ich kann nur ganz schwer die Umrisse der Badewanne sehen. Ich trete gar nicht erst ganz ein sondern taste die Wand nach dem Lichtschalter ab. Mit einem leisen Summen geht das Licht an.Leer. Es ist niemand hier. Das Bad sieht aus wie immer. Ich stoße vor Freude laut Luft aus. Nur ein Traum! Alles war nur ein Traum. Tränen sammeln sich in meinen Augenwinkeln, vor Freude. Niemand ist hier. Ich schnaufe einmal tief ein. Ich bin sicher. 

Der kleine Wecker, der auf meinem Nachttisch steht, zeigt mir an, das es gerade mal Vier Uhr morgens ist.  Schlafen kann ich jetzt glaub nicht mehr. Was mach ich jetzt? Ich mach das Licht im Bad wieder aus und laufe runter ins Wohnzimmer. Im Fernsehen läuft vielleicht noch etwas. 

Hier unten herrscht wie immer, wenn alle schlafen oder niemand da ist, Totenstille. Macht einem wirklich Angst. Schnell mache ich den Fernseher an damit es nicht so leise und dunkel ist. 

Wie gestern Abend mache ich mir es mit der Decke gemütlich und schalte durch die Kanäle. Ha! Die Wiederholung von Grown Ups läuft gerade. Jetzt kann ich wenigstens noch die andere Häflte vom Film sehen. 

Während der Film läuft, schweifen meine Gedanken immer wieder ab. Wie wird mein Leben weiter laufen? Werd ich irgendwann auf eine normale Schule gehen? Arbeiten gehen? Heiraten und Kinder kriegen? Werd ich meine Mum finden? 

Aber die größte Frage die mir nicht aus meinem Kopf geht ist, ob Er gefasst wird. Sucht die Polizei überhaupt nach ihm? Oder sucht Er nach mir? Hat er mich vielleicht schon gefunden und er war es wirklich Nachts im Garten? 

Keine Ahnung. Wer weiß schon was in der Zukunft noch alles passieren wird? Niemand. Plötzlich gibt die Haustür ein Geräusch von sich. Ich zucke zusammen und versteck mich hinter der Sofalehne. Einfach noch den Atem anhalten, dann merkt er vielleicht gar nicht dass ich hier bin. Wenn das hier schon wieder ein Traum ist, schlafe ich nie wieder!

Die Haustür wird leise zu geschlagen und schwere Schritte ertönen. Es kommt mir vor, als ob bei jedem Schritt mein Herz schneller pocht. 

Dann ist alles ruhig. Keine Schritte zu hören? Gerade will ich nach sehen, als wieder jemand läuft. Diesmal sind die Schritte weicher. Hört sich an, wie wenn jemand in Socken rum läuft. Moment mal! Ein Einbrecher oder Er wird sich ganz sicher nicht erst die Schuhe ausziehen, oder? 

Langsam bewege ich meinen Kopf über die Lehne. Als ich sehe wer da ist und in sein Handy versunken dran steht, fällt mir ein riesen Stein vom Herzen und ein Grinsen stiehlt sich in mein Gesicht. Austin hat noch seine Polizei Uniform an und merkt gar nicht das ich hier liege. Schlechter Polizist denke ich innerlich in mich rein lachend. 

Ich lege meinen Kopf auf die Lehne und warte ab. Wundert er sich denn überhaupt nicht dass der Fernseher um die Uhrzeit noch läuft und hier aber niemand ist? Naja ,außer ich. 

Er tippt immer noch auf seinem Handy und grinst immer wieder in sich hinein. Was macht er denn da? Schreibt er mit einem Mädchen vielleicht? Ist er verliebt? 

Nach ein paar Minuten steckt er immer noch grinsend sein Handy, in die Hosentasche, dreht sich zu mir und erschrickt so wie es aussieht zu Tode. ''Scheiße, Mary!'' Er hält sich vor Schock die Hand ans Herz und atmet schwer. 

Ich pruste laut los und lass mich nach hinten aufs Sofa fallen. ''Du bist ein schlechter Polizist! Du musst doch merken, wenn dich jemand beobachtet! Und außerdem, wieso hast du so gegrinst?''

Jetzt lacht er wieder und lässt sich neben mich aufs Sofa fallen. ''Ich bin grad nicht mehr im Dienst. Ich darf jetzt schreckhaft sein.'' lacht er. ''Das wüsstest du jetzt wohl gerne, hm?''

Ich mache in dem Versuch, ernst zu bleiben einen Schmollmund. ''Komm schon, bitte!''

''Na gut!'' lacht er. ''Ich hab jemanden kennen gelernt, vor kurzem! Und bevor du fragst, ihr Name ist Sophie, sie ist 23 Jahre alt und arbeitet als Sekretärin bei uns im Präsidium. Sie macht dort den ganzen Papierkram. Und jetzt zu dir. Es ist Vier Uhr morgens, wieso siehst du noch Tv und bist nicht im Bett?''

Was sag ich jetzt? Ich will nicht sagen das ich wieder einen Albtraum hatte. Sonst wird sich nur noch mehr Sorgen um mich gemacht. Mir geht's gut.

''Ich war nicht müde.''

''Ja genau, glaub ich dir sofort. Vier Uhr morgens und die kleine Mary ist natürlich überhaupt nicht müde. Jetzt sag schon. Hattest du einen Albtraum?''

Ich spanne mich merklich an. Woher weiß er das? Erwarten die denn sogar schon dass ich Schlecht träumen werde? 

Ich zucke einfach nur die Schultern. Was soll ich denn sonst machen? Sagen, ja ich hab geträumt wie Er mich holt und mir gedroht hat mit, er kriegt mich wieder? Dass er mich geschlagen hat? Und Anlügen bringt eh nichts, er würde es merken.

''Willst du darüber reden?'' 

Anstatt ihm auf seine Frage zu antworten, frage ich lieber ''Wie wird es weiter gehen? Werd ich irgendwann zur Schule gehen? Und bleib ich bei euch? Oder muss ich ins Heim wenn wir Mum nicht finden?''

''Also nicht. Ich weiß nicht, wegen der Schule. Da sollten wir Logan fragen. Ich kann mir vorstellen, wenn er täglich mit dir lernt und dich auf den Stand einer High School Schülerin deines Alters bringt, dass du irgendwann auf eine richtige Schule wieder gehst. Aber versprechen kann ich dir nichts. Du kannst hier bleiben, solange du willst, mach dir um sowas gar keine Gedanken, okay? Über deine Mum haben wir leider nichts neues raus gefunden, tut mir leid. Aber du könntest uns anders helfen.''

Den letzten Satz brachte er nur zögernd raus. Was will er von mir wissen? Ich sehe ihn erwartungsvoll an und warte auf seine Bitte. 

''Wir könnten bei uns auf der Wache, ein Phantombild von deinem Entführer mit deiner Hilfe erstellen.''

Ich glaube dass das gut ist. Vielleicht schnappt man ihn dann. Aber das war noch nicht alles, hab ich das Gefühl. 

''Mary, ein Paar Kollegen und Ich haben überlegt, wenn du wirklich zu Fuß geflüchtet bist, kann sein Haus nicht so weit entfernt sein. Wenn wir mit dir durch den Wald laufen würden. Würdest du uns den Weg zeigen können?''

Sofort schüttele ich meinen Kopf. Keine Chance. Ich hatte ja gar keine Ahnung wohin ich rennen sollte oder wo ich war. 

''Ich hab keine Ahnung, woher ich kam. Ich kann dir nur sagen dass ich einige Stunden ,glaube ich, gelaufen bin. Es war hell als ich aus dem Haus kam. Und als ihr mich gefunden habt war es ja schon Nachts. Ich weiß nicht mal mehr wie das Haus von außen aussah. Ich weiß nur, dass als ich die Haustür aufriss, auf einer Holzveranda stand. Dann bin ich einfach los gerannt. Tut mir leid.''

Tolle Hilfe, bin ich. 

''Schon gut, es reicht schon wenn du ihn uns beschreiben kannst.''

Ich lächele leicht und lehne meinen Kopf gegen seinen Oberschenkel. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hab ich bei den Drei keine Angst sie zu berühren. Manchmal schießen bei einer Berührung Bilder von damals hoch, aber ich hab keine richtige Angst.

Grown Ups ist mittlerweile schon wieder aus. Wieder hab ich die Hälfte vom Film verpasst, super. Austin nimmt die Fernbedienung in die Hand und hält bei Full House an. Ich kenn das! Ich hab das früher schon mal geschaut. 

Irgendwann schlaf ich aber doch noch einmal ein. 

 

Am nächsten Morgen, werd ich von den Sonnenstrahlen geweckt, die durch das Fenster scheinen. Ich sehe nach Oben und muss sofort wieder grinsen. Ich hab die ganze Nacht auf Austin's Oberschenkel geschlafen. Jetzt ist er derjenige der laut schnarchend, mit dem Kopf auf der Nackenlehne  schläft. 

Ich drehe meinen Kopf und mein lächeln erstirbt sofort. Ashley sitzt in einem knappen Morgenmantel am Esstisch, mit Kopfhörern im Ohr und feilt sich die Nägel. Soll ich einfach aufstehen und in die Küche gehen? Oder unaufällig liegen bleiben und warten bis sie von selbst verschwindet? 

Meine Frage wird eigentlich schon beantwortet als Ashley nach ihrem Handy greift und rumtippt. 

''Hi Süße! Ich will shoppen gehen, hast du Lust?... Ja Klar...Nein...Den brauch ich gar nicht erst fragen, der hat doch eh keine Lust. Er muss immer noch auf dieses kleine Flittchen aufpassen...Ja ist sie...Gut, ich mach mich fertig, bis gleich!''

Meint sie mich mit ihrer Beleidigung? Ich lege mich wieder zurück und schließe meine Augen. Warscheinlich wird sie mich eh nicht beachten. Ich höre wie sie ihre Sachen zusammen packt und die Treppen hoch rennt. Hat doch gut funktioniert. Ich glaube sie hat noch nicht mal bemerkt, dass ich hier geschlafen habe. 

Naja, kann mir egal sein. Ich strampel die Decke von meinen Füßen, stehe langsam auf, sodass Austin nicht aufwacht und deck ihn zu. Er soll es warm haben. In der Küche überlege ob ich mir Rührei machen soll? Nein, ich glaub ich lass das lieber. Logan hat mir zwar gezeigt, wie der Herd funktioniert, aber ich trau dem ganzen noch nicht so. 

In der kleinen Kammer, find ich Cornflakes. Reicht für's Frühstück total. Ich dreh mich um und will die Milch aus dem Kühlschrank holen als Blake in dem Bogen, der in den Gang führt, steht. Ich zucke vor Schreck zusammen. Wieso steht eigentlich immer jemand hinter mir wenn ich mich umdrehe? 

''Was machst du denn schon hier so früh?'' will er wissen. 

''Ich hab auf dem Sofa mit Austin geschlafen!''

''Du hast...was?!'' will er entsetzt wissen.

''Was ist so schlimm daran, du hast doch auch schon bei mir geschlafen?'' Ich bin verwirrt. Wieso reagiert er denn so komisch?

''Du...du hast..du hast..ach so meinst du das!'' Jetzt lächelt er wieder.

''Wie soll ich es denn sonst meinen?''

''Ach nichts, hab's falsch verstanden.'' Jetzt kapier ich gar nichts mehr. 

''Hä?'' 

''Nichts, iss dein Müsli.''

''Aber..!'' 

''Nichts aber, iss!'' Immer will er bestimmen. Mir ist der Appetit vergangen. Ich kann doch selbst entscheiden, ob ich essen will oder wann nicht. 

Trotzig will ich das Müsli wieder in die Packung kippen, aber er hält im Ernst meine Hände fest! ''Mary, ich mein es ernst! Bevor du nicht mindestens 7 Kilo zugelegt hast, diskutier ich gar nicht erst mit dir. Danach kannst du von mir aus selbst entscheiden. Aber jetzt, nein! Oder willst du dass ich dich über einen Schlauch in deinen Armen ernähre. Mit dem kannst du dann nicht mehr alles machen. Bei allem wirst du Hilfe brauchen. Willst du das?''

Nein! Auf garkeinen Fall! Aber wenn ich jetzt das Müsli ess, bekommt er wieder seinen Willen. Hunger hab ich eigentlich ja schon. Aber..!

Er steht immer noch hinter mir und hebt meine Hände fest. Ich bin ziemlich unentschlossen. Soll ich essen oder nicht? Ihm seinen Willen lassen? Ich weiß, dass ich mich damit wieder wie ein Kind anstelle, aber ich glaub die Seite an mir wird nie verschwinden. 

''Na gut, oben hab ich alle Sachen. Komm mit, ich häng dir die Infusion ans Bett. Tut auch nur weh, wenn du dich zu schnell oder zu oft bewegst.''

Versucht er mir damit Angst zu machen? Wenn ja, hat er wirklich Erfolg. Nein, nein, nein keine Schmerzen! Ich reiße mich schnell von ihm los, greife mir das Müsli und die Milch und setze mich ohne ein Wort mit ihm zu reden, an den Tisch. Er ist einfach nicht fair. Ganz einfach. 

Sein selbstgefälliges Grinsen verschwindet langsam aus seinem Gesicht, als er merkt dass ich ihn tatsächlich ignoriere. Jaja, geschieht dir nur Recht. 

''Willst du mich wirklich ignorieren?''

Wieder gebe ich keine Antwort und starre nur stur auf mein Müsli. Soll er doch machen was er will! Er schnauft laut und setzt sich gegenüber von mir hin. 

''Mary, ich mach das doch nicht zum Spaß! Du bist total untergewichtig! Ich will doch nur dass es dir gut geht! Ist es vielleicht weil Ashley gesagt hat, du wirst bald aussehen wie ein Schwein? Hör gar nicht auf sie! Bitte versprich mir, das du garnicht erst darauf hörst was sie sagt! Bitte!''

Ich will ihm gerade sagen, dass mir das was Ashley sagt, nicht so wichtig ist, als der Teufel in Person in der Tür auftaucht. Na toll. 

''Ach wie Süß!'' erwidert sie mit zuckersüßer Stimme. ''Du lässt dich ja schön einlullen, Blake! Ich hätte mehr von dir erwartet! Und du Mary, tu nicht so auf Unschuldslamm.'' Ihre letzten Sätze, spuckt sie förmlich wie ein Drache aus. Fehlt nur noch das Feuer aus ihrem Maul. 

Ich sehe gar nicht nach Oben, nur auf mein Müsli. Jetzt merkt sie glaub ich dass Blake und ich sie im Moment ignorieren. Schnaubend dreht sie sich auf ihren High Heels um und schlägt kraftvoll die Haustüre hinter sich zu. Bühnenreifer Auftritt.

Ich sehe hoch zu Blake der mir grinsend entgegen blickt. ''Hat doch gut funktioniert, oder?''

Ich lächle und nicke ihm einfach zu. Das sie denkt ich spiele hier alles vor, verletzt mich, aber so ist sie eben. Einfach nicht drauf hören. 

Von dem Knall der Haustür aufgewacht, kommt Austin verschlafen ins Esszimmer. ''Wer hat den die Tür so zu geknallt, verdammt?'' Er läuft zur Kaffeemaschine, lässt sich einen Kaffe ein und setzt sich zu uns. ''Ashley'' antwortet Blake knapp. 

Er blickt auf die Uhr und sieht erstaunt zu uns. ''Was macht ihr denn um Halb Neun Morgens Wach, wenn ihr beide ausschlafen könntet?''

''Ich bin aufgewacht weil das Wohnzimmer zu hell wurde.'' erkläre ich gähnend. 

''Ashley kam ins Zimmer gedonnert und hat mir laut und deutlich verkündet dass sie gleich shoppen geht mit ihrer besten Freundin.'' 

''Da wär ich auch sofort hellwach!'' Lacht Austin. 

''Wie wärs, wenn wir nachher in die Stadt gehen? Mary kann nicht immer in meinen Jogginghosen und meinen T-shirts rumlaufen. Sie braucht was anständiges.''

''Aber ich hab doch gar kein Geld!'' protestiere ich. Die Kleider von Blake sind bequem genug. Die reichen mir schon.

''Mach dir um sowas keine Sorgen. Und jetzt iss dein Müsli auf.'' 

Er steht auf und lässt sich ebenfalls einen Kaffe raus. Er kann zum Glück nicht sehen wie mein Gesicht sich grimmig verzieht und ich ihm die Zunge raustrecke. Trotzdem ess ich alles auf. 

''Okay, wenn wir nachher in die Stadt gehen, lässt du eben noch die Sachen an. Wegen den Schuhen, hol ich dir von Ashley ein Paar halbwegs normale Schuhe. Ich weiß nicht mal ob sie sowas überhaupt besitzt. Ich seh auch nach einer warmen Jacke. Geh schon mal deine Zähne putzen, dann können wir gleich los!''

Schnell springe ich hoch und renne ins Bad. Manchmal denk ich wirklich, Blake denkt er wäre mein Vater oder sowas. Seine Sachen hören sich immer wie Befehle an. 

Nach dem Zähne putzen, gehe ich wieder ins Zimmer und sehe Blake auf dem Bett sitzen. ''Hier zieh das an. Ich hab Turnschuhe gefunden, ich hoff sie passen dir. Eine Jacke leider nicht. Ich geb dir von mir einen dicken Pulli, bis wir eine gekauft haben.''

Ich schlüpfe aus der dünnen Hose und in die dicke Jogginghose rein. Wieder muss ich sie umschlagen und oben fest machen. Darunter trag ich nur eine Unterhose von Blake. Ziemlich luftig das Teil. Beim ausziehen bemerke ich wie er mich beobachtet. Er sieht sich bestimmt meine Verletzungen an. Die Strieme und die Blutergüsse sind alle rosa und gelblich geworden. Ich glaub in ein paar Tagen sieht man sie nicht mehr. Aber es werden Narben bleiben. Große Narben. 

''Unterwäsche sollten wir dir vielleicht auch besser kaufen. Du brauchst eine komplette Garderobe!'' 

Ich schlüpfe in den Pullover von ihm, auf dem groß 'Stanford' steht. Keine Ahnung was das sein soll. Ich versinke fast in dem Pulli, was ihn nur zum Lachen bringt. Bei den Turnschuhen muss ich überlegen. Wie geht das nochmal mit den Schnürsenkeln?

Blake zeigt es mir gleich Drei mal bis ich es selbst hinkriege. Ich bin stolz auf mich. Aber auf der anderen Seite macht mich sowas traurig. Andere können sowas schon seit Jahren, und ich? Ich lern es mit 17 Jahren. Toll. 

Mein Fuß, schmerzt zwar noch, aber mittlerweile blend ich die Schmerzen einfach aus.

Er zieht mich an der Hand nach unten wo Austin schon auf uns wartet. 

''Will Logan denn nicht mit uns gehen?'' frage ich. 

Die Beiden lachen nur. ''Mary, es ist Neun Uhr Morgens. Logan ist schon seit fast zwei Stunden in der Schule!'' antwortet Austin lächelnd. 

Oh. Hätte ich mir eigentlich denken können. 

''Na dann, los!'' Mit diesem Satz packe ich beide an den Händen und ziehe sie aus der Tür. Austin schließt hinter uns die Türe, aber ich bleibe nur erstaunt stehen. An der Rechten Seite grenzt der Wald an. Davor eine große Auffahrt mit zwei großen Auto's. Der Schnee glänzt in der Morgensonne und blendet mich schon regelrecht. Mein Atem gibt kleine Wölkchen von sich, so kalt ist es! Ich bin erstaunt, wie schön es hier ist. Auf der Linken Seite steht ein großes Metalltor mir einem Zaun, der bis nach hinten in den Garten führt. 

Hier ist es wirklich friedlich. Zu friedlich für meinen Geschmack. Es ist wirklich wunderschön, aber wenn ich in Richtung Wald sehe, steigt Panik in mir auf. 

Blake reißt mich aus meinen Gedanken, indem er meine Hand nimmt und mich auf die Rückbank des großen Auto's schiebt. ''Der Pulli ist noch lang nicht warm genug, für das Wetter!'' 

Ich hab gar nicht gemerkt, dass Austin schon vorgefahren ist. Er schließt die Tür, geht um's Auto und setzt sich auf den Beifahrersitz. Er dreht seinen Kopf nach hinten zu mir und mustert mich. ''Anschnallen!'' 

Schon wieder befiehlt er etwas. Kann er nicht lieber sagen ''Liebe Mary, könntest du dich bitte anschnallen?'' Aber nein, er muss ja so..so.. herrisch sein. Ja, genau, herrisch passt zu ihm.

Wann bin ich das letzte Mal Auto gefahren? Acht Jahre ist es her. In einem Auto hat Er mich schließlich mitgenommen. Um den Gedanken abzuschütteln, betrachte ich die Landschaft an der wir vorbei fahren. Wir fahren zwar auf einer festen Straße, aber ich seh kein anderes Auto. Die Bäume an der Seite geben komische Schatten von sich. Ich stelle mir sogar vor, sein Gesicht darin zu erkennen. Ich werde wirklich noch verrückt! Ich sehe stur nach vorne aus der großen Scheibe, aus der Austin auch blickt. 

Irgendwie langweilig. Nur Bäume und die Straße. 

''Wann sind wir da?'' will ich ungeduldig wissen. 

''Mary, wir fahren gerade mal Zehn Minuten! Noch 20 Minuten ungefähr!'' lacht Blake. Na toll. Ich schnaube laut. So lange noch!

''Okay, wir spielen ein Spiel! Kennst du 'Ich sehe was, was du nicht siehst?'' schlägt Austin vor. 

''Klar kenn ich das!'' Mein Gesicht erhellt sich sofort wieder. 

''Ich fang an!'' Lacht Blake. ''Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist..hmm...Grün!''

Grün? Ich seh mich im Auto um, kann aber nichts grünes finden? Niemand gibt einen Ton von sich. Ich bin hoch konzentriert. Nach einer Ewigkeit, wie mir vorkommt, will ich aufgeben. Hier ist einfach nichts Grünes im Auto! 

''Blake, hier ist nichts Grünes!''

''Bist du dir sicher?'' will er grinsend wissen. 

Ich suche und suche immer weiter. Ich strecke mich, ducke mich, seh in den Kofferraum. Aber keine Chance. Hier ist gar nichts Grün!

Gerade will ich mich beschweren als das Auto hält und alles dunkler wird. Mein Herz klopft schon schneller. Außenrum nur Beton. Andere Auto's stehen auch hier und es leuchten auch Lampen von der Decke, aber ich fühl mich hier drinn eingeengt. Die Decke sieht so niedrig aus und alles nur aus Beton und Stein. Wie im Keller. 

Blake ist schon an meiner Seite, öffnet die Türe und will mich raus ziehen aber ich sträube mich. Ich will da nicht raus. Als ich ihm das sage sieht er mich zuerst komisch an. 

''Mary, wir beide sind hier. Glaub mir, dir passiert hier nichts, ich verspeche es! Es ist nur eine Tiefgarage! Komm schon, nimm meine Hand!'' 

Er redet sanfter als sonst, aber ich kann schon wieder einen leichten Befehl aus seinem letzten Satz hören. Ich lege meine zitternde Hand in seine und drücke mich an ihn. Austin schließt schnell ab und wir laufen zum Aufzug. Dort drin ist es noch schlimmer. Die Wände kommen immer näher und ich denke ich ersticke gleich!

''Ganz ruhig. Sieh mich an!'' Ein Befehl. Blake. Ich seh in seine grüne Augen und konzentrier mich voll und ganz auf sie. Nur auf sie. Tief ein und wieder aus.

Langsam beruhigt sich mein Atem und dann sind wir auch schon an der frischen Luft. Er zieht mich schnell mit nach draußen. Arg viele Leute sind nicht hier. Die Läden sehen auch total leer aus. Kein Wunder, es ist Halb Zehn Uhr Morgens und die Läden haben noch nicht lange geöffnet. 

''Okay, am besten wir suchen dir erstmal eine Winterjacke und richtige Schuhe!''

 

Eine Stunde später bin ich schon völlig erledigt. Wir haben einen Marine Blauen Parka und dicke braune Boots gefunden. Gerade mal eine Jacke und Schuhe und ich bin völlig kaputt. Ich bin es nicht mehr gewohnt, so viel zu laufen und mich zu bewegen, sagt Blake. 

Super. Und mir fehlt noch einiges. Naja eigentlich fehlt mir noch alles!

Ich stehe in der Umkleide in Blake's Unterhose und warte bis er mir die Hosen und Oberteile bringt. Ich hab keine Lust mehr, ich will Heim. Ich sehe mittlerweile Blake's Haus als Heim an. Dort wohn ich ja schließlich gerade.

Er kommt in die Umkleide und legt mir Drei Blaue Jeans, Eine Graue Jogginghose und Sechs Oberteile hin. ''Gefallen dir die Sachen? Wenn nicht, geb sie gleich mir, dann bring ich sie gleich zurück.'' Ich sehe die Sachen an, die mir eigentlich auf Anhieb gefallen. Sehen alle gut aus. Und teuer, wie ich sehen kann. Ich bekomme wirklich Schuldgefühle dabei. Ich kann das alles wahrscheinlich niemals zurück zahlen!

Ich nehme am Schluss alles mit, alles passt und sieht gut aus. Ich komme mir wie eine andere Person vor, als ich mich im Spiegel in Jeans und richtigen Oberteilen ansehe. Und ich muss mir eingestehen, dass ich gut aussehe. Ich gefalle mir selbst. 

Blake kommt wieder rein, mit Unterwäsche. ''Ich hoff es passt alles, du musst unbedingt eigene Unterwäsche mal haben!'' 

Schnell ziehe ich mich aus und schlupfe in die Unterhose. Irgendwie macht es mir nichts aus, nackt vor Blake zu stehen. Er hat mich jetzt schon oft genug so gesehen. Es wäre unnötig, mich jetzt plötzlich zu schämen. Einen BH hat er mir auch mitgebracht. Ich kenn das noch von früher, von Mum. Aber zumachen, kann ich ihn hinten trotzdem nicht. Blake macht ihn zu und dreht mich zum Spiegel. Ich seh gut aus, geb ich zu. Er betrachtet mich auch. Ein flaues Gefühl macht sich in meinem Bauch breit. Das Gefühl, fühlt sich gut an aber es verwirrt mich. Was ist das? Schnell wende ich den Blick von ihm ab.

Aber das Gefühl, einen BH zu tragen, gefällt mir nicht. Es ist ungewohnt und fühlt sich einfach komisch an. 

Ich zieh nachdem Blake bezahlt hat, in der Umkleide eine Jeans, Pullover, meine Jacke und die Boots an. Ich merke wie müde ich bin. Ich hätte nicht gedacht das Einkaufen so anstrengend sein kann.

Austin hat die ganze Zeit im Restaurant auf der anderen Straßenseite gewartet. Er hatte keine Lust und hat lieber etwas gegessen. Hät ich auch lieber.

''Können wir auch was essen?'' frage ich bittend. Mein Magen knurrt schon. Ich kann das seit ich bei Blake bin überhaupt nicht mehr leiden. Es bedeutet man hat Hunger und Hunger hatte ich lange und oft genug. 

''Klar doch!'' 

Im Restaurant bei Austin bestelle ich mir Salami Pizza. Mir wird erst jetzt bewusst wie viel mir in den letzten Jahren vorenthalten wurde. 

 

Die Pizza schmeckt genial! Blake und Austin haben keinen Hunger und trinken nur Cola. Aber ich dagegen, stopfe ein Stück nach dem anderen in mich rein. Aber irgendwann ist auch von der Pizza nichts mehr übrig und mein Magen protestiert schon. Jetzt gibt er wieder Geräusche von sich. Aber ganz sicher nicht mehr, weil ich hungrig bin. 

Ich lehne mich gegen Blake seinen Arm und stöhne auf. Mein Bauch schmerzt ziemlich. ''Ich hab dir gesagt, du sollst langsamer essen, aber du kannst ja nicht auf mich hören!'' meint er mit einem selbstgefälligem Grinsen. 

Er legt nur den Arm und mich und massiert meinen Nacken. Jetzt, so einschlafen wäre himmlisch. Ich bin so gottverdammt müde!

''Können wir gehen? Ich will nur noch ins Bett.'' murmele ich in sein Hemd. 

Austin zahlt und nimmt die Tüten in die Hand. Blake nimmt mich an der Hand und lenkt mich Richtung Tiefgarage. Wieder überkommt mich das klemmende Gefühl. Er drückt beruhigend meine Hand. Im Aufzug drücke ich mein Gesicht an seine Brust, in der Hoffnung von der Fahrt nichts mit zubekommen. Aber ich spüre dieses komische Gefühl das Aufzüge an sich haben, trotzdem.

Ich denke einfach an Mum. Wenn ich an sie denke, überkommt mich irgendwie Ruhe. Dann geht's mir besser. 

Auch in der Tiefgarage, auf dem Weg zum Auto, denke ich an sie. Als ich endlich auf dem Rücksitz des Auto's sitze, sind wir kaum aus der Tiefgarage gefahren als mir auch schon die Augen zufallen. 

 

 

Laute Stimmen und ein Knall der das Auto wackeln lässt, reißen mich aus dem Schlaf. 

''Hey, danke das ihr mich mit nehmt, ich hab schon die Werkstatt angerufen, die holen mein Auto nachher gleich ab.''

Das ist doch Logan's Stimme? 

'Warum ist es nicht angesprungen?'' flüstert Blake. 

Ich schlage blinzelnd meine Augen auf und drehe meinen Kopf. Logan sitzt neben mir auf der Rückbank und lächelt mich an. Ich muss meinen Kopf erst mal leicht schütteln bis ich klar denken kann. Neben unserem Auto laufen viele Menschen vorbei. Alle beobachte ich genauestens. 

''High School! Naja und Grund- und Vorschule.'' zwinkert Logan. Wow! Ich steh vor einer richtigen Schule! High School. Werd ich hier auch jemals hinkommen? Sachen lernen die ich später für's College brauch? Das will ich! Ich will genauso, wie es die älteren früher gemacht haben. Lernen, Party machen, Beziehungen haben. Genau so etwas! 

Sehnsüchtig sehe ich der Schule hinterher, als wir vom Parkplatz fahren. Irgendwann. Ich seufze auf und drehe mich wieder um. 

''Ich hab neue Aufgaben für dich mitgebracht!'' lacht er. 

''Solang es kein Mathe ist.'' Er lacht schon wieder über meine Antwort. Was ist mit dem eigentlich los? Isst der morgens zum Frühstück einen Clown? Oder warum lacht er immer?

Ich frage ihn danach. Die Antwort darauf ist nur ''Ich mag Lachen eben!'' Ich will ihm gerade antworten als Blake und Austin auch noch los lachen. Warum lachen die denn jetzt? 

''Das stimmt wirklich Mary! Du hättest ihn als Kind erleben sollen! Andere Kinder haben losgeweint wenn sie hin geflogen sind. Und was hat Logan gemacht? Gelacht und weiter gelaufen. Selbst als er Ärger von Tante Charlotte bekommen hat und schon einen Schlag auf den Po bekommen hat, hat er nur gelacht! Hat ihm nur Zimmerarrest eingebracht.''

Austin lacht über Blake's Worte nur noch mehr. Ich muss mir auch ziemlich schwer ein Grinsen verkneifen. ''Lachen ist eben nicht immer so gut!'' belehre ich ihn. 

Als wir wieder auf der einsamen Straße von vorher fahren, frage ich Blake neugierig ''Blake, was war jetzt eigentlich grün im Auto?'' 

''Ja Blake, was war jetzt eigentlich Grün? Ich will es schließlich auch wissen und Mary auch! Also los, was war Grün?'' lacht Austin. Was ist denn jetzt schon wieder so witzig? 

Blake blickt ihn böse an und schlägt ihm gegen die Schulter. Austin lacht nur noch mehr ,nur ich zucke zusammen. Ich hab Blake's Faust die auf Austin's Arm auftritt, wie in Zeitlupe gesehen. Wieso schlägt er ihn? Ist er sauer? Aber warum lacht dann Austin? Er hat ihm weh getan!

Meine weit aufgerissenen Augen verfolgen Blake bis auf die kleinste Bewegung. Schlägt er ihn öfters? Wird er mich auch schlagen? Oder Logan?

Mein Herz setzt kurz aus. Danach pocht es so schnell dass ich denke es springt gleich raus. ''Wieso schlägst du ihn?'' flüstere ich entsetzt. 

''Was? Mary, das ist nur Spaß! Keine Sorge, ich mach das nicht fest oder so. Nur zum Spaß!'' 

Ich glaube ihm kein Wort! Man schlägt doch niemanden zum Spaß! Oder? Ich weiß so etwas doch eigentlich gar nicht! Vielleicht machen das die Leute von Heute so? Keine Ahnung was ich denken soll.

''Es stimmt wirklich!'' bekräftigt Austin ,wieder ernst ,Blake's Aussage. ''Es tut nicht weh, so etwas machen wir eben so zum Spaß, wirklich!''

Ich nicke einfach, als ob ich es verstanden hätte. Aber mach ich eigentlich nicht. Wieso schlägt man sich im Spaß? Er hat mich, wie ich jetzt weiß, Jahre lang, geschlagen. Und die machen das zum Spaß? Ich schüttele fassungslos meinen Kopf.

Um vom Thema abzulenken, verlangt Logan endlich zu wissen, was den endlich Grün ist. ''Sag es endlich Blake!'' jammere ich.

''Na gut...Hmm...Naja...Eigentlich war gar nichts Grün hier drin! Ich wollt dich nur beschäftigen weil dir doch so langweilig war, weißt du?''

Ich glaube, fassungsloser wie ich gerade aussehe, geht gar nicht. Er hat mich die ganze Zeit angelogen? Ich drehe meinen Kopf zu Austin und schaue ihn Böse an. Er hat es doch gewusst! Deswegen hat er Blake dazu gedrängt es mir zu sagen! ''Du..du..Blödmann!'' schleudere ich ihm entgegen. Jetzt lachen wieder alle Drei laut los. Toll. Wütend drehe ich mich zum Fenster und ignoriere sie einfach. Kein Wort werde ich mit ihnen reden!

Nach ein Paar Minuten Fahrt, fahren wir auf den Hof und parken ein. Schnell reiße ich die Autotür auf und renne in den Flur. Ich merke gar nicht, das die Haustür geöffnet war.

Geschockt bleibe ich im Bogen zum Wohnzimmer stehen.Das Sofa liegt quer im Raum, der Fernseher ist eingeschlagen und der Wohnzimmertisch ist in der Mitte auseinander gebrochen! Ich bekomme keinen Ton raus.

Ich stehe einfach nur da und versuche es zu realisieren. Langsam drehe ich mich im Kreis und sehe mich um. Der Esstisch ist ebenfalls in der Mitte zerbrochen.

Was zum Teufel ist hier passiert? Erst jetzt, fällt mir der bestialische Geruch auf. Es stinkt fürchterlich!

Aber was mich richtig geschockt zusammen zucken lässt, ist die Nachricht an der Wand.

Mit Roter Farbe geschrieben. 'Wir sehen uns wieder! Bald'.

''Mary, hilf uns Bitte mal mit den Taschen!''

Blake's Ruf lässt mich wieder zusammen zucken. Ich bemerke das ich meinen Atem vor Schock angehalten habe. Tief hole ich erst mal Luft. Aber gleich darauf, beginnt mein Herz vor Angst panisch schnell zu schlagen. Ist Er noch hier? Es war Er! Wer sonst, sollte so etwas schreiben!

''Mary, komm schon, es tut mir Leid, das ich dich angelogen hab, aber ignorier mich jetzt...''

Blake bringt seinen Satz nicht zu Ende als er neben mir steht. Geschockt lässt er die Tüten aus seiner Hand fallen. Als er die Nachricht an der Wand liest, wird er kreide bleich. ''Austin!'' schreit er. Ich zucke schon wieder zusammen.

''Was..?'' Tja, die Reaktion von Logan und Austin fällt eigentlich genau so wie Blake's aus. Sie lassen meine Tüten fallen und sehen sich geschockt um.

Austin läuft langsam und leise ins Wohnzimmer und Esszimmer. Als er um die Kurve, in die Küche verschwindet, klopft mein Herz noch schneller. Was ist wenn Er noch da ist? Ich muss ihn doch warnen! So schnell, das Blake und Logan nicht mehr reagieren können, renne ich voraus in die Küche und bleibe schon wieder geschockt stehen.

Alle Schränke sind aufgerissenen und alles was sich noch vorher darin befunden hat, liegt jetzt am Boden. Das meiste wie Teller, Tassen und so etwas, liegt zerbrochen dran. Jetzt kann ich auch sehen, was hier so stinkt.

Irgendwas liegt da in der Pfanne! Ein verdammtes, kleines, Eichhörnchen liegt in einer Pfanne und brutzelt vor sich hin! Der ganze Herd und die Ablageflächen nebenan sind voller Blut und Fellfetzen. Das Tier in der Pfanne hat kaum mehr Fell an sich, nur offene Fleischwunden und Haut. Mitten im Blut, steht wieder was. Ich will das gar nicht lesen! Aber wie magisch werd ich davon angezogen. Ich stehe davor und lasse die Nachricht in meinen Kopf sickern.

'Willst du, dass ich das mit dir auch mache?'

Gänsehaut überkommt meinen Körper. Das ist alles zu viel für mich! Der Geruch des toten Eichhörnchen's und das Bild, wie es in der Pfanne liegt, gehen nicht mehr aus meinem Kopf. Langsam und leise gehe ich rückwärts aus der Tür und renne nach Oben. ''Mary, bleib stehen, komm runter!''

Keine Chance, Blake. Diesmal nicht. Ich reiße die Tür in meinem Zimmer zum Bad auf und übergebe mich sofort im Klo.

''Schon gut, denk nicht darüber nach, wir kriegen das schon hin!'' Ich spüre wie er meine Haare hebt und über meinen Nacken streicht. Nicht darüber nachdenken? Hat Blake einen Schuss? Bei uns wurde eingebrochen und ich hab ein totes Eichhörnchen in der Pfanne liegen sehen! Und jetzt sagt er mir im Ernst ich soll nicht darüber nachdenken?! Erschöpft lege ich meinen Kopf an die Wand neben der Toilette und trinke das Wasser aus meinem Zahnputzbecher den Blake mir reicht.

Tränen laufen meine Wangen runter. Ich weiß schon wieder nicht so wirklich wie ich reagieren soll, aber mein Körper lässt meinen Tränen freien lauf.

Ich sehe mich im Bad um, kann aber nichts feststellen, das jetzt anders als vorher ist. Wenigstens etwas.

Er reicht mir seine Hände und hilft mir auf. Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding. Ich klammere mich an seinem Hemd fest und drücke mein Gesicht an seine Brust. Ich zittere, aber ich weiß nicht einmal, ob mir kalt ist.

Er zieht mich langsam aus dem Bad und auf den Flur. Beim raus laufen, fällt mir auf das auf meinem Bett alles fehlt. Nur die Matratze ist noch da. Kopfkissen, Leinentuch und Bettdecke ist alles weg. Mein Herz pocht schon wieder unglaublich schnell und Schweiß tritt auf meine Stirn. Schnell reiße ich mich los von ihm und renne in alle anderen Zimmer.

''Mary, was machst du denn? Komm her!''

Nein! Nein! Nein!

In jedem Zimmer ist alles weg. Nur einzig und allein die Matratze ist noch da! Ich weiß ganz genau, wieso Er das gemacht hat!

In dem Keller, war auch nur die Matratze. Kein Leinentuch, kein Kopfkissen, keine Bettwäsche. Nur die verdammte Matratze!

Ich schluchze laut auf. Er will das ich mich wieder wie bei ihm fühle! Kalt, hilflos und alleine. Wieso tut er mir das an? Er soll mich einfach in Ruhe lassen!

''Bitte lass mich endlich in Ruhe! Bitte! Lass mich in Ruhe!'' Bei meinen Worten schluchze ich nur noch mehr auf und falle auf meine Knie. Ich kann nicht mehr! Das ist zu viel! Zu wissen, das Er weiß, wo ich bin, ist einfach zu viel für mich!

Mein Schluchzen nimmt kein Ende mehr. Blake versucht, mich in seine Arme zu ziehen aber ich krieche nur weg von ihm. ''Bitte, lass mich in Ruhe endlich!'' Mein Murmeln kann man unter meinen kräftigen Schluchzern kaum verstehen.

Ich kann unten mehrere Stimmen hören, aber das ist mir egal. Ich will meine Mum! Jetzt sofort! Blake kommt immer wieder auf mich zu, aber sobald er einen Schritt nach vorne macht, krieche ich einen zurück.

Mein Kopf dröhnt schon und meine Nase läuft. Aber das alles ist mir so etwas von egal. Wenn Er mich finden sollte, ist eh alles egal.

Hinter Blake, tauchen zwei Fremde Männer auf. Unter meine Schluchzer mischt sich Panik. Was wollen die? Mein Atem wird schon wieder hektischer und das Weinen wieder mehr. Ich kann gar nicht mehr aufhören!

''Mary, du weißt ganz genau das du mir vertrauen kannst! Bitte, komm her! Für mich? Bitte! Komm schon!''

Blake kniet vor mir und streckt mir seine Hand entgegen. Ich kann ihm doch vertrauen, oder? Langsam krabbele ich auf ihn zu und schmeiße mich in seine Arme. Mein Weinen und Jammern wird trotzdem nicht besser. ''Er soll mich in Ruhe lassen! Bitte!''

Die Fremden Männer kommen mit Zwei großen Taschen auf uns zu. Ich kenne die Beiden gar nicht! Was ist in den Taschen? Warum kommen sie so nah?

Ich lasse Blake los und will nach hinten weichen, aber er hält mich fest wie ein Eisenring. Panisch sehe ich ihn an. Wieso lässt er mich nicht los? Ich strampele in seinen Armen und drücke wie verrückt, aber er hat zu viel Kraft.

Beim nächsten Versuch, mache ich mich ganz schlapp. Er soll ruhig denken, ich hätte keine Kraft mehr. Ich merke wie er seine Arme lockerer macht. Und auf einen Schlag, drücke ich mich wieder gegen ihn und schlage fast schon gegen seine Brust! Er reagiert viel zu langsam, so dass mein Kopf mit einem lauten Knall gegen die Metall Bettkante schlägt. Mein Mund ist zu einem Schrei geöffnet aber kein Mucks entkommt mir. Ich halte nur meine Hände gegen die Stelle und schluchze einfach weiter.

Ich spüre wie er mich wieder in seine Arme zieht. Soll er doch machen.

Mein Kopf schwirrt, ich kriege kaum noch Luft durch die Nase und ich glaube die Stelle blutet. Es brennt höllisch!

Ich liege zwischen seinen Beinen, mit dem Kopf auf seiner Brust. Er hält mit der einen Hand meine Hände fest und die andere liegt um meinen Bauch. Jetzt wo ich nicht mehr die Stelle an meinem Hinterkopf heben kann, fühlt sich es an, als ob sie dadurch noch viel mehr brennt!

Die Zwei Fremden knien jetzt ebenfalls vor uns und holen komische Sachen aus dem Koffer. Die Geräte sehen kalt und fremd aus.

Mit der Hand die er, um meinen Bauch hat, dreht er meinen Kopf zu sich und küsst meine Stirn. Ich halte den Atem an und bewege mich keinen Millimeter. Vielleicht gehen die Männer dann weg. Ich sehe wie sein Mund sich bewegt, aber ich kann ihn nicht hören. 

Aber als ich den kleinen Schmerz in meinem Oberarm spüre, ist es vorbei mit der Ruhe. Ich schaue Blake entsetzt an. Er lässt zu das die Fremden mir weh tun?

Aber schon nach ein Paar Sekunden habe ich gar keine Kraft mehr in meinen Gelenken und Schwärze taucht am Rande meiner Augen auf.

Mein letzter Gedanke, bevor ich einschlafe, gilt Blake und warum er mir so etwas antut.

 

Kapitel 6

Kapitel 6

 

Alles ist in Weiß. Das Bett in dem ich liege, ist nicht wirklich gerade bequem aber zum aushalten. Wieso bin ich hier?

Ich will mich drehen, aber irgendwas hindert mich daran! Ich sehe nach Unten und halte geschockt inne. Meine Hände sind am Bettgitter festgemacht! Ich ziehe, so viel ich kann, aber die Fesseln geben nicht nach! Langsam schnüren sie mir mein Blut ab!

Wo sind alle? Wieso bin ich fest gebunden?

Mein Kopf fühlt sich komisch an, wie wenn ich durch einen Nebel durchdringen muss.

Plötzlich geht die Tür auf und jemand tritt mit einem Mundschutz und Haube ein. Endlich kommt jemand! Ich kann nur die Augen sehen, alles andere ist bedeckt. Sogar Handschuhe hat die Person an! Ich glaub es ist ein Mann. Keine Frau, hat so einen Bauch und ist so groß, wie er hier.

Er schließt die Türe hinter sich ab und kommt immer näher. ''Wieso bin ich gefesselt? Und wo sind die anderen?''

Auf keine meiner Fragen antwortet er. Irgendwas kommt mir komisch vor. Als er vor mir steht, nimmt er meine Bettdecke und schmeißt sie auf den Boden. Was ist denn jetzt los? ''Was machen sie da?''

Wieder keine Antwort. Er drückt an meinem Bett, ein paar Knöpfe, als plötzlich die Lehne nach unten fährt. Jetzt liege ich ganz gerade im Bett. Meine Arme spannen schon unangenehm!

Angstschweiß tritt auf meine Stirn als er aufs Bett steigt und über mir kniet! Ich winde mich und fange an zu wimmern, aber es hilft nichts! Er reißt mir förmlich das Nachthemd vom Körper! Tränen fließen mittlerweile schon mein Gesicht runter.

Als er den Mundschutz von seinem Gesicht nimmt, bin ich zu keiner Regung fähig. Geschockt, Ängstlich, Traurig, Panisch, Wütend.

Ich fühle alles, bin aber trotzdem erstarrt.

Er grinst, wie wenn er im Lotto gewonnen hätte.

Sein Grinsen ist gruseliger, als wenn er wütend aussieht. Immer noch mit diesem Lachen im Gesicht zieht er ganz langsam und genüsslich seine Hose nach unten.

Ich fange an zu schreien und nach ihm zu treten, aber alles hilft nichts. Er packt meine Beine so fest, das ich aufschreie.

''Bitte nicht! Nein! Bitte!''

Aber alles betteln hilft nichts.

Als er in mich eindringt, ist es als ob ich explodieren würde vor Schmerz. Jeder weitere Stoß von ihm, fühlt sich so unglaublich schmerzhaft an.

Nach weiteren Versuchen, nach ihm zu treten, lass ich alles ruhig über mich ergehen. Nur die Tränen fließen noch.

 

 

 

 

 

 

 

Als ich aufwache, merke ich als Erstes, wie weh mein Kopf eigentlich tut. Ich spüre, dass ich total durchgeschwitzt bin. Alles klebt an mir. Blinzelnd öffne ich meine Augen und sehe mich um. Alles ist in weiß und leichtem Gelb gehalten. Panisch sehe ich mich um. Es sieht alles wie in meinem Traum aus! War das überhaupt ein Traum? Schnell reiße ich die Bettdecke weg und betrachte meinen Körper. Ich hab ein Nachthemd an. Naja, eins von diesen Krankehaushemdchen. Keine Blauen Flecken an den Beinen. Was ist wenn Er trotzdem gleich rein kommt?

Ich taste meine Handgelenke ab, kann aber nichts finden, was mir beweisen würde dass ich festgehalten wurde.

Irgendwie bin ich erleichtert, aber so ganz kann ich es nicht glauben.

 

Bilder von Gestern, schießen in meinen Kopf. Eichhörnchen. Rote Nachrichten. Matratze. Waren die Nachrichten aus Blut? Gestern? Wie lang liege ich hier schon? Und wo bin ich überhaupt?

Vom Aufrichten wird mir ziemlich schlecht und schwindelig. Es fühlt sich an als ob mein Kopf und mein Bauch sich gleichzeitig drehen.

 

An meinem Bett stehen komische Geräte und mein Zeigefinger steckt in etwas komischen. Wo sind die anderen? Haben sie mich alleine gelassen?

Ich reiße das komische Ding von meinem Finger und lasse meine Beine auf den Boden gleiten. Mein Kopf und Bauch hören gar nicht mehr auf, sich zu drehen!

Aber wo sind die anderen? Die können mich hier doch nicht alleine lassen! An meinem Bett festhaltend, stehe ich langsam auf und bewege mich erst mal keinen Millimeter. Ich glaub ich übergeb mich gleich nochmal! Aber ich muss zuerst die anderen finden!

Ich lasse mich zur Wand gegenüber leicht fallen und gehe Schritt für Schritt auf die Tür zu. Was ist hinter der Türe? Langsam mache ich die schwere Türe auf und muss schon wieder erstmal blinzeln! Das Licht ist hier viel heller als in dem Zimmer von gerade eben, es schmerzt schon fast. Es ist viel Kälter hier draußen, was mir gleich eine Gänsehaut beschert.

 

Vor mir erstreckt sich ein langer Gang, der auf beiden Enden eine Kurve hat. Welche Richtung soll ich nehmen?

Ich laufe einfach Rechts und halte mich an dem Geländer an der Wand fest. Langsam wird mir bewusst wo ich bin. Krankenhaus? Klar! Wieso ist mir das nicht früher eingefallen? Ist ja eigentlich nicht schwer zu erkennen.

Aber auf die Frage, wo die anderen sind, weiß ich immer noch keine Antwort. Ich laufe weiter, bis ich um die Kurve bin und erleichtert aufatme.

Ein runder Tresen, steht in der Mitte und an den Wänden stehen große Sitzgruppen.

Blake, Logan und Austin sitzen mit zwei Fremden Männern in einer der Sitzgruppen und unterhalten sich leise.

Mein Kopf pocht und drückt unangenehm, aber mir egal. Sie sind hier! Aber wer sind die Beiden Fremden? Sie sehen nicht gerade alt aus, so wie Austin ungefähr. Beide haben die gleiche Uniform an. Polizisten!

''Blake?'' Meine Stimme fühlt sich rau und trocken an, aber er hört es.

''Mary, oh mein Gott, wieso stehst du denn auf? Du solltest liegen bleiben! Und vor allem nicht in einem so dünnen Hemd!''

Schnell kommt er auf mich zu und zieht mich in seine Arme. Oh Gott! Die Bewegung mit der er mich in seine Arme zieht, ist viel zu schnell! Das Pochen in meinem Kopf wird immer schlimmer!

''Wieso bist du nicht liegen geblieben? Du weißt, hoffentlich das du hier halbnackt rum läufst?''

Geschockt halte ich inne! Halbnackt?! Aber ich hab doch das Hemd an?

Blake lacht leise. ''Deine Hinterseite ist für jeden im Moment sichtbar!''

Was hat er gesagt? Meine Hand geht nach Hinten und tatsächlich! Im Nacken wird es noch zusammen gehalten aber ab da steht es nach Unten offen! Ich hab zwar eine Unterhose an aber trotzdem!

Wer erfindet denn so etwas, zum Teufel?

Blake zieht seinen Kaputzenpulli aus und zieht ihn mir vorsichtig über den Kopf. Schon besser!

Fühlt sich schon viel wärmer und nicht mehr so Nackt an.

Er zieht einen Arm unter meinen Bauch und schiebt mich vor sich. Jetzt kann ich wieder sehen, wie groß er ist. Zu groß! Ich reiche ihm gerade mal, bis zur Brust! Vielleicht wachse ich ja noch. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. 

Langsam laufen wir zur Sitzgruppe, bei der Blake mich gleich darauf auf seinen Schoß zieht. Er legt die Arme um mich und streckt gemütlich die Beine aus.

Ich weiß gar nicht, was ich von all dem halten soll.

Die Beiden Fremden machen mich nervös. Was wollen die? Warscheinlich etwas wegen Gestern. Ich zupfe nervös an Blake's T-Shirt herum als mich Austin leise fragt, ob ich Ihn beschreiben kann!

Ich werde immer nervöser, meine Hände zittern schon.

''Mary, guck mal, das hier ist Thomas und Leon. Die Beiden wollen nur die Beschreibung, dann gehen sie wieder, okay? Die Zwei sind gute Freunde von uns!''

Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie er zuerst auf den Rechten mit den Blonden Haaren zeigt und danach auf den Linken mit den Hellbraunen Haaren. Beide sehen auch groß aus. Aber nett. Irgendwie.

''Mary, kannst du uns beschreiben wie er aussah? Hatte er lange oder kurze Haare? Locken oder Glatte? Oder hatte er vielleicht eine Glatze? War er dick? Oder war er eher kleiner und dünn? Oder sehr groß? Irgendwelche Merkmale an die du dich erinnern kannst?''

Viel zu viele Fragen! Ich kann mich an alles von ihm erinnern! Leider. Dieser Thomas stellt immer mehr Fragen! Wieso hört er nicht auf damit?

Nach weiteren Fragen hebe ich mir die Ohren zu. Bilder schießen wieder in meinen Kopf. Dick, braune lockige Haare, dicke Nase, braune hässliche Augen.

 

Aber das alles will ich endlich nicht mehr wissen! Tränen treten in meine Augen, aber ich blinzele sie schnell weg.

Ich konzentriere mich nur auf Blake's T-Shirt. Aber mit dem Konzentrieren ist es vorbei, als er sanft meine Hände von meinen Ohren nimmt.

''Sag einfach ganz schnell, wie er aussah. Dann ist es vorbei! Du willst doch nicht, das er anderen auch noch weh tut? Oder?''

Natürlich nicht!

Knapp gebe ich die Beschreibung, Leon und Thomas. Ich will das die Beiden gehen.

''Kannst du uns vielleicht demnächst zeigen, wo ungefähr das Haus lag?''

Mein Herz, schlägt wie aufs Stichwort gerufen, viel schneller und panischer! ''Das reicht jetzt! Sie kann euch wann anders, mehr Fragen stellen!''

Blake klingt ein bisschen sauer.

''Blake, wir müssen es endlich wissen! Er läuft da draußen frei rum! Er ist sogar schon in euer Haus eingedrungen!''

Die Worte von diesem Thomas lassen mich zusammen zucken. Wieso kann er nicht aufhören zu fragen? Erst jetzt wird mir richtig bewusst, wenn er Gestern, in unserem Haus war, muss er doch hier in der Nähe sein!

 

''Nein! Ich bin ihr behandelnder Arzt, ich entscheide wann genug ist! Sie hatte gestern schon einen Nervenzusammenbruch, ich will dass das nicht nochmal passiert, klar?''

Nervenzusammenbruch? Was ist das? Mum hat früher manchmal gesagt, sie ist mir ihren Nerven am Ende. Ist es das?

Aber jetzt klingt er wirklich sauer! Ich mag das nicht, wenn er sauer ist.

''Na gut.'' Thomas und Leon seufzen, verabschieden sich und gehen durch die große Tür. Keine Ahnung wo die hinführt.

Endlich kann ich durch atmen! Logan war das ganze Gespräch lang ruhig, was eigentlich ungewöhnlich für ihn ist.

''Was machen wir jetzt?'' flüstere ich.

''Wir werden erst mal zu unseren Eltern ziehen. Nur für eine Weile, bis im Haus wieder alles in Ordnung ist.''

Blake's Antwort lässt mich anspannen! Er will wieder in das Haus? In dem Er jetzt auch schon war? Auf gar keinen Fall will ich da wieder hin! Was ist wenn er wieder kommt?

 

''Am besten, ich such mit dir was zum Anziehen und dann fahren wir gleich los, okay? Außerdem will ich mir deine Wunde noch kurz ansehen.''

Wunde? Ach, die an meinem Kopf warscheinlich.

 

Er steht auf, ohne mich loszulassen und trägt mich zurück ins Zimmer. Er setzt mich vorsichtig auf dem Bett ab, nimmt eine Tasche vom Tisch gegenüber und drückt mir Unterwäsche und eine Jogginghose in die Hände. Den Pulli von Blake lass ich einfach an. Beim Ausziehen tut meine Wunde wieder ziemlich weh. Ich hab sogar ein ziemlich großes Pflaster dran.

 

Als ich angezogen bin, steht er vor mir und zieht mich langsam ins Bad. Ich putze schnell meine Zähne und wasche mein Gesicht.

Er steht hinter mir und kämmt vorsichtig durch meine Haare, ohne die Wunde zu berühren.

''Wie lang hab ich geschlafen?'' will ich wissen.

''Nicht so lang wie du eigentlich hättest schlafen sollen, gestern Abend hattest du deinen Nervenzusammenbruch und hast bis vorher durchgeschlafen. Es ist jetzt fast Vier Uhr Mittags.''

 

Er zieht mich wieder in das Zimmer und drückt mich vorsichtig aufs Bett. Langsam reißt er das Pflaster mit so einer komischen Zange ab. Es brennt höllisch darunter, als Luft hin kommt, aber es ist gut aus zu halten. 

''Als du deinen Kopf angeschlagen hast, hast du ziemlich lang geblutet. Ist aber nicht weiter schlimm. Die Wunde sieht gut aus und wird bald verheilt sein!'' lächelt er.

Die Frage, wieso ich mir immer meinen Kopf irgendwo anschlagen muss, schwirrt durch meinen Kopf. 

 

 

Als wir wieder im Gang stehen und mit Austin und Logan, in den Fahrstuhl steigen, hab ich wieder das beklemmende Gefühl in meinem Magen. Ich mag Aufzug fahren, wirklich nicht. Es ist viel zu eng und zu Klein. Man bekommt das Gefühl zu ersticken! Man hat keine Flucht Möglichkeit. Man kommt nicht raus. 

Als wir endlich auf dem Parkplatz im Auto sitzen, merke ich das die Drei, wie ich, auch nur Jogginghosen und bequeme Pullover anhaben. 

''Müssen wir weiter weg fahren?''

''Ungefähr Vier bis Fünf Stunden. Kommt auf den Verkehr an!'' antwortet mir Austin.

''Was ist mit Ashley?'' bringe ich zögernd raus. Wird sie auch zu Blake's Eltern kommen? Hoffentlich nicht.

''Sie wird bei ihren Eltern wohnen, die einen ganzen Ort weiter wohnen.'' grinst Logan. Da freut sich wirklich jemand darüber, dass Ashley nicht da sein wird! Eingerechnet mit mir.

Blake verdreht bei seiner Antwort die Augen, grinst aber trotzdem. 

 

15 Minuten später, als wir gerade auf die Autobahn fahren, hab ich jetzt schon keine Lust mehr. Mein Po tut weh vom sitzen. 

''Wann machen wir eine Pause? Mir ist langweilig.''

Das Lachen, das ich jetzt zu hören kriege, hab ich eigentlich nicht erwartet.

''Hey, ich mein das Ernst!''

''Na gut, wenn dir so langweilig ist, mach ein Paar Aufgaben, ich hab welche mit genommen!'' Antwortet Logan mir.

Ganz toll. Genau das wollte ich jetzt...

''Ehm..Eigentlich ist die Langeweile mal schön zum nachdenken so..weißt du?'' will ich einlenken.

''Ach ja? Und über was willst du so nachdenken?''

''Ehm...Blake wie sind deine Eltern so?''

Totenstille. Hab ich etwas falsches gesagt?

''Hmm..weißt du..meine Eltern sind ein bisschen..sagen wir..kompliziert!'' erzählt Blake stockend.

Als ich ihn frage, was er denn mit Kompliziert meint, kommt erst mal wieder keine Antwort.

 

 

''Naja...sie kennen dich halt nicht. Warscheinlich werden sie dich bis aufs kleinste Detail ausfragen und wenn sie erfahren, das du bei uns wohnst und nicht weißt was mit deinen Eltern ist und welchen 'Stand' du in der Gesellschaft hast...Sie sind schwierig.''

Den Rest des Satzes, spricht er nicht aus. Was meint er mit Stand in der Gesellschaft? Werden sie mich vielleicht gar nicht mögen und sogar rausschmeißen?

Als ich ihn fragend ansehe, schüttelt er nur den Kopf und. ''Du wirst schon sehen.''

''Am Besten lass uns Drei reden, wir können unsere Eltern schon irgendwie ablenken.''

Wenn Austin das sagt. Kann ja wohl nicht so schlecht werden.

''Willst du Musik hören?'' fragt Blake mich.

Ich nicke vorsichtig. Mein Kopf pocht immer noch leicht. Er steckt mir zwei Kopfhörer in die Ohren und erklärt mir das er nur Rock und Country auf seinem I-pod hat. Mir egal, ich habe so lange keine Musik mehr gehört da ist es mir egal, welche Art von Musik. 

 

Nach Zwei wie mir vorkommt ewigen Stunden Autofahrt, bin ich völlig genervt. Mein Po schmerzt total, ich hab die Playlist durch gehört, mein Kopf tut weh und ich hab keine Idee mehr für eine neue Beschäftigung.

Blake scheint auch schon ziemlich genervt zu sein. Aber ich glaube eher wegen mir.

Wenn ich nicht gerade auf meinem Sitz rum hüpfe, frage ich die anderen wann wir denn endlich da sind. Ich kann einfach nicht anders!

Ich hab Musik gehört, auf einem Block von Austin rum gemalt, Aufgaben von Logan gemacht...

''Mary! Bleib bitte endlich ruhig sitzen!''

''Ich kann aber nicht mehr sitzen! Und außerdem muss ich mal!''

Allgemeines Schnaufen kriege ich zu hören. Was haben die denn? Ich bilde mir ein, ein kleines 'Frauen' gehört zu haben. 

 

Kurze Zeit später fährt Austin auf eine Raststätte zu.

Raststätte. 

Das große Auto. Meine Schreie. 

''Beeil dich! Ich renn solange rein und besorg uns was zum Essen.''

Schnell springe ich aus dem Auto und auf die Toiletten zu. Es ist Stock Dunkel, nur vereinzelte Lichter brennen.

Wie damals!

Auf der Toilette ist es noch gruseliger als draußen. Es ist gespenstisch still, nur einer von den Beiden Wasserhahnen tropft. Von den komischen Röhren an der Decke, funktioniert nur noch eine und die flackert die ganze Zeit, was alles nochmal eine Stufe verschlimmert.

In der Kabine, versuche ich an alles mögliche zu denken, nur nicht an Ihn. Klappt aber nicht so ganz.

Beim Hände waschen, traue ich mich kaum in den Spiegel zu sehen. Was ist wenn Er hinter mir steht? Das wäre wie in einem schlechten Film, den ich mit Mum früher ausnahmsweise gesehen hab. Das Arme Mädchen das sich nicht wehren kann, wird von dem Bösen Mann auf einer einsamen Toilette umgebracht.

Er würde mir nur wieder weh tun.

 

Mein Herzschlag verschnellert sich und mir wird richtig kalt. Die Raststätte war leer als wir hergefahren sind!

''Ich bin ja schon krank!'' murmele ich vor mich hin.

Andauernd Albträume. Ich bilde mir Sachen ein. Die Sache, Nachts im Garten ist immer noch nicht geklärt. Er war es ganz sicher! Es wäre einfach ein zu großer Zufall, wenn ich mir einbilde ihn Nachts im Garten zu sehen und ein Paar Tage später bricht er bei uns zu Hause ein.

 

Langsam lasse ich meine Augen hoch wandern und blicke mich im Spiegel an. Ich hab dunkle Augenringe und bin immer noch blass. Aber ich sehe trotzdem besser aus. Die Blauen Flecke sind schon fast nicht mehr sichtbar und man sieht dass ich zugenommen habe. Meine Wangenknochen sind nicht mehr so arg eingefallen wie am Anfang und meine Schulterknochen sehen nicht mehr so...naja, so knochig aus. 

 

 

Mein Blick wandert trotzdem gehetzt durch die Toilette. Wenn ich die Gewissheit habe, das niemand da ist, geht es mir glaub besser.

 

Ich laufe zur Ersten Kabine und öffne vorsichtig die Türe. Nichts. Nur ein Paar Beleidigungen und Zeichnungen an der Wand.

Bei der Zweiten und Dritten Türe, schlägt mein Puls ins Unermessliche. Bei jeder Türe die ich aufmache, erklingt ein leises Quitschen, das alles nur noch schlimmer macht.

Mit jedem Zentimeter, mit dem sich die Türe öffnet wird mein Herzschlag unglaublich schnell.

Hinter mir ertönt ein leises Quitschen. 

Erschrocken drehe ich mich um und sehe in Blake's Grüne Augen. Ich halte die Hand an mein Herz und atme tief ein.

''Verdammt, was machst du hier? Das...das ist die Frauentoilette, du kannst nicht einfach hier rein!''

''Die Frage ist eher, wieso du jede Kabine durchsiehst und wo du so lang bleibst?'' will er wissen.

''Ehm..ich..hab ein Geräusch gehört und wollte nachsehen!'' stottere ich.

''Ein Geräusch? Im Klo? Und was war das für ein Geräusch? Kannst du es mir vielleicht beschreiben?''

Scheiße! Ich weiß, so etwas sagt man nicht, aber was soll ich ihm jetzt sagen? Ich kann ihm ja wohl schlecht sagen, dass ich Angst habe das der jenige der in meinen Albträumen auftaucht, da ist. Er würde wahrscheinlich diesmal wirklich einen Psychiater holen. 

''Naja...es hat halt getropft..oder eher gerüttelt, ich kann mich nicht mehr so daran erinnern, weißt du?''

'Bitte, bitte, glaub mir' bete ich innerlich.

''Aha. Getropft und Gerüttelt.'' Glaubt er mir jetzt? Er sieht aus, als ob er überlegen würde. Darüber, ob ich die Wahrheit gesagt habe?

Auf einmal schüttelt er den Kopf und schnauft laut. ''Na gut, gehen wir zurück zum Auto.''

Er glaubt mir? Er glaubt mir! Glaube ich zumindest. 

Schnell renne ich zu ihm und laufe zum Auto. Inzwischen hat es wieder angefangen zu schneien. Wieso muss es auch so Kalt sein?

Schnell springe ich auf den Rücksitz neben Blake, als Austin auch schon los fährt. Oh mein Gott! Hat Blake für eine ganze Woche eingekauft? Bei uns auf dem Rücksitz, liegen Unmengen an Sandwiches, Schokoriegel, Trinkflaschen und anderen Süßigkeiten.

''Wann wollt ihr das alles essen?'' will ich ungläubig wissen.

''Wir Drei essen ziemlich viel und du wirst auch einiges essen. Ich hab dir gesagt, bevor du keine Sieben Kilo zugenommen hast, entscheide ich, wie viel und was du isst.''

Schon wieder dieser Befehlston. 

Auf seine Antwort, gebe ich nur ein beleidigtes Schnaufen von mir. Soll er's doch selber essen! Ich entscheide selbst, wann ich was esse. Lange genug, wurden mir Befehle erteilt. 

 

Aber andererseits sehen die Sandwiches gar nicht so schlecht aus. Nein! Ich werde keins davon essen!

Oder doch?

Blake nimmt sich ein Sandwich, entfernt die Folie und beißt stöhnend hinein.

''Oh Gott, ist das gut! Du musst das probieren! Himmlisch!''

 

Ich kann sehen wie Logan und Austin sich kaum mehr halten können vor Lachen. Und ich hab auch ein kleines Lächeln auf den Lippen. So schnell wird er mich aber nicht rum kriegen!

''Riech doch mal!'' Er hält mir das Sandwich direkt unter die Nase. Riechen tut es eigentlich ja schon gut. Aber Nein!

''Riechst du das? Dieser Truthahn! Und dieses Salatblatt! Und erst die Tomate darauf!'' Er macht sich total zum Affen und das weiß er auch.

 

Okay, jetzt gibt es kein Halten mehr. Ich pruste los, bis ich Tränen in den Augen habe. Wenn er wüsste, wie er aussieht, wenn er ein Sandwich beschreibt! Es ist nur ein Sandwich!

Inzwischen haben auch die anderen Beiden sich ein Sandwich geschnappt. Und wie nicht anders zu erwarten, beschreiben auch sie mir jetzt ausführlich was auf deren Sandwich ist und wie es schmeckt.

''Diese Erdnussbutter!'' schwärmt Austin.

''Konzentrier dich lieber aufs Autofahren!'' grinse ich.

''Ich bin Polizist, ich kann alles!''

''Nein kannst du nicht!''

''Wenn du wüsstest, was ich alles so für Fähigkeiten habe..!'' zwinkert er.

Was sollte denn das Zwinkern jetzt? Logan boxt ihn in den Arm was Austin einen Schmerzenslaut entlockt, der sich wie ein Grunzen anhört.

Bei dem Schlag zucke ich zusammen, behalte aber mein Grinsen. Nicht so schlimm. Sie haben gesagt, es wäre Spaß. 

 

Aber eigentlich hab ich ja schon Hunger. Aber will ich, das Blake wieder seinen Willen bekommt?

Vielleicht stelle ich mich ja wirklich an wie ein Kind. Keine Ahnung.

 

Ganz langsam, greife ich zu einem Sandwich, darauf bedacht, das er es nicht sieht. Er sieht aus dem Fenster und ich hoffe er bleibt dabei.

Aber beim abreißen der Folie, ruckt sein Kopf grinsend in meine Richtung. ''Denkst du, ich seh dein Spiegelbild in der Fensterscheibe nicht?''

''Sei einfach ruhig!'' befehle ich ihm grummelnd.

Er hebt die Hände, als sei er unschuldig. 

 

Aber, Gott! Das Sandwich schmeckt wirklich gut. Genauso wie das Zweite und Dritte das mir Blake hin hebt.

Ich sehe sein siegessicheres Grinsen. Ich dagegen kaue schweigend mein Essen und werfe ihm nebenbei immer wieder böse Blicke zu.

Aber ich glaub ihn belustigt das nur noch mehr.

Als ich fertig bin mit essen, überleg ich was ich jetzt machen könnte.

''Ich bin fertig mit essen.'' erzähle ich genervt.

''Gut!'' lacht Blake.

Hauptsache er hat was zum lachen. Was mach ich jetzt? Viele Möglichkeiten im Auto hab ich ja nicht. Ich schnaufe wieder laut auf. Sie sollen ruhig merken, das ich genervt bin!

''Gott, du bist ja schlimmer als unsere kleine Cousine, wenn ihr langweilig ist!''

''Wie alt ist sie?'' frage ich Austin.

''Sie ist Logan's Schwester und 3 Jahre alt jetzt. Seine Mum hat vor ein Paar Jahren neu geheiratet.''

''Wie heißt sie?''

''Emely. Hier, ich zeig dir ein Bild von ihr!''

Er reicht mir sein Handy und zeigt mir ein Bild von ihm, wie er ein kleines Mädchen im Arm hält. Wie Süß sie ist! Sie hat blonde kurze Locken und Hamsterbacken. Ich hatte früher auch so volle Backen!

 

''Willst du ein paar Spiele spielen auf meinem Handy?''

''Klar!''

Endlich mal etwas sinnvolleres als Aufgaben zu machen...

Er erklärt mir kurz die Regeln und dann geht’s auch schon los.

Aber 20 Minuten später, schmerzt mein Kopf so stark, dass ich das Handy freiwillig weglege. Lieber ist mir langweilig.

''Kopfschmerzen?''

Kann Blake eigentlich Gedanken lesen? Ich nicke einfach nur vorsichtig mit dem Kopf.

''Hab mich schon gefragt, wann die endlich kommen!''

''Willst du etwa, das ich Kopfweh kriege?'' will ich ungläubig wissen.

''Nein, nur bin ich Arzt und weiß, das die Wunde früher oder später schmerzt!''

Pff. Besserwisser.

Er kramt in seiner Tasche vorne rum und holt eine kleine Dose raus. Er drückt eine Tablette raus, reicht sie mir mit einer Wasser Flasche und sieht mich auffordernd an.

Was guckt er denn so?

Gerade als ich die Tablette in den Mund nehme und schlucke, bemerke ich seinen Blick. Warum guckt der mich so...so erwartungsvoll an? 

Ich frage ihn danach und merke wie meine Kopfschmerzen fast ganz verschwinden. Wow, das Zeug ist echt gut!

Aber gleichzeitig werden meine Glieder immer schwerer und ich hab Schwierigkeiten die Augen offen zu halten.

''Der Schlaf wird dir gut tun, glaub mir!''

Ich merke noch wie er eine leichte Wolldecke über mich legt als ich auch schon wegdrifte.  

 

Wieso wache ich eigentlich immer in Fremden Betten auf? Als ich gerade meine Augen öffne, liege ich in einem Zimmer mit Weinroten Wänden und Dunklen Möbeln. Es sieht wie bei Blake zu Hause aus, alles luxuriös und glänzend.

Blake! Wo steckt der schon wieder?

Oh mein Gott! Ich kann doch nur bei seinen Eltern hier sein! Wo sonst?

Schnell stehe ich auf und laufe auf die Tür zu. Im Gang gehen zu beiden Seiten Treppen nach unten.

Unten stehe ich in einer großen offenen Halle, die mit Marmor Boden ausgelegt ist. Ziemlich große Bögen sind in den Wänden eingelassen, die ins Wohnzimmer und andere Räume führen. Aber trotzdem kann ich niemanden sehen! Wieso, zum Teufel müssen die mich immer alleine lassen?

Ich laufe durch den großen Bogen, in die Küche und weiter ins Wohnzimmer. Ich schnaufe laut auf. Und jetzt?

Wieder in der Halle, öffne ich jede Türe, bis ich auf eine Treppe stoße, die nach unten führt. Die Wände sind aus Stein, ebenso wie die Treppe. Wie viel Geld haben die denn?

Ich glaub, Mum und ich hätten uns so etwas nie leisten können.

Von unten dringen Stimmen nach oben zu mir. Sind sie das? Schnell renne ich die Treppe runter und stehe plötzlich vor einem riesigem Pool.

Ich kann Blake's Haarschopf unter Wasser sehen, er taucht. Austin und Logan spielen mit einem kleinen Mädchen am Rand vom Pool. Ist das Emely? Warscheinlich. Sie lacht vergnügt auf als Logan sie kitzelt und über das Wasser hebt.

Sie hat noch Schwimmflügel an.

Die Wände und der Boden sind wieder alle aus Stein, aber sie fühlen sich nicht kalt an, eher warm sogar. An der einen Wand stehen 5 Liegen. Fenster gibt es gar keine, dafür kleine runde Lampen die in der Decke drin sind. 

Ich setze mich auf eine der Liegen und beobachte die Vier. Sie sehen glücklich aus. Wie eine richtige Familie.

Wieso kann ich so etwas nicht haben? Einen Dad, meine Mum und Geschwister?

 

''Mary, komm doch auch ins Wasser?'' Austin hat mich entdeckt. Ich kann sehen wie Emely mich misstrauisch beobachtet. Ich bin wahrscheinlich zu neu für sie.

''Ich hab keine Badesachen!''

''Doch hast du! Wir haben doch einen Bikini gekauft!'' behauptet Blake. Stimmt ja.

Schnell springe ich nach Oben und durchsuche die große Reisetasche, vor meinem Bett. Tatsächlich! Ein Unterteil und ein Oberteil das um den Nacken geht. Beides in Blau. Jetzt liegt meine Dicke Narbe, frei. Alle können sie jetzt sehen. Ich schüttele meinen Kopf und versuche einfach nicht dran zu denken. 

Ich kann's nicht mehr ändern jetzt.

Auf dem Weg, in den Keller, friere ich kein bisschen. Obwohl draußen Schnee liegt und ich jetzt nur im Bikini bin, friere ich wirklich nicht. Selbst der Boden unter meinen Füßen ist warm. Die haben wohl überall Heizungen. 

 

Unten am Pool kommt mir die Frage, ob ich überhaupt noch schwimmen kann? Kann man so etwas verlernen? Ich glaub eher nicht. Oder? Was, wenn ich plötzlich nicht mehr hoch kommen kann? 

Langsam lasse ich mich am Rand in das Wasser gleiten. Es ist zum Glück schön warm und die Bewegungen mit denen ich mich über Wasser halte, hab ich auch schnell wieder raus.

 

Emely wird mit der Zeit auch zutraulicher, sie schwimmt mit ihren Schwimmflügeln sogar öfters zu mir und lässt sich auf meinen Arm nehmen. Sie ist wirklich richtig süß!

Aber ich glaube Emely's Favorit ist immer noch Logan. Bei jeder Gelegenheit die sich ergibt, umarmt sie ihn oder gibt ihm einen Kuss. Er tut dann immer so, als ob er völlig außer Atem von dem Kuss wäre, was sie nur noch mehr zum Lachen bringt. 

Ich hätte auch gerne einen großen Bruder gehabt. Einen der mich beschützt. 

 

Meine Beine schmerzen wie verrückt, als ich mich auf eine der Liegen lege und durch atme. Gott, ich wusste nicht mehr dass schwimmen so anstrengend ist. 

Aber vielleicht sollte ich das öfters machen, dass mein Körper sich an Anstrengung mal wieder gewöhnt.

Naja, nur vielleicht.

Blake und Austin haben mich immer wieder hoch gehoben und ins Wasser geschmissen!

Ich hab's bei ihnen auch versucht, aber am Ende haben alle nur gelacht, weil ich die Beiden nicht mal ansatzweise hoch bekommen hab.

Wir alle liegen jetzt auf den Liegen verstreut, völlig außer Atem.

Außer Logan und Emily. Er will auch aus dem Wasser aber sie schreit sofort los, sobald sie am Rand vom Pool sind. Ich glaub irgendwann hat er genug und hebt sie trotz Proteste aus dem Wasser. Ich hätte nie gedacht das ein kleines süßes Mädchen so schreien kann! Er setzt sich mit ihr hin und zieht ihr die Badewindel und die Schwimmflügel aus.

In dem Moment, in dem er die Sachen hinter sich auf die Liege legt und sich umdreht rennt Emely weg.

Halb schreiend, halb lachend und vor allem nackt, schreit sie immer wieder ''Schwimmen! Schwimmen! Schwimmen!''

Was hat das Mädchen denn mit Wasser? Logan rennt ihr immer wieder hinter her, was Blake und Austin zum Lachen finden.

Ich dagegen überhaupt nicht. Was ist wenn sie in den Pool fällt? Und ertrinkt? Sie hat ihre Schwimmflügel nicht an und...und wenn sie ins Wasser fällt!

Als sie gerade an mir vorbei rennt, stehe ich schnell auf und hebe sie hoch. Sie quängelt herum aber ich geb ganz sicher nicht nach! Nicht wenn es um sowas geht. 

''Was hältst du davon, wenn du mir deine Spielsachen zeigst? Morgen können wir damit auch noch mal spielen, oder?''

Sofort glänzen ihre Augen. ''Ich bleib ganze Drei Tage hier!'' erzählt sie stolz. Als sie sagt wie lang sie hier bleibt streckt sie Drei Finger in die Höhe, was aber noch nicht so wirklich klappt. Es sieht eher nach der ganzen Hand aus. 

''Also geh ich kurz unter die Dusche und danach komm ich zu dir?''

Schnell nickt sie, rennt auf Logan zu, der sie auf den Arm nimmt und Richtung Treppe läuft.

''Ach, auf Mary hört man, aber auf mich nicht mehr oder wie?'' fragt er gespielt beleidigt.

''Uldigung.'' nuschelt sie nur an seiner Schulter. Er drückt ihr einen Kuss auf den Kopf und dann sind sie auch schon um die Ecke.

''Ich wusste gar nicht das du so gut mit Kindern kannst?'' fragt Blake sichtlich erstaunt.

''Ich auch nicht!'' murmele ich.

 

 

Nach dem Duschen laufe ich wieder runter in die Küche aus der die Stimmen kommen. Alle sind hier, außer Emely.

''Wo ist Emely?'' frage ich verwirrt. Sie wollte doch mit mir spielen?

''Die ist unter der Dusche auf meinem Arm schon eingeschlafen! Aber ich weck sie demnächst auf fürs Abendessen, vielleicht kannst du danach noch mit ihr spielen.'' erzählt Logan lächelnd.

Abendessen? Ist es schon so spät? Ein Blick auf die Uhr verrät mir das es schon kurz nach Fünf Uhr ist. Oh. Ich hab dort unten total die Zeit vergessen. 

''Was gibt es denn?'' will ich mit einem Blick in die Töpfe wissen.

''Gemüsereis!''

Ich schätze, es hört sich gut an. 

''Ich werd warscheinlich gar nicht mehr zum Essen kommen, dank Emely!'' lacht er.

''Warum?''

''Weil sie Gemüse über alles hasst! Ich sitze teilweise Ewigkeiten mit ihr am Tisch und versuch es ihr regelrecht rein zu drängen. Aber keine Chance. Die hat ein Durchhaltevermögen, wie kein anderer!''

Wie aufs Stichwort gerufen, steht sie in einem Gelben Strampler in der Küche und läuft verschlafen auf Logan zu. Er trägt sie auf seinem Arm im Wohnzimmer herum und streichelt ihren Rücken. 

Ich drehe mich wieder zu Blake und frage ihn wo seine Eltern eigentlich sind. 

''Die sind kurzfristig in Urlaub mit Logan's Mum. Deswegen muss Logan auch auf sie aufpassen. Er machts ja gern, aber er muss schließlich auch arbeiten und kann sich nicht immer so plötzlich frei nehmen, wenn seine Mum in Urlaub will, weißt du?''

''Sind deine Eltern auch so?'' frage ich leise. 

''Sie sind zwar hochnäsig manchmal, aber so etwas machen sie nicht. Sie waren früher schon lieber bei uns, als in Urlaub zu gehen und uns bei einem Kindermädchen zu lassen. Sie lieben uns, aber naja, manchmal urteilen sie zu schnell über Fremde Menschen.''

''Werden sie das auch bei mir?''

''Nein, ich hab ihnen gesagt das sie das lassen sollen. Mein Dad erst Recht nicht, der war eigentlich schon immer Nett zu anderen. Aber meine Mum...Lass uns einfach abwarten!'' 

Abwarten? Er macht mir langsam wirklich Angst, was seine Mum betrifft!

Ein Bild von Ashley's älterer Version spuckt durch meinen Kopf. 

 

Während des Essens, was wirklich gut schmeckt, merke ich das Logan Recht hat. Emely popelt mit ihrem kleinem Löffel den Reis heraus, aber den Paprika und die Karotten, lässt sie einfach liegen, als ob diese gar nicht existieren würden! 

Man kann Logan's Verzweiflung förmlich spüren! Blake schaufelt mir immer mehr Essen auf meinen Teller, obwohl ich mit der einen Portion noch gar nicht fertig bin! 

''Blake das reicht! Ich muss erstmal fertig werden, bevor du noch mehr darauf machen kannst!'' 

Er grinst zwar, aber hört auf. Zum Glück! Ich weiß gar nicht wie ich das schaffen soll! 

Nach ein Paar Minuten, essen nur noch ich und Emely. Naja, nur noch ich. Sie sucht immer noch verzweifelt nach einem Reiskorn.

''Es gibt erst wieder Reis, wenn du ein Stück Paprika und ein Stück Karotten isst!''

Ich glaub Logan hat mit dieser Masche, keine Chance. Sie wirft den Löffel in den Teller und verkreutzt die Arme. 

''Emely bitte!'' Blake und Austin grinsen sich einen ab, während Logan sich anhört als ob er gleich los weinen würde! 

''Emely? Siehst du? Ich muss auch noch Gemüse essen! Essen wir es zusammen? Von allem nur eins! Danach kannst du nochmal Reis haben. Machen wir ein Wettrennen? Wer schneller fertig ist mit Essen?''

Erst sieht sie mich kritisch an, aber dann nimmt sie den Löffel in die Hand und nimmt vorsichtig ein Stück Paprika in den Mund. Sie verzieht das ganze Gesicht. Alle fangen an zu lachen, aber ich versuche ein wenig Ernst zu bleiben. 

Man sieht wie sie Mühe hat, es runter zu schlucken, aber sie machts. Bei der Mini-Karotte läuft es genau so ab. Vorsichtig in den Mund nehmen, das Gesicht verziehen und würgend runter schlucken. 

 

Nach 20 Minuten sind wir dann beide endlich mal fertig. Ich fühle mich als ob mein Bauch jeden Moment aus allen Nähten platzt. 

Logan nimmt Emely seufzend aus dem Hochstuhl und bringt sie ins Bad fürs Zähne putzen. Ich helfe noch beim Tisch abräumen und leg mich danach schnaufend aufs Sofa. Man, bin ich kaputt! Morgen hab ich bestimmt Muskelkater!

''Also ich geh ins Bett. Bis morgen, schlaft gut!'' Austin streicht mir noch über den Kopf und läuft aus der Tür. 

''Willst du noch einen Film sehen?''  fragt Blake. 

Ich nicke einfach nur. Zu mehr bin ich glaub ich nicht mehr in der Lage.

Kurz darauf kommt Logan auch wieder mit Emely auf dem Arm ins Wohnzimmer. Sie ist in eine weiße kuschelige Decke eingerollt und hält einen Bär im Arm. 

Er setzt sich zusammen mit ihr neben uns und streichelt ihren Rücken. Man kann sehen, wie schwer es ihr fällt, noch die Augen offen zu halten. 

''Wo ist Mummy?'' murmelt sie. 

''Kommt bald wieder! Vielleicht ist sie schon wieder hier, wenn du auf wachst? Schhh...'' Er wiegt sie ganz langsam im Arm, bis sie endlich eingeschlafen ist. 

''Jetzt bloß keine Bewegung! Sonst ist sie gleich wieder wach!'' flüstert er grinsend.

Ich drehe meinen Kopf lächelnd wieder um und schaue den Film weiter. Der Film ist total langweilig und unlogisch! Autos können sich gar nicht umwandeln in Aliens! Aber trozdem halte ich bis zum Ende durch. Naja fast. Kurz vor Filmende schlafe ich dann mit meinem Kopf doch auf Blake's Oberschenkel ein. 

Kurz schießt mir noch die Frage durch den Kopf, das ich genau so fragen könnte, wo meine Mum ist. Aber ich weiß, dass die Beiden mir keine Antwort darauf geben können. Irgendwann vielleicht. 

Aber vielleicht auch nie. 

 

Am nächsten Morgen werde ich von den Sonnenstrahlen geweckt. Ich blinzele leicht und seh das ich immer noch auf dem Sofa liege. Blake schläft neben mir, sein Arm liegt unter meinem Nacken und der andere über meinem Bauch. Logan und Emily sind beide nicht mehr hier.

Ich bleibe ruhig liegen und beobachte ihn. Obwohl seine Arme wie Metallstangen um meinen Bauch liegen, fühlt es sich komischerweise gut an. Nicht mal ein Kribbeln, das von Angst zeugt, ist in meinem Bauch. Nur ein anderes Kribbeln, bei dem ich nicht weiß wie ich es einschätzen soll. 

Er sieht friedlich aus wenn er schläft, so unbeschwert.

Blake ist wirklich hübsch. Er hat harte Gesichtzüge aber trotzdem sieht man ihm gleich an, dass er Nett ist.  Ashley sollte sich glücklich schätzen, jemanden zu haben wie ihn.

Ich hoffe irgendwann, macht er mit ihr Schluss!

Der Gedanke, dass er dann mit mir zusammen sein könnte, schleicht sich in meinen Kopf. Bin ich überhaupt in der Lage jemals eine normale Beziehung zu haben?

Er hätte dann doch auch seine Bedürfnisse. Könnte ich mit ihm schlafen, ohne an früher zu denken? Ohne Schmerzen dabei zu haben?

Nein. Ich glaube nicht. Blake wird für mich unerreichbar sein. Ich könnte ihn lieben, wirklich. Aber ob er mich lieben könnte und ob ich jemals weiter gehen könnte, als ihn zu küssen, ist fragwürdig. 

Und seine Mutter erst. Sie würde mich warscheinlich nie akzeptieren. Ein Mädchen, das keinen Abschluss hat, keine Eltern, keinen hohen Stand in der Gesellschaft, passt einfach nicht zu der Familie.

Ich bin einfach nicht gut genug.

 

Gerade als ich wieder Blake ansehen will, dreht sich mein Magen einmal um. Ich schaffe es gerade noch in die Küche zu rennen, bevor ich mich in die Spüle übergebe.

Meine Augen tränen und brennen, als ich mich als es vorbei ist, auf den Boden gleiten lasse. Tief atme ich ein und aus. Beim Übergeben hat man wirklich das Gefühl zu ersticken!

Ich merke wie Blake in die Küche kommt und mich geschockt ansieht.

''Was ist passiert?''

''Musste mich übergeben.'' Vorsichtig stehe ich auf und spüle meinen Mund aus.

''Hast du was falsches gegessen? Oder ist dir immer noch schlecht?''

''Keine Ahnung, ich glaub nicht. Nein, jetzt geht’s wieder.''

''Hattest du das die letzten Morgende auch schon?'' 

Ich schüttele meinen Kopf. Nein, mir ging's gut. 

''Mary...Wann hattest du deine letzte Periode?''

Fassungslos sehe ich ihn an. Wieso will er denn so was von mir wissen? Wann hatte ich sie überhaupt zum letzten mal?

Da war ich noch bei Ihm.

Als ich ihm das sage, fragt er mich, wie lang genau es her ist. Jetzt sieht sein Gesicht wirklich hart aus. Nicht mehr Nett.

''Ich hab keine Ahnung, Blake was ist hier los? Ich hatte da unten keine Möglichkeit zu wissen, wie viel Uhr es ist, geschweige denn, ob wir Tag oder Nacht haben!''

 

Ohne ein Wort zu sagen, greift er meine Hand und zieht mich durch die Haustüre. Er rennt fast mit mir zum Auto und schubst mich leicht auf den Beifahrersitz. Ich will ihn gerade wieder fragen, was los ist, aber da ist die Beifahrertüre auch schon zu. Er rennt nochmal zurück ins Haus und kommt keine Zwei Minuten später wieder raus.

Das Tempo, mit dem er vom Hof fährt, ist bestimmt nicht erlaubt.

''Blake bitte!'' flehe ich.

Er antwortet wieder nicht. Warum macht er einen so großen Aufstand weil ich mich übergeben habe? Und warum die Frage wegen meiner Periode?

Denkt er vielleicht ich bin...Nein, stop! Das hier geht alles in die völlig falsche Richtung!

Nein nein nein!

''Ich bin nicht schwanger!'' flüstere ich.

Wieder sagt er kein Wort. Er nimmt nur meine Hand in seine und drückt sie einmal. Kann er nicht einmal mehr antworten?

Was ist wenn ich wirklich schwanger bin? Ich wäre von Ihm schwanger! Es wäre sein Kind! Bei dem Gedanken, rollen Tränen meine Wangen runter und mir wird schon wieder schlecht. 

Könnte ich das Kind überhaupt lieben? Es müsste ohne seinen Vater aufwachsen. Wie ich!

Ich will das alles nicht! Ich will das Kind nicht!

 

 

Ich merke nicht wie wir angehalten haben und Blake schon meine Türe aufmacht. Er greift meine Hand und zieht mich in das große Gebäude rein. Und schon wieder stehe ich in einem Krankenhaus. 

Was will er denn hier?

Er läuft durch die große Halle und zieht mich mit in den Aufzug. Dieses Mal klammere ich mich nicht an ihn. Ich hab Angst dass er mich, so wie er gerade drauf ist, von sich stoßt. Lieber kralle ich meine Hand in das Geländer vom Aufzug. 

Als der Aufzug hält, zieht er mich wieder mit, den Gang entlang, zu einem langen Tresen.

Ohne Begrüßung, fragt er nach einem Peter.

 

Fünf Minuten später, steht ein Mann vor uns der bestimmt schon um die 40 ist. Er hat dunkle, fast schwarze Haare, aber ein freundliches Gesicht.

''Blake! Schön dich endlich mal wieder zu sehen!''

Die Beiden umarmen sich freundschaftlich, bis Peter nach mir fragt.

''Das ist Mary. Peter, kannst du mir einen Gefallen machen?''

''Solang ich in der Lage dazu bin, alles!''

Blake nickt ihm zu, nimmt mich wieder an die Hand und läuft Peter hinterher. Danach stehen wir in einem kleinen Untersuchungszimmer.

''Kannst du raus finden ob Mary schwanger ist? Ich darf die Geräte hier nicht mehr benutzen, weil ich hier nicht mehr arbeite.''

Peter's Blick wandert erst ungläubig zu Blake und danach zu mir.

''Wann hattest du deine letzte Periode?''

Was soll ich ihm jetzt sagen? Das ich keine Ahnung habe, weil ich in einem Kellerloch eingesperrt war?

Ich zucke einfach nur mit den Schultern.

''Komm schon.''

Blake zieht mich auf die Liege und drückt mich nach Unten. Peter, setzt sich auf einen kleinen Stuhl mit Rollen und zieht mein Pullover nach Oben.

Ich zische und schlage seine Hände weg. Was fällt ihm ein? Warum zieht der mir jetzt mein Pullover hoch?

''Mary er muss deinen Pulli hoch ziehen! Wir können es auch auf eine andere Weise machen, aber die willst du ganz sicher nicht, also lass Peter einfach machen!''

Schon wieder treten Tränen in meine Augen. Seine Stimme hört sich so Kalt und Barsch an. Und ich will nicht dass Peter mich anfasst. Aber auf die andere Weise wie Blake gesagt hat, will ich es nicht. 

Ich lasse Peter einfach machen.

Als er ein kaltes glibberiges Zeug auf meinem Bauch mit einem komischen Gerät reibt, erscheint ein Bild auf dem Monitor.

Naja , Bild kann man die Graue Masse darauf nicht bezeichnen.

Er fährt, wie mir vorkommt, ewig auf meinem Bauch herum, bis er irgendwann stehen bleibt.

''Kann ich dich draußen kurz sprechen?''

Blake nickt ihm zu, reicht mir ein Paar Tücher mit denen ich meinen Bauch sauber machen kann und verschwindet mit Peter nach draußen.

Bin ich schwanger? Wenn ja, geht glaube ich heute meine Welt endgültig unter.

 

Aufwachsen ohne Dad, geht ja noch.

Zehn Jahre in einem Kellerloch fest sitzen, kann man vielleicht noch mit der Zeit verkraften.

Aber ein Kind bekommen, von dem Mann der dich eingesperrt und dich die ganzen Jahre gefoltert hat?

Was mache ich, wenn das Kind wie Er aussieht? Wenn es später mal wird wie Er?

Ich kann einfach nicht!

Blake kommt ohne Peter wieder rein. Seine Miene verrät wieder nichts. Er setzt sich zu mir auf die Kante und sieht mich einfach an.

''Sag was!''

Meine Tränen laufen immer noch. Die Spannung ist kaum auszuhalten! Wieso sagt er denn nichts?!

 

Ich setzte mich langsam auf und ich weiß nicht was in dem Moment in mir vor geht, als ich ihn gegen die Brust schlage.

''Sags mir! Mach endlich deinen Mund auf!''

Ich schluchze mittlerweile und schlage immer wieder auf ihn ein. Aber irgendwann hält er meine Hände fest und zieht meinen Kopf gegen seine Brust.

''Wir kriegen das schon hin, okay? Wir sind alle für dich da! Schht..''

Nein! Nein nein nein nein nein!

Ich murmele immer wieder ein Nein vor mich hin. Ich bin nicht schwanger! Ich glaub das einfach nicht! Ich bin es ganz einfach nicht!

Ich werde kein Kind von Ihm bekommen!

Ich reiße mich los von Blake, wische meine Tränen weg und murmele ein ''Lass uns gehen!''

Ich bin nicht schwanger!

Auf der Fahrt, spreche ich kein Wort mit ihm. Wenn er meint, ich wäre schwanger, hat er sich getäuscht. Ich bin es nicht!

 

Zu Hause angekommen, gehe ich in die Küche und hole mir einen Saft aus dem Kühlschrank. Austin liegt auf dem Sofa und sieht einen Film. Logan und Emely sitzen auf dem Boden und spielen Puppen.

Ich sehe den Beiden zu, wie sie Tee trinken mit den Puppen. Es tut gut, das Lachen der Beiden zu hören.

Aber wenn ich mir vorstelle, ich würde dort mit meinem Kind sitzen und spielen, es angucken und Sein Gesicht darin sehen.

Aber ich bin nicht schwanger. Ich muss mich nicht darum kümmern.

Ich will gerade zu Austin auf das Sofa, als Blake rein kommt.

''Mary..!''

''Ich will nichts davon wissen, klar?'' meine Stimme hört sich ungewöhnlich Kalt an. Nicht wie ich.

 

''Früher oder Später musst du es akzeptieren! Du kommst nicht drum herum! Es tut mir Leid, dass das alles passiert ist, aber du kannst es nicht ändern, du bist bereits in der 14. Woche. Dir bleibt nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren! In ein Paar Wochen kannst du es nicht mehr leugnen! Wir sind für dich da, du bist nicht allein Mary!''

 

Ich stehe immer noch mitten im Wohnzimmer. Alle sind still, selbst Emely ist leise. Sie versteht höchst wahrscheinlich nicht, worüber wir sprechen, aber trotzdem ist sie ruhig. 

Nur mein Schluchzen kann man hören. 

Ich bin nicht schwanger!

Ich bin noch lange nicht bereit Mutter zu sein! Es wird aussehen wie Er!

Ich lasse mich auf den Boden sinken und lege die Hände über mein Gesicht. 

Wie soll ich ein Kind groß ziehen? Ich hab immer noch keinen Abschluss! Wie sollte ich das Kind ernähren?

Es geht einfach nicht!

''Ich will das Baby nicht!'' flehe ich. Als ich aufsehe, merke ich wie Emely auf mich zu läuft und sich vor mich hinsetzt.

''Kriegst du ein Baby?''

Ich zucke mit den Schultern. Das Schluchzen wird weniger, aber Tränen laufen immer noch.

''Darf ich dann mit ihm spielen? Ich pass auch auf!'' Sie kniet jetzt mit einer Schmoll Lippe vor mir und sieht mich erwartungsvoll an.

Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, als ich sie hochhebe und in meine Arme ziehe.

''Du drückst mich zu arg!'' lacht sie.

''Mir egal!'' nuschele ich in ihre Haare.

 

Ich merke wie Blake mich von hinten umarmt und meinen Kopf küsst.

''Ich bin immer für dich da!'' flüstert er.

''Ooooh Gruppen kuscheln!'' ruft Logan. Keine Zwei Sekunden später fallen wir alle zusammen nach Hinten auf den Boden.

Logan ist wirklich schwer, aber als Austin sich auch noch auf uns fallen lässt, denke ich, ich muss ersticken! Emely konnte sich zum Glück irgendwie raus quetschen.

Nur Blake hat Pech. Er liegt von uns allen ganz Unten und versucht uns irgendwie runter zu bekommen, aber keine Chance.

Aber alle halten inne, als sich plötzlich jemand mit einem Räuspern bemerkbar machen will. Meine Augen gleiten von Oben nach Unten und erblicken zuerst Schwarze High Heels und einen Mini Rock.

Ashley.

Hat sie etwa mit gehört? Ihr Grinsen lässt nichts gutes erblicken.

Logan und Austin stemmen sich hoch und ziehen mich und Blake nach Oben. Emely läuft zu Logan, der sie gleich hochnimmt und ihren Bär ihr hinhält.

''Wie bist du hier reingekommen?'' Blake hört sich schon wieder total Kalt an. Ich hasse es, wenn er so ist.

''Ich weiß wo der Zweischlüssel liegt!'' erzählt sie mit zuckenden Schultern. ''Aber wie ich sehen kann, kommt ihr ja gut zurecht ohne mich. Naja, mehr oder weniger. Noch keine 18 Jahre alt und schon wird man Mutter. Die heutige Jugend!'' Sie macht ein schnalzendes Geräusch während sie mich mit einem abschätzenden Blick ansieht.

Sie hat es doch mit bekommen. Nein nein nein!

 

Alle sind ruhig.

Soll es mir egal sein, dass Ashley es weiß? Oder soll ich mich aufregen? Soll ich weinen?

Ich reiße mich von Austin's Hand los und renne nach Oben in mein Zimmer. Er schreit mir noch nach, aber ich brauch Zeit für mich.

In meinem Zimmer drehe ich den Schlüssel um und lasse mich auf den Boden gleiten. Fassen wir mal zusammen.

Er ist in unser Haus eingebrochen, was heißen muss, er weiß wo ich bin.

Wenn ich alleine bin, werde ich verrückt.

Ich bin mit 17 schwanger, von meinem Vergewaltiger.

Ashley weiß es.

 

Was jetzt?

Was ist in ein Paar Monaten? Ich werde ein Kind haben. 

Ich glaube jetzt bin ich wirklich verrückt, als ich plötzlich auflache. Das alles, kommt mir so unwirklich vor.

Das alles ist doch nur ein schlechter Traum!

Ich wünschte Mum wäre hier. Ich wünschte, ich wüsste wo sie ist.

Ich wünschte dass das alles hier überhaupt nie passiert wäre!

Aber wünsche ich mir das wirklich? Wegen Blake? Ich hätte ihn sonst nie kennen gelernt?

Gleich darauf schlage ich mir den Gedanken wieder aus dem Kopf. Das Kribbeln das in meinem Bauch ist, wenn ich an Blake denke, muss weg!

Da kann niemals etwas entstehen, zwischen uns. Das sind Zwei verschiedene Welten einfach.

 

Langsam streiche ich über meinem Bauch. Liebe ich das Kind? Ich ziehe mein T-shirt hoch und betrachte meinen Bauch. Man sieht das ich zugenommen habe. Aber ob das durch das Kind oder das viele Essen, dank Blake kommt, weiß ich nicht.

''Ich weiß wirklich nicht ob ich dich lieben kann!'' flüstere ich. Eine einzelne Träne läuft bei meinen Worten meine Wangen runter.

Auf der einen Seite, weiß ich dass das Kind nichts dafür kann. Ich bin trotz allem, seine Mum. Und Kinder brauchen ihre Mum.

Aber auf der anderen Seite hab ich Angst. Große Angst.

Was ist wenn das Kind aussieht wie sein Erzeuger? Wenn es mich jedes mal, wenn ich es ansehe, an die Zeit im Keller erinnert?

Kann ich Angst vor meinem eigenen Kind bekommen?

Außerdem könnte ich doch nie wirklich für das Kind sorgen! Ich hab immer noch keinen Abschluss oder eine Arbeit!

 

In dem Moment klopft es an meiner Türe. Erschrocken krieche ich einen Schritt zurück. Wieso hab ich nicht gehört wie jemand im Gang läuft?

''Mary, ich bins! Mach bitte auf, ich will mit dir reden.''

Logan.

Kurz atme ich tief durch, stehe auf und öffne die Türe. Gleich darauf drängt er sich rein und macht sich auf meinem Bett breit.

Ich schließe die Türe und bleibe unentschlossen stehen. Was will er von mir? Worüber will er mit mir reden?

Fragend sehe ich ihn an.

Er atmet wie ich gerade einmal tief ein und klopft dann neben sich auf das Bett. Was soll das denn jetzt?

Als ich neben ihm sitze, sehe ich ihn immer noch fragend an.

''Also..du bist Schwanger, hm?''

Ganz ein Schlauer.

''Okay, was ich eigentlich fragen wollte, wie geht es dir? Hast du dich schon damit angefreundet ein Kind zu bekommen?''

''Logan. Ich hab vor nicht mal Zwei Stunden erfahren, das ich ein Kind bekomme. Was denkst du wie es mir geht? Ich wünschte, ich könnte es jetzt schon lieben. Aber ich weiß nicht, ob ich das kann! Was ist wenn es wie Er aussieht? Wenn es den gleichen Charakter bekommt? Das Baby würde mich jedes Mal, wenn ich es ansehe, an die Zeit erinnern! Ich weiß nicht, ob ich das kann!''

''Willst du das Kind abtreiben?'' Er hört sich ziemlich Ernst dabei an. Ungewohnt.

''Ich glaube ich will das Kind nicht, aber wenn ich mir vorstelle, ich bin verantwortlich dafür, das mein Kind stirbt...Das schaff ich nicht!''

''Ich denke, wir bekommen das schon hin! Wenn das Baby erst einmal da ist, wirst du dich auch freuen, glaub mir!

''Mir bleibt nichts anderes übrig als abzuwarten. Und wegen der Schule. Ich hab nicht mal einen High School Abschluss!''

''Wegen deinem Abschluss, kann man immer was machen. Ich hab einen Kollegen, der Heim Unterricht gibt! Nur für die Prüfung am Schluss müsstest du in die Schule. Aber dann hättest du deinen Abschluss, wie jeder andere! Außerdem lenkt es dich ein bisschen von hier ab und du hast was zu tun.''

''Ist er Nett?''

''Er ist ziemlich streng aber er unterrichtet gut, soweit ich weiß!'' Jetzt grinst er wieder.

''Soweit du weißt?'' frage ich ungläubig.

''Ich hatte noch nicht wirklich viel mit ihm zu tun, aber alle anderen erzählen es eben so!''

''Na toll. Aber na gut, probieren wir es eben.''

''Okay, gut. Hast du Hunger jetzt?''

''Ist Ashley noch da?''

''Nein, Blake hat sie nachdem du hoch gerannt bist, raus geschmissen.''

''Dann, ja!'' lächele ich. Ich hätte jetzt wirklich keine Lust, am Tisch mit Ashley zu sitzen. Aber mich wundert es, das Blake sie raus geschmissen hat. Ich hätte eher erwartet, er bleibt wieder ruhig und lässt sie ohne Widerstand hier. Ich hoffe Ashley wird nicht gleich so sauer sein, das sie irgendwelche Sachen über Blake verbreitet. Es ist schließlich alles nicht seine Schuld!

 

Auf dem Weg nach Unten überlegen wir was wir kochen könnten.

''Können wir vielleicht eine Pizza bestellen? Ich hab das jeden Samstag mit Mum gemacht und..und ich weiß das wir erst vor kurzem in der Stadt eine gegessen haben, aber ich hätte wirklich Lust drauf?''

 

''Pizza? Ich will auch Pizza haben! Logan ich will auch Pizza haben!''

Emely hat uns wohl schon gehört, als wir noch gar nicht in der Küche waren.

''Ich will auch Pizza haben!'' lache ich.

''Gut, dann bestellen wir eben Pizza.'' grinst Logan.

Wenn ich so viel wie Logan immer grinsen würde, würden meine Backen glaube ich wirklich schmerzen. Keine Ahnung wie er das kann.

 

30 Minuten später, sitzen wir am Tisch, jeder mit seiner eigenen Pizza. Naja, außer Emely. Die isst bei Logan mit.

Wie ich Pizza vermisst habe!

Nach dem Essen räumen wir alle zusammen die Küche auf und Logan bringt Emely ins Bett für ihren Mittagschlaf.

''Was machen wir jetzt?'' will ich wissen. Ich muss mich einfach ablenken, ich will nicht zu viel an vorher denken. 

''Ich hab da schon so eine Idee!'' Was meint Blake? Was für eine Idee?

Er nimmt mich an die Hand und zieht mich die Stein Treppe nach Unten. Am Pool vorbei, gehen wir durch eine Tür und stehen plötzlich in einem riesigem Trainingsraum.

''Was wollen wir hier?'' will ich misstrauisch wissen.

''Deine Muskeln aufbauen! Und bevor du widersprichst, ich hab dir schon Kleider hier hingelegt, du musst gar nicht mehr hoch laufen! Wir fangen eh erst mal mit ein bisschen Yoga an!'' lacht er.

Sein Ernst jetzt? Er will wirklich Sport machen mit mir?

 

 

30 Minuten später, liege ich am Boden, völlig verschwitzt. Er hat gesagt, wir fangen mit leichtem Yoga an! Leichtem! Das hier war für talentierte Sportler etwas! Nichts für mich!

Die Stellungen die er mir gezeigt hat, konnte ich, wenn es hoch kommt ein Paar Sekunden halten, mehr nicht!

''Komm schon, steh auf! Nur noch Zehn Minuten. Du bist nur nichts mehr gewohnt!'' Schon wieder ein Befehl!

Stöhnend rappele ich mich vom Boden wieder auf und knie vor ihm. Er hier ist der Teufel in Person!

Ich werfe ihm einen Bösen Blick zu, den er nur mit einem Grinsen quittiert. Toll. Er zieht mich wieder an der Hand auf ein komisches Gerät zu. Wozu soll das den bitte gut sein? Er drückt mich auf den schmalen Sitzplatz und drückt meine Beine auf die Ablagen.

''Und jetzt zieh deine Beine immer wieder auseinander. Beine schließen und wieder öffnen. Ich hab's extra leicht eingestellt, also dürfte es eigentlich kein Problem sein.'' lächelt er scheinheilig.

Pah! Er soll nur nicht so tun! Er mag es doch, mich zu sehen, wie ich mich hier abrackere! Aber ich mache was er will. Mal wieder.

Und so schwer, wie ich mir es vorgestellt habe, ist es auch nicht. Es ist auszuhalten. Aber Gott froh, bin ich trotzdem, als er nach ein Paar Minuten sagt, es reicht jetzt.

Ächzend lasse ich meine Beine auf den Ablagen zusammen schlagen. Die Stunde, die wir jetzt Sport gemacht haben, war die Hölle! Nie wieder! Da kann er noch so viel machen, mir egal!

''War schon mal gar nicht so schlecht! Morgen und die nächsten Tage wieder und du bist irgendwann Top in Form!

Morgen?! Irgendwann?!

''Vergiss es, du bist der Teufel! Ich spüre meine Beine ja schon gar nicht mehr!'' Langsam lasse ich meine Füße auf den Boden gleiten und stehe vorsichtig auf. Oh mein Gott! Wie wird sich das wohl Morgen anfühlen?

Ich laufe durch die Türe und will nichts weiter wie die Treppe hoch laufen und zu duschen. ''Das wird jetzt jeden Tag so gemacht!'' prophezeit er.

''Mach es doch selbst!'' speie ich förmlich aus.

''Bist du sicher?''

''JA!''

 

''Du hast es ja nicht anders gewollt!''

Bei diesem Satz drehe ich mich um und sehe gerade noch wie Blake auf mich zu rennt, mich über seine Schulter wirft und mit mir und samt den Klamotten ins Wasser springt!

Meine Schreie gehen unter Wasser sofort unter. Prustend komme ich an die Oberfläche und hole tief Luft.

''Mach das nie nie nie wieder!''

''Sonst was?'' Bei seiner Frage schwimmt er gefährlich langsam auf mich zu.

''Sonst..Naja..sonst schmeiße ich dich auch mal ins Wasser!'' stottere ich. Wieso kommt er immer näher?

Ich bin schon am Beckenrand. Also flüchten fällt schon einmal aus.

Jetzt schwimmt er vor mir. Er stützt sich so mit seinen Armen am Beckenrand ab, das ich zwischen ihnen eingeklemmt bin.

''Du schmeißt mich dann also auch ins Wasser, hm?'' flüstert er. Wieso flüstert er denn jetzt? Mein Bauch kribbelt schon wieder so blöd. Das soll aufhören!

''Wie..wieso hast du mir im Auto etwas gegeben das ich einschlafe? Nerv ich etwa so arg?'' 

''Nein, du nervst nicht!'' lacht er. ''Aber du brauchst den Schlaf wirklich noch, und ich weiß dass du schlecht schläfst.''

Ich könnte ja jetzt wütend auf ihn sein, dass er schon wieder über mich bestimmt. Er sorgt sich um mich. Aber es fühlt sich gut an. Kein Schmerz. Ein schönes Gefühl. 

Aber antworten kann ich ihm trotzdem nicht. Ich starre nur in seine Augen. Was wäre wenn er mich jetzt küssen würde? Er streicht mir ein Paar nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht.

''Was wäre dann, Mary?''

Antworte ihm gefälligst! Mary Lynn Montgomery! Antworte endlich!

Aber nichts. Mein Mund bewegt sich nicht. Ich kann ihn immer nur noch anstarren. Gott, für wie Blöd muss er mich wohl halten?

 

Sein Gesicht ist jetzt direkt vor meinem. Ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht. Ein Wunder, das meine Beine sich noch bewegen und ich nicht untergehe.

Was macht er denn da? Seine Lippen sind jetzt kurz vor meinen und streifen sie leicht. Ich glaube in diesem Moment explodiert mein Körper! Mir wird unglaublich heiß und das Kribbeln im Bauch ist kaum auszuhalten. Ich keuche leicht auf und klammere mich an ihm fest.

Ich will nochmal! Jetzt!

 Aber der warscheinlich schönste Moment in meinem Leben ist kaputt, als Austin die Treppe runter rennt und laut verkündet, das sie ins Kino wollen. Blake löst sich schnell von mir und schwimmt ein bisschen zurück.

Ich bin immer noch zu keiner Regung fähig.

''Wollt ihr mit?''

 Wenn er wüsste. Ich sehe Blake erwartungsvoll an. Will er mit?

''Klar..Ehm Kino, klingt gut!'' stottert er.

Blake stottert? Mal was ganz neues.

 

Bei Halbwegs klarem Kopf, schwimme ich zu der Ausstiegsleiter und klettere nach Oben. Austin reicht mir ein Handtuch, in das ich mich gleich einwickele.

''Wieso seid ihr denn mit Klamotten ins Wasser gesprungen?'' Er sieht ziemlich verwirrt aus.

''Ehm..'' Mehr bekommen ich mal wieder nicht hin. Super, Mary.

''Äh, Mary ist ausgerutscht und ich bin ihr hinterher gesprungen!'' Er hört sich nicht wirklich glaubhaft an. Er hört sich nicht mal wie Blake selbst an!

''Aha.'' Austin hört sich auch nicht überzeugt an, aber er ist ruhig.

''Ich..ich geh dann mal schnell duschen!''

Ohne eine Antwort abzuwarten, renne ich die Treppen nach Oben, in mein Zimmer und weiter ins Bad. Schnell schließe ich ab, ziehe die Nassen Sachen aus und lass mich unter dem Warmen Wasser in der Dusche auf den Boden sinken.

Blake hat mich geküsst!

Er hat mich geküsst!

Ich hab ihn zurück geküsst!

 

Wieder setzt das starke Kribbeln im Bauch ein und ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen.

Es wäre so schön wenn..Nein!

Ich muss mir das schnell aus dem Kopf schlagen! Es geht einfach nicht. Nicht bei uns Beiden. Was wäre wenn Ashley was mit kriegen würde? Die Hölle wäre los!

Das will ich Blake nicht antun. Auf gar keinen Fall!

Entschlossen dusche ich zu Ende, föhne meine Haare, ziehe im Zimmer eine Blaue Jeans mit weißer Bluse und Strickweste an und marschiere die Treppe nach Unten.

Bei dem Gedanken, das Gefühl zwischen mir und Blake nie wieder zu spüren, sticht mein Herz. Aber es muss sein.

Es darf einfach nicht sein.

Fertig.  

 

 

 

Unten angekommen, warten bereits alle. Schnell ziehe ich meine Schuhe und Jacke an, als wir auch schon alle durch die Türe gehen.

Ich sehe Blake nicht an, ich will gar nicht erst sehen, was für einen Blick er hat.

Wieder wie immer, freundlich und leicht lächelnd? Oder Gleichgültig und abweisend? Ich weiß, das er noch mit Ashley zusammen ist, aber wieso hat er mich dann überhaupt geküsst?

Mag er mich auch? Oder wollte er ausprobieren, ob er mich auch mag? Oder hat er das nur zum Spaß gemacht?

 

Unter der Autofahrt, sitze ich am Fenster und träume vor mich hin. Ich mal mir aus wie die Beziehung zwischen mir und Blake wäre. Fantastisch!

Ashley wäre weg. Seine Eltern würden mich akzeptieren. Wir wären Glücklich. Müsste nicht mehr an Ihn denken. Ich wäre seine Frau, wir hätten Kinder...Bei dem Gedanken an Kinder, muss ich sofort an das kleine Ding in meinem Bauch denken.

Es ist auch mein Kind.

Und Seins.

 

Mum hat früher immer gesagt, das Gott für jeden Menschen seinen eigenen besonderen Plan hätte. Aber warum, hatte dann Gott so etwas mit mir vor? Wollte er das ich leide? Ich könnte so etwas nie einem Menschen antun! Vielleicht sind andere ja in der Lage, ihre schlimme Vergangenheit zu vergessen. Aber ich kann sie nicht mehr vergessen.

Ich hab den Beweis, das mir etwas schlimmes passiert ist, ab jetzt immer bei mir. Wie soll ich später dem Kind erklären, wo sein Daddy ist?

Wie soll ich...

Ich werde aus meinen Gedanken gerüttelt als ich merke wie Emely an meinem Ärmel zieht.

''Maaary! Freust du dich auf Film? Da sind Prinzessinnen! Ich will auch eine sein! Sind wir beide Prinzessinnen?''

Ich lächele ihr nur zu und nicke. Das reicht schon, für einen Freudenschrei von ihr. ''Auustin willst du auch Prinzessin sein? Dann sind wir alle Drei Prinzessinnen!'' lacht sie.

''Ja Austin, sei auch eine Prinzessin!'' grinst Logan.

Das musste ja jetzt kommen. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, das selbst Blake lachen muss. Trotzdem sehe ich nicht direkt zu ihm hin. Soll er doch auf mich zukommen. Er ist schließlich weg geschwommen.

Warscheinlich hätte ich das gleiche wie er in diesem Moment gemacht, aber trotzdem. Er hat angefangen mich zu küssen, also soll er auch auf mich wieder zu kommen. Ganz einfach.

 

30 Minuten später sitze ich zwischen Blake und Austin. Obwohl der Film ganz witzig ist und das Popcorn wirklich gut schmeckt, ist die Stimmung angespannt. Ich und Blake vermeiden Beide uns anzusehen oder irgendwie zu berühren.

Es ist als hätten wir Streit.

 

Aber weitere 20 Minuten später halte ich es nicht mehr aus. Ich muss hier raus! Mit der Ausrede auf die Toilette zu gehen, verschwinde ich ohne eine Antwort abzuwarten, nach draußen.

 

Kurz darauf stehe ich in dem leeren Klo mit mehreren Kabinen. Das komische Gefühl wie auf der Raststätte schleicht sich wieder ein.

Wie damals, öffne ich alle Türen und überprüfe ob ich auch alleine bin. Mein Herz schlägt dabei wieder wie verrückt. Was hätte ich gemacht wenn wirklich jemand in den Kabinen gewesen wäre? Schreien? Starr vor Angst rum stehen? Keine Ahnung.

Aber ich schreie los, als ich mich umdrehe und Blake in der Ausgangstür steht. Was zum Teufel macht er schon wieder hier? Das hier ist das Mädchenklo! Ich denke als Arzt sollte er den Unterschied zwischen Mann und Frau kennen!

''Was willst du denn hier?'' Mein Herz schlägt immer noch wie Wild.

''Wollte nach dir sehen. Hab mir schon gedacht das du alle Kabinen durch sehen wirst.'' Er hört sich irgendwie komisch an.

''Wieso sollte ich die Kabinen durchsuchen? Das..das wäre doch total dumm, oder?'' leicht lächele ich um den Schein zu wahren. Bitte Bitte Bitte hab nichts mit bekommen!

''Mary, lang lass ich mich nicht mehr verarschen! Du sagst immer, dir geht’s gut. Aber dumm bin ich auch nicht! Ich weiß das du Albträume hast! Du suchst Kabinen ab, in öffentlichen Toiletten! Ich kann mir ja vorstellen, das es zurzeit alles andere als einfach für dich ist! Aber rede verdammt nochmal mit mi..''

 

''Warum hast du mich geküsst?'' unterbreche ich ihn. Er hat sich sauer angehört. Aber mir egal, ich muss es wissen! Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. Glaube ich.

''Ich..'' mehr bekommt er nicht raus. Er wird ja schon wie ich!

''Sag schon!'' Langsam werde ich auch mal sauer!

''Ich weiß nicht! Mary...das darf nicht nochmal passieren!''

Ein Schlag ins Gesicht. Und ins Herz.

''Es..es tut mir Leid, aber Ashley..''

''Schon gut. Du brauchst nichts weiter zu sagen. Ich versteh schon.Wär ja auch blöd gewesen, zu glauben zwischen uns könnte jemals etwas sein. Das passt einfach nicht, du hast Recht!''

Wieder bete ich zu Gott, das er mir glaubt! Bitte! Ich lächele leicht, gehe an ihm vorbei, reiße die Türe auf und sobald sie zugeschlagen ist renne ich in den Kinosaal zurück.

Ich merke wie sich ein Schluchzen meinem Mund entwischen will, aber ich unterdrücke es. Einfach gar nicht dran denken.

Konzentriere dich auf den Film Mary!

Aber als ich auf meinem Platz wieder sitze, kann ich alles andere, nur nicht auf den Film konzentrieren.

Soll er doch mit Ashley glücklich werden.

Aber auf der anderen Seite hat er doch Recht. Ich bin eigentlich dumm für mein Alter. Gut, ich werde bald alles lernen, aber trotzdem.

Ich bin Schwanger von meinem Vergewaltiger.

Ich werde warscheinlich nie wirklich mit ihm Schlafen können, ohne in Panik zu geraten.

Was will er mit so einer, wie mir?

Ich bin zu nichts zu gebrauchen. Wie soll das denn jetzt daheim weiter gehen? Ich muss ihm täglich unter die Augen treten!

Ich wünschte immer noch, ich wüsste wo Mum ist. Wenn sie immer noch Zu Hause wäre, würde ich sofort wieder bei ihr wohnen wollen! Sie wüsste einfach was zu tun ist.

''Mary guck, sie hin! Da sind Prinzessinnen! Schau!'' flüstert Emely. Ich lächele ihr zu und schaue den Rest vom Film an. Ein Typischer Film für kleine Mädchen. Aber trotzdem sehe ich wie Logan und Austin immer wieder lachen.

Idioten, denke ich grinsend.

Als das Licht angeht und alle aufstehen, fällt mir auf Blake ist immer noch nicht zurück. Er wird doch wohl nicht immer noch im Klo sein, oder?

Aber beim raus laufen, sehen wir ihn, wie er an einem Tisch sitzt und aus dem großen Fenster sieht. Er denkt nach. Man kann es ihm ansehen!

''Blaaaake!'' Emely stürmt auf ihn zu, ohne zu überlegen ob er sie auffängt. Aber zum Glück reagiert er schnell und schmeißt sie in die Luft. ''Du hast das Ende vom Film verpasst! Da waren ganz viele Prinzessinnen und du hast gar keine mehr gesehen! Du wolltest sie doch auch unbedingt angucken, hast du zu mir gesagt!''

Sie schiebt ihre Unterlippe vor und sieht ihn mit großen Augen an. Das kann sie wirklich gut.

''Mir ging's nicht so gut, Maus. Wenn der Film auf DVD draußen ist, kaufen wir ihn und sehen ihn uns an, Okay? Dann kann ich auch endlich die ganzen Prinzessinnen ansehen!''

 

''Bin ich auch eine Prinzessin?'' lacht sie.

''Natürlich bist du das!'' lächelt er leicht.

''Und Mary? Ist sie auch eine Prinzessin?''

Geschockt sehe ich Emily an. Wieso fragt sie ihn so etwas? Was antwortet er denn jetzt?

''Ehm..Weißt du Mary ist keine Prinzessin. Mary ist schon groß und eine Königin. Wenn du mal in ein Paar Jahren groß bist, bist du auch eine Königin!''

''Versprichst du das ich dann eine Königin bin?''

''Versprochen!'' Er küsst ihren Kopf, nimmt sie auf den Arm und läuft mit uns nach draußen Richtung Auto.

Ich weiß nicht, was ich darüber jetzt denken soll. Königin. Hm. Kann mir eigentlich egal sein. Eigentlich.

 

Mittlerweile ist es schon fast dunkel. Im Auto sitzen wie vorher, Logan und Austin vorne, Emely in der Mitte und ich und Blake, zum Glück, durch einen Sitz getrennt.

 

Als wir vom Parkplatz fahren, strenge ich mich an aus dem Fenster zu sehen, anstatt in seine Richtung.

Mag er mich immer noch? Oder mochte er mich vielleicht nie wirklich und hatte nur Mitleid mit mir?

Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Will ich mir gar nicht vorstellen.

Ich kann so viele Menschen sehen, die glücklich aussehen. Wieso kann ich nicht so eine Person sein?

Pärchen laufen glücklich Hand in Hand, Ältere Menschen, kleine Kinder mit ihren Eltern und...!

Ich halte meinen Atem an als ich Ihn sehe! Er ist hier! Er steht da! Er sieht mich an!

''Halt an!'' schreie ich so laut das ich Emely aus ihrem Halb Schlaf reiße und Austin eine Vollbremsung machen muss. Als das Auto hält, schnalle ich mich sofort ab, reiße die Türe auf und renne in die Richtung in der Er stand.

Aber nichts! Ich drehe mich ein Paar Mal im Kreis um sicher zu gehen, aber er ist nicht hier! Nur meinen hecktischen Atem kann man hier in der Gasse hören.

Hier sind nur Mülltonnen, er muss hier irgendwo sein!

''Zeig dich!'' schreie ich. ''Du bist ein Feigling, komm raus!'' Aber nichts. Kein Geräusch ist wahrzunehmen und nirgends ist eine Spur von ihm.

''Mary, bist du wahnsinnig?'' schreit Logan fast. ''Komm sofort, wieder ins Auto! Warum zur Hölle bist du weggerannt und wieso schreist du Mülltonnen an?''

''Logan, er war hier! Ich hab ihn gesehen, beim vorbei fahren! Er hat mich angesehen! Wirklich! Diesmal müsst ihr mir einfach glauben, bitte! Ich bin nicht verrückt, ich hab ihn wirklich gesehen! Bitte Logan!''

Aber wie bei Blake vorher, kann ich jetzt nicht sagen, was er denkt. Denkt er das ich vielleicht Recht haben könnte? Er war schließlich schon einmal bei uns Daheim!

Oder denkt er wieder ich wäre verrückt und bilde mir nur alles ein? Keine Ahnung.

''Sag was!'' flüstere ich.

Er räuspert kurz, bevor er anfängt zu Reden. ''Du könntest ja vielleicht Recht haben, Mary. Aber wir haben gar keine Beweise das er hier war! Wir können schlecht zu Austin sagen, er soll auf dem Revier sagen, ein Vergewaltiger läuft frei herum, obwohl er gar nicht hier ist! Tut mir leid, es hört sich Hart an, aber so ist es nun mal. Mach dir keine Sorgen, wir kümmern uns schon darum. Vielleicht hast du ja wirklich Recht, aber mal den Teufel nicht an die Wand. Es könnte auch jemand gewesen sein, der ihm nur ähnlich sieht. Und jetzt komm!''

 

Er zieht mich wie ein Kleinkind an der Hand zum Auto, drückt mich auf die Rückband und verschwindet auf seinen eigenen Platz.

Als wir los fahren, wundere ich mich das Logan anstatt Blake gekommen ist. Normalerweise ist er immer da, wenn ich ihn eigentlich brauche.

Aber diesmal nicht.

Er sieht mich im Moment nicht einmal an.

Aber vielleicht ist es auch besser so. Wenn er jedes Mal kommen würde, wenn ich ihn brauche, verschwindet dieses Kribbeln im Bauch nie!

Aber eigentlich will ich doch gar nicht, dass das Kribbeln verschwindet! Ich will das es stärker wird. Mit Blake.

Ich will auch das er so ein Kribbeln im Bauch hat, wenn er mich sieht.

Aber das sind warscheinlich alles Wunsch Vorstellungen.

Als wir 20 Minuten später, auf den Hof fahren, steht ein Fremdes Auto in der Einfahrt! Mein Herz klopft automatisch schneller, als ich daran denke, wer im Haus sein könnte.

''Ohh nein! Was machen die denn schon da?'' stöhnt Austin. Wer? Wen meint er denn mit die?

Ich kann sehen wie Blake die Augen verdreht, Emely aus ihrem Kindersitz nimmt und auf die Haustüre zu geht.

Von wem sprechen die denn?

''Mary, kommst du?'' fragt Logan vor der Türe.

''Ja!'' flüstere ich. Glaube kaum das er es gehört hat. Als er gerade zur Haustür reingehen will, ziehe ich ihn zurück und frage wen denn alle meinen.

''Unsere Eltern sind wieder da. Keine Ahnung, warum die früher gekommen sind. Sei einfach ganz normal okay?''

Ich will gerade zu einer Antwort ansetzen, als er mich wieder unterbricht.

''Und sei nicht überrascht wenn Ashley jetzt öfters hier ist. Glaub mir, die falsche Schlange ist bei unseren Eltern die liebe Schwiegertocher. Ignoriere sie einfach.''

Oh mein Gott!

Ich bin überhaupt noch nicht bereit, die Eltern von Blake kennen zu lernen! So ganz und gar nicht! Und wenn Ashley dann auch noch öfters hier ist! Das kann ich auf gar keinen Fall!

Aber irgendwie muss ich da durch. Es gibt keinen Weg dran vorbei. 

Als ich eintrete, sehe ich Blake, Austin und Emely an dem großen Tisch mit Zwei Fremden Personen sitzen.

Der Mann, sieht ein bisschen fülliger aus, hat aber wie Blake Schwarze Haare. Sein Gesicht sieht eigentlich ziemlich freundlich aus.

Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, als ich ihn ansehe und denke wir könnten uns verstehen.

Aber mein Lächeln verschwindet sofort, als ich in das Gesicht der Frau sehe. Ihre langen Dunklen Haare, sind ein ziemlicher Kontrast zu ihren Hellblauen Augen. Sie sehen unfreundlich aus. Herablassend.

 

Logan räuspert sich leise. ''Tante Charlotte, Onkel Will? Das hier ist Mary. Sie ist eine alte Freundin von mir und bleibt ein Paar Tage zu Besuch.''

Ich stehe halb hinter Logan versteckt und hab keine Ahnung was ich machen soll! Soll ich hin laufen und die Hand geben?

Oder abwarten ob die beiden her kommen?

Wie als hätte ich meine Befürchtungen laut ausgesprochen, steht dieser Will auf und kommt lächelnd auf mich zu.

Als er immer näher kommt, schlägt mein Herz umso schneller. Er lächelt zwar, aber was steckt hinter dem Lächeln? Ist das nur Fassade?

''Schön dich kennen zu lernen, Mary! Nenn mich ruhig Will, das tun eigentlich alle hier. Du bist hier herzlich Willkommen!''

Er nimmt, wie selbst verständlich meine Hand in seine und drückt sie einmal fest. Bei der Berührung von ihm zucke ich leicht zusammen.

Sie ist fest und rau. Nicht so wie bei Blake, weich und sanft.

Blake!

Ich sehe zu ihm rüber, aber ich glaube er ignoriert mich. Er sieht ziemlich konzentriert aus, wie er Emely hilft ihre Puppe anzuziehen. Er soll gefälligst zu mir sehen!

''Komm Mary, setzen wir uns. Erzählen sie ein bisschen über sich.''

Geschockt sehe ich nach hinten zu Logan. Was soll ich ihm denn erzählen?!

Er drückt mich auf einen Stuhl und setzt sich mir gegenüber. Gespannt warte ich auf seine Fragen, die auch gleich darauf kommen.

''Woher kommst du Mary?''

Das kann ich ihm ja sagen, oder?

''St. Ford John, Kanada.''

''Kanada? Wow. Wie sind sie denn dann hier her gekommen? Was hat sie hier her getrieben?''

Verdammt, was sag ich ihm denn jetzt? Dass ich gar nicht freiwillig hier bin oder was?

''Mary hat bei ihrem Cousin gewohnt, der hier aufgewachsen ist. Sie wollte eine Amerikanische High School besuchen und ich kenne ihren Cousin vom Studium noch.''

Gott, danke Logan!

Ich lächele Will zu, wodurch, wie ich hoffe, es glaubwürdiger rüber kommt. Er sieht ziemlich verwirrt aus aber nickt dann. Puh!

''Was willst du denn später mal machen?''

Kann der eigentlich nur blöde Fragen stellen? Ich hab doch keine Ahnung!

''Ehm, vielleicht etwas mit Kindern?''

''Das ist ja schön!''

''Da verdienst du nicht viel.''

Oh mein Gott!

Die Stimme von Blake's Mutter hört sich eiskalt an! Völlig gefühlskalt!

''Ich..ich bin mir ja auch noch nicht...so wirklich sicher, ob ich das machen will!'' stottere ich ihr entgegen.

Sie schnauft einmal, steht auf und verschwindet mit einem ''Ich bin auspacken.''

Warum ist die denn so komisch drauf?

Ich hab ihr doch überhaupt nichts getan! Gar nichts!

Oder will sie mich einfach nicht hier haben? Aber wohin sollte ich denn sonst?

''Ich geh dann auch mal nach Oben..mich hinlegen oder..so.'' Ich räuspere mich noch einmal und verschwinde in mein Zimmer.

 

Nach meinem schnellem Treppen aufsteigen, muss ich mich erst mal ins Bett legen und tief durch atmen. Bin immer noch nicht ganz fit.

Aber ich hab zugenommen. Verrückt, wie anders ein Mensch aussehen kann, wenn er zu nimmt. Langsam stehe ich auf und laufe ins Bad. Eigentlich müssten die doch eine Waage da haben, oder?

Ha, da!

Einmal drauf getippt und sie ist an. Irgendwie schlägt mein Herz dabei schneller. Wie viel werd ich wiegen?

Ich stelle mich darauf und sehe stur in den Spiegel. Wieso habe ich so Angst auf einmal runter zu sehen und das Gewicht ab zu lesen?

Ist doch eigentlich nichts schlimmes dabei? Dann schleicht sich bei mir die Frage ein, hab ich vielleicht Angst, was Blake denkt?

Wird er enttäuscht sein, weil ich immer noch so wenig wiege? Oder wird er stolz sein, weil ich wenigstens etwas zugenommen habe?

 

Aber dann mischt sich Trotz mit ein.

Was interessiert mich Blake's Meinung? Er hat mich vorhin einfach alleine stehen lassen! Mich ignoriert, mir nicht geholfen, mich noch nicht mal angesehen!

Für was, also brauch ich ihn?

 

Für alles. Ich seufzte tief und stelle mir sein Gesicht vor. Ich brauche ihn. Ich hab niemanden mehr. Er ist derjenige dem ich vertraue.

Gut, Logan und Austin kann ich auch vertrauen. Aber das Gefühl, das ich bei Blake immer gleich spüre, sobald ich ihn ansehe, ist bei den Beiden einfach nicht.

Sie könnten meine besten Freunde vielleicht werden. Aber mehr nicht.

Aber fühle ich mich wirklich bereit für eine Beziehung? Fühle ich mich bereit von Blake geküsst zu werden? Von ihm ständig berührt zu werden?

Wohl kaum.

Oder doch?

 

Ich schnaufe laut und schüttele meinen Kopf. Kann ich mich vielleicht endlich mal entscheiden? Will ich Blake oder nicht?

Will er mich überhaupt? Wieso ist er jetzt so komisch zu mir? Er war doch derjenige der mich geküsst hat! Er! Alles ist seine Schuld!

 

''Was machst du da?''

''Oh gott!'' keuche ich erschrocken. Austin hat sich ins Bad geschlichen. ''Wieso zum Teufel, schleichst du dich so an?''

''Ehm..ich hab doch geklopft? Mehrmals?'' Schüchtern kratzt er sich mit einer Hand am Kopf und sieht mich unbeholfen an.

''Oh,hab wohl geträumt. Was gibt’s?'' lächele ich leicht.

''Ich wollte nur fragen ob alles Okay ist? Du warst so schnell weg irgendwie und Blake benimmt sich auch so komisch. Was ist bei euch passiert?''

''Passiert? Es..es ist gar nichts passiert? Was soll denn passiert sein?''

Er lächelt leicht. ''Du solltest wirklich üben, zu lügen. Darin bist du echt miserabel.''

Na ganz toll. Was jetzt?

Gerade will ich ansetzten zu sprechen, als er mich unterbricht. ''Was stehst du überhaupt auf der Waage rum?''

''Ich wollte sehen wie viel ich jetzt schon wiege.'' flüstere ich. Erst jetzt fällt mir auf dass ich immer noch nicht runter gesehen hab.

''Und? Zugenommen?''

''Keine Ahnung.'' Einfach weiter stur nach vorne sehen.

''Aaahja? Und wieso siehst du dann nicht einfach nach unten?'' Er sieht ziemlich verwirrt aus.

''Ehm..ist ja eigentlich auch nicht wichtig wie viel ich wiege, oder?''

''Ja, eigentlich! Aber in deinem Fall, würden dir ein Paar Kilo mehr, nicht schaden?''

Er hat ja Recht. Was mach ich überhaupt für einen Aufstand? Falls ich mehr wiegen sollte, ist es ja nur gut.

Wenn nicht, dann ist es eben so. Aber will ich überhaupt das ich mehr wiege? Was ist wenn ich zunehme und Blake sich dann nicht mehr um mich kümmert? Wenn er denkt, jetzt wäre ich gesund und brauche seine Hilfe nicht mehr?

Was dann?  

Langsam lasse ich meinen Blick nach unten gleiten. Die Zahlen die dort unten, in dem kleinen Feld stehen, lassen mich meine Augen aufreißen.

47.9.

Oh mein Gott! Ich hab bald fast Fünf Kilo zugenommen!

''Und? Wie viel?''

Langsam steige ich wieder runter und grinse ihn an. ''Fast Fünf Kilo'' erkläre ich stolz.

''Wow, wirklich gut. Aber du musst weiter machen, nicht aufhören, klar?''

''Jaja, schon klar.''

Er lächelt und fragt ob ich nicht langsam mal schlafen gehen möchte. Eigentlich schon. Ich laufe mit ihm zur Türe, wünsche ihm eine Gute Nacht und verschwinde wieder ins Bad.

Schnell putze ich noch meine Zähne und ziehe mich um, bevor ich auch schon im Bett liege. Hoffentlich kann ich gut schlafen. Ohne Albträume. Nur ein einziges mal.

Ein schöner Traum wäre mal nicht schlecht. Mit Blake.

Aber das ist warscheinlich wieder eine Wunschvorstellung.

 

Am nächsten Morgen, fühle ich mich, wie von einem Bus überfahren, der mehrmals zurück und wieder über mich drüber fährt.

Mein Kopf pocht schmerzhaft und ich muss ein Paar Mal blinzeln bevor ich klar sehen kann. Die Nacht war ein einziger Horror.

Jedes Mal ein Albtraum, sobald ich wieder eingeschlafen bin. Jedes verdammte Mal.

Ein Blick auf die Uhr, verrät mir dass es gerade mal 7:30 Uhr ist. Toll. Warscheinlich ist noch kein einziger wach.

 

Langsam und träge schlüpfe ich aus dem Bett und hüpfe in die Dusche. Das anfangs Kalte Wasser lässt mich erschrocken aufschreien.

Jetzt bin ich wirklich wach.

Danach föhne ich noch schnell meine Haare und putze meine Zähne. Ich ziehe wieder meine Jogginghose und einen gemütlichen Pullover an, bevor ich auch schon die Treppen runter laufe. Obwohl draußen immer noch Schnee liegt, ist es hier drin wieder total warm. Ich glaube die lassen die Heizung sogar über Nacht an.

Das Haus an sich ist total still, nirgendwo ertönt ein Geräusch.

Als ich in die Küche eintrete, will ich am liebsten sofort umdrehen.

Blake steht mit einer Tasse in der Hand an der Terassentüre und sieht in den Garten. Hat er mich gehört?

So leise, wie möglich mache ich einen Schritt nach hinten aber zu spät. Er sagt kein Wort, dreht sich nur zu mir um und sieht mich an.

Was er mit seinem Blick ausdrücken will, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ist er glücklich? Traurig? Enttäuscht?

Wohl kaum. Worüber auch. Er könnte mit mir darüber reden, aber er rennt lieber wie ein kleines Kind davon.

''Ich...Es tut mir leid.'' Er seufzt, stellt die Tasse in die Spüle und bleibt vor mir stehen.

''Was tut dir Leid? Dass du mich küsst und mich danach ignorierst?''

''Nein! Doch..ja. Es tut mir wirklich Leid! Nur du musst mich auch mal verstehen. Bei dir weiß ich wirklich nie, wie ich reagieren soll! Hast du Angst vor mir gehabt als ich dich geküsst hab? Oder hat es dir gefallen? Ich hab keine Ahnung! Ich mein, wie soll das dann ablaufen? Ich hab immer noch Ashley am Hals!''

 

Er holt tief Luft nachdem er zu Ende gesprochen hat.

''Warum fragst du nicht einfach? Ich hab die ganze Zeit gehofft dass du mich wenigstens mal ansiehst! Aber nichts. Du hast mich die ganze Zeit ignoriert! Und wenn es mir nicht gefallen hätte, hättest du es ja wohl gemerkt oder? Und seit wann hab ich Angst vor dir? Mittlerweile, bist du derjenige der mich am besten kennt. Und steh endlich dazu, dass du Ashley nicht willst! Blake du bist erwachsen! Ich hab gestern deinen Dad kennen gelernt und ich glaube er wäre die letzte Person die deine Entscheidung hinterfragen würde! Und wenn sie Gerüchte verbreitet? Ist doch egal, hör doch einfach nicht drauf! Nach ein Paar Wochen wird sich keiner mehr daran erinnern! Bitte Blake, ich brauche dich!''

 

Bei meinem letzten Satz schluchze ich leise auf. Es ist hoffnungslos, ich brauche ihn einfach.

''Du stellst dir dass so einfach vor Mary. Ich mein du bist Schwanger! Du wirst in fast einer Woche erstmal 18! Ich bin 25! Das sind ganze Sieben Jahre Altersunterschied! Dein Vergewaltiger läuft da draußen immer noch frei herum und weiß warscheinlich sogar wo wir sind! Eigentlich sollte ich dich erstmal zu einem Psychiater schicken, der dir hilft!''

 

Sein letzter Satz lässt mich zusammen zucken. Denkt er ich bin krank? Er will nicht mit einer kranken Person zusammen sein.

''Ich brauche keinen Psy..''

''Doch den brauchst du! Ich weiß ganz genau dass du Angst und Albträume hast! Schon, das wird ganz normal sein, nachdem was du mit gemacht hast aber trotzdem Mary! Ich will doch nur dass es dir gut geht? Du musst auch an dein Kind denken!''

''Denkst du ich hab mir das freiwillig ausgesucht? Ich will nur ein einziges Mal etwas normales haben! Wie jeder in meinem Alter, auf einen Schulball gehen, ich will auch einen Freund haben der mich liebt! Und nicht vergewaltigt und jetzt mit einem Kind da sitzen , das mich immer wieder dran erinnern wird, was passiert ist! Nur ein einziges Mal etwas verrücktes mit Freunden machen. Aufs College gehen und studieren! Du hattest das alles Blake! Ich nicht! Du könntest jede haben! Aber du bist feige und bleibst bei Ashley weil du Angst hast was sie über dich erzählen wird! Du hättest das perfekte Leben ohne sie!''

''Mar...''

''Was ist hier los?''

Erschrocken drehen Blake und Ich uns zu seinem Vater. Der steht noch im Schlafanzug vor uns sieht uns verwirrt an.

''Nichts Dad!''

''Das hier ist nicht nichts! Mary weint und ihr habt rumgeschrieen! Deswegen bin ich ja aufgewacht! Und irgendetwas von einem Kind und Ashley hab ich mit bekommen! Sag mir jetzt was hier los ist Blake!''

 

Nein nein nein nein nein!

 

''Blake und Ich hatten wirklich nur eine kleine Ausseinand...''

 

''Tut mir Leid, aber für dumm verkaufen lasse ich mich nicht. Ich sehe es euch doch an dass hier etwas nicht stimmt! Sagt es!''

Hilflos sehe ich zu Blake. Scheiße!

''Dad...Ich kann nicht mehr mit Ashley zusammen sein. Ich..ich glaube ich will Mary!''

Bitte was? 'Ich will Mary', hört sich komisch an.

Geschockt sehe ich ihn an. Er will mich?! Seit wann? Meint er das ernst oder sagt er dass nur vor seinem Dad als Ausrede?

''Na endlich!''

''Hä?'' Blake sieht ziemlich verwirrt aus. Ich weiß auch nicht so wirklich was sein Dad jetzt damit meint.

''Ich mochte Ashley noch nie! Nur deine Mum, aber sie ist eben nun mal der Chef im Haus! Aber ich finde es gut so. Sie passt einfach nicht zu dir. Aber du und Mary kennt euch doch noch gar nicht so lang oder? Und du bist auch viel zu jung!''

Blake macht einen Schritt auf mich zu und legt den Arm um mich. Mein Bauch kribbelt bei seiner Berührung sofort wieder.

''Das mit dem Alter geht schon. Und...Und Danke dass du mich verstehst!''

''Na Klar mein Junge!'' Er klopft ihm einmal auf die Schulter und geht immer noch müde aussehend wieder nach Oben.

Zum Glück hat er nicht mehr nach dem Kind gefragt! Sobald wir Oben die Türe zugehen hören, atmen wir Beide hörbar aus.

 

Er nimmt seinen Arm wieder langsam weg. Nein nein nein! Bleib da!

''Mein..Meintest du das ernst? Also das mit dem zusammen sein?'' Ich flüstere nur.

''Ich..ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich mag dich wirklich sehr Mary, aber wie soll dass denn funktionieren? Ich weiß das hört sich jetzt total dumm an, aber würdest du jemals mit mir schlafen? Hören deine Albträume irgendwann auf? In weniger als Acht Monaten bekommst du ein Kind! Schaffst DU es überhaupt mit mir zusammen zu sein?''

Lange brauche ich über seine Frage nicht nachzudenken. Natürlich schaff ich das!

''Kommt es dir etwa nur darauf an ob ich mit dir schlafen kann oder will?''

Bitte sag nicht ja! Bitte bitte bitte!

''Oh mein Gott nein aber mir geht es um's Prinzip Mary! Okay, ja ich würde auch gerne mit dir zusammen sein aber hältst du es wirklich aus, gegenüber Ashley und meiner Mum?''

''Ich..ich werde das schon irgendwie hinkriegen, bitte Blake!'' Schon wieder laufen kleine Tränen meine Wangen runter.

Ich glaube ich wollte noch nie so sehr etwas wie Blake! Dabei weiß ich eigentlich immer noch nur Oberflächliche Sachen über ihn. Aber irgendwie ist mir das egal. Ich will ihn!

''Bitt...!''

Ohne darauf zu achten ob ich noch etwas zu sagen habe, nimmt er mein Gesicht in seine Hände und küsst mich.

Blake küsst mich. Oh mein Gott, er küsst mich!

Im ersten Moment bin ich so überrumpelt dass ich nur meine Augen aufreißen kann und nicht weiß was jetzt zu tun ist.

Küss ihn gefälligst zurück! Los mach schon!

Ich schließe langsam meine Augen und lass mich einfach mit treiben. Mein Bauch und auch der Rest meines Körpers fühlen sich an, als ob sie gleich explodieren würden. Und mir ist heiß. Schrecklich heiß.

Ich klammere mich an seinen Oberarmen fest, aber irgendwann merke ich dass ich auch nochmal Luft holen muss.

Ich gehe mit meinem Kopf ein wenig zurück und sehe in seine grüne Augen.

Wir beide schnappen ziemlich nach Luft und irgendwie glaube ich, ich bin so rot wie eine Tomate.

Er fängt leicht an zu lächeln und streichelt meine Wange.

''Wenn ihr schon so rummachen müsst, sucht euch ein Zimmer!''

Schon wieder schreie ich leise auf weil ich mich so erschecke. Logan steht dort im Kücheneingang und sieht uns lachend an.

''Seit wann?'' fragt er nur.

''Seit gerade eben!'' Blake lacht jetzt auch schon. Worüber lachen die überhaupt?

''Bist du dir auch sicher dass du den hier wirklich willst?'' Wieso sollte ich denn nicht sicher sein?

Blake schlägt Logan leicht auf die Schulter und grinst ihn dümmlich an.

''Wollt ihr mit essen? Ich mach mir irgendwas.''

''Irgendwas hört sich gut an!'' lacht Blake.

Warum zum Teufel grinsen und lachen die beiden denn die ganze Zeit?

Ich sehe verwirrt hoch zu Blake aber er küsst nur meinen Kopf. ''Nichts, schon in Ordnung. Hast du auch Hunger?''

Ich weiß dass er nur wieder vom Thema ablenken will, aber ich belasse es einfach dabei.

''Klar.'' nicke ich.

''Du hättest auch mitgegessen, wenn du keinen Hunger hättest.'' lächelt er scheinheilig.

''Ach denkst du? Zu deiner Information habe ich mich gestern Abend gewogen und ich hab Fünf Kilo zugenommen. Du hast gesagt bevor ich keine Sieben Kilo zunehme. Also kann ich jetzt selbst bestimmen wann und was ich esse! Auf die Zwei Kilo kommt es auch nicht mehr an!''

Er sieht mich unglaubwürdig an aber ist ruhig. Gut so.

 

Es fühlt sich toll an, mit den beiden zu frühstücken. Es fühlt sich normal an. Aber trotzdem schleicht sich in meinem Hinterkopf immer noch die Frage herum wie die Zukunft aussehen wird. Wird Er geschnappt? Wie werde ich mit dem Kind umgehen? Werde ich immer noch mit Blake zusammen sein?

Ich weiß es nicht.

Aber jetzt, für den Moment, will ich nicht mehr darüber nachdenken. Wer weiß, wie lange die Normalität anhalten wird.

So wie es aussieht nicht lange. Ein ungutes Gefühl beschleicht mich als es an der Haustüre klingelt.

 

Kapitel 7

Kapitel 7

 

Wir sehen uns alle Drei komisch an. Wer klingelt so früh? Logan steht auf und geht in die große Eingangshalle zur Türe. Von hier aus können wir nicht sehen mit wem er spricht, aber als er zurück kehrt mit Zwei Männern in Uniform, bekomme ich es mit der Angst zu tun. Was wollen die hier?

Blake und ich stehen beide auf und sehen den Männern misstrauisch entgegen. Ich klammere mich an seinem Arm fest und will gar nicht daran denken ihn los zulassen.

''Die beiden möchten gerne mit dir reden Mary.''

Fragend sehe ich Logan an. Worüber wollen die mit mir reden? Übe...Nein nein nein! Nicht über IHN!

Beide kommen auf mich zu und geben mir und Blake die Hand. Ich höre gar nicht richtig zu als sie sich vorstellen.

Erst als sie von mir erwarten jemanden zu identifizieren, sehe ich beide wieder an. Identifizieren? Was soll das denn sein? Aber ich glaube nichts gutes.

Fragend und leicht verwirrt sehe ich hoch zu Blake. Er lächelt den beiden Polizisten leicht zu und zieht mich an der Hand weiter nach hinten ins Wohnzimmer. Er schließt die Türe und drückt mich auf das Sofa. Was wird das hier jetzt? Er kniet vor mir und hält meine Hände fest.

''Blake was meinen die? Was wollen die von mir?''

''Ich geh mal davon aus dass du nicht weißt was identifizieren heißt? Naja, eigentlich bedeutet es, du musst dir jemanden ansehen der warscheinlich tot ist. Oder im Koma. Der eben nicht mehr weiß, wer er ist oder wo er her kommt. Du musst das machen Mary.''

 

''Aber...aber wen? Ich hab doch gar niemanden mehr! Das muss einfach eine Verwechslung sein!''

''Sehen wir es einfach an, okay? Wir sehen ja dann. Es wird schon nicht zu schlimm sein. Komm schon, gehen wir uns anziehen.''

Er zieht mich langsam wieder nach Oben, haucht mir einen Kuss auf den Kopf und läuft mit mir wieder in die Küche und nach Oben.

Beim vorbei gehen, an den Polizisten, nickt Blake beiden einmal kurz zu. Warum nickt er denen zu?

 

15 Minuten später, stehen wir beide angezogen und gewaschen vor der Haustüre. Ich schließe gerade meine Jacke als die Männer aus der Küche kommen und uns mitteilen dass sie uns in ihrem Auto mit nehmen.

Das komische Gefühl in meinem Bauch verschwindet einfach nicht. Wen soll ich mir ansehen? Ist derjenige tot? Oder im Koma wie Blake gesagt hat?

 

Die 30 Minuten Fahrt kommen mir wie Tage vor. Vorallem wenn wir an einer Ampel halten müssen. Ewig müssen wir dort stehen.

Als wir endlich auf einen Parkplatz fahren verstärkt sich das Gefühl in meinem Bauch nur noch mehr. Wir laufen auf die Eingangstüre zu, als mir bewusst wird dass das hier das Krankenhaus sein muss. Überall laufen Menschen in weißen oder blauen Kitteln herum.

 

Wir steigen in den Aufzug und fahren nach Oben in den 3. Stock. Komischerweise macht es mir jetzt gerade nichts aus Aufzug zu fahren. Kein beengendes Gefühl oder so.

In dem Gang in dem wir aussteigen sind nur wenige Menschen. Ein Arzt, so wie es aussieht, bittet Blake kurz mit zu kommen.

Er lächelt mir kurz zu, lässt mich los und geht mit dem Mann ein Paar Schritte weiter. Ich fühle mich kein bisschen wohl bei den beiden Fremden Männern. Und Blake's Miene macht mich noch viel unsicherer.

Er sieht total wütend aus. Warum wütend?

Er kommt wieder auf mich zu, nimmt meine Hand und zieht mich mit zu dem Arzt. Er schüttelt mir die Hand und stellt sich vor.

Wieder interessiert mich der Name überhaupt nicht.

 

''Mary, da drin liegt jemand. Wir zeigen dir nur das Gesicht okay? Du musst nur sagen ob du die Person kennst oder nicht. Danach darfst du sofort wieder raus?''

Ich nicke ihm einfach zu. Ich verstehe aber immer noch nicht warum dann Polizisten dabei sind. Sterben ist doch ganz normal oder?

Der Arzt läuft vor und ich und Blake folgen ihm. Der Raum ist leicht abgedunkelt, hat keine Fenster und es ziemlich kalt hier drin.

In der Mitte des Raumes steht eine Liege auf der etwas liegt. Aber es ist abgedeckt. Da muss wohl derjenige drauf liegen den ich mir ansehen muss.

Blake zieht mich bis zu der Liege, aber lässt meine Hand nicht los.

Der Arzt fragt mich ob ich bereit wäre. Ich nicke ihm schnell zu.

Als er die Decke runter bis zum Hals zieht, ist es als ob meine Welt stehen bleibt.

 

Die schulterlangen Haare und das kleine Muttermal am Hals, das aussieht wie ein Halbmond, könnte ich nie vergessen.

Ihre Haut ist total bleich. Fast schon weiß. Ihre Augen sind geschlossen. Sie hat mehrere kleine Aufschürfungen im Gesicht und am Hals.

Mum. Ich hab meine Mum gefunden!

Meine Mum ist tot.

''Meine Mum ist tot.''

''Sind sie sicher dass das ihre Mutter ist?''

''Ich würde sie überall wieder erkennen.''

Meine Mum ist tot.

Was ist mit ihr passiert? Was sind das für Wunden?

Ich fühle irgendwie gar nichts. Keine Trauer. Keine Wut. Gar nichts. Das komische Gefühl von vorher ist auch verschwunden.

''Was ist mit ihr passiert? Und was macht sie hier? Wieso ist sie nicht in Kanada?''

''Das wissen wir nicht. Sie hatte einen Autounfall, hier in der Nähe. Die Bremskabel sind durch geschnitten worden. Sie hatte ihren Geldbeutel und einiges an Gepäck dabei, dadurch konnten wir raus finden wo sie herkam und dass sie vor ein Paar Jahren ebenfalls verschwunden ist. Bei der Polizei Stelle kamen wir dann auf Sie.''

Endlich, nach Jahren sehe ich meine Mum wieder. Tot. Ich kann sie nie wieder in den Arm nehmen. Nie sagen, wie sehr ich sie vermisst habe.

Gar nichts kann ich ihr mehr sagen.

Ich merke kaum wie der Arzt aus dem Raum geht. Nur wie Blake einen Stuhl aus der Ecke des Zimmers heran zieht und mich darauf drückt.

''Soll ich dich kurz alleine lassen?''

Ich schüttele sofort den Kopf und klammere mich an seiner Hand fest. Auf keinen Fall will ich jetzt alleine sein.

''Ich will dass meine Mum in Kanada beerdigt wird. Nicht hier. In Ford St. John. Wo Grandma und Grandpa auch schon liegen.''

Ich flüstere nur. Irgendwie kann ich nicht lauter sprechen.

''Das dürfte das kleinste Problem sein.'' selbst er flüstert nur noch.

Langsam setzt er sich vor mich auf den Boden und sieht mich angespannt an.

''Mary hast du vorher verstanden was Dr. Robbs gesagt hat? Wenn jemand bei einem Auto die Bremskabel durch schneidet, kann man nicht mehr bremsen.Das Auto fährt dann einfach weiter. Deine Mum ist gestorben, weil irgendjemand wollte dass sie nicht bremsen kann. Verstehst du?''

Was sagt er denn da? Jemand wollte dass meine Mum stirbt? Wer? Und warum? Und was hat sie hier in der Nähe gemacht? Wusste sie vielleicht dass ich hier bin?

 

Auch wenn ich gerne glauben würde dass sie hier wegen mir war, kann ich es irgendwie nicht. Ich weiß nicht warum, aber es geht einfach nicht. Vielleicht war es nur ein dummer Zufall dass sie hier in der Nähe war?

 

''Komm schon, wir gehen Heim. Das war genug für Heute.''

''Gleich. Kannst du mich noch Zwei Minuten mit ihr alleine lassen? Ich komme dann gleich raus.''

Er nickt, gibt mir einen Kuss auf die Schläfe und schließt die Tür hinter sich.

 

Ich atme einmal tief durch. Ich kann immer noch nicht verstehen, warum ich nicht weine. Irgendwie fühle ich gar nichts. Ich ziehe ihre Hand unter dem Laken hervor und drücke sie fest. Sie ist eiskalt und irgendwie hart.

Aber was hat Blake gesagt? Jemand wollte dass sie nicht mehr bremsen kann? Aber warum? Wer will so etwas?

Ein komisches Gefühl beschleicht mich.

Nein.

Daran will ich gar nicht denken. Meine Mum hatte mit alldem überhaupt nichts zu tun.

 

Nur so unsinnig wäre es doch gar nicht oder? Was wenn Er sauer ist, weil ich geflohen bin? Und er ist meiner Mum begegnet?

Aber woher sollte er meine Mum kennen?

 

Zu viele Fragen. Mein Kopf fängt an unangenehm zu pochen. Ich denke daran dass ich langsam raus zu Blake sollte.

Aber ich will nicht. Ich will ihre Hand nicht los lassen. Es wäre das letzte mal dass ich sie halte. Ich weiß dass sie danach in den Sarg kommt und dann unter die Erde.

Nicht mal ein Bild von ihr hätte ich.

Jetzt habe ich wirklich niemanden mehr. Ich hatte die Hoffnung dass ich Mum irgendwann noch einmal sehen würde. Lebendig. Und nicht tot.

 

''Mary alles in Ordnung? Du wolltest vor Zehn Minuten schon raus kommen?''

Blake steckt seinen Kopf durch die Tür und sieht mich traurig an.

''Ja, ich komme gleich.''

Er nickt und schließt wieder die Türe.

 

Jetzt ist es wohl soweit. Ich muss mich endgültig verabschieden. Aber meine Hand liegt fest in ihrer und ich will sie nicht los lassen.

Wenn ich sie jetzt los lasse, gibt es keine Chance mehr, sie jemals wieder zu sehen. Nie wieder.

Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, der schmerzt und sich anfühlt als würde er mir die Luft abschnüren.

Tränen bilden sich in meinen Augen. Nie wieder werde ich sie sehen. Nie wieder wird sie mit mir Abends vor dem Fernseher sitzen. Nie wieder werden wir uns gegenseitig komische Frisuren machen und anschließend darüber lachen, wie blöd wir eigentlich aussehen.

Das alles werde ich nie wieder haben.

Ich schluchzte leise auf. Sie ist tot.

Meine Mum ist tot.

 

Aber jetzt geht es ihr vielleicht sogar besser. Ich hab keine Ahnung wie es ihr in den letzten Jahren gegangen ist. Hat sie mich gesucht? War sie selbst andauernd alleine? Hat sie um mich getrauert?

Ich weiß es nicht. Ich werd's warscheinlich auch niemals erfahren. Aber es ist irgendwie okay.

Jetzt geht es ihr gut. Sie hat keine Schmerzen. Und von dort Oben sieht sie mich vielleicht.

Sie weiß dass ich sie liebe und niemals vergessen werde.

Langsam und vorsichtig lege ich ihre Hand wieder unter die dünne Decke und stehe auf. Mit meinem Ärmel wische ich mir einmal über die Augen. Ich beuge mich runter und gebe ihr einen langen Kuss auf die Wange.

''Ich liebe dich! Bye Mummy.''

 

Draußen vor dem Raum sitzt Blake.

''Hey.''

Mein 'Hey' kommt nur rau und leise heraus. Er nimmt mich in den Arm und drückt mich einmal fest.

''Alles okay.'' lächele ich leicht.

Er sieht mich erst misstrauisch an, aber ringt sich dann auch ein Lächeln ab.

Wenigstens habe ich ihn noch.

 

Die Polizisten fahren uns wieder Heim. Unter der Fahrt hält Blake meine Hand und streichelt leicht darüber. Die Schmetterlinge in meinem Bauch fangen wieder an zu fliegen.

 

Obwohl es jetzt erst 13 Uhr Nachmittags ist, bin ich ziemlich müde. Die Nacht war eben doch ziemlich schlaflos und unschön.

 

In der Einfahrt seiner Eltern, verabschieden wir noch die beiden Polizisten und gehen Hand in Hand ins Haus.

Ich würde am liebsten einfach ins Bett liegen und schlafen. Ein bisschen Zeit für mich haben.

Aber ich lasse seine Hand sofort los, als ich sehe wie Ashley und seine Mum am Esstisch sitzen und zusammen lachen.

Ashley in flachen Schuhen, langer Jeans und zugeknüpfter Bluse. Die Haare nach hinten locker zusammen gebunden. Keine Schminke im Gesicht.

Ich weiß erst gar nicht was ich davon alles halten soll, als sie auch schon aufspringt und auf Blake zu rennt.

Sie hängt sich an ihn und will ihn küssen aber Blake dreht sein Gesicht weg und schiebt sie von sich.

Hat er sie gerade wirklich weggeschoben?

Vor seiner Mum?

''Was ist los Schatz?''

Wie kann man nur so unschuldig aussehen und dabei aber so hinterhältig sein? Schauspielern kann sie wirklich gut.

''Verschwinde von hier! Jetzt!''

Er hört sich ziemlich ruhig an, aber ich glaube nicht mehr lang. Seine Stimme zittert irgendwie.

Sowie Ashley im Moment aussieht, weiß sie auch nicht wirklich wie sie reagieren soll. Sie steht einfach da und sieht ihn an.

''Pack deine Sachen. Jetzt! Ich mach das nicht mehr mit. Geh!''

Bei dem letzten Wort wird er ziemlich laut, wobei ich auch zusammen zucken muss.

''Ist das dein letztes Wort? Wenn ja, wird das ein Nachspiel haben, glaub mir!''

Schon wieder speit sie ihre Worte aus wie ein Drache. Fehlt wieder nur das Feuer.

Sie wirft ihm noch mal einen bösen Blick zu, schnappt sich ihre Jacke die am Haken hängt, stampft durch die Haustüre und lässt sie lautstark zu krachen.

 

''Kannst du mir vielleicht mal sagen, was das gerade eben sollte?'' Oh oh. Seine Mum war ja auch noch da.

''Ich erzähl dir sogar liebend gerne was für ein Miststück Ashley eigentlich ist.Sie hat mich erpresst. Schon die ganze Zeit über. Mum vertrau mir einfach, ich weiß schon was ich mache. Wunder dich einfach nicht wenn in der nächsten Zeit Gerüchte über mich auftauchen. Du weißt ja dann von wem sie kommen.''

Blake hört sich bei seinem Geständnis müde an. Auch ein bisschen genervt.

Seine Mutter steht immer noch da, wie vor den Kopf gestoßen.

''Entweder du glaubst mir, oder hörst auf die Gerüchte, die Ashley zu 100 Prozent jedem erzählen wird. Deine Entscheidung.''

Ohne ein weiteres Wort schnappt er sich meine Hand und zieht mich die Treppen nach Oben.

 

Den Blick, den mir seine Mutter zugeworfen hat, als er meine Hand nahm, werde ich so schnell nicht vergessen. Eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Wut.

Keine gute Mischung.

 

''Nehm dir ein Paar Sportsachen. Uns tut glaube ich beiden Ablenkung gut.''

''Muss das sein? Wir könnten auch einen Film oder so ansehen?'' Bitte sag ja! Ich hab überhaupt gar keine Lust auf Sport. Nicht jetzt.

Und höchst warscheinlich werd ich das auch nie haben.

''Keine Widerrede, komm schon.''

Der ist ja schlimmer als mein Sportlehrer von früher!

 

Er verschwindet kurz nach drüben in sein Zimmer zum umziehen. Als er die Türe hinter sich schließt, atme ich einmal tief durch und setzte mich auf die Bettkante.

Kann ich auch mal einen Tag Ruhe haben? Immer muss irgendetwas passieren.

Aber Einer meiner Wünsche ist in Erfüllung gegangen.

Ich bin mit Blake zusammen. Aber ob man das wirklich Beziehung nennen kann, weiß ich nicht. Wird er glücklich, wenn er mich immer nur küssen kann? Nicht mehr haben kann?

Werd ich irgendwann mal bereit dafür sein?

 

Dann sind Polizisten aufgekreuzt und erzählen mir meine Mum ist tot.

Sie ist wirklich tot.

Ich weiß nicht, aber das erscheint mir unwirklich. Nicht Real. Ich hatte schon lang keine Mum mehr, die für mich da ist. Aber ich wusste das sie irgendwo dort draußen ist und ich sie vielleicht jemals wieder sehen werde.

Aber zu wissen dass ich sie jetzt nie wieder sehen werde, ist komisch.

Es fühlt sich an, als ob der Gedanke daran noch nicht so wirklich bei mir angekommen ist.

 

Und dann auch noch das mit Ashley vorher. Jetzt weiß seine Mum wohl das ich und Blake uns mögen. Naja ich liebe ihn glaub eher. Ob er mich wirklich liebt, weiß ich nicht.

 

Und jetzt erwartet er auch noch dass wir Sport machen. Der hat sie doch nicht mehr alle.

Schnaufend ziehe ich die Sporthose und ein T-shirt an.Als ich raus komme steht er schon dort gegen die Wand gelehnt und sieht mich leicht lächelnd an.

 

''Du brauchst gar nicht zu lachen.''

Er sagt darauf nichts, nimmt nur meine Hand und führt mich in den Keller.

''Wir machen eh nur Yoga, keine Sorge, nicht mehr.''

Pff. Nur Yoga. Nur!

Bei einigen Übungen hilft er mir. Überall wo er mich berührt, bleibt eine kribbelnde Stelle zurück.

Auch wenn ich seine Berührungen genieße, kann ich nach einiger Zeit einfach nicht mehr. Meine Arme zittern und Schweißperlen haben sich auf meiner Stirn gebildet.

Ich lasse mich auf die Gummi matte fallen und starre atemlos an die Raumdecke.

''Hier, trink!'' Er hält mir die Wasserflasche vors Gesicht. Er befiehlt schon wieder was, aber in diesem Fall befolge ich ihn gerne.

 

''Machen wir Schluss für Heute? Ich kann nicht mehr.''

''Na gut. Aber jetzt siehst du erst mal wie entkräftet du bist. Normalerweise hätten die Übungen nur minimale Anstrengungen von dir gefordert. Mehr nicht.''

 

''Wo hätte ich denn deiner Meinung nach die letzten Jahre Kräfte aufbauen können?''

 

Die Frage von mir kommt ziemlich schroff. Mein Herz klopft schnell, als ich zurück denke.

''Es tut mir leid Mary, so war das wirklich nicht gemeint!'' Er kommt schnell auf mich zu und zieht mich in seine Arme. Er nuschelt immer wieder ein Tut mir Leid vor sich hin.

Ich hätte ihn wohl nicht so blöd fragen sollen. Er meint es doch nur gut.

''Tut mir Leid, für die dumme Frage. Ich weiß du meinst es nur gut.'' Er lächelt leicht. Langsam kommt sein Kopf immer näher zu mir.

Schon wieder klopft mein Herz unglaublich schnell und mir wird heiß. Wieder brodelt in mir ein Vulkan als er seine Lippen auf meine legt.

Dieses Gefühl dabei soll niemals verschwinden. Niemals.

 

Nach einigem küssen neige ich meinen Kopf leicht nach hinten und sehe in seine Augen.

''Blake?''

''Hm?''

''Denkst du wir könnten bei der Beerdigung meiner Mum in Kanada dabei sein? Für ein Paar Tage dort bleiben?''

''Ich muss zuerst im Krankenhaus anrufen und mein Urlaub verlängern, aber ich denke das dürfte kein Problem sein.''

Zum Dank nehme ich sein Gesicht in meine Hände und küsse ihn vorsichtig. Ich glaube er ist selbst überrascht dass ich ihn von mir aus küsse und nicht andersrum. Aber es fühlt sich genauso gut an.

''Sollen wir was essen gehen? Wir konnten ja nicht mehr richtig essen heute morgen. Du hast bestimmt Hunger nach der ganzen Aufregung heute, oder?''

Ich nicke ihm sofort zu. Ehrlich gesagt bemerke ich jetzt dass ich ziemlichen Hunger habe.

''Gut dann gehen wir Beide kurz duschen und dann treffen wir uns in der Küche okay?''

''Bis gleich'' Ich lächele ihm zu und verschwinde nach Oben in mein Zimmer.

 

Unter der Dusche sehe ich absichtlich nicht nach Unten auf meinen Bauch. Die kleine Wölbung ist unübersehbar. Wenn ich etwas weites anziehe, kann man gar nichts davon sehen. Was sich aber in ein Paar Monaten ändern wird.

Noch immer wünsche ich dass das kleine Ding in meinem Bauch nicht mehr da ist. Das alles gut werden wird.

 

Und so wirklich glauben dass meine Mum tot ist, kann ich immer noch nicht. Ich weiß nicht warum. Als ich bei ihr  vorher alleine war, sind ein Paar Tränen gelaufen, aber mehr auch nicht.

Soll ich mich dafür schämen? Dass ich nicht mehr weine weil meine Mum tot ist? Soll ich Schuldgefühle haben?

Vielleicht denke ich anders darüber, wenn ich sehe wie sie in die Erde runter gelassen wird. Wenn dann nur noch ein Stein den ich betrachten kann, übrig bleibt. 

Vielleicht weine ich auch nicht, weil ich die letzten Jahre ohne sie auskommen musste. Genauso wie jetzt.

Jetzt bin ich zwar nicht mehr alleine, aber meine Mum habe ich immer noch nicht wieder.

 

Aber der Gedanke dass jemand wollte dass sie nicht bremsen kann, geht mir nicht aus dem Kopf. Welche Menschen machen so etwas? Wer kann mit einem Gewissen, einen Menschen getötet zu haben, leben?

Wer weiß, vielleicht gibt es ja jetzt schon Mittel um so etwas raus zu finden.

 

Mit einem Kopfschütteln vertreibe ich die Bösen Gedanken aus meinem Kopf, steige aus der Dusche und trockne mich ab. 

 

Als ich in der Küche ankomme sitzt Logan am Esstisch mit Hunderten von Blättern vor sich.

''Was machst du da?'' Ich setze mich zu ihm und sehe mir die Blätter an.

''Mathe Tests korrigieren.'' lacht er. Mathe. Gott sei Dank bin ich kein Lehrer und muss mir das nach den Arbeiten auch nochmal ansehen.

Gerade will ich zu sprechen beginnen, als er aufblickt und mir direkt in die Augen sieht. Sein Blick ist irgendwie...ich weiß auch nicht. Irgendwie stechend.

''Geht's dir gut?''

Wieso fragt er das so plötzlich? Weiß er von meiner Mum?

''Ja...wieso nicht?'' Meine Stimme hört sich vorsichtig an.

''Gut. Dann wirst du auch in der Lage zu sein ein Paar von den Aufgaben hier zu machen!''

Was soll das denn jetzt? Erst fragt er ob es mir gut geht und jetzt schiebt er mir Aufgaben unter? Geht's ihm vielleicht nicht so gut?

''Ehm..und geht’s dir auch gut?''

''Ja...wieso nicht?'' Er grinst hinterhältig. Macht er mir jetzt nach oder wie?

''Das hab ich schon gesagt!''

''Ich merk das hier im Haus irgendetwas passiert ist. Dumm bin ich auch nicht. Tante Charlotte läuft ständig wie eine Furie durchs Haus und allgemein ist die Stimmung komisch. Wenn ihr es nicht erzählen wollt, Okay. Aber dann läuft es eben normal wie immer , weiter. Ich wollte dir eh schon länger die Aufgaben geben, also hopp!''

Hopp?! Bin ich denn ein Tier oder wie?

Schnaufend reiße ich ihm das Blatt aus der Hand, nehme ein Stift aus seinem Mäppchen und fange an die Aufgaben zu lösen.

Wieso muss der auch Lehrer sein? Kann der nicht was normales machen? Verkäufer oder so etwas? Naja wenn ich so überlege, macht hier niemand was ganz 'normales'.

Logan ist Lehrer, Austin Polizist und Blake ist Arzt. Alles schwierige Berufe. Als Lehrer und Arzt, meiner Meinung nach muss man schließlich alles wissen, oder? Und Polizisten brauchen ziemlich viel Mut.

 

 

Ich bin Gott froh als Blake nach Zehn Minuten die Treppen runter kommt und auf uns zu läuft.

''Logan ich kann die Aufgaben nicht mehr weiter machen, Blake und ich wollten was ess..''

''Nein nein, mach nur weiter, ich mach schon!'' Unterbricht Blake mich lachend. Sein Ernst jetzt?

Ich werfe ihm noch einen Bösen Blick zu und mache aber trotzdem weiter. Du willst mehr lernen Mary! Du wolltest mehr wissen!

Ich muss mich mehrmals innerlich ermahnen, nicht auf zuhören und den Stift weg zu schmeißen.

Wozu brauche ich das später mal?

Für gar nichts!

Ich schnaube immer wieder sauer auf. Sie sollen ruhig merken dass ich das nicht machen will. Kann der mir nicht irgendetwas in Englisch oder Geschichte oder so bringen? Das mochte ich früher schon. Aber nie Mathe!

 

''Schnauben bringt nichts Mary. Mach's einfach, nächstes mal bring ich was anderes mit, okay?''

''Jaja'' nuschele ich nur.

Ich werde warscheinlich nie kapieren wozu ich das später mal brauche, aber naja.

Ich schiebe ihm das Blatt zu und verschränke die Arme. Abwartend sehe ich ihn an, während er die Aufgaben durch sieht.

Keine Ahnung, ob sein Blick zufrieden aussieht weil ich vielleicht alles richtig habe oder ob er enttäuscht ist weil so gut wie nichts richtig ist. Sein Blick sagt irgendwie gar nichts.

 

Als er hoch blickt sieht er mir wieder direkt in die Augen. Ich fühl mich darunter echt unwohl. Aber plötzlich erscheint ein Lächeln auf seinem Gesicht.

''Alles richtig, nur zwei kleine Fehler.'' Er drückt mir das Blatt in die Hand und sammelt seine restlichen Arbeiten voll ein.

''Das reicht erst mal für heute. Blake, ich hoff du hast für mich mit gekocht?'' Logan steckt die Blätter in die Tasche auf dem Boden und streckt sich danach aus.

''Eigentlich nicht aber du kannst ja trotzdem was essen.'' lacht er.

 

Hoffentlich läuft das Essen diesmal normal ab. Ganz normal. Ohne dass jemand unerwartetes klingelt und nur schlechte Nachrichten dabei hat. Ein ganz normales Essen einfach.

 

Ich und Logan decken den Tisch während Blake das Chili würzt. Irgendwie sieht es total komisch aus. Nicht gerade anregend.

 

Aber ich hab falsch gedacht. Der scharfe Nachgeschmack ist ungewohnt, aber richtig gut. Blake warnt mich mehrmals nicht zu viel und zu schnell zu essen. Aber ich sehe keinen Grund, wieso nicht.

Ich will mir gerade noch mal nach schöpfen, als er mir meinen Teller weg nimmt. Was soll das denn jetzt?! Sonst will er immer dass ich mehr esse und dann so etwas?

''Okay genug. Mach dir lieber noch ein Sandwich oder so. Scharfes ist jetzt auch nicht das beste für's Baby!''

Ganz Toll. Jetzt darf ich schon auf Sachen verzichten, weil ich ein Baby bekomme. Ich reiße ihm den Teller aus der Hand, bringe ihn in die Spülmaschine und setze mich zu den Beiden wieder an den Tisch.

Auf ein Sandwich oder so hab ich jetzt gar keine Lust.

''Wo ist eigentlich Austin? Den sieht man ja gar nicht mehr?'' Normalerweise ist er doch immer irgendwo dabei oder?

Logan lacht laut auf.

''Der hat ein Anruf von seiner Sophie bekommen und ist kurzerhand ohne Bescheid zu sagen für sie los gefahren. Ich schätze die nächsten Tage werden wir nichts von ihm hören.''

Austin mag sie wohl wirklich. Sind die beiden schon zusammen? Wer weiß. Ich will sie auch mal kennen lernen. Sehen wie sie so ist.

Nachdem die beiden fertig mit essen sind, reden wir noch ein bisschen. Auch über das Thema Schule.

Logan sagt wenn ich mich wirklich anstrenge und täglich mit ihm lerne, kann ich in ein Paar Jahren bei der Abschlussprüfung in der örtlichen High School mit schreiben.

''Ich bin dort ja schließlich Lehrer und wenn ich ein bisschen mit den anderen Kollegen rede und sag dass du alles drauf hast, kannst du bestimmt an der Prüfung mit machen. Dann hättest du einen ganz normalen High School Abschluss wie alle anderen auch. Nur du musst dich wirklich anstrengen. Wir müssten täglich bestimmt Vier oder Fünf Stunden lernen dass du auch alles mit bekommst!''

Ich sehe ihn geschockt an. Fünf Stunden täglich? Aber andererseits denke ich, es muss sein. Ich will doch schließlich den Abschluss!

''Na gut. Es muss ja sein.'' lächele ich.

 

Ein Blick auf die Uhr verrät mir dass es mittlerweile schon Halb Neun abends ist.

''Ich geh dann mal Zähne putzen und leg mich ins Bett, ich bin ziemlich müde.''

''Gut ich komm gleich nochmal hoch, okay?''

Warum will Blake nochmal zu mir kommen? Ich spicke kurz zu Logan und sehe wie er sich ein Grinsen verkneift. Warum lacht der jetzt schon wieder?

''Ehm, ja okay.'' Ich lächele ihm leicht zu und verschwinde nach Oben.

 

Nach dem Zähne putzen bleibe ich vor dem Spiegel im Bad stehen und sehe mich nachdenklich an. Alle Blauen Flecke die ich am Anfang hatte sind verschwunden. Viele Narben kann man kaum noch erkennen. Nur noch die große an meinem Bauch. Ich ziehe mein T-Shirt hoch und streiche darüber. Immer noch so dick. Vielleicht kennt Blake eine Möglichkeit sie verschwinden zu lassen. Hoffentlich, weil Ich will sie nicht mehr haben. Sie erinnert mich viel zu sehr an den Keller. 

Ich zucke leicht zusammen als Blake plötzlich in der Tür steht und mir ein leises Hey zuflüstert.

''Was machst du da?'' Er kommt langsam auf mich zu, steht hinter mir und beobachtet mich im Spiegel.

''Ich seh mir die Narbe an. Hast du vielleicht eine Ahnung wie die weg geht? Ich will die einfach nicht mehr sehen.''

''Bist du dir sicher? Es gibt schon Möglichkeiten mit Lasern zum Beispiel, aber bist du dir da wirklich sicher?''

Ich nicke ihm ernst zu. Ich will die endlich los sein.

''Es bleibt noch viel Zeit um darüber zu reden. Und der Laser ist eigentlich gar nicht gut, wenn du schwanger bist. Du hast alle Zeit der Welt. Gewöhn dich erst mal an dein Baby, okay?''

''Okay'' flüstere ich.

Ich glaube so ganz versteht er mich nicht. Aber wie denn auch Mary? Du sagst ihm ja nicht dass sie dich an die Zeit erinnert. Und er hat so etwas niemals durch gemacht!

''Willst du dass ich heute Nacht hier bleibe?''

Ich nicke ihm sofort zu. So eine Nacht wie die letzte, will ich nicht noch einmal mit machen.

''Dann komm, leg dich ins Bett, ich geh mich noch schnell umziehen, okay?''

Er zieht mich ins Schlafzimmer drückt mich aufs Bett und verschwindet schnell nach draußen.

Wird das Herzklopfen, wenn er mich berührt, jemals weg gehen? Ich hoffe nicht. Niemals. Es ist einfach ein zu schönes Gefühl. Eins bei dem man Gänsehaut bekommt. Nicht vor Kälte oder Angst. Sondern vor Liebe.

Liebe.

Liebe ich Blake? Bin ich mir da wirklich sicher? Ich kenne ihn jetzt zwar schon ein Paar Wochen, aber ist das genug? Genug Zeit einen Menschen lieben zu lernen?

Ich glaube, ja.

Wieso sonst sollte mein Herz immer schnell und hart pochen wenn er mich nur ansieht? Wieso sollte mir immer heiß werden wenn er mich berührt? Wieso bekomme ich Gänsehaut und habe keine Angst vor ihm?

 

Bei den Gedanken schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen. Alles wäre so schön.

Mein nächster Gedanke lässt mein Lächeln sofort wieder verschwinden. Liebt Blake mich auch?

Kann er mich überhaupt lieben?

In fast Acht Tagen werde ich erst 18. Wenn uns jetzt jemand sehen würde, würde er sich strafbar machen!

Kann er mich in der kurzen Zeit schon lieben? Fühlt er das gleiche wie ich? Herzklopfen oder Gänsehaut?

Liebt er noch Ashley?

Nein!

Er hat Ashley schon lang nicht mehr geliebt, mach dich jetzt nicht verrückt Mary!

 

Ich schüttele wieder meinen Kopf um die Gedanken zu vertreiben und leg mich unter die Decke. Ich dreh mich auf die Seite und sehe zum Fenster raus. Es schneit schon wieder. Vielleicht könnten wir morgen mal in den Garten hinterm Haus.

Einen Schneebaum bauen wäre toll. Ich weiß dass das Erwachsene warscheinlich nicht mehr machen, aber ich konnte die letzten Jahre keinen mehr bauen. Ich will einfach.

 

Dann geht auch schon die Türe auf und Blake kommt lächelnd auf mein Bett zu. Er hebt die Decke und schiebt mich weiter nach vorne. Bevor ich weiß was er überhaupt vor hat, liegt er schon hinter mir und umschlingt mich mit seinen Armen.

Er küsst meine Schläfe und drückt mich einmal fest. Ich bin total eingeschlossen von ihm, aber es fühlt sich gut an.

Als ob keine Probleme der Welt zu mir durch dringen könnten. Wenn Er mich so gedrückt hat, habe ich geschrieen. Ich hab alles versucht von ihm weg zu kommen. Beißen, kratzen, schlagen. Aber nichts hat gebracht. Bis ich dann einfach abgedriftet bin, in meine eigene kleine Welt. Da war alles schön, ich war noch bei Mum. Ich bekam einfach nichts mit. Mir was alles egal. Sollte er doch machen.

 

Aber jetzt bin ich hier. Bei Blake. Nicht im Keller. Ich hoffe er wird bald gefunden. Die Gewissheit dass er dort draußen irgendwo noch ist und mich vielleicht beobachtet macht mich noch verrückt.

''Worüber denkst du nach?'' flüstert Blake.

''Über Ihn. Wo er wohl gerade ist und ob er mich beobachtet vielleicht. Wer weiß, ob er wieder im Garten steht.''

Er stützt mit einem Arm seinen Kopf ab und sieht mich von Oben an. ''Denkst du immer noch er war dort im Garten?''

''Blake, ich weiß doch was ich gesehen hab! Da waren Fußspuren an Stellen an denen ich gar nicht gestanden bin! Und wer von euch Jungs sollte um die Uhrzeit noch im Garten sein und unnötig rum laufen? Und ein Tier war es ganz sicher ni..''

Ich kann den Satz nicht mehr zu Ende sprechen. Blake küsst mich einfach ohne abzuwarten was ich noch zu sagen habe.

Warscheinlich will er nicht dass ich darüber nachdenke. Was ihm auch gelingt. Nach ein Paar Sekunden weiß ich nicht mehr worüber wir gerade noch gesprochen haben. Da ist nur noch er und sein Kuss.

 

Als wir voneinander ablassen um Luft zu holen, sehe ich ihn mit glasigen Augen an und streiche über seine Wange.

''Ich liebe dich!'' Es ist nur ein Hauchen. Vielleicht hat er es gar nicht gehört.

Mein Herz pocht unangenehm als er nichts sagt. Er lächelt leicht, streicht meine Haare weg und küsst mich wieder. Keine Antwort. Nur küssen.

Liebt er mich auch? War das ein Ja?

Wieso hab ich das überhaupt gesagt! Gott bin ich dumm! Heute ist gerade mal unser erster Tag zusammen und ich sage ihm ich liebe ihn?

''Lass uns schlafen, okay? Heute war anstrengend und du brauchst immer noch Ruhe. Denk an dein Baby!''

Ich muss wieder an das Baby denken. Das Baby braucht das, das Baby braucht dies. Ich lächele nur leicht zurück und drehe ihm den Rücken zu. Er schlingt seine Arme wieder um mich, wo durch mir wieder total heiß wird.

''In ein Paar Tagen fliegen wir nach Kanada. Ich werde morgen nach einem Flug sehen, okay?''

Ich nicke nur. Bei dem Gedanken in meinem alten Heimatort zu sein kommt Aufregung hoch. Werde ich Leute von früher sehen? Werden sie mich noch kennen? Fragen stellen?

Außerdem wäre es mein erster Flug. Wie wird er wohl?

Mit dem Gedanken an meine Mum und Fort St. John schlafe ich endlich ein.

 

Leider war die Nacht nicht so schön wie ich mir vorgestellt habe. Ich hatte keine Albträume, worüber ich ziemlich froh war. Aber das war es nicht.

Es war mein Bauch. Die ganze Nacht durch hat er komische Geräusche von sich gegeben und tat weh. Mir war schlecht wie schon lange nicht mehr.

Blake ist öfters extra aufgestanden und hat mir neue Wärmflaschen gebracht, aber gar nichts half! Nichts! Ich hab ihn öfters sogar angebettelt mir irgendetwas zu geben dass es aufhört. Aber die einzige Antwort war immer, er will mir nichts geben wegen dem Baby.

Wieder das Baby. Ich darf nichts machen wegen dem Baby. Ich darf nicht mal was nehmen dass es mir besser geht. Wegen dem Baby!

Alles nur wegen diesem Ding in meinem Bauch.

''Bitte Blake! Mach irgendwas! Mein Bauch fähr gerade Achterbahn mit 1000 von Loopings!''

''Wirklich tolle Beschreibung!'' lacht er. ''Aber ernsthaft Mary, ich kann dir nichts geben und ich hab auch gar nichts da! Wenn dann müssten wir jetzt ins Krankenhaus fahren, die können dir was geben.''

Oh Gott, nein! Dann halt ich es lieber aus. Ich will die nächste Zeit kein Krankenhaus von innen sehen!

Schnell schüttele ich meinen Kopf und drücke mein Gesicht ins Kissen. Ich spüre wie er die Wärmflasche wieder vorsichtig an meinen Bauch legt und darüber streicht.

Irgendwann in den frühen Morgenstunden bin ich dann doch nochmal eingeschlafen.

 

 

Blinzelnd schlage ich meine Augen auf und sehe als erstes zum Fenster. Durch den kleinen Spalt vom Vorhang kann ich sehen wie es schon wieder schneit. Ziemlich viel und heftig sogar. Die Bäume und der Rasen im Garten sind komplett weiß. Nur vereinzelt kann man einen grünen Zweig an einem der Bäume sehen. Der Wind muss wohl auch ziemlich heftig sein. Die Baumwipfel schwenken gefährlich hin und her und sehen aus als ob sie gleich umfliegen würden.

Langsam und leise drehe ich mich unter der warmen Bettdecke wieder um und sehe Blake ins Gesicht. Sein Mund ist leicht geöffnet und er schnarcht ganz leise vor sich hin. Die Arme hat er hinter seinem Kopf verschränkt. Wie kann man denn so schlafen? Das sieht nicht mal annähernd bequem aus! Also wenn der nachher keine Nackenschmerzen hat, weiß ich auch nicht.

Das Bauchweh und das komische Gefühl in meinem Bauch von heute Nacht sind weg. Wie als wenn es gar nicht da gewesen wäre. Eher hab ich Hunger irgendwie.

Leise schlage ich die Bettdecke zurück und schleiche ins Bad. Ich hab eigentlich erwartet dass der Boden ziemlich kalt sein müsste, vor allem weil ich barfuß bin, aber im Gegenteil. Die Wärme die von den Fliesen aus geht, ist wirklich ungewohnt. Ich glaub jeder hat eine Heizung. Aber eine im Boden? Wie kommt die da überhaupt rein? Aber andererseits, ist es total cool! Man müsste sich nicht einmal Socken anziehen und man hat trotzdem warme Füße! Ich ziehe die Türe leise hinter mir zu und geh zum Waschbecken. Diesmal sehe ich wenigstens nicht wie eine Leiche aus. Keine Augenringe und nicht mehr ganz so bleich. Ich wasche zuerst mein Gesicht und greife mir danach meine Zahnbürste. Der Boden ist so schön angenehm warm dass ich kurzum beschließe auf dem Boden meine Zähne zu putzen. Schnell streife ich noch Zahnpasta drauf, lege mich vorsichtig auf den Rücken und starre die Decke an.

Während dem putzen will ich gar nicht darüber nachdenken, was Blake jetzt von mir hält. Ich hab ihm gesagt ich liebe ihn. Und er hat nur zurück gelächelt. Kein ‘ich liebe dich‘ zurück. Nur dieses verdammte Lächeln. Was soll mir das schon sagen? Liebt er mich auch oder nicht? Ich seufzte laut und drehe meinen Kopf weiter nach hinten. Als ich plötzlich Blake in der Tür stehen sehe verschlucke ich mich vor Schreck an der Zahnpasta. Ich weiß wirklich nicht ob ich wie er Grinsen oder das Gesicht verziehen soll, weil die Zahnpasta im Hals so eklig schmeckt.

''Was machst du denn da?'' lacht er und zieht mich an den Händen nach Oben. Ich huste immer noch und versuche den ekligen Geschmack aus meinem Hals zu bekommen, aber keine Chance. Der sitzt da fest. Blake reicht mir einen der Zahnputzbecher mit Wasser gefüllt, was ich dankend schnell trinke.

‘‘Willst du mir vielleicht auch erklären wieso du beim Zähne putzen auf dem Boden liegst?'' Er hat immer noch das blöde Grinsen im Gesicht. Ich wasche mir extra lange nochmal das Gesicht. Was soll ich ihm schon sagen?

''Naja weil's eben schön warm war und..und ich weiß auch nicht.'' Ich trockne mein Gesicht wieder extra langsam ab, nur dass ich ihn nicht angucken muss.

''Ich hab das früher auch manchmal gemacht!'' lacht er. Sein Ernst jetzt? Ich hab gedacht er lacht mich aus weil ich Zähne putzend auf dem Boden lag und jetzt erklärt er mir dass er das früher auch gemacht hat?

''Wieso hast du das nicht gleich gesagt? Ich hab gedacht du lachst mich aus!''

''Ich wollte deine Antwort eben abwarten. Ich würde dich nie aus lachen, wirklich!'' Obwohl er immer noch ein leichtes Lachen im Gesicht hat, glaube ich ihm. Es würde sonst gar nicht zu ihm passen.

''Hast du Hunger?''

''Ja ziemlich sogar.'' nicke ich.

''Gut, geh schon mal runter, ich komm gleich nach okay?''

Ich lächele ihm zu, gebe ihm schnell einen Kuss auf die Wange und verschwinde nach draußen.

Wange?! Gott Mary! Wieso hast du ihn nicht auf den Mund geküsst? Du bist kein Baby mehr!

Erst sagst du ihm du liebst ihn und dann? Küsst du ihn nicht mal auf den Mund. Gut Gemacht Mary.

Was soll der nur von dir denken?!

Schnell schüttele ich meinen Kopf und gehe die Treppen nach Unten. Das ist Blake! Er würde mich nie für irgendetwas zu Blöd halten. Denke ich zumindest. Hoffe ich.

 

In der Küche angekommen, will ich lieber wieder sofort umdrehen. Blake's Mum steht da, trinkt Kaffee und sieht in irgendeine Zeitschrift.

Reiß dich zusammen Mary!

''Guten Morgen!'' lächele ich leicht.

''Guten Morgen.'' Ihr Gesicht bleibt wie immer. Keine Regung. Kalt.

Was mach ich jetzt? Soll ich mit ihr reden? Oder einfach weg gehen?

Langsam gehe ich auf den Kühlschrank zu und sehe hinein. Die Milch bringt mich auf Cornflakes. Aber für Cornflakes brauche ich eine Schüssel. Tja und die sind genau in dem Schrank, vor dem Blake's Mum steht.

Das restliche Zeug was hier im Kühlschrank steht, kenne ich nicht mal oder muss man kochen. Und vom kochen halte ich mich in nächster Zeit erst mal fern.

Ich nehme die Milch raus, stelle die Cornflakes daneben und sehe unentschlossen zu seiner Mum. Soll ich einfach neben sie stehen und fragen ob ich dort mal hin kann? Oder warten bis sie von selbst geht?

Ich zucke zusammen als sie plötzlich die Tasse in die Spüle förmlich knallt, die Zeitung in den Müll schmeißt, ihre Handtasche packt und aus der Tür verschwindet. Dann höre ich die Haustüre knallen. Nicht einmal Tschüss hat sie gesagt. Kein Wort.

Hasst sie mich so arg dass sie nicht einmal ein Wort für mich übrig hat?

Wie soll dass noch funktionieren? Wie lang müssen wir hier überhaupt noch bleiben? Ich hoffe nicht mehr lange.

 

Schnell mache ich mir noch die Cornflakes und setze mich an den Esstisch.

Als Blake endlich runter kommt, bin ich schon fast fertig mit essen. Was hat er solang gemacht? Seine Haare sind noch leicht nass, aber solang duscht man doch nicht, oder?

''Ich hab noch schnell im Internet nach einem Flug gesehen. Morgen Abend um Sieben müssen wir schon am Flughafen sein. In eurem Ort gibt es eine kleine Pension die ich mal für Vier Tage gebucht hab, in Ordnung?''

Ich nicke ihm mit vollem Mund zu. Mein Herz pocht schneller, als ich daran denke wieder zurück zu kehren. Nach fast Zehn Jahren gehe ich wieder nach Hause. Wird noch alles wie früher sein? Werden die gleichen Leute noch dort sein?

Ich werde meine Mum beerdigen. Ich hab doch keine Ahnung wie man so etwas macht! Kommen auch andere Leute oder sind wir alleine mit ihr? Die Leute werden doch auch Fragen stellen!

Und noch immer ist nicht geklärt wer sie getötet hat. Und warum.

 

Jetzt ist mir wirklich der Appetit vergangen. Die letzten Paar Löffel in der Schüssel krieg ich einfach nicht mehr runter.

''Aufgeregt?''

''Ziemlich. Ich hab Angst was die Leute denken werden. Ich bin fast Zehn Jahre ohne ein Wort zu sagen verschwunden und dann tauch ich plötzlich wieder bei der Beerdigung meiner Mum auf ,die ebenfalls kurz nach mir verschwunden ist.''

Er kommt zu mir rüber und kniet sich vor mich.

''Du kannst nichts dafür Mary! Lass doch die Leute reden! Du warst diejenige die zu mir gesagt hat ich soll nicht drauf hören wenn Ashley Gerüchte erzählen wird. Warscheinlich wird gerade in diesem Moment über mich geredet, aber es ist mir mittlerweile wirklich egal. Wer weiß, vielleicht wirst du ein paar Freunde von früher sogar sehen, hm?''

Bei dem Gedanken meine frühere beste Freundin Caroline zu sehen, wird mir ganz warm ums Herz. Es wäre wirklich schön sie zu sehen. Überhaupt jemanden zu sehen den ich von früher noch kenne. ''Ja du hast warscheinlich Recht. Denkst du Austin kann mir einen Gefallen machen? Ich würde gern Tante Linda und Onkel Ben finden und sie bei der Beerdigung dabei haben. Tante Linda ist..war schließlich ihre Schwester und ich würde sie auch gern mal wieder sehen. Denkst du er kriegt das hin?''

''Klar, ich kann dir seine Nummer geben und du fragst ihn einfach mal. Aber ich denke es dürfte kein Problem sein.''

''Wann ist die Beerdigung überhaupt? Und wie läuft das ab?''

''Deine Mum wird heute Abend schon nach Kanada eingeflogen. Ein oder Zwei Tage später sollte die Beerdigung sein. Ich werd nachher dort noch anrufen und fragen wann und wo genau. Mach dir keine Sorgen.''

''Okay.'' lächele ich leicht. ''Kannst du mir dann schnell die Nummer geben?''

 

Zehn Minuten später kann ich schon wieder auflegen. Austin war irgendwie total außer Puste und wollte mich glaub schnell wieder los werden. Er hat zu allem nur ja gesagt und er würde sich gleich darum kümmern. Ich glaube mein 'Bye' hat er nicht mal mehr gehört.

 

''Was war dem mit dem los?'' lache ich.

''Was meinst du?'' fragt Blake kauend. Während ich mit Austin telefoniert habe, hat er sich schon das Dritte Sandwich gemacht.

''Ich weiß auch nicht, irgendwie war er total außer Atem und hat zu allem Ja und Amen gesagt.Ich glaube er wollte mich ganz schnell wieder los werden!''

Mitten in meinem Satz verschluckt sich Blake an seinem Sandwich. Ich will ihm schon auf den Rücken klopfen, bis ich sehe wie er plötzlich anfängt zu lachen.

''Was lachst du denn jetzt so?'' Irgendwie kapier ich jetzt wirklich gar nichts mehr.

''Nichts schon gut, lass uns nach Unten gehen!'' Er drückt mir einen Kuss auf den Kopf, nimmt mich an die Hand und zieht mich nach Oben.

''Hä?'' frage ich ganz schlau.

''Was willst du denn jetzt Unten? Und warum gehen wir dann zu erst nach Oben?''

''Na zuerst ziehen wir uns Oben um und danach trainieren wir Unten, ganz einfach!'' grinst er. ''Wir machen auch langsam, du hast gerade erst gegessen.''

''Jaja, dein langsam und vorsichtig kenne ich bereits.'' nuschele ich.

 

Oben im Zimmer angekommen ziehe ich mir nur eine andere Jogginghose an. Das T-shirt lass ich einfach an.

''Nehm deinen Bikini auch mit!''

Schwimmen. Juhu. Meine Begeisterung hält sich wirklich in Grenzen.

 

30 Minuten später, bin ich wirklich erstaunt. Gut es war anstrengend und ich bin auch ins Schwitzen geraten, aber nicht mehr so wie in den letzten Tagen. Es fühlt sich einfacher an. Trotzdem bin ich Gott froh, als er sagt wir hören auf.

 

 

''Leg dich vorsichtig auf den Rücken. Streck deine Arme und Beine von dir und lass sie so. Lass dich vom Wasser treiben.'' sagt Blake zu mir als wir uns umgezogen haben und in den Pool springen.

Ich sehe zu ihm wie er schon auf dem Rücken liegt und nach Oben sieht. Als ich auch auf dem Rücken liege und mich treiben lasse, fühlt es sich an wie auf einer Wolke zu schweben. Schwerelos.

 

Ich muss an unseren ersten Kuss denken. Als ich nicht wusste was ich machen sollte. Wie ich reagieren sollte. Die Gefühle waren neu.

Im Prinzip weiß ich jetzt noch nicht wirklich, was ich machen soll wenn er mich küsst. Irgendwie passiert alles automatisch.

Es fühlt sich einf...

''Hey, träumst du?'' Erst jetzt merke ich dass ich die Augen geschlossen habe. Blake steht vor mir im Wasser und sieht auf mich runter.

Er legt die Arme um mich und zieht mich nach Oben an seinen Körper.

''Darf ich erfahren von was du geträumt hast? Du hast gelächelt!''

''Ich...als du mich hier geküsst hast und wie ich mich gefühlt hab..'' Ich lehne meinen Kopf an seine Brust und sehe die Steinwand an.

Wieso kann ich ihm eigentlich nicht in die Augen sehen wenn wir über so etwas sprechen?

''Und wie hast du dich dabei gefühlt?'' flüstert er.

''Gut...Mir...mir ist warm geworden und mein Bauch hat gekribbelt.'' Jetzt flüstern wir beide nur noch.

''Keine Angst gehabt?''

''Ich..am Anfang wusste ich nicht wie ich reagieren soll. Irgendwie hat es mich zuerst an Ihn erinnert und es war alles neu, aber als du mich dann geküsst hast, war alles weg. Da warst nur noch du.''

Ein großes Lächeln breitet sich in seinem Gesicht aus und er kommt immer näher. Als sein Mund auf meinen trifft, fängt mein ganzer Körper an zu kribbeln.

Gänsehaut bildet sich auf meinem Körper, aber nicht weil mir Kalt ist. Eher wird mir immer wärmer.

Wieder ist es als hätte ich keine Kontrolle über meinen Körper als ich die Arme um seinen Nacken lege und meine Finger langsam darüber streichen.

Ich kann einfach keinen klaren Gedanken fassen wenn er mich so küsst.

Als seine Zunge plötzlich an meine Lippen stoßt zucke ich erst zusammen. Wieder ein neues und ungewohntes Gefühl.

Aber es fühlt sich trotzdem gut an, als ich meinen Mund öffne und mitmache. Mein Herz klopft unglaublich schnell und ich glaube mein Bauch explodiert wieder gerade in diesem Moment.

Wie kann man so viel auf einmal spüren?

 

Der Rest des Tages verläuft eigentlich ganz normal.

Nach dem Schwimmen, bringt Logan mir wieder Aufgaben. Ich bin heil froh, als ich sehe dass es kein Mathe ist, sondern Englisch was mir viel lieber ist.

Danach spiele ich noch ein bisschen mit Emely und packe anschließend mit Blake meinen Koffer.

Erst jetzt fällt mir auf dass ich in Kanada 18 werde. Vielleicht wird das der erste Geburtstag seit Jahren, den ich feier.

Vier Tage noch, dann bin ich 18. Es hört sich wirklich komisch an wenn ich das sage, wenn ich nicht einmal meinen 10. Geburtstag oder so gefeiert habe.

 

Ich weiß dass dann niemand mehr etwas sagen kann, ich wäre zu jung für Blake. Dann bin ich 18 und darf vom Gesetz her mit ihm zusammen sein. Mum hat mir sowas mal erzählt.

 

Als ich schon im Bett liege kommt Blake in seiner Pyjama Hose rein und legt sich zu mir unter die Decke.

''Bist du aufgeregt?''

''Ja, ziemlich. Auf den Flug, auf die Beerdigung und auf die Leute vor allem.''

''Austin hat dir vorläufige Papiere besorgt dass wir überhaupt einreisen können. In ein Paar Wochen bekommst du deinen richtigen Pass. Den Pfarrer in deiner alten Stadt hab ich auch erreicht und alles geklärt. Er war wirklich geschockt als ich deinen Namen und den deiner Mutter genannt habe. In Zwei Tagen um Zehn Uhr Morgens auf dem Friedhof. Er hat gesagt er will eine Todesanzeige in die Zeitung stellen dass alte Nachbarn und Freunde es auch mit bekommen und kommen können. Ist dir das recht?''

''Ja ich freue mich, alle wieder zu sehen, aber ich hab auch Angst was sie denken werden. Das sie unangenehme Fragen stellen werden. Ich mein wissen sie dass ich entführt worden bin? Und was wenn einer bemerkt dass ich Schwanger bin?''

''Mach dir keine Gedanken, alles wird gut, du wirst schon sehen! Und man sieht es dir wirklich überhaupt gar nicht an, dass du bald ein Kind bekommst°''

Er zieht mich in seine Arme und krault meinen Nacken. Bei seiner Berührung bekomme ich schon wieder eine Gänsehaut.

''Kann ich dir noch eine Frage stellen?''

''Klar?'' er sieht mich fragend an.

''Hast du heute Nacken Schmerzen gehabt als du aufgewacht bist?'' grinse ich ihn an.

''Nein wieso sollte ich?'' Seine Augenbrauen wandern nach Oben.

''Weil du total verdreht geschlafen hast , das sah nicht mal annähernd bequem aus!'' lache ich.

''Lass mich gefälligst schlafen wie ich will!'' lacht er und drückt mir einen Kuss auf den Mund.

''Schlaf jetzt!''

Schon kurze Zeit später, schlafe ich ein.  

 

 

 

Als ich die Augen öffne, fällt mein erster Blick neben mich auf die Matratze. Die leer ist. Ich lasse meine Hand über das Laken gleiten. Es ist schon kalt, was heißen muss er ist schon länger weg.

Die kleine Uhr auf meinem Nachttisch zeigt mir an dass es Acht Uhr ist. Was macht er denn schon so früh wach?

 

Langsam lasse ich meine Beine das Bett runter baumeln. Die Heizungen sind wieder an. Es ist warm, wie immer. Überhaupt keine Kälte.

Weil ich strikt gesagt zu faul bin, extra auf zu stehen um dem Vorhang zu öffnen, drehe ich mich auf die Seite und ziehe ihn mit meinen Füßen auf.

Dahinter ist wie die letzten Tage alles in Weiß. Der Himmel sieht trüb aus und Schneeflocken wehen umher.

 

Morgen ist es soweit. Ich werd meine Mum beerdigen. Einerseits will ich wieder alle sehen. Andererseits auch gar keinen, wegen den Fragen. Ich weiß dass sie fragen werden. Wo war ich? Was ist mit Mum passiert? Wer ist Blake? Wieso bin ich nicht zurück gekommen?

Und was soll ich darauf antworten? Keine Ahnung. Gar keine.

Seufzend richte ich mich auf und trotte gähnend ins Bad. Irgendwie bin ich noch gar nicht richtig ausgeschlafen.

 

Nachdem ich meine Zähne geputzt habe und mein Gesicht gewaschen hab, zieh ich mir eine Jeans und einen dicken roten Pullover an.

Als ich die Treppen nach Unten laufe, ist es wie immer total still hier. Ich mag die Stille nicht.

Viel zu unheimlich.

Die letzten Jahre waren manchmal nur still. Da war kein Geräusch. Gar nichts. Bis Er kam.

Aber andererseits genieße ich sie auch, die Stille. Keiner der etwas von dir verlangt, niemand da, der dich zu etwas zwingt.

 

Als ich meinen Kopf schüttele um wieder klar zu denken, höre ich leise Stimmen aus der Küche. Die Erste Stimme erkenne ich sofort. Blake.

Die Zweite nach kurzer Zeit unglücklicherweise auch. Seine Mum. Worüber reden die? Soll ich rein gehen? Dann würden sie warscheinlich aufhören zu reden.

Als meine Neugier siegt und ich mich auf die letzte Treppenstufe setze, höre ich gespannt zu.

 

''Das ist verdammt nochmal meine Sache!''

''Nein ist es nicht Blake! Denk an dein Erbe! Es war mit Ashley so ausgemacht! Verlobung, Hochzeit, Enkelkinder, Erbe!''

''Hörst du dir überhaupt selbst zu? Mit Ashley ausgemacht! Mit Ashley! Verdammt nochmal nicht mit mir! Ich Scheiß auf das Erbe! Ich bin dein Sohn! Du solltest eigentlich meine Entscheidungen unterstützen! Ich hab noch nie etwas gemacht dass dich enttäuscht hat , oder? Ich hab studiert, ich war Jahrgangsbester, ich bin Arzt geworden! Was willst du noch von mir? Ich bin 25, keine Elf mehr! Du kannst mir schon lang keine Vorschriften mehr machen! Ich frag mich wieso ich überhaupt auf dich gehört hab?''

 

Ich hab Blake noch nie so sauer erlebt. Gut, ich kenn ihn ja jetzt auch noch nicht so lang, aber noch nie hab ich ihn so erlebt.

 

''Blake rede gefälligst anders mit mir! Ich dachte du liebst Ashley! Ihr habt immer so glücklich ausgesehen und dann taucht dieses Mädchen hier auf und alles auf einmal für um sonst? Was ist passiert mit dir? Und ich hab nie gesagt dass ich nicht stolz auf dich bin! Ich bin stolz auf dich, mächtig stolz sogar! Nur ich versteh dich einfach nicht!''

 

 

''Du verstehst mich also nicht? Wie wärs wenn du mich vielleicht einfach mal gefragt hättest! Eine kleine Frage hätte genügt und ich hätte dir alles erzählt! Hast du auch nur die geringste Ahnung wie die wirklich drauf ist? Wenn sie mich doch soo sehr liebt, wie sie dir immer erzählt, wieso vögelt sie dann jede Woche einen anderen? Wieso läuft sie wie eine Schlampe herum und spielt in deiner Gegenwart die brave Schwiegertochter? Sag mir warum?''

 

Stille. Wieso sprechen die denn jetzt nicht mehr? Es hört sich wirklich komisch an wenn Blake solche Wörter in den Mund nimmt.

 

''Ist das die Wahrheit? Oder lügst du mich etwa nur an wegen diesem Mädchen?''

''Herr Gott, ihr Name ist Mary! Und ja, es ist wahr! Du kannst mir ruhig glauben! Ich versteh sowieso nicht, wieso du so scheiße zu Mary bist. Hat sie dir nur ein einziges Mal etwas getan? Irgendetwas gesagt? Ich glaube kaum. Also warum?''

 

Blake hört sich am Schluss...irgendwie ausgelaugt an. Als hätte er keine Kraft mehr für das Gespräch.

 

''Ich dachte...Ich dachte einfach dass sie die Beziehung zu dir und Ashley kaputt gemacht hat. Sie ist so plötzlich aufgetaucht, ich weiß überhaupt nichts von ihr und sie spricht nicht mal wirklich. Seit sie hier ist, war Ashley nur noch hier zum Probleme erzählen! Du hättest dich mehr um dieses Mäd...um Mary gekümmert als um Sie. Du hättest nichts mehr mit ihr unternommen und liebst sie nicht mehr.''

 

''Du wunderst dich auch noch dass sie nicht mit dir spricht? Selbst ich hätte als Fremder Angst dich anzusprechen! Und dass ich mich mehr um Mary als um Ashley gekümmert habe, hatte seine Gründe. Und tut mir Leid, wenn ich nicht mit Ihr und Ihren Besten Freundinnen shoppen gehen möchte. Wer hat da schon Lust drauf mit denen? Selbst du würdest warscheinlich nicht mit, wenn du die Freunde kennen würdest. Warscheinlich würde das keiner für Geld machen.''

 

Wieder tritt die komische Stille ein. Sind die Beiden überhaupt noch da? Wenn Blake jetzt gleich um die Ecke kommt und mich auf der Treppe sitzen sieht, was mach ich dann? Sagen ich hab euch eben mal belauscht weil ich wissen will was du so mit deiner Mutter redest? Ob ihr über mich redet?

 

''Ich fliege übrigens Heute Abend noch mit Mary nach Kanada für ein Paar Tage. Wollte nur dass du Bescheid weißt.'' unterbricht er die Stille.

Ist Blake verrückt? Er kann ihr das doch nicht sagen als wäre es gar nichts? Als wäre es war völlig normales für ihn mal eben weg zu fliegen?!

 

''Du...du fliegst Heute Abend noch mit ihr nach Kanada? Warum? Und warum hab ich vorher nichts davon erfahren?!''

Oh oh. Ihre Stimme ist jetzt total leise.

 

''Wann hätte ich es dir denn erzählen sollen?! Du hast dich ja lieber mit Ashley getroffen und warst dann auf mich sauer. Nicht mein Problem.''

 

''Hör zu, es tut mir Leid, ich kann mich eben auch mal irren. Wieso sollte ich denn etwas anderes glauben? Mary taucht hier auf und alles läuft zwischen euch schle...''

 

''Nein, verdammt es lief davor schon viel schlechter! Hör auf so etwas zu sagen! Es lief noch nie wirklich perfekt. Es lief gut, ja, aber nie perfekt, wie ich es mir gewünscht hätte. Nicht mal ein Paar Wochen hat es gedauert bis Ashley sich so entwickelt hat! Lass...lass das Thema einfach ruhen okay? Ich hab da echt keine Lust mehr drauf.''

 

 

Ich hab mich geirrt. Jetzt erst hört er sich wirklich ausgelaugt an.

''Blake ich liebe Dich und ich mache mir doch nur Sorgen! Es tut mir wirklich Leid dass ich mehr auf Ashley gehört habe als auf dich, wirklich! Bitte, sei nicht mehr sauer auf mich.''

 

Okay, mit so einer Stimme hab ich seine Mum noch nie gehört. So weich und...Nett. Hätte nicht gedacht dass die mal Nett sein kann.

Wird sie in Zukunft auch anders zu mir sein? Oder gleich bleiben?

 

Vielleicht sollte ich mal wieder nach Oben gehen. Oder zu beiden rein laufen? Was jetzt?

Ich beschließe nach Oben zu gehen und mein restliches Zeug zu packen. Mein Bauch kribbelt unangenehm. Ich hab Schuldgefühle weil ich die Beiden belauscht habe. Toll Mary, hättest du dir vielleicht davor überlegen müssen.

 

Als ich die restlichen Sachen aus dem Bett in den Koffer gepackt habe, setze ich mich aufs Bett und warte gespannt bis Blake wieder kommt.

Meine Hände werden schwitzig, wenn ich dran denke dass ich ihm gleich sage, ich habe ihn belauscht. Wird er sauer sein? Will er vielleicht sogar nichts mehr mit mir zu tun haben weil ich einfach Gespräche belausche? Vielleicht geht er nicht mit nach Kanada? Ich werde ihm egal?

Die schlimmsten Dinge schwirren durch meinen Kopf. Was wenn?

Stop! Rufe ich mir in Gedanken zu.

Stop, stop, stop! Blake würde mich niemals wegen so etwas gehen lassen. Oder doch? Nein!

Mitten in meinen Gedanken steht Blake plötzlich in der Tür und lächelt mich an.

''Hey, du bist ja schon wach. Ich wollte dich eigentlich noch ausschlafen lassen.''

''Hey...Ich konnte nicht mehr einschlafen und...und du warst nicht mehr da.''

Hör auf zu stottern! Du kannst normal sprechen!

Er schließt die Türe und setzt sich neben mich aufs Bett. ''Was ist los?'' fragt er leise.

Sags ihm! Jetzt!

''Ich..ich hab euch belauscht.'' flüstere ich. Oh Gott, bitte hast du das jetzt überhört. Bitte.

''Wen? Mich? Wann?''

Warum hört der sich jetzt nicht sauer an? Oder überhaupt anders an?

''Naja..dich und deine Mum vorher...Das...das war auch wirklich keine Absicht, ich wollte dich eigentlich nur suchen aber dann hab ich dich und deine Mum gehört und dann wusste ich nicht was ich machen soll und dann hab ich gehört wie ihr über mich redet und dann hab ich mich einfach auf eine Treppenstufe gesetzt und zugehört und jetzt hab ich ein schlechtes Gewi...''

''Gott, Mary hol Luft während du redest!'' lacht er.

Er lacht? Er lacht! Er ist nicht sauer! So sieht er zumindest aus.

Erst jetzt fällt mir auf dass ich wirklich ohne Punkt und Komma geredet habe und ich tief Luft holen muss.

''Tut mir Leid!'' atme ich laut aus.

''Muss es nicht. Ehrlich gesagt ist es gut so. Jetzt weißt du wenigstens dass meine Mutter nicht durch und durch schlecht ist. Nur Fremden gegenüber war sie schon immer so, dich trifft keine Schuld!''

''Aber warum ist sie so? Ich hab ihr doch gar nichts getan.'' Irgendwie ist das alles total nieder schmetternd. Es fühlt sich wirklich nicht gut an, eine Person zu kennen, die einen aber trotzdem nicht liebt. Schön, sie muss mich ja nicht gleich lieben, aber wenigstens akzeptieren.

 

Fällt ihr das denn so schwer?

''Mach dir einfach keine Gedanken, das wird schon noch!'' lächelt er.

Er hat ja leicht reden, er muss seine Mum ja nicht überreden ihn zu lieben. Ich lächele einfach leicht zurück.

''Hast du deine restlichen Sachen schon gepackt?''

''Ja vorhin, ich glaube ich hab alles. Es kann los gehen.''

''Wir haben aber noch fast Sechs Stunden bevor wir los müssen.''

So lange noch? Na super.

''Ich hätte da so eine kleine Idee mit der wir Zeit tot schlagen könnten.'' grinst er.

Bevor ich zu einer Antwort ansetzen kann, liegen seine Lippen schon auf meinen. Er drückt mich sanft nach hinten aufs Bett, ohne seine Lippen von meinen zu nehmen.

Wieder wird mir so schrecklich heiß und mein ganzer Körper kribbelt.

Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich ihn meinen Freund nennen kann. Aber kann ich das wirklich?

Ich entscheide für mich selbst, dass ich das einfach kann. Blake ist mein Freund. Basta.

 

 

 

''Hey, aufwachen! Wir landen demnächst.'' Ich spüre weiche Lippen an meiner Schläfe. Leicht blinzele ich gegen das Licht das von der Flugzeugdecke auf uns runter scheint.

Wir landen bald? Ohne Blake einen Blick zuzuwenden reiße ich die Jalousie nach Oben und sehe hinaus. Aber Enttäuschung trifft mich als ich nichts außer Schwärze entdecke. Kein Licht in Sicht.

''Ich dachte wir landen demnächst?'' will ich wissen.

''Ca. in einer Stunde. Ich dachte du willst erst richtig wach werden und dich vielleicht noch frisch machen, tut mir Leid.''

Tief atme ich aus. Er meint es doch nur gut. Ich strecke mich nach Oben, küsse seinen Mundwinkel und lächele ihn an.

Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter und denke nach, während er in irgendeinem Medizin Buch liest. Weiß auch nicht was er daran interessant findet.

Ich muss an die Verabschiedung zu Hause denken. Seine Mum hat mir die Hand geschüttelt und sogar ein 'Auf Wiedersehen' heraus gebracht. Danach als wir im Auto zum Flughafen saßen, bekam ich mein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Vielleicht mag sie mich ja doch noch. Wer weiß.

Logan ist gefahren und ist mit dem Auto anschließend wieder nach Hause und hat mit uns am Flughafen gewartet, bis unser Flug aufgerufen wurde. Er hat mich ziemlich lange im Arm gehalten.

Ich glaube er wird uns vermissen. Er muss alleine mit Charlotte und Will daheim bleiben, Austin ist bei Anna für wer weiß wie lange und in sein eigenes Zu Hause darf er glaube ich noch nicht. Oder?

 

''Blake?''

''Hm?'' Als ich sehe wie vertieft er in seinem Buch ist, muss ich lächeln. Heute Morgen als ich sie belauscht habe, hat Blake gesagt er wäre Jahrgangsbester. Und naja...Im Gegensatz zu ihm bin ich schon regelrecht Blöd. Was weiß ich schon von der Welt? Gar nichts. Außer meiner alten Straße in der ich gewohnt hab und einem dreckigem Kellerloch, kenne ich nichts.

Und Blake kennt warscheinlich schon die Halbe Welt.

''Mary du wolltest mich was fragen?'' Erst jetzt bemerke ich wie Blake belustigt vor meinem Gesicht herum wedelt.

''Ehm..ja. Wann können wir eigentlich wieder nach Hause? Also ich mein in dein eigenes, nicht zu deinen Eltern.''

Sein Lächeln erstirbt augenblicklich nach meiner Frage.

''Das dauert noch. Freust du dich eigentlich die anderen aus deiner Stadt wieder zu sehen?''

Was ist das denn jetzt für ein Thema Wechsel?

''Natürlich freue ich mich, aber ich hab auch Angst.'' gestehe ich leise.

''Warum Angst?''

''Du weißt ganz genau warum!''

''Mary, die Schwangerschaft sieht man dir noch gar nicht richtig an! Du ziehst einfach einen Pulli an der etwas weiter ist und fertig. Niemand wird über dich reden!''

 

Der hat ja leicht reden. Er muss da ja nicht wirklich durch.

Als ich mich von ihm weg drehe, reiße ich überrascht meine Augen auf. Direkt unter uns tauchen plötzlich tausende von Lichtern auf.

Ohne mich zu Blake zu drehen, rüttele ich ihn an seinem Ärmel und rufe ihm begeistert zu dass endlich Licht zu sehen ist.

 

''Hey, schon gut, ich seh es ja!'' lacht er. Ich glaube er lacht darüber dass ich so begeistert bin. Mein Magen fängt an zu kribbeln und meine Hände werden schwitzig. Ich bin Daheim. Naja noch nicht ganz. Aber fast. Daheim.

Ich lasse das Wort auf meiner Zunge zergehen. Es fühlt sich an, als hätte sich nichts geändert. Ich bin immer noch Daheim bei Mum. In unserem kleinen Haus.

Ich spiele mit Caroline auf der Straße. Wir lästern über Cathy unsere blöde Klassenkameradin ab.

 

Ein starker Ruck des Flugzeuges reißt mich aus den Gedanken. Ich habe gar nicht gemerkt wie wir gelandet sind und jetzt auf der Landebahn rollen.

Lichter flitzen vorbei, vereinzelt kann ich Flugzeuge stehen sehen.

 

Als ich mich zu Blake umdrehe sieht er mich unentschlossen an. Was hat der denn?

Als ich ihn gerade fragen will, fängt er schon an zu sprechen.

''Ich hab eine Überraschung für dich. Ich hoffe du bist nicht sauer oder so, aber ich dachte du wärst vielleicht glücklich darüber.''

Von was zum Teufel spricht der? Worüber soll ich sauer sein?

Als ich ihn fragend ansehe, lächelt er nur leicht und drückt meine Hand.

 

30 Minuten später, stehen wir mitten in der großen Halle. Unsere Koffer liegen auf einem Wagen den Blake schiebt.

Die Halle ist so gut wie leer. Nur vereinzelt stehen Leute da ,die, die Menschen die mit uns aus dem Flugzeug gekommen sind ,begrüßen.

An manchen Check-In's stehen Frauen und Männer in Uniformen.

Blake bleibt stehen und sieht sich um. Was ist mit dem eigentlich los?

''Blake können wir Bitte gehen? Ich bin ziemlich Müde und hab Hunger.'' jammere ich. Wieso will der jetzt extra hier stehen bleiben?

''Du hast Hunger? Dann komm, da vorne gibt es glaube ich nach den Schildern zu urteilen ein Paar Restaurants.''

Ich schnaube laut. Können wir nicht einfach in die Pension gehen und dort was essen und dann schlafen?

Er schiebt den Wagen mit einer Hand und zieht mich mit der anderen hinterher.

''Blake, bitte ich hab wirkli...'' Plötzlich bleibt er stehen.

Ich hör auf zu atmen. Mein Puls jagt laut durch meinen Körper.

Ich bemerke nur halbwegs wie er mich mit dem Rücken an seine Brust zieht und ''Überraschung'' flüstert.

Tränen sammeln sich in meinen Augen und laufen meine Wangen runter.

''Ich hab ihr nichts erzählt. Es ist deine Entscheidung ob du ihr die Wahrheit erzählst oder nicht. Ich hab mit ihr gesprochen dass es deine Entscheidung ist und sie akzeptiert es. Los, geh schon!'' flüstert er lächelnd.

 

Aber ich bin wie zur Salzsäure erstarrt. Ich kann mich nicht bewegen.

Sie sieht aus wie früher. Nur eben älter. Die Haare sind viel länger und sie ist leicht geschminkt. Sie ist dünn, aber nicht zu arg wie ich. Aber immer noch genauso Schön.

 

Ihr laufen genauso Tränen hinunter wie mir.

''Hey Mary.'' Ich kann sie kaum hören, wie als wenn sie zu leise spricht, aber gleichzeitig hallt ihre Stimme unglaublich laut in meinem Kopf.

Dann brechen alle Dämme. Ich schluchzte laut auf und renne auf sie zu. Als ich sie im Arm habe, gibt es kein halten mehr. Ich bekomme kaum noch Luft vom Weinen aber das ist mir egal. Ich sehe im Augenwinkel wie sie auch weint.

Caroline. Ich...ich hab meine Caroline wieder!

''Du hast mir so gefehlt!'' flüstert sie. ''Du darfst mich nie wieder einfach so verlassen, hörst du? Nie wieder! Versprich mir das!'' Bei ihrem Satz greift sie nach meinen Oberarmen und sieht mir wütend in die Augen. Aber ich kann nur leicht lächeln. Ich bekomme keine Panik, obwohl sie meine Arme so fest hält. Ich bin einfach froh Caroline wieder zu haben.

 

Ich bemerke dass sie etwas größer als ich ist. Ich streiche ihr die Haare aus dem Gesicht und kann es nur bestaunen. Meine Hände zittern dabei.

Ist das hier wirklich die Realität? Oder träume ich diesmal etwas schönes? Oder wird sich alles noch zum Albtraum entwickeln?

Ich streiche leicht über ihre Wangen und kneife leicht hinein. Sie hat immer noch die kleinen runden Backen von früher.

Sie lacht. ''Das hast du früher schon immer gemacht! Hör auf damit!''

''Woher wusstest du dass ich hier bin? Genau um diese Zeit?'' Ich hab immer noch einen Klos im Hals der schmerzt und die Tränen laufen immer noch, obwohl ich glücklich bin. Wirklich glücklich.

Ich hab meine Beste Freundin wieder!

 

''Ich weiß wirklich nicht wie er heraus gefunden hat, dass ich deine Beste Freundin war aber er hat mich angerufen und mir gesagt dass du bald wieder hier bist. Den Rest sollst du mir selbst erklären hat er gesagt. Naja, solang du eben willst.''

 

Woher zum Teufel hat Blake, Carolines Nummer? Als ich mich fragend zu ihm umdrehe kommt er langsam auf uns zu.

''Weißt du noch als ich dir erzählt habe ich will den Pfarrer aus eurem Ort anrufen wegen der Beerdigung? Naja, ich hab ihn anschließend noch gefragt ob er wüsste mit dem du befreundet warst und wer noch hier lebt. Und da hat er mir Caroline's Nummer gegeben.''

Ich springe ihm mit einem erneutem Aufschluchzen in die Arme. Er ist einfach der Beste. Die Tränen laufen wieder. Aber eher vor Glück.

Ohne Blake..wer weiß ob ich jetzt überhaupt hier stehen würde.

''Danke!'' flüstere ich und küsse ihn. Er lächelt und nimmt mein Gesicht in seine Hände.

''Wenn du dich jedes mal so bedankst, immer wieder gerne!'' lacht er.

Mitten in unseren Küssen hören wir ein Räuspern.

''Ich stör ja wirklich nur ungern aber wollt ihr noch ewig so rum stehen?''

Scheiße! Caroline!

Ich bin unglaublich. Erst weine Ich weil ich mich so freue sie zu sehen, dann küsse ich Blake und alles andere ist vergessen. Du bist Schuld Blake!

Schnell drehe ich mich zu ihr um und sehe sie entschuldigend an. Ich hoff sie ist nicht sauer.

Aber als ich sehe dass sie schon vor sich hin grinst, verdrehe ich nur die Augen.

''Wie wärs mit etwas zu Essen?'' schlägt sie vor. Wie aufs Stichwort fängt mein Magen an zu grummeln.

 

 

20 Minuten später sitzen wir in einem kleinen Restaurant. Immer noch im Flughafen. Der Wagen mit unseren Koffern steht neben uns.

Caroline erzählt was alles in den letzten Jahren passiert ist. Sie fragt aber nicht danach, wo ich geblieben bin. Worüber ich ihr auch wirklich dankbar bin.

 

Sie erzählt dass sie jetzt im Senior Jahr ist und auf jedenfall danach aufs College will. Sie will Architektin werden oder so. Keine Ahnung, was man da in dem Beruf macht, aber ich nicke einfach lächelnd.

 

Cathy ist anscheinend genauso geworden, wie wir uns immer vorgestellt haben. Hat einen Mann nach dem anderen, vor allem anscheinend sogar verheiratete Männer, ist immer noch die Oberzicke an der Schule und ist sogar an Drogen gekommen. Jede ihrer Partys endet mit Krankenhaus oder Polizei.

 

''Weißt du, eine Zeit lang, hab ich versucht dich zu vergessen. Ich hab mir immer die schlimmsten Dinge ausgemalt was mit dir passiert ist. Hab immer auf einen Anruf von dir gewartet, der aber nie kam. Es hat wirklich weh getan, als du einfach so verschwunden warst. Ich hatte genauso wie du, keine anderen Freunde. Von einem auf den anderen Tag war ich auf mich alleine gestellt. Ich hatte keine Mary mehr, die mich vor Cathy beschützt. Die mich tröstet, wenn ich traurig war. Du warst einfach weg, als hätte es dich nie gegeben.Ich hab sogar versucht andere Freunde zu finden. Aber keine Chance. Du und Ich waren immer nur alleine. Wir haben nie jemanden an uns ran gelassen. Und dass haben die anderen auch mit mir gemacht. Sie ließen mich nicht an sich ran. Nur die Streber, bei denen durfte ich dann sitzen. Mittlerweile sind wir immer noch befreundet, sie sind wirklich cool. Aber bitte sag mir eins Mary. Wo warst du die letzten Jahre?'' Sie zuckt mit den Achseln und lächelt leicht als wäre es nichts, aber ich sehe ihre Tränen.

 

Das alles wegen mir. Wegen Ihm. Sie war alleine, weil ich weg war. Schon wieder bildet sich ein Klos in meinem Hals und Tränen bilden sich in meinen Augen. Meine Schuld.

 

''Ich...ich kann es dir noch nicht sagen. Aber wenn du mir ein bisschen Zeit gibst, dann erklär ich dir alles, versprochen.''

 

''Okay, ich warte.'' Ich glaube sie wollte zuerst etwas anderes sagen, aber hat sich dann doch umentschieden.

 

''Na gut, es ist schon spät und wir müssen Morgen früh raus, ich denke ihr solltet in die Pension fahren, und ich sollte auch ins Bett. Treffen wir uns Morgen dann beim Friedhof, ja?'' Sie wischt ihre Tränen weg, drückt mir einen Kuss auf die Wange, lächelt Blake zu und schon ist sie weg.

 

Ich will ihr noch hinterher schreien aber sie ist schon aus der Türe. Die Tränen laufen meine Wangen hinab. Sie ist sauer. Oder verletzt. Beides. Wegen mir. Wenn ich ihr nur sagen könnte,warum.

 

''Lass ihr Zeit. Für sie ist das glaube ich auch nicht ganz einfach. Wenn du ihr es mal erzählt hast, wird sie anders denken, okay?'' Er lächelt und drückt mich an seine Seite.

 

 

''Hat dir die Überraschung gefallen?'' fragt er mich als wir eine Stunde später im Bett liegen. Er dreht sich auf die Seite und stützt seinen Kopf mit seiner Hand ab.

 

''Sehr sogar, danke! Ich weiß nicht was ich ohne dich jetzt machen würde oder wo ich jetzt wäre.'' Ich rutsche näher an ihn heran und drücke ihm einen Kuss auf die Brust.

Er schiebt seinen Arm unter meinen Kopf, hebt ihn hoch und legt seine Lippen auf meine.

Sofort wird mir wieder heiß als ich meine Arme um ihn lege. Ich spüre sein Herz an meinem Arm pochen.

Seine Zunge schiebt sich langsam in meinen Mund und umkreist meine. Seine Hand schleicht sich unter mein T-Shirt und kratzt ganz leicht über meine Seite.

Ich bekomme am ganzen Körper Gänsehaut aber nicht weil mir Kalt ist. Eher ist mir richtig heiß.

Ich keuche in seinen Mund und streichele leicht über seine Oberarme. Er rollt sich auf mich und stützt sich mit seinen Armen neben meinem Kopf ab.

Ganz leicht spüre ich seinen Bauch auf meinem. Mein ganzer Körper kribbelt wie verrückt. Ein komisches Ziehen bildet sich zwischen meinen Beinen. Was ist das denn jetzt?

Leicht drehe ich meinen Kopf weg und sehe ihm keuchend in die Augen. Der Gedanke dass wir vielleicht öfters Luft holen sollten, schwirrt mir durch den Kopf.

Als er sich wieder auf den Rücken legt, zieht er mich mit sodass ich auf ihm liege. Leicht lege ich meinen Kopf an seine Brust und lausche seinem Herzschlag, der nebenbei wirklich schnell ist. Liegt das an mir? Ich hoffe.

Mit dem stetem Pochen seines Herzschlages schlafe ich schließlich ein.

 

Kapitel 8

Am nächsten Morgen fühle ich mich ehrlich gesagt...Gut. Ich hatte keinen Albtraum und ich hab, glaube ich, schon lange nicht mehr so gut geschlafen.

Wenn man bedenkt das heute die Beerdigung meiner Mum ist. Mit diesem Gedanken schlage ich meine Augen auf. Das Bett neben mir ist leer. Aber ich kann die Dusche rauschen hören, im Zimmer nebenan.

Ich strecke mich wohlig unter der warmen Decke. Durch den Schlitz des Vorhangs sehe ich dass vereinzelt Schnee liegt. Der Himmel ist total trüb und nur wenige Menschen laufen unten auf den Straßen.

Mit der Bettdecke um mich gewickelt, stehe ich auf und stelle mich vor's Fenster. Ich sehe mir die wenigen Leute da unten genau an, in der Hoffnung jemanden zu erkennen.

Aber keine Chance. Selbst die älteren Menschen da unten, die schon seit ihrer Geburt hier leben kommen mir nicht mal annähernd bekannt vor.Ich glaube ich habe die Menschen da unten noch nie gesehen. Nur die Läden, hier in der Straße, stehen noch genauso hier, wie damals. Sie sehen auch noch genauso aus. Gegenüber von unserer Pension steht immer noch der kleine Metzger, die Bäckerei, der Supermarkt und der Krims-Krams Laden. So haben ich und Caroline ihn zumindest immer genannt. Ich weiß nicht, ob es heute noch so ist, aber früher, gab es hier alles mögliche. Von alten Spielsachen bis hin zu Kleidern. Krims-Krams eben.

Wenn man die Straße weiter nach Rechts läuft, kommt nur noch der Marktplatz und die Kirche. Nach links geht’s dann zu den Häusern und den Schulen. Ob es den alten Bauern Gray noch gibt? Er war damals ganz alleine auf dem Hof mit den ganzen Tieren und er hat sich immer gefreut wenn Caroline und Ich ihn besucht haben. Wir haben ihm immer geholfen die Tiere zu füttern und sind mit ihm auf seinem Traktor immer aufs Feld gefahren.

Bei den Erinnerungen schmerzt mein Herz wehmütig. Ich vermisse die unbeschwerte Zeit, in der man einfach nur Kind sein kann. Den ganzen Tag Spaß hat. Und man keine Probleme hat. Nicht so wie ich jetzt, zumindest.

In meinen Gedanken, merke ich nicht wie Blake aus dem Bad kommt und mich von hinten umarmt. Ich lege meine Hände über seine und schiele auf seine Kleider. Eine schwarze Hose und ein weißes Hemd.

''Du solltest dich auch langsam fertig machen, in einer Stunde müssen wir los.'' Nach seinem Satz drückt er mir einen langen Kuss in meinen Nacken. Schon wieder bildet sich Gänsehaut überall und ich wünschte er würde seine Lippen nie wieder weg ziehen. Nichts fühlt sich besser an, wie seine Lippen auf meiner Haut. Naja, außer seine Lippen, auf meinen. 

Ich nicke leicht mit dem Kopf, aber ehrlich gesagt, will ich mich nicht von der Stelle bewegen. Bei der Vorstellung, in weniger als Zwei Stunden meine Mum beerdigen zu müssen, wird mir schlecht. Gewissermaßen macht das ja der Pfarrer, aber trotzdem.

Ich werde ganz vorne stehen und zu sehen müssen wie sie in der Erde verschwindet.

Und was soll ich überhaupt anziehen? Hab ich überhaupt etwas Weites dabei dass meinen Bauch ausreichend verdeckt?

Ich seufzte, drücke einen Kuss auf seinen Oberarm und laufe ins Bad.

Unter der Dusche, verdränge ich absichtlich die Gedanken an nachher. Ich denke lieber an Blake's Küsse, die ich immer noch auf meiner Haut spüre.

 

Als wir Eine knappe Stunde später in Richtung Kirche laufen, schwitzen meine Hände schon und mein Herz pocht laut und schnell in meiner Brust.

Ich hab einen schwarzen, weiten Pullover an und ich hoffe wirklich dass niemand etwas merkt. Aber ich glaube ich mache mir umsonst Sorgen. Ich hab ja noch meinen dicken Parka darüber gezogen. Niemand wird etwas bemerken!

Blake hat gesagt die Beerdigung fängt erst in einer Stunde an aber wir müssten noch einige Sachen mit dem Pfarrer abklären.

Als wir durch die Kirche laufen, steht der Pfarrer schon vorne und wartet auf uns.

''Mary mein Kind, wie schön dich zu sehen! Lass dich ansehen!''

Bevor ich überhaupt realisiere was hier passiert, zieht er mich schon an meinen Oberarmen an seine Brust. Ich zucke zusammen und will mich im ersten Moment los reißen, aber ich nehme mich zusammen. Das ist nur Pfarrer Wrankley, niemand anderes. Reiß dich am Riemen! Stattdessen kralle ich meine Fingernägel in meine Handflächen.

Er schiebt mich an meinen Armen nach seiner Umarmung ein Stück weg und sieht mich an.

''Gut siehst du aus, ein bisschen Dünn und bleich, aber das wird schon. Nun sag mir Mary, wo warst du denn? Die Nachricht mit deiner Mutter, war ein heiler Schock für mich! Die ganze Stadt war damals in heller Aufregung als du verschwunden bist! Und dann war plötzlich deine Mutter auch noch weg! Ich glaube so einen großen Tumult hat unser Dorf das letzte mal vor 20 Jahren gehabt!'' redet er drauf los.

Ich sehe ihn nur geschockt an. Wieso fängt er ausgerechnet jetzt hier an? An der Beerdigung meiner Mutter? Müssten Pfarrer nicht ein Gefühl dafür haben wann man etwas sagt und wann nicht? Und vor allem was man sagt?

''Mary ist eine Bekannte meines Cousins und hat für einige Zeit bei ihm gelebt und ihren Abschluss bei uns gemacht. Ihre Mutter ist uns kurze Zeit später nach gereist.''. Erklärt Blake. Er hört sich gar nicht nervös an. Nicht so wie ich, wenn ich hätte sprechen müssen. Ich glaube als Arzt muss er öfters so ernste Gespräche führen.

''Ja aber, wieso hat uns denn niemand Bescheid gesa...''

''Könnten wir uns jetzt Bitte um die Formalitäten und die Beerdigung kümmern?'' bringt Blake sichtlich um Beherrschung ringend raus. Oh Oh.

''Ja..Ja natürlich.'' nuschelt Pfarrer Wrankley. Ich glaube Blake hat sich gerade Respekt bei ihm verschafft. Ziemlichen.

Mr. Wrankley war früher schon so. Er ist zwar wirklich nett und hilft jedem, aber gleichzeitig steckt er seine Nase wirklich überall mit rein. Er weiß wer was mit wem zu tun hat, wer was arbeitet, wer was angestellt hat....Die Schleife ist endlos. Einfach alles.

Blake und ich laufen ihm hinterher durch eine kleine Tür und landen, so wie es aussieht, in seinem Büro.

Als wir auf den Beiden Stühlen vor seinem Schreibtisch Platz nehmen, bin ich ehrlich gesagt ziemlich gespannt, was er jetzt noch fragen will.

Zuerst muss ich ein Formular ausfüllen, wobei ich bei den meisten Dingen keine Ahnung davon habe. Zum Beispiel, wie ist die genaue Adresse von Blake's Haus? Oder vom Haus seiner Eltern? Wo genau wohnen wir denn jetzt überhaupt? Aber Blake ist mal wieder meine größte Rettung. Er nimmt einfach das Formular an sich und füllt den Rest aus. Ich bin wirklich überfragt. Was hätte ich den rein schreiben sollen, bei welcher Bank ich bin, für die Überweisung? Und was genau ist überhaupt diese Überweisung? Für was ist die Gut? Oh Gott, wieso muss alles so kompliziert sein? Ich hab von den ganzen Sachen nicht den geringsten Schimmer, obwohl ich es wahrscheinlich meinem Alter nach wissen müsste!

Am Schluss muss ich noch einmal unterschreiben. Wenigstens bekomm ich das noch hin, denke ich sarkastisch.

Mr. Wrankley nimmt das Formular mit verwirrten Gesicht wieder an sich. Na, was soll der denn auch denken, wenn ich plötzlich Blake alles ausfüllen lassen muss. Er schüttelt schnell den Kopf und wirft mir ein Lächeln zu.

''Tut mir Leid Mary, ich bin nur so erstaunt dich nach all den Jahren wieder zu sehen. Ich hab wirklich nicht mehr daran gedacht dass du hier jemals wieder auftauchst! Wo..''

''Wollten sie nicht noch Fragen für nachher stellen?'' Der Pfarrer ist sofort wieder ruhig, als Blake ihn scharf und mit zusammen gekniffenen Augen unterbricht. Ich muss Blake nachher wirklich noch danken.

''Ja..ja genau. Also Mary, zuerst einmal, möchtest du vor den Leuten etwas sagen? Eine Rede halten?''

Eine Rede halten? Vor all den Leuten? Spinnt der? Ich schaff das niemals vor all den Menschen zu stehen und wahrscheinlich stellen sie dann auch noch Fragen und...

''Du musst das nicht tun. Deine Entscheidung!'' verspricht Blake mir und drückt meine Hand einmal fest.

''Ich...ich glaub ich kann das nicht! Vor all den Leuten...'' Ich lasse meinen Satz extra offen. Der Blick den mir Pfarrer Wrankley schon jetzt zu wirft reicht mir. Missbilligend. Er versteht mich nicht.

Er denkt, eine Rede zu halten ist wohl Pflicht. Aber ich kann einfach nicht.

''Na gut, zum nächsten Punkt. Wenn alle nacheinander an das Grab gehen und die Blumen hinein schmeißen, möchtest du damit anfangen oder möchtest du den Schluss bilden?''

Möchte ich? Will ich dass alle auf mich sehen und warten bis ich mich von meiner Mum verabschiedet habe? Vielleicht hab ich Glück und einige sind schon gegangen, wenn ich den Abschluss mache?

Aber ich glaube das ist nur eine Wunschvorstellung. Sie werden warten. Und Fragen stellen.

''Ich..ich mach's als Erste.''

''Sehr Gut, so gehört sich das! So und zu den Blumen. Die Blumen die Mr. Lockwood bestellt hat, sind angekommen. Möchtest du als einzige einen großen Strauß hinein werfen oder soll jeder eine einzelne bekommen?''

''Natürlich kann jeder eine Blume bekommen.'' Jeder soll meiner Mum Bye sagen. Das hat sie verdient!

''Gut, im Prinzip wärs das dann auch schon! Möchtest du noch schnell nach hinten und mit Ihr...mit dem Sarg alleine sein?''

Mein Herz setzt für einen kleinen Moment aus. Will ich das wirklich? Ich glaube schon. Ein aller letztes Mal.

''Ja.'' flüstere ich.

''Na dann, komm mal mit.'' lächelt er.

Blake steht neben mir auf und nimmt meine Hände in seine. ''Ich warte hier, okay?''

Ich bin zu keiner Antwort fähig, mein Herz klopft zu stark bis in meinen Hals. Ich weiß nicht, ob es wegen der Aufregung ist oder was mit mir in diesem Moment passiert, aber ich drücke Blake einen Kuss auf seine Lippen. Vor den Augen Pfarrer Wrankley's. Meine Rechte Hand liegt auf seiner Wange und ich will am liebsten nicht von ihm ablassen. Aber ich sollte es wohl nicht provozieren vor Mr. Wrankley. Ich weiß, wie er zu so etwas steht. Noch ein letztes Mal meine Lippen auf seine drückend, löse ich mich von ihm und husche an Mr. Wrankley vorbei. Ich achte peinlichst genau darauf, ihm nicht in die Augen zu sehen. Im nach hinein bereue ich es irgendwie, Blake vor ihm so geküsst zu haben.

Aber es ist meine eigene Sache! Er hat da nichts mit zu reden. Er ist nicht mein Vater oder so. Trotz schiebt sich in meine Gedanken und ich rede mir immer wieder ein dass er hier gar nichts zu melden hat.

Aber es aus zu sprechen, als ich wieder seinen missbilligenden Blick sehe, ist etwas ganz anderes. Der Trotz verschwindet sofort wieder, ich neige meinen Kopf nach unten und betrachte offensichtlich sehr interessiert den schönen Steinboden der Kirche.

Ich laufe ihm hinterher durch die Tür, den langen Gang bis wir plötzlich in einem kleinem Raum stehen. Ohne Fenster, nur ein Holzkreuz hängt uns gegenüber und ziemlich viele Blumen stehen in Kübeln an die Wände gelehnt. Blumenhartriegel heißen sie. Sie waren die Lieblingsblumen meiner Mum. Mich wundert es ehrlich gesagt dass Blake sich daran erinnern konnte. Ich hab ihm einmal davon erzählt als wir trainiert haben.

Ich könnte sie auch als meine Lieblingsblumen bezeichnen. Sie sind in einem ganz leichtem Rosa, was mich früher schon immer an den Frühling erinnert hat. Und vor allem riechen sie auch nach Frühling. Irgendwie...frisch.

Ich schwenke meinen Blick in die Mitte des Raumes. Da steht er. Da liegt sie drin. Der lange, hellbraune Sarg steht auf einem kleinem Eisengerüst. Daneben ein gewöhnlicher Holzstuhl.

''Komm einfach wieder in mein Büro, wenn du fertig bist.'' Damit verschwindet er auch schon wieder aus dem Raum und schließt die Tür hinter sich.

Ich stehe immer noch hier und sehe den Sarg an. Es erscheint mir unglaubwürdig dass sie wirklich da drin liegen soll. Dass sie tot ist.

Ich knete nervös meine Finger und ich spüre wie sie zu zittern beginnen. Das Loch in meinem Herzen beginnt wieder zu klaffen. Es sticht schmerzhaft in meiner Brust.

Ich hoffe dass irgendwann der Schmerz weniger wird oder sogar ganz verschwindet.

Ich laufe auf den Stuhl zu und lasse mich langsam darauf sinken. Ich seufzte laut und lege meine Rechte Hand auf den Sarg, wo ich vermute, ihr Kopf liegt.

Ich schließe meine Augen und schwelge in Gedanken an früher. An die schöne Zeit die ich mit ihr hatte.

Die Abende, an denen ich länger auf bleiben durfte um mit ihr Popcorn zu essen und einen Film zu sehen. Wie sie mir dabei die Haare immer geflochten hat, sodass ich am nächsten Morgen total wellige Haare hatte.

Wie ich ihr geholfen habe, ihre geliebten Blumen im Garten zu gießen oder das Unkraut zu zupfen. Es waren ziemliche einfache Dinge, aber trotzdem die schönsten von allen. Wie stolz sie an meiner Einschulung ausgesehen hat. Ich weiß noch, wie ihr Tränen in die Augen getreten sind und wie Onkel Ben Tausende von Fotos von uns Beiden machen musste, wie er dann immer gelacht hat, weil Mum andauernd an meinen Haaren herum gemacht hat, weil sie dachte irgendeine Spange sitzt vielleicht locker. Von den vielen Fotos, waren am Schluss höchstens Zwei dabei, auf denen Mum und ich gleichzeitig lächelnd in die Kamera geblickt haben ohne irgendwie abgelenkt zu sein.

Eins von den beiden Bildern die gut geworden sind, hat sie in einen Bilderrahmen gesteckt und über den kleinen Kamin im Wohnzimmer gehängt.

Ein dunkler Schleier zieht durch meine Gedanken. Aber es gab nicht immer so schöne Zeiten. Es gab genauso oft, wie schöne, auch schlechte Zeiten.

Wenn ich sie Nachts nicht gefunden habe, wenn ich schlecht geträumt habe, saß sie immer weinend in der Küche. Ich hab mich dann immer auf die Treppe gesetzt und zugesehen wie sie getrunken hat. Sie hat das Glas immer voll gemacht, aber ich glaube es war nur Wasser. Es war ganz durchsichtig, wie Wasser eben.

Am nächsten Tag war sie dann immer total grob und gemein zu mir. Dann musste ich in meinem Zimmer bleiben für den Rest des Tages, ich durfte nicht einmal mit Caroline raus.

Oder wenn wieder Fremde Männer bei ihr waren. Mir fällt erst jetzt auf, wie oft eigentlich Männer bei uns waren die am nächsten Morgen schon wieder verschwunden waren. Manchmal sind auch welche zum Frühstück geblieben, die mich aber glaub ich nicht mochten. Sie hatten immer nur genervt auf meine Fragen geantwortet und hatten auch keine Lust mit mir zu spielen. Mum war dann auch immer total komisch zu mir. Ganz anders, als wenn wir alleine waren.

Ein leises Knarzen reißt mich aus meinen Gedanken. Ich öffne meine Augen und sehe in Blake's hellgrüne Augen.

''Bereit? Wir sollten raus gehen, die ersten Leute sind hier. Caroline hab ich auch schon gesehen.'' Leicht lächelnd kniet er sich vor mich hin und wischt meine Tränen weg. ''Du bist mein starkes Mädchen, hörst du? Das hier wirst du auch noch schaffen!'' flüstert er. 

Unter einem Schluchzen, das meinen Hals hoch steigt, nehme ich sein Gesicht zwischen meine Hände und drücke einen Kuss auf seine Lippen. Was würde ich ohne ihn tun? Wo wäre ich ohne ihn? Ich stecke all meine Dankbarkeit in unseren Kuss. Er soll spüren, wie sehr ich ihn liebe.

''Okay, bevor das hier noch weiter geht, sollten wir raus gehen.'' lacht er. Er drückt mir nochmal einen Kuss auf die Stirn und zieht mich mit nach draußen.

Die Leidenschaft die bis gerade, zwischen uns in der Luft lag, ist plötzlich weg. Ich spüre wie er wieder ernst wird und bei mir die Aufregung steigt. Mein Herz fängt wieder an unglaublich schnell zu schlagen und meine Hände zittern.

Muss ich jetzt alle begrüßen? Oder kommen sie zu mir? Oder wollen sie vielleicht gar nicht mit mir sprechen? Oh Gott, ich hab doch keine Ahnung!

Aber als wir schon aus der Kirche raus laufen und ich Caroline sehe, bin ich wirklich erleichtert. Sie ist hier. Sie kommt auch schon auf mich zu als sie mich sieht.

Sie lächelt nicht. Sie sieht aber auch nicht wirklich böse aus. Ich kralle mich in Blake's Hand, weil ich wirklich Angst hab vor Carolines Reaktion.

Sie kommt immer schneller auf mich zu. Und ich würde am liebsten genauso schnell rückwärts gehen, es macht mir Angst nicht zu wissen wie sie denkt.

Als sie endlich tief atmend vor mir steht schließt sie mich ohne ein Wort zu sagen in ihre Arme.

Ich lasse Blake's Hand los und lege meine Arme verblüfft um sie. Eine Umarmung, ist glaube ich gerade das letzte dass ich erwartet hätte, von ihr. Ich dachte sie wäre sauer weil ich ihr noch nichts erzählt habe. Oder enttäuscht oder traurig. Aber nicht dass sie mich umarmt.

''Tut mir Leid wegen gestern, das war alles ein bisschen viel für mich. Dass du plötzlich auftauchst und dann auch nichts erzählen willst. Aber du wirst schon deine Gründe gehabt haben, denk ich mal.''

Da ist es wieder. Dieses leichte Lächeln, bei dem ich weiß dass sie es nicht so meint. Innerlich ist sie enttäuscht und traurig dass ich ihr nichts erzähle. Aber...aber was? Wieso erzähle ich ihr nichts? Blake, Austin und Logan konnte ich auch alles erzählen? Und den Polizisten im Krankenhaus damals auch? Naja, nicht alles, aber manches.

Und Caroline? Sie hat früher alles, wirklich alles über mich gewusst! Wieso auch nicht jetzt? Schäme ich mich vielleicht davor? Wie wird sie reagieren wenn ich ihr sage dass ich schwanger bin?

''Ich..ich will es dir erzählen, wirklich. Nach der Beerdigung. Lass uns dann spazieren oder so gehen, bitte?''

Ein vor freudiges Glänzen tritt in ihre Augen. ''Wirklich?''

''Du bist meine beste Freundin, ja.'' lächle ich.

Sie schließt mich noch einmal fest in ihre Arme und lässt mich danach los. ''Die anderen sind schon wirklich gespannt auf dich. Du solltest dich innerlich schon einmal vorbereiten, sie werden dich nicht aus den Augen lassen und dich mit Fragen löchern!'' lacht sie.

Na toll. Ich wusste es. Ich spüre ja jetzt schon ihre Blicke auf mir. Aber vielleicht haben sie doch noch ein bisschen Anstand und warten bis nach der Beerdigung.

Blake erinnert uns dass wir langsam zum Grab laufen sollten.

Meine Hand liegt fest in seiner, als wir durch die vielen kleinen Wege neben den Grabsteinen laufen. Caroline läuft neben mir. Sie wird mir nicht von der Seite weichen. Ich weiß es einfach.

Die restlichen Bewohner und alte Nachbarn laufen leise hinter uns her.

Blake spürt wie ich zittere vor Aufregung, er streichelt beruhigend mit seinem Daumen über meine Hand.

Ein Paar Meter vor uns sehe ich Pfarrer Wrankley in seiner weißen Robe schon stehen. Der Sarg steht wieder auf seinem Eisengerüst über dem schwarzen Loch. Wir Drei stehen direkt davor. Der Rest bleibt hinter uns stehen. Ich kann immer noch nicht nach hinten sehen und jedem einzelnem ins Gesicht blicken.

Ich kann das leise Gemurmel von ihnen immer noch hören, will aber gleichzeitig überhaupt nicht wissen worüber sie reden. Haben sie bemerkt dass ich schwanger bin? Reden sie über Mum oder mich?

''Ganz ruhig.'' flüstert Blake in mein Ohr. Ich spüre wie er mir einen Kuss in meine Haare drückt. Er macht einen unauffälligen kleinen Schritt nach hinten und zieht mich mit dem Rücken an seine Brust. Sein Arm liegt fest um meine Taille. Bei ihm bekomme ich sofort das Gefühl sicher zu sein. Aber trotzdem kann er das Loch in meinem Herzen nicht heilen. Er wird mir meine Mum nicht ersetzen können. Ich glaube, ich kann wirklich sagen, dass Blake meine große Liebe ist, von der früher immer die älteren geschwärmt haben. Aber trotz allem kann er mir schlecht meine Mutter ersetzen.

Ich bekomme nicht mit, wie Mr. Wrankley seine Rede hält, über Gott und Schicksal...Mich interessiert es ehrlich gesagt nicht. Ich höre ihn nur wie durch Watte hindurch. Meine Augen sind nur auf den Sarg vor mich gerichtet.

Ein Strauß Blumen liegt bereits auf ihm. Die restlichen einzelnen, stehen in einem großen Blumentopf neben Pfarrer Wrankley.

Ich spüre wie meine Wangen nass werden aber mir ist es egal. Soll doch jeder meine Tränen sehen. Meine Mum ist tot!

Als Vier Männer in schwarzen Anzügen gekleidet, den Sarg nach unten lassen, schluchze ich wieder auf. Meine Sicht verschwimmt und der Klos in meinem Hals schmerzt.

Ich spüre nur am Rand wie Blake seinen anderen Arm auch noch um meinen Bauch legt und mich fest an seine Brust zieht.

Ich drehe meinen Kopf zur Seite und schluchze in seinen Ärmel. Ich verschlucke mich fast an meinen eigenen Schluchzern und mein Atem wird immer hektischer.

''Mary beruhige dich! Ich bin hier, ganz ruhig. SchSch. Schon gut.'' Er flüstert die Worte nur und streicht mit seiner Hand über meine Arme.

Seine andere Hand krault meinen Nacken. Er weiß, wie mich das beruhigt, wenn er meinen Nacken streichelt.

Ich schaffe es nur schwer mein krampfartiges Weinen unter Kontrolle zu bringen, aber ich bekomme wieder besser Luft und meine Sicht wird wieder klarer.

Als ich meinen Blick wieder hebe, ist der Sarg weg. Er ist in dem dunklen Loch da unten. Sie sollte lieber an einem Ort begraben werden, wo es hell und schön ist. Nicht in der dreckigen Erde in der es dunkel ist.

Aber ich weiß dass das nicht möglich ist.

Ich sehe leicht in Caroline's Gesicht, sie weint genauso wie ich. Nur nicht so stark, vereinzelt laufen ihr Tränen hinunter.

''Wir sollten anfangen mit den Blumen. Komm schon, wir schaffen das!'' Ich spüre seine warmen Lippen auf meiner Schläfe.

Er nimmt mich an der Hand und läuft zum Blumenkübel. Er reicht mir eine der zart rosanen Blumen und nimmt selbst eine.

Mein Blick fällt wieder auf das Grab. Auf das schwarze Loch in dem Mum liegt. Ich rede mir immer wieder ein dass sie es dort oben im Himmel gut haben wird. Ihr wird es an nichts fehlen, sie wird einfach nur lange schlafen. Ziemlich lange. Sie wird auch keine Schmerzen haben. Hatte sie überhaupt Schmerzen in der Zeit in der ich weg war?

Ich hätte sie so gern noch so viel gefragt.

Ich spüre nur nebenbei wie die zarte Pflanze aus meiner Hand rutscht und in die Tiefe fällt. Genau auf den Blumenstrauß des Sargs.

''Bye Mum. Ich hab dich lieb und ich..ich werd dich auch nie vergessen, das weißt du doch oder?'' Der Klos in meinem Hals schmerzt immer mehr und selbst das räuspern bringt nichts mehr. Meine Schluchzer rauben mir fast den Atem und meine Sicht verschwimmt schon wieder. Mum! Nein!

''Nein!'' weine ich in Blake's Brust.

Wieso wollte sie mir jemanden weg nehmen? Meine eigene Mum!

Er streichelt meinen Nacken, in der Hoffnung mich beruhigen zu können, aber es funktioniert nur schwer. Nur langsam legen sich meine heftigen Krämpfe und die Tränen hören auf zu fließen. Ich hebe meinen Kopf ein Stück und sehe den weißen Fleck den ich in Blake's Hemd geweint habe. Normalerweise hätte ich mich jetzt wahrscheinlich dafür entschuldigt, dass sein Hemd jetzt einen Fleck wegen mir hat. Aber im Moment...im Moment ist es mir ehrlich gesagt scheiß egal.

Erst jetzt sehe ich dass wir weiter am Rande stehen, weiter weg vom Grab und den anderen Menschen.

Viele sind glaube ich schon fertig mit den Blumen, der Kübel ist fast leer. Einige stehen beieinander und tuscheln leise. Andere stehen einfach nur ruhig neben dem Grab und denken in Ruhe nach oder beten. Einige von den Leuten gehen mit einem traurigem Blick schon in Richtung Kirche. Entweder gehen sie schon nach Hause oder sie wollen mich nachher vor der Kirche abpassen. Mir wäre es eigentlich lieber, sie würden nach Hause gehen. Ich hab keine Lust auf die Fragerei. Ich erkenne zwar manche der Menschen von früher, aber manche kommen mir vor, als hätte ich sie noch nie in meinem Leben gesehen.

Ich weiß dass es wahrscheinlich den anderen total unhöflich vorkommt wenn ich jetzt nicht zu ihnen gehe, aber ich will nur noch nach Hause. Naja, ins Hotel. Nur noch schlafen. In meine Traumwelt flüchten, in der ich die Zügel in der Hand halte, in der ich entscheide.

''Kö..können wir ins Hotel? Bitte!''

''Natürlich.'' Ein Kuss auf meiner Schläfe.

Wir laufen auf Caroline zu, die immer noch alleine am Grab steht.

''Wir werden ins Hotel gehen. Du solltest auch nach Hause gehen und dich ausruhen.''

Caroline nickt Blake sofort zu.

''Ja, sollte ich wahrscheinlich. Ich hab die Nacht kaum geschlafen und mich nimmt das auch ziemlich mit. Ihr solltet vielleicht auch schnell gehen, bevor euch die Leute erwischen. Wenn sie einmal mit fragen angefangen haben, werden sie nicht mehr so schnell aufhören.''

''Dann werden wir wohl schne..''

''Mary, da bist du da! Es tut mir schrecklich Leid was alles passiert ist! Ich weiß wie es dir jetzt geht, aber du musst wissen, jeder hier ist für dich da und ich natürlich auch, du kannst jeder zeit an meiner Tür klingeln, wenn du etwas brauchst!''

Oh Gott, nein! Mrs. Scott! Ihr Gesicht kommt mir sofort bekannt vor, sie ist die Frau des Bürgermeisters! Überall ihre Finger mit drin, weiß genauso wie Pfarrer Wrankley über alles Bescheid!

''Danke..Mrs. Scott.'' Gott hört sich meine Stimme rau an.

''Ehm..Miss Scott, haben sie die Blumen hier schon mal gesehen? Wirklich sehr schön, oder?'' Caroline hackt sich einfach bei ihr ein und zieht sie Richtung Blumenkübel. Während Miss Scott darüber schwärmt wie die Farbe Rosa in ihr Blumenbeet passen würde, dreht Caroline sich noch einmal um.

''Lauft so schnell ihr könnt zum Hotel. Ich mein das ernst, seid ihr einmal in der Fragerei, krieg ich euch da nicht mehr so schnell raus. Ich ruf dich an!''

Ich bin zuerst so verblüfft darüber dass ich wie Bestellt und nicht abgeholt dran stehe. Blake neben mir kriegt auch keinen Ton zuerst raus.

''Sie hat Recht. Wir..wir sollten weg von hier. Ich will ihnen keine Fragen beantworten, das geht sie nichts an!''

''Ja..gut, komm.''

Während wir an der Kirche schon vorbei laufen und uns die Leute mit ihren Blicken aufspießen, denke ich daran, dass ich Caroline unbedingt danken muss. Unbedingt!

Als wir schon quer über den Marktplatz laufen, fühlt es sich an, als ob ich die Blicke immer noch im Rücken spüren würde. Ich weiß, dass es eigentlich so etwas wie eine Tradition ist, nach einer Beerdigung alle ins örtliche Restaurant ein zu laden und dort gemeinsam zu essen. Und sie nehmen mir übel, dass ich das nicht gemacht hab. Die Tradition gebrochen hab. Aber ich kann einfach nicht. Es war schlimm genug als Miss Scott angefangen hat zu reden, dabei hat sie noch nicht einmal etwas gefragt. Wenn ich mir vorstelle, nebenher bei den Leuten auch noch zu sitzen und zu essen...Ich könnte schlecht einfach abhauen.

 

20 Minuten später liege ich in einem von Blake's T-shirts, auf seinem Bauch und lausche seinem Herzschlag.

Dieses stetige Pochen beruhigt einen irgendwie.

''Ich hoffe du weißt noch, dass du morgen 18 Jahre alt wirst? Erwachsen!'' flüstert Blake in mein Ohr. Er hat den einen Arm hinter seinen Kopf gelegt, den anderen um mich geschlungen.

''Ja, ich weiß.'' flüstere ich zurück.

Meine Augen brennen, von den ganzem weinen, aber ist mir egal.

''Ich kann dich wahrscheinlich nicht überreden jetzt einen Happen zu essen?'' Ich weiß, dass er es gut meint.

Aber in meinem Magen liegt ein ebenso großer Klumpen wie in meinem Hals vorher.

Ich schüttele nur meinen Kopf. Meine Augen fallen immer wieder zu und ich will im Moment mit niemandem reden.

Ich liebe Blake, aber im Moment, brauche ich einfach Zeit für mich. Ich weiß dass ich egoistisch bin, indem ich trotzdem auf ihm liegen bleiben will, aber ich darf auch mal so sein.

Jeder hat es mal verdient, nur an sich zu denken. Wenn auch nur einen kleinen Moment.

Auch ich!

 

 

 

Seine Lippen liegen auf meinen. Ich spüre seine Hand an meinem Po. Die andere streicht meinen Nacken, gleitet runter zu meinen Armen und weiter zu meinem Oberschenkel.

Kribbeln breitet sich in meinem Körper aus und ich fange an zu zittern. Aber nicht vor Angst. Vor Aufregung und ehrlich gesagt auch ein wenig Freude.

Meine Hand liegt in seinem Nacken während die andere durch seine Haare streicht. Seine Zunge schiebt sich in meinen Mund und umkreist meine.

Ich keuche in seinen Mund und kralle mich in seinem Nacken fest. Zu viele Gefühle auf einmal. Ich glaube ich explodiere gleich, mein ganzer Körper ist total angespannt!

Seine Hand streicht die Innenseiten meiner Oberschenkel und ich seufzte laut auf. Ich hätte nicht gedacht dass sich so etwas mal so gut anfühlen könnte. Ich dachte so etwas ist immer mit Schmerz verbunden, aber das...das hier ist alles anderes als Schmerz.

Das fühlt sich an wie..wie der Himmel! Ja genau, wie der Himmel! Das reinste Paradies.

Seine Hand gleitet langsam ein Stück weiter nach Oben....

 

 

Ich keuche und sitze kerzengerade im Bett. Mir ist heiß. Wirklich richtig heiß. Mein Atem geht schnell und stockend.

Ich reibe mir über die Augen, was eigentlich nicht viel bringt, denn es ist stockdunkel hier drin. Von der Straße leuchtet der Schein der Laternen ganz leicht durch den Vorhang, aber es lässt mich trotzdem kaum die Umrisse von dem Zimmer sehen.

Die Digital Uhr an der Wand, die im Dunkeln leuchtet, zeigt mir dass es gerade mal kurz nach Sechs Uhr Morgens ist.

Mein Blick fällt auf Blake der neben mir schläft. Sein Arm wie immer hinter seinem Nacken. Die andere liegt auf meinem Kissen quer darüber.

Hab ich etwa seinen Arm als Kopfkissen benutzt?

Ich will ihn nicht aufwecken, er sieht ziemlich friedlich so aus. Aber selbst noch einmal einschlafen schaffe ich glaub nicht.

Vorsichtig, darauf bedacht ihn nicht zu wecken, schlüpfe ich in meinen Pullover und husche ins Bad.

Anders wie bei Blake zu Hause ist der Boden hier kalt und ich hüpfe von einem auf den anderen Fuß um mich warm zu halten.

Mein Blick fällt auf mich selbst, im Spiegel. Meine Augen sind gerötet und sie sehen geschwollen aus. Toll.

Ich atme laut ein, nehme die Zahnbürste in die Hand und putze meine Zähne. Danach wasche ich mein Gesicht mit kaltem Wasser, in der Hoffnung die Roten Stellen um meine Augen gehen weg. Ich sehe schon besser danach aus, aber immer noch...traurig und geschafft.

Ich mache die Tür einen Spalt auf und suche im Halbdunkeln meine Hose. Ich hoffe, Blake hört mich nicht.

Ich schnappe mir noch meine Schuhe und ziehe sie erst vor unserer Zimmertüre an. Die kleinen Lampen an den Wänden spenden kaum Licht, aber es reicht.

Unten an der Rezeption ist alles ruhig, so wie es aussieht ist niemand mehr hier. Ich versuche die schwere Eingangstür so leise wie möglich zu zu schnappen, aber trotzdem gibt sie noch ein Quitschen von sich.

Die Tür war ja schon da, als ich noch kleiner war.

Mein Blick fällt auf die Straße vor mir. Menschenleer. Gänsehaut überkommt mich, es sieht total gruselig so aus.

Man hört kein Auto, keine Tiere, nicht mal ein Wind weht. Der Schnee lässt die Nacht heller wirken.

Erst jetzt fällt mir auf, dass ich meine Jacke oben vergessen hab! Scheiße!

Naja, zurück gehen, kommt nicht in Frage. Es muss auch so gehen.

Die Arme um mich schlingend, laufe ich durch den Schnee, an den Häusern vorbei.

In ein Paar vereinzelten Fenstern brennt Licht, wahrscheinlich müssen einige jetzt schon aufstehen.

Meine Zähne klappern und mein Gesicht fühlt sich wie eingefroren an. Ich laufe an der Schule vorbei, bleibe einen Moment stehen. Ich kann nicht viel erkennen, aber ich sehe dass sich etwas verändert hat. Die Außenwände sind neu gestrichen und die Spielgeräte auf dem Hof davor, sind neu.

Als ich damals hier noch auf der Schule war, waren die Wände wirklich sehr verdreckt und vereinzelt sind kleine Stücke der Wand abgebröckelt. Die Spielgeräte auf denen ich und Caroline immer gesessen sind, konnte man manchmal nicht mehr benutzen, weil man Angst hatte, sie brechen unter einem weg. Ich seufzte laut auf und laufe weiter. Die ersten Wohnhäuser kommen in Sicht. In keinem davon, brennt jetzt schon Licht, alle schlafen noch. Genauso wie Blake.

Ich hoffe, er macht sich nicht zu viele Sorgen, oder ist sogar sauer, weil ich einfach gegangen bin.

Ich laufe nach rechts und stehe vor einem kleinem Haus mit Vorgarten. Caroline's Haus. Die hellbraune Hollywood Schaukel steht immer noch neben der Eingangstür auf der Veranda. Obwohl hier draußen alles voller Schnee ist, stehen wie früher schon, Blumen herum. Man kann es nicht so gut erkennen, aber die Bunten Farben der Blumen heben sich toll vom weißen Schnee ab.

Wie hat sich Carolines Zimmer wohl verändert? Hat sie immer noch ihre vielen Kuscheltiere?

Wohl kaum. Sie ist schließlich erwachsen geworden.

Im Gegensatz zu dir, schreit mir eine leise Stimme in meinem Kopf zu.

Ich wende meinen Blick ab und laufe weiter. An Mr. Wrankley's Haus, an Mrs. Griffan's Haus, meiner alten Direktorin.

Ein Knacksen lässt mich innehalten. Erschrocken drehe ich mich nach hinten.

Mein Herz fängt an zu schlagen. Caroline. In Turnschuhen, Jogginghose und dickem Pullover steht sie vor mir.

''Mary? Um Gottes Willen was machst du hier? Ohne Jacke? So früh morgens? Und..und wo ist Blake? Bist du denn verrückt geworden?''

Ich sehe sie geschockt an. Warum ist die denn so hysterisch?

''Ich könnte dich das gleiche fragen? Was machst du hier um die Uhrzeit?'' kontere ich. Schön ablenken von mir.

''Komm mir jetzt nicht auf die Tour! Ich weiß genau was du vor hast! Das hast du früher schon immer gemacht, wenn's brenzlig wurde! Ich geh jeden Morgen um die Uhrzeit hier joggen! In den Ferien, arbeite ich wie jetzt immer im Diner. Jetzt hast du deine Erklärung. Und nun raus mit der Sprache! Was machst du hier?''

Sie hebt drohend ihren Zeigefinger und sieht mich abwartend ab. Ein Lächeln stiehlt sich in mein Gesicht. Sie hat sich nicht mal ein kleines Stück verändert. Überhaupt nicht.

Ich muss es ihr erzählen. Alles.

''Gibt es unseren alten Apfelbaum noch?'' frage ich sie, ohne ihre gewünschte Antwort zu geben.

''Ja...ja, natürlich. Aber was willst du mit dem jetzt?''

''Komm einfach mit!'' lache ich. Ich laufe einfach voraus, in der Hoffnung sie läuft mir hinterher.

Hinter mir höre ich ein leises Schnauben, dann zum Glück Schritte. Sie holt zu mir auf und sieht mich von der Seite grübelnd an.

''Wieso hab ich so ein komisches Gefühl im Bauch?'' flüstert sie mir zu. Ich schätze ihr komisches Gefühl, ist berechtigt.

Ich weiß nicht wie sie reagieren wird. Überhaupt keine Ahnung.

Ich zucke nur mit den Schultern.

Als wir durch den kleinen Waldweg laufen, fängt meine Haut vor Anspannung an zu kribbeln. Mein Herz schlägt schneller und ich knete meine Finger.

Es sind nur ein Paar Meter, rede ich mir wie ein Mantra ein, aber ich beruhige mich erst wenn die letzten Bäume hinter uns liegen.

Es ist mittlerweile ein bisschen heller geworden, so dass ich schon gut die Umrisse von unserem Apfelbaum sehen kann.

Wenn ich daran denke, was Caroline und ich hier schon alles erlebt haben, zucken meine Mundwinkel. Wir sind auf einem der großen Äste gesessen, fast wie jeden Tag.

Bis wir plötzlich spüren, wie der Ast unter uns kracht. Das Resultat war eine Riesenbeule die mir wochenlang Kopfschmerzen eingebracht hat und Caroline einen gebrochenen Finger.

Die Tatsache, das im Moment kein einziger Apfel, geschweige denn ein Blatt zu sehen ist und hier alles voller Schnee ist, ignoriere ich einfach und setzte mich an den Stamm angelehnt in den Schnee.

Ich spüre wie meine Hose durchnässt, aber mir egal. Das trocknet auch wieder.

''Ich glaube, du bist wirklich verrückt geworden! Steh sofort auf, du holst dir hier den Tod!''

Sie streicht sich verzweifelt durch die Haare. Ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Genau dasselbe hat sie früher schon immer gemacht. Wenn sie nicht weiter wusste, zerrt sie an ihren Haaren.

Ich klopfe ohne ein Wort zu sagen, neben mir auf den Boden, als wäre alles ganz normal.

''Oh nein! Ich setz' mich da nicht hin und hol mir eine Blasenentzündung oder sonst was! Steh gefälligst auf!'' schimpft sie.

Ich verdrehe die Augen und warte einfach ab. Ich hab Geduld. Ein bisschen, zumindest.

Minuten starren wir uns an, in der Hoffnung der andere gibt nach.

''Ich glaub's nicht dass ich das jetzt mach!'' Sie verdreht die Augen, streicht den Schnee so gut es geht, neben mir weg und lässt sich fallen.

''Ich hoffe wirklich, es lohnt sich!''

 

Während ich versuche, ihr alles genau zu erklären, spiegelt ihr Gesicht immer mehrere Gefühle. Zuerst Unglauben. Sie zieht ihre Augenbraue nach Oben, sie sieht aus, als glaubt sie mir nicht. Aber kann ich es ihr verdenken? Würde ich ihr sofort glauben?

Dann mischt sich immer wieder Wut mit rein und vor allem Tränen. Sie knetet den Schnee in ihrer Hand so lange, bis nichts mehr von ihm da ist, nur noch Wasser.

Ich sehe es ihr an, sie verdrückt sich immer wieder ihre eigenen Schluchzer.

Ich selbst, verschließe meine Gefühle in einem Käfig in meiner Brust. Den Schlüssel dazu, hab ich weg geschmissen.

Die Zeit bei Ihm hat kein einziges Gefühl verdient. Nicht einmal Wut. Er verdient gar nichts.

 

''Aber...aber ich versteh gar nicht, wieso niemand hier was mit bekommen hat! Deine Mum musste doch zur Polizei gegangen sein! Das ganze Dorf hatte keine Ahnung wo du bist, deine Mum hat sich verschanzt, niemand hat sie mehr zu sprechen bekommen! Sie ist über Nacht einfach verschwunden. Jeder dachte, dass ihr vielleicht umgezogen seid und nichts mehr mit uns zu tun haben wollt! Das war die einzige sinnvolle Erklärung die uns eingefallen ist.''

Wütend wischt sie ihre Tränen weg.

''Ist er wenigstens hinter Gittern? Hat er seine Strafe bekommen?''

Ich lache leicht auf. Schön wärs.

''Wir..wir wissen nicht wo er ist. Er war bei uns zu Hause, als wir nicht da waren, und hat alles verwüstet. Aber er könnte überall sein. Mittlerweile gibt es Fahndungsbilder von ihm, aber er könnte auch schon längst anders aussehen und über alle Berge sein. Ich weiß es einfach nicht.''

''Ist das dein Ernst? Die haben ihn noch nicht mal geschnappt?''

Ich schüttele meinen Kopf. Irgendwann. Irgendwann, wird er entweder tot sein oder hinter Gittern sitzen. Er muss.

Ich hab ihr noch nichts erzählt, von meinem Baby. Aber am besten jetzt auf einmal. Dann hab ich es hinter mir.

''Da ist noch etwas...'' Meine Hände schwitzen, obwohl meine Kleidung durchnässt ist und ich total durch gefroren bin.

Zitternd, hebe ich meinen Pulli ein Stück nach Oben. Nur soweit dass man die Mini-Wölbung sehen kann. Erst jetzt wird mir bewusst dass sie noch nicht wirklich groß ist. Sie ist kaum sichtbar! Ich hab mir nur unnötig Stress gemacht. Man kann sie gut sehen, ja, aber noch nicht so arg, wenn man nicht genau hin sieht!

''Du..du..du bist schwanger! Du kriegst ein Baby! Meine Beste Freundin bekommt ein Baby, oh mein Gott!'' Mit einem Aufschrei schlingt sie die Arme um meinen Hals und drückt mir mit ihrer Umarmung fast die Luft ab. Sie freut sich? Aber...Oh nein. Kann es sein, dass sie denkt das Baby ist von Blake? Freut sie sich deshalb?

''Caro...Caroline, hör mir zu!'' Sie lässt sofort von mir ab und sieht mich fragend an.

Ihr Lächeln erlischt nach und nach, als sie mein ernstes Gesicht sieht.

Ich sehe, wie es förmlich in ihrem Kopf rattert und sie letztendlich entsetzt die Augen aufreißt.

''Nein! Sag mir dass das nicht wahr ist! Nein! Mary, bitte! Bist du dir sicher? Es muss doch nicht sein, es könnte doch auch von Bla....!''

Ich schüttele verzweifelt meinen Kopf. Ich würde alles geben, dass das Baby von Blake wäre. Aber es ist wie es ist. Ich kann es nicht mehr ändern. Mit einem Schluchzen schlingt sie wieder die Arme um mich und hält mich ganz fest.

Meine Gefühle sind immer noch eingeschlossen. Die werden erst wieder frei gelassen, wenn Blake hier ist. Jetzt bin ich die jenige, die jemandem gut zu sprechen muss.

''Schon gut. Ich hab mich damit abgefunden! Ich kann es jetzt nicht mehr ändern, okay? Es ist wie es ist. Andere haben sowas auch schon überlebt, ich bin wohl kaum die Erste!''

 

Caroline lässt sich nur schwer beruhigen, sie klammert sich an meinen Oberarmen fest, wie wenn es um ihr Überleben ginge. Ich bin mir ziemlich sicher, ich hab Morgen blaue Abdrücke an meinen Armen.

''Caroline? Caroline, du tust mir weh! Es ist schon gut, komm schon!'' Ich mache ihre Hände von meinen los und halte sie fest. Es nimmt sie wirklich mit.

Ich streiche vorsichtig über ihre Hände, in der Hoffnung ihr Zittern hört auf. Und irgendwie auch, dass die Kälte aus meinen Gliedern verschwindet.

''Es..es tut mir Leid, aber ich glaub sowas hier hätte ich am frühen Morgen nicht gerade erwartet!'' So wie sie gerade aussieht, mit rot geschwollenen Augen und Schmollmund, muss ich mir wirklich ein Grinsen verkneifen.

''Dir muss nichts leid tun, schon in Ordnung.'' Ich lächele ihr zu und stupse die mit meiner Schulter an ihrer an.

''Aber vielleicht sollten wir jetzt endlich mal wieder aufstehen, ich spür meinen Po schon nicht mehr!'' lacht sie.

Na also, geht doch. Jetzt lacht sie zumindest wieder. Wie es in ihr drin aussieht weiß ich leider nicht.

''Stimmt, du musst zur Arbeit und ich sollte wieder zurück zu Blake, er macht sich bestimmt schon Sorgen, falls er wach ist.''

Gerade als wir wieder zurück durch den kleinen Wald laufen wollen, bleibe ich stehen und sehe fasziniert dem Schauspiel zu.

''Warte!'' Ich ziehe sie an ihrer Hand wieder zurück und sehe gespannt zu.

''Sollen wir runter zählen?'' flüstert sie.

''Zehn.'' flüstere ich.

''Neun.'' haucht Caroline.

''Acht.''

''Sieben''

Als die Sonne plötzlich ganz Oben steht, sind wir Beide dran.

''Null.'' lachen wir Beide.

Caroline und Ich, haben das in den Ferien wirklich oft gemacht. So gut wie jeden Morgen, sind wir an unserem Apfelbaum gesessen, haben abwechselnd von Zehn nach unten gezählt und gewartet bis die Sonne ganz Oben stand.

Wir haben am Anfang wirklich lange gebraucht, heraus zu finden, ab welchem Zeitpunkt wir überhaupt anfangen mussten zu zählen.

Aber irgendwie, hat es sich eingeprägt, ab wann wir anfangen müssen.

Schockiert muss ich feststellen, wenn die Sonne jetzt aufgegangen ist, muss es mindestens schon Acht Uhr sein, was heißt das wir fast Zwei Stunden im Schnee gesessen sind!

Ich hätte wirklich gerne noch weiter geschaut, wie die Sonne den Schnee glitzern lässt aber ich sollte wirklich wieder zu Blake.

''Okay, genug!'' Ich nehme Caroline's Hand wieder an mich und ziehe sie wieder durch den Wald. Ich halte wirklich erst an, als wir wieder vor ihrem Haus stehen.

''Um Gottes Willen! Wo...woher hast du denn gelernt so zu sprinten! Ich jogge seit Jahren jeden Morgen und selbst für mich war das jetzt zu schnell!'' lacht sie.

''Keine Ahnung. Aber ich muss jetzt wirklich los!'' Ich ziehe sie in eine Umarmung und schon bin ich wieder weg.

Die Leute die mir schon entgegen kommen, sehen mich wirklich komisch an. Gestern auf der Beerdigung von ihrer Mum gewesen, jetzt nur in einem dünnem Pullover durch den Schnee rennend.

Ja ja, ich kann mir schon denken was die Leute reden. Ich hätte bestimmt einen Knacks.

Aber hab ich nicht. Ganz sicher nicht. Glaube ich zumindest.

Völlig außer Puste renne ich an der Rezeption vorbei, die selbst um diese Uhrzeit noch geschlossen ist, und nehme immer Zwei Stufen auf einmal bei den Treppen.

Vor unserer Zimmertüre hole ich noch einmal tief Luft und drücke die Klinke nach unten. Moment. Wieso geht die Türe nicht auf? Nein! Verdammt! Ich hab überhaupt keinen Schlüssel mit genommen! Ich schlage meine Hände gegen die Stirn.

Wieso bist du so Blöd, Mary? Als die Kälte immer mehr meine Glieder hoch kriecht, würde ich am liebsten weinen. Hier im Gang ist es auch nicht wirklich warm.

Insgeheim hatte ich glaube die Hoffnung, Blake würde noch schlafen und hätte nichts mit bekommen. Super.

Mit zitternden Händen klopfe ich leise gegen die Türe. Erst höre ich gar nichts, dann seine Schritte.

Er öffnet langsam die Türe und bleibt mit verschränkten Armen vor mir stehen.

Er sieht nicht gerade sauer aus, aber auch nicht wirklich glücklich. Auf jedenfall war er schon wach, er hat eine Jogginghose und einen Kaputzenpullover an und er sieht einfach nicht verschlafen aus.

''Hi.'' nuschele ich.

''Hey.'' bringt er raus. Will der hier jetzt noch ewig so stehen? Ich hüpfe regelrecht von einem auf das andere Bein um mich warm zu halten.

''Du bist Nass.'' stellt er ganz schlau fest. Er lässt seinen Blick über meinen Körper schweifen und sieht mir danach in die Augen.

Ich versuche seinem durchdringendem Blick stand zu halten, aber keine Chance. Es fühlt sich an als ob er direkt in die eigene Seele blickt.

''Ja, ich bin Nass, wie du bereits so toll fest gestellt hast, würdest du mich jetzt endlich rein lassen?''

''Wo warst du?'' fragt er, ohne auf meinen Satz zu reagieren. Der macht mich echt noch verrückt!

''Ich war draußen! Ich wollte einfach rum laufen und dann bin ich Caroline begegnet, ich hab ihr alles erzählt, ich hab sie getröstet, bin mit ihr zurück gelaufen und jetzt steh ich hier vor dir! Zufrieden?'' Ohne auf eine Antwort zu warten, drücke ich mich an ihm vorbei und ziehe meine Schuhe aus. Ich höre wie er die Türe schließt. Ich habe ihm den Rücken zu gedreht und ziehe meinen Pullover und meine Hose aus.

Meine Haut ist eiskalt und ich zittere am ganzen Körper.

''Ich lass dir ein Bad ein.'' seufzt Blake. Ich höre wie er das Wasser rein laufen lässt. Ich will mich noch nicht ganz ausziehen, bis die Wanne nicht voll ist. Nicht dass ich mich schämen würde, weil ich nackt bin, das nicht. Er hat mich schließlich schon oft nackt gesehen.

Aber ich friere einfach zu sehr. Na gut, die Unterwäsche die ich jetzt noch an habe, macht auch keinen großen Unterschied, vor allem weil meine Unterhose genauso durchnässt ist, dank dem Schnee.

Oh Gott, ist mir kalt. Ich ziehe einfach meine Unterwäsche mit aus und schnappe mir einen von Blake's Kaputzenpullover, der mir bis zu den Oberschenkeln reicht. Aber irgendwie ist es genauso kalt wie vorher.

''Komm her.'' seufzt Blake Augen verdrehend. Er lehnt an der Wand neben unserem Bad und streckt seine Hand aus.

Schnatternd laufe ich auf ihn zu und schmeiße mich regelrecht in seine Arme. Ich stehe einfach nur da und klammere mich an ihm fest. Er fühlt sich warm an. Im Gegensatz zu mir, als Eisklotz.

''Kommst du mit in die Wanne?'' frage ich ihn. 

 

 

Keine Zehn Minuten später liege ich zwischen seinen Beinen im warmen Wasser. Ich spüre endlich wieder meine Glieder und das Zittern hat aufgehört.

Es war komisch Blake nackt zu sehen. Er hat mich zwar schon oft nackt gesehen, aber ich ihn schließlich noch nie.

Als mein Blick an ihm vorbei gehuscht ist und ich sein...sein Ding gesehen habe, hat sich mein Bauch total komisch angefühlt. Einerseits voller Schmetterlinge, andererseits als lägen Tausende von Backsteinen darin. Ich spüre förmlich wie mein Gesicht rot wird und meine Hände anfingen zu schwitzen obwohl mir total Kalt ist.

Jetzt, zwischen seinen Beinen liegend, streicht er mit seiner Hand in kreisenden Bewegungen über meinen Bauch.

Mein Kopf liegt zwischen seiner Schulter und seinem Hals und ich hauche ihm immer wieder kleine Küsse darauf, die ihm eine Gänsehaut bescheren. Ich sehe es genau!

Ich arbeite mich von seinem Hals, über sein Kinn bis zu seinen Lippen mit einzelnen Küssen nach Oben.

Ich wusste gar nicht, dass ich jemals von selbst so die Initiative ergreifen würde, aber...aber es fühlt sich wirklich gut an, über etwas die Macht zu haben, das sich so aufregend anfühlt!

Ich merke nur leicht wie seine Hand von meinem Bauch immer höher rutscht und sich Feder leicht um meine Brust schließt. Sofort reiße ich meine Augen und will seine Hand da weg ziehen. Ich ignoriere den schönen Wirbelsturm in meinem Bauch. Zwischen meinen Beinen zieht es und ich...ich...

Aber seine Hand geht da nicht weg!

''Sieh mich an!'' flüstert er. Bilder rasen durch meinen Kopf. Seine eklige Hand auf meiner Brust, wie er zu drückt. Wie es weh tut.

''Ich bin es! Nicht Er!'' Bei seinen Worten nimmt er meine Brustwarze zwischen seinen Daumen und seinen Zeigefinger und zwirbelt sie hin und her.

''Ah'' entkommt es mir leise. Ich weiß nicht mehr was ich denken soll. Ich weiß nicht mal mehr ob ich überhaupt noch denken kann!

Meine ganzer Körper zittert schon vor Anspannung und meine Füße drücken gegen den Wannenrand.

Die schlimmen Bilder verschwinden immer mehr aus meinem Kopf, da ist nur noch dieses Gefühl...

Ein kleiner Schrei entfährt mir, als seine andere Hand plötzlich nach unten streicht und sich auf meine Scham legt. Oh Gott!

Wieder huschen Bilder durch meinen Kopf, diese ekligen großen Hände da unten...sie tun mir weh. Seine Hand beginnt zu kreisen. Feuer entsteht in meinem ganzem Körper, lässt mich schwitzen und meinen Körper noch mehr erzittern.

Ich bekomme überhaupt nicht mit wie ich mich in seinen Armen winde und immer weiter nach unten rutsche. Mein Kopf schlägt hart auf seiner Brust auf. Das Wasser steht mir schon fast bis zum Kinn, bis Blake mich mit einem Arm um die Taille nach Oben zieht.

Seine Zunge in meinem Mund, seine Finger an meiner Brust. Noch mehr Finger dort...unten. Ich kann es kaum glauben, was ich hier gerade mache!

Ich seufze in seinen Mund, das Gefühl wird immer stärker. Das halt ich nicht aus! Ich will seine Hände da weg nehmen, aber ich hab gar keine Kraft dafür! Er nimmt die Hand von meiner Brust, legt meine Arme übereinander über meinem Bauch und hebt sie mit seiner Hand fest.

Ein kleiner Anflug von Panik huscht durch meinen Körper. Ich kann mich nicht wehren! Er hebt mich fest!

Aber es fühlt sich gut an. Ich brauche bei Blake keine Angst zu haben!

Ein Stöhnen entschlüpft mir als er den Druck erhöht. Er...er macht das immer schneller!

Mein Rücken biegt sich durch, als ich plötzlich einen Finger in mir spüre.

Meine Finger krallen sich in seinen Arm, mein Mund öffnet sich zu einem Schrei aber kein Laut kommt über meine Lippen.

Zu viel! Blake gehört mir! Er ist meins! Es fühlt sich so gut an! Unzusammenhängende Sätze rauschen wie ein Orkan durch meinen Kopf, hören nicht mehr auf.

Mein Herzschlag wird immer schneller, das Zittern wurde immer stärker!

Irgendetwas kommt auf mich zu! Ich spüre seinen Finger immer mehr, wie er kreist, wie er mich erzittern lässt!

Einerseits habe ich Angst davor, ich will mit allem aufhören hier, aber andererseits will ich dass er nie wieder aufhört damit!

In der nächsten Sekunde, überkommt es mich schon. Ich ziehe mich um seinen Finger zusammen, keuche und schreie fast hinaus. Mein ganzer Körper zuckt ohne jegliche Kontrolle, der Orkan treibt sie immer weiter.

Blake's Finger hört erst auf sich zu bewegen, als mein Kopf auf seiner Brust liegt und ich zu keinem Ton, geschweige denn zu einer Bewegung noch fähig bin.

Ich spüre seine Lippen auf meiner Stirn und ich kann mir vorstellen, wie Rot mein Gesicht jetzt ist.

Mein Herzschlag beruhigt sich nur langsam wieder und ich bekomme wieder ein Gefühl für meine Glieder.

Er zieht seinen Finger heraus was mich zusammen zucken lässt. Erst jetzt wird mir richtig bewusst was wir hier gerade gemacht haben!

''Du..und dein Finger...und du hast...mich verrückt!'' Ich bringe keinen anständigen Satz mehr zu Stande. Oh Gott, ich hab das wirklich gemacht!

''Happy Birthday!'' flüstert er in mein Ohr. Oh mein Gott, ich hab ganz  vergessen...Ich bin jetzt 18! Ich bin erwachsen! Naja, vom Gesetz her zumindest. 

''Ich hab ein kleines Geschenk für dich!Ich geb es dir gleich im Zimmer.'' Ein Geschenk? Ich hab schon Ewigkeiten kein richtiges Geburtstagsgeschenk mehr bekommen! Aber mein Geburtstag kann mich nicht wirklich ablenken, von dem was wir hier gerade gemacht haben. 

Und...und ich fühle mich nicht schmutzig oder gar benutzt. Ich fühle mich wirklich gut! Naja, außer dass ich jetzt wieder irgendwie Müde bin. Das hier ist immer noch Blake rufe ich mir ins Gedächtnis! Niemand anderes.

Mein Blake.

''Komm schon, lass uns hier raus und frühstücken, ich hab wirklich Hunger!'' lächelt Blake.

Ich rutsche in der Wanne nach vorne und lasse ihn raus steigen. Auf einmal kommt mir die Wanne so groß vor, sobald er draußen ist.

Ich stütze mich am Rand ab und stemme mich hoch. Oh Gott, meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding!

Blake nimmt meine Hände, hilft mir über den Rand und trocknet mich ab.

''Gib mir das Handtuch, ich kann mich auch selbst abtrocknen!'' lache ich.

''Ich will dich aber abtrocknen!'' lächelt er.

Eigentlich will ich wirklich nicht dass er das macht. Zwischen meinen Beinen kribbelt es immer noch ungeheuer und ich weiß nicht was passiert wenn er da irgendwie hin kommt.

Sobald ich denke, ich bin überall trocken, husche ich ihn Zimmer und ziehe mir etwas an.

Ich kann aus dem Bad ein leises Lachen hören. Oh man, der weiß wahrscheinlich ganz genau, warum ich so schnell weg bin.

Blake kommt in seiner Boxershort ins Zimmer und zieht sich eine Jeans, ein T-Shirt und eine dünne Jacke aus dem Koffer.

Ich laufe nochmal ins Bad, mach mir einen Pferdeschwanz und laufe vor zu Blake. Der immer noch ein Grinsen im Gesicht hat.

Meine Wangen werden wieder heiß und wahrscheinlich bin ich schon wieder total Rot im Gesicht. Mein Kopf realisiert noch gar nicht wirklich was wir hier gerade gemacht haben.

Als ich vor ihm stehe, wickelt er meinen Zopf um seine Faust, zieht meinen Kopf nach hinten und drückt mir einen Kuss auf die Lippen.

Allein bei seinem Kuss, kribbelt es schon wieder zwischen meinen Beinen.

''Okay, Stop!'' rufe ich da zwischen. ''Ehm..ich..ich meinte wir sollten jetzt essen gehen, sonst gibt es unten wieder nichts und dann müssten wir extra ins Diner und..!''

''Hier.'' Er hält mir ein kleines Kistchen mit einer Schleife darauf, hin. Meine Hände zittern vor Aufregung. Ich klappe den kleinen Deckel auf und halte meinen Atem geschockt inne. Ein kleines Herz hängt an einer Kette nach unten. Das Herz ist aber irgendwie durchsichtig..Oh Gott, das sieht richtig teuer aus! Blake holt es aus der kleinen Schachtel raus und legt es um mein Handgelenk. Ich drehe meine Hand mehrmals hin und her und sehe wie das Herz im Licht glitzert. Der ist ja verrückt! Ich will gerade etwas sagen, als er mich schon unterbricht.

''Sag nichts. Ich weiß was du sagen willst, aber es ist ein Geschenk von mir. Nimm es einfach an, bitte!'' lächelt er. 

Ich drehe mich einfach herum, öffne die Türe und laufe auf den Gang. Schon wieder höre ich sein Lachen hinter mir.

''Hör auf zu lachen!'' rufe ich in seine Richtung.

Er schließt die Türe hinter sich, und läuft auf mich zu.

''Ich weiß nicht was du meinst!'' grinst er.

''Du machst mich wirklich verrückt!'' beschwere ich mich.

''Hab ich vorher ja gesehen!'' lacht er.

''Du..!'' Ich bin wirklich sprachlos. Er macht mich sprachlos.

Als er mit einem gespielt arrogantem Blick an mir vorbei läuft, nehme ich einfach Anlauf und springe auf seinen Rücken. Er hebt mich an meinen Oberschenkeln und wir lachen beide ausgelassen. Genau solche Momente, mit ihm, will ich nie missen. Nie wieder. 

 

Der Raum in dem wir sitzen, ist auf ein älteres Pärchen leer. Ich glaube sie sind Touristen, zumindest habe ich sie hier noch nie gesehen.

Außerdem liegt ein Stadtplan neben ihnen aufgeschlagen auf dem Tisch. Ich weiß ja wirklich nicht wofür die einen Plan hier brauchen, aber naja.

Ich überlege wie ich Blake bei bringen kann, was ich vor habe. Ich glaube kaum dass er begeistert sein wird.

''Blake? Kann ich dich was fragen ohne dass du gleich was dagegen sagen wirst?'' Ich kaue nervös auf meiner Lippe und knete meine Finger.

Er will gerade den Rest von seinem Toast in den Mund schieben, aber er hält direkt vor seinem Mund an.

Er zieht eine Augenbraue nach Oben und lässt den Toast wieder sinken.

''Und was genau soll das sein? Wenn du schon so fragst, kommt eigentlich nichts gutes dabei raus!'' grinst er.

''Na danke!'' lache ich.

''Aber jetzt mal im Ernst. Ich..ich hab dir gestern Nacht nicht wirklich die Wahrheit erzählt. Ich wollte nicht nur herum laufen..Na gut, eigentlich wollte ich schon, aber größtenteils wollte ich..ich wollte nach Hause. In mein richtiges Zu Hause, das dass ich mit meiner Mum gehabt hab! Ich..ich musste es einfach sehen, es besteht ja die Chance dass es Anzeichen dafür gibt, dass sie wirklich nach mir gesucht hat, oder?''

Ich könnte mir wirklich gegen den Kopf schlagen, dafür dass ich schon wieder stottere. Kannst du nicht einmal normal reden, Mary?

Er legt seinen Toast wieder zurück auf den Teller und seufzt laut. Was heißt das jetzt? Blake seufzt? Ist er sauer? Enttäuscht?

''Okay, hör zu. Du kannst im Prinzip machen was du willst. Du bist jetzt 18 Jahre alt, ich bin jetzt nicht mehr dein Erziehungsberechtigter. Dich zu etwas zu zwingen, bewirkt gar nichts, das weiß ich selbst. Aber ich erwarte wenigstens das du verantwortungsvoll bist. Ich kenne dich mittlerweile gut genug, um zu wissen dass du in euer Haus auch rein gegangen wärst! Du wärst ganz sicher nicht nur draußen stehen geblieben, du wärst auch hoch gegangen!''

 

Ich will ihm gerade wider sprechen als er seine Hand hebt und schon weiter spricht. ''Versuch gar nicht erst es ab zu streiten! Ich weiß es genau! Ich hab von Pfarrer Wrankley erfahren dass es 2009 hier einen größeren Sturm gegeben hat, der ziemlich viel verwüstet hat. Alles wurde wieder aufgebaut, aber da in eurem Haus niemand mehr gewohnt hat, hat sich auch niemand mehr darum gekümmert. Das Dach wurde damals am meisten beschädigt und durch den Regen der da durch kam, hat sich alles noch verschlimmert. Hast du eine Ahnung, wie gefährlich es da mittlerweile werden kann, da drin?''

Okay. Er hat mal wieder gewonnen. Ich wäre rein gegangen, ganz bestimmt. Aber...aber was Mary? Dir geht es gegen den Strich, dass er sich Sorgen um dich macht? Toll, werf ihm das ruhig vor.

Ich glaube langsam, meine innere Stimme macht sich lustig über mich.

''Es tut mir Leid?'' lächele ich schulterzuckend.

''Ich will einfach nur dass du aufpasst, okay?'' lächelt er.

''Etwas anderes noch. Ich würde gerne heute Nachmittag zu Caroline? Ist es okay für dich, ein bisschen allein zu sein?''

''Nein, eigentlich ist es sogar gut. Mike, mein Kollege aus dem Krankenhaus, hat mir ziemlich viel Papierkram mit gegeben, dafür dass er all meine Patienten über nehmen muss.'' stöhnt er.

''Ich werd nachher noch richtig viel zu tun haben!''

''Na dann, viel Spaß!'' grinse ich.

 

Nach dem Frühstück gehen wir beide wieder nach Oben, Blake hat mich dazu überredet wieder zu lernen. Ich ziehe an seiner Hand und stöhne genervt auf.

''Ich hab gar keine Lust zu lernen! Könnten wir nicht was anderes machen?''

''Wann hast du denn schon Lust zu lernen?'' lacht er.

Ich muss einfach meine Augen verdrehen. Ich hätte was viel besseres mit ihm vor! Zwischen meinen Beinen fängt es wieder an zu kribbeln. Ich sehe ihn von der Seite an und knete meine Finger. Gänsehaut zieht sich über meinen Körper und Bilder von vorher schießen durch meinen Kopf.

Okay okay, Mary! Mach dir gefälligst andere Gedanken! Ich schlüpfe unter seinem Arm durch die Tür und schmeiße mich aufs Bett. Ich lege die Hände über mein Gesicht und versuche die Bilder aus meinem Kopf zu vertreiben, aber es funktioniert einfach nicht! Die wollen da nicht raus!

Er legt mir einen Ordner und ein Mäppchen auf die Oberschenkel und schmeißt sich ebenfalls neben mir aufs Bett.

Schnaubend nehme ich mir einen Stift heraus und fange an die Aufgaben zu machen. Woher soll ich denn wissen wer der erste Präsident der USA war? Kann mir das mal jemand sagen? Mein Blick wandert wieder ohne jegliche Kontrolle zu Blake. Er sitzt aufgerichtet neben mir und sieht sich die ganzen Unterlagen an. Immer wieder schreibt er einige Wörter daneben und zieht manchmal seine Augenbrauen zusammen.

''Ich weiß, dass du mich beobachtest. Mach deine Aufgaben fertig!'' grinst er.

''Woh...Und außerdem woher soll ich denn wissen wer der erste Präsident war?'' Woher zum Teufel weiß der jetzt wieder dass ich ihn ansehe?

''Du schreibst seit fast Zehn Minuten kein Wort mehr auf das Blatt! Und du hast deinen Kopf zu sehr zu mir gedreht!'' lacht er.

Schnaubend drehe ich meinen Kopf wieder dem Blatt zu.

''Und übrigens, der erste Präsident war George Washington!''

''Danke.'' bringe ich nuschelnd raus. War ja klar, dass der das wieder wusste. Danach sind die Aufgaben...machbar. Nicht gerade wirklich einfach, aber machbar. Vor allem Englisch. Ich hatte keine Schwierigkeiten dabei, was mich ein bisschen stolz werden lässt. Ich werde immer besser.

 

Um kurz vor Eins, gehen wir beide runter und essen etwas zu Mittag. Es gibt nicht wirklich viel Auswahl zum Essen. Naja, eigentlich gar keine wirkliche Auswahl. Entweder Linsensuppe oder Pfannkuchen. Etwas anderes steht nicht auf dem Tisch.

Die Entscheidung fällt für uns beide daher nicht wirklich schwer. Die Pfannkuchen schmecken wirklich gut, aber ich bin nach dem 3. wirklich satt. Im Gegensatz zu Blake, der sich glaube ich, mittlerweile den 5. holt!

 

Als wir Oben wieder im Zimmer sind, ist es erst 13.45 Uhr. Caroline hat erst um Halb Drei aus. Toll. Und was mach ich jetzt solang?

Ich lege mich wieder ins Bett und schalte den Tv ein. In dem wirklich nur Müll kommt. Kein guter Film, keine Serie, gar nichts. Nur Müll.

Ich schalte ihn wieder aus und drehe mich zu Blake um. Der immer noch in seinen Papieren vertieft ist. Ich lege meinen Kopf auf seinen Oberschenkel und streiche kleine Kreise auf seinen Bauch. Ich werde mutiger und schiebe sein T-Shirt ein Stück nach Oben bis ich seinen Nabel sehen kann. Ich streiche mit meinem Finger leicht darum und sehe wie die kleinen Härchen darum sich aufstellen. Ich folge ihnen mit meinem Finger, sehe wie sich Gänsehaut auf seiner Haut bildet.

Ich stocke mit meiner Hand vor dem Bund seiner Hose. Soll ich? Will er das überhaupt? Mir wird immer abwechselnd kalt und heiß, es ist wie wenn mein Körper sich nicht entscheiden könnte! Kann ich überhaupt? Was wenn mir Bilder von damals durch den Kopf schießen?

Aber...aber ich muss einfach. Heute Morgen war der beste Beweis dafür, dass es nicht schmerzhaft sein muss. Alles andere als schmerzhaft.

''Wenn du nicht willst, dass du gleich unter mir liegst, nimm deine Hand da weg!'' Geschockt sehe ich nach Oben, in sein Gesicht.

''Ich mein's ernst, Mary! Was glaubst du wie schwer das war dir heute Morgen zu zu sehen? Ich bin auch nur ein Mann! Ich weiß, dass wir darüber geredet haben dass Sex für dich erst mal nichts ist, aber dann müssen wir's ganz lassen! Ich kann dir da nicht nochmal zu sehen und mich danach anziehen, als wäre nichts gewesen!''

Oh Gott, ich hatte ja keine Ahnung dass es so schwer sein wird für ihn!

Das hättest du dir vielleicht auch denken können! Ich könnte mir wirklich wieder gegen den Kopf schlagen. Wie Blöd bin ich eigentlich?

Aber...aber andererseits war das heute Morgen ja auch wunderschön, obwohl ich gedacht habe, dass es weh tun wird oder es mich zu sehr an früher erinnert...

Was, wenn Sex auch so ist? Wenn es genauso wunderschön wird mit Blake? Er würde mir nie weh tun! Ganz sicher nicht!

''Hö..hörst du auf, wenn es mir zu viel wird?'' flüstere ich.

Er richtet sich auf und setzt sich im Schneidersitz vor mich hin.

''Bist du dir da sicher? Ich will dich jetzt nicht zwingen, nur weil es so schwer war, dir zu zu sehen! Du musst nicht! Ich will nicht, dass du was machst, nur weil ich gerade Lust darauf hab! Ich will dass du es von dir selbst willst, hörst du?''

Seine Hand streicht weich über meine Wange.

Will ich? Bin ich mir sicher?

Ja, ich glaube schon. Er wird aufhören wenn ich es sage. Er wird.

Ich rutsche näher an ihn heran und lege meine Hand in seinen Nacken, ziehe seinen Mund an meinen.

''Ja. Ganz sicher. Versprech' mir nur auf zu hören, wenn ich es sag!''

''Versprochen!'' lächelt er. Seine Hand rutscht von meiner Wange in meinen Nacken und zieht bis unsere Lippen aufeinander liegen.

Seine Zunge spielt mit meiner wieder, umkreist sie, ganz langsam. Es fühlt sich anders an Blake zu küssen, wenn ich weiß es wird nicht mehr passieren, als ein Kuss. Aber jetzt...ein ganz anderes Gefühl. Viel intensiver und fast sogar schon besser.

Ich merke kaum wie er mich auf seinen Schoß zieht und mein T-Shirt und mein BH durch den Raum fliegen. Ich sehe nur meinen BH an der Fernseher Kante baumeln. Seine Hände zerwühlen meine Haare, streichen über meinen Rücken und meinen Po. Ein Zittern läuft durch meinen Körper. Ich will das Gefühl von heute Morgen. Genau dasselbe. Seine Hand liegt fest auf meinem unteren Rücken als er sich hin kniet und sich umdreht sodass ich unter ihm liege. Er kniet sich wieder hin, zieht mit einem Ruck sein T-Shirt über seinen Kopf und liegt sich wieder auf mich. Ganz vorsichtig. Seine Hände stützen sich neben meinem Kopf ab während er meinen Mund in Beschlag nimmt und immer weiter runter wandert. Ganz langsam verteilt er seine Küsse auf meinem Kiefer, auf meinem Kinn bis runter zu meinem Hals. Er knabbert ganz leicht an meinem Hals, saugt an ihm. Ich seufzte auf, ich will meinen Kopf drehen, sodass er nicht mehr hin kommt, es kitzelt ziemlich sehr. Und gleichzeitig will ich dass er nie mehr damit aufhört!

Meine Beine schließen sich wie automatisch um seinen Po und ziehen ihn immer näher. Was fast schon nicht mehr geht.

Meine Hände legen sich um seinen Nacken, kraulen durch seine Haare, die jetzt eh schon total zerstört aussehen.

Seine Küsse wandern weiter runter zu meinen Brüsten, er küsst sich über den Hügel weiter nach vorn zur Spitze. Seine Lippen schließen sich um meine Brustwarze und saugen daran genau wie an meinem Hals davor. Ein Stöhnen entschlüpft sich meinem Mund, meine Hände krallen sich in seinen Kopf.

''Wunderschön.'' murmelt er.

Seine andere Hand zwirbelt meine Spitze zwischen seinen Fingern ganz langsam hin und her.

Seine Hand wandert weiter nach unten über meinen Bauch, zu meinem Hosenknopf. Ich höre das Rascheln vom Reißverschluss und spüre wie er versucht meine Hose nur mit einer Hand runter zu ziehen.Was allerdings nicht so wirklich klappt. An meinen Kniekehlen bleibt sie hängen. Er lässt von meiner Brust ab, kniet sich vor mich hin und zieht meine Hose ganz auch. Ich sehe wie sie genauso wie meine Socken danach, durch das Zimmer fliegen. Seine Hose und seine Socken folgen gleich darauf.

Er drückt einen leichten Kuss auf meinen Oberschenkel, wandert wieder mit seinen Küssen nach Oben.

Ein Zittern fährt durch meinen Körper, ich weiß nicht wohin mit meinen Armen, mein Körper fühlt sich wie unter Strom an.

Ich spüre seine Hand von meinem Oberschenkel weiter nach innen rutschen. Mein Herzschlag wird schon wieder viel zu schnell vor Aufregung. Ich weiß genau was jetzt kommt.

Sein Finger streicht nur ganz leicht über meinen Slip, was mich schon auf seufzten lässt. Dann ist mein Slip plötzlich weg. Ich öffne nur ganz leicht meine Augen und sehe ihn ebenfalls durch den

Raum fliegen. Seine Boxershort folgt meinem Slip kurz danach.

Er zieht sich wieder zu mir nach Oben und nimmt meinen Mund in Besitz.

Er stützt sich mit einer Hand über meinem Kopf ab, die andere wandert wieder runter zwischen meine Schenkel.

Ich kralle mich in seinen Oberarmen fest als seine Finger ganz leicht darüber streichen. Worüber ich schreien könnte. Ich will mehr! Jetzt! Nicht nur dieses leichte streicheln dass mich verrückt macht!

Ich recke mein Becken ihm mehr entgegen, in der Hoffnung er macht irgendetwas, egal was, Hauptsache er macht was!

Sein Finger streicht ganz langsam zwischen meiner Spalte. Als ob er alle Zeit der Welt hätte. Ich kann mein Stöhnen nicht mehr unterdrücken als er seinen Finger in mich rein schiebt. Wieder ganz langsam!

Ich kneife meine Augen zusammen, in der Hoffnung das Kribbeln wird weniger, aber jetzt wird alles noch viel schlimmer! Ich spüre einen zweiten Finger, wie er mich dehnt und kreist. Es..es fühlt sich unglaublich an! Sein Daumen streicht kreisend über meine Klitoris und mein Becken bewegt sich mit den Fingern mit. Ich will mehr! Jetzt! Meine Fingernägel krallen sich in seine Schultern und meine Füße können überhaupt nicht mehr still halten.

Ich weiß nicht was mich in diesem Moment reitet, als ich nach unten greife und ohne lang zu überlegen meine Hand um seinen Penis lege. Bilder zischen durch meinen Kopf. Meine Hand um einen Penis. Ich spüre seinen heißen Atem an meinem Hals, seine Finger werden immer schneller und die Bilder verschwinden automatisch. Das Gefühl vertreibt jede schlechte Erinnerung. 

Ich..weiß nicht was ich da mache aber ich bewege einfach meine Hand auf und ab, ganz langsam und vorsichtig. Er ist groß und..und hart, aber er fühlt sich gleichzeitig auch weich an. Perfekt.

Ein Tropfen kommt aus seiner Spitze und ich verreibe ihn mit meinem Daumen darauf. Ich höre sein Stöhnen, spür wie seine Finger immer schneller werden.

Schauer jagen durch meinen ganzen Körper, mein Atem wird immer stockender.

Mein Körper fängt an zu zittern und..und plötzlich sind seine Finger weg!

''Was...?'' mein schwerer Atem erschwert mir das Reden, will nur wissen wo deine Finger sind!

Er lächelt mich an. Warum lächelt der jetzt? Verzweiflung kommt in mir auf, ein süßes Ziehen fährt durch meinen Körper.

Wieso hast du aufgehört, will ich ihm entgegen schreien, aber kein Laut kommt über meine Lippen. Er verschränkt meine Finger mit seinen, rahmt meinen Kopf damit ein.

Ich spüre sein Ding an meinem Eingang und das Zittern kommt zurück. Aber nicht vor Erregung. Eher Angst.

Was wenn es wirklich weh tut? Wenn er mich nicht hört und weiter macht? Meine Augen reißen auf und ich will meine Hände aus seinen reißen.

Auf meiner Haut sitzen kleine Schweißperlen. Ich drücke gegen seine Brust so fest ich kann. Sofort setzt er sich auf seine Knie vor mich hin.

Er sieht genauso geschockt aus wie ich. Ich hab's nicht geschafft.

''Es...es tut mir Leid!'' stottere ich. Ich...wieso bin ich jetzt so ängstlich auf einmal? Vorher wollte ich es noch unbedingt und jetzt?

''Schon gut, keine Sorge, alles ist gut!'' lächelt er. Er zieht an meinen Händen bis ich auf seinem Schoß sitze und die Beine um ihm schlinge. Ich drücke mein Gesicht an seine Brust und versuche das von gerade eben einfach zu vergessen. An etwas anderes zu denken.

Aber sein Duft der in meine Nase dringt...Ich seufzte schwer auf. Was will ich denn jetzt? Ich will mit ihm schlafen und zur gleichen Zeit vor ihm weg rennen?

''Wie findest du es, einfach Oben zu sein?'' flüstert er in die Stille.

Entsetzt sehe ich ihn an. Meint er das ernst?

''Ernsthaft?''

''Ja, wirklich. Du hättest die Kontrolle. Du müsstest keine Angst haben, vor nichts. Du kannst jederzeit aufhören!'' lächelt er.

Ich hätte die Kontrolle. Der Satz schwirrt mir immer wieder durch den Kopf. Ich lasse ihn auf meiner Zunge zergehen. Und er hört sich gut an.

Schwer atmend nehme ich sein Gesicht zwischen meine Hände und drücke meine Lippen auf seine. Spiele mit seiner Zunge, die mich auf seufzten lässt.

Mein Becken bewegt sich nach vorn und zurück auf seinem Penis. Schauer laufen wieder durch meinen Körper, Gänsehaut bildet sich überall.

Ich sehe wie bei Blake alle Muskeln angespannt sind, ich glaube ich habe ihn schon wirklich lang warten lassen.

Ich greife ganz langsam zwischen uns hin durch und nehme zitternd sein Ding in meine Hände. Er ist steinhart. Und gleichzeitig weich.

Okay, wie mach ich das jetzt? Schweiß tritt auf meine Stirn. Wie..? Was mach ich jetzt als erstes? Ich spüre Blake's Hände an meinem Po, spür wie er mich ganz leicht hoch hebt. Wie automatisch, führe ich ihn an meinen Eingang und greife nach seinen Schultern. Meine Augen kneife ich zusammen, ich spüre wie er ganz langsam in mich eindringt, Stück für Stück. Ich reiße meine Augen auf, kralle meine Fingernägel in seine Schultern.

Er dringt immer weiter vor, bis es nicht mehr weiter geht. Er ist ganz in mir drin!

Tränen der Verzweiflung sammeln sich in meinen Augen! Ich will dass er sein Ding wieder raus nimmt! Und gleichzeitig, dass er ihn nie wieder raus nimmt. Es fühlt sich wirklich toll an. Aber die Bilder in meinem Kopf...

Ich lasse meinen Kopf zurück sinken und öffne ganz langsam meine Augen. Ein leichter Schweißfilm legt sich über seinen Körper und es sieht ziemlich anstrengend aus, so wie er dran sitzt.

''Willst du dass ich aufhöre? Schon okay!'' Will ich dass er aufhört? Will ich das wirklich?

''Ich..ich will nicht dass du aufhörst! Aber jedes mal wenn ich die Augen schließe, fliegen die blöden Bilder durch meinen Kopf!''

Eine Träne läuft meine Wangen herunter. Warum muss alles so scheiße sein?

''Dann lass die Augen offen!'' Als ich ihn skeptisch ansehe, spricht er weiter.

''Ich meins ernst! Sieh nur mich an! Nur mich!''

Als ich nichts erwidere, liegen seine Lippen wieder auf meinen. Er kippt sein Becken nach vorne fängt ganz vorsichtig an sich zu bewegen.

Kleine Stromstöße zucken durch meinen Körper, die große Hitze kommt langsam zurück. Blake sinkt seinen Kopf, sieht mir bei jedem Stoß direkt in die Augen. Es ist als würde er mir direkt in die Seele schauen, meine Gedanken lesen können.

Ich muss bei jedem Stoß leise auf stöhnen, ziehe seinen Duft in mich ein.

Er wird schneller,stößt härter zu. Aber immer noch vorsichtig. Ich wölbe meinen Rücken durch und versuche nicht zu laut zu stöhnen. Aber es funktioniert irgendwie nicht! Sein Kopf liegt an der Seite von meinem, atmet schwer in mein Ohr hinein, was mir erneute Schauer über den Körper jagt.

''Mehr!'' bettele ich. Ich will mehr! So gut...

Seine schnellen Stöße lassen mich in seine Schulter beißen. Mein Atem kommt stockend, mein Körper fängt an zu beben.

''Ahh!'' wimmere ich, während ich wie unter Strom bin. Seine Hand liegt in meinem Nacken, die andere immer noch an meinem Po.

Der Orkan von heute Morgen kommt auf mich zu, will mich mit reißen. Ich keuche, ich bekomme kaum noch Luft, will das es aufhört, es ist viel größer als heute Morgen! Und gleichzeitig, dass er nie wieder damit aufhört! Nie wieder!

Meine Bauchdecke spannt sich fast schmerzhaft zusammen, mein Körper zuckt unkontrolliert während ich von den Klippen falle. Mein Becken bewegt sich wie losgelöst, hin und her.

Ich merke nicht, wie ich die Augen geschlossen habe, aber da sind nur Bilder von Blake. Unter mir. In mir.

Er zögert meinen Orgasmus immer weiter hinaus, stößt immer weiter, bis er plötzlich erstarrt und es total heiß in mir wird!

Mein Körper zuckt schon wieder, oder vielleicht auch immer noch. Ich beiße in seine Schulter, um ein erneutes Stöhnen zu unterdrücken. Mein Kopf ist wie leer gefegt, ich bin zu keinem richtigen Gedanken in der Lage.

Nur Bilder huschen durch meinen Kopf. Von Blake. Nur von ihm.

''Du..wir...wir haben..!'' Ich bin wirklich zu keinem richtigen Satz in der Lage, meine Brust fühlt sich wie zugeschnürt an!

Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht! Ich hab's getan! Ich hab keine Angst gehabt! Naja, zum Schluss zumindest nicht mehr.

Ich hatte Sex! Mit Blake!

Ich merke nicht wie Tränen meine Wangen runter laufen und ein Schluchzen sich meinem Mund entschlüpft.

Ich hatte Sex! Mit Blake! Ohne Schmerzen.

''Mary? Oh Gott, hab ich dir weh getan? Sieh mich an, bitte!'' bettelt Blake. Ich kann nicht anders als unter Tränen zu lächeln.

Ich nehme sein Gesicht, ohne ihm eine Antwort zu geben in meine Hände und drücke ihm einen Kuss auf.

Ich spüre sein Lächeln zwischen unseren Lippen, seine Hände die auf meinem Rücken streichen.

''Schon gut!'' lächelt er.

''Meine Tränen hören nicht auf zu laufen, aber eigentlich will ich gar nicht weinen, weil ich jetzt gerade, so glücklich, wie noch nie war und trotzdem hören sie nicht auf zu laufen!'' schluchzte ich.

''Ich denke es tut dir mal gut, dich richtig aus zu weinen. Das alles in letzter Zeit war viel zu viel für dich! Das wär' für jeden viel zu viel.''

 

Und er hat Recht. Ich weine mich richtig aus, schluchzte und heule alles an seiner Brust aus. Alles was in meinem Kopf umher fliegt.

Mein Baby.

Er. Er wurde immer noch nicht gefunden.

Mum's Tod.

Blake's Mum.

Ashley.

Und auch Blake. Der andauernd für mich hier ist. Und ich ihm das alles nie zurück geben kann.

Einfach alles, was in meinem Kopf ist.

Blake sagt während ich weine, kein Wort. Seine Hand streichelt einfach nur meinen Rücken und krault meinen Nacken.

 

 

Ich fühle mich danach wirklich besser. Um einiges. Mein Kopf ist leer. Eher schwirren mir wieder Bilder von uns beiden, vorhin, durch den Kopf.

Ich müsste mich nur ein bisschen bewegen...

Ich recke mein Becken nach vorne und bewege mich auf seinem Schwanz vor und zurück. Ganz langsam.

Meine Augen lasse ich geschlossen an seinem Hals. Ich fahre mit meiner Zunge bis nach Oben zu seinem Kinn und nehme seinen Mund in Beschlag. Seit wann bin ich so mutig?

Ich spüre Blake's Hand zwischen uns hin durch rutschen, wie er meine Klitoris umkreist, einen Finger in mich schiebt. Und einen zweiten.

Ich keuche in seinen Mund, kralle mich in seine Schultern, bewege mein Becken schneller.

Er nimmt seine Finger aus mir raus, nimmt seinen Penis in die Hand.

Und plötzlich platzt die ganze Stimmung als sein Handy anfängt zu klingeln .

''Nein!'' bettle ich.

''Lass es klingeln!'' nuschele ich und will seinen Mund wieder an meinen ziehen.

Er streckt sich nach vorne, zum Nachttisch und nimmt sein Handy in die Hand.

''Würde ich ja, aber die Nummer ist anonym. Die anderen wissen, dass sie nur anrufen sollen, wenn's wichtig ist. Und denen ihre Nummer sind schließlich eingespeichert!''

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, während er einmal über den Bildschirm streicht und es an sein Ohr hebt.

''Hey Austin! Wieso rufst du anonym an? Achso. Ja..Im ernst jetzt?'' Blake schiebt mich vorsichtig von seinem Schoß und steht nackt, wie Gott ihn schuf, vor mir.

Mir ernstem Gesicht. Aber wie er da so vor mir steht...Ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Es sieht witzig aus, wie sein Ding steif absteht, und er trotzdem ein ernstes Gesicht macht.

Ich kann gar nicht glauben, dass das große Ding bis vor kurzem in mir war. Meine Haut prickelt dabei. Ich möchte am liebsten duschen. Wenn Er Sex mit mir hatte, hab ich mich immer schmutzig gefühlt. Ich habe an meiner Haut so lange gekratzt bis sie geblutet hat. Aber jetzt..Ich fühle mich schmutzig. Aber nicht auf die Art wie bei Ihm. Da hab ich mich ausgenutzt gefühlt, innerlich dreckig. Aber jetzt, ist es eher einfach nur verschwitzt. Glaube ich zumindest...

Sobald er sein Handy wieder auf den Nachttisch gelegt hat, ziehe ich ihn zurück ins Bett, direkt auf mich. Ich erobere seinen Mund zurück, will das Gefühl von vorher.

Es fühlt sich an, als hätte ich Jahre lang gehungert an Gefühlen. Was ich auch im Prinzip gemacht habe. Da gab's nur schlechte Gefühle. Keine schönen, wie jetzt. Hier, mit Blake.

''Mary, warte!'' Er versucht seinen Kopf zurück zu ziehen, aber ich drücke ihn sofort wieder an mich.

Was passiert hier eigentlich gerade mit mir? Seit wann, übernehme ich die Initiative? Seit wann bin ich so stürmisch?

Aber plötzlich ist sein Kopf doch weg. Und meine Arme über meinem Kopf fest gehalten. Wie..?

''Ich muss dir was sagen!''

''Das kannst du doch auch noch später!'' jammere ich. Ich winde mich unter ihm, es ist als wäre ich total ausgehungert und jetzt verrückt nach Gefühlen. Ich will immer mehr davon!

''Austin und die anderen Polizisten haben das Haus gefunden. Im Wald, in dem du die letzten Jahren verbracht hast.''

Schlagartig ist die ganze Lust von gerade weg. Wie auf einen Schlag ist alles zerstört.

Ich rüttele an meinen Händen, winde mich unter ihm.

''Lass mich los!'' zische ich. Sofort kniet er sich vor mich hin und berührt mich nicht mehr. Aber er soll mich berühren!

Nein, er soll mich in Ruhe lassen! Oh Gott, was ist los mit mir? Ich ziehe meine Beine an und lege meinen Kopf darauf.

Sie haben es gefunden.

''Sie haben außerdem noch ein Paar andere Sachen gefunden. Bilder..von dir. Beim schlafen. Es sind Hunderte. Und auch ein Paar Rechnungen. Außerdem wissen wir jetzt wie er heißt.''

Mein Herz fängt an zu rasen und kalter Schweiß läuft meinen Rücken runter.

''Wie?''

''Sein Name ist Adam Boynes. Wir haben lediglich ein Paar Rechnungen gefunden, von mehreren Mietwagen die er sich immer nur für ein Paar Wochen geliehen hat. Keine einzige Rechnung wurde bezahlt. Allerdings...die Rechnungen sind an eine andere Adresse adressiert. Sie haben nach geschaut, das Haus an das die Briefe geschickt wurden, liegt nur knapp Drei Stunden weiter, einer kleineren Stadt. Unser Haus liegt zu Fuß, fast Acht Stunden weg. Die Nachbarn beschreiben ihn als einen Eigenbrödler, aber Nett. Er hilft anscheinend jedem der etwas braucht. Er besaß bis vor Drei Jahren einen kleinen Laden, bei dem niemand so richtig wusste was er da für Geschäfte betreibt. Oft kamen viel ärmere Leute zu ihm, laut den Nachbarn. Von anscheinend überall her.''

Ich kneife meine Augen zusammen und bete zu Gott dass es nicht wahr ist, was er hier gerade erzählt. Dieser Adam, hat also in einer Kleinstadt gewohnt, und gleichzeitig hier mit mir? Aber wieso? Ein heißes Gefühl macht sich in mir breit. Wut.

''Er war also immer Nett zu jedem? Hat jedem geholfen? Dann sag mir zur Hölle wieso er zu mir so war! Warum zum Teufel, zu mir? Ich war gerade mal Acht! Ich hab niemandem etwas getan! Niemandem! Und trotzdem hat er mir weh getan! Und die anderen beschreiben ihn als Nett? Als einen Menschen der jedem hilft, wenn er in Not ist?! Warum, zur Hölle hat er mir dann nicht geholfen? Ich war verdammt nochmal in Not, ich hätte Hilfe gebraucht!''

Mir wird erst im Nachhinein bewusst, wie ich zu schreien angefangen habe. Aber die Wut brodelt kochend heiß in mir. Läuft jeden Moment über wie ein Vulkan.

Ich stehe vom Bett auf und suche in Windeseile meine Klamotten zusammen.

''Was machst du? Bist du jetzt sauer auf mich? Ich weiß, dass das alles gerade ein bisschen viel ist aber..''

''Ein bisschen?'' schreie ich.

''Der Typ hat mich Jahre lang vergewaltigt! Jeden Tag hat er mir weh getan! Jeden verdammten Tag!'' Tränen sammeln sich in meinen Augen. Wieso schreie ich jetzt Blake an? Er kann nichts dafür, es ist nicht seine Schuld!

''Es tut mir Leid! Ich..ich muss hier raus.'' wimmere ich. Ich ziehe mir meinen Pulli von heute Morgen wieder an und stürme aus der Tür.

Ich höre wie er mir hinterher schreit aber es ist mir im Moment ziemlich egal.

Ich kriege kaum mit wie ich schon auf der Straße bin und an den noch wenigen Leuten vorbei renne. Es wird bald schon wieder Dunkel. Wie schnell die Zeit vergeht. Sätze fliegen durch meinen Kopf.

Nachbarn beschreiben ihn als Nett.

Ist immer hilfsbereit.

Ich bin am Wohngebiet angekommen und bleibe keuchend stehen. Wohin jetzt? Zu Caroline? Nein, sie würde sofort Blake anrufen.

Plötzlich schwirrt mir eine Idee im Kopf umher. Ich renne wieder los, immer gerade aus. Bis ich das letzte Haus hinter mir gelassen habe.

Nur noch eine Kurve. Und da steh ich.

Es ist wirklich eine Bruchbude. Einige Fenster sind kaputt. Im Dach prangt ein großes Loch.

Die große Schaukel auf der Veranda hängt nur noch an einem Seil. Die andere Seite liegt auf dem Boden.

Ich laufe langsam darauf zu, schiebe das quitschende alte Gartentor auf. Der Zaun der um unser Haus herum ging, war einmal weiß.

Jetzt sieht er eher dunkelgrau und kaputt aus. Vereinzelt sieht ein grüner Grashalm aus der dicken Schneedecke hervor.

Ich stapfe durch den Schnee und laufe langsam die Veranda nach Oben. Die Treppe quitscht genauso.

Jetzt sehe ich erst, dass die Haustüre nur angelehnt ist. Ich stoße sie auf und atme tief ein. Es ist als wäre ich Zu Hause. Ich schließe meine Augen. Gleich würde meine Mum um die Ecke kommen und mich zum Essen rufen. Abends würden wir uns einen Film ansehen, dann würde sie mich ins Bett bringen. Sie würde mir über die Haare streichen bis ich eingeschlafen wäre.

Vorsichtig mache ich einige Schritte nach vorne. Der Boden knarzt.

Es steht alles noch an seiner Stelle. Nur kaputt. Auf dem Sofa haben sich komische Flecken gesammelt, die ich, glaube ich, lieber nicht anfasse.

Der Fernseher, hat einen Sprung in der Scheibe. Ich laufe weiter rein, sehe mir die Bilder auf dem kleinen Kamin an. Ich nehme jedes in die Hand, wische den Staub davon ab.

Ich und Mum bei meiner Einschulung. Ein anderes Bild, auf dem Spielplatz. Ein Bild, mit Onkel Ben, Tante Linda und meiner Mum.

Ich und meine Cousine Anna sitzen vor ihnen und grinsen in die Kamera. Ich glaube das Bild entstand an meinem letzten Geburtstag den ich hier gefeiert habe. Sie sind alle extra her gefahren und blieben sogar über's Wochenende.

Ich stelle die Bilder vorsichtig hin.

Ich laufe weiter in die Küche, stelle den umgefallenen Stuhl wieder auf. Hier hat sich nichts verändert. Außer der Geruch. Es stinkt bestialisch hier, ich glaube vom Kühlschrank oder vom Mülleimer.

Aber eigentlich macht es mir nichts aus. Ich hab die letzten Jahre selbst oft genug gestunken. Man findet sich damit ab.

Ich laufe zurück in den Gang und sehe die Treppen nach Oben. Ich wiege ab wie groß die Gefahr wirklich ist, wenn ich nach Oben laufen würde.

Ich muss einfach nach Oben. Wie recht Blake doch hatte. Ich muss einfach nach Oben gehen. Ich unterdrücke die Angst einfach. Ganz einfach.

Stufe für Stufe bete ich zu Gott dass nichts passiert. Sie knarzen unglaublich laut und fühlen sich wirklich nicht stabil an.

Ich bin gerade auf der letzten Stufe als ein lauter Knall durch das Haus fährt. Ich schreie erschrocken auf und muss mich am Geländer fest halten um nicht rückwärts runter zu fliegen.

Mein Herz klopft rasend schnell in meiner Brust. Was war das für ein Knall?

Ich laufe wieder zwei Stufen nach unten und sehe wie die Haustür zu ist. Erleichtert atme ich auf. Wahrscheinlich der Wind.

Ich könnte über mich selbst lachen. Ich musste die letzten Jahre die schlimmsten Qualen erleiden und erschrecke mich dann wenn die Haustür zu fällt.

Ich nehme meinen Weg wieder auf und laufe zuerst in mein altes Zimmer. Die weißen Möbel sind genau wie der Zaun draußen, gräulich. Überall hängen Spinnweben und alles ist voller Staub.

Ich lasse mich trotzdem auf meinem alten Bett nieder und sehe mich um.

Mein Kleiderschrank steht offen, manche meiner alten Kleider hängen heraus oder liegen davor auf dem Boden.

Ich schüttele meinen Kopf und stehe auf. Ich laufe in das Zimmer meiner Mum. In dem das große Loch im Dach ist.

Ich strecke meinen Kopf dem Himmel entgegen. Es dämmert schon. Ich sehe mich im Zimmer um und reiße den Kleiderschrank auf.

Sie ist wirklich über Nacht verschwunden. Sie hatte nie viele Kleider, aber sie hat wirklich so gut wie nichts mit genommen. Ich kenne noch jeden Pullover, jede Jeans, jede Jacke. Alles noch da.

Ich laufe zur anderes Seite des Zimmers und reiße die Kommode auf. Ich muss an den Schubladen stark rütteln bis sie nachgeben und aufgehen.

Große Ordner stehen verstaubt aber fein säuberlich nebeneinander. Ich reiße die anderen Schubladen auch auf, in denen ich aber nur unwichtiges Zeug finde. Nähmaterial, Süßigkeiten, bei denen ich mir nicht mehr sicher bin ob die heute noch hergestellt werden, einen Walkman..und..und Kondome! Ich glaube so hießen die Dinger. Ich schmeiße das kleine Päckchen wieder in die Schublade und knalle sie zu.

 

Was war in den Ordnern? Ich knie mich vor die Kommode und ziehe den ersten Ordner auf.

Rechnungen. Ich blättere durch und kann auf fast jedem Zettel die Überschrift 'Mahnung' lesen. Ganz groß und dick steht es darauf. Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen. Ich wusste damals schon dass wir wenig Geld hatten. Aber so wenig dass sie die Rechnungen nicht mehr zahlen konnte?

Ich schmeiße den Ordner neben mich und ziehe den nächsten raus. Diesmal sind es keine Mahnungen. Es sind Überweisungen. Was auch immer das ist.

Aber man sieht, über die Jahre, hat uns ein John Claremith, jeden Monat fast 500 Dollar überwiesen. Wer zur Hölle ist das? Und warum schickt er uns Geld?

Ein Schauer läuft mir über den Rücken als das Haus knarzt. Es macht mir Angst, obwohl ich es eigentlich gewohnt sein müsste. Es hat früher schon so getan, jede Nacht.

Ich reiße die anderen Ordner auf, in denen aber auch nur Rechnungen und diese Überweisungen drin sind.

Ich blättere durch und stocke. Warte, was..?

Überweisungen von...Nein! Nein nein nein nein! Das darf nicht wahr sein! Warum? Adam Boynes hat fast Ein Jahr lang jedem Monat fast 1000 Dollar überwiesen.

Warum! Nein! Tränen der Verzweiflung sammeln sich in meinen Augen!

Ich verstehe gar nichts mehr! Warum von ihm? Was hatte Mum mit ihm zu tun?

Mein Herz setzt aus und schlägt doppelt so schnell weiter. Warum!

Ich muss das Blake zeigen. Jetzt sofort. Ich schnappe mir den Ordner und stehe auf. Ich drehe mich um und schreie auf.

Nein nein nein! Bitte nicht! Ich falle auf meinen Hintern und krabbele rückwärts an die Wand. Nein! Nein, nein!

''Hallo Mary.'' lächelt er.

Nein, nein, nein! Bitte!  

 

Kapitel 9

Er hat geredet! Zum ersten Mal nach all den Jahren, hat er geredet! Warum...warum jetzt?

Was macht der hier?

Ich keuche auf als ich mit dem Rücken an die Wand stoße. Wohin jetzt? Der steht genau vor der Tür! Ich komm hier nicht anders raus als durch die Tür!

Mein Herz setzt aus, Schweiß tritt auf meine Stirn. Ich beobachte ihn ganz genau, zucke zusammen als er einen Schritt in meine Richtung macht, sich aber nur an den alten Türrahmen lehnt.

Er hat sich verändert. Er sieht besser aus. Er hat abgenommen und er hat sich sogar rasiert. Seine Kleidung sieht frisch aus. Er sieht..normal aus. Nett. Hilfsbereit.

Ich brauche ein Paar Anläufe bis ich ein Wort raus bekomme. Er starrt mich an.

''Wie..wie hast du mich gefunden?'' flüstere ich.

''Tja...'' Er räuspert sich. ''Ich weiß, dass du gehofft hast, dass ich tot wäre. War ich nicht. Ich war wirklich sauer als ich gesehen hab, dass du weg warst, aber ich wusste ich krieg dich wieder. Es ging ein Aufruf durch's Radio, bei dem ich beschrieben wurde und gesucht wurde. Entweder konnte man sich bei der Polizei melden oder bei deinen neuen Freunden. Die Telefonnummer dann eurer Adresse zuzuordnen im Internet, war dann nicht mehr schwer. Ich hatte Glück dass ihr bis dahin noch keinen Namen von mir kanntet. Und da ich so oder so ein wenig weiter weg gewohnt habe, war alles eigentlich kein Problem.''

Es ging ein Aufruf durch's Radio? Wann? Wieso hat mir Blake nichts erzählt?

''Du warst bei uns im Haus. Warum?''

Er fängt an zu lachen. ''Ich hab euch beobachtet. Fast täglich. Ich dachte es wäre mal eine gute Chance, euch zu zeigen, dass ich nicht tot war. Ich weiß, was ihr gemacht habt. Wo, ihr was gemacht habt. Ich weiß, alles Mary. Ich war immer da.'' lächelt er.

Tränen laufen meine Wangen runter. Er war immer da. Ich war nie wirklich sicher. Die ganze Zeit nicht.

''Wie..wieso hast du nie mit mir geredet?'' schluchze ich. Ich muss hier raus! Ich muss zu Blake!

''Isolation ist die beste Art der Folter. Ganz einfach. Aber du warst ja nicht immer alleine. Ich war ja oft genug bei dir!'' lacht er. Er verschluckt sich, hustet laut. 

''Hast du meine Mum umgebracht?'' Ein Lächeln tritt auf sein Gesicht. 

''Sie hat sich all die Jahre Geld von mir geliehen, dass die nicht mehr zurück zahlen konnte. Dann hab ich als Zahlung eben dich genommen. Und als ich sie dann vor einigen Tagen im Auto sah, war für mich klar was zu tun ist. Sie hat es nicht anders verdient.'' 

Ich reiße die Nachttisch Lampe vom Tisch neben mir und schmeiße sie in seine Richtung. Die Lampe rauscht an seinem Kopf vorbei, das alte Kabel zieht einen kleinen Strich über seinen Kopf. Er blutet.

Keuchend krabbele ich rüber zu den Ordnern und schmeiße ohne zu denken einem nach dem anderen auf ihn. Erst jetzt fällt mir auf, dass die Ordner schwer wie Steine sind.

Ich reiße jede Schublade auf, greife mir den ganzen Inhalt davon. Die Kondome treffen ihn genau ins Gesicht. Wenn die Situation nicht so scheiße wäre, könnte ich, glaub ich, wirklich darüber lachen. Aber sie ist scheiße.

Ich gebe ihm keine Pause, schmeiße alles was ich in die Finger bekomme, nach ihm. Ich reiße die letzte Schranktüre auf, finde noch ein Paar weitere Ordner.

Ich werfe den schweren Ordner direkt auf ihn zu. Und könnte jubeln wie ein Weltmeister, als eine Ecke des Ordners ihn direkt ins Auge trifft.

''Du verdammtes Drecksding!'' schreit er.

Keuchend renne ich die Treppen nach unten, höre das gefährliche Knacksen der Stufen, spüre wie sie sich schon mit meinen Tritten mit wölben.

Panik flimmert in mir auf, als die Haustür zu ist. Mit einem Holzkeil im Spalt, der die Tür zu hält. Ich versuche ihn raus zu ziehen, rüttele an ihm, trete gegen ihn, aber es bringt nichts. Das Ding bewegt sich nicht mal richtig!

Ich höre Schritte die Treppen runter poltern, renne durch das Wohnzimmer, sehe die zerschlage Fensterscheibe vor mir, wie einen Millionengewinn im Lotto.

Ich spüre den Schmerz kaum, als ich die restlichen Fenstersplitter von dem Rahmen weg schlage. Ich schwinge mich durch den Rahmen, nur mein anderes Bein muss noch drüber.

''Aah!'' schreie ich auf, als er meine Haare packt und mich zurück ins Zimmer zieht.

''Nein, nein, nein!'' kreische ich.

Ich will nicht zurück! Ich trete wie ein verrückt gewordenes Pferd nach ihm, treffe ihn am Bauch, an seinem Knie.

Er zuckt zusammen aber lässt meine Haare einfach nicht los.

Ich bekommen seine andere Hand zu schnappen, und beiße so fest ich kann rein. Ich kneife meine Augen zusammen als der Schmerz an meinem Kopf immer größer wird, aber ich beiße die Zähne zusammen.

Wortwörtlich. Er schreit auf und schüttelt meinen Kopf so lange hin und her bis die Welt sich vor meinen Augen dreht.

Ich sehe Blut auf seiner Hand, wie er sie zwischen seine Beine drückt und laut vor sich hin flucht. Mein Kopf dreht sich immer noch, aber ich versuche trotzdem wieder durchs Fenster zu klettern.

''Du bleibst hier, du kleine Schlampe!''

''Nein!'' weine ich, als ich seine Hände wieder an meinen Haaren spüre. Es tut so weh!

''Lass los! Bitte!'' kreische ich. Die Luft weicht aus meinen Lungen, als ich mit einem harten Aufprall auf dem Boden lande und mein Kopf gegen die harte Wand kracht. Schmerz explodiert in meinem Kopf und vor meinen Augen wird es schwarz.

Ich spüre wie seine Hände von meinem Kopf ablassen und sehe verschwommen wie er sie an seiner Hose abwischt. Sie sind Rot. Und mein Kopf fühlt sich warm und nass an. Ganz Toll.

Meine Sicht klärt sich nur ganz langsam wieder, aber ich sehe wie er etwas in seiner Jackentasche sucht.

Ohne lang zu überlegen, hebe ich so schnell ich kann, meinen Fuß und treffe ihn genau zwischen seine Beine.

Er schreit einen Schmerzensschrei aus und krümmt sich! Wohin geh ich jetzt? Was mach ich jetzt? Er steht genau vor dem Fenster jetzt, da komm ich nicht vorbei! Ich renne wieder zur Haustür trete so gut es geht dagegen, aber es funktioniert einfach nicht! Der Keil steckt fest! Ich dachte die Haustüre ist nicht mehr ganz fest!

Tränen der Verzweiflung laufen meine Wangen runter. Was mach ich jetzt? Ich blicke zur Seite und sehe gerade noch wie er auf mich zu rennt. Oh Gott, er sieht so wütend aus!

Ich laufe einfach vor ihm weg, die Treppen nach Oben, in der Hoffnung ich kann mich Oben verstecken.

Aber daraus wird nichts. Ich würde mich gerne irgendwo festhalten können, aber da ist nichts. Die Stufe unter mir gibt ein unheilvolles Knacken von sich als mein Fuß plötzlich in der Stufe steckt.

''Nein, nein, nein!'' schluchzte ich. Ich versuche meinen Fuß raus zu reißen, aber es tut weh und und je mehr ich reiße desto mehr tut es weh!

Mein Gesicht ist der Treppe zugewandt, als sich ein schwarzer Schatten auf den Stufen abbildet. Ich versuche mein Schluchzen zu unterdrücken, aber es geht kaum.

Ich geb auf. Ich kann nicht mehr.  

Im Haus ist es plötzlich still. Nur sein schwerer Atem ist zu hören. Draußen pfeift der Wind um's Haus.

Außerdem ist da noch so ein komisches Rauschen. Ich weiß nicht wo es her kommt, aber ich glaube es ist in meinen Ohren. Ich höre mein Blut rauschen.

Ich versuche krampfhaft das Schwindeln in meinem Kopf zu unterdrücken, aber mir wird dabei Spei übel.

Die Treppenstufen vor meiner Nase fliegen im Kreis vor mir herum, meine Augen fühlen sich an als ob sie sich nach hinten verdrehen.

Ich spüre Hände unter meinen Schultern, sehe plötzlich nicht mehr die Treppen vor mir, sondern die Haustür. Ein Arm schlingt sich um meine Taille, und meine Beine bewegen sich automatisch mit seinen mit.

Ich spüre, dass ich nicht annähernd die Chance habe, mich los zu machen. Es fühlt sich an, als ob ich keinen einzigen Muskel ohne Schmerzen mehr bewegen kann.

Erst jetzt bemerke ich dass mein Bauch sich wie flüssiges Feuer anfühlt. Er brennt innerlich alles weg, lässt mich aufschreien.

Ich versuche meinen Bauch irgendwie zu halten, aber der Schmerz betäubt mich. Mein ganzer Körper verkrampft sich, ich höre mein eigenes Schreien wie von weiter weg. Als wenn es nicht mein eigenes wäre.

Ich spüre den Boden unter mir, sehe Schuhe vor meinem Gesicht.

''Steh auf, verdammt nochmal! Wir müssen hier weg, ich hab keine Zeit für so ein Getue!'' Nein! Ich spüre schon wieder seine Hände an meinen Haaren.

Meine Sicht ist verschwommen, aber ich versuche mich zusammen zu reißen. Ich kann es kaum glauben, als er mich sogar stützt. Fast schon vorsichtig.

Aber ich lasse mich nicht täuschen. Ganz sicher nicht.

Sein Arm schlingt sich wieder um meine Taille, hält mich oben.

Das einzige was mir gerade durch den Kopf geht, sind die Schmerzen. Ich halte meinen Atem ganz flach, nur nicht bewegen!

''Scheiße!''

Ich höre ihn fluchen und spüre wie sein Griff stärker wird. Meine Füße schleifen neben seinen mit, als er weitere Schritte macht. Ich glaub wir sind im Wohnzimmer. Mein Kopf fühlt sich genauso an, wie früher nach einer Fahrt Wilder Maus. Alles dreht sich um einen herum. Und wenn man davor auch noch Übermengen an Zuckerwatte gegessen hat, ist einem genauso schlecht wie mir.

Wenn er seinen Griff nicht gleich um meinen Bauch lockert, werde ich entweder ohnmächtig oder ich übergebe mich vor seinen Füßen.

Er kann es sich aussuchen.

Oder auch nicht.

Schwarze Punkte tauchen an meinen Augenrändern auf und erschweren meine Sicht noch mehr.

''Du bleibst gefälligst hier!''

Ich keuche erschrocken auf als seine Hand mit einem lauten Hieb in meinem Gesicht landet. Und noch einmal.

Die Schläge treiben mir Tränen in die Augen, vertreiben aber gleichzeitig die Schwarzen Punkte. Seine Hände liegen um meine Oberarme, halten mich aufrecht.

Ich beobachte ihn wie er sich hektisch um sieht, nach was genau, weiß ich nicht. Inzwischen ist es Stock Dunkel draußen. Nichts ist mehr zu erkennen, außer...Oh Gott!

Blaue Lichter leuchten durch die Fenster. Was..?

Blake!

Die Tatsache, dass ich ungeheure Schmerzen habe, ist wie weggeblasen. Blake ist hier!

''Hilfeee! Blake!'' Ich schreie wie am Spieß und schlage um mich, aber er lässt nicht los!

''Lass mich los!'' schreie ich ihn an.

Wieder ein Schlag. Ob die Tränen immer noch laufen, oder schon wieder weiß ich nicht. Seine Hand landet auf meinem Mund und drückt ihn zu. Sein anderer Arm liegt wieder wie Stahl um meinen Bauch.

Ich schluchzte auf und winde mich. Wieso kommt denn niemand rein und hilft mir? Wo bleiben die?

''Dich die ganzen Jahre durch zu füttern, soll nicht umsonst gewesen sein. Selbst Schuld, wenn deine Mutter sich bei mir Geld leiht und es nicht mehr zurück zahlt. Niemand verarscht mich. Du bleibst bei mir!''

Mum...die Überweisungen! 

''Adam Boynes, wir wissen dass sie da drin sind! Legen sie ihre Waffen beiseite und kommen sie mit erhobenen Händen raus!''

''Einen Scheiß werde ich!'' nuschelt er vor sich hin. Seine Hand rutscht von meinem Mund weg und es hört sich an als ob er irgendetwas in seiner Hosentasche suchen würde.

Ohne auch nur eine Sekunde länger zu warten stoße ich meinen Ellenbogen in seinen Bauch und renne auf das Fenster zu.

''Blake! Hilfeee! Ich bin...!''

''Nein!'' schluchzte ich. Irgendetwas kaltes und hartes liegt an meinen Kopf an. In den Scheinwerfern der Autos kann ich alle sehen. Die Polizisten mit ihren Waffen, Krankenwagen und Blake.

Er steht neben den Ärzten mit weit aufgerissenen Augen und starrt uns an.

''Ich drück ab wenn jemand einen Schritt weiter macht! Ich mein es ernst!'' schreit er. Ich zucke zusammen, spüre wie mein Herz immer schneller wird.

Sein schwerer Atem haucht meine Haare zur Seite. Er hat selbst Angst.

Erst jetzt merke ich wie nass es sich zwischen meinen Beinen anfühlt. Unangenehm nass. Hab ich etwa gepinkelt vor Angst? Ich glaube nicht. Es fühlt sich anders nass an.

Der Schmerz in meinem Bauch ist nicht mehr da. Wie als wenn es ihn nicht gegeben hätte. Mein...Nein, nein, nein, mein Baby! Der Schmerz war mein Baby!

Meine Hände fahren zu meinem Bauch und streichen darüber. ''Nein!'' nuschele ich immer wieder. Meine Augen sind weit aufgerissen vor Angst. Ist es noch da? Geht es ihm gut? Mein Blick gleitet nach unten. Ich schlucke vor Schock als ich das Blut sehe.

Ich hab nicht vor Angst gepinkelt. Das da an meiner Hose ist Blut. Zu viel Blut. Aber..warum? Ist mein Baby..tot?

Ich streiche mit meiner Hand über den riesigen Fleck und sehe meine roten Finger an. Blut.

Mir egal was um mich herum passiert. Mein Baby ist tot! Er hat mein Baby umgebracht!

''Du hast mein Baby umgebracht! Es ist tot! Mein Baby ist tot!'' murmele ich.

''Von was redest...''

Ohne ein Wort zu sagen strecke ich ihm meine rote Hand hin. Sie zittert.

''Ich..'' Er sieht geschockt aus. Ernsthaft geschockt. Nicht gespielt.

Er hat mein Baby getötet. Der Gedanke schwirrt die ganze Zeit, wie eine lästige Fliege, in meinem Kopf herum. Er geht einfach nicht weg.

Ein Schuss. Direkt an meinem Kopf vorbei. Das harte Ding an meinem Kopf verschwindet. Ein lauter Knall hinter mir.

Ein Paar wenige Sekunden ist es ruhig. Zu ruhig.

Ich drehe mich langsam um und sehe ihn am Boden liegen. Er regt sich nicht mehr. Blut läuft aus seiner Brust heraus. Ich weiß nicht ob er noch atmet. Sein Brustkorb hebt sich nicht mehr.

Ich glaube er ist tot.

Mein Baby ist auch tot.

Mein Baby ist tot.

 

Die Haustüre zerspringt neben mir, mit einem lauten Knall und holt mich aus meiner Trance zurück. Menschen die ich nicht kenne, strömen herein, die meisten mit einer Waffe nach vorne gerichtet.

Aber..wo ist Blake?

Ein Mann in Blauer Uniform kommt auf mich zu und legt mir die Hand auf den Rücken.

Ich zucke zurück und laufe einen Schritt von ihm weg. Wieso sind das so viele Leute? Und warum guckt der hier mich so komisch an?

Ich will zu Blake!

''Mary, ich bin Officer Garner! Ich bring dich hier raus, versprochen!''

Hier raus? Aber..Nein! Wenn ich jetzt hier raus gehe, wer weiß wann ich das nächste mal herkomme? Da sind doch noch die ganzen Bilder von Mum und mir und Grandma...

Ich schüttele vehement meinen Kopf. Ich kann hier doch noch nicht weg! Aber Blake ist draußen!

Meine Augen huschen panisch hin und her, ich weiß nicht was ich machen soll! Ich hebe meine Hände an meinen Kopf und drücke ihn. Kopfschmerzen ziehen durch meinen Kopf. Ich sehe den Officer an, wie er etwas in ein Gerät rein spricht, den Blick aber trotzdem nicht von mir abwendet.

Wieso starrt der mich so an? Er sieht schon älter aus. Ungefähr wie Blake's Dad.

Bewegungen neben mir, lenken meine Aufmerksamkeit dahin. Fremde Menschen, heben die Trage, auf der er liegt, hoch. Er hat Schläuche in der Nase und im Mund.

Er lebt noch. Er ist nicht tot.

Aber mein Baby ist tot.

Die Leute verschwinden nach und nach. Bis auf den Officer. Ich höre die Stimmen der ganzen Menschen draußen.

''Lass uns hier raus, Schätzchen, die Leute da draußen helfen dir!''

Er nennt mich Schätzchen. Er kommt wieder einen Schritt auf mich zu. Ich gehe gleichzeitig sofort mehrere Schritte zurück.

''Mary.'' Ich drehe mich erschrocken um und sehe in sein Gesicht. Blake lächelt mich an, aber ich sehe ihm an dass etwas nicht stimmt.

Er kommt langsam auf mich zu und breitet seine Arme aus. Ich schlinge meine Arme um seinen Bauch so fest ich kann. Ich will ihn nie wieder los lassen.

Ich kralle mich regelrecht an ihm fest und atme seinen Duft ein.

''Was hältst du davon, wenn wir nach draußen gehen? Da sind ein Paar Leute die dich gern ansehen würden, Mary. Ich will deine Wunden versorgen, du siehst wirklich nicht gut aus!''

Ich nicke in seinen Pullover hinein. Solange er bei mir bleibt, ist es okay. Er nimmt meine Hand in seine und zieht mich in Richtung der vielen Autos. Manche der Polizei Autos fahren gerade weg. Manche stehen zusammen und reden oder schreiben etwas auf. Ein Paar andere gehen wieder ins Haus.

Es muss wirklich kalt sein so wie alle in ihren Jacken eingepackt sind, aber ich spüre nichts davon. Mir ist eigentlich nicht mal wirklich warm. Aber auch nicht kalt.

Wir laufen auf den großen Krankenwagen zu, bei dem die Männer in weißen Hosen und Pullovern gerade die Türen auf klappen.

Blake hilft mir die Stufe nach Oben und drückt mich auf die Liege. Der eine der Zwei Männer sieht genauso jung wie Blake aus. Der andere ein Paar Jahre älter. Sie springen zu uns rein und schließen die Türen hinter sich.

Die sollen die Türe wieder auf machen! Es ist viel zu eng mit den beiden! Ich spüre wie mein Atem hektischer wird, ich will hier raus!

Der ältere Mann hat irgendetwas komisches in der Hand. Ich glaub eine Taschenlampe.

Er kommt zu mir rüber.

''Mary, kannst du bitte mal zu mir sehen?'' Seine Hand fährt an meinen Kopf und die andere leuchtet mir direkt in die Augen.

''Nein!'' schreie ich und schlage ihm die Taschenlampe aus der Hand. Was..? Oh Gott, was hab ich gemacht?

''Es..es tut mir Leid!'' keuche ich erschrocken. ''Ich..ich hab nur die Hand gesehen und..und dann..ich..!''

''Schon gut, Mary, es ist okay. Nichts passiert! Siehst du? Die kleine Lampe ist sogar noch heil!'' Er hebt sie vom Boden auf und lächelt mich an.

Blake drückt meinen Oberkörper wieder nach unten und streichelt über meinen Kopf.

''Blake? Mein...mein Baby ist tot, oder?''

''Ruh dich erst mal aus, okay? Ich bleib hier.'' flüstert er.

''Aber..aber mein Baby ist tot. Ich spür es nicht mehr. Es ist tot!''

''Hey, Mary! Schau zu mir, bitte! Darf ich mir deine Wunde am Kopf ansehen? Und dein Fuß sollten wir uns auch ansehen!'' Der Mann, lächelt mich an, aber ich traue ihm nicht. Er kann mir genauso weh tun.

Ich schüttele meinen Kopf und will mich aufsetzen. Zu Blake. Die anderen sollen alle endlich verschwinden!

Ich merke wie mein ganzer Körper zittert und meine Augen huschen noch immer in der Gegend rum, in der Befürchtung Adam könnte hier irgendwo sein.

''Soll ich mir deine Wunde ansehen?'' fragt Blake.

''Ja.'' flüstere ich ihm zu. Ich lasse mich vorsichtig wieder auf die Liege gleiten. Blake zieht sich zwei Gummi Handschuhe über und lächelt mir immer noch zu. Ich will die beiden anderen im Auge behalten. Ich trau ihnen nicht.

''Beug dich ganz leicht nach vorne, bitte. Nur ein ganz kleines Stück.'' sagt Blake. Ich kralle mich mit meinen Händen an seinem Hosenbein fest, so dass er auch ja nicht zu weit weg kann.

''Das an deinem Kopf müssen wir unbedingt nähen. Ich geb dir dann etwas, dann wirst du das nähen gar nicht spüren, okay?''

Ich nicke wieder nur vorsichtig. ''Gut, lass uns deinen Fuß ansehen.''

Der ältere der beiden reicht ihm eine Schere, die aber irgendwie komisch aussieht. Blake löst meine Hände von seinem Hosenbein und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Er läuft um die Liege herum und fängt an in meinen Schuh zu schneiden, bis er ihn total zerschnitten in der Hand hält. Meine Socke zerschneidet er genauso.

Meine Augen reißen wie automatisch auf als ich meinen Fuß sehe. Mein ganzer Knöchel ist Blau, an vereinzelten Stellen hat es geblutet, die Wunden sind immer noch offen. Und er sieht total dick aus.

''Tut das weh?'' Ich kann nur mit Mühe einen Aufschrei verhindern als Blake einen bestimmten Punkt an meinem Fuß drückt.

Es tut verdammt nochmal höllisch weh!

Ich höre wieder das komische Rauschen in meinen Ohren und mein Bauch fängt wieder an zu schmerzen. Mein Gesicht verkrampft und meine Finger krallen sich wieder in die Liege.

''Ich geb dir jetzt was, bei dem du gar nichts mehr mit bekommst, Mary. Es muss leider sein, okay? Aber ich bleib hier, keine Sorge, wenn du wieder aufwachst, bin ich immer noch da, ja? Wir sind gleich im Krankenhaus und ich bleib die ganze Zeit hier!''

Gleich im Krankenhaus? Fahren wir etwa schon?

Ein scharfer Schmerz der durch meinen Bauch fährt, lässt mich auf schreien. Wieso hat das denn bis jetzt gerade nicht mehr weh getan?

Ich sehe die zwei anderen Männer durch den Wagen huschen, wie Blake etwas metallenes um meinen Fuß legt.

Plötzlich ist er schon wieder neben mir und streckt meinen Arm durch. Er klopft auf meiner Armbeuge herum und ich sehe wie die Nadel ganz langsam in meinem Arm verschwindet. Über meinem Kopf tauchen zwei Arme auf, die irgendetwas in meine Nase stecken und hinter meine Ohren klemmen.

Ich merke wie mein Körper immer schwerer wird und die Schmerzen weniger werden. Sie sind fast kaum noch zu spüren.

Ich spüre noch wie Blake meine Hand in seine nimmt und einmal fest drückt. Dann wird es auch schon schwarz und meine Augen fallen zu.

Der letzte Gedanke der mir noch durch den Kopf geht, ist dass mein Baby tot ist.

Es ist tot.  

 

Kapitel 10

Ich schlage meine Augen auf und muss erst ein Paar mal blinzeln. Das Licht ist nicht wirklich hell, nur eine kleine Lampe, neben mir ist an. 

Ich drehe langsam meinen Kopf und bemerke ein Kabel an meiner Backe. Ich schiele leicht nach unten und sehe wie das Ding um mein ganzes Gesicht geht. Es steckt in meiner Nase und ich spüre es hinter meinen Ohren sitzen.

Adam.

Blake.

Baby.

Bilder schießen durch meinen Kopf. Mein...Mein Baby ist tot. Meine Hände fahren zu meinem Bauch und tasten ihn ab. Er tut weh, aber es fehlt etwas. Es fühlt sich nicht mehr wie vorhin an.

Vorhin?

Seit wann bin ich überhaupt hier? Und wo ist Blake?

In meiner Armbeuge, ist so etwas wie eine Spritze mit einem Kabel zu einem Tropf. An meinem Zeigefinger steckt wieder so ein komisches Ding das ein bisschen wie eine Wäscheklammer aussieht.

Die Türe geht auf und eine ältere Frau kommt herein. Sie ist ein bisschen rundlicher, aber sie sieht Nett aus.

Die Nachbarn beschreiben Ihn als Nett und hilfsbereit. Adam. Ist er tot? Ist er auch hier im Krankenhaus?

Ich merke erst jetzt, wie die Frau die ganze Zeit schon redet.

''Wo ist Blake?''unterbreche ich sie. Meine Stimme kratzt und ist rau.

Sie stoppt und und hebt eine Augenbraue wie wenn sie mich dafür schimpfen möchte dass ich sie unterbrochen habe. ''Ich werde ihn holen.'' seufzt sie und schließt die Tür hinter sich.

Mein Baby ist tot. Es ist wirklich tot.

Am Anfang wollte ich es nicht und als ich es endlich liebe, wird es mir weg genommen. Es war mein Baby! Meins!

Die Tür geht wieder auf und Blake steht vor mir. Er setzt sich zu mir auf die Bettkante und streicht über meinen Kopf.

''Du bist ja schon wach.'' flüstert er.

''Mein...wo ist mein Baby? Es ist weg, oder? Ich..ich spür es nicht mehr!''

''Es..es tut mir wirklich Leid Mary! Die...Die Verletzungen waren zu stark. Aber, weißt du was? Dein Baby, ist jetzt da Oben bei deiner Mum und sieht genau wie sie auf dich runter, okay? Es ist trotzdem noch da, bei dir!''

Tränen rollen meine Wangen runter und ein Schluchzen entfährt mir. Mum passt auf das kleine schon auf. Da oben hat das kleine es gut. Ihm wird es gut gehen.

Blake streicht meine Tränen weg und küsst meine Stirn. ''Ich bin immer für dich da, okay?''

Ich nicke ihm zu, ich weiß dass er immer da ist.

 

 

''Wie lang war ich weg?''

''Nicht lange, gestern Abend gegen 18 Uhr ist...naja ist alles erst passiert und jetzt haben wir Sieben Uhr Morgens. Du solltest eigentlich noch länger schlafen!''

Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Da ist er wieder. Mein Blake.

''Ich durfte ausnahmsweise mit in den OP. Dein Fuß muss in nächster Zeit geschont werden, du hast einen Bänderriss und wirst mit Krücken laufen müssen. Die Platzwunde am Kopf wurde genäht und sonst...ziemliche Schrammen und Blutergüsse, die aber bald weg sein werden.''

Hört sich ja noch einigermaßen gut sein. Im Gegensatz zu der Tatsache, dass ich mein Baby verloren habe.

''Blake? Ist..ist Adam..ist er hier?''

Ich muss es einfach wissen. Wenn er wirklich überlebt hat, bringe ich ihn eigenhändig um. Er soll genauso leiden, wie ich die Jahre. Und vor allem wegen meinem Kind. Es ist alles seine Schuld.

''Nein. Er hat die OP nicht überstanden. Er hat wegen dem großen Blutverlust einen Herzinfarkt bekommen. Die Ärzte konnten nichts mehr tun. Dieser Wixxer hätte einen viel schlimmeren Tod verdient.''

Er ist tot. Er kommt nie wieder.

Er kann und wird mir nie wieder weh tun. Ich bin frei...ich bin wirklich frei und muss keine Angst mehr haben!

Er ist weg!

Ich atme tief ein und schluchzte alles wieder raus. Er ist weg!

Ich bin frei.

 

 

Die Zeit vergeht wie mir vor kommt viel zu schnell. Blake hat sich zu mir ins Bett gelegt, während ich geweint habe. Er hat nichts dazu gesagt, kein Wort.

Er hat nur meinen Nacken gekrault.

Als die Schwester von vorhin wieder rein kommt, würde ich am liebsten genervt aufstöhnen. Ich will einfach nur mit Blake alleine sein. Mehr nicht.

Ohne das etwas schlimmes passiert oder uns jemand stört. Nur ein einziges Mal.

''Wie geht es dir, Mary?'' lächelt sie.

''Gut.'' Damit habe ich es doch eigentlich auf den Punkt gebracht. Sie zieht schon wieder ihre Augenbraue nach Oben. Ich will einfach nur dass sie geht!

''Ich muss deinen Verband wechseln und die Infusion entfernen, okay?'' Sie zieht die Decke die über mir liegt, einfach weg und holt Sachen aus dem Schrank gegenüber von mir.

''Kann das nicht Blake machen?'' bitte ich.

''Mary...!''

''Bitte!'' flehe ich ihn an. Sie soll gehen. Jetzt! Die Schwester schnauft genervt und rollt mit den Augen.

Aber sie geht. Also kann es mir egal sein, was sie über mich denkt.

''Geht's dir wirklich so gut? Kann ich eigentlich fast nicht glauben. Und du warst ziemlich unhöflich zu ihr.'' Blake zieht seine Augenbraue nach Oben. Nicht er auch noch. Ist das etwa so ein Trend? Seine Augenbraue hoch zu ziehen?

''Wechsel einfach den Verband, okay?'' Was ist los mit mir? Wieso bin ich gerade zu jedem so unhöflich und so...so zickig?

Ich kann's mir selbst nicht erklären, aber mein Körper macht einfach was er will. Ich will nicht so zickig sein, aber irgendein Gefühl sitzt in meiner Brust, das sich anfühlt, als schnüre es mir die Brust zu. Und das Gefühl soll weg!

Er hält den Verband und wieder so eine komische Schere in den Händen und starrt in meine Augen.

''Weißt du was? Ich mach's selbst!'' schnaufe ich. Ich ziehe meinen Fuß näher zu mir. Es tut höllisch weh, aber das ist mir egal. Ich reiße die Klammern weg und ziehe an dem Verband bis er fast reißt.

''Ganz ruhig, okay?'' Blake legt seine Hände auf meine. Ich sehe erst jetzt wie sie zittern. Was ist los mit mir?, schreie ich in meinem Kopf.

Er setzt sich an die Bettkante und schneidet den Verband vorsichtig auf. Darunter kommt mein Fuß zum Vorschein, der ziemlich dick und Blau aussieht.

 

Nachdem er ihn gewechselt hat, die Infusion und die komische Wäscheklammer weggemacht hat, sitzt er wieder auf meiner Bettkante und starrt mich wieder an.

''Was?'' Wieso starrt er so?

''Geht's dir wirklich gut? Also, ich mein jetzt so den Umständen entsprechend?'' Er räuspert sich einmal.

''Den Umständen entsprechend? Du kannst ruhig aussprechen, dass mein Baby tot ist. Egal was du sagst, es wird trotzdem nicht plötzlich wieder anfangen zu lebe...!''

''Sag mal, was ist los mit dir? Ich mein's doch bloß gut mit dir! Ich kann doch nichts dafür!''

Den Schmerz in meinem Kopf ignorierend, schmeiße ich mich wieder zurück in die Kissen und ziehe die Decke über meinen Kopf. Wieso bin ich so zu Blake? Er kann am wenigstens dafür. Genauso wie die Krankenschwester. Und trotzdem motze ich die beiden an, als wären sie an allem Schuld.

Ich ziehe die Decke ein Stück nach unten und murmele ein ''Tut mir Leid'' hin. Das Gefühl in meiner Brust bleibt trotzdem irgendwie.

''Mary, willst du mit jemandem reden? Ich mein, mit jemandem der dir wirklich helfen kann, das alles hinter dir zu lassen?''

''Ein Psychiater? Du willst mich in die Psychatrie stecken?'' Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe ihn durch zusammen gekniffene Augen an. Er denkt ich bin krank!

''Nein, nein, oh Gott nein! Ich mein jemanden, der ein Paar Mal die Woche zu uns kommt und mit dem du reden kannst!'' lächelt er.

''Ich kann doch auch mit dir reden!'' schnaufe ich.

''Natürlich kannst du! Immer! Aber ich hab selbst Angst, dass dir das nicht reichen wird! Das du mir nicht erzählen wirst, wie's dir wirklich geht! Verstehst du? Es ist trotzdem deine Entscheidung. Ich zwing dich zu nichts, versprochen! Aber bitte, überleg es dir, okay? Ich verspreche, ich schicke dich nirgends hin und zwing dich zu nichts.''

Ich lasse mir seine Sätze zuerst in Ruhe durch den Kopf gehen. Will ich mit jemandem reden? Einem Mann? Oder einer Frau? Was rede ich dann mit ihr? Muss ich dann etwa auch auf ein Sofa liegen und ihm meine Probleme erzählen?

Nein. Eigentlich nicht. Den Leuten kann es egal sein, wie es mir geht. Oder? Was, wenn ich danach immer noch Albträume habe?

Ich zweifle irgendwie daran, dass er jetzt tot ist und meine Albträume plötzlich aufhören. Ich kann es mir nicht vorstellen.

''Blake? Wir sind schon noch in Kanada, oder?''

''Na klar!'' lächelt er.

''Ich möchte heim. Ich mein, richtig heim. Zu dir! Am besten jetzt!'' Mein Hals bekommt schon wieder ein Klos im Hals.

''Mary...Wir sollten noch ein Paar Tage warten, okay? Du bist noch nicht ganz gesund und ich will nicht riskieren, dass du auch noch krank wirst. In ein Paar Tagen können wir Heim!''

Er versucht alles schön zu reden. Aber das interessiert mich nicht! Ich will hier weg! Aber..aber weiß Blake überhaupt von der Sache mit Mum und Adam? Ich glaube noch niemand weiß davon. Wie denn auch, lacht eine Stimme in meinem Kopf. Adam ist tot und du hast auch mit niemandem gesprochen.

Wenn er schon nicht Heim will, geh ich eben alleine! Ich schlage die Bettdecke zurück und werfe meine Beine über die Bettkante. Ein scharfer Schmerz, der mich aufstöhnen lässt, fährt durch meinen Fuß. Den hab ich ganz vergessen!

''Kannst du mir mal sagen was du vor hast? Du solltest liegen bleiben!'' meint Blake. Das einzige was in meinem Kopf bei seinen Worten ankommt, ist 'Bla, Bla, Bla', mehr nicht. Soll er doch selbst liegen bleiben!

Ich will hier weg! Jetzt!

Mein Kopf fängt sich an zu drehen, als ich stehe und ich glaube mein Fuß stirbt gerade ab. Aber mir egal.

Ich bemerke erst jetzt, wie ich wieder eins von diesen Krankenhaushemdchen anhabe. Ich laufe auf eine Tasche zu, die gegenüber von meinem Bett auf einem Tisch steht. Ich vermute, oder besser gesagt ich hoffe, meine Kleider darin zu finden. Ich reiße den Reißverschluss auf und finde meine Sachen, Gott sei Dank, darin.

Das Anziehen, ist mir glaube ich noch nie so schwer gefallen. Ich kann meinen Fuß für die Jeans kaum anheben und als ich die enge Hose über streife, beiße ich mir auf die Zunge vor Schmerz. Als ich mich umdrehe, lehnt Blake mit überkreuzten Armen am Bett und starrt mich an. Ich würde wirklich gerne wissen, was er in diesem Moment denkt, dass er mich so ansieht.

Ich schnaufe laut, überkreuze meine Arme genauso und lehne mich gegen den Tisch.

''Was?'' zische ich.

''Was ist im Haus passiert? Ich kann wirklich verstehen, dass du es alles andere als leicht grade hast, aber du kommst mir einfach...anders vor. Bist du wütend auf mich? Oder auf Adam? Du kannst es mir sagen, Mary!''

''Was soll schon passiert sein. Adam war plötzlich da, schlägt mich, ich schlage zurück, er schlägt mich wieder, ihr kommt, Adam stirbt und fertig. Er ist tot, also ist doch alles gut gelaufen.'' zische ich.

Langsam denke ich, ich bin der Drache der Feuer spuckt. Eigentlich habe ich Ashley immer so bezeichnet, aber ich glaube, im Moment bin ich der böse Drache.

''Gut, wenn du nicht reden willst, okay.''

Ich seufzte auf. ''Es...es tut mir wirklich Leid. Aber ich kann's dir noch nicht erzählen. Gib mir noch ein bisschen Zeit. Lass..lass uns einfach nur Heim. Bitte!'' flehe ich. Ich will hier weg. Jetzt.

Er schließt die Augen und massiert seine Schläfen. Er seufzt laut und hebt ergeben die Hände.

''Na gut. Aber du musst unterschreiben dass du auf eigener Verantwortung hier raus willst. Und beschwer' dich ja nicht über Schmerzen nachher!'' warnt er mich. Aber ich sehe wie sein Mundwinkel dabei zuckt.

 

Als er auf die Tür zu läuft und mit meinem behandelnden Arzt reden will, höre ich noch wie er sich selbst, nuschelnd fragt, wieso er sich auf so etwas überhaupt einlässt.

Weil du mich liebst, sagt meine Stimme im Kopf. Ich hoffe doch, er liebt mich. Er hat es bis jetzt immer noch nicht wirklich gesagt.

 

 

 

 

 

Zwei Tage später geht es mir so schlecht wie schon lange nicht mehr. Blake und ich sind wieder in seinem Haus. Logan und Austin sind immer noch bei ihren Eltern. Aber ich weiß dass sie die nächsten Tage nach kommen.

Als wir schon am Flughafen waren, kam Caroline noch extra um sich zu verabschieden. Sie hat geweint und mich förmlich angebettelt, sie bald wieder zu besuchen. Ich hab nicht ja gesagt. Ich habe ihr angeboten zu uns zu kommen, was ich für besser halte.

 

Als ich mich im Bad im Spiegel ansehe, erschrecke ich mich innerlich, vor mir selbst. Ich habe dunkle Augenringe unter den Augen und ich bin immer noch so bleich.

Eine gute Sache gibt es trotzdem. Ich hatte keine Albträume. Keinen einzigen. Was daran liegt, dass ich seit unserem Rückflug nicht mehr geschlafen habe. Sobald Blake immer eingeschlafen ist, rücke ich von ihm weg und starre die Decke an oder sehe dem Schnee draußen zu. Ich habe Angst, dass ich ihm vor Wut weh tun könnte.

Meine Brust fühlt sich seit Tagen wie zugeschnürt an. Ich denke immer ich bekomme keine Luft, weil so viel Wut in mir steckt.

Und ich weiß nicht mal genau auf wen ich sauer bin. Bin ich sauer auf Adam, weil er mir das angetan hat? Oder sauer auf Mum, weil im Prinzip alles ihre Schuld war?

Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich, auch auf beide. Beide haben schlimme Dinge getan und beide sind tot. Keinem kann ich sagen, was ich über sie denke. Keiner bekommt eine gerechte Strafe. Beide haben etwas schlimmes getan, und sind tot.

Mein Baby hat überhaupt nichts schlimmes gemacht. Und es ist tot.

''Hey, Süße. Wieso schläfst du nicht?'' Blake kommt gähnend ins Bad. Er sollte nicht wach wegen mir sein. Er brauch genauso Schlaf, es ist mitten in der Nacht.

''Ich wollte nur etwas Wasser aus dem Hahn.'' lächle ich. Selbst ich merke, wie falsch mein Lächeln aussieht, aber ich hoffe einfach er glaubt mir.

''Aha. Wieso sagst du mir nicht einfach dass du nicht mehr schläfst?''

''Woher willst du wissen ob ich schlafe oder nicht?''

''Man sieht es dir an. Und jedes Mal wenn ich Nachts aufgewacht bin, lagst du auf der anderen Seite vom Bett und hast aus dem Fenster gesehen. Du kannst mich nicht anlügen.''

''Ich..ich kann einfach nicht mehr schlafen. Meine Brust...sie fühlt sich an als ob sie jede Minute explodieren würde!'' Ich werfe meine Hände an den Kopf und reiße verzweifelt an meinen Haaren.

''Wut?''

Ich schließe die Augen und nicke seufzend.

''Erzähl's mir. Oder willst du mit einem Psychologen reden, Mary? Ich mach alles damit es dir wieder besser geht, aber lass mich an dich ran. Bitte!''

Nein. Kein Psychologe. Ich will niemand Fremden hier. Ich schnaufe und humpele zurück zum Bett. Ich setz mich auf den Bettrand und knete meine Finger. Ich höre wie Blake das Licht im Bad aus macht und sich hinter mich setzt.

Er zieht mich zwischen seine Beine und legt sein Kinn auf meinen Kopf.

''Mum...Mum hat sich Geld von Adam geliehen.'' flüstere ich.

''Deine Mum? Wann? Und warum?'' Ich zucke mit den Schultern. Warum leiht man sich von jemandem Geld? Weil man keins mehr hat.

''Wir waren pleite. Ich hab im Haus, viele Ordner gefunden mit Überweisungen. Ich wusste erst nicht, was die sein sollen, bis ich Adam's Namen gelesen habe. Über ein Jahr hat er mehrere Beträge Mum zu geschickt.''

''Im Haus, als Adam plötzlich da war...I..ich hab ihn gefragt warum Mum ausgerechnet Geld von ihm wollte, und warum er mich dann genommen hat. Er hat gesagt, weil Mum nicht mehr zurück zahlen konnte und irgendetwas als Entschädigung bräuchte er ja. Mum hat also gewusst, wo ich war oder zumindest bei wem. Und sie hat nichts gemacht.''

Blake sagt kein Wort dazu. Ich weiß nicht ob er genauso sauer ist oder einfach nur schockiert.

''Er hat sie umgebracht. Er sagt es wäre Zufall gewesen sie in der Stadt zu sehen. Er hat gesagt dass niemand ihn verarschen könnte. Und seit dem Tag im Haus...ich habe so eine Wut in meiner Brust und...und ich weiß nicht wie ich die los kriegen soll. Weil niemand kann ungeschehen machen was meine Mum oder Adam gemacht haben.''

Lange Zeit sagt keiner von uns beiden ein Wort. Seine Arme liegen um mich herum und streicheln meinen Bauch. Ich lege absichtlich meine Hände nicht auf seine, weil ich Angst habe zu fest zu zu krallen.

Ich habe schon einige Abdrücke von Fingernägeln an meinen Händen und Armen. Ich hab nicht gespürt wie fest ich rein drücke.

''Ich weiß nicht ob dir die Idee gefallen wird, aber ich hätte einen Weg bei dem du deine Wut vielleicht los wirst.''

Ich drehe meinen Kopf nach hinten und merke wie ich eine Augenbraue nach oben ziehe. Nicht ich auch noch...

 

 

 

Ich sehe ihm fassungslos zu. Ein Boxsack? Sein Ernst? Er hat mich runter getragen und auf dem Sofa abgesetzt. Dann ist er im Keller für einige Minuten verschwunden, bis er plötzlich mit dem riesigen Ding hier auftaucht.

Jetzt hängt er ihn gerade vor mir an die Decke. Ohne ein Wort zu sagen, drückt er mir Zwei Handschuhe in die Hand, die aussehen wie die eines Riesen. Du kannst so viel schlagen wie du willst. Schlage, kratz oder beiß von mir aus zu, dem tut's nicht weh.''

''Du...du erwartest von mir meine Wut an einem Boxsack aus zu lassen? Ist das dein Ernst?'' Ein kleines Grinsen schleicht sich sogar auf meine Lippen bei der Vorstellung.

Aber komischerweise bleibt er diesmal total ernst. ''Stell dir vor, das hier wäre Adam. Oder deine Mum. Wirf ihnen alles an den Kopf was dich stört. Schlag zu, so wie du es getan hättest wenn du ihnen noch gegenüber stehen würdest.''

Er meint das wirklich ernst.

''Ich weiß nicht, das ist doch total besch...''

''Tu's! Glaub mir, so ein Boxsack hält jede Wut aus. Lass alles raus!''

Ich stehe immer noch unschlüssig dran, ziehe aber langsam die Handschuhe über. Ein Grinsen stiehlt sich auf Blake's Gesicht, das mir ehrlich gesagt ein bisschen Angst macht. Ohne etwas zu sagen stößt er den Boxsack in meine Richtung.

Ich schreie auf und schucke ihn geschockt sofort wieder in seine Richtung. ''Bist..bist du verrückt?'' Blake fängt den Boxsack locker mit seiner Hand und grinst immer noch.

''Du willst deine Wut los werden. Wir könnten auch immer noch zum Psychologen oder du könntest auch auf mich einschlagen wenn's dir dann besser geht!''

''Langsam glaube ich, du wärst wirklich besser zum drauf schlagen.'' lächle ich zuckersüß. Innerlich aber, könnte ich ihn gerade umbringen.

''Tu dir kein Zwang an.'' lächelt er. Er steht wirklich vor mir und erwartet allen ernstes dass ich ihn schlage? Gut. Soll er haben. Ich trete auf ihn zu und lächle ihn immer noch an, als wäre ich das unschuldigste Mädchen der Welt. Ich hole aus und treffe ihn mitten auf seinen Oberarm. Aber als er nicht mal zusammen zuckt, könnte ich auf schreien. Der grinst sogar noch!

Er schubst mich vorsichtig wieder in die andere Richtung und lässt den Boxsack los. Ich kneife die Augen zusammen und hoffe einfach dass ich ihn treffe. Als meine Hand, trotz Handschuh, anfängt zu schmerzen bei dem Aufprall mit dem Sack, beiße ich mir auf die Zunge. Ich öffne meine Augen und sehe wie er schon wieder auf mich zu fliegt.

Und als ich weiter auf ihn ein schlage, bemerke ich sogar wie es irgendwie Spaß macht. Bei jedem neuen Schlag sehe ich Adam's Gesicht vor mir. Wie er mich auslacht und seine Hand hebt. Und ich schlage zurück. Ich bin stärker als er, ich besiege ihn. Ich sehe wie er blutet und um Gnade bettelt. Genauso wie das Gesicht bei meiner Mum. Ich sehe sie auf dem roten Stoff vom Boxsack, um Gnade betteln. Wie sie sich immer wieder entschuldigt. Aber ich sehe ihr an dass sie es nicht ernst meint. Sie wollte ihre Haut retten, mehr nicht.

 

Keuchend sinke ich auf meine Knie und lache. Ich lache weil ich sie besiegt habe. Niemand ist unbesiegbar.

Mein Lachen verwandelt sich immer mehr in Schluchzten. Meine Wut ist weg, ich kann endlich wieder frei atmen. Aber was mir davon bleibt ist Enttäuschung. Was hab ich getan, dass mir Gott so etwas antut? Ich kenne meinen Vater nicht, musste Adam ertragen, finde meine tote Mum und muss dann so etwas über sie erfahren.

 

 

 

Epilog

-Fünf Jahre später-

 

 

Ich schreie erschrocken auf als Blake die Haustüre auf macht und mir plötzlich ein ''Herzlichen Glückwunsch'' von jeglichen Seiten zu gerufen wird. Ich schlage die Hände vor den Mund und betrachte das große Banner an der Wand und die vielen Leute mit Sekt Gläsern in ihren Händen.

Beim ansehen, fällt mir auf dass ich einige der Leute noch nicht einmal kenne, geschweige denn, jemals gesehen habe. Und trotzdem sind sie hier.

Ich werde in mehrere Arme gezogen, die mir erklären wie stolz ich auf mich sein kann und wie hart ich dafür gearbeitet habe.

Ich bin auch stolz auf mich. Ich hab es endlich geschafft. Ich hab einen richtigen High School Abschluss. Ich bekam von einer pensionierten Lehrerin die letzten Jahre richtigen Unterricht. Zu Hause. Letzten Endes hab ich mich doch noch gegen die Schule gestellt. Es wäre komisch den ganzen Tag mit Leuten im Raum zu sitzen die viel jünger als ich sind und die mich komisch ansehen würden.

Deshalb hat Logan uns Mrs. Burk vorgeschlagen. Logan hatte damals ihren Platz eingenommen, als sie in Rente ging.

Und sie war wirklich Nett. Sie hat nie gefragt, warum eine 18 jährige auf dem Stand einer Zehn jährigen war. Es hat sie eigentlich gar nicht interessiert. Sie sagte, jeder hätte seine eigenen Gründe für sein Tun. Sie war Nett aber streng. Wirklich streng. Als ich die Sache im letzten Jahr mit den Binomischen Formeln nicht kapiert habe, hat sie so viele Aufgaben mit mir darüber gemacht, dass Blake sagte ich hätte im Schlaf die Formeln aufgezählt.

 

Einige der Frauen ziehen mich in ihre Arme, küssen mich links und rechts und verschwinden ohne ein Wort zu sagen mit ihren Gläsern nach draußen.

Fragend sehe ich hoch zu Blake. Wer zum Teufel sind diese Frauen?

''Ich schätze mal von Michael und den Jungs, irgendwelche Bettbekanntschaften.''

Ahja. Michael und die anderen Jungs, also Logan und Austin, sind manchmal wie Teenager. Die wechseln ihre Freundinnen wie ihre Unterhosen!

Außer Austin. Er und Sophie haben letztes Jahr im Juli geheiratet.

Sophie ist zu einer wirklich guten Freundin geworden. Wann immer, die Jungs hier sind und ein Fußball Spiel sehen, steht sie mir in der Küche oder am Grill bei. Sie ist zwar auch ein Paar Jahre älter als ich, sieht aber trotzdem total jung aus. Und sie ist eine wirklich gute Freundin.

Michael war früher als Blake noch auf dem College war, mit ihm in einer Verbindung und sie waren ziemlich gute Freunde, bis Michael weg zog.

Vor ein Paar Monaten ist er wieder her gezogen, anscheinend hat ihm seine Familie gefehlt. Aber Blake sagt, er glaubt es wäre wegen einer Frau. Was Michael in seinem Beruf genau macht, hab ich bis jetzt noch nicht verstanden. Ich weiß nur dass er in einer großen Firma arbeitet und öfters ins Ausland reisen muss.

Den Rest den er mir erzählt hat, hat mich ...naja, eigentlich nicht mehr interessiert. Ich war eher auf Blake's Hand konzentriert die unter dem Tisch auf meinem Oberschenkel lag und immer wieder kleine Kreise zog.

 

Bevor ich wieder Rot werde, reiße ich mich schnell zusammen und laufe mit Blake nach draußen. In dem Bäumen hängen überall kleine Windlichter und über den vereinzelten Tischen hängen in den Bäumen Lichterketten. Es dämmert langsam schon und es sieht einfach atemberaubend aus!

Ich weiß nicht was die Freundinnen von Logan und Michael denken, dass ich mit fast 25 meinen High School Abschluss erst mache. Allerdings, so wie die aussehen, bin ich mir nicht sicher ob sie überhaupt selbst einen haben. Vielleicht sagen sie deswegen nichts.

''Mary!''

Ich drehe meinen Kopf nach Rechts und sehe Will und Charlotte auf uns zu laufen. Sie sind hier! Sie sind extra gekommen! Will schließt die Arme um mich und erdrückt mich damit fast. Er nimmt mein Gesicht in die Hände und sieht mich stolz an.

''Lass dich ansehen! Es ist jetzt schon länger her als wir euch zu Gesicht bekommen haben! Ihr solltet euch viel öfter melden! Aber ich bin so stolz auf dich!''

Auch Charlotte zieht mich in ihre Arme und gratuliert mir.

Sie wissen es. Meine Vorgeschichte mit...Adam und meiner Mum. Wir haben es ihnen erzählt, weil ich die Beziehung zwischen mir und Charlotte nicht mehr ertragen habe. Die Blicke von ihr, konnten wirklich töten. Und ihre ständigen Anspielungen, dass ich nicht mal zur Schule gehen würde...

Wir sind immer noch nicht die besten Freundinnen, aber verstehen uns recht gut.

Mit Caroline hab ich nur noch selten Kontakt. Wir gratulieren uns zu Geburtstagen oder erzählen was in letzter Zeit passiert ist. Alles am Telefon.

Aber seit dem Vorfall in meinem alten Zu Hause mit Adam habe ich sie nur noch Zwei mal gesehen. Und sie kam jedes mal zu uns. Ich hab's nicht geschafft ins Flugzeug zu steigen und in der Nähe von meinem alten Haus zu sein. Als wir einmal telefoniert haben, hat sie mir erzählt das die Polizei damals noch einige Ordner und Unterlagen sicher gestellt haben. Sie wussten wer mein Vater war. Und wo er lebte. Aber..aber ich wollte ihn nicht sehen. Caroline hat mir erzählt das er nur ein Paar Kilometer von ihr weg lebt. Und das er eine Familie hat. Und die wollte ich unter keinen Umständen zerstören. Wer wusste schon, ob er und diese Frau schon verheiratet waren als ich entstanden bin? Ob ich nur ein Unfall war? Meine Mum hat immer erzählt, er wollte nichts mit uns zu tun haben, weil er eine neue Familie hat. Aber ich weiß nicht ob ich irgendetwas das sie erzählt hat, noch glauben kann. Vielleicht eines Tages, werde ich ihn besuchen. Vielleicht auch nur aus der Ferne beobachten, nur um zu sehen, wie er ist.

Caroline ist mittlerweile auch verheiratet und jetzt sogar schon schwanger. Ich freue mich wirklich für sie und ihre Familie. Aber naja, als ich sie auf einem Foto mit ihrem dicken Bauch gesehen habe, dass sie mir geschickt hat, wusste ich nicht wirklich ob ich Neid oder Glück empfinden soll. Neid, weil sie das hat, was ich mir zum Schluss gewünscht hätte. Das mein Baby lebt. Oder Glück, weil sie mit 25 schon alles erreicht hat, was sie wollte und ich mich für sie freuen sollte.

 

''Mary, herzlichen Glückwunsch! Ich bin so stolz auf dich, kleine!'' Austin reißt mich in seine Arme und drückt mir fast die Luft ab. Oh Gott! Ich glaube, so nüchtern ist er mittlerweile auch nicht mehr. Sein Atem riecht verdächtig nach Bier.

 

Mit Berührungen hab ich manchmal immer noch meine Probleme, vor allem mit Fremden. Am Anfang wusste ich nicht, wie ich mit Michael umgehen sollte, als er plötzlich wie Logan und Austin jeden Abend hier war. Austin wohnt schon länger nicht mehr hier und ist mit Sophie in eine Wohnung in der Stadt gezogen.

Logan wohnt immer noch hier bei uns, im Haus. Eigentlich fast wie Michael. Er ist so gut wie jeden Abend hier und hat Austin's altes Zimmer besetzt. Und er weiß die ungefähre Geschichte was passiert ist. Nicht alles. Er hat auch sofort akzeptiert, dass ich nicht alles erzählen wollte, was ihm schon einen Plus Punkt bei mir eingebracht hat.

 

''Vielen Dank!'' lächele ich und lege meine Hände um ihn.

''Du brauchst ein Bier! Du bist noch viel zu ruhig und...''

''Vergiss es! Du weißt wie das letztes Mal geendet hat.''

Nämlich kotzend über der Kloschüssel. Das letzte Mal, als ich etwas getrunken hatte, war auf Logan's Geburtstag letztes Jahr. Ich und Sophie haben jeden möglichen Cocktail ausprobiert und so gut wie jeden auch leer getrunken.

Blake durfte meine Haare heben, über der Kloschüssel, während Sophie mit ihrem Lippenstift unseren Spiegel im Bad voll gemalt hat uns es als 'Zweite Mona Lisa' bezeichnet hat. Das einfache Strichmännchen das sie gemalt hat, vergesse ich bis jetzt nicht.

 

''Komm schon, nur eins!'' bettelt er. Ich sehe zu Blake der mit Michael, Logan und Sophie an einem Tisch sitzt und lacht.

Ich bin hin- und hergerissen. Es stimmt schon. Ich bin noch total verspannt von vorher, wegen den Prüfungen. Ein Bier schadet ja eigentlich nicht...

 

Fast Drei Stunden später ist es tatsächlich bei einem Bier geblieben. Na gut, bei Drei. Und einem Cocktail, bei dem ich wirklich nicht sagen kann, was da drin war. Ich sitze auf Blake's Schoß und sehe lachend Sophie und Austin zu wie sie darüber diskutieren, wer die Hosen an hat in ihrer Ehe. Austin denkt er hätte alles in der Hand. Aber ehrlich gesagt, wenn ich Sophie manchmal ansehe, könnte man meinen sie hätte die Muskeln und Austin spurt nach ihren Befehlen.

 

''Das stimmt gar nicht! Blake und Mary! Wer hat bei euch die Hosen an?'' will Austin wissen. So wie er aussieht nimmt er an, Blake hat sie an.

Womit er so Recht hat. Wenn ich an letzte Nacht denke...Seine Hände um meine Handgelenke und sein Kopf zwischen meinen Beinen...

''Ich weiß genau woran du denkst!'' flüstert Blake in mein Ohr. Meine Wangen werden heiß und ich glaube ich höre auf zu atmen.

Austin und Sophie haben schon längst wieder ein anderes Thema gefunden. Die wenigen Leute um uns herum, beachten uns nicht.

Blake's Mundwinkel zuckt und er nimmt einen Schluck von seinem Bier. Er..er macht mich verrückt!

Ich meine, ich liebe Sex. Ich hätte nie gedacht, dass ich Sex mal lieben könnte. Aber Gott..ich liebe es mit Blake zu schlafen.

Er hat zwar immer, egal in welcher Sache, die Hosen an, aber es macht mir nichts. Ich hätte gedacht, nach Adam könnte ich nie wirklich unter ihm liegen. Aber ich kann. Ich kann alles. Adam kann keine Macht mehr über mich haben. Außer in manchen Träumen. Da lebt er immer noch und hat alle Macht der Welt.

 

Ich lege meinen Kopf in seine Halsbeuge und linse hinter uns. Michael und Logan sitzen beide mit einem von den Mädchen auf dem Schoß und haben ihre Hände auf deren Hintern. Die anderen sitzen um sie herum und sehen sie mit glänzenden Augen an, als würden sie erzählen, sie wären beide schon einmal Präsident gewesen.

Ich glaube, die haben ihre Hirnzellen schon längst weg getrunken. Ob die davor schon Hirnzellen besaßen, ist fraglich.

 

Will und Charlotte sind vor einer halben Stunde aufgebrochen ins Hotel. Da das Gästezimmer wahrscheinlich dank den Frauen belegt ist, blieb ihnen nur noch das Sofa. Da wollten sie dann doch plötzlich lieber ins Hotel.

Ein Gähnen entwischt meinem Mund und ich drücke einen Kuss auf Blake's Hals. Plötzlich möchte ich das die Leute alle verschwinden. Ich will nur Blake in unserem Zimmer. Am besten nackt. Ich weiß, das die Leute wegen mir hier sind, aber trotzdem. Na ja, ob die Frauen wegen mir hier sind, bezweifle ich stark.

Ich winde mich unruhig auf seinem Schoß und überlege mir wie lange es wohl noch dauern könnte, bis alle müde werden und gehen wollen. So wie alle vergnügt lachen und sogar noch neue Flaschen auf machen, wird das hier noch dauern.

Ich wende meinen Kopf wieder nach vorne und merke wie meine Wangen wieder heiß werden. Austin und Sophie sind...beschäftigt. Sie sitzt auf seinem Schoß und seine Hand liegt auf ihrem Oberschenkel auf ihrem Rock. Die andere liegt auf ihrem unterem Rücken und ist drauf und dran, hinten in ihrem Rock zu verschwinden.

Sophie's Hand liegt auch auf seinem Oberschenkel und fährt immer mehr nach vorne...Oh Gott, ich sollte das gar nicht sehen. Die sollten hoch ins Zimmer gehen!

''Was hältst du davon, wenn wir nach Oben gehen?'' flüstert Blake.

Ich hätte nicht so schnell auf stehen sollen. Dank dem Alkohol dreht mein Kopf sich und ich suche an irgendetwas Halt. Blake's Hände schießen vor und heben mich fest.

''Da hat's jemand eilig, hm?''

''Komm einfach!'' dränge ich.

Sobald wir in der Küche stehen ziehe ich seinen Kopf zu mir runter und küsse ihn. Meine Zunge taucht in seinen Mund und spielt mit seiner.

Hände heben meine Beine hoch und ich schließe sie wie automatisch hinter seinem Rücken.

Mein Rücken knallt gegen die Wand.

''Nich..nicht hier. Zimmer!'' nuschele ich zwischen unseren Küssen. Ich bekomme kaum mit wie wir die Treppen hoch stolpern.

Seit dem Vorfall vor Fünf Jahren, bin ich schon fast süchtig nach seinen Berührungen. Ich weiß nicht woran das liegt, aber ich kann nicht ohne sie.

''Siehst du, so ein Kleid hat auch seine Vorteile!'' zwinkert Blake. Ich denke an das hellblaue Sommerkleid das ich an habe. Es hat mich ziemliche Überwindung gekostet es anzuziehen. Man kann meine Beine und meine Arme sehen. Das Kleid geht nur bis zu den Oberschenkeln. Das letzte Mal hatte ich eins an, als ich entführt wurde. Seit dem nie wieder eins.

Aber Heute Morgen war es schon so heiß und ich dachte, wenn ich die Prüfungen schaffe, warum sollte ich nicht was neues wagen? Aber Blake hat mich vor einen großen Spiegel gezerrt und mir erzählt, wie schön ich doch aussehen würde. Und irgendwie fand ich es auch schön. Ich fand es wieder schön Kleider zu tragen. Vor Vier Jahren hätte es mir wahrscheinlich nicht gefallen, weil ich noch viel zu dünn war. Ich bin immer noch dünn, aber zum Glück nicht mehr wie damals. Ich seh gesund aus.

''Bereit?''

Ich nicke heftig und drücke meine Lippen auf seine. Nach all den Jahren fragt er jedes Mal nach, ob ich bereit wäre. Weil...manchmal passiert es immer noch das ich plötzlich Panik bekomme. Es wird, glaube ich, immer seltener aber manchmal...mache ich doch noch einen Rückzieher.

Ich stöhne wohlig auf als er in mich hinein gleitet und sofort anfängt sich zu bewegen. Ich streiche durch seine Haare und meine Hüften bewegen sich im gleichen Rhythmus.

Mein Rücken drückt sich an der Wand durch als er schneller wird.

Mein Kopf fällt zwischen seine Schulter und seinen Hals. Mein Atem kommt stockender und meine Hände krallen sich in den Stoff seines T-Shirts.

Ich zucke als es plötzlich heiß in mir wird und Blake in mein Ohr stöhnt. Ein leiser Aufschrei entkommt mir und ich klammere mich wie erstarrt an ihn. Ich krampfe mich um ihn zusammen, was ihm noch mal ein Stöhnen entlockt. Mit zwei kräftigen Stößen begleitet er mich durch meinen Orgasmus. 

Seine Lippen streichen über mein Gesicht und bleiben auf meinem Mund liegen. Ich spüre wie er rückwärts läuft und sich mit mir nach hinten fallen lässt. Bei dem Fall zucke ich zusammen. Er ist immer noch in mir drin. Und so wie er dran liegt, will er das so schnell nicht ändern. Seine Arme schließen sich um mich.

''Freust du dich auf nächste Woche?'' fragt er.

Aufregung kommt in mir hoch. Nächste Woche fange ich zum ersten Mal, richtig an zu arbeiten. Als Krankenschwester im gleichen Krankenhaus in dem Blake arbeitet. Auf der Baby Station. Ich weiß nicht, ob andere Krankenhäuser mich auch angenommen hätten, wenn sie wüssten dass ich jetzt erst meinen Abschluss gemacht habe. Blake hat mir zwar nichts erzählt, aber ich schätze, er hat mit irgendjemandem dort geredet. Ich mach eine richtige Ausbildung und verdiene mein eigenes Geld. Endlich.

Nachdem ich vor Vier Jahren mein Führerschein gemacht habe, hat Blake mir ein Auto gekauft. Und nach ewigem diskutieren, darf ich ihm endlich das Geld zurück zahlen. Ich habe bis jetzt noch zu gar nichts beigetragen. Nicht zur Miete, zu Einkäufen, zu Strom, Wasser, für den Urlaub oder sonst etwas. Und ich will das endlich.

Ich hab ihm gedroht, ich würde nicht mehr mit ihm schlafen, wenn er das Geld nicht annehmen würde.

Sophie hat mir einmal gesagt, das diese Drohung bei jedem Mann hilft. Und anscheinend tut sie es auch.

''Du hast Montag früh, deinen Termin bei Mrs. Lumpkin, soll ich dich hin fahren? Ich hab frei an dem Tag.'' fragt er.

Mrs. Lumpkin ist meine Psychologin. Ich war nach der Prügelattacke auf den Boxsack zwar gegen jemanden der mir helfen will, aber irgendwann sah ich ein, dass ich jemanden brauche. Ich wollte Blake nicht jede kleine Einzelheit von meiner Zeit bei Adam erzählen. Er hätte mir zu gehört und hätte mir geholfen, daran liegt es nicht. Ich glaube, ich hätte es nicht ertragen wie er mich danach angesehen hätte. Er hätte wahrscheinlich Mitleid gehabt. Und ich will auf keinen Fall Mitleid. Und am Montag ist der letzte Termin mit ihr. Endlich. Mrs. Lumpkin ist auch wirklich Nett aber langsam denke ich, ich brauche sie nicht mehr. Ich bin jetzt fast Fünf Jahre wöchentlich zu ihr gefahren.

''Hast du dir nochmal überlegt, was sie dir vorgeschlagen hat?'' Ein Kuss auf meiner Schläfe.

''Nein, vergiss es. Und..und lass das Thema einfach, okay? Ich hab damit abgeschlossen. Für immer.'' Ich setze mich aufrecht hin und stütze mich auf ihm ab. Ich sehe dass er etwas erwidern will, aber schnell bücke ich mich vor und drücke meine Lippen auf seine.

Er will dass ich zum Grab meiner Mum geh. Er und Mrs. Lumpkin denken, ich könnte richtig abschließen dann. Aber ich hab bereits abgeschlossen. Für immer.

Ich seufze auf, als er sich plötzlich wieder in mir bewegt und ich keine zwei Sekunden später schon wieder unter ihm liege.

''Schon wieder?'' keuche ich.

''Willst du nicht?''

Ich schüttele den Kopf. Was für eine Frage. Ich ziehe seinen Kopf zu mir und bewege meine Hüften. Er ist alles was ich brauche. Mehr nicht.

 

Meine Mum hat früher manchmal gesagt dass Gott für jeden von uns einen speziellen Plan hat. Ich weiß nicht, wieso Gott so etwas von mir wollte, aber vielleicht wollte er, das ich Blake kennen lerne. Wäre ich vor ein Paar Jahren nicht geflohen, hätte ich ihn vielleicht nie kennen gelernt. Oder hätte Adam mich überhaupt niemals mit genommen. Wer weiß, wie mein Leben jetzt aussehen würde. In einer gewissen Weise, bin ich dankbar für alles. Dankbar dass ich Blake kennen gelernt habe.

Er ist das was ich brauche.

Ich fühle seine Arme um mich und seine Küsse in meinem Gesicht. ''Ich liebe dich, Blake! Geh niemals weg, okay? Niemals!'' Ich schlage ihn leicht auf die Brust um meine Worte zu verdeutlichen.

''Ich liebe dich auch, Mary!'' lächelt er.

''Und versprech mir, wir werden irgendwann heiraten! Und...und wir werden Kinder kriegen und untersteh dich dann abzuhauen!'' weine ich.

''Okay!'' lacht er.

Impressum

Bildmaterialien: http://moonshadow246.deviantart.com/art/The-Dark-Days-393632122
Tag der Veröffentlichung: 27.08.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen die mich über die ganze Zeit, am schreiben, unterstützt und motiviert haben. Ohne euch wär 'Trust' nicht zustande gekommen. Danke ♥ Die Rechte vom Buch liegen allein bei mir! Cover ist von Jenny, danke nochmal :) Bin immer für Kritik und Tipps offen, solang es nicht beleidigend wird!

Nächste Seite
Seite 1 /