Cover

Kapitel 1


Es war ein warmer und schwüler Abend. Ich schwitzte und meine Hände zitterten ein wenig. Man sollte meinen, dass sich nach etlichen Live-Auftritten die Nervosität irgendwann verflüchtigt, doch bei mir war das nicht so. Es war bereits die neunte Show der Made of Pop – Tour und ich genoss jede einzelne davon. Die Stimmung war großartig. Die Fans jubelten und ich war gut drauf. „Los geht’s.“ Josh –einer meiner Tänzer- sah mich mit großen Augen an und hielt eine Waffe in die Höhe. Wir hatten sie neu eingeführt für die Tournee. Sie schienen mir für den Song „Killed by a cop“ gut geeignet zu sein. Die Pistolen waren zwar nicht echt, aber wohl fühlte ich mich nicht unbedingt wenn jemand damit die ganze Zeit damit vor meiner Nase herumfuchtelte. „Leg das Ding weg.“ „Aber wir brauchen die jetzt.“ „Dann lass sie eben draußen.“ Provokativ richtete er die Waffe auf mich und dann auf sich. Er wollte abdrücken. „Ey Mann, lass den Scheiß!“ „Ach komm, reg Dich ab. Ist doch nur Spielzeug.“ „Lass es einfach okay?!“ Ob es wirklich richtig war diese Dinger anzuschaffen? Langsam bereute ich es. „Noch zwei Minuten, Leute.“ rief Anna –ebenfalls Tänzerin- uns zu. „Eric, alles klar?“ Josh wirkte unsicher. „Ja, natürlich.“ Um meine Aussage zu bekräftigen schenkte ich ihm ein Lächeln. Es war ehrlich gemeint. Nun kamen auch die restlichen Tänzer. Es waren insgesamt vier. Josh, Anna, Dave und Sam. 4…3…2…1…Die Scheinwerfer gingen an und wir betraten die Bühne. Die Menge schrie und warf mir kleine Kuscheltiere und Fanpost entgegen. Es faszinierte mich immer wieder, dass man Menschen mit Musik so begeistern konnte. Doch am meisten faszinierte es mich, dass es meine Musik war. Sie kamen alle wegen mir. Wir begannen zu tanzen und zu singen. Mit jeder weiteren Minute wurde ich immer zufriedener. Die Elektronik funktionierte, die Choreo saß und die Fans kannten fast alle Lieder auswendig und sangen mit. Drogen hatte ich noch nie probiert, doch so musste es sich anfühlen High zu sein. Adrenalin pur. Schließlich kamen wir zu „Killed by a cop“. Die Waffen steigerten meine Nervosität. Anna musste die Pistole auf mich richten und abdrücken. Ich fixierte ihre Hand mit meinen Augen. Irgendetwas stimmte nicht. Hektisch schüttelte ich den Kopf als ich sah dass es nicht die Plastikwaffe war die wir gekauft hatten. „Anna, nicht.“ schrie ich, aber sie hörte mich nicht und wenn sie mich hörte war es bereits zu spät. Sie drückte ab. Ein heftiger, stechender Schmerz fuhr durch meine Schulter und ein weiterer Schuss traf mich in meiner Brust. Die Schreie um mich herum wurden immer leiser und das Blut lief in einem warmen Rinnsal über meinen Oberkörper. Ich fühlte mich wie in einer Box gefangen. Ich nahm alles wahr, war aber nicht in der Lage zu reagieren. „Eric…Ohh mein Gott Eric…Sag doch was, bitte.“ Es war Anna. Sie hob meinen Kopf auf ihre Beine und strich mir sanft über den Kopf. „Es tut mir so leid. Eric, bitte gib nicht auf. Ich wollte das nicht.“ Sie weinte. Eine Träne landete auf meiner Stirn. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass alles okay ist, dass sie nichts dafür konnte. Anna wäre zu so etwas nicht fähig. Es fiel mir schwer die Augen offen zu halten. Mein Shirt klebte an mir. Es roch nach Schweiß und Blut und mein Körper reagierte sofort darauf. In Bruchteilen von Sekunden legte ich mich mit meiner letzten Kraft zur Seite und übergab mich. Höllische Schmerzen durchfuhren mich erneut. „Schsch…es wird alles wieder gut.“ Anna verzweifelte immer mehr an der Situation. Sie strich mir über den Arm. Sofort griff ich nach ihrer Hand und hielt sie so fest ich konnte. Ich brauchte etwas was mir Halt geben konnte. Ich kämpfte. Ich versuchte alles um wach zu bleiben, doch vergebens. Um mich herum wurde alles schwarz…

Kapitel 2


Ich wachte völlig verwirrt in einem Krankenhaus auf. Ich war zwar wach, aber man musste mir irgendwelche Medikamente gegeben haben, denn alles um mich herum schien sich zu bewegen. Vorsichtig versuchte ich mich aufzusetzen und stützte mich mit meinen Händen auf dem Bett ab. Ein plötzlicher starker Schmerz in meiner Schulter hinderte mich an meinem Vorhaben und ich sackte ruckartig wieder zusammen. Das letzte woran ich mich erinnern konnte war Anna die vergebens versuchte mich wach zu halten und all die Schreie um mich herum. „Eric, ist alles in Ordnung? Wie geht es Dir?“ „Molly?“ flüsterte ich. Zu mehr war ich nicht in der Lage. Eine Hand strich mir sanft über die Wange. Es fühlte sich schön an. Ich schmiegte mein Gesicht an ihre Hand damit sie nicht aufhörte. „Ich bins, Anna. Molly … sie ist…verhindert. Aber sie weiß bescheid und wird bestimmt bald hier sein.“ Sie mochte es nicht über meine Freundin zu reden, ich hörte es an der Art wie sie redete. „Okay. Danke dass Du hier bist.“ Irgendwie war ich enttäuscht dass Molly nicht gekommen war, aber ich verstand es. Sie hatte selbst viel zu tun mit ihrer Musik. Sie tourte auch durch die Gegend und konnte deshalb nicht kommen. Trotzdem hätte ich sie gern bei mir gehabt. „Du kannst Dich immer auf mich verlassen, weißt Du doch. Die Jungs sind auch hier, sie holen sich nur schnell was zu Essen.“ Langsam hörten die Medikamente auf zu wirken und ich konnte meine Umgebung wieder klar wahrnehmen. Annas Augen waren ganz rot. „Ist bei Dir alles in Ordnung?“ Besorgt sah ich Anna an. Sie musste viel geweint haben. „Ja…nein, ich meine ich hätte Dich fast…“ „Hey, es war nicht Deine Schuld. Es war ein Unfall.“ „Aber die Waffe. Ich hätte sehen müssen dass es eine andere war und…“, traurig senkte sie ihren Kopf „Ich wollte das wirklich nicht.“ „Ich weiß.“ Tröstend lächelte ich ihr zu. Irgendjemand hatte die Waffe ausgetauscht. Irgendjemand wollte mich tot sehen. Der Gedanke daran kränkte mich. Es musste jemand sein den ich kannte, jemand der bei der Show mithalf. Niemand sonst wusste von den Pistolen. Seit Jahren versuchte ich es allen Recht zu machen und dabei ich selbst zu bleiben und bis zu diesem Vorfall dachte ich auch dass ich dadurch recht beliebt war. Doch scheinbar war es nicht so. Da war jemand der mich abgrundtief hasste. Es machte mich verrückt nicht zu wissen wer es war und warum derjenige es tat. Ein lauter Knall unterbrach mich in meinen Gedanken und ich zuckte vor Schreck zusammen. Im ersten Moment dachte ich es wäre wieder ein Schuss. Ich spürte eine Träne über mein Gesicht laufen. „Ey Jungs könnt ihr nicht aufpassen?! Die Tür hat eine Türklinke verdammt nochmal! Eric, es ist alles in Ordnung. Es war nur die Tür.“ Zaghaft nickte ich und wischte mir die Tränen weg. „Sorry, war keine Absicht.“ Josh, Dave und Sam sahen mich entschuldigend an. Erneut nickte ich. „Wie geht es Dir, Mann?“ Dave setzte sich neben Anna auf mein Bett, die anderen blieben neben mir stehen. „Geht schon. Tut ein bisschen weh aber geht schon. Was ist eigentlich passiert nachdem ich das Bewusstsein verloren hab?“ „Totales Chaos. Die Fans haben geschrien, einige haben sogar versucht auf die Bühne zu klettern. Dann kam der Krankenwagen und es hat sich wie Stunden angefühlt bis die Sanitäter endlich bei uns ankamen. Zwischenzeitlich dachten wir Du wärst tot. War schon heftig. Wir sind dann dem Krankenwagen hinterher gefahren und haben hier gewartet bis Du wieder aufgewacht bist." Auf die vier konnte ich mich immer verlassen. Ihnen bedeutete ich etwas und es baute mich auf zu wissen, dass sie alles tun würden damit es mir gut ging. Sie hatten die ganze Nacht im Krankenhaus gewartet um mich nicht allein zu lassen. Besonders Anna kümmerte sich liebevoll um mich. Ich vermutete dass sie sich etwas in mich verknallt hatte. Wenn ja, schmeichelte es mir, aber ich machte mir auch Sorgen deswegen. Ich wollte sie nicht verletzen. Plötzlich klingelte ein Handy. Es war mein Handy. „Josh, kannst Du mir bitte das Telefon geben?“ Vorsichtig legte er es in meine Hand. Ich drückte auf den grünen Hörer und hielt das Handy an mein Ohr. „Hallo?“ Ich hörte ein Rauschen und schließlich ein lautes Knacken. „Hallo? Ist da jemand?“ Meine Stimme fing an zu zittern. Die Stille machte mich nervös. „Hallo?!“ Fragte ich nun etwas lauter. „Dieses Mal hattest Du Glück. Nächstes Mal werde ich persönlich dafür sorgen, dass Du draufgehst.“ Danach hörte ich nur noch ein tuten. Er hatte aufgelegt. Verzweifelt sah ich meine Freunde an. Anna war die erste die reagierte. „Was ist los.“ „Es ist noch nicht vorbei.“ Mehr konnte ich nicht sagen, meine Stimme versagte und wurde zu einem weinenden Häufchen Elend. Das alles wurde einfach zu viel für mich.

Kapitel 3


Es dauerte bis ich mich wieder beruhigt hatte. Meine Augen taten weh und auch die anderen Schmerzen schienen immer schlimmer zu werden, aber das behielt ich für mich. Ich wollte nicht dass sich meine Freunde mehr um mich sorgten als sie es eh schon taten. Der Anruf warf mich total aus der Bahn. Mir war von Anfang an klar, dass es nicht einfach so vorbei sein würde, doch ich wollte nur damit abschließen. „Hallo?“ Ein kleiner, kahlköpfiger Mann in weißem Kittel steckte seinen Kopf durch die leicht geöffnete Tür meines Zimmers. Er musste mein Arzt sein. „Hallo.“ antwortete ich. „Eric Saade?“ „Ja.“ erst jetzt betrat er den Raum. Anfangs lächelte er noch, doch als er in seine Akten sah veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er sah ernst aus. Zu ernst für meinen Geschmack. Automatisch testete ich –möglichst unauffällig- ob auch wirklich noch alles da war wo es hingehörte. Zu meiner Erleichterung fehlte nichts. Aber wieso guckte er dann so komisch? Sein Schweigen machte mich wahnsinnig. „Und?“ „Ähm…erfreulicherweise wurden keine inneren Organe verletzt. Aber sie haben eine gebrochene Rippe und …“, seine Stimme stockte für einen Moment. Er erzählte irgendetwas davon, dass Knochen in meiner Schulter gebrochen und zum Teil gesplittert waren und dass ich sie wahrscheinlich nie wieder so extrem nutzen konnte wie zuvor. Deshalb die starken Schmerzen. Die Nachricht schockte mich. Sie riss mich noch mehr in die Tiefe. Ich lebte fürs Performen und dazu gehörte nun mal tanzen. Alle sahen mich erwartungsvoll an. Sie hatten diesen mitleidigen Blick, mit dem sie mich durchbohrten. Sogar der Arzt sah mich besorgt an. „Ich komme damit klar.“ antwortete ich knapp. Doch das war gelogen. Es zerstörte mich innerlich. Aufgeben kam für mich trotzdem nicht in frage. Ich würde weiter performen, weiter singen und tanzen. „Eric…“ „Sam, es geht’s schon. Wirklich.“ Ich fühlte mich unwohl und eingeengt. Inzwischen saßen alle vier mit auf dem Bett und der Arzt stand am vorderen Ende davon. „Ich würde jetzt gern allein sein.“ „Wenn…“ „Anna, bitte. Geht einfach okay? Ich brauche Zeit für mich.“ „Wir kommen morgen wieder vorbei.“ „Hmh.“

Ich verbrachte viele Tage im Krankenhaus. Meine Tänzer kamen jeden Tag, nur Molly nicht. Ich hatte mehrmals versucht sie zu erreichen, doch vergebens. Mit der Enttäuschung jedoch kam ich zurecht. Wochenlang hatte ich Zeit das Geschehene zu verarbeiten und war zu neuen Kräften gekommen. Josh fuhr mich nach Hause. Zwar wollte ich mit ins Tanzstudio kommen, doch er sah mich so an als ob ich sie nicht mehr alle hätte und setzte mich zu Hause ab. Ich ging allein in meine Wohnung. Die Tür stand offen. Ich überlegte was ich tun sollte. Hilfe holen? Nein. Mit meinem Fuß stieß ich die Tür auf und was ich dann sah verschlug mir den Atem…

Kapitel 4


Ich traute mich kaum in meine Wohnung zu gehen. Was ich von draußen sah genügte mir. Überall an den Wänden waren rote Farbflecke –jedenfalls hoffte ich dass es sich um Farbe handelte- und die Möbel waren zum größten Teil zerstört worden. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wieso tat man mir so etwas an? Am liebsten hätte ich die Tür einfach wieder zu gemacht und wäre gegangen, doch ich tat es nicht. Ich ging rein. Vielleicht fand ich hier die Antwort auf das was passiert war. Beinahe schleichend ging ich durch die Zimmer. Keines war verschont geblieben. Jedes einzelne wurde mehr oder weniger zerstört. Ich ging weiter bis zum Schlafzimmer. „Ohh mein Gott!“ Was ich da sah ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. An der Wand stand in Großdruckbuchstaben: „DU GLAUBST DU KANNST ALLES HABEN, ODER?! ABER BEDENKE…ALLES HAT SEINEN PREIS!“ Es war wieder diese rote Farbe. Sie war noch nicht getrocknet und lief in einem langen Rinnsal auf den Boden. Doch das schrecklichste an der Szene war eine Puppe. Dieser Verrückte hatte mitten im Raum eine Puppe „erhängt“. Sie war ziemlich simpel vom Aufbau her, gut mit einer Voodoo-Puppe vergleichbar. Doch ein Detail wurde ihr hinzugefügt. Mein Gesicht. Es war aus einem der Plakate, die meine neue Tournee ankündigten, ausgeschnitten und mit einer Stecknadel an der Puppe befestigt worden. Außerdem fand ich noch etwas auf dem Bett. Es dauerte bis ich es bemerkte. Ein Foto. Anna und ich waren darauf zu sehen. Inzwischen mehr Anna als ich. Mich hatte man mit einer Schere oder ähnlichem bis zur Unkenntlichkeit zerkratzt. „Wie krank ist das denn?“ Ich wollte…nein, ich musste raus. Die Situation war unerträglich für mich. So schnell ich konnte verließ ich die Wohnung. Ich machte mir nicht die Mühe abzuschließen. Rasch zog ich die Tür zu und ging raus auf die Straße. Die frische Luft tat mir gut. Was hatte Anna damit zu tun? War es nur Zufall dass sie auf dem Bild drauf war? Hatte sie einen Freund der sich aus Eifersucht irgendwelche Geschichten einredete? Das konnte nicht sein, hätte sie einen Freund gehabt hätte sie das doch erzählt. Oder?
Entgegen aller Warnungen machte ich mich auf den Weg ins Tanzstudio. Ich musste unbedingt mit Anna reden. Es war nicht einfach mit dem Auto zu fahren. Beim Lenken beanspruchte ich die Schultern mehr als ich dachte. Ich verfluchte jede verdammte Kurve. Von weitem konnte ich das Studio bereits sehen. Dreimal musste ich um das Gebäude fahren, bis endlich ein Parkplatz frei wurde. Ich setzte meine Sonnenbrille auf und zog mir die Kapuze meiner Jacke so tief wie möglich ins Gesicht. Mir war überhaupt nicht danach angesprochen zu werden oder Autogramme zu geben. Es schien ewig zu dauern bis ich meine Leute fand. Sie gingen noch einmal die Choreo zu „Popular“ durch. Der Song nervte mich. Einfach alles schien mich zu reizen. Ich öffnete die Tür zum Tanzraum. „Hallo.“ Es klang zaghaft. Ich wollte meinen Frust nicht an ihnen auslassen. „Eric, Mann. Du solltest Dich doch ausruhen. Was machst Du hier?“ Dave sah besorgt aus. „Ich…Anna? Kann ich kurz mit Dir reden?“ „Oh oh.“ Mehr sagte sie nicht. Still folgte sie mir in die Umkleide. Da waren wir ungestört. „Was ist los?“ Eindringlich sah sie mich an. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also nahm ich das inzwischen knittrige Foto aus meiner Hosentasche und zeigte es ihr. „Was ist das?“ „Das lag in meiner Wohnung…“ ich erzählte ihr Schritt für Schritt was vorgefallen war. „Du musst unbedingt zur Polizei. Eric, wer auch immer das ist ist Gefährlich.“ „Ich weiß. Ich muss Dich was fragen.“ „Was denn?“ „Hast Du einen Freund, einen Verehrer oder so was?“ Sie überlegte kurz. „Einen Freund habe ich nicht. Ob ich Verehrer hab weiß ich nicht aber ich werde mal darauf achten. Wieso fragst Du?“ „Weil Du auch auf dem Foto bist und weil Du die Pistole hattest.“ „Also gibst Du mir doch die Schuld?“ „Nein, aber ich glaube dass es etwas mit Dir zu tun hat.“ Ihre Augen wurden rot und feucht. Sie war kurz davor zu weinen. „Hey, komm mal her.“ Sie kam einen Schritt auf mich zu und ich nahm sie –soweit wie es für mich möglich war- fest in den Arm. Ich spürte ihre Tränen wie sie sich ihren Weg durch den Stoff meiner Kleidung bahnten. Sanft streichelte ich ihr den Nacken. Meine Mom hatte das immer bei mir gemacht wenn ich traurig war. Es war angenehm und beruhigte mich. Ich hoffte, dass es bei Anna genauso war. Meine Lippen ruhten für einen Moment auf ihrer Stirn anschließend drückte ich ihren Kopf vorsichtig an meine heile Schulter. „Bitte sag mir, dass alles wieder gut wird.“ Sie schien das ganze mindestens so mitzunehmen wie mich, wenn nicht sogar noch mehr. Ich war mir nicht sicher ob alles wieder gut werden würde aber ich hoffte es. In einem Punkt war ich mir sicher: Es würde weitergehen und vielleicht sogar schlimmer werden, doch hier und in diesem Moment war alles gut. Noch immer hielt ich Anna fest im Arm. „Es wird alles wieder gut.“ Und damit belog ich wahrscheinlich uns beide.

Kapitel 5


Es dauerte bis wir uns aus unserer Umarmung lösten. Annas Nähe gefiel mir mehr als sie sollte, schließlich war ich mit Molly zusammen. „Eric?“ „Ja?“ Sie legte mir ihre Hände auf die Brust. „Wie geht es Dir? Bitte sei ehrlich.“ Wir sahen einander tief in die Augen. Ihr Blick und ihre Berührungen ließen meine Fassade bröckeln. „Ich habe Angst. Ich weiß nicht was ich machen und wo ich hin soll. Nach Hause kann ich nicht mehr.“ „Du kannst zu mir wenn Du willst.“Das wäre zu gefährlich. Wenn Du da auch betroffen sein solltest wäre das alles viel zu riskant.“ „Das ist mir egal. Ich komme gleich mit zu Dir. Da packen wir dann deine wichtigsten Sachen zusammen und dann kommst Du mit zu mir.“ „Ich glaube nicht dass das eine gute Idee ist.“ Ich machte mir ernsthafte Sorgen um sie. Wenn ihr etwas zustoßen würde, dann könnte ich mir das niemals verzeihen. „Interessiert mich nicht. Ich will Dir helfen und Du lässt Dir gefälligst von mir helfen.“ „Okay.“ flüsterte ich. In dem Moment in dem ich das sagte, bereute ich es bereits. Damit brachte ich sie nur in Gefahr. Schnell, wahrscheinlich damit ich es mir nicht nochmal anders überlegen konnte, verließ Anna die Umkleidekabine. Ich ging hinter ihr her, bis zum Tanzraum. Tim, unser Choreograph, stand inzwischen auch im Raum und half den Tänzern bei den Schritten. Ich setzte mich vor den riesigen Spiegel, der fast den gesamten Platz an der Wand einnahm und beobachtete sie beim tanzen. „Anna! Nicht so!“ Mit rotem Kopf kam Tim zu ihr gestampft. Meiner Meinung nach hatte sie alles richtig gemacht. Ich verstand seine heftige Reaktion nicht. Grob griff er sie an den Armen und zerrte sie neben Sam. „So und jetzt alles nochmal! Diesmal bitte vernünftig!“ Er schien schlecht drauf zu sein. Mich würdigte er keines Blickes. Anna gab alles, man sah es in ihrem Gesicht, doch es genügte ihm trotzdem nicht. Plötzlich stand er direkt hinter ihr. Für meinen Geschmack war sein Körper zu nah an ihrem. Seine Hände hielten ihre Arme erneut. „Lass mich los!“ schrie sie, doch er hielt sie nur noch fester. „Ich zeig Dir doch nur wie es richtig geht.“ Er sprach leiser als zuvor und schmiegte sich eng an sie. Langsam stand ich auf. Es fiel mir schwer die Situation einzuschätzen, Tim war schließlich ein langjähriger Freund von mir. „Tim?“ Ich spürte wie mein Oberkörper sich straffte und ich langsam auf die beiden zuging. „Misch dich da nicht ein!“ fuhr er mich sofort an. „Lass sie los.“ Anfangs versuchte ich es ruhig, doch als er sie nicht losließ begriff ich dass es ernst war. „Lass deine Drecksgriffel von ihr, sofort!“ Erst jetzt begann Anna sich gegen seinen Griff zu wehren.
Widerwillig ließ er sie los. Sofort kam sie zu mir gerannt und schlang ihre Arme um meinen Hals. Mein Blick ruhte noch immer auf Tim. „Ich glaube es ist besser wenn Du jetzt gehst.“ „Vielleicht wäre es für Dich besser wenn Du dich mal ein bisschen zurückhältst.“ Dave, Josh und Sam kamen nun auch zu uns und stellten sich neben mir auf. „Geh.“ Sam deutete auf die Tür. Mit langsamen Schritten und ernstem Blick ging er. „Krass, was geht denn mit dem? Ey, Süße, bist Du in Ordnung?“ Josh legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ja, geht schon. Der war schon die ganze Zeit so komisch zu mir. Anfangs schien er mich zu mögen und jetzt so etwas.“ „Noch mal wird er Dir nicht so nah kommen, dafür werde ich sorgen.“ „Jo, Eric, wir sind dabei.“ Die Jungs lächelten mir zu. „Einer für alle“, fing ich an „Und alle für einen.“ vervollständigten alle den Satz. Anna fügte noch ein leises Danke hinzu und lächelte schüchtern. „Wollen wir gehen?“ „Ja.“ Sie war froh über meinen Vorschlag. „Okay Jungs, dann bis morgen.“ „Viel Spaß euch beiden.“ Dave zwinkerte mir zu. Ich ignorierte seinen Kommentar und verließ mit Anna im Arm das Studio.

Kapitel 6


Nachdem wir die wichtigsten Sachen aus meiner Wohnung geholt hatten, fuhren wir direkt weiter zu Anna. Das Atmen fiel mir schwer. Ich musste mich ausruhen. Am liebsten hätte ich ein heißes Bad genommen und wäre anschließend ins Bett gegangen. „Eine Freundin von mir wird nachher auch da sein. Ist das Okay für Dich?“ Solange ich meine Ruhe haben würde. „Ja, klar.“ Ich hoffte nur, dass diese Freundin noch nie etwas von mir gehört hatte. Ein hysterischer Fan oder ein nervender Hater wären jetzt einfach zu viel für mich gewesen. „Sie ist nett, keine Sorge.“ „Bin schon gespannt.“ Liebevoll lächelte ich ihr entgegen und sie erwiderte mein Lächeln mit einem leisen kichern. Ich hatte sie zuvor noch nie kichern hören. Es klang irgendwie seltsam.

Ihre Wohnung überwältigte mich. Sie war riesig. Mit offenem Mund sah ich Anna an. „Reiche Eltern.“ Antwortete sie knapp. „Jane?“ Suchend sah sie sich um. Jane musste die erwähnte Freundin sein. „Ich bin hier.“ Die Stimme klang erstaunlich hoch für eine Frau. Suchend sah ich mich um. „Sie ist die Tochter von meiner Nachbarin. Die ist gerade auf Geschäftsreise, solange passe ich auf die Kleine auf.“ „Wie alt ist sie denn?“ „15.“ Und da kam sie uns auch schon entgegen. Ein bildhübsches Mädchen. Langes braunes Haar, schlanke Figur und ein schönes symmetrisches Gesicht. Sie erkannte mich, ich sah es in ihren Augen. „Hi.“ Schüchtern sah sie mich an. „Hi, ich bin Eric.“ Ihre Wangen wurden rot und ich befürchtete, dass sie jeden Moment ausrasten würde. „Hi.“ Wiederholte sie. Zu mehr schien sie in der Situation nicht fähig gewesen zu sein. Ihre Atmung wurde immer schneller. „Geht es ihr gut?“ Fragend sah ich wieder zu Anna. „Besser denn je würde ich sagen. Sie ist Fan. Gib ihr einfach ein paar Minuten. Die wird schon wieder.“ Wir fingen beide an zu lachen. „Hi, ich bin Jane.“ Sie sagte das so plötzlich, das ich nicht mehr konnte. Schon lange hatte ich nicht mehr so gelacht. Nicht mal die Schmerzen machten mir was aus. Ich war für einen Augenblick einfach nur glücklich. Alle Sorgen und Ängste waren wie ausgelöscht. Eine geschlagene Stunde lachten wir über jeden auch nur erdenklichen Mist. Jane erzählte uns einen Witz nach dem anderen und jeder einzelne bewegte uns alle dazu herzhaft zu lachen.

Doch ein plötzliches Klingeln riss uns aus unserer Lachattacke. Es war mein Handy. Mit zittrigen Händen griff ich danach und schaute auf das Display. Molly. „Es ist Molly, ich geh mal schnell ran.“ Mit schnellen Schritten ging ich ins nächst liegende Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Es war Wochen her, dass ich das letzte mal etwas von ihr gehört hatte. Ich drückte auf den grünen Hörer. „Hallo.“ „Hey, Eric, wie geht es Dir?“ „Naja, geht so. Wo bist Du?“ „Noch auf Tour.“ „Ich hätte Dich hier gebraucht.“ „Ich weiß, es tut mir leid. Aber Du weißt doch wie das ist mit der Tour und so.“ „Ja, das weiß ich. Ich weiß auch, dass man eine Tour verschieben kann.“ „Du stehst ja schon ganz oben, für dich ist das kein Problem einfach mal einen Auftritt abzusagen. Ich muss da jetzt dran bleiben.“ „Du wirst also nicht kommen?“ „Nein.“ „Molly, bitte.“ „Es tut mir leid.“ „Deine Karriere ist dir also wichtiger als dein Freund?“ „So habe ich das nicht gesagt.“ „Aber gemeint.“ Langezeit kam nichts. Sie antwortete mir nicht. „Molly?“ „Ich…“ „Vielleicht ist es besser, wenn jeder sich jetzt auf sich konzentriert.“ „Nein, bitte nicht.“ „Es ist besser so.“ „Aber…“ „Es tut mir leid.“ Langsam ließ ich meinen Finger auf den roten Hörer gleiten. Ich legte auf. Mit einem aufgesetzten Lächeln ging ich wieder zu Anna und Jane. „Alles gut?“ Anna wusste das etwas nicht stimmte. „Alles gut.“ Antwortete ich und setzte mich zu ihr. Ich hoffte es irgendwann sagen zu können ohne zu lügen.

Kapitel 7


Es war spät als wir beschlossen ins Bett zu gehen. Jane war bereits auf dem Sofa eingeschlafen und so blieb Anna und mir nur das Bett. „Hör zu, wenn Du das nicht willst, finde ich eine andere Möglichkeit.“ Sie sah mich streng an. „Eric, wie lange sind wir jetzt schon befreundet? Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich ein Problem damit habe mein Bett mit Dir zu teilen.“ „Hätte ja sein können.“ „Aber es gibt Regeln.“ Gespannt sah ich sie an und sie fuhr fort. „Es wird nicht gedrängelt, nicht nackt geschlafen, nicht geschnarcht, nicht ins Bett gepinkelt und das schlimmste was Du machen kannst ist mir die Decke zu klauen.“
„Yes, Sir.“ Antwortete ich und zwinkerte ihr zu. „Ich meins ernst.“ „Kein Nacktschlafen, Drängeln, Schnarchen, Pinkeln und am wichtigsten kein Deckenklau. Gespeichert.“
„Guter Junge. Ich mache mich jetzt bettfertig.“ Sanft strich sie mir über den Kopf und verschwand dann im Bad. „Was war jetzt eigentlich wegen Molly?“ Hörte ich sie durch die Tür rufen. „Ich hab Schluss gemacht.“ Mit einem Ruck wurde die Tür aufgerissen. „Du hast was?“ Ihre Stimme wurde um mindestens eine Oktave höher, aber sie wirkte eher überrascht als geschockt. „Die Musik schien ihr wichtiger zu sein als ich und bei einer Beziehung erwarte ich eigentlich dass ich ihr mindestens genauso viel bedeute wie ihre Musik.“ „Ach Mensch, irgendwie läufts bei Dir im Moment ganz schön beschissen.“
„Ja, irgendwie schon.“ Mir steckte ein Kloß im Hals und ich spürte, wie meine Sicht von Tränen verschleiert wurde. Ich drehte mich um und kramte in meinem Koffer um Anna nicht ansehen zu müssen. Um ihr nicht zeigen zu müssen, wie fertig ich war. Plötzlich spürte ich ihre Hand auf meinem Rücken. „Du kannst immer mit allem zu mir kommen, okay? Ich möchte dass Du weißt, dass ich alles tun würde um Dich lachen zu sehen.“ Ich drehte mich zu ihr um, sah ihr in die Augen und sank in ihren Armen zusammen. Zusammen saßen wir auf dem Boden. Sie schloss ihre Arme fest um mich und ich ließ los. Ich hörte auf zu kämpfen, wenn auch nur für einen Moment. Ich spürte wie ein Teil von mir starb. Er starb an den unerträglichen Schmerzen. Schmerzen die mir so unvorbereitet zugefügt wurden. Auf einen Schlag schien ich alles zu verlieren.
Meine Sicherheit, meine große Liebe und letzten Endes ein Teil meiner selbst. Ich gab mich ganz meinem Selbstmitleid hin. Mit jeder Träne die meine Wange hinunterlief schien es, als würde eine Last von mir fallen. „Na los, komm. Ich helfe Dir beim Umziehen.“ Ganz vorsichtig half sie mir aufzustehen und brachte mich ins Bad. Ich setzte mich auf den Badewannenrand, während Anna Verbände und Salben aus meinem Koffer holte. Es kam mir komisch vor sie die Verbände wechseln zu lassen, aber alleine schaffte ich es nicht.

Nachdem die Verbände gewechselt wurden, half sie mir mein T-Shirt anzuziehen. Während sie sich ihr XXL-Shirt überzog, welches locker als Nachthemd hätte durchgehen können, zog ich mir meine Hose aus. Zögerlich legte ich mich ins Bett. Anfangs fühlte ich mich unwohl, ich hasste es anderen zur Last zu fallen, doch das Federbett schmiegte sich sosehr an meinen Körper, dass es sich wie eine innige Umarmung anfühlte. „Stört es Dich wenn ich noch ein bisschen lese?“ „Nein, quatsch. Ach und Anna?“ „Ja?“ Neugierig sah sie mich an. „Danke. Ohne Dich…Ich meine…“ Sie nickte. „Schon gut.“ Langsam beute sie sich zu mir rüber und küsste mir auf die Stirn. „Versuch ein bisschen zu schlafen.“ „Gute Nacht.“ „Dir auch.“ Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihr, um dem Licht etwas auszuweichen, welches Anna zum lesen brauchte. Es dauerte nur wenige Minuten, bis ich endlich einschlief. Schlagartig entspannte sich mein ganzer Körper und ich hoffte einfach mal wieder, nach langer Zeit, ausschlafen zu können.

Kapitel 8


Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war sie bereits auf den Beinen. Es rauschte und Geschirr klapperte. Noch immer total verschlafen richtete ich mich auf und sah auf die Uhr. 10:00 Uhr. Akzeptale Zeit. Die Tür wurde aufgestoßen und Anna hielt mir lächelnd ein Frühstückstablett vors Gesicht. Stolz stellte sie es aufs Bett. „Heute machen wir uns einen schönen Tag, und zu einem schönen Tag gehört Frühstück im Bett.“ Sie strahlte übers ganze Gesicht. Ich war froh eine Freundin wie sie zu haben. Auf dem Tablett standen zwei Teller mit frischen Brötchen und Marmelade und zwei Tassen mit heißem, aromatischem Kaffee. „Verwöhn mich nicht zu sehr, sonst wirst Du mich nicht mehr los.“ Scherzte ich. „Gibt schlimmeres.“ Lachend setzte sie sich zu mir. Nach mehreren Versuchen –mit eher mäßigem Erfolg- mir mein Brot zu schmieren, musste Anna nachhelfen. Es war mir peinlich. Ich fühlte mich wie ein Pflegefall. „Ist Jane schon wach?“ Versuchte ich das Thema zu wechseln, welches eigentlich keins war. Es wurde nicht darüber gesprochen, doch manchmal waren meine inneren Stimmen lauter als die, die versuchten von außen zu mir durchzudringen. „Nein, die schläft noch tief und fest.“
Als wir mit dem Essen fertig waren, stellte sie das Tablett auf dem Boden ab und machte es sich wieder im Bett bequem. „Und jetzt?“ Ich wurde schüchtern. Es ließ mich nicht kalt, dass da eine attraktive und wunderschöne Frau neben mir im Bett lag. „Hmm, ich weiß nicht.“ Und da war es wieder, dieses seltsame kichern. Mit einem Satz erhob sie sich und setzte sich auf meine Beine. Ihre Hände ruhten auf meiner Brust. Ich spürte, wie mein Herz immer schneller und heftiger gegen meine Brust stieß. Da war etwas. Ein Gefühl. Es war schon immer da, wenn sie in meiner Nähe war, doch erst jetzt konnte ich es zulassen. Ich war an niemanden mehr gebunden. Es überraschte mich wie schnell ich über Molly hinwegsehen konnte. Natürlich empfand ich weiterhin etwas für sie, aber die Luft war einfach raus. Mit einer Hand strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht. Sie kam immer näher, bis ihre Lippen nur noch wenige Zentimeter von meinen entfernt waren. Schließlich tat ich den Rest und drückte meine Lippen auf ihre. Sanft legte sie ihre Hände an meinem Nacken und erwiderte meinen Kuss leidenschaftlich. Vorsichtig zog ich ihren Körper näher an mich ran. Ich genoss ihre Nähe. Langsam lösten wir uns wieder voneinander. „Ei ei ei was seh ich da.“ Jane stand an der Schlafzimmertür und grinste uns verschmitzt an. Anna und ich sahen uns verlegen an und fingen prustend an zu lachen. „Post.“ Sie legte einen großen, braunen Briefumschlag aufs Bett und verließ das Zimmer wieder. „Da steht Dein Name drauf.“ Anna reichte ihn mir. Wir wussten beide, dass er nichts Gutes beinhalten konnte. Erst wollte ich den Umschlag nicht öffnen, doch was blieb mir anderes übrig. Mit zittrigen Fingern riss ich ihn auf. Es war nur ein Din-A4 Blatt, auf dem eine große drei zu sehen war. Verwundert sah ich noch mal im Umschlag nach, ob ich etwas übersehen hatte. Doch dem war nicht so. Es war wirklich nur dieses Blatt mit einer Drei drauf. „Was soll das heißen?“ Fragend sah ich Anna an. „Ich weiß es nicht.“ „Das kotzt mich an. Ich hab da keinen Bock mehr drauf.“ „Ich weiß.“ Ihre Arme schlossen sich um meinen Körper und ihre Hände strichen tröstend über meinen Rücken. Er wusste wo ich war. Natürlich wusste er es, alles andere hätte mich auch gewundert. Dass Anna diese Gefahr in Kauf nahm war eine Sache, aber für Jane konnte ich diese Verantwortung nicht tragen. „Anna, ich muss mir was anderes suchen.“ „Nein, ich hab doch gesagt, dass ich damit klar komme.“ „Du ja, aber Jane.“ „Oh mein Gott, das habe ich total vergessen.“ Plötzlich klopfte es an der Haustür. „Ich geh schon.“ Trällerte Jane und machte sich schon auf den Weg zur Tür. „Nein!“ rief ich und rannte hinterher. Ich war über meine Schnelligkeit überrascht. „Ich mache das schon. Geh bitte zu Anna.“ „Wieso? Was ist denn los?“ „Los, geh.“ Ich legte meine Hand auf die Türklinke und betätigte sie. Es stand ein Postbote vor der Tür. Er drückte mir einen braunen Umschlag entgegen. Es war der selbe wie vorhin. „Danke.“ sagte ich höflich und schloss die Tür. Ich öffnete den Umschlag und hielt erneut ein Blatt Papier in der Hand. Dieses mal stand eine zwei darauf. Es war ein Countdown.

IHR entscheidet


heey!. ihr Lieben,

Diese Fanfiction -Killed by a Cop- neigt sich nun dem Ende zu und an dieser Stelle gibt es einen Bruch : alternative Enden.

Was ich damit meine? Es wird zwei verschiedene Enden geben. Ein Happy End, für die Harmoniebedürftigen unter euch und ein trauriges Ende für ... die anderen^^
Diese Enden werden als zwei getrennte Kapitel hochgeladen und in der Überschrift als "Happy End" und "Sad End" gekennzeichnet. Das von euch gewählte Kapitel könnt ihr dann wie gehabt anklicken und lesen und damit endet diese FF dann.
Danke fürs Lesen.

Happy End


„Jane?“ „Ja?“ Langsam ging ich ins Schlafzimmer. Jane hatte sich zu Anna ins Bett gekuschelt. „Wann ist der erste Umschlag gekommen?“ „Ich weiß es nicht genau.“ „Jane, bitte. Es ist wichtig, denk nach.“ „Ich weiß es wirklich nicht, als ich aufgewacht bin habe ich den Umschlag gesehen und ihn Dir gebracht.“ „Wieso, was ist denn los?“ Kommentarlos sah ich Anna an und hielt das Blatt mit der zwei nach oben. Rasch griff ich nach meiner Jeans und meiner grünen Strickjacke und zog mich an. „Was machst Du?“ „Ich muss euch hier wegbringen, Anna. Hier ist es nicht mehr sicher. Zieht euch an.“ „Was ist denn hier los?“ Jane wurde nach und nach nervöser. „Ich erklärs Dir später, mach Dich fertig.“ „Okay.“ Auch ich wurde nervös, versuchte aber mich zusammenzureißen.
Es dauerte nur wenige Minuten bis die Mädels fertig vor der Tür standen, bereit zum Aufbruch. Eine Hand strich mir aufmunternd über den Rücken.
Ich drehte mich noch mal zu Anna um, bevor ich die Tür öffnete und legte eine Hand an ihre Wange. Ich wollte ihre Lippen spüren, ihre Nähe.
Der Gedanke daran, dass ich sie verlieren könnte war unerträglich für mich. Sanft legten wir unsere Lippen aufeinander, küssten uns, waren uns vielleicht das letzte mal ganz nah. Widerwillig löste ich mich von ihr und trat aus der Wohnung. Wir liefen so schnell es ging zu Annas Auto und fuhren los. Wohin wusste niemand von uns. Hauptsache weg von hier. Ich wusste nicht was passieren würde, wenn der nächste Umschlag mich erreichen würde. Inzwischen war ich an einem Punkt angelangt, wo ich hoffte er würde mich erwischen, wenn meine Freunde dafür in Sicherheit waren.
Es war mir egal ob ich lebend aus der ganzen Sache herauskommen würde. Alles würde ich in Kauf nehmen um zu verhindern, dass andere wegen mir oder für mich starben. Damit hätte ich einfach nicht leben können.
Es fiel mir schwer vernünftig zu fahren. Meine Schulter bereitete mir Probleme, die ich in diesem Moment überhaupt nicht gebrauchen konnte, aber ich musste durchhalten. Für Anna, für Jane und um ihn nicht gewinnen zu lassen. Ich hätte Anna fahren lassen können, doch sie sollte sich lieber um die 15-jährige kümmern. Sie hatte einen besseren Draht zu ihr und war besser darin Probleme wegzulächeln als ich. Im Hintergrund hörte ich sie mit Jane reden.
Ein Knall ließ uns alle zusammenzucken. Ich fuhr in die nächste Parklücke und stieg aus. Menschen rannten panisch aus ihren Wohnungen. Von weitem hörte ich die Feuerwehr.
„Oh scheiße!“ hörte ich Anna rufen. Rauchschwaden und Flammen bahnten sich ihren Weg aus den Fenstern ihrer Wohnung. Im nächsten Moment umarmte sie mich. „Eine Minute später und wir wären alle tot gewesen.“ Sie weinte. Auch Jane war den Tränen nah, unterdrückte sie jedoch. Nachdem wir uns beruhigt hatten, gingen wir auf das brennende Gebäude zu. Etliche Verletzte und Tote wurden von den Sanitätern in Rettungswagen gebracht. Trauer und Wut drohten mich zu überwältigen. So viele Menschen, die für immer mit entstellenden Narben leben mussten oder sogar starben. Ich gab mir die Schuld dafür. „Können wir mal vorbei, bitte.“ Zwei Sanitäter trugen eine Trage an uns vorbei. Erst nahm ich nicht wahr, wer da lag.
Erst als ich seine Stimme hörte. „Du lebst? Wieso lebst Du noch?“ Ich drehte mich zu ihm um. „Tim? Was machst Du hier?“ Wütend sah er mich an. „Du hättest tot sein müssen!“
Es verwirrte mich, wie er sprach. „Bin ich aber nicht.“ Ich hoffte er würde sich freuen oder so, schließlich waren wir lange befreundet. „Du elender…das…das ist nicht fair!“ „Was willst Du damit sagen?“ „Oh mein Gott“, diesmal war es Anna die sprach. „Du warst das. Du hast versucht ihn umzubringen!“ Empört sah ich erst sie und dann ihn an. „Stimmt das?“
„Ja, Eric, es stimmt! Du mit deiner ach so lieben Art und deinem eingebildeten Talent hast mich wahnsinnig gemacht und dann nimmst Du Dir auch noch die einzige Frau, die mir je etwas bedeutet hat!“ „Anna.“ Schlussfolgerte ich. Verständnislos schüttelte ich den Kopf. „Weißt Du eigentlich, dass Du uns erst zusammengebracht hast? Mit deinen Psychoattacken hast Du mich doch erst in ihre Arme getrieben! Wieso hast Du nie mit mir darüber geredet?!“ „Ich wollte nicht mit Dir reden, ich hasse Dich! Jedes mal wenn ich Dich gesehen habe wollte ich Dich am liebsten zusammenschlagen! Du machst mich Krank!“
Ich war geschockt, nicht in der Lage zu antworten. Wortlos drehte ich mich um und ging. Anna und Jane liefen mir hinterher und schlossen mich in ihre Arme. Es war vorbei. Der ganze Terror hatte endlich ein Ende. Es würde dauern bis ich darüber hinweg war, aber mit Anna an meiner Seite bekam mein Leben einen neuen Sinn. Für sie war ich bereit zu kämpfen. „Ich liebe Dich.“ Flüsterte ich. „Ich Dich auch.“ Erneut spürte ich ihre Lippen auf meinen.

Sad End


„Jane?“ „Ja?“ Langsam ging ich ins Schlafzimmer. Jane hatte sich zu Anna ins Bett gekuschelt. „Wann ist der erste Umschlag gekommen?“ „Ich weiß es nicht genau.“ „Jane, bitte. Es ist wichtig, denk nach.“ „Ich weiß es wirklich nicht, als ich aufgewacht bin habe ich den Umschlag gesehen und ihn Dir gebracht.“ „Wieso, was ist denn los?“ Kommentarlos sah ich Anna an und hielt das Blatt mit der zwei nach oben. Rasch griff ich nach meiner Jeans und meiner grünen Strickjacke und zog mich an. „Was machst Du?“ „Ich muss euch hier wegbringen, Anna. Hier ist es nicht mehr sicher. Zieht euch an.“
„Was ist denn hier los?“ Jane wurde nach und nach nervöser. „Ich erklärs Dir später, mach Dich fertig.“ „Okay.“ Auch ich wurde nervös, versuchte aber mich zusammenzureißen. Es dauerte nur wenige Minuten bis die Mädels fertig vor der Tür standen, bereit zum Aufbruch. Eine Hand strich mir aufmunternd über den Rücken.
Ich drehte mich noch mal zu Anna um, bevor ich die Tür öffnete und legte eine Hand an ihre Wange. Ich wollte ihre Lippen spüren, ihre Nähe. Der Gedanke daran, dass ich sie verlieren könnte war unerträglich für mich. Sanft legten wir unsere Lippen aufeinander, küssten uns, waren uns vielleicht das letzte mal ganz nah. Widerwillig löste ich mich von ihr und trat aus der Wohnung. Wir liefen so schnell es ging zu meinem Auto und fuhren los.
Wohin wusste niemand von uns. Hauptsache weg von hier. Ich wusste nicht was passieren würde, wenn der nächste Umschlag mich erreichen würde. Inzwischen war ich an einem Punkt angelangt, wo ich hoffte er würde mich erwischen, wenn meine Freunde dafür in Sicherheit waren. Es war mir egal ob ich lebend aus der ganzen Sache herauskommen würde. Alles würde ich in Kauf nehmen um zu verhindern, dass andere wegen mir oder für mich starben. Damit hätte ich einfach nicht leben können. Es fiel mir schwer vernünftig zu fahren. Meine Schulter bereitete mir Probleme, die ich in diesem Moment überhaupt nicht gebrauchen konnte, aber ich musste durchhalten. Für Anna, für Jane und um ihn nicht gewinnen zu lassen. Ich hätte Anna fahren lassen können, doch sie sollte sich lieber um die 15-jährige kümmern. Sie hatte einen besseren Draht zu ihr und war besser darin Probleme wegzulächeln als ich. Im Hintergrund hörte ich sie mit Jane reden. Ein Knall ließ uns alle zusammenzucken.
Es klang wie eine Explosion. Ich wollte anhalten, fand aber keinen geeigneten Parkplatz und fuhr weiter. Ich wusste, dass es Annas Wohnung war. „Eric?“ Jane klang besorgt. „Ja?“ „Hier ist ein Umschlag.“ „Anna, kannst Du ihn bitte öffnen?“ Ich rechnete mit dem schlimmsten, als sie den Umschlag aufriss. „Eine eins und …“ „Und was?“ „Da steht *eine angenehme Fahrt*.“ Bei der nächsten roten Ampel wurde mir klar, was damit gemeint war. „Hey, die Ampel war rot!“ schrie Jane von hinten, als ich einfach weiterfuhr. „Ich weiß! Die Bremsen funktionieren nicht!“ „Wie die Bremsen funktionieren nicht?“ Annas Frage machte mich noch hecktischer. „Die scheiß Bremsen wurden gekappt!“ Ich hörte wie Jane sich abschnallte und die Tür öffnete.
„Jane! Nicht!“ Mit einem Sprung landete sie auf der Straße. Anna versuchte nach ihr zu greifen, doch vergebens. Autos hupten und fuhren ineinander. Sie versuchten zu bremsen, aber es war zu spät. Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie ein grüner Kleinwagen sie erwischte.
Sie war tot.
„Oh mein Gott!“ Anna wurde hysterisch. Reflexartig schloss sie die Tür wieder und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Es tut mir so leid.“ Tränen flossen über meine Wangen. Sie war wegen mir gestorben. Ich war Schuld. Es tat mir so unendlich leid. „Es ist nicht Deine Schuld, Eric.“ Schluchzte sie. „Doch, Anna.“ Sie sagte nichts mehr. Plötzlich ging alles ganz schnell. An einer Kreuzung überfuhr ich eine weitere rote Ampel und stieß mit einem LKW zusammen. Immer mehr Autos fuhren in uns rein. Mein Bein war eingeklemmt und brannte wie Feuer. „Anna?“ keuchend rief ich nach ihr, aber es kam keine Antwort. Mit letzter Kraft drehte ich mich um. Sie blutete stark am Kopf und war nicht bei Bewusstsein. „Anna, verdammt! Wach auf!“ Keine Reaktion. Ich versuchte mich zu befreien, doch ich steckte zu fest. Verzweifelt sah ich in den Rückspiegel und hoffte, dass keine weiteren Autos kommen würden. Doch von weitem sah ich einen weiteren Wagen, der mit Vollgas auf uns zukam. Ich hörte den Aufprall.
Es wurde schlagartig hell und ein plötzlicher starker Schmerz durchfuhr mich. Die Explosion hüllte uns in eine Decke aus Feuer und schließlich, als der Schmerz endlich nachließ, wurde alles um mich herum schwarz…

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Tag der Veröffentlichung: 19.08.2012

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