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Verhörraum

„Ich habe gar nichts zu sagen. Es liegt bereits alles auf der Hand.“, erzählte Eddie den beiden, etwas angespannt wirkenden, Herren vom Revier 2, wobei er in seinem Stuhl zurückgelehnt die Arme ineinander verschlang und an den Schellen seiner gefesselten Hände herumspielte.
Es war wieder einmal ein trockener Nachmittag. Die Sonne brannte ohne Unterlass und allmählich vermissten die Bewohner der Kleinstadt den nunmehr überlebenswichtigen Regen, der bereits einige Wochen auf sich warten ließ.
Trotzig verzog Eddie das Gesicht zu einer abstrakten Grimasse.
Den Rangern, die mit ihm im Verhörraum saßen, war klar, dass der Junge vor hatte zu schweigen. Zumindest vermuteten sie es stark.
Sie saßen da, ihm gegenüber, abwehrend und grübelnd darüber, wie sie ein Geständnis aus ihm herausdrücken könnten.
Diese Fratze, ihres Gefangenen, kam Jim und Arwin höchst verdächtig vor und bestätigte ihnen umso mehr Eddies Schuld, ohne dass es eine Begründung oder ein Geständnis gebraucht hätte. Es wirkte auf die beiden nicht nur äußerst verdächtig, sondern  seltsamerweise auch abschreckend.
„Wenn meine Kinder so eine Hackfresse hätten“, erzählte Arwin, „glaub mir Partner, dann hätte ich ihnen bei Zeiten eine Kugel in ihren verdammten Schädel gejagt.“
„Da gebe ich dir recht Bursche.“ erwiderte der ältere Ranger zustimmend. „Es wäre eine Zumutung die so herum laufen zu lassen. Besser tot, als jeden Morgen im Spiegel diesen Anblick ertragen zu müssen.“
Aber Eddie interessierte kaum was die beiden Möchtegernscheriffs vor sich hin schwafelten und noch weniger interessierte ihn das Warum. Er war fest entschlossen sich nicht einschüchtern zu lassen. Das war ihm anzusehen.
Und wenn der Schwachsinn, der aus ihren Mündern floss, tatsächlich dazu dienen sollte ihn weich zu kochen, dann wären sie deutlich über das Ziel hinaus geschossen.
Oder wollten sie ihn nur provozieren? Oder hing es mit der Ausnahmesituation zusammen? Kein Regen, kein Wasser, kein Bad. Zu allem Überfluss vielen, über die warmen Tage, auch häufig die Klimageräte aus. Die Ranger schwitzten und stanken. Der Geruch schwebte regungslos in dem kleinen Verhörraum. Eddie schien anfällig dafür zu sein. Er hustete und war darauf bedacht durch den Mund zu atmen.
Dehydration war derzeit das Thema schlechthin. Wasser aus den Stadtbrunnen wurde zugeteilt und wer zu spät kam, hatte schlichtweg für diesen Tag Pech gehabt.
Eddie überlegte, wie viele Tage lang die Ranger sich bereits nicht für Wasser angestellt hatten, damit ihre Kleidung die Farbe wechseln konnte. Unter den Achseln waren die Hemden noch dunkler und feuchter als sonst wo. 
Es war eklig.
Grinsend saßen die Ranger ihm gegenüber. Eindringlich und unbequem starrten sie den dürren Jungen an. „Du siehst aus wie eine Vogelscheuche, weißt du das?“, platzte ein erneuter Kommentar aus Arwin heraus.
Entweder fiel ihnen nichts ein, oder der Wassermangel tat sein Übriges.
Eddie wirkte unruhig. Die Beleidigungen trugen ihren Teil dazu bei. Seine Atemgeräusche wurden heftiger und schwerer.
„Ihr verschwendet eure Zeit. Ich werde euch etwas erzählen.“
Eddie beugte sich vor und ließ dabei seine Hände unter dem metallenen Tisch, der ein abstraktes Spiegelbild der Anwesenden projizierte, verschwinden.
Gespannt warteten die uniformierten Herren ab, die nun ein Weilchen beschäftigt werden sollten, wenngleich nicht ausreichend lange für Eddies Geschmack.
„Es ist gar nicht so lange her, wisst ihr, da ging ich noch zur Schule. Sind vielleicht acht oder neun Jahre? Oder sind bereits zehn Jahre seitdem vergangen? Jedenfalls gab es da mal eine Projektwoche. Ich hab`s gehasst. Wirklich gehasst.
Kein es gefällt mir nicht, oder ein ich finde mich damit ab. Nein.
Hass.
Blanker, nackter, purer Hass. Bestimmt versteht ihr mich.“
Er lächelte den beiden komisch zu. Seine blassen Wangenknochen wirkten erhöht, als versuchten sie die darüber liegenden hellblauen Augen zu erreichen.
Tatsächlich erwischte Jim seinen jungen Partner dabei, wie er beipflichtend, in einem geistigen Rhythmus mit nickte, bei dem Gedanken an die Zeit damals. Der alte Ranger  stupste seinen Schützling leicht mit dem Ellbogen an. Scheinbar überrascht beendete dieser kurzerhand das Nicken.
Eddie spürte bereits, dass sich die geschlossenen Parteien mit etwas Geduld verschieben würden. Für ihn war es nur eine Frage der Zeit und davon hatte er nicht genug.



Wichtiger Hinweis

Na, Interesse geweckt? Hier ist die kostenlose Leseprobe leider vorbei. Wer wissen will wie es weiter geht schaut bitte auf den unzählgen Onlinebuchplattformen nach. Dort finden Sie auch meine anderen Werke.

 

Liebe Grüße

Julien Kaiser

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.07.2020

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