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Die Geschichte vom Marienkäfer Bruno


Marthe saß, mit ihren Beinchen wippend auf einem umgefallenen Baumstamm am Bach.
Es war ein wunderschöner Sommertag und der Wind spielte mit den Gräsern und das Bächlein kräuselte sich leicht.
Marthe zergrübelte sich den Kopf, was sie wohl anstellen könnte, um nicht vor lauter Langeweile traurig zu werden.
Ihre Gedanken wanderten hin und her, so dass sie das Krabbeln an ihrem Beinchen gar nicht bemerkte. Erst ein leichtes Zwicken machte sie aufmerksam.
He, was machst Du da, rief sie und nahm einen Marienkäfer auf ihren Zeigefinger. Dort krabbelte er nach vorn, unter den Finger und wieder nach oben, stoppte und krabbelte weiter am Finger entlang.
„Huch, Du bist ja ein lustiger Käfer, soll ich Dir einen Namen geben und wir spielen dann beide? Ich nenne Dich Pünktchen, gefällt Dir das?“

Der Marienkäfer machte auf der Spitze des Zeigefingers eine kleine Pause und guckte sich das kleine Mädchen an.
„Ja, mir gefällt der Name und wie ist Dein Name?“
Marthe guckte verdutzt in die Runde, es war aber niemand da, der sie das hätte fragen können.

Pünktchen zwickte sie in den Finger, bevor er noch einmal fragte

Ungläubig schaute Marthe auf......“hast Du mich gefragt, wie ich heiße.“ „Ja, ja wieso nicht.“
„Seit wann können denn Tiere sprechen“, fragte Marthe.
„Das kommt häufiger vor, als Du denkst, vor allen Dingen an solchen schönen Sommertagen, wie heute.“ Er lachte leise und sagte,“ besonders, wenn kleine Mädchen große Langeweile bekommen“.
„Ja wirklich“, lachte auch Marthe und sofort war die Langeweile verschwunden.

„Komm, ich zeige Dir meine Spielplätze.“ Pünktchen antwortete,“ ich kenne alle Deine Spielplätze, Dein Zuhause, ich fliege vom Baum zum Busch, auf die Wiese und an den Bach, lasse mich im Wind treiben und verstecke mich vor den Regentropfen unter den Dächern.
Wie wäre es, wenn ich Dir mein Marienkäferland zeige?“
„Au ja , das wäre toll! Ach nein, das geht ja gar nicht. Ich kann doch nicht fliegen und bin außerdem viel zu groß“, sagte Marthe ganz traurig.
„Ja, hast Du denn gar keine Phantasie? An so einem Tag wie heute ist alles möglich, pass auf.
Du stellst Dich hin, drehst Dich auf dem linken Fuß links herum und Du musst Dir wünschen, so klein zu sein , wie ich.“

Gesagt, getan und im nächsten Augenblick saß Marthe auf dem Hosenboden.
„Siehst Du, es geht nicht.“
„Nun versuche es doch gleich noch einmal.“

„Pünktchen, Pünktchen wo bist Du, ach hilf mir doch, plötzlich ist alles hier so dunkel und ich kann Dich nicht sehen.“
„Marthe , nun schrei doch nicht so, ich komme ja schon.“
„Hilfe, Hilfe“, schrie Marthe, „es kommt ein großes Ungetüm auf mich zu.“
„Ich bin es doch Pünktchen, Du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben. Du bist jetzt bloß ganz klein und da komme ich Dir so riesig vor. Du sitzt unter einem Grasbüschel und deshalb ist es so dunkel. Komm heraus und steig auf meinen Rücken. Dann zeige ich Dir meine Welt“.
„Oh Pünktchen, dieses Grasbüschel ist so riesig, es sieht aus, wie ein großer Wald und so dicht, ob wir da durchkommen?“
„Nur keine Sorge, setz Dich nur geschwind auf meinen Rücken und dann geht es los“. Pünktchen nahm einen großen Grashalm ins Maul und Marthe konnte sich daran festhalten. Vorbei ging es an riesigen Stämmen von Gräsern, über Wurzeln und Blätter, die so groß, wie ein Sportplatz waren.
Langsam gewöhnte sich Marthe an diese Umgebung und fand Spaß daran, so getragen zu werden.
Plötzlich stand vor ihnen auf dem Weg ein lustiger Geselle.
Ganz in grün gekleidet und mit einem Bogen in der Hand machte er einen fürchterlichen Lärm auf einem merkwürdigen Instrument.
„Wer ist das“, flüsterte Marthe Pünktchen fragend ins Ohr?
„Das ist Meister Grille, der Leiter des Wiesenorchesters. Er probt gerade für das Sommerkonzert. Für euch Menschen hört sich das an wie zirpen an und jeder freut sich dann, weil das Zirpen nur an schönen Tagen erklingt“.
Marthe war mit der Antwort zufrieden und betrachtet den Musiker.
Dieser verstummte plötzlich und schaute Marthe mit großen Augen an. „Wer bist Du“, fragte er misstrauisch.
„Ich bin Marthe und mein Freund Pünktchen zeigt mir heute Eure Welt.“. „Bist Du eine Elfe?“ fragte er wieder. „Nein“ lachte Marthe,“ ich bin ein Mensch und nur heut so klein.“
„Die Menschen sind sonst aber groß und die kleineren sind böse. Sie fangen uns und stecken uns in Kisten.“
Sofort erinnerte sich Marthe an Karl und Paul, sie verabscheute die beiden, weil sie gerade dies machten und noch ärgere Sachen, auch mit den Erwachsenen.
„Meister Grille, weißt Du, nicht alle Kinder sind so böse, sie freuen sich auch über deine Musik.“ Meister Grille strahlte bei diesen Worten und ergriff sogleich seinen Bogen.
Marthe winkte zum Abschied und weiter ging es .
„Oh Schreck, jetzt halt Dich aber fest, wir müssen schnell weg“, schrie Pünktchen und breitete seine Flügel aus, um unter ein großes Blatt zu fliegen. Seine Flügel brausten wie große Hubschrauber.“ Uff, geschafft“ und in dem Moment sah Marthe einen großen Schatten vorbei fliegen.
„Die großen Vögel picken uns auf und Du wärst dann für immer klein.“
Nachdenklich sagte Marthe.“ Bei Euch ist es auch gefährlich. Ich muss immer auf den Straßenverkehr achten, damit ich nicht überfahren werde.“
Ein Weilchen saßen sie beide so nebeneinander.
Etwas muss ich dir aber noch zeigen ,“Marthe, steig auf.“
Nach einem kurzen Rundflug kamen sie an eine kleine Lichtung an die sich ein See anschloss.
Leuchtende Punkte tanzten dort auf der Lichtung und Marthe konnte sich gar nicht satt sehen an dem bunten Reigen. Sie tanzten mal im Kreis, mal einzeln und bildeten wunderschöne Figuren. Die Flügel schillerten blau und smaragdfarben oder weiß, andere waren fast durchsichtig, wie Spinnenweben und ganz zart rot geädert. Die Körper waren fein und schmal und schillerten ebenfalls in diesen Farben.
Hinter Blättern versteckt, betrachteten Marthe und Pünktchen dieses Schauspiel.
„Das ist der Hochzeitstanz der Libellen und sie haben viele Gäste eingeladen, um diese Pracht entfalten zu können.“
„Wie schön“, flüsterte Marthe, „sie sehen aus , wie Elfen, die tanzen.“
„Wie Elfen ? Dann hast Du noch keine Elfen gesehen.“ „Doch“, behauptete Marthe. „In meinen Büchern und als Figuren kann man sie kaufen.“
„Ich meine doch hier und richtig,“ sagt Pünktchen.
„Wie, hier und richtig, Du meinst, es gibt sie wirklich?“
„Das meine ich nicht nur, das weiß ich, „reckte sich Pünktchen angeberisch in die Höhe.
„Ach, Du machst Scherze mit mir, die gibt es nur in Erzählungen.“
Ein wenig beleidigt wandte sich Pünktchen ab,“ na, wenn Du mir nicht glaubst?“
„Ja, wie soll ich Dir denn glauben, wenn Du mir so etwas unwahrscheinliches erzählst.“
„Guck dich doch einmal an,“ sagte Pünktchen,“ hättest Du es denn geglaubt, dass Du so klein werden könntest, um mit mir zu fliegen?“
Kleinlaut bat Marthe, „kannst Du mir die Elfen vielleicht auch zeigen?“
„Na klar“, prahlte Pünktchen, „aber dazu müssen wir eine ganze Weile fliegen und brauchen viel Zeit.“
Mit dem Wort Zeit erschrak Marthe. „Oh je, meine Eltern werden mich schon suchen, wir wollten doch heut Nachmittag zur Oma. Oma hat Kuchen gebacken.
Ach Du Schreck, wie komm ich denn nun wieder nach Hause.“
„Sorge Dich nicht, natürlich auf dem gleichen Weg, wie wir hergekommen sind, nur müssen wir auf einer Lichtung landen und nicht wieder unter Grasbüscheln,“ lachte Pünktchen
Gesagt, getan. Marthe kletterte auf seinen Rücken, nahm wieder den Grashalm, um sich festzuhalten und schon ging es los.
Marthe quietschte vor Vergnügen, so sehr gefiel ihr das Fliegen auf Pünktchens Rücken.
Nach kurzer Zeit landeten sie schon auf einer kleinen Lichtung und Marthe kletterte auf den Boden.
„Ach Pünktchen, Du bist heute mein bester Freund geworden und ich möchte noch viel aus Deiner Welt sehen.“
Pünktchen strahlte über das ganze Gesicht, als Marthe ihm so freundliche Worte sagte.
„Marthe, wenn wieder so ein schöner Tag ist wie heut , dann kommst Du hierher, an diese Stelle und ich zeige Dir dann den Elfenhain.“ „ Oh Pünktchen, ich bin ja so gespannt „und sie umarmte ihn zum Abschied.
„Ja, und jetzt? Hast Du vergessen, wie Du es gemacht hast,“ fragte Pünktchen.
„Nur musst Du Dich jetzt rechts herum drehen und Dir wünschen, wieder groß zu sein.“
Noch einmal drückte Marthe ihren Freund ganz herzlich und drehte sich dann auf dem Absatz rechts herum.
Sie staunte, als sie ihre Mutter plötzlich rufen hörte und ein Marienkäferchen aufsteigen sah.
Es war Pünktchen, der zum Abschied wie ein Flugzeug brummte und davon flog. Schnell rannte Marthe ins Haus noch ganz aufgeregt von den Erlebnissen.
Ob ich Mama davon erzähle?
Ach nein, lieber nicht, Mama sagt dann wieder, ich träume zuviel Geschichten.
Auf dem Weg zur Oma fragte Marthe ,“ wie wird das Wetter morgen, Mama?“
„Der Wetterbericht hat genauso schönes Wetter wie heute angesagt, warum fragst Du?“
Marthe versuchte gelangweilt auszusehen, aber sie freute sich insgeheim schon sehr auf morgen.
Der nächste Morgen war zwar auch schön, aber hier und da wanderten große Wolken am Himmel und verdunkelten auch manchmal die Sonne.

Nach dem Frühstück rannte Marthe zum Bach und wartete ein kleines Weilchen.
Sie wünschte sich sosehr, dass Pünktchen käme.
Überall guckte sie auf die Zweige der Büsche, unter einige Blätter, sie suchte den Baumstamm ab, aber nirgends war ein kleiner Marienkäfer zu sehen.
Pünktchen, Pünktchen trompetete Marthe durch ihre Hände und suchte mit den Augen noch einmal alles ab.
Niemand war da und auch kein Brummen, wie der Propeller eines kleinen Hubschraubers war zu hören. Marthe wurde ganz traurig und ging den Weg wieder nach Hause.
Sie setzt sich an den Küchentisch, nachdem sie sich Papier und Stifte geholt hatte und begann zu malen.
Eine große grüne Wiese, einen Marienkäfer und eine Grille mit einem Bogen.
Die Mama lobte sie, weil sie so fleißig malte und gar nicht quengelte, wie sonst, wenn sie Langeweile hatte.
„Ach Mama, warum ist denn heut nicht so ein schöner Tag?“
Verwundert guckte Mama, „wie meinst Du das? Es ist doch ein schöner Tag.“
„Ja, aber nicht wie gestern,“ nörgelte die Kleine, „nicht mal ein Marienkäfer ist heut zu sehen.“
„Hast du vergessen, dass wir heute Nachmittag mit dem Bus in die Stadt wollen. Wir haben einige Dinge zu erledigen und wollen doch auch in die Buchhandlung.“
„Wir gucken auch nach einem Buch über Marienkäfer, ja Mama?“
„Gefallen dir die Marienkäfer denn so sehr?“ „ Ja, Mama“ und ihre blonden Löckchen hüpften ganz aufgeregt .
Auf dem Weg nach Hause fragte Marthe , was Mama alles über Marienkäfer wusste.
„Marienkäfer werden auch Glückskäfer genannt.“ „ Das ist schön, Mama und Du liest mir heut Abend aus dem Buch vor? Ich möchte gern alles wissen.“
Als Mama die Kleine ins Bett gebracht hatte und sie mit ihrem Mann auf der Couch saß, sagte sie. „Weißt Du Andreas, Marthe hat sich heute ganz merkwürdig benommen. Heute Vormittag saß sie,trotz des schönen Wetters am Tisch und malte eine Wiese mit einem Marienkäfer und auf dem Weg in die Stadt hat sie mich nur ausgefragt über Marienkäfer, ob sie sprechen können, wie sie leben und was sie die ganze Zeit machen.“
Der Papa lachte und meinte, „wir haben eine kluge Tochter, vielleicht wird sie ja mal Biologin.“
Die Mama stupste ihn mit einem „ach Du“ und kuschelte sich an ihn.

Zoki aus dem Elfenland

Zoki hatte auf der Wiese Kräuter gesammelt, die sie ihrer Großmutter brachte. „Oh Zoki, Du warst ja fleissig. Hilfst Du mir noch beim sortieren?“
„Ja, Großmutter.“ Sie sammelte, den Salbei aus dem grossen Korb und stapelte ihn so, dass die Großmutter ihn gleich zusammenbinden konnte. Als nächstes waren die Stengel vom Beinwell an der Reihe. Großmutter machte eine Salbe aus den Blättern, um bei Verletzungen damit zu helfen.
Zoki hatte von der Großmutter schon viel gelernt, war sie doch die Heilerin Agnesa des Elfenlandes.
Als sie dann noch die Kamille und Schafgarbe gestapelt hatte, freute sich die Großmutter und schickte Zoki zu den anderen Elfenkindern.
Zoki war die jüngste Elfentochter des Elfenkönigs Odomils und seiner Königin Ardana. Der Wiesenhain am See Och war ihr Königreich und sie lebten schon lange glücklich an diesem Ort.
Kaum war Zoki draußen faltete sie ihre zarten Flügel auseinander und wollte zur Uferschneise fliegen. Ein Geräusch lenkte sie ab, sie wollte gerade nach oben sehen, woher das kommen könnte, schon stieß sie mit einem Etwas zusammen. „Au mein Kopf,“ jammerte Zoki. „ Ja kannst Du denn nicht aufpassen,“ schimpfte dieses Etwas auch recht kläglich. Beim Hinsehen erkannte Zoki den Marienkäfer Bruno. „ Ja Bruno lachte sie, was machst Du hier? Hat es Dir sehr weh getan? Das wollte ich nicht.
Soll ich Dich zur Großmutter bringen, sie kann das heilen.“ „ Nein, nein,“ sagte Bruno, „ich wollte zu Deinen Eltern, sie um Erlaubnis bitten, dass ich mal einen Gast mitbringen darf. Vielleicht schon zum Sommerfest.“ „ Oh bestimmt, du weißt, dass meine Eltern sich über Gäste freuen und gern immer Neues kennen lernen. Wer ist denn Dein Gast.“
„ Ja, darüber wollte ich mit ihnen sprechen. Ich habe eine neue Freundin, sie heißt Marthe.“
„Ein Marienkäfermädchen, ach wie lieb.“
„Nein, nein, sie ist ein Menschenkind, ein liebes kleines Mädchen. Ihr werdet sie bestimmt genauso mögen, wie ich. Sie hat mir einen Namen gegeben, Pünktchen.“ Er lächelte und wurde ein wenig verlegen.
„Aber Du heißt doch Bruno und bist der Zauberlehrling.“ „ Ja, das weiß sie aber nicht. Ich habe ihr erzählt, wenn sie sich ganz doll wünscht, so klein zu sein, wie ich, dann klappt das auch und habe sie für eine kleine Weile klein gezaubert und ihr unsere Welt gezeigt und dabei auch von euch erzählt. Sie kennt Elfen nur aus Märchenbüchern und hat mich so sehr gebeten. „
„Oh, ich weiß nicht, das musst Du Vater und Mutter schon selbst fragen. Da hast Du Dir ja was eingebrockt. „Zoki zögerte,“ vielleicht sollten wir erst mal die Großmutter fragen?“

„Großmutter Agnesa, guten Tag,“ sagte Bruno und verneigte sich höflich vor der Heilerin.
„Nanu, Bruno und Zoki, wolltest Du nicht zu Deinen Geschwistern?“ Zoki erzählte schnell von ihrem Zusammenstoß und Großmutter Agnesa guckte sich die kleine Stelle an,“ nicht so schlimm,“ meinte sie.
„Großmutter, Bruno wollte etwas fragen, darf er?“
„Na, dann setzt euch erst mal an den Tisch. Was möchtest Du denn fragen Bruno.“
Bruno erzählte die Geschichte von der kleinen Marthe der Großmutter und diese saß und grübelte lange nach.

„Ich werde Euch etwas erzählen und Bruno, dann kannst Du entscheiden, ob Du König Odomil und Königin Ardana noch um Erlaubnis fragen möchtest.“

Vor langer, langer Zeit lebten die Blumenelfen nicht hier im Lande des Och. Sie lebten in den Dörfern der Menschen, in deren Gärten und Wiesen. Die Elfenvölker , ob nun Blumen- Wald- oder Moorelfen haben sich immer mit den Menschen vertragen und sie haben sich gegenseitig geholfen . Das war dann vorbei, als die Ritter ins Land kamen und die Menschen zu ihren Mägden und Knechten machten. Unheil wurde unter die Menschen gebracht und Gerechtigkeit gab es kaum. Viele mussten im Winter hungern und wurden dadurch böse. Kriege wurden geführt und die Götter beschützten die Menschen nicht mehr. Unter den Menschen gab es auch kluge Frauen, die von uns das Handwerk des Heilens erlernten, Kräuter sammelten und genau wie ich zu Salben und Tinkturen verarbeiteten, um den kranken Menschen zu helfen. Sie wurden oft verfolgt und als Hexen verschrien und manche mussten
sterben, weil die Menschen sie nicht verstanden.
Ardana lebte mit ihrer Familie, bevor sie König Odomil kennen lernte, auf einem großen Anwesen mit Wiesen und Wäldern. Im Sommer sammelten sie Früchte und Kräuter, Pilze und Nüsse, um den Winter zu überstehen. Die Menschen lebten von ihrer Arbeit auf den Feldern und dem kläglichen Rest, der übrig blieb, wenn sie ihre Abgaben machen mussten an den Ritter, der das ganze Anwesen geraubt hatte. Der Ritter war ein ganz böser Mensch, der allen anderen nichts gönnte und immer wieder Kriege anzettelte, um seinen Reichtum zu vermehren. Er hatte zwei Söhne, die noch schlimmer werden sollten, als ihr Vater. Die Mutter der beiden bösen Buben war durch die Bösartigkeit ihres Ehemannes gestorben.
Edowin, der ältere ritt eines Tages mit Baldowin dem jüngeren in den Wald, um zu jagen. Dabei kamen sie auch auf eine Lichtung und sahen die Elfenkinder, wie sie Kräuter sammelten. Diese beiden bösen Buben hatten aber noch nie so schöne Wesen gesehen und wollten sie fangen, um sie ihrem Vater zu zeigen. Also sprangen sie vom Pferd und rannten auf die Elfen zu. Grobe Hände packten die armen Elfenkinder und steckten sie in eine lederne Tasche. Die Elfenkinder waren total überrascht von diesem Angriff und versuchten zu fliehen. Sie rannten, stolperten und versuchten vergeblich ihre Flügel auszubreiten, um wegzufliegen, aber die groben Hände rissen an ihnen und versuchten sie zu packen. Gerade Ardana gelang es noch, mit einem gebrochenen Flügel, sich unter einem großblättrigem Strauch zu verstecken und voller Angst abzuwarten, dass das Unheil an ihr vorüber ging und sie nicht von den großen Füßen zerquetscht wurde. Sie wartete bis zur Dunkelheit und schleppte sich dann nach Hause. Ihre Eltern waren in großer Sorge und riefen mich sogleich, damit ich den gebrochenen Flügel heilen konnte.
Auch die Eltern der anderen Elfenkinder hatten sich eingefunden und sie berieten, wie sie ihre Kinder befreien konnten. Ohne die Hilfe der Menschen war das aber nicht möglich, da sie die großen Türen nicht öffnen konnten und auch nicht wussten, in welchem Zustand und wo ihre Kinder waren. Lange grübelten sie, wie sie an die Sache herangehen sollten. Ardanas Vater erklärte sich bereit, zur Burg zu fliegen, um herauszufinden, wo die Kinder waren.
Ein Glühwürmchen begleitete ihn, um Licht zu spenden.
Sie kamen an die dunkle Burg und konnten durch ein offenes Fenster ins Innere gelangen. Vorsichtig und nur mit kleinem Glühen flogen sie durch die Gänge der Burg, lauschten, an Türen verharrend, ob sie die Kinder hören könnten. Über Treppen in die unteren Gänge aber nirgendwo war ein Laut zu hören. Plötzlich mussten sie vor einer riesigen Tür Halt machen und kamen nicht weiter. Sie lauschten und leises Gemurmel war zu hören. Ob hinter dieser Tür die Kinder waren?
Wir müssen einen anderen Eingang finden, sagte Ardanas Vater und sie machten sich auf den Weg zurück. Sie umflogen die ganze Burg und fanden aber kein offenes Fenster. In der großen Halle , das konnten sie vom Fenster beobachten, stand auf einem riesigen Tisch ein großer Käfig. In diesem Käfig waren 12 Elfenkinder eingesperrt. Wo waren die anderen 3 Elfenkinder. Mit Entsetzen sahen sie, wie der Ritter ein kleines Elfenmädchen am Flügel hochhielt. Mit glasigen Augen schwenkte er die kleine Elfe hin und her. Vor ihm stand ein großes Maß Wein und in seinem dunstigen Atem schaffte es die kleine Elfe, ihm in die Spitze des kleinen Finger zu beißen. Erschrocken schüttelte er die Hand und die kleine Elfe flog in hohem Bogen durch den Raum und blieb im Dunkeln am Boden liegen. Anscheinend konnte sie sich durch die unversehrten Flügel abfangen und blieb aber vorsichtshalber ganz zusammengekrochen liegen.
Fluchend und rülpsend stand der Ritter auf und torkelte in seine Schlafkammer, wo er sich auf sein Bett warf und sofort schnarchend in den Schlaf sank.

Die ganze Burg versank in Dunkelheit und dem Vater blieb nichts anderes übrig, als nach Hause zurückzukehren, um zu berichten.
Im ersten Morgengrauen machte ich mich dann auf den Weg zum Knecht Alois und seiner Frau Helene. Ardanas Vater und zwei andere Väter sollten vor dem Burgtor warten in einem Versteck im großen Fliederbusch.
Frau Helene war unter den Menschen auch eine Heilerin und ihre älteste Tochter musste beim Ritter Küchendienste verrichten.
Ich bat sie um Hilfe, unsere Kinder aus den Klauen des Ritters und der missratenen Söhne zu befreien. Frau Helene rief ihre Tochter Alwine und besprach mit ihr, was zu tun sei. Alwine war sofort bereit zu helfen und wusste auch schon einen Weg, wie sie die kleinen Elfenkinder befreien und nach draußen bringen konnte. Einen großen Korb polsterte sie mit Moos aus und legte ein großes Küchentuch darüber. So eilte sie schnell zur Burg, betrat die große Halle und sah den Käfig. „Ihr armen Kleinen,“ flüsterte sie. Die kleine Elfe, die so auf den Boden geschleudert worden war, stand vor der Käfigtür ganz traurig, weil all ihre Bemühungen , sie zu öffnen, umsonst waren.. Schnell öffnete Alwine die Käfigtür und setzte die verzagten Elfenkinder in den Korb. Dann rief sie den Kater Friedrich und lockte ihn mit einem kleinen Schälchen Milch, schloss wieder die große Tür, so dass der Kater nicht entwischen konnte und rannte mit dem Korb vor das Burgtor.
Glücklich waren die Elfenkinder als sie ihre Eltern wieder sahen.
„Es fehlen aber zwei, wo sind sie?“
„ Wir waren nur dreizehn in diesem Käfig sagte ein Elfchen, wo die anderen sind, wissen wir nicht.“
„Dann müssen wir noch einmal die Lichtung absuchen,“ beschloss Ardanas Vater.
Zuerst brachten sie aber die Elfenkinder nach Hause, die ihren Eltern glücklich in die Arme sanken.
Die Väter und Brüder, sogar die Glühwürmchen halfen suchen. Sie riefen die Kinder beim Namen und suchten jeden Strauch und jeden Grashalm ab. Die Glühwürmchen leuchteten in jede kleine Vertiefung und in jedes Mauseloch und fanden die 2 kleinen Elfenkinder schlafend in einer kleinen Höhle. Glücklich, dass alle wieder vereint waren, machten sie sich auf den Weg nach Hause.

Am Nachmittag berief Ardanas Vater den großen Rat ein, an dem auch Vertreter der Wald- und Moorelfen teilnahmen. Die Blumenelfen befinden sich in großer Gefahr, denn wenn der Ritter und seine Söhne sehen, dass der Käfig leer ist, werden sie vielleicht sofort aufbrechen, um uns zu finden.
Traurig beschloss der Rat, diesen Ort, an dem sie so lange in Verbundenheit mit den Menschen lebten, zu verlassen.
Ardanas Vater und ich besuchten noch einmal Frau Helene und wir verabschiedeten uns damit von den Menschen. Auch sie war traurig, denn wir haben ja viel voneinander gelernt.
Seid vorsichtig Frau Helene, euer Können wird bestimmt Missgunst bei diesen groben Menschen erzeugen.
Am Abend wurden alle Vorbereitungen getroffen, Die Geräte und Sachen gepackt und ein Bote in das Land Och geschickt. Schon vor langer Zeit war von Odomils Vater die Einladung gekommen, bei Ihnen zu leben, um die Gemeinschaft der Blumenelfen zu vergrößern.
Der Bote kam mit einer großen Schar von Elfenjünglingen zurück, darunter auch Odomil, um beim Transport zu helfen. Odomil erbot sich, zusammen mit dem Vater Ardanas Liege zu tragen. Sie tat ihm so leid, dass sie soviel Schmerz erdulden musste. Odomil war von Ardanas Schönheit ganz benommen und er versuchte, auf dem Weg ins Land Och das zarte Elfenmädchen aufzuheitern. Es gelang ihm sogar, dass Ardana bei seinen Erzählungen laut lachen musste und ihm sehr freundlich zugetan war.
Jetzt sind sie schon lange König und Königin, das wisst ihr ja.
Großmutter Agnesa schwieg.
Bruno war auch ganz still geworden bei der Erzählung und grübelte. „Großmutter , das ist schon so viele Jahrhunderte her und Marthe ist nicht so ein grobes Kind und würde etwas zerstören.“
„Weißt du Bruno, die Menschen haben vergessen, dass sie mit uns gelebt haben. Sie vermuten uns nur noch in ihren Sagen und Märchen. Ich weiß nicht, was passiert, wenn sie uns wieder entdecken. Unsere Sicherheit, hier an diesem Ort weiter zu leben wäre wieder in Frage gestellt. Ganz bestimmt ist deine kleine Freundin ein liebes Kind, aber könnte sie so ein großes Geheimnis für sich behalten? Immerhin ist sie noch ein kleines Menschenkind und um alles verstehen zu können, muss sie erst noch viel, viel lernen.
Gier, Neid und Missgunst der Menschen haben uns verjagt oder hätten uns getötet, nur um an unser Geheimnis der Harmonie zu kommen.“
„Geheimnis der Harmonie,“ fragte Bruno. „Ja, wir Blumenelfen hüten diesen Schatz schon seit Jahrtausenden.“
Plötzlich sprang Bruno auf und verabschiedete sich ganz schnell von Großmutter Agnesa und Zoki.
Draußen breitete er seine Flügel aus und schon war sein kleiner Propeller zu hören und mit einem Brummen flog Bruno nach Hause.


Der blinde Schneckenkönig

„Mutter, Mutter,“ rief Bruno, „kannst Du mir sagen , wo ich den Schneckenkönig finde?“
„Schrei nicht so, Bruno, der Vater hat Schüler und Du solltest eigentlich auch beim Unterricht sein.“
Oh je, Bruno hatte die Zauberstunde heute ganz vergessen, weil er nur an seine kleine Freundin gedacht hat.
„Warum suchst Du denn den Schneckenkönig?“ Mutter, ich war bei den Blumenelfen und Großmutter Agnesa hat mir eine ganz unglaubliche Geschichte erzählt. Der blinde Schneckenkönig ist doch der allerälteste Bewohner im ganzen Land Och. Er muss mir unbedingt meine Frage beantworten.“
„ Der älteste ist er schon, aber ob er dir deine Frage beantwortet, weiß ich nicht. Er ist ja unser Orakel und meist stellt er Bedingungen, wenn man von ihm etwas wissen möchte.“
„Mutter, was für Bedingungen?“ „ Ja, Bruno, das weiß ich nicht, das kommt immer auf die Frage an.“
„Großmutter Agnesa hat gesagt, dass die Blumenelfen schon immer das Geheimnis der Harmonie hüten. Was ist das für ein Geheimnis und wie kann man es finden. Das wollte ich den Schneckenkönig fragen.“
„ Warum willst du das unbedingt wissen, Bruno?Du solltest den Vater fragen, ob er Dir den Weg zum blinden Schneckenkönig sagt.“
„Danke Mutter“ und schon war Bruno wie der Blitz verschwunden, ohne die Frage der Mutter zu beantworten.
Er rannte in den Unterrichtsraum und entschuldigte sich beim Vater. Dieser blickte ihn strafend an und sagte, „wir sprechen uns später, Bruno.“
Kleinlaut setzt sich Bruno auf seinen Platz und hörte dem Rest der Unterrichtsstunde zu. Seine Gedanken kreisten aber nur um das Geheimnis der Harmonie und den blinden Schneckenkönig.
Endlich war der Unterricht zu Ende und auch die Strafrede des Vaters, als Bruno schon mit seiner Frage losplatzte.
„Vater, Du bist doch der größte Zauberer im Land Och, dann kannst Du mir doch auch sagen, wie ich zum blinden Schneckenkönig komme?“
„ Ja, was willst Du von ihm, Bruno. Ich verstehe gar nicht, wieso Du plötzlich nach dem blinden Schneckenkönig fragst. Also, raus mit der Sprache.“ Wieder die gleiche Frage, aber Bruno musste sie wohl oder übel beantworten.
Schnell erzählte er von der Großmutter Agnesa und der Geschichte und vom Geheimnis der Harmonie.
„Und du willst es finden? Warum?“ Nun erzählte Bruno dem Vater von seiner Begegnung mit der kleinen Marthe und dass sie noch nie Elfen gesehen hat. Er wollte sie ihr doch so gern zeigen und wenn man das Geheimnis kennen würde, könnten doch Elfen und Menschen wieder zusammenleben und er könnte mit Marthe spielen, wann immer er wollte .“ Sie ist doch meine Freundin. Bitte, Vater hilf mir doch.“
„Setz Dich mal hin Bruno, ich muss Dir dazu was erzählen.“
„Ja, es stimmt, der blinde Schneckenkönig ist der älteste und weiseste Bewohner im Lande Och, aber weisst Du eigentlich, warum er blind ist?“ „ Nein Vater.“
Als die Elfen die Menschen verließen und hierher zogen, war die Zeit so, dass alle Lebewesen miteinander sprechen konnten. Die Vögel konnten sich mit Hasen und Käfern, mit Igeln und Ameisen unterhalten und auch die Menschen verstanden die Sprache der Tiere, denn alle lebten in Harmonie miteinander nach den Gesetzen der Natur. Dann kamen die Ritter ins Land und raubten die Güter der Menschen und wer sich nicht ergab wurde umgebracht.
„Ja, so hat es Mutter Agnesa auch erzählt.“
Die Menschen ängstigten sich und jeder zog sich zurück. Ebenso erging es den Tieren in Wald und Flur. Sie verstummten, weil sie immerzu befürchten mussten, von den Rittern gejagt zu werden, nur aus lauter Lust am Morden. Sie vergaßen, dass sie alle miteinander sprechen konnten und nur wir Zauberer können die Sprache der Tiere und Menschen verstehen.
Edowin und Baldowin, die beiden Söhne des Ritters waren so böse, dass sie jedes Lebewesen zertraten, aufspießten oder an die Wand warfen. So fanden sie auch eines Tages den Schneckenkönig.
Baldowin nahm ihn auf die Hand und der Schneckenkönig kam aus seinem Haus. Als Edowin das sah, nahm er ihn dem Bruder weg, riß dem Schneckenkönig die Augen aus und warf ihn über die Burgmauer. Beide lachten ganz fürchterlich. So verletzt fanden ihn die Elfen und nahmen ihn mit in unser Land Och.
Großmutter Agnesa versuchte, die Wunden zu heilen, aber die Augen konnte sie ihm nicht wiedergeben.
„Vater, woher weißt Du das alles, du bist doch noch nicht so alt, wie Großmutter Agnesa.“
„Die Zauberer sind verpflichtet, ihr Wissen immer dem nächsten Zauberer des Landes Och weiterzugeben. Irgendwann wirst Du es sein, Bruno, aber bis dahin musst Du noch viel lernen. Bruno, und noch eines. Du darfst nicht außerhalb des Landes Och zaubern, nur wenn Du in ganz großer Gefahr bist. Deine Kenntnisse reichen noch nicht aus und es könnte dabei etwas passieren, was Du bisher noch nicht übersehen kannst. Versprich mir das, Bruno.“

Mit einem ganz schlechtem Gewissen versprach Bruno dem Vater, allem zu folgen.
„Bruno, wenn du morgen immer noch zum Schneckenkönig fliegen willst, dann sage ich Dir den Weg, aber überlege genau.“ „ Ja Vater“ und Bruno sauste aus dem Raum, stellte seinen Propeller an und flog auf eine kleine Lichtung. Dort ließ er sich auf einem großen Blatt nieder und ließ sich vom Wind schaukeln.
Ich muss unbedingt Marthe fragen, ob es denn die Ritter immer noch gibt .Die Blumenelfen haben das Geheimnis der Harmonie vor den bösen Rittern versteckt. Wenn es sie nicht mehr gibt, dann...
Mit diesen Gedanken schlief Bruno ein und träumte von Marthe.

Der Traum

Er sah sie schon von weitem und freute sich auf ihr lachendes Gesicht. Er landete auf ihrem Arm und zwickte sie, damit sie ihn bemerkte.
„Pünktchen, bist Du es? Ich hab schon jeden Tag auf Dich gewartet,“ sagte Marthe ganz aufgeregt. „Ja, ich bin es und ich hatte soviel zu tun, dass ich nicht kommen konnte.“
„Ist denn heute wieder so ein Tag, dass wir Dein Marienkäferland besuchen können?“
„ Ja Marthe, aber vorher muss ich Dir noch etwas sagen.“ Er erzählte ihr die Geschichte von der Großmutter Agnesa, sagte aber nichts von dem Geheimnis der Harmonie. „Oh, wie traurig sagte Marthe, dann werde ich die Elfen ja niemals sehen.“ Jetzt vertraute er ihr auch an, dass sein Name nicht Pünktchen sondern Bruno sei. „Ich wusste ja nicht, dass Du einen Namen hast und dass Du sprechen kannst. Darf ich Dich trotzdem Pünktchen nennen, oder Bruno Pünktchen?“ Bruno lachte, „nenn mich so, wie Du es möchtest.“
„Marthe, ich werde Dir die Blumenelfen zeigen, aber auf dem Weg dorthin, muss ich Dir die Augen verbinden. Du darfst den Weg nicht kennen. Wir werden uns im Baum verstecken, damit wir von den Elfen nicht gesehen werden. Kannst Du dann das Geheimnis auch für Dich behalten und erzählst es auch keinem Menschen?“
„Pünktchen, ich verspreche es, dass nur wir beide dieses Geheimnis teilen.“
„Heute ist das Blumenfest, es wird ganz prachtvoll und die Blumenelfen haben viele Gäste eingeladen, auch die Könige der Wald- und Moorelfen .“
„ Ohhh, richtige Könige?“
„Ja Marthe, deshalb dürfen wir von niemanden gesehen werden, denn sonst glauben die Elfen, ich hätte Dich als Spionin eingeschleust. Ich darf Dich leider nicht als Gast mitbringen, Du weißt, warum.“
„Pünktchen, ich freue mich so sehr darauf, die Elfen zu sehen und ich verspreche ganz leise zu sein und alles so zu machen, wie du es sagst.“
„Gut, also weißt Du noch, wie es geht.“ „Ja, ich habe schon geübt, aber ohne Dich geht es nicht.“ Pünktchen schmunzelte in sich hinein. „Dann los.“ Marthe drehte sich auf dem linken Fuß, dass ihre Löckchen nur so flogen und saß wieder ganz klein zwischen den Grasbüscheln. Bruno hatte schon einen Grashalm in seinem Mund und wartete. Marthe, schnell noch die Augen verbinden, er gab ihr ein Tuch und sie verband sich die Augen. Sanft setzt sich der kleine Propeller in Gang und Marthe schmiegte sich ganz eng an Brunos Rücken. Eine ganze Weile flogen sie und Marthe merkte, wie Bruno zu Landung ansetzte. Sie hatte das Gefühl wieder genossen, in den Lüften zu schwingen, es war wunderschön. Es raschelte ganz laut und Bruno landete auf einem großen Blatt.
„Jetzt darfst Du die Augenbinde abnehmen und denk an Dein Versprechen, es darf uns niemand bemerken.“
Sie waren auf einem Ahornblatt gelandet und Marthe konnte einen großen Festplatz überblicken. Sie staunte, oh, wie prachtvoll. Der gesamte Rand des Platzes war mit Blumengirlanden aus blauen Glockenblumen geschmückt, die mit Ranken aus weißem Schleierkraut befestigt waren, unterbrochen von fünf Eingängen die mit prachtvollen Bögen den Rand zierten. Am Rande de Platzes verteilt standen offene Pavillons, die mit Blumen geschmückt waren. Jeder Pavillon in einer anderen Farbe. Darinnen standen Tische prachtvoll eingedeckt mit silbernen Tellern, Bechern und großen Gefäßen mit Früchten. Der prachtvollste Pavillon stand etwas erhöht im hinteren Teil des Platzes. Dieser Pavillon war größer und mit einer unbeschreiblichen bunten Blumenpracht geschmückt. Zwei große Thronsessel standen in der Mitte und an jeder Seite mindestens sechs Stühle. Jeder hatte ein kleines Tischchen vor sich mit einer tiefdunkelroten Decke geschmückt. Die Decken waren am Rand wieder mit einer Girlande aus Blumen geschmückt. König und Königin hatte weiße Blumen am Rand und die übrigen mit wechselnden Farben. Das Geschirr auf allen Tischchen glänzte golden.
Marthe konnte sich gar nicht satt sehen an der ganzen Pracht und flüsterte Bruno zu.
„So etwas Schönes habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.“
„ Warte ab, gleich kommen die ersten Gäste und ganz leise sein , Marthe.“ Sie nickte aufgeregt und wagte kaum zu atmen.

Plötzlich ertönte ein Rauschen in der Luft und Vogelgezwitscher. Blaumeisen hatten zwei Girlanden im Schnabel und darauf saßen König und Königin der Waldelfen. Die Königin trug ein zartes grünes , ganz fein gesponnenes Kleid, es glänzte, wie mit tausend und abertausend Perlen besetzt. Die Ränder waren mit zart gefederten Blättern geschmückt und ihre ausgebreiteten Flügel schillerten fast durchsichtig in allen Grüntönen. Ihr Gesicht war wunderschön und wie mit Malerei verziert, kluge Augen schauten aus dem Gesicht. Ihr dunkelbraunes Haar war in Tausende kleiner Zöpfe geflochten, die wie Perlenreihen herunterfielen. sie lächelte freundlich und stieg majestätisch von der Girlande. Der König ebenfalls in grün gekleidet, mit einem prachtvollen Wams aus Vogelfedern geschmückt und einer Krone aus den feinsten Blättern des Waldes , reichte der Königin die Hand und beide schritten zu ihrem Pavillon auf der linken Seite des Platzes. Dort nahmen sie Platz auf den Stühlchen, die in jedem Pavillon standen.
Wie gebannt betrachtete Marthe das Königspaar und hatte dabei ganz das Hereinkommen des Hofstaates der Waldelfen verpasst, die sich in den Pavillons, um das Königspaar verteilten.
Wieder ertönte ein Sirren in der Luft und vier große Libellen trugen zwei Girlanden, die mit Moos gepolstert waren und mit Gräsern geschmückt auf den Festplatz. Darauf saßen Königin und König der Moorelfen.
Ein langes silbernes, wie Fäden gesponnenes Gewand bekleidete die Königin. Ihre Haut schien fast durchsichtig, wie Nebel erschien das Gesicht, betont von den dunklen, fast schwarzen Augen. An der Stirn trug sie einen silbernen Stern. Ihre Haare, die rauchig erschienen, waren mit Sternen eingeflochten im Nacken zusammengebunden. Die Flügel schillerten von braun bis dunkelviolett. Der König trug eine Krone aus vielen Sternen und ein Wams aus edelsten Moosen, die auch silbern schimmerten, dazu schwarze Hosen und ein schwarzes Hemd. Sie schritten , sich majestätisch vor den Waldelfen verneigend zu ihrem Pavillon auf der rechten Seite. Der Hofstaat der Moorelfen flatterte durch die Eingänge und nahm die Plätze ein.
Durch den Eingang am vorderen Ende ertönte Musik und das Wiesenorchester mit Meister Grille an der Spitze betrat, langsam ein wundersame Melodie spielend den Festplatz und umrundete diesen bis sie wieder am Ausgangspunk angelangt waren. Nachdem die Melodie verklungen war, stellte sich das Wiesenorchester vor dem Eingang auf und verneigte sich vor den Gästen.
Die Elfen klatschten und dankten für die schöne Melodie.
Meister Grille trat vor und ein leiser Trommelwirbel ertönte und es war sanft und dunkel ein Paukenschlag zu hören, wieder Trommelwirbel, ein zweiter Paukenschlag. Etwas lauter der Trommelwirbel und die Trompeten setzten ein, um die Begrüßungsmelodie für das Königspaar der Blumenelfen zu spielen. Es ertönte der dritte Paukenschlag und mit leisen Schwingen trugen weiße Tauben König und Königin der Blumenelfen in einer Blumengondel auf den Festplatz. Durch alle Eingänge trugen kleinere Tauben die Kinder des Königspaares in Blumengirlanden zum Königspavillon. König Odomil half der Königin Ardana aus der Gondel und würdevoll schritten sie zu ihren Thronsesseln.
Alle Elfen begrüßten mit großen Beifall das Königspaar der Blumenelfen.
Ein Kranz aus dunkelroten Rosen schmückte Ardanas Stirn, der in ganz besonderen Kontrast zu ihrer rosefarbenen Haut stand. Die langen gelockten blonden Haare umrahmten ein schönes Gesicht mit großen blauen Augen. Ihre schmale Figur umspielte ein zartes Seidenkleid mit Rosen bestickt und die lange Schleppe war wie ein Hauch aus vielen bunten Rosenknospen.
Odomil trug eine goldene Krone, die wie Lilien gestaltet war. Sein weißes, samtiges Wams war auch mit goldenen Lilien bestickt und sein Hemd und seine Hose aus weißer Seide. Seine lange Schleppe war am Rand mit weißen Lilienblüten besäumt. Königlich wirkte das Paar.
Odomil erhob die Hand und das Klatschen verstummte.

„Ich begrüße sie alle zu unserem Sommerfest, verehrte Gäste, wollen wir , wie in jedem Jahr der Harmonie unsere Huldigung überbringen.“
Die Fanfaren erschollen nach diesen Worten und der König, die Königin und alle Gäste neigten sich im Kniefall vor der heranschreitenden Großmutter Agnesa, die auf ihren vorgehaltenen Händen ein wertvolles Kästchen hielt.
Vor dem König blieb sie in Andacht stehen und der König öffnete langsam das Kästchen.
Liebliche Musik stieg in den Himmel und aus dem Kästchen stieg ein leuchtender Regenbogen. Als der Regenbogen den gesamten Festplatz überspannte setzten die Trompeten ein und das Volk der Elfen jubelte. Bei dem wehmütigem Verklingen der Musik sanken alle Elfen in die Knie und reckten ihre Hände zum Himmel und stimmten einen Gesang an, der so wunderschön war, dass Marthe die Tränen in die Augen strömten.
Ergriffen schaute sie auf den Regenbogen der sich immer mehr zusammenzog und langsam ins Kästchen zurück sank.
Der König erhob sich und verschloss das Kästchen.
„Hüterin der Harmonie, verwahre dieses Kästchen wieder genauso, wie in den vergangenen Jahrhunderten.“ „ Du hast unser Vertrauen“ und damit schritt Großmutter Agnesa mit langsamen würdevollen Schritten zum Ausgang.
Wieder klatschten alle Elfen lange Beifall und der König lud sie alle ein zum festlichen Mahl.
Es war ein Lust, diese wunderschönen Wesen zu betrachten und Marthe war vor Rührung ganz still und schaute und schaute.
Bruno war auch beeindruckt von diesem Schauspiel, aber er hatte auch gleich eine Frage, die ihn nicht mehr los ließ. Ich muss also doch zum blinden Schneckenkönig, denn das Geheimnis weiß ich ja immer noch nicht.
Plötzlich rauschte es über ihnen und ein Vogel packte mit seinen Schnabel das Röckchen von Marthe und flog mit ihr sogleich davon. Das Blatt war durch die Wucht so ins Schwanken gekommen, dass Bruno runterpurzelte.
Unten angekommen schrie er nur,“ Marthe, Marthe, oh je, was soll ich nur tun. „
Er war wirklich vom Blatt gefallen, weil Wind aufgekommen war, aber zum Glück merkte er auch, dass er nur geträumt hatte. „Uff“ und noch einmal „uff,“ so machte er sich, erschrocken über das Ende des Traums, Luft.
Der Traum war so wirklich, habe ich das 1. Mal denn auch geträumt? Noch ganz benommen machte sich Bruno auf den Weg, um seinen Vater noch einmal zu fragen.


Unheil über dem Lande Och


„Vater, ich habe eben geträumt und gedacht, alles sei in Wahrheit passiert“ und er erzählte seinen Traum. „Im Traum habe ich die Harmonie gesehen und auch, wie alles gemacht wurde.
Aber das Geheimnis kenne ich immer noch nicht.“
„Was hast Du denn genau gesehen?“ „ Großmutter Agnesa kam mit einem wertvollen Kästchen, der König öffnete das Kästchen und wunderschöne Musik stieg in den Himmel. Aus dem Kästchen erhob sich ein ganz wundervoller Regenbogen, der den ganzen Festplatz umspannte und alle Elfen sanken auf die Knie, hoben die Hände zum Himmel und sangen eine liebliche Melodie. Mit dieser Melodie zog sich der Regenbogen ganz langsam wieder in das Kästchen zurück und der König segnete Mutter Agnesa als Hüterin der Harmonie und sprach ihr das Vertrauen aller Elfen aus. Als dann das große Mahl begann stürzte ein Vogel auf uns herunter und entführte Marthe.“
„Marthe?“ fragte Brunos Vater.
„Ja, aber es war doch nur ein Traum Vater.“
„Das bedeutet Unheil. Wir fliegen morgen beide zum blinden Schneckenkönig,“ sagte Brunos Vater mit Bestimmtheit. „Bruno, du wirst eines Tages der große Zauberer sein und musst dann mit Deinen Künsten das Land Och beschützen. Dein Traum ist eine böse Vorahnung gewesen und wir müssen jetzt versuchen mit Hilfe des blinden Schneckenkönigs herauszufinden, wer oder was das Land bedroht.Jetzt erzähl mir von Marthe.“
Bruno druckste herum, denn eigentlich wollte er das gern für sich behalten, dass Marthe ein Menschenkind war und er sie außerhalb des Landes Och klein gezaubert hatte. Der Vater hatte ihn doch gerade noch ermahnt.
Mit einem ganz schlechtem Gewissen gab Bruno sein Geheimnis preis. Der Vater war ganz stumm und sagte eine Weile gar nichts.
„Bruno, wir reden morgen über diese Angelegenheit auf dem Weg zum blinden Schneckenkönig und Du nutze die Zeit, um über dein Verhalten nachzudenken und über deinen Traum. Bedenke auch, was Großmutter Agnesa dir erzählte und dann hören wir morgen vom blinden Schneckenkönig vielleicht mehr.“

Der Nachmittag war noch lang und Bruno machte sich auf den Weg zu Marthe. Diesmal wollte er sie beobachten, um vielleicht allein herauszufinden, ob es die Ritter vielleicht noch gibt.
Schon von weitem sah er Marthe im Garten spielen. Sie tollte mit dem kleinen Hündchen umher, als plötzlich Motorengeräusch zu hören war.
Das Auto hielt vor der Einfahrt und Marthes Vater stieg aus.
„Papa, Papa.“ lief Marthe ihm entgegen. „Wie schön, dass Du schon da bist. Mama hat schon den Tisch gedeckt im Garten und wir können draußen essen. Es ist noch so schön. Soll ich Dir was zu trinken holen?“
„Gern,“ damit ging er ins Haus und begrüßte seine Frau.
Inzwischen war Bruno in den Garten geflogen und suchte ein Plätzchen, wo weder Marthe, noch der Vater oder die Mutter ihn entdecken konnten.. Er saß in den Blumen im großen Kübel, der dicht am Essplatz stand. Marthe kam schon angelaufen und stellte ein Glas Wasser auf Vaters Platz. Vater und Mutter kamen mit Tabletts raus und schnell war der Tisch eingedeckt.
„Nun Andreas, wie ist denn eure Beratung heute ausgegangen? Ist es entschieden, dass die Ferienanlage am Ochschen See aufgebaut wird? Dann könnten endlich Touristen in unser Dorf kommen und es würden Arbeitsplätze geschaffen.“
„Ja, Rieke, stell Dir vor, wir haben sogar noch erreicht, dass ein Teil des Moores trockengelegt wird und wir dort einen Golfplatz bauen.. In vier Wochen rollen die ersten Bagger zum See und werden das Grasland einebnen und die Fundamente für die Ferienanlage ausheben. Das Material wird dann gleich ins angrenzende Moor geschüttet und so befestigt.
Und das Beste kommt noch, im umgebenden Wald wird ein Kletterparadies gebaut, dann können die Gäste als Freizeitspaß, wie Tarzan durch die Bäume klettern.“

Ferienanlage, Golfplatz, Kletterparadies, diese Worte hallten wie Hammerschläge in Brunos Ohren und ihm wurde ganz schwindlig vor Angst.

Er musste sofort den Vater sprechen und brauste auf der Stelle los.

„Sieh nur, Marthe , das war ein Marienkäfer.“
Marthe hatte ihn auch gesehen und dachte an ihren Freund Pünktchen. Warum er wohl nicht mehr kam? Vielleicht hatte sie das alles nur geträumt? Nein, das habe ich alles erlebt, sagte sich Marthe im Stillen.

Brunos Kopf brauste, immer wieder diese Worte , Ferienanlage, Golfplatz, Kletterparadies.
Die Elfen, sie waren in Gefahr, das ganze Volk. Alle, die Blumenelfen im Grasland, die Moorelfen aus dem angrenzenden Moor und auch die Waldelfen aus dem umgebenden Wald.
Ritter, Bagger, es hört sich ähnlich an, vielleicht hatte Großmutter Agnesa doch recht und es gibt kein Zusammenleben zwischen Elfen, Tieren und Menschen im Einklang mit der Natur.
Alles wird zerstört werden.
Tränen rannen über sein Gesicht, als er den Vater erreichte.
„Du weinst Bruno, ist Dir was zugestoßen?“
„ Viel schlimmer Vater,“ schluchzte Bruno und dann erzählte er ihm, was er gerade bei Marthe am Tisch gehört hatte.

„Dein Traum, genau das Unheil wollte er uns mitteilen. Wir müssen sofort zum König der Blumenelfen und der große Rat muss einberufen werden.“
„Ich werde Berthe , den Ameisenboten losschicken, damit sie den blinden Schneckenkönig zum Rat holen. Morgen früh müssen alle da sein.“
Der Vater pfiff in einer bestimmten Tonlage und darauf erschienen eine Taube, eine Libelle und eine Blaumeise .
„Ihr seid die Boten eurer Königreiche, setzt euch einen Moment, ich werde sofort eine Nachricht verfassen und ihr bringt diese auf dem schnellsten Weg zu Eurem König. Dann warte ich auf Antwort. „
„Bruno und du wirst zur Großmutter Agnesa fliegen und ihr ebenfalls diese Nachricht bringen.“
Damit setzt er sich an den Tisch und begann zu schreiben. Als erste erhielt die Taube die Nachricht in den Schnabel und flog sofort los. Die Blaumeise und die Libelle erhielten auch ihre Nachrichten und machten sich sogleich auf den Weg.
„ Bruno, dies ist deine Nachricht. Erzähle Großmutter Agnesa dazu noch alles, deinen Traum, was Du bei Marthe gehört hast und komme dann sofort zurück.“
Bruno machte sich sorgenvoll auf den Weg zur Großmutter Agnesa.
„Guten Abend, Großmutter Agnesa.“
„Guten Abend Bruno, solltest Du nicht schon längst zu Hause sein?“
„ Vater schickt mich mit einer Nachricht,“ sagte Bruno und gab ihr das Schreiben. Mit ernster Miene las Großmutter Agnesa das Schreiben durch und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
„Bruno, was weißt Du darüber?“
„Ich war doch gestern hier und wollte König Odomil um die Erlaubnis bitten, einen Gast mitzubringen.“
„ Ja, ja und weiter?“
„ Ich habe Vater von unserem Gespräch erzählt und dass ich den blinden Schneckenkönig aufsuchen wollte, ob er mir bei der Suche nach dem Geheimnis der Harmonie helfen könnte.. Ich wollte doch so gern Marthe die Elfen zeigen. Dann träumte ich einen wundersamen Traum vom Sommerfest der Blumenelfen und ihren Gästen. Ich hatte mich mit Marthe auf einem Baum versteckt. Als die Zeremonie zu Ende war und das große Mahl begann stürzte ein Vogel herunter und entführte Marthe im Schnabel. Ich bin vom Blatt heruntergefallen und aufgewacht. Vater meinte , es würde Unheil auf das Land Och zu kommen.
Ich bin dann zu gleich Marthe geflogen, um vielleicht in Erfahrung zu bringen, ob denn die Ritter noch leben.
Dort hörte ich aber von Baggern, die das Wiesenland, das Moor und den Wald verändern wollte. Das erzählte ich Vater und er hat alle Mitteilungen vorbereitet und die Boten losgeschickt.“
Sorgenvoll schaute Großmutter Agnesa auf Bruno.
„Richte Deinem Vater aus, das morgen früh um 7.00 Uhr die Tagung des großen Rates beginnt.“


Der große Rat

In aller Frühe trafen die Ameisen mit einem Gefährt ein, auf dem der blinde Schneckenkönig Platz gefunden hatte. Die Ameisen geleiteten ihn zum Ehrenplatz und warteten. Zauberer Arnhold, Brunos Vater, war der zweite wichtige Ankömmling. Es kamen die Könige und Minister der Moorelfen, der Waldelfen und König Odomil mit seinen Ministern. Von jeder Tiergruppe der besagten Gebiete war ein Vertreter anwesend. Alle flüsterten, weil noch keiner so recht wusste, worum es eigentlich ging in dieser außergewöhnlichen Ratssitzung. Allein die Anzahl der Vertretungen verhieß nichts Gutes.
Großmutter Agnesa hatte an König Odomils Seite Platz genommen und der König erhob sich.

„Ihr geehrten Vertreter der Elfen, der Bewohner des Landes Och, Vertreter der Tiere aus den umliegenden Gebieten.
Eine schreckliche Nachricht erreichte uns gestern und wir müssen darüber beraten, was wir tun können , um das Unheil abzuwenden.
In vier Wochen sollen hier Bagger anrücken, um das Land Och am See zu ebnen. Es sollen Fundamente ausgehoben werden, um Häuser darauf zu bauen.
Das Moor soll zum großen Teil zugeschüttet werden, damit ein großer Golfplatz angelegt werden kann.
Der Wald soll in ein Kletterparadies für Menschen umgewandelt werden, damit sie in den Bäumen klettern können.
Das heißt für uns alle, unsere Lebensgrundlage, die Wiese, das Moor und der Wald werden für uns nicht mehr existent sein. „
Ein großer Aufschrei ging durch die Reihen der Anwesenden. Alle riefen durcheinander bis König Odomil die Hand erhob.
„Nur durch Zufall haben wir von diesem Beschluss der Menschen erfahren und wir müssen dankbar sein, dass uns jetzt noch etwas Zeit bleibt, um zu überlegen, was wir tun können und ob wir überhaupt etwas tun können. Bedenkt doch, dass wir seit vielen Jahrhunderten das Geheimnis der Harmonie verwahren. Früher haben wir es mit den Menschen und Tieren geteilt, als wir noch nach den Gesetzen der Natur gelebt haben. Dann sind wir fortgezogen und die Menschen haben vergessen, dass wir mit ihnen gelebt haben. Sie wissen gar nicht, dass sie unseren Lebensraum zerstören, weil sie nicht wissen, dass es uns noch gibt.“

Rufe wurden laut.
„Dann müssen wir eine Abordnung zu den Menschen schicken. Nein, wir müssen die Zerstörung verhindern und die Tiere und auch die Zwerge um Hilfe bitten.
Nein, nein, wir müssen einfach unsere Sachen einpacken und uns einen anderen Ort zum Leben suchen. Wie kannst Du nur so etwas sagen. „
Alle riefen durcheinander , bis König Odomil wieder die Hand hob.
„Ihr Elfen, Tiere, Bewohner des Landes Och, was nützt es uns, wenn wir anfangen, uns zu streiten. Wir wissen ja nicht einmal, wie diese Arbeiten der Menschen vor sich gehen werden.
Ich frage euch alle, wer kennt einen Bagger, wer oder was ist das?“
Die Ameisen meldeten sich, der Zauberer Arnhold meldete sich und auch die Libellen nickten und wollten etwas dazu sagen.
„Vertreter der Ameisen, beginne du doch.“
„Wie ihr wisst, haben wir Ameisen, das weit verbreitetste Wegesystem zu unseren Nestern und wir kommen sehr oft mit den Menschen in Berührung. Sie mögen uns nicht aber wir sie auch nicht. Die Menschen versuchen sofort, uns zu vernichten, wenn sie merken, dass wir in Ihre Häuser eingedrungen sind, um Zucker zu holen.
Wir wissen natürlich auch, wie Bagger aussehen. Ein Mensch steigt darauf und dieses Ding macht einen Höllenlärm. Dann setzt sich eine Riesenkralle in Bewegung und gräbt die Erde so tief um, dass alle Nester und Gänge sofort zerstört sind. Das macht er tagelang, bis nichts mehr ist, wie es war.“
Wieder klang die Empörung auf, dass König Odomil die Hand erhob und um Ruhe bat.
„Vertreter der Libellen, was kannst Du dazu sagen?“
„Ich habe gesehen, wie so ein Ding Erde in einen Teich transportierte, solange, bis kein Tröpfchen Wasser mehr zu sehen war. Dann kam ein anderes Ding und schob die Erde immer hin und her und machte alles glatt.“
Der Zauberer Arnhold meldete sich zu Wort.
„Liebe Bewohner des Landes Och, es stimmt alles, was bisher gesagt wurde. Bagger sind riesige Maschinen, die vom Menschen gelenkt werden. Wir sind schon winzig klein, gegenüber den Menschen. Die Maschinen würden uns zermalmen und alles zerstören, was unser Leben ausmacht, weil sie unvorstellbar groß und stark sind.“
Jetzt erhob sich der blinde Schneckenkönig und sofort waren alle Bewohner ganz leise.
„Hört was ich euch zu sagen habe.
„Vor den Rittern sind wir in dieses Land geflohen und haben das Geheimnis der Harmonie mit uns genommen. Die Ritter gibt es nicht mehr, aber in der Welt der Menschen regieren immer noch Neid, Missgunst und Hass. Viel wird bei den Menschen von der Liebe gesprochen, aber die Gier nach Macht und Reichtum ist so groß, dass die Worte der Liebe verschwinden. Sie flackern immer mal wieder hier und da auf, haben aber nicht die Kraft, gegen Macht und Reichtum standzuhalten. Die Harmonie fehlt.
Aus diesem Grund haben sich die Menschen immer mehr Maschinen ausgedacht, um immer schneller und schneller viel Reichtum zu erwerben.“

Wieder wurden Stimmen laut und König Odomil hob erneut die Hand.
„Wir können unser Geheimnis der Harmonie nie wieder mit den Menschen teilen, denn sie würden uns dieses Geheimnis sofort entreißen und uns einsperren, wie sie es mit Vögeln, Schmetterlingen und anderen Tieren an ganz bestimmten Orten, die sie Zoo nennen, handhaben. Wer von euch möchte so leben, ständig von Menschen im Käfig bewundert oder geärgert zu werden. Ist euch eure Freiheit nichts wert?
Es gibt doch nur zwei Wege. Entweder ihr bleibt hier und geht das Risiko ein, entdeckt oder von den Maschinen der Menschen unbewussterweise vernichtet zu werden, oder ihr sendet Boten aus und sucht ein neues Land, wo wir leben können.“
Wieder wollten Stimmen laut werden, aber sie verstummten schnell, weil ein jeder verzweifelt nach einem anderen Ausweg suchte.
Jetzt meldete sich Großmutter Agnesa zu Wort und alle hörten aufmerksam zu.

„Durch das Geheimnis der Harmonie ist es uns gelungen, Jahrhunderte hier an diesem Ort in Glück und Frieden, ohne jegliche Not zu leben. Jedes Jahr haben wir ein Fest zur Huldigung und Verehrung der Harmonie veranstaltet. Wir sollten ein letztes Mal an diesem Ort dieses Fest begehen und dann schicken wir Boten los, uns eine neue Heimat zu suchen. Alles im Leben hat seine Zeit und unsere Zeit hier ist zu Ende. Unsere Boten sind tapfere Flieger und werden diese Aufgabe in Kürze erledigen.“
Beifälliges Gemurmel war jetzt zu hören.
Seid ihr mit meinem Vorschlag einverstanden? Fast alle meldeten sich, bis auf ein paar Moorelfen.
„Das Fest werden wir natürlich mitfeiern, wie in jedem Jahr und auch schnellstmöglich die Vorbereitungen dazu treffen, dass es schon morgen stattfinden kann.
Ob wir aber mit euch ziehen, müssen wir erst mit unserem Volk besprechen.“

Alle nickten und König Odomil erhob sich.
„ Am Morgen nach dem Fest werden wir erneut zusammenkommen, um dann festzulegen, wer die Boten sind und wie wir uns vorbereiten.
Bis dahin haben wir aber noch alle Vorbereitungen zum morgigen Fest zu treffen. Damit ist unsere Ratssitzung geschlossen.“

Die Elfen verneigten sich und eilten sofort zu ihren Stätten, um diese ungeheure Nachricht zu überbringen.


Abschied vom Lande Och

In allen Elfenreichen war Trauer zu verspüren, die Heimat verlassen zu müssen, hätte niemand vermutet.
Der König der Moorelfen, Asadil saß mit seiner Königin Ulire und den Beratern zusammen und sie diskutierten das Für und Wider und konnten zu keinem Ergebnis kommen.
Der erste Berater Leromir, der auch schon in der Zusammenkunft beim großen Rat gegen den Umzug war, versuchte das Königspaar zu überzeugen, Maßnahmen gegen die Maschinen zu ergreifen.
Asadil hatte noch nie das Land verlassen und sagte jetzt.
„ Großmutter Agnesa hat uns überzeugt, dass unsere Zeit hier im Lande Och zu Ende ist. Ich möchte mir selbst ein Bild machen von den Maschinen. Deshalb werde ich heute Abend in der Dämmerung zu den Menschen fliegen und ich bitte Dich, mich zu begleiten.“
Leromir nickte.
Bei den Blumenelfen war trotz der Trauer buntes Treiben und auch die Waldelfen mühten sich, die Vorbereitungen zum Fest abzuschließen.

Großmutter Agnesa saß vor ihrer kleinen Behausung und sann über die Harmonie nach.
Könnte doch dieser Regenbogen wieder alle vereinen, könnte doch die Himmelsmelodie des Regenbogens wieder die Herzen der Menschen berühren. Nur dieser Regenbogen, der so wundervoll farbig aus dem Kästchen stieg, war in der Lage, mit seiner Himmelsmelodie Harmonie in die Welt zu tragen und Menschen, Tiere und Pflanzen zu vereinen. Jetzt waren unter den Menschen nur noch die kleinen Kinder in der Lage, die Himmelsmelodie zu verstehen. Sobald sie erwachsen wurden, hatten sie es auch vergessen. Ja, es gibt noch andere Regenbogen und die Menschen sind einen Augenblick gerührt, ob der Farbenpracht und freuten sich bei seinem Anblick. Schade, schade er vergeht, konnte man allseits hören, wenn er sich wieder zusammenzog.
Der blinde Schneckenkönig hat recht, es gibt kein Verweilen mehr hier.

Asadil und Leromir waren bei anbrechender Dämmerung aufgebrochen, um die Maschinen zu suchen.
Lange flogen sie im Schutze der Bäume und Sträucher, über die Fluren bis sie einen Menschenort fanden. Sie suchten jedes Haus ab, alle Gebäude, alle Höfe und konnten nichts entdecken.
„Wir müssen weiter,“ sagte Asadil und Leromir ärgerte sich schon, weil er mittlerweile davon überzeugt war, dass diese Nachrichten nicht stimmten.
Die Dunkelheit brach schon herein, als sie in der Ferne strahlende Lichter erblickten. Dort könnten sie sein, lass uns eilen.
Leises Brummen und Tosen schwoll immer mehr an, je näher sie kamen.
Jetzt sahen sie die Menschen, die von verschiedenen großen Ungetümen herunterkletterten und wider hinauf, wie sich diese Maschinen bewegten und mit ohrenbetäubenden Lärm eine Straße bauten. Sie sahen , wie der Bagger die Erde aushob und auf große Wagen mit riesigen Rädern schüttete, wie andere eine dampfende schwarze Masse auf den Weg streute und wie ein große Rolle darüber fuhr, um alles zu glätten.
Sie hörten, wie die Menschen sich unterhielten und über die kommenden Aufgaben am See Och sprachen und Eile nötig sei.

„Komm,“ sagte Asadil,“ wir haben genug gesehen und gehört. Wir wissen jetzt, dass der blinde Schneckenkönig recht hat. Beeilen wir uns, damit wir noch rechtzeitig zum Fest kommen.“
Schweren Herzens machten sie sich auf den Weg und beide waren stumm und voller Trauer.

Das Fest begann wie jedes Jahr. Das Wiesenorchester begrüßte mit lieblichen Melodien die Gäste.
In Festkleidung hielt König Odomil seine Ansprache und Großmutter Agnesa trug das Kästchen der Harmonie. Als König Odomil das Kästchen öffnete, entströmte mit dem Regenbogen die Himmelsmelodie. Alle Elfen sanken in die Knie. Sie breiteten ihre Flügel aus und streckten die Arme zum Himmel. Sie sangen ihre Huldigung und ihren Dank an den Regenbogen und die Tränen der Trauer nahmen kein Ende. Es war doch gleichzeitig ein Abschied von dem Ort, an dem sie Jahrhunderte leben durften.
Das Festmahl wurde aufgetragen und die Elfen nahmen ihr Abschiedsmahl ein. In dieser niedergedrückten Stimmung ergriff König Odomil das Wort.

„Ihr Elfen, wir haben jetzt beschlossen, in Gemeinschaft mit den Tieren, die uns zugetan sind, das Land Och zu verlassen. Noch heute werden wir Boten losschicken,, die uns morgen Nachricht bringen sollen, wo wir unsere neue Heimat finden können.
Jeweils zwei Tauben, zwei Blaumeisen und zwei Hummeln werden unsere Boten sein.
Wir werden alle Vorbereitungen treffen, damit wir so schnell, wie möglich losziehen können.
Seid guten Mutes, die Harmonie wird uns auf dem Weg beschützen.
Sobald die Boten zurück sind, erhaltet ihr von mir Bescheid.“
Damit verabschiedete er die Elfen und eilte mit der Königin zu den Boten.
Diese warteten schon , um ihre Aufträge zu erhalten.
„Ihr wisst, dass wir hier in diesem Land für jedes Elfenvolk genügend Lebensraum hatten. Es gab den See mit den Blumenwiesen, den Wald und das angrenzende Moor. Ihr habt die Aufgabe, ähnliches für uns zu finden, denn auch viele Tiere, wie ihr ja auch wisst, werden sich uns anschließen, also muss der Ort recht groß sein. Die Bewohner müsst ihr in unserem Auftrag um Erlaubnis bitten, das wir dort leben können. Ich weiß von meinen Beratern, dass es kaum Orte gibt, wo keine oder nur wenig Menschen leben, aber so einen Ort müsst ihr finden. Sucht fleißig , bedenkt eure Aufgabe und kommt so schnell, wie möglich zurück.“

Damit entließ er die Boten, die sich sogleich in verschiedenen Richtungen auf den Weg machten.

Indessen saß Bruno ganz trübsinnig auf einem kleinen Strauch, als er den Vater rufen hörte.
„Ja Vater?“
„ Bruno, wir haben noch eine Aufgabe zu erledigen und zwar jetzt gleich.“ Bruno guckte mit großen Augen.
„Du hast deiner kleinen Freundin Marthe einen Einblick in unser Leben gezeigt. Du weißt Bruno, dass ich Dir verboten hatte, außerhalb unseres Landes zu zaubern. Es könnte noch mehr Unheil daraus entstehen und wir müssen das wieder rückgängig machen.“
„Vater, wie soll das gehen?“
„Wir fliegen jetzt zu Deiner kleinen Freundin, du zeigst mir, wer sie ist und den Rest muss ich allein erledigen. Du hältst Dich von ihr fern.“
Bruno schluckte, „also gehen wir mit den Elfen und ich werde sie nie mehr wiedersehen.“
„Ja Bruno, Du wirst noch manches erleben, was Dir Kummer bereitet, aber wir müssen es zu unserer und ihrer Sicherheit tun.“
„Sagst Du mir, was Du tust, Vater?“
„ Ich werde ihre Erinnerung umwandeln, dass sie denken wird, sie hat alles nur geträumt. Sie wird sich jedes Mal freuen, wenn sie einen Marienkäfer sieht. Bist Du damit zufrieden.“ Bruno schluchzte, nickte aber zustimmend.

Sie sahen Marthe wieder im Garten spielen und der Vater bedeutete Bruno, zu bleiben und er flog direkt in die blonden Haare der Kleinen.
Dort krabbelte er umher und sprach seinen Zauberspruch. Marthe wurde müde und legte sich einfach ins Gras.
Auf der Stirn der kleinen Marthe beendete der Zauberer Arnhold seinen Spruch und Marthe schlug die Augen auf. Sie sah einen Marienkäfer losfliegen und lachte,“ ich tu Dir nichts, kleiner Käfer.“ Das Hündchen kam und forderte sie zum Spielen auf und sie tollten herum.
Wehmütig sah Bruno auf seine kleine Freundin, die ihn in diesem Moment vergessen hatte.
In der Nacht konnte er nicht schlafen, musste er doch immer wieder daran denken, wie Marthe zu ihm sagte, „du bist heut mein bester Freund geworden, Pünktchen.“ Zoki hat sich so sehr darüber gewundert, weil er doch Bruno hieß.
Darüber lächelnd schlief er endlich ein.

Die Boten

Der nächste Morgen sah die Elfen schon früh am Werk. Sie trugen und packten alles zusammen, was sie mitnehmen mussten. Die Tauben hatten sich bereit erklärt, die Umzugskartons in Girlanden zusammen zu binden und zu transportieren.
Alle befreundeten Tiere waren auf der Festwiese versammelt und warteten auf die Elfen und die zurückkehrenden Boten.
Nacheinander kamen die Elfen, zuerst die Moorelfen, dann die Blumenelfen und zuletzt die
Waldelfen.
Als die Hummeln eintrafen, hob König Odomil die Hand. Alle wurden still und lauschten dem Bericht der Hummeln.
„Weit sind wir geflogen, um einen Ort zu finden, der diesem ähnlich ist und in dem keine Menschen leben.
Wir sind an einen Bachlauf gekommen mit angrenzenden Wiesen, einigen Bäumen und auch ein angrenzendes Moorgebiet .Es war wunderschön . Allerdings wohnen in den Bäumen große schwarze Vögel und wir hatten Angst, in ihre Nähe zu kommen .Wir haben uns nicht getraut, diese Vögel zu fragen, aus Angst , sie würden uns fressen.“
„Einige Bäume reichen nicht für uns Waldelfen und in Gemeinschaft mit großen schwarzen Vögeln, die uns nicht kennen, wollen wir auch nicht leben.“

In dem Moment flatterten die Tauben. „Wir haben ihn gefunden, platzte die erste Taube sogleich heraus. Wir sind auf eine Anhöhe geflogen und dort war alles genauso wie hier, große Wiesen und Felder, ein schöner Wald und ein kleiner Teich mit angrenzenden Moorflächen war dort zu sehen. Es leben keine Menschen auf dieser Anhöhe, nur ganze Fuchsfamilien. Wir trauten uns nicht, die Füchse anzusprechen, aus Angst gefressen zu werden. Das müsstet ihr selber tun, ihr Könige der Elfen.“

„Noch nie war ein Fuchs Freund der Elfen,“ sagte König Odomil und die Hoffnungen für die Elfen wurde für diesen Tag immer kleiner. Immer unruhiger und ratloser wurden die Elfen und erst gegen Mittag kamen die Blaumeisen zurück.
Sie waren erschöpft und mussten sich erst mit Wasser stärken, bevor sie berichten konnten.

„Wir sind ganz weit nach Norden geflogen und haben ein Land gefunden, in dem es viele, Bäume gibt. Zwischen den Bäumen gibt es wunderschöne Lichtungen mit Waldblumen und auch einige große Moorflächen in denen Erlen wachsen. Das Land heißt Erlenbruch.
Wir haben dort riesige Nester gefunden, in denen majestätische große Vögel wohnen, die sich Kraniche nennen. Außerdem wohnen dort Rehe, Hirsche, Eichhörnchen, Dachse und viele Waldvögel. Hinter diesem Wald ist das Meer, große Schiffe fahren dort, die Menschen gehen ins Wasser und baden, aber den Wald dürfen sie nicht betreten.“
Hoffnung keimte bei den Elfen auf.
„Wir haben die Kraniche gefragt, die Hirsche und Rehe, die Dachse und Eichhörnchen und die Waldvögel, ob für uns auch Platz dort sei. Nachdem sie unsere Geschichte gehört haben, waren alle einverstanden und haben uns eingeladen in diesem Erlenbruch mit ihnen zu leben.
Das Land ist noch schöner als dieses und die Kraniche sagten, das Land wäre ein Naturschutzgebiet und die Menschen dürfen es nicht betreten. Nur ein Waldhüter geht ab und zu durch das Gebiet, um die Pflanzen und Tiere zu beobachten. Er hat sogar schon Tiere gerettet, die durch herabfallende Baumstämme umgekommen wären.“

Alle klatschten, sosehr hat ihnen der Bericht der Blaumeisen gefallen.

„Die erste Blaumeise meldete sich noch einmal zu Wort. Wir müssen aber auf etwas aufmerksam machen, der Weg dorthin ist sehr weit und gefährlich. In manchen Abschnitten werdet ihr nur durch die Höhlengänge der Dachse gehen können. Wir haben mit den Dachsen auch schon gesprochen, dass sie euch führen werden. Andere Abschnitte werden durch große Flüsse getrennt, wo aber die Falken und andere Raubvögel die Ufer bewachen. Dort müssen wir immer beratschlagen , was wir machen können, um die Vögel abzulenken. Es werden einige Gefahren auf euch warten, aber ihr habt keine andere Wahl. Seid sehr vorsichtig und immer auf der Hut. Zum Glück habt ihr den Zauberer Arnhold an Eurer Seite.“
Nach diesen Worten waren die Elfen etwas ratlos.
König Odomil erhob die Hand und sprach.
„Ihr Moorelfen. Waldelfen und Blumenelfen. Wir reisen im Schutze der Harmonie und werden die Gefahren überstehen, indem wir zusammenhalten und uns gegenseitig schützen. Unsere Begleiter, die Vögel und Ameisen, die Libellen und Hummeln, die Marienkäfer und Grillen werden mit uns die Augen offen halten, damit wir den gesamten Weg unbeschadet überstehen. Vielleicht müssen wir zeitweilig sogar getrennte Wege nehmen, weil wir zu viele sind. Vielleicht müssen wir auch die Reise nur bei Nacht fortsetzen und unsere treuen Freunde, die Glühwürmchen werden uns den Weg erhellen.
Nur Angst dürfen wir nicht vor diesem Weg haben. Seid mutig und ruht euch noch bis zur Dämmerung aus. Dann starten wir.“


Der Umzug

Alle Elfen packten noch die Reste ein bis zum Umzug, nur die Kinder der Elfen, der Marienkäfer und Grillen waren total aus dem Häuschen vor lauter Aufregung, War es doch ihr erster Umzug und sie verbanden damit viele Abenteuer.
Zoki fragte Bruno „Kennst Du denn Kraniche, Bruno?“ Gesehen habe ich noch keine, aber ich hörte, wie der Vater der Mutter von den Kranichen erzählte. Es sollen große wunderschöne Vögel sein, die nur den Sommer über in diesen Ländern leben. Im Herbst fliegen sie weg, in den Süden.“
„In den Süden,“ fragte Zoki,“ wo ist das.“
„ Ich weiß es auch nicht, aber sie fliegen über den Ozean hat Vater erzählt.“
„ Den kenn ich auch nicht,“ sagte Zoki.,“ sollen wir mal Großmutter Agnesa fragen, vielleicht erzählt sie uns etwas darüber?“
„Ja, das ist eine gute Idee, wann wollen wir das machen.“
„ Am besten gleich, Bruno“ und schon flogen sie los und suchten Großmutter Agnesa.
Sie saß auf einer kleinen Bank vor ihrer Behausung und schaute auf ihren kleinen Garten.
„Bist du traurig, Großmutter Agnesa?“ Sie schaute auf und freute sich über den Besuch der Kinder.
„Ja, ein bisschen schon, habe ich doch lange an diesem Ort gelebt und jetzt müssen wir uns ein neues Zuhause suchen.“
„Großmutter , kennst Du denn die Kraniche? Wir würden zu gerne etwas über sie erfahren.“
„Viel weiß ich auch nicht, nur dass sie zum Herbst bisher immer über unser Land hinweg geflogen sind, auf dem Weg in den Süden. Sie kommen auf dem gleichen Weg wieder zurück, wenn der Frühling bei uns einkehrt. Wenn ihr mehr über die Kraniche wissen wollt, müsst ihr den blinden Schneckenkönig bitten, euch etwas über die schönen Vögel zu erzählen.
Auf der Reise habt ihr genug Zeit und vielleicht freut er sich über die Abwechslung.“


„Großmutter Agnesa, wie schafft der blinde Schneckenkönig es, mit uns mitzukommen,“ wollte Bruno wissen.
„Die Ameisen haben ihm ein großes Gestell gebaut, ähnlich wie ein Wagen und darauf wird er die Reise mitmachen. Die Tauben werden ihn tragen.“
„ Ja, und in den Pausen können wir ihn fragen,“ ergänzte Zoki.
„Nun ruht euch auch noch etwas aus,“ sagt Großmutter Agnesa den Kindern, „bald geht es los und da brauchen wir unsere Kraft.“
Sie flogen beide los und setzten sich in einen Busch.
„ Zoki, wie wohl der Süden sein mag und was ist ein Ozean? Wenn ich das nur wüsste.“
„ Du musst immer alles wissen,“ neckte Zoki den Bruno.
„ Na ja, schließlich bin ich der Zauberlehrling und muss alles wissen. Wie soll ich sonst später die Elfenvölker beschützen.“
„Bruno, und wir sehen das Meer, ich stelle mir das wunderschön vor, und du?“
„Ich weiß es nicht ,Zoki, ich hab es ja auch noch nicht gesehen.Von unseren Verwandten weiß ich aber, dass sie schon übers Meer geflogen sind und wenn sie erschöpft waren, haben sie sich aufs Wasser fallen lassen und sind dann von den Wellen weitergetragen worden.“
„Ja? „fragte Zoki mit großen Augen.
„ Frag mich nicht weiter, mehr weiß ich auch nicht,“antwortete Bruno.

Eine Fanfare ertönte, die alle Elfen zum sammeln aufrief und Zoki flog mit Bruno zum Festplatz.

König Odomil erwartete dort alle Bewohner des Landes Och und die treuen Freunde, die Wegbegleiter der Elfen werden wollten.
Dabei waren auch die Boten, die in vorderster Reihe standen.

„Wir brechen jetzt auf und folgen den Blaumeisen, die uns den Weg weisen. Wir fliegen in kleineren Gruppen, aber so dass wir uns immer in Sichtweite bewegen.“

Die Ameisen hatten es sich im Gepäck gemütlich gemacht, denn da sie nicht fliegen konnten, hatten die Tauben sich erboten, sie mit dem Gepäck zu transportieren. Dafür waren sie sehr dankbar, sonst hätten sie zurückbleiben müssen.

König Odomil besprach noch mit Großmutter Agnesa, dass sie doch eine Schutzeskorte brauchte, für das Kästchen der Harmonie. Er suchte starke Elfen aus, aus jedem Volk zwei, so dass sechs erwachsene Elfenjünger, die Großmutter Agnesa begleiteten.


2. Buch


Dunkle Schatten

Etwas entfernt auf einer anderen Lichtung, fand auch eine geheimnisvolle Versammlung statt.
Hornissen, Elstern, Füchse, sogar Falken und einige andere Tiere, die den Elfen nicht wohlgesonnen waren und schon seit langer Zeit mit List und Tücke am Werk waren, um an das Geheimnis der Harmonie zu kommen.
Griesbert, der älteste der Füchse sprach:“ Wenn es uns gelingt, das Kästchen mit der Harmonie zu vernichten, dann hätten wir viel mehr Chancen, unser Gebiet auszuweiten und zu jagen. Wir brauchten uns nicht mehr auf diesen Raum zu beschränken, sondern hätten das ganze Land der Elfen dazu. Wir könnten die Elfen für uns arbeiten lassen, dann würden auch wir zu Reichtum kommen. Was sagt ihr dazu?“
Die Hornissen stimmten zu und auch die Falken nickten. Die Elstern schnatterten sofort los, „dann könnten wir den Schmuck der Königinnen unter uns aufteilen, das wär ein Fest, all das Silber- und Goldgeschirr, die feinen Ketten und Ringe, das ganze Geschmeide. Ooooh.“

„Ich beanspruche den Posten des Oberzauberers,“ bedeutete Grieshart, der zweitälteste Bruder der Füchse. „Dann sollen sie endlich mal richtigen Zauber zu spüren bekommen, diese, ach so zarten Geschöpfe. Als wenn die Welt nur aus Schönheit besteht, ich werde sie schon das Fürchten lehren und endlich könnten dann auch die Mächte der Dunkelelfen unsere Bande stärken.

Wir müssen für die Elfen Verliese schaffen, wo sie solange eingesperrt werden, bis wir mit dem Bau unseres Herrschaftssitzes anfangen.“
Eine Hornissenmutter meldete sich zu Wort. „ Ich habe gestern die Tauben der Blumenelfen beobachtet und dabei gehört, wie sie sich unterhalten haben. Sie sind auf unseren Hügel geflogen und haben sich alles angesehen, weil sie eine neue Bleibe für die Elfenvölker suchen. Sie hatten die Aufgabe, die ansässigen Tiere um Erlaubnis zu fragen. Als sie Euch Füchse gesehen haben, sind sie schnell auf und davon. Hahahaha,“ lachte die Hornisse.
„das wären zwei schöne Happen für euch gewesen.“
Grieshart hörte aufmerksam zu und schüttelte mit dem Kopf. „Eine neue Bleibe, wieso?“
Die Hornissenmutter antwortete, „ich habe nur etwas von Baggern gehört, mehr kann ich leider nicht dazu sagen, sie hätten mich sonst gesehen .“
„ Wir müssen etwas unternehmen, um heraus zu bekommen, was die Elfen beabsichtigen.
He, ihr Mücken, ihr seid die Plagegeister. Fliegt gleich mal hinüber und versucht, alles , aber auch alles zu hören. Ihr seid in einer Stunde wieder da.“
Ein ganzer Schwarm Mücken machte sich auf den Weg zu den Elfen.

Schon im Anflug auf den Sitz der Blumenelfen kam ihnen der Zustand merkwürdig vor. War sonst immer Vogelgezwitscher und das Lärmen der Elfenkinder zu hören und die älteren Elfen bei der Arbeit zu beobachten, lag der ganze Ort verlassen da. Sie überflogen das Moor, um zu sehen, wo die Moorelfen waren, aber auch hier breitete sich eine Totenstille aus. Kein Schmetterling, kein Vogel machte sich bemerkbar und ganz ähnlich verhielt es sich im Wald.
Nur hier und da klopfte ein Specht.

„Wir müssen uns teilen, zehn fliegen zurück und sagen, was wir vorgefunden haben und der Rest teilt sich in drei Gruppen auf, eine fliegt nach Westen, eine nach Norden und eine nach Osten. Irgendwo müssen sie doch sein. Schließlich können nicht drei Elfenvölker einfach so verschwinden.“
Die Dämmerung war schon sehr weit fortgeschritten, als die Mücken wieder auf der Lichtung ankamen.

„Was? „Griesbert brüllte vor Wut. „Sie wollen uns entwischen: Das müssen wir verhindern!
Ihr Falken macht euch sofort auf den Weg und schaut in alle Richtungen, wohin sie wollen.
Gleich, sofort,“ brüllte er und die Falken erhoben sich hoch in die Luft und flogen nach Norden, Osten, Süden und Westen.
Inzwischen war die Dunkelheit hereingebrochen und die Mücken waren erschöpft. Wir müssen ausruhen, stöhnten sie, lasst uns morgen weitersuchen.
Eine lange Zeit verging und tiefe Nacht drückte auf das Land, der Mond hatte sich hinter den Wolken versteckt, so dass die Dunkelheit alles ineinander fließen ließ. Kein Baum, kein Strauch hob sich gegen den Himmel ab, alles war in schwarz gehüllt.
Wie grüne Lichter tanzten die Augen der Füchse über die Lichtung, als ein Falke zurück kam.

„Sie sind in Gruppen schon weit nach Norden gezogen und werden von Glühwürmchen begleitet, die ihnen, wie Laternen, den Weg erhellen. Sonst hätte ich sie in dieser dunklen Nacht auch nicht gefunden. Wenn sie die nächste Nacht weiterziehen kommen sie an die große Autostraße, die sie nicht ohne weiteres überqueren können. Wenn wir uns beeilen, können wir sie dort empfangen.“
„Lasst uns im Morgengrauen beraten, wie wir vorgehen wollen.“ Alle stimmten zu und trollten sich zu ihrem Schlafplatz.


Großmutter Agnesa saß unter dem großen Haselnussstrauch und hielt das Kästchen auf ihrem Schoß. Sie gedachte der Zeiten, als ihr das Kästchen mit dem Schatz der Harmonie als Hüterin übergeben wurde.

Jahrhunderte trug sie nun schon die Last dieses kostbaren Kästchens und nicht immer war es leicht, diesen Schatz zu bewahren .
Jetzt war eine besonders gefährliche Situation entstanden und sie grübelte, wie sie den Schatz unbehelligt an seinen zukünftigen Bestimmungsort bringen konnte
Sie öffnete das Kästchen nur einen Spalt und zog ein metallene Scheibe hervor. In dieser Scheibe waren vier wunderschön geschliffene Kristalle so angeordnet und verziert, das sie einer zauberhaften Blume gleichkamen. Ein weißer Bergkristall verkörperte die Luft, den Himmel mit den Himmelskörpern, ein blauer Aquamarin zauberte den Ozean in die Augen derer, die ihn anschauten, ein Granat zeigte das Feuer der Sonne am Abend und ein Rauchquarz vollendete gleichsam der Erde, das Gebilde.
Im Samtgewand liegend entfaltet sich die Harmonie der Elemente beim Öffnen des Kästchens zum sanften Ton, der jedes Lebewesen in Wonne erbeben lässt.
Ein furchtbarer Gedanke durchzuckte sie, was geschieht, wenn wir überfallen werden und das Kästchen entwendet wird?
Die Gefahr ist groß.
Schnell stand sie auf und suchte die Umgebung ab. Im Mondlicht schimmernd lag ein glatt polierter Stein unter einem Zweig . diesen hob sie auf und legte ihn in das Kästchen und verschloss es wieder.
Dann suchte sie in ihrer Tasche und holte ein flaches kleines Messer hervor. Damit löste sie vorsichtig die Steine von der verzierten Silberplatte. Mit Nadel und Faden nähte sie die Steine in vier verschiedene Mieder. Die Silberplatte nähte sie in den Gürtel, den Zoki trug.
Als sie ihre Arbeit vollendet hatte, legte sie sich nieder, um wenigstens auch noch eine kleine Ruhepause bis zum Aufbruch zu haben. Am Morgen musste sie mit Zoki sprechen, um sie in die Geheimnisse einzuweihen. Mit diesen Gedanken schlief sie ein.

Im Morgengrauen erwachte sie und ging , um Zoki zu wecken. Schlaftrunken rieb sich die kleine Elfe die Augen. „Großmutter, was ist?“
„Zoki, wir müssen miteinander reden, komm und sei leise, um die anderen nicht zu wecken.“
Etwas abseits vom Lager bedeute Großmutter Agnesa, sich zu setzen. Gespannt schaute Zoki auf die Großmutter .
„Zoki, du weißt, das wir uns auf einer gefährlichen Reise in ein anderes Land befinden. Viele Gefahren lauern auf uns, die wir noch nicht kennen. Wir müssen unter allen Umständen die Harmonie unbehelligt in unser neues Zuhause bringen, sonst sind wir verloren.
Damit wir das auch alles schaffen, werde ich dir jetzt das Geheimnis der Harmonie anvertrauen. Zoki, du wirst damit zu meiner Nachfolgerin, wenn mir auf unserer Reise etwas zustoßen sollte.“ Dann erzählte sie der kleinen Elfe, dass sie die Steine von der Platte entfernt hatte und diese in vier verschiedene Mieder eingenäht hatte. Den Gürtel mit der Silberplatte trug Zoki bereits.
„Wenn wir angekommen und in Sicherheit sind, werden wir die Steine wieder in die Silberplatte einsetzen und damit kann der Zauber wieder entfaltet werden. Es ist sicherer, dass vier verschiedene Elfen die Steine tragen, aber niemand außer uns beiden darf den Zusammenhang erfahren und wer die anderen Trägerinnen sind. Zoki, du musst aus jedem Elfenvolk eine junge Trägerin aussuchen, die du als zuverlässig und verantwortungsvoll einschätzt. Versuche bis zum frühen Abend sie einzeln zu mir zu bringen, damit wir ihnen die Mieder anziehen können. Keine von ihnen darf wissen, dass es noch weitere Trägerinnen gibt. Versprich mir das. Wenn die Steine ihre Trägerinnen gefunden haben, müssen wir weitersprechen.“
Zoki verneigte sich vor Großmutter Agnesa und versprach mit großem Ernst Folge zu leisten.
Schon lange wurde Zoki von der Großmutter in die Geheimnisse der Natur eingeweiht und sie nahm wissbegierig alles, denn sie wollte selbst einmal ein große Heilerin werden.
Geschwind flog sie zu den Moorelfen und suchte nach Laralil. Diese kleine Moorelfe war ein scheues Kind der Königin Ulire mit einem zauberhaften freundlichen Wesen ausgestattet. Zoki vertraute ihr völlig.
Sie fand sie beim Zusammenpacken ihrer Schlafdecke.
„Laralil, komm schnell her, ich muß mit Dir sprechen.“
Laralil sah auf und freute sich über Zoki. „Was gibt es denn Zoki?“
„Laralil, ich muß Dich um einen großen Gefallen bitten. Könntest Du Dir vorstellen, während unserer Reise in unser neues Land ein Geheimnis zu bewahren?“ Zoki flüsterte und sah, wie Laralils Augen groß wurden vor Staunen.
„Komm, ich möchte Dich zur Großmutter Agnesa bringen, sie wird es Dir erklären.“
Sie beeilten sich und Großmutter Agnesa übergab Laralil das kleine Mieder mit dem eingenähten Rauchquarz. „Dieses Mieder birgt ein Geheimnis, das Du niemanden anvertrauen darfst, nicht einmal Deinen Eltern. Bis wir in unserem neuen Zuhause sind, musst Du das Mieder tragen und darfst es niemals ablegen, auch wenn Du in Gefahr kommen solltest. Das Bestehen unseres gesamten Elfenvolkes hängt davon ab. Traust Du Dir das zu, kleine Moorelfe?“
Laralil nickte eifrig mit dem Köpfchen.“ Ich werde das Mieder mit meinem eigenen Leben verteidigen.“
„Bedenke kleine Moorelfe, es darf auch niemand von einer Verbindung zwischen Dir und Zoki in diesem Zusammenhang ahnen. Zum Spielen ist während unserer Reise sowieso keine Zeit, daher wäre es gut, wenn ihr euch voneinander fernhieltet. Macht euch ein Zeichen aus, wie ihr euch verständigen könnt, falls zu große Gefahr droht“ und damit verabschiedete sie Laralil.

Zoki zog Laralil hinaus und sie berieten, wie sie sich bei Gefahr verständigen würden.
„Sollte ich Gefahr bemerken, Zoki, werde ich ganz laut das Lied der Moorelfen singen.“
„ Ja, das ist gut,“ antwortete Zoki,“ aber sollte ich das vielleicht nicht hören müssen wir noch einen Ausweg suchen. Ich weiß, du versuchst Bruno zu benachrichtigen und der kann es mir dann sagen.“
„Gut, so machen wir das.“
„ Schwöre Laralil, dass Du das Geheimnis niemanden, wirklich niemanden offenbarst.“
„Ich schwöre es Dir Zoki“ und damit verabschiedete sie sich.

Indessen überlegte Zoki , wen sie noch mit dem Geheimnis betrauen könnte, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. Schnell flog sie wieder zu Großmutter.
„Großmutter, es sind aber nur 3 Elfenvölker bei uns, aus welchem Volk soll ich zwei Träger aussuchen?“
„ Zoki, die Blumenelfen sind das größte Volk und aus diesem musst Du zwei Gefährten auswählen.“
„Ja, Großmutter, das werde ich.“

Sie führte Sinderam, den Waldelf, Muriela und Mandor aus dem Volk der Blumenelfen zur Großmutter und jeder musste den Schwur leisten.

Suchend flog sie über den Lagerplatz, um Bruno zu entdecken. Sie sah ihn beim blinden Schneckenkönig sitzen, ganz im Gespräch vertieft.
Höflich grüßte sie und fragte, ob sie störe.
!Nein, nein, setz Dich“ ,antwortete der blinde Schneckenkönig schmunzelte freundlich.

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Im Morgengrauen schickte Griesbert seine Söldner, um alle zum Rat zusammen zu trommeln.
„Ihr Falken, jetzt müsst ihr uns jede Einzelheit des Weges schildern, wirklich jede Einzelheit ist wichtig, weil sich auch dort an der Autobahn ein Tor zu den Dunkelelfen befindet.“
Alle guckten überrascht und von hier und da kamen die Worte“.....was die Dunkelelfen? gibt es die denn überhaupt noch?“
„Und ob,“ frohlockte Grieshart, „schließlich bin ich es, der in all den Jahren Verbindung zu den Dunkelelfen und der dunklen Macht der Zwerggeister gehalten hat. Ohne mich würdet ihr gar nichts ausrichten.“
„Schon gut, schon gut,“ fauchte Griesbert ihn an. „Du wirst Deine Aufgabe schon rechtzeitig bekommen.“
„Falken, wir warten auf eure Rückkehr und werden dann die weiteren Aufgaben verteilen. Macht euch auf den Weg“ und die Falken schwangen sich in die Lüfte zu ihrem Kundschaftsflug.
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Indessen hörte Zoki aufmerksam zu, was der blinde Schneckenkönig erzählte.
Sie erschrak, als der blinde Schneckenkönig plötzlich aus uralten Zeiten sprach, als die Elfenvölker noch zusammen lebten.
„Wie meinst du das, „ fragte Bruno.
Die Elfenvölker haben sich vor Tausenden von Jahren getrennt, Zwietracht ist von den Erd- und Dunkelelfen ausgegangen. Die Dunkelelfen waren ein Volk, die sich der Ethik der anderen Elfenvölker überlegen fühlten. Sie hatten die Zauberei nicht im Sinne und zum Wohl der Völker angewandt, sondern wollten mit ihrer Hilfe, die Völker beherrschen, Sie haben die
die magischen Kräfte der Erde gebündelt und fürchterliche Wesen, die Argas, erschaffen, diese mit ungeheuren Kräften , 8 riesigen Füßen und Klauen ausgestattet. Der Kopf ähnelt einer Rieseneidechse mit großen Hauern, wie bei einem Eber , die gespaltene Zunge ist giftig, wie die Zähne einer Giftschlange. Sie haben keine Augen, aber ausgezeichnete Ohren und große Nasenlöcher, die mit Tentakeln ausgestattet sind und die Augen ersetzen. Sie können aufrecht gehen und haben zusätzlich an den Vorderfüssen Fangarme, die ihre Opfer erwürgen .Beide Völker haben der Harmonie abgeschworen und waren darauf aus, die Harmonie zu vernichten.
Es gab große Kriege zwischen den Elfenvölkern und nur unter vielen Verlusten und der Gemeinschaft ist es den 3 Elfenvölkern gelungen, die Erd- und Dunkelelfen zu verbannen.
Bisher hat es der große Geist der Harmonie geschafft, die Verbannung aufrecht zu erhalten.
Der Verbannungsort war unterirdisch und nur Eingeweihte wussten den genauen Ort.

Unsere Reise ist großen Gefahren ausgesetzt und wir müssen alle unsere Kräfte zum einen bündeln und zum anderen gut verteilen.

„Bruno, ich möchte Dich bitten, Deinen Vater zu mir zu schicken. Bevor wir weiterziehen muß ich unbedingt mit ihm sprechen.“
„ Das werde ich sofort ausrichten,“ antwortete Bruno und beide verabschiedeten sich.

„Bruno, warte, ich muß auch unbedingt mit Dir sprechen.“
„ Aber du hast doch gehört, welchen Auftrag ich habe, Zoki.“

„Ich kann mir denken, warum der blinde Schneckenkönig deinen Vater sprechen will.“
„ Ja? „staunte Bruno.

„Es geht um das Geheimnis der Harmonie Bruno. Großmutter Agnesa hat mich eingeweiht und ich kann die Verantwortung nicht allein tragen. Bruno, du wirst der nächste Großzauberer der Elfen sein und ich werde die Aufgaben von Großmutter Agnesa übernehmen. Damit sind wir beide die Auserwählten, die Harmonie zu beschützen.
Bruno, nur wir beide werden wissen, wer die Geheimnisträger sind“ und sie weihte ihn ein, wer die Träger der einzelnen Steine sind.
„ Bruno, wenn einem der Träger oder mir etwas passiert, dann musst du das Mieder an einen weiteren Träger weitergeben. Wir haben das Lied der Moorelfen als Erkennungszeichen bei Gefahr auserwählt.
Bruno, ich habe Angst vor diesen unheimlichen Wesen und vor den Dunkel- und Erdelfen. Ich hab vorher noch nie etwas davon gehört.“
„Ich auch nicht, Zoki,“ antwortete Bruno und seufzte tief unter dem Druck der Verantwortung, die jetzt auf ihnen lastete.
„Hol jetzt Deinen Vater Bruno“ und damit eilte sie davon.
Bruno flog geschwind zu seinem Vater und richtete den Auftrag aus.
„Bruno, wir sprechen beide, wenn ich wieder zurück bin“ und damit brauste der Zauberer Arnhold zum blinden Schneckenkönig.
„Sei gegrüßt, Zauberer Arnhold“,
„sei auch du gegrüßt, Schneckenkönig“ und der Zauberer Arnhold verneigte sich vor dem blinden Schneckenkönig.

„Du weißt, das ich der älteste von uns allen bin und es ist an der Zeit, mein Wissen weiter zu geben. Wir sind auf dieser Reise großen Gefahren ausgesetzt und keiner weiß, ob wir alle unbeschadet in dem neuen Land Erlenbruch ankommen. Aus dem Grund muß das Geheimnis der Harmonie auf mehrere Schultern verteilt werden. Es wird nur 2 Träger geben, die das ganze Geheimnis kennen. Es werden Zoki und Bruno sein. Sie waren gerade hier bei mir und ich habe ihnen von den Erd- und Dunkelelfen und auch den Argas erzählt. Sie kennen noch nicht alle Gefahren und alle Geheimnisse.
Zauberer Arnhold, du musst Zoki und Bruno mit dem großen Geist der Harmonie vertraut machen, denn wenn wir in größter Gefahr sind und die Elfenvölker möglicherweise vernichtet werden können, muß der große Geist der Harmonie gebündelt werden, damit er uns alle beschützen kann mit dem großen Bann-Zauber. Diese magische Formel musst Du weitergeben, rechtzeitig, damit wir der Gefahr entgegen wirken können.“

„Zauberer Arnhold, es ist an der Zeit, auch für Dich.“ Bedeutungsvoll klangen die Worte des blinden Schneckenkönigs und trafen den Zauberer Arnhold zutiefst.
Mit ernster Würde verabschiedete sich der Zauberer Arnhold und machte sich auf den Weg zur Großmutter Agnesa.

„Agnesa, du hast Zoki erst zum Teil in das Geheimnis eingeweiht. Unser Weg kreuzt das
das Elfentor, das wir für immer geschlossen glaubten. Die Menschen haben aber lange Straßen gebaut und möglicherweise gibt es schon Risse oder Spalten, die wir bisher noch nicht entdeckt haben. Die Hummeln berichteten, dass die Füchse sich sammeln und viele andere uns nicht wohlgesonnen Tiere um sich gesammelt haben. Weiter sprachen Sie davon, dass ein gewisser Grieshart schon lange Verbindung zu den Zwerggeistern und Dunkelelfen aufgenommen hat. Wir sind dem Tor schon recht nahe und müssen unsere ganze Aufmerksamkeit der Harmonie zuwenden.“
„Weihe Zoki ganz ein, damit auch sie gewappnet ist, ich werde dazu kommen und Bruno mitbringen.“


Marthes Sehnsucht

Die Morgensonne schickte ihre Strahlen durch die Jalousien und sie kitzelten Marthes Nase.
„Hatschi.“...Marthe öffnete die Augen und sah die Sonnenstrahlen.
„Mama, Mama,“ rief sie ganz aufgeregt,“ ich muss zum Bach, vielleicht ist mein kleiner Freund wieder da.“
„Guten Morgen, Liebes,“ sagte Mama.
„Dein kleiner Freund? Wer ist das denn?“
„ Mama, ich hab Dir doch schon soviel erzählt von dem kleinen Marienkäferchen.“
„Ach Marthe, bestimmt hast Du nur geträumt. Nein, nein, ich weiß es ganz genau, er hat mir die Elfen gezeigt.“ Erschrocken schlug sie mit ihrem Händchen auf den Mund.
„Ach Marthe, mein Kind, Elfen gibt es nur im Märchen und du hast bestimmt einen ganz wunderschönen Traum gehabt. Erzähl mir doch davon.“
Marthe rannte eilig hinaus ins Bad und rief nur ,“später, ja später“ und war froh, der Mutter entwischt zu sein.

Im Bad guckte sie sich intensiv im Spiegel an und wunderte sich. Ich habe die ganze Zeit nicht daran gedacht, hatte es vergessen, wieso. Es war doch so schön, so zauberhaft und ich durfte es niemanden erzählen. Zum Glück denkt Mama, ich habe nur geträumt.

Beim Frühstück schlang sie das Brötchen hinunter, um schnell an das Bächlein zu kommen.
Immer noch beim Laufen dachte sie, Pünktchen hat bestimmt schon oft auf mich gewartet und ich war nie da. Bestimmt ist er traurig. Hoffentlich kommt er heute.
Sie saß am Bach und schlenkerte ihre Beinchen, dass das Wasser spritzte. Es machte Spaß.
Nach einer Weile stand sie auf und untersuchte jeden Grashalm, schaute in die Büsche, betrachtete intensiv die Wiesenblumen, kein Marienkäferchen war zu sehen.
Ob er mich vergessen hat? Bestimmt denkt er, ich habe ihn vergessen, weil ich die ganze Zeit nicht am Bach war.
Sie wurde ganz traurig und ging bedrückt nach Hause. Dort nahm sie sich ihre Marienkäferbücher und schaute sich die Seiten an.

Das Geheimnis der Harmonie

Zoki saß bei der Großmutter und wartete mit ihr gemeinsam auf Bruno und den Zauberer Arnhold. Leises Brummen ertönte und schon waren beide da.

Zauberer Arnhold sah die beiden Kinder ernst an und sprach.
„Ihr seid unsere Nachfolger und Großmutter Agnesa hat euch schon einen Teil unseres Geheimnisses anvertraut. Wir hofften, dass wir damit schon alles zur Genüge getan hätten, aber für unsere Sicherheit reicht das nicht aus. Wir haben Kunde davon bekommen, dass das Böse sich zu sammeln beginnt und uns auf unserem Weg möglicherweise vernichten will, um an das Geheimnis der Harmonie zu kommen.
Das müssen wir auf jeden Fall verhindern und ihr sollt nun das ganze Geheimnis erfahren, damit ihr in der Lage seid, bei Gefahr, richtige Entscheidungen zu treffen.“

Großmutter Agnesa begann.“ Von unseren Gedenkfeiern wisst ihr, das dem Kästchen eine wunderschöne Melodie entsteigt, wenn ich es öffne. Diese Melodie und der daraus entstehende Regenbogen , der uns dann ganz umspannt, sind unser Schutzschild gegen das Böse .Er entsteht aber nur, wenn wir ihn rufen und dazu bedarf es folgender Worte in bestimmter Tonlage, die nie ein anderer hören darf.“


Feuer der Sonne,
allumfassender Hauch,
Ozeane, die uns umgeben
und Erde, die unser Leben birgt,

klingt unser Lied voll Wonne,
geheimnisvoll unser Brauch,
begleite uns auf unseren Wegen,
gleichsam unser Leben wird

Wir werden Dich behüten
wie du uns behütest in der Not,
mit unserem Leben Dir vergüten,
sei es bis in den Tod.

Sie sang ganz leise diese Worte und bestimmte den Kindern, sie sofort auswendig zu lernen.
Mit großem Ernst wiederholten die Kinder sehr leise die Worte, eingebettet in die sanfte Melodie . Sie waren sich der Verantwortung voll bewusst.
„Wenn ein Stein verloren gehen sollte oder vielleicht sogar in die Hände unserer Feinde gelangt, sind wir verloren. Nur ein Wunder kann uns dann noch retten.“

„Großmutter, Wunder? Wie meinst du das,“ fragte Zoki.
„ Nur eine reine junge Menschenseele kann den fehlenden Stein ersetzen und wir haben seit Jahrhunderten keinen Kontakt mehr zu den Menschen. Also gebt genau acht auf die Träger der Steine.“
„Großmutter Agnesa,“ fragte Bruno,“ wie kann ein Menschenkind den Stein ersetzen.“
„ Dazu müsst ihr euch alle an den Händen festhalten und gemeinsam die Worte mit dieser Melodie singen. Die Seele dieses Menschenkindes ersetzt dann den fehlenden Stein.
Wir kommen schon übermorgen zu der gefährlichsten Stelle und müssen vorbei an dem geschlossenen Elfentor. Wir wissen nicht, was uns erwartet.“

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Unruhe im Erdreich

In dem Erdgang unter der dicken Eibenwurzel ertönte leises Rascheln und schurfen. Der riesige Blindwurm schob sich durch den Gang und schimpfte innerlich über die Argas. Ungehobelte Klötze, hirnlose Untiere, alles Leben versuchen sie zu zertreten. Sie waren gefährlich diese Geschöpfe, die in der fürchterlichen Werkstatt der Zwerggeister, dem dienendem Gesinde der Dunkelelfen, entstanden.
Zwar wussten sie, dass der Blindwurm, wenn er sie in den Würgegriff nahm, auch töten konnte, aber sie gingen nur in Gemeinschaft mit mehreren, um sich nicht dieser Gefahr auszusetzen.
Der Blindwurm war ebenso alt, wie alle Elfenvölker und hatte die Entscheidung der drei Elfenvölker unterstützt. Sein Lebensraum war aber das Erdreich und so musste er sich mit den Gegebenheiten arrangieren. Die Dunkelelfen akzeptierten ihn als Weisen und manchmal befragten sie ihn auch um Rat, aber in ihre Pläne weihten sie ihn nicht ein.
Nur aus dem Geschwätz der hirnlosen Argas konnte er sich die Pläne zusammenreimen, wie sie die Gesamtherrschaft übernehmen wollten.
Er musste unbedingt die Tiere der Untererde zusammentrommeln, um mit ihnen zu beraten.
Auf dem Weg zur Dachsfamilie von Vater Grindol versuchte er, die Gespräche der Argas zu belauschen, aber sie waren in so weiter Ferne, dass er nur das wie Wiehern klingende Lachen hören konnte.

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„Was hast du zu berichten,“ fragte Salman mit rauchiger Stimme, den vor ihm knieenden Grieshart.
„Verehrter großer König, sie sind kurz vor dem Elfentor und ahnen nicht, was ihnen bevorsteht.“
Salmans Augen blickten abschätzig auf den geschwätzigen Fuchs. Er wusste, das dieser sich große Macht wünschte und die Stelle des Oberzauberers der Untererde begehrte. Solange er gute Informationen lieferte , ließ er ihn auch in dem Glauben.
Untererde würde aber nur noch zu dem Zwecke dienen, die Schätze zu beherbergen, die von den Zwerggeistern bewacht würden und die Argas in Position zu halten. Seine Pläne indessen bezogen sich auf Obererde und die Schaffung eines neuen großen Elfenreiches unter seiner Herrschaft. Die Erdelfen als Verbündete der Dunkelelfen besetzten schon einige wichtige Posten, neben den Großherzögen der Dunkelelfen. Da war kein Platz für so einen Schwätzer.
Ja, er, Salman, Herrscher der Dunkelelfen wollte ein großes Elfenreich errichten und in Frieden mit den Erd-, Moor-, Wald- und Blumenelfen leben. Selbstverständlich müssten diese seine Herrschaft anerkennen.
Das war bisher der wunde Punkt in seinen Überlegungen. Er wollte die anderen Elfenvölker nicht vernichten sondern zu einem großen Reich vereinigen, obwohl viele Stimmen dagegen sprachen.

Er beneidete die drei Elfenvölker um ihr harmonisches Leben im Einklang mit der Natur. Er musste das Geheimnis der Harmonie unbedingt in seine Hände bekommen. Nur wie, ohne Gewaltanwendung wird es kaum möglich sein.
Er hatte schon viel Böses in seinem Leben getan, aber das hatte ihn auch zur Einsamkeit im Erdreich verbannt. Es waren zu viele Jahre, in denen er darüber nachgedacht hat und er wollte Versöhnung.
Ich muss Maurin befragen.


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Zauberer Arnhold schaute die beiden Kinder ernst an. „Ich habe noch etwas für Euch.“
Er legte Bruno und Zoki ein Amulett um den Hals.
„Kinder, dieses Amulett soll euch beschützen, wenn ihr in große Gefahr geratet.“
„Zauberer Arnhold ,danke.“ Zoki verneigte sich, ebenso Bruno vor seinem Vater.

„Öffnet das Amulett.“ Beide öffneten ihr Amulett und erblickten einen kleinen Spiegel.
Verwundert schaute Zoki auf und fragte. „Wie soll uns dieser kleine Spiegel schützen?“

„Seid ihr in so großer Gefahr, dass ihr um euer Leben fürchten müsstet, dann haltet das Amulett in die Richtung aus der die Gefahr kommt und mit den Worten „öffne dich“ entsteht eine große unzerstörbare Spiegelwand, an der alles abprallt. Ihr könnt trotzdem alles sehen und beobachten, aber eure Feinde sehen nur sich selbst im Spiegel. Ihr könnt es ganz schnell in alle Richtungen halten, so dass ihr dann in einem unzerstörbarem Raum seid.“
„Ohhh,“staunten Bruno und Zoki.

„Probiert es nachher in dem kleinen Wäldchen aus. Mit „schließe dich“ verschwindet die Wand wieder. Nutzt das Amulett aber nur bei wirklicher Gefahr und versteckt es vor den anderen, damit es niemand sieht. Zwar sieht es aus, wie ein kleines Kettchen, aber ihr wisst nicht, wer Euch auf unserem Weg begegnet. Nehmt Euch besonders vor Elstern in acht. Elstern lieben alles glänzende und stehlen gerne.“
„Danke,“ kam es wie aus einem Munde und die Kinder flogen schnell in das kleine Wäldchen.


„Bruno fang Du an,“ sagte Zoki. Schon stand sie ihrem eigenen Spiegelbild gegenüber.
„Jetzt Du,“ nachdem der Spiegel wieder verschwunden war und Zoki sprach die Worte und konnte Bruno beobachten, wie er sich verwundert im Spiegel betrachtete.
„Ob es auch funktioniert, wenn wir beide ganz eng zusammenstehen?“
„ Ich probiers,“ rief Bruno begeistert und Zoki stellte sich ganz dicht neben Bruno. Beide beobachteten gespannt die Umgebung. Plötzlich hörten sie das Gekecker eines Vogels und eine große Elster landete direkt vor ihren Füßen. „Aaah,“ schnatterte die Elster, „wo ist er denn der glänzende Gegenstand, oder hat die Sonne nur geblendet. Ich hab ihn doch aber gesehen, gar nicht so klein, aber hier ist nichts.“ Plötzlich drehte sie sich und schaute direkt in den Spiegel. Mit dem Schnabel hieb sie auf den Spiegel ein.
„Du hast es gestohlen, gib es sofort zurück, zurück, zurück. Es gehört mir , mir , mir“. Und sie wurde immer wütender, bis ihr Schnabel blutete und sie erschöpft nur noch krächzte.
„Ich komm zurück und hol es mir,“ damit flog sie davon.

„Hast Du das gesehen, Zoki?“ Erschrocken sprach Bruno die Worte und die Spiegelwand verschwand wieder.
Zoki zitterte ein wenig, „wie groß sie sind, die Elstern, sie könnten uns mühelos im Schnabel wegtragen. Dein Vater hatte recht, Bruno. Wir müssen uns sehr in acht nehmen.“

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Maurins Rat

„Weise Maurin, hör mich an, ich brauche Deinen Rat.“
Maurin schnaufte ganz langsam und nach einer ganzen Weile sagte sie leise.
„ Ich weiß, ich weiß, schon lange warte ich darauf, dass du kommst.
Nur wenn Du Deine eigenen Wünsche zurückstellst, wird es dir gelingen in Frieden mit allen Elfenvölkern zu leben.“

Ungestüm erhob sich Salman,“ du weißt doch noch gar nicht, was ich dich fragen wollte.“
„Oh doch, oh doch, ich kenne dein Begehren schon lange, Salman. Du willst nicht auf deine Macht verzichten, im Gegenteil, du willst sie nur vergrößern und das unter dem Mantel der Liebenswürdigkeit. Bedenke, nicht du hast das Geheimnis der Harmonie, sondern die drei Elfenvölker auf der Erde. Sie haben dich hierher verbannt, weil Du nicht mit ihnen leben wolltest, sondern schon damals die Herrschaft angestrebt hast. Es hat sich nichts geändert, Dein Wunsch ist der gleiche. Noch größer, noch schöner, noch mächtiger möchtest du sein. Deine Einsamkeit gaukelt dir vor, ein Besserer geworden zu sein.
Was also willst Du?“

„Hilf mir, das Geheimnis der Harmonie in meinen Besitz zu bringen.“

„Nein,“ damit wandte sie sich um und wollte sich zurückziehen.
„Du alte Hexe, ich werde Dich zwingen, mir den Weg zu zeigen, wie ich mein Ziel erreiche.“
Er zog sein Schwert und wollte sich auf die Erdkröte stürzen.
Rot glühten die Augen, als sich Maurin ihm entgegenstellte. Sie öffnete das Maul und ein Nebel entströmte, der sofort alle Gliedmaßen des Dunkelelfs lähmte.
Seine Augen glotzten die weise Maurin verständnislos an.
„Nimm dich in acht, Salman und achte meinen Rat, sonst wirst Du selbst Böses erleben.
Nun geh.“
Benommen zog sich Salman zurück.
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In Vater Grindols Stube waren sie alle schon versammelt als der Blindwurm eintraf.
„Wir grüßen dich Blindwurm, du kommst gerade zur rechten Zeit.“
Die Nachrichten, die sich verbreiten sind beunruhigend.
„ Hast Du schon mit der weisen Maurin gesprochen?“
„Nein, ich wollte erst mit euch alles besprechen.“
Außer den Dachsen waren Ratten, Mäusen, Ameisen, Asseln, Borkenkäfer anwesend.
Sie alle waren den oberen drei Elfenvölkern zugetan und beobachteten seit langer Zeit die Machenschaften der Erd- und Dunkelelfen, der Zwerggeister und vor allen Dingen der Füchse und ihrer Anhänger.
„Wir haben es mit zwei Lagern zu tun, die sich dünken gemeinsam, die oberen Elfenvölker zu beherrschen. Bis jetzt ist es noch nicht offensichtlich, dass sie sich auch gegenseitig vernichten würden, um an das Geheimnis der Harmonie zu gelangen,“ sagte der Blindwurm.

„Salman verbreitet ja die Kunde, dass er gern mit allen Elfenvölkern in Frieden leben möchte und hat noch nicht einmal bemerkt, dass sich die Erdelfen schon ganz offen gegen ihn stellen.
Das stimmt und gerade hat Grieshart Untererde verlassen und die neuesten Nachrichten über den jetzigen Standort der Elfenvölker berichtet. In knapp zwei Tagen passieren sie das Elfentor. Noch ist es nur einen kleinen Spalt geöffnet, aber wenn Salman die Argas losschickt, wird es nicht lange dauern, bis das Tor soweit geöffnet ist, das die Dunkelelfen hindurch können.“
„Ohje,“ seufzte Vater Grindol,“ dann sind die Jahre der Ruhe wohl vorbei. Wir müssen noch heute mit der weisen Maurin sprechen.“

„Genau das dachte ich auch,“ klang es von der Tür und die weise Maurin trat langsam ein. Alle begrüßten sie freundlich und ehrerbietig.
„Ich hatte gerade ein Gespräch mit Salman, er bat mich, ihn dabei zu unterstützen, das Geheimnis der Harmonie zu erbeuten. Als ich ablehnte erhob er sein Schwert gegen mich, so dass ich gezwungen war, ihn meinen Schwefelodem spüren zu lassen. Ich ließ ihn gehen, damit er sich besinnen kann.“

„Glaubst Du , dass er eines Besseren belehrt werden kann,“ fragte Vater Grindol.
„Nein , das glaube ich auch nicht, aber wir müssen gemeinsam versuchen, diesen Krieg unter den Elfenvölkern zu verhindern.“
Jeder machte seine Vorschläge und es dauerte, bis sie genaue Pläne hatten.

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Sein Traum fiel ihm wieder ein, ein großer Vogel, der herabstürzte und Marthe davon trug.
„Das darf nicht geschehen.“murmelte er.
„Was darf nicht geschehen Bruno,“ fragte Zoki. Bruno erzählte ihr ausführlich von dem Traum.
„Bruno, das ist genial.“
Verwundert schaute Bruno auf. „Ich versteh nicht.“
„ Weißt Du noch, was dein Vater sagte, wenn ein Stein abhanden kommt?“
„Ja, genau, dann ist mein kleine Freundin Marthe unsere letzte Rettung, aber wir wollen lieber aufpassen, das nichts derartiges passiert. Es darf nur die allerletzte Möglichkeit sein.“
„Ja Bruno, wir werden gleich noch einmal mit den Steinträgern sprechen.“

Indessen saß Sinderam der Sohn des Waldelfenkönigs unter einer Birke und dachte über den Sinn des Steines nach. Zögernd löste er das Mieder und betastete es von allen Seiten.
Auf seine Hand setzte sich ein Mücke und er verscheuchte sie. Es war ein lästiges Insekt, denn immer wieder flog das Tier auf die Hand, krabbelte über das Mieder, in sein Gesicht, bis er schließlich aufsprang und sich wieder zu den seinen gesellte. Das Mieder hatte er wieder angelegt.
Die Mücke, die auf Beobachtungsposten war, flog umgehend zur Ratsversammlung der Füchse und berichtete.
„Ein Elf hat sich von den anderen abgesondert und ein komisches Ding untersucht, dass er am Körper trug. Dort muß ein Geheimnis versteckt sein, denn er versucht immer, es vor den anderen zu verbergen.“
„Wer ist das,“ fragte Griesbert schroff.
„ Ich glaube, es ist ein Waldelf.“
„ Kennst Du seinen Namen?“
„Nein,“ wisperte die Mücke, „aber ich mache mich sofort auf den Weg und werde den Namen herausfinden“ und schwang sich in die Lüfte.
„Was kann das schon sein, bestimmt einer seiner kleinsten Schätze, die er unerlaubt mitgenommen hat,“ unkte Grieshart. „Haben wir nichts Wichtigeres zu tun?“
„Sei still und lass dein Geschwätz,“ fuhr ihn Griesbert an. „Wir brauchen jeden möglichen Hinweis, wie wir an das Geheimnis der Harmonie kommen.“
„Wenn wir das Geheimnis als Erste herausfinden, werden wir die Elfenvölker führen, genauso, wie wir es immer vorhatten. Die Erd- und Dunkelelfen werden unsere Berater sein und alle anderen unsere Diener. Wir werden ein Leben in Saus und Braus führen können, aber bis dahin ist noch vieles zu überlegen. Also konzentriert euch auf eure Aufgaben.“
Damit hob er die Versammlung auf und die Füchse stoben in alle Richtungen davon.

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Salman schleppte sich immer noch ein wenig benommen in seine Gemächer. Es blieb ihm wohl doch nichts anderes übrig, als zum offenen Krieg gegen die Völker der Obererde aufzurufen.
Wieso hatte ihn die alte Hexe auch so diffamiert. Sonst widerfährt Dir Böses, äffte er in Gedanken nach. Alle waren auf seiner Seite, also wozu das Gerede?
Es klopfte und Nodemes, der 1. Minister der Erdelfen trat ein.
„Großer Salman, die Erdelfen schicken mich als Gesandten, um dir zu verkünden, dass wir auf keinen Fall ein friedliches Miteinander mit den Elfenvölkern der Obererde eingehen werden.“
Er trat einen Schritt zurück, weil Salman in aufbrausender Geste aufsprang. „Was? Was soll das heißen? Wir sind ein Bündnis miteinander eingegangen, wollt ihr das brechen?“
Plötzlich stürzten sechs weitere Erdelfen in den Raum und legten Salman in Fesseln.
„Wir haben von Deinem Gespräch mit der weisen Maurin erfahren und denken, Du willst im Alleingang, die Herrschaft an dich reißen. Das werden wir verhindern.“
„Führt ihn ins unterste Verlies“.
„Sobald wir das Geheimnis der Harmonie in unseren Händen halten, werden wir entscheiden, was mit Dir geschieht. Du wolltest uns betrügen.“

„Nein, nein,“ schrie Salman außer sich, aber die Schergen waren unerbittlich und führten ihn ab.
Sie stießen ihn in das dunkelste Verlies, das seit Jahren nicht mehr benutzt worden war.
Fassungslos saß er auf dem kalten Boden und konnte kaum seine Gedanken sammeln.

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Maurin sagte, „sie haben ihn eben ins unterste Verlies gebracht.“
„Wen,“ fragten alle wie aus einem Munde.
„ Salman,“ antwortete sie. „Ich habe es ihm gesagt. Die Erdelfen wollen ihn schon lange aus dem Weg räumen, weil sie mit seinem Friedensreden nicht einverstanden sind.
Alle wollen die Macht des Geheimnisses der Harmonie für sich. Die Erdelfen, die Dunkelelfen, die Füchse, ja sogar die Zwerggeister und Argas sprechen nur noch davon, wie sie das erreichen können und wir müssen es hier verhindern, oben können nur unsere Verbündeten einschreiten.“
Sich zu den Borkenkäfern wendend sagte sie, „sobald die Argas sich auf den Weg zum Elfentor machen, seid ihr an der Reihe. Ihre Körper sind aus Holz, aber nehmt Euch vor den Fangarmen in acht.“
„ So schnell können die sich gar nicht umsehen, wie wir sie vernichtet haben mit unserem ganzen Heer.“
„ Seid trotzdem vorsichtig,“ mahnte Maurin.
„Wir sind die Spione und werden über alles berichten, wann sich wer in Bewegung setzt,“ sagte der oberste Mäuseanführer.
„Wir werden uns die Zwerggeister vornehmen,“ sprach die erste Ratte, „sie fürchten uns, weil wir fast so groß sind wie sie, aber wesentlich schärfere Zähne haben.“
„ Und nicht nur das,“ lachte die zweite Ratte, „auch einen schärferen Verstand. Die Zwerggeister haben doch nur ihre Edelsteine im Kopf.“
„Ich werde alle Blindwürmer der Untererde zusammen trommeln, wir halten die Erdelfen auf und versuchen, sie in die unteren Verliese zu bringen.“
„Vater Grindol mit seinen Dachsen und ich werden die Dunkelelfen erwarten. Mein Odem lähmt ihre Muskeln und die Dachse haben dann hoffentlich ein leichtes Spiel“ sagte Maurin zum Schluß.

Zufrieden gingen sie auseinander, schließlich waren noch fast 2 Tage Zeit .

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Es war Nachmittag und die Sonne stand immer noch am Himmel und schickte ihre Strahlen wärmend auf alle Pflanzen am Bach. Wieder saß Marthe wartend dort und plätscherte mit den Füßen im Wasser.
Plötzlich zwickte sie etwas ins Bein und sie sah, dass ein Marienkäferchen schnell die Wade hoch krabbelte.
Sie ließ ihn auf ihre Finger krabbeln und ihr Herz klopfte laut. „Lass es doch bitte Pünktchen sein,“ flüsterte sie in Gedanken.
Auf der Fingerspitze machte es sich der Marienkäfer gemütlich.
„Ich hab dich lange nicht gesehen Marthe.“
„ Du bist es wirklich ,“jubelte Marthe , „oh Pünktchen, ich hab dich so vermisst.
Wie ist es Dir ergangen, bist du immer noch mein Freund?“
„Marthe, ich bleibe dein Freund, solange, wie du es möchtest.“
„ Wie geht es den Elfen,“ fragte Marthe sogleich.
„Die Elfen haben sich auf die Reise gemacht, eine neue Heimat für sich zu finden.“ Bestürzt schaute Marthe auf den kleinen Marienkäfer.
„ Aber warum denn, dann werde ich sie niemals sehen?“
„Marthe, am See sind große Maschinen und machen die ganze Erde kaputt, nicht nur die Wiesen, sondern auch das Moor und den Wald.. Dort lebten die Elfen und die Maschinen haben sie verjagt.“
„Ohje,“ Marthe hatte noch das Gespräch ihrer Eltern in Erinnerung, das dort eine Ferienanlage gebaut wird..
„Wir haben es nicht gewusst, dass die Elfen dort leben,“ sagte sie traurig. „Niemand wusste es.“
„Ich weiß,“ tröstete Pünktchen,“ Elfen und Menschen haben seit Jahrhunderten keinen Kontakt mehr miteinander. Für euch gibt es Elfen ja nur noch in Märchenbüchern.“
„Das sagt Mama auch immer,“ bestätigte Marthe.
„Marthe, wenn ich eines Tages mal Deine Hilfe brauchen sollte, kann ich dann auf deine Freundschaft zählen?“
„Pünktchen, ich bin so glücklich, dass ich dich heute wieder getroffen habe. Natürlich helfe ich, wenn ich es kann.“

„Ich muss jetzt wieder fliegen, die Elfen brauchen mich. Wir sehen uns bald wieder Marthe, versprochen“ und schon sauste er los.

Überglücklich hüpfte Marthe nach Hause. Ihr kleiner Freund hatte sie nicht vergessen.


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Voll schwerer Gedanken saß König Odomil schon im Morgengrauen vor seinem Lager.
In 2 Tagen sind wir am Elfentor und wir wissen noch nicht, was uns dort erwartet.
Späher müssen voraus geschickt werden, um die Veränderungen dort zu erkunden.
Wir hatten viele Verluste zu beklagen, als das Tor vor endlos langer Zeit geschlossen wurde und Erd- und Dunkelelfen verbannt waren. Es sind nur noch wenige am Leben, die diese Ereignisse kennen. Großmutter Agnesa muss beim geschlossenen Zug bleiben, sie hütet das Geheimnis. Der blinde Schneckenkönig ist nicht in der Lage allein zu gehen. Der Zauberer Arnhold muss mitgehen , Asadil, König der Moorelfen und Sinderam, der Sohn des Waldelfenkönigs. Er hat sich bisher tapfer gezeigt und wir konnten uns immer auf ihn verlassen.
Er bat ein Glühwürmchen, die drei Auserwählten zu ihm zu bringen.
Wenig später erschien Sinderam, ein wenig verwundert verbeugte er sich vor dem König.
„Ihr habt mich rufen lassen?“
„ Leise,“ bedeutete ihm König Odomil, „wir erwarten noch König Asadil und Zauberer Arnhold.“
Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als beide erschienen und sich ebenfalls zum Gruß verneigten.
„Ich habe euch gerufen, um mit euch zu beraten, wie wir weiter vorgehen wollen..
In zwei Tagen sind wir am Elfentor und wir wissen nicht, welche Gefahren auf uns dort warten. Ihr sollt unsere Späher sein und die Lage auskundschaften. Während ihr, König Asadil und Sinderam, die Gegend oberhalb der Erde auskundschaftet und Euch genau das Gelände und die Veränderungen anseht und berichtet, versuchst Du, Zauberer Arnhold mit Vater Grindol Kontakt aufzunehmen. Lass Dir von ihm berichten, was sich inzwischen ereignet hat.Kommt spätestens heut abend zurück, damit wir in besonderem Fall noch Vorbereitungen treffen können.“
„König Asadil , Du hast die Aufgabe Sinderam über die damaligen Ereignisse aufzuklären und ihm genau zu sagen, wie er sich verhalten soll. Ich erwarte euch heut Abend,“ damit entließ er die drei, die sich sofort auf den Weg machten.
Während des Gespräches wuchs der Stolz in Sinderams Brust, das er Auserwählter war, um eventuelle Gefahren abzuwenden.
„Keiner weiß, was ich auf der Brust trage,“ murmelte Sinderam leise vor sich hin und verscheuchte eine Mücke, die sich während des Fluges auf seine Hand setzen wollte.
Hier ist doch kein Wasser in der Nähe, wieso also sind Mücken unterwegs, wunderte er sich insgeheim.
Die Mücke hatte genug gehört und machte sich sofort zum Rückflug bereit, um Griesbert zu berichten. „Wusste ich es doch, dass er ein Geheimnis zu verbergen hat,“ lachte sie in sich hinein.“Dafür bekomme ich im neuen Reich bestimmt einen guten Posten als Aufseher.“

„Ah, dort hinten leuchtet der See, ihr müsst von hier aus allein weiter fliegen, da ich zur Höhle von Vater Grindol fliege. Wir sehen uns bei König Odomil wieder. Viel Glück,“ sagte der Zauberer Arnhold zu seinen Begleitern und flog in Richtung See.

„Für uns ist es an der Zeit ein kleine Rast einzulege,“ bedeutete der König dem Prinzen .
Auf einer kleinen Schneise suchten sie einen Rastplatz.“ Sinderam, ich muß dir jetzt über die Ereignisse vor vielen Tausenden von Jahren berichten, damit du weißt, warum wir alle so in Sorge sind. Wir waren ein großes Volk, das aus fünf Elfenvölkern bestand.
Es kam zu Streit zwischen den Völkern und in einem Bund haben sich dann die Blumen-, Wald und Moorelfen zusammengeschlossen und mit Hilfe der Harmonie die Erd- und Dunkelelfen verbannt. Wir haben ein Tor errichtet, dass nur durch den Zauber der Harmonie die Jahre verschlossen geblieben ist. Die Erd- und Dunkelelfen wollten alle Völker unterjochen und die Herrschaft an sich reißen. Das hätte für uns anderen Völker Knechtschaft und Sklaverei bedeutet. Sie wollten uns das Geheimnis der Harmonie entreißen, aber uns ist es gelungen durch den Treueschwur unsere Gemeinschaft aufrecht zu erhalten. Wir müssen jetzt sehen, ob das Tor hält, oder ob es Risse aufweist. Es sind immer wieder Nachrichten aufgetaucht, dass in der Erdwelt Dinge geschehen, die uns noch nicht bekannt sind. Deshalb ist äußerste Vorsicht geboten . Bleibe also immer in meiner Nähe, damit wir uns gegenseitig unterstützen können. „
„Gewiß,“ murmelte Sinderam.
Hat Großmutter Agnesa mir deshalb das Mieder anvertraut, weil es Teil des Geheimnisses ist?
Ich muß mir das unbedingt anschauen, wenn ich eine Gelegenheit dazu finde, dachte Sinderam. Hat sie gewusst, dass ich auserwählt werde?

Ihr Weg führte sie in die Nähe der großen Straße und ein unheimlicher Lärm machte sich breit.
„Was ist das,“ fragte Sinderam König Asadil.
„ Das sind die großen Maschinen, die anscheinend auch die große Straße neu bauen. Ich hab sie gesehen, bevor sie ins Land Och gezogen sind. Diese Straße besteht aber schon lange, nur nicht ganz so groß, wie sie jetzt ist. Hoffentlich finden wir noch den Eingang zum Tor, damit wir alles kontrollieren können. Versuch trotzdem in meiner Nähe zu bleiben und halte die Augen offen. Es muß ein großer Felsblock irgendwo liegen. Darunter befindet sich der Eingang. Halt die Augen offen, Sinderam.“

„Ich glaub , ich sehe ihn,“ rief er und schon sauste Sinderam vorwärts. Er suchte nur ein Plätzchen, um weg zu kommen. Unbedingt musste er das Mieder öffnen, um zu sehen, was sich darin verbarg.

Hinter einem Stein versteckte er sich und zog eilig das Mieder hervor. Tastend suchte er nach einer Öffnung und sah die Naht. Schnell löste er den Faden und zog den Bergkristall heraus.
„Ohhhh,“ staunte er über den Glanz, den der Kristall im Sonnenlicht verbreitete. Die Sonne spiegelte sich in den geschliffenen Seiten und erzeugte Regenbogenfarben, an denen er sich gar nicht satt sehen konnte. Wie wunderschön, dachte Sinderam und hielt den Stein in die Sonne. Ein riesiger,dunkler Schatten erhob sich plötzlich über ihn und verschwunden war der Stein.
Ein großer , blau schwarz glänzender Vogel mit weißem Gefieder hatte ihm den Stein gestohlen und flog mit lautem Flügelschlag davon.
Völlig erstarrt saß Sinderam hinter dem Stein. Was tu ich nur, wenn Großmutter Agnesa entdeckt, dass ich das Geheimnis nicht bewahren konnte , dass ich meinen Schwur gebrochen habe.
Was werden die Könige über mich denken. Wir werden den Erlenbruch wegen meines Verrates vielleicht nicht erreichen.
Tränen der Reue brachen hervor und er schwor sich, den Stein zurück zu holen. Wohin könnte ihn der Vogel gebracht haben. Was war das für ein Vogel, wen konnte er nur fragen?
„Da bist du, Sinderam, ich dachte schon, die große Elster hätte dir etwas zuleide getan. Komm schnell, es ist nicht mehr weit. Sei vorsichtiger, die Elstern sind uns nicht wohlgesonnen, sie waren früher im Bunde mit den Dunkelelfen.“

Sinderam schossen die Gedanken durcheinander. Eine Elster hatte ihm den Stein gestohlen, ob sie von dem Geheimnis wusste? Wenn ja, dann konnte das kein gutes Ende nehmen. Vielleicht war es aber nur eine normale diebische Elster, eine von denen, die alles Glänzende stehlen.
Was mach ich nur? Wenn wir zurück sind, muß ich wohl gestehen, was mir passiert ist. Zuerst spreche ich mit Zoki., ja, vielleicht fällt ihr etwas ein, wie wir den Stein wieder zurück bekommen. Hoffentlich merkt keiner bis dahin etwas.

Sie waren fast am Ziel, als König Asadil sich suchend umschaute. Sinderam, schau dich genau um, kannst du etwas entdecken, das wie ein großer Stein aussieht? Sie flogen ein wenig höher, um bessere Sicht zu erlangen, aber von einem großen Stein, war weit und breit nichts zu sehen.
Die Straße war sehr breit geworden. Sie war noch nicht an allen Stellen geschlossen, aber die
Arbeit wurde unterbrochen. Sie sahen die Arbeiter an einer Stelle zusammen stehen und bemerkten die Gesten, die immer wieder in die Tiefe zeigten.
Dort muß es sein, wie kommen wir unbemerkt an die Stelle? Wir müssen warten, bis die Mensche eine Pause machen.
Sie zogen sich zurück , immer die Menschen im Auge behaltend und warteten.


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Die Elster spazierte wichtig keckernd mit gespreizten Flügeln vor Grieshart auf und ab.
„Ich bin der Mücke hinterhergeflogen. Willst du gar nicht wissen, was ich entdeckt habe?“
Grieshart gähnte gelangweilt. „Hast Du wieder einen Ohrring gestohle?Warum ist bloß dieser Glitzerkram so wichtig für Dich?“
„Nein, nein, keinen Ohrring, etwas viel wichtigeres.“
„ Lass mich in Ruhe mit Deinem Getue,“ schimpfte Grieshart.
„Hast du etwa noch nie etwas vom Geheimnis der Harmonie gehört?“
Die Elster spreizte sich noch mehr, wusste sie doch, dass sogleich ein Geschrei losging.
Statt dessen sprang Grieshart auf und verschloß der Elster mit seiner Pfote den Schnabel.
„Still, still, schrei nicht so herum. Was weißt du davon?“
„Nun , ich habe gehört, wie der Knabe darüber sprach.“
„ Welcher Knabe?“ verlangte Grieshart zu wissen.
„Bevor ich Dir weiteres erzähle, musst Du mir etwas versprechen.“
„ Ja, ja, was soll das sein.“
„Ich weiß, dass du deinen Bruder gern aus dem Weg hättest, damit du Herrscher werden kannst. Ich kenne auch deine Begegnungen mit den Dunkelelfen.“
Grieshart staunte.
„Ich könnte Dir dabei helfen, aber dafür möchte ich von Dir zum 1. Minister im neuen Reich ernannt werden. Ich weiß mehr über die ganze Geschichte, als Du vermutest. Wenn es Dir gelingen will, dann brauchst Du mich.“
„Du sollst mein 1. Minister werden,“ flüsterte Grieshart hoheitsvoll, „aber vorerst musst du mir alles erzählen, lass uns einen ungestörten Platz aufsuchen.“


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Vorsichtig spähte Zauberer Anhold in den dunklen Gang. Er horchte und langsam ging er hinein.
Von weither waren Geräusche zu hören, die er nicht zuordnen konnte. Der Weg war lang und immer weiter verzweigten sich die Gänge. Zauberer Arnhold kannte sich aus. Jetzt beeilte er sich zur Tür des Hauses von Vater Grindol zu kommen.
Nach seinem Klopfen wurde er hereingebeten.
Die Freunde waren versammelt und blickten erwartungsvoll auf Zauberer Arnhold.
„Seid gegrüßt, meine Freunde. Wir stehen 2 Tagesreisen von hier und alle warten auf meinen Bericht. König Asadil ist mit einem Getreuen zum alten Eingang des geschlossenen Elfentores. Sie sollen den Zustand überprüfen. Wir wollen danach unseren Weg beraten Zuerst möchte ich von euch hören, was ihr rausgefunden habt?“
Vater Grindol berichtete von den Ereignissen zwischen den Erd- und Dunkelelfen.
Schweigend hörte Zauberer Arnhold zu.

Es war also schon schlimmer , als sie angenommen hatten. Schließlich hatten sie gehofft, den Teil des Weges vorbei am Elfentor, in den Gängen der Dachse schadlos zu überstehen. Jetzt mussten sie sich auf einen Kampf vorbereiten. Zum Glück war Großmutter Agnesa umsichtig. Hoffentlich passiert keinem der Träger etwas.
Ich muß die Könige unterrichten . Wir schicken noch einen Boten, wie wir uns entschieden haben und damit verabschiedete sich Zauberer Arnhold.

Er beeilte sich geradewegs zum Rastplatz zurückzukommen und wurde dort schon ungeduldig erwartet.
„Was hast du zu berichten,“ fragte König Odomil. „Hast du auch Kunde vom König Asadil und Sinderam?“
„Nein, wir haben uns getrennt und ich denke, beide werden in Kürze hier eintreffen.“
Dann berichtete er von dem Gespräch mit Vater Grindol und der weisen alten Maurin.

Der Bericht verhieß nichts gutes. „Warten wir ab, was König Asadil zu berichten hat und dann beraten wir zusammen, was zu tun ist.“


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„Sinderam, wir werden etappenweise uns den Menschen nähern. Ich fliege ein Stück vor und warte auf dich, dann fliegst Du wieder ein Stück vor und wartest auf mich. Je näher wir kommen , umso vorsichtiger müssen wir sein ,wir bleiben immer in Sichtweite.“
Sinderam nickte und König Asadil flog ein Stück vor und setzt sich zwischen hohen Grasbüscheln. Er winkte Sinderam, zu kommen und als Sinderam die Flügel ausbreiten wollte, fühlte er sich plötzlich hochgehoben und hing mit seinem Wams im Schnabel eines großen Vogels. Vor Schreck schrie und zappelte er mit Armen und Beinen, aber er hatte Angst ,aus dem Wams zu rutschen . Im Sturzflug näherten sich der Vogel einer Lichtung und ließ den Elfenjüngling aus geringer Höhe fallen. Sofort stürzten sich einige Spinnen auf ihn und begannen in Windeseile ihn herumzuwerfen und einzuspinnen.
„Halt,“ schrie Grieshart die Spinnen an und sofort zogen sie sich zurück. Sinderam war bis zum Hals in ein Gewebe von Fäden eingewickelt, so dass er weder Arme noch Beine bewegen konnte. Auf dem Bauch liegend konnte er nicht erkennen, wer diesen Befehl ausgerufen hatte, aber ihm schwante Böses und seine Angst wurde immer größer.
„Dreh ihn um, ich will mit ihm sprechen,“ sagte die Stimme. Wieder näherte sich der große Schatten und ein Schnabel packte ihn und drehte ihn auf den Rücken.
„Woher hattest Du den Stein,“ fauchte ihn der große Fuchs an. Die nächste Frage folgte sogleich wie ein Peitschenhieb,
„Was ist das für ein Stein.“ Sinderam zitterte und log, „ich habe ihn gefunden.“
„ Du lügst schlecht, denn wir haben gesehen, dass Du den Stein aus Deinem Wams gezogen hast, als Du ihn angesehen hast. Also, wer hat dir den Stein gegeben und welche Bewandtnis hat es mit dem Stein. Sprich lieber in gutem Einvernehmen mit uns, bevor wir dich zum sprechen bringen.“
In seinem Kopf hämmerte es,“ ich darf es nicht sagen, ich darf es nicht sagen.“ Mit zitternder Stimme wiederholte er seinen Satz.
„Wie Du willst. Häng ihn auf,“ befahl Grieshart und sofort wurde er wieder von dem großen Schnabel gepackt und die Elster flog mit ihm in einen Baum und hängte den Kokon in die Zweige. Etwas entfernt von dem Baum konnte Sinderam endlich die Versammlung der Tiere sehen. Da waren Füchse, Elstern, große Mückenschwärme, Falken saßen auf Zweigen, die im Gras lagen und Hornissen. Er war in die Fänge der Verbündeten der Dunkelelfen geraten. „Sie werden mich umbringen,“ dachte er , das ist die Strafe und fühlte, wie ihm etwas Feuchtes auf den Kopf tropfte. Wieder fiel ein Tropfen und plötzlich bemerkte er, dass schon das ganze Fadengewebe voller solcher Tropfen war. Sein Haare klebten schon an den Fäden und wenn es so weiterging, wird er ganz von diesen klebrigen Tropfen bedeckt sein. Er versuchte nach oben zu schauen und entdeckte ein Heer von Blattläusen, die ihr Sekret absonderten.
„Hilfe, Hilfe,“ begann er zu schreien.
Die Elster flog auf einen Wink des Fuchses in den Baum und nahm den Kokon von den Zweigen.
Er lag direkt vor dem großen Fuchs und dieser fragte sofort.
„ Nun, willst Du unsere Fragen beantworten?“
Kleinlaut nickte Sinderam und die Elster begann mit ihrem Schnabel, das Gewebe zu zerschneiden und Sinderam herauszuschälen. Bindet ihm die Flügel und die Beine zusammen, damit er gar nicht auf den Gedanken kommen kann, zu fliehen.

„Erzähl,“ fordert ihn der Fuchs auf.
„Ich weiß wirklich nichts über den Stein, nur das Großmutter Agnesa ihn mir zur Aufbewahrung gegeben hat, bis wir im neuen Land sind.“
„Gibt es noch mehr Steine und wer hat sie? „donnerte der Fuchs wieder los.
„ Ich weiß es nicht, ich schwöre es und Tränen rannen ihm übers Gesicht.“
„Hängt ihn wieder auf, bis ihm mehr einfällt.“ Sofort machten die Spinnen sich daran, einen neuen Kokon um ihn zu spinnen und die Elster flog wieder in den gleichen Baum und hängte ihn zwischen die Zweige. Ihm war ganz elend zumute, er war doch nur in dieses Unglück geraten, weil er seine Neugier nicht bezähmen konnte.


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König Asadil sah, wie die Elster den Elfenjüngling packte und war erschrocken. So schnell wie möglich muß ich das Elfentor sehen, um dann zu den anderen zurück zu gelangen. Wir müssen Sinderam befreien. Er nahm ein Blatt und wickelte sich darin ein. So versuchte er sich den Menschen zu nähern, um einen Blick in die Grube zu bekommen.
Unbemerkt kam er an die Grube und kauerte neben den Menschenfüssen, immer darauf achtend, dass er nicht unvorsichtigerweise entdeckt wird. Ihre Gespräche beachtete er vor lauter Unruhe nicht. Er schaute hinunter und sah die Felsplatte einen Spalt geöffnet. Sie sind dabei, das Tor zu öffnen und es wird nicht mehr lange dauern, bis sie hindurch können. Langsam bewegte er sich rückwärts , bis er außer Gefahr der Füße war und breitete seine Flügel aus, um schnell zu den Gefährten zurück zu kommen.

Endlich, begrüßte König Odomil den Ankömmling.
„Wo ist Sinderam,“ fragte sogleich Großmutter Agnesa.
„Ich habe nichts Gutes zu berichten. Zuerst einmal muss ich euch sagen dass das Elfentor einen Spalt weit geöffnet ist und es nicht mehr lange dauert, bis die Dunkelelfen durchschlüpfen können. Möglicherweise helfen ihnen sogar die Menschen dabei, ohne dass sie es wissen. Die zweite Nachricht ist sehr schlimm. Sinderam wurde von einer Elster entführt.“
„ Nein, „entfuhr es Großmutter Agnesa. Sie sah sich suchend um. Zoki und Bruno standen in der Nähe und sie bedeutete ihnen, dass sie sich etwas abseits treffen müssten.
„Ihr habt es beide gehört?“
„ Ja, ,“ flüsterten beide ahnungsvoll. „Wenn die Elster Sinderam entführt hat, hat sie auch den Stein.Wenn wir es nicht schaffen, Sinderam zu befreien und damit den Stein wieder zu bekommen, dann ist das Geheimnis der Harmonie verloren.“

„Großmutter Agnesa, in dem Fall hast du doch gesagt, dass nur ein reines Menschenkind uns helfen kann. Ich kenne so ein Menschenkind und könnte sie zu uns holen.“
„ Das können wir dann machen, wenn wir wissen, wo Sinderam ist und ob wir ihn befreien können. Lasst uns wieder zu den anderen gehen, um zu hören, was beschlossen wird.“

Indessen beriet die Gruppe von Ingenieuren, die vor der offenen Felsspalte standen, was zu tun sei.
Nachdem alle Vorschläge angehört waren stimmten sie ab und einigten sich darauf, die Öffnung mit Beton voll zu gießen, ohne vorher weitere Bodenarbeiten an dieser Stelle zu unternehmen. Sie hatten die Stelle mit Infrarot abgetastet und gesehen, dass nur kleine Höhlengänge, wie die Tiere sie in den Boden graben, vorhanden waren. Mit dem Vollschütten durch Beton wurde die Gefahrenstelle für den Strassenbau beseitigt. Um 7.00 Uhr am nächsten Morgen sollte die Füllung mit Beton erfolgen.

Über dem Rastplatz wurde ein Geräusch laut und alle Elfen schauten in den Himmel und sahen 3 große Vögel langsam sich dem Rastplatz nähern. Die großen Flügel machten Lärm
und ein wenig ängstlich schauten die jungen Elfen dem Landeanflug der Vögel zu. Wunderschön waren sie anzusehen und schritten mit stolzem Blick auf die Gemeinschaft zu.

Sie verneigten sich vor den Elfen und der 1. Vogel sprach mit schöner Stimme. Wir sind die Abordnung des Königs der Kraniche und sollen Euch auf dem Weg zum Erlenbruch Schutz gewähren. Wer ist euer König?
König Odomil erhob sich und stellte zuerst sich vor und anschließend die Könige der Wald-und Moorelfen vor. Erfreut waren alle Elfen über die unverhoffte Hilfe der Kraniche und bewunderten die Schönheit der Tiere. König Odomil erzählte von der Gefahr, die sie in den nächsten Tagen erwartete und die Kraniche hörten aufmerksam zu. Auch die Entführung von Sinderam durch eine Elster wurde vorgetragen. Die Kraniche zogen sich zu einem kurzen Gespräch zurück . Die Elfen sahen, wie sie einander zunickten und sogleich kam der 1.Kranich zurück und sagte. „Wir werden einen Beobachtungsflug unternehmen und sind in Kürze zurück.“

Schon stiegen sie mit großen Schwingen in die Lüfte flogen aber nur so hoch, dass sie alles auf dem Boden beobachten konnten. Schon von weitem sahen sie die Versammlung der Tiere
auf der Lichtung und machten sich zum Landeanflug bereit. Die Tiere stoben in alle Richtungen und flohen vor den Kranichen. „Hier muss etwas sein, also untersuchen wir jeden Baum und jeden Strauch“ sprach der 1. Kranich. Aufmerksam schritten sie die Lichtung ab, schauten unter jeden Strauch, bis der 3. Kranich begann, die Baumkronen zu betrachten. „Nun seht Euch das an, welch ein seltsamer großer Kokon“ Mit diesem Worten hob er sich in die Luft und nahm vorsichtig den Kokon von den Zweigen. Vor lauter Angst begann Sinderam zu schreien. Lachend legte der Kranich ihn vorsichtig auf den Fußboden und sagte.“ Du bist gerettet, Elfenkind. Wir werden Dich zu Deiner Familie zurück bringen“ und schon nahm der 3.Kranich ihn in den Schnabel samt Kokon und sie flogen auf dem schnellsten Wege zum Rastplatz der Elfen.


Dort angekommen legten sie das Bündel vor König Odomil.“Ich hoffe, wir können damit unsere Hilfsbereitschaft zeigen“. Alle riefen vor lauter Freude durcheinander, nur Sinderam versteckte sich in seinem Kokon und wollte vor Scham gar nicht heraus. Er wußte, über den verlorenen Stein wird er Rechenschaft ablegen müssen.
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Sie beschlossen, Ihren Weg gleich in der Frühe fortzusetzen. Die Kraniche teilten ihnen mit,dass sie sich immer als Kundschafter abwechseln würden, um so für die Elfen ein sicheres Geleit zu schaffen und die Elfen dankten für die Unterstützung.

Großmutter Agnesa hatte sich von Sinderam noch einmal die Ereignisse schildern lassen
und sann etwas abseits darüber nach, wie sie wieder die Harmonie der Steine zusammenfügen könnte.
Erst mussten sie jedoch die Gefahrenstelle hinter sich gebracht haben und mit sorgenvollen Gedanken schlief sie ein.


Am nächsten Morgen überstrahlte ein wundervolles Morgenrot die noch ruhende Gemeinschaft.

Die Kraniche standen aber schon beisammen und tauschten Gedanken aus über die Ereignisse des vergangenen Tages.
Ihnen ist ein Bergkristall von den Elstern gestohlen worden. Vielleicht können wir Ihnen helfen. Unsere Altvorderen kennen sich in diesen Dingen aus und wissen genau, wie ein solcher Stein zu beschaffen ist.
„Ich fliege sogleich zum Erlenbruch und spreche mit dem Ältesten“ sagte der 1.Kranich, „dann haben sie Zeit, sich Informationen zu beschaffen. Ich bin so schnell wie möglich wieder zurück“
„ Das ist ein guter Gedanke“ nickten die beiden anderen und damit erhob sich auch schon der Kranich und flog davon.

Auch Bruno lag schon wach und grübelte, wie der Stein wieder zu erlangen war, oder ob vielleicht nur die Möglichkeit bestand, seine kleine Menschenfreundin in das Geheimnis der Harmonie einzuweihen. Nur konnte er das nicht allein entscheiden. Dazu müsste König Odomil, Großmutter Agnesa, der Zauberer Arnhold ihr Einverständnis geben.
Ein Rascheln riss ihn aus seinen Gedanken. Sinderam zupfte an dem Blatt, auf dem er ruhte.
„Bruno, schläfst du noch? flüsterte Sinderam.
„Nein“ antwortete Bruno, „was willst Du denn so früh, alle schlafen noch.“
„Was kann ich nur tun, damit wir den Stein wieder bekommen? Bruno, dein Vater ist doch der große Zauberer, vielleicht weiß er ja einen Rat. Bruno, ich bitte Dich, bring mich doch zu ihm, ich will auch alles wahrheitsgetreu erzählen. Er kann mich ja auch bestrafen für meine große Neugier. Ich bin ja schuld, dass der Stein weg ist. Bruno, bitte.“
Bruno schaute ihn mitleidig an. „Ich werde es versuchen, aber noch ist es zu früh, ich sag Dir Bescheid. Versuch Du auch, noch ein wenig zu ruhen.“
„Danke“ hauchte der Elfenprinz und schlich leise weg.


Auf der Baustelle war schon reges Treiben. Große Wagen fuhren heran und füllten einen riesigen Behälter mit Beton.
Der Bauleiter stand an der Öffnung und betrachtete noch einmal die Lage. Ihm kam es vor, als wären die Gänge größer geworden. Er bedeutete dem Fahrer, den Trichter auf die Öffnung zu lenken und gab die Anweisung, mit der Füllung zu beginnen. Sofort ergoss sich ein breiter Strahl Beton in die Öffnung. Der Bauleiter sah, wie die Betonmasse in den Tiefen der Gänge verschwand.
Hmm, anscheinend sind die Gänge doch größer, als wir durch die Infrarotmessung ermittelt haben. Dann muss sofort Nachschub organisiert werden. Er nahm sein Telefon aus der Tasche und begann ein Gespräch mit der Unternehmensleitung.


Großmutter Agnesa war auf dem Weg zu König Odomil. Sie hatte kaum geschlafen, soviel Sorgen bereitete ihr das Verschwinden des Bergkristalls. Wir müssen eine Lösung finden, wie das Geheimnis der Harmonie wieder hergestellt werden kann. Sie hoffte, der Zauberer Arnhold würde auch schon auf dem Wege sein.
König Odomil begrüßte sie schon vor seinem Lager und sagte, der Zauberer Arnhold sei auch schon auf dem Weg. Die Begrüßung war kaum zu Ende, als Besagter schon auftauchte und beide begrüßte. Sie zogen sich zurück an einen unbeobachteten Ort und Zauberer Arnhold begann.
„ Die Steine wirken nur in der Gesamtheit, zusammengefügt und begleitet von dem Zauberspruch kann sich die Himmelsmelodie entfalten. Fehlt ein Glied ist das Geheimnis verloren gegangen. Die Steine sind aus allen Himmelsrichtungen von den Vorfahren unserer Ahnen zusammengetragen worden und der Bergkristall stammt aus dem Abendland.“
„ Das Abendland“ sagte leise König Odomil, „ wie lange habe ich das Wort schon nicht mehr gehört? Wir haben keine Verbindung mehr zu den Ahnen, die noch im Abendland leben.
Eine Reise dorthin würde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.“
„ Es gäbe noch eine andere Möglichkeit. Ein reines Menschenkind könnte die Lücke schließen.“ sann Großmutter Agnesa.
„Ja, ja, ich kenne das Menschenskind,“ polterte Zauberer Arnhold. „Bruno liegt mir damit schon in den Ohren, aber wir können keinem Menschen mehr vertrauen,das wissen wir seit Jahrhunderten“.
„Du kennst das Menschenkind? fragte König Odomil.
Zauberer Arnhold berichtete von der Begegnung zwischen Bruno und der kleinen Marthe und erzählte auch, dass er diese Begegnung wieder aus dem Gedächtnis der Kleinen gelöscht hat.
„ Ja, dann können wir sie doch zu uns holen und anschließend löscht du die Ereignisse wieder in ihrem Gedächtnis“ sagte erfreut König Odomil.
„ Das ist nicht möglich, weil ich diesen Zauber nur einmal auslösen kann bei einem Menschen. Zu anderen haben wir keinen Kontakt.“
Wieder sanken alle drei ins Grübeln, als ein Rauschen sie hochblicken ließ. Ein Kranich ließ sich vor Ihnen nieder und grüßte höflich.
Der 1.Kranich war zurückgekehrt.
„Ich möchte Euch unterrichten, was ich auf meinem Erkundungsflug erfahren habe. Auf der Baustelle sind die Arbeiten in vollem Gange und alle Öffnungen werden mit einer dickflüssigen Masse aus Beton geschlossen. Sie fahren eine Ladung nach der anderen zum Trichter, der die Masse in die Öffnungen gießt. Bald ist die Arbeit getan und wir können ohne Gefahr unsere Reise fortsetzen.“
Erleichterung war auf allen Gesichtern zu sehen. Sollten sie wirklich ohne Gefahr das Elfentor passieren können?
König Odomil bedankte sich für die Information und beschloss, zum Aufbruch zu rufen.
Zu Großmutter Agnesa und Zauberer Arnhold gewandt, sagte er „ dann bleibt uns noch Zeit bis wir im Erlenbruch angekommen sind. Wir haben auf der Reise noch die Möglichkeit, nach weiteren Wegen zu suchen, den Stein zu beschaffen.“ Damit wandte er sich seinen Pflichten zu.
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Pünktlich am Morgen war die Ratte zur Stelle, um zu beobachten, was die Menschen vorhatten. Die großen Maschinen machten ihr keine Angst mehr. Sie wußte, wenn die Maschinen rollten, dann musste sie sich aus dem Staub machen. Das Gespräch am Vorabend hatte sie belauscht und nun wollte sie den Ablauf beobachten.
Plötzlich begannen die Motoren zu laufen und auf der Maschine am Rande der Öffnung drehte sich eine riesige Trommel. Ein großer Rüssel ragte bis in die Öffnung und mit großem Getöse stürzte eine dickflüssige Masse in die Öffnung. Wie eine Lawine wälzte sich die Masse in die unterirdischen Gänge und verschwand. Eine Ladung nach der anderen verschwand in den Tiefen der Erde, bis ein Stop erfolgte. Der Nachschub war auf dem Weg und die Arbeiter konnten eine Pause einlegen.

Die Ratte verschwand in einen der vielen kleinen Gänge, die in einigen Abstand dieser Öffnung vorhanden waren. Auf dem schnellsten Wege musste sie Vater Grindol unterrichten,was sie gehört und gesehen hatte.
Alle waren schon versammelt und Vater Grindol hörte dem aufgeregten Bericht des Blindwurmes zu. Die Argas waren gerade am Werk , als die breiige Masse plötzlich aus dem Nichts in die Öffnung des Elfentores stürzte. Sie sanken immer tiefer in die Masse und konnten sich nicht befreien. „Um diese Ungeheuer ist es nicht schade“ sagte Vater Grindol
„Die Masse soll hart werden und das gesamte Elfentor verschließen. Die Menschen sprachen davon, dass die Öffnung bis zum Rand vollgefüllt wird“. setzte die Ratte ergänzend hinzu.
„Damit hat es dann doch noch eine gute Wendung genommen und ein Krieg ist verhindert worden. Die Dunkelelfen können keinen Schaden mehr anrichten. Die Elfenvölker können ungehindert ihren Weg in ihr neues Land fortsetzen“ begann die weise Maurin. „ Wir werden weiter mit den Dunkelelfen leben, vorerst sind aber alle Machtgedanken zunichte gemacht worden und ob sie jemals eine Gelegenheit finden werden, ein anderes Elfentor zu erreichen, das wissen wir nicht“. Damit wandte sie sich dem Ausgang zu und verabschiedete sich von den Anwesenden.

„Die weise Maurin hat recht, wenden wir uns wieder unseren Familien zu“ sagte Vater Grindol und begab sich auch auf den Heimweg und damit löste sich die Versammlung auf.


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Der Tross setzte sich in Bewegung und alle passierten unbeschadet das Elfentor. Sie hatten noch 4 Tage vor sich bis zum Erlenbruch.
Großmutter Agnesa hatte die Steine wieder in die Platte gesetzt und sann darüber nach, wie sie den verlorenen Bergkristall ersetzen könnte. Wenn sie keine Lösung finden würde, wäre das Geheimnis der Harmonie verloren.

Die neue Heimat – Der Erlenbruch-

Zoki, Bruno und Sinderam waren unterwegs, um die Umgebung kennenzulernen.
„Bruno, sieh nur wie groß die Bäume hier sind. Die Äste reichen fast bis an den Boden“, sagte Zoki. „Manche stehen mit dem Stamm im Wasser habe ich gestern bei meiner Erkundungstour gesehen. Riesige Nester sind darunter . Ob das wohl die Brutplätze der Kraniche sind?fragte Bruno.
„Lass uns doch einfach mal nachschauen“schlug Sinderam vor. „Ja“ sagte Zoki, aber wir müssen vorsichtig sein“
„Das werden wir“ stimmte Bruno zu und schon flogen sie in Richtung der großen Bäume.„Lass uns doch einfach mal nachschauen“ schlug Sinderam vor. „ Ja“ sagte Zoki“ aber wir müssen vorsichtig sein“. „ Das werden wir“ antwortete Bruno und startete zum Flug. Zoki und Sinderam beeilten sich hinterher zu kommen.
 
„Psst, leise“ flüsterte Bruno und deutete auf einen großen Baum, dessen Stamm im Wasser stand. Inseln aus Binsen ragten aus dem Wasser rund um den Baumstamm und es war ein Gesumm von Kleintieren über der Oberfläche dieses seltsamen Gewässers zu hören.
„Seht nur, dort ist ein großes Nest. Wollen wir versuchen, näher heran zu kommen“ murmelte Bruno, “folgt mir vorsichtig“.
Neugierig betrachtete Zoki die großen Bäume in der Umgebung, ihr war zumute, als würde ein besonders riesiger Baum sie beobachten. Ein bisschen unheimlich war es schon.
Ganz leise näherten sie sich dem Nest. Ein leichtes Klopfen ließ sie erschrocken innehalten.
„Seht nur“ flüsterte Zoki ganz leise, „darin liegen 2 Eier. Eines ist schon ein wenig aufgebrochen“ Wieder hörten sie das Klopfen und sahen, wie sich die Schale anhob und ein Stückchen weiter aufbrach. „Die Jungen schlüpfen wohl bald, lasst uns weiterfliegen, bevor die Eltern kommen und uns bemerken“ meinte leise Bruno. Zustimmend nickend machten sich die Drei auf den Weg.
„ Bruno, Sinderam, mir war vorhin, als würde uns ein großer Baum dort hinten beobachten. Ob das möglich sein kann? flüsterte Zoki. „Lass uns einfach nachschauen“ erwiderte Bruno.
Leise, so dass Sinderam es nicht hören konnte fragte er Zoki nach dem Amulett. „ Ja, ich trage es immer bei mir, Du auch?“ fragte sie zurück. Zustimmend nickte Bruno.
 
„ Seht nur, er ist weit und breit der größte Baum“ und wieder hatte Zoki den Eindruck, als hätte der Baum Augen und beobachtete sie. „ Habt ihr das gleiche Gefühl?“ fragte Zoki und beide nickten. „ Komisch, so etwas habe ich noch nie gehört, dass Bäume Augen haben und andere beobachten können“ kam ein Einspruch von Sinderam. In einem Rauschen und Raunen war ihnen, als würde ein Stimme zu ihnen sprechen.
„ Kinder müssen noch viel lernen in ihrem Leben“ Alle Drei sahen sich um, konnten aber niemanden entdecken. „ Kommt her, ich kann euch viel erzählen“ sprach die Stimme. Zoki sah, wie die Äste des Baumes sich hin und her wiegten. Es sah so aus, als würde sie der Baum heran winken. Einladend streckte er ihnen seine Äste entgegen. Zoki, Sinderam und Bruno ließen sich auf den Ästen der riesigen Erle nieder. „Marienkäfer kenne ich, aber euch kleine Elfen kenne ich nur aus Erzählungen meiner Vorfahren. In den Jahren meiner Vorfahren lebten hier auch Elfen. Ich habe sie nicht mehr kennengelernt. Umso mehr freue ich mich, jetzt die kleinen zauberhaften Wesen leibhaftig zu sehen“. raunte der Baumriese. Ich bin der Älteste und damit auch der Weise unter allen Bewohnern des Erlenbruchs. Die Kraniche haben mich gebeten, die Erlaubnis zu geben, Eure Völker einzuladen. Da seid ihr nun und ich bin entzückt, die Kinder der Elfen zu sehen“.
Artig stellten sich Zoki, Bruno und Sinderam vor und erzählten von ihrer Reise. Aufmerksam hörte der Baumriese zu und nickte zwischendurch immer zustimmend.
„Ich habe Euch beobachtet und habe Eure Neugier bemerkt. Seid sehr vorsichtig, denn auch hier im Erlenbruch gibt es missgünstige Bewohner. Am besten, ihr haltet Euch von den Weiden fern, besonders, wenn der Stamm hohl ist. Denkt an meine Warnung, wenn ihr den Erlenbruch weiter erforschen wollt. Morgen werde ich Euer ganzes Volk willkommen heißen“, damit verabschiedete er die Kinder und diese machten sich auf den Weg in ihr Lager.
„Seht nur, dort ist so eine Weide“ rief Sinderam. Die Weide sah zerzaust aus und die eine Seite klaffte weit auseinander. „ Komisch, es ist doch nur eine Weide, was hat er nur damit gemeint“ fragte Sinderam. „Los, kommt, wir werden bestimmt schon vermisst „ drängelte Zoki.
„Können wir nicht ein wenig näher zur Weide, nur um mal zu schauen?“ raunte Sinderam den beiden Gefährten zu und wollte sich schon auf den Weg machen. „Halt“ rief Bruno ihm zu, „hast Du nicht schon genug Unannehmlichkeiten verbreitet?“ Indes streifte ein kalter  Hauch die Kinder und züngelte über sie hinweg. Erschrocken machte Sinderam kehrt und sie eilten zum Lager.
„Zoki, hast Du diesen kalten Lufthauch bemerkt? fragte Bruno. „Ja, es fröstelte mich sogleich und hat ein sehr unangenehmes Gefühl in mir ausgelöst. Ich kann nicht mal so genau sagen, warum. Es war irgendwie unheimlich, so als würde mich etwas abtasten“ antwortete Zoki
Bruno nickte.“ Wir werden auf Sinderam aufpassen müssen.“ Im Lager angekommen verabschiedeten sie sich, um sich am nächsten Morgen wieder zu treffen.
                                       
Sinderam plagte die Neugier, er konnte vor lauter Überlegungen nicht einschlafen. Er ärgerte sich, weil ihm diese Neugier schon so viel Kummer eingebracht hat und trotzdem war sie immer wieder da. Warum nur sollten sie sich von der Weide fernhalten? Gab es noch mehr solcher Weiden? Umgab diese Weiden vielleicht sogar ein Geheimnis, das er nicht wissen dufte? Warum nur wurden sie von so wichtigen Dingen immer ausgeschlossen? Fragen über Fragen quälten ihn, bis er in einen unruhigen Schlaf sank.
 
Natürlich hatte auch er diesen unangenehmen kalten Hauch gespürt und es fröstelte ihn. Trotzdem konnte er der Versuchung nicht widerstehen und näherte sich der Weide. Etwas zog ihn immer näher zu dem riesigen Loch in der Weide. Plötzlich legte sich der Luftzug wie eine Fessel um ihn und ein Wirbel zog ihn direkt in die Öffnung. Ihm schwanden fast die Sinne, so wirbelte ihn die Luftströmung immer tiefer in die Weidenöffnung. Er konnte nichts mehr erkennen, nur diese Kälte verstärkte sich zunehmend. Er wusste nicht mehr, wie ihm geschah. So tief konnte doch keine Weide sein. Viele Vögel hatten ihre Nester in verkrüppelten Weiden, schoss es ihm durch den Kopf, aber dies war etwas völlig anderes. Tiefer und tiefer riss ihn der Luftstrom. Er hatte das Gefühl, als glitte er auf einer Eisbahn mit einem ungeheuren Tempo. Plötzlich löste sich die Strömung auf und etwas bremste seinen Fall. Er konnte nur Weiß um sich herum erkennen. Wieso ist alles weiß und vor allen Dingen, wieso ist es immer noch so kalt. Es ist doch Sommer? dachte er. Seine Füße stießen gegen einen scharfkantigen Gegenstand und vor Schmerz schrie er auf.
„ Wer stört meine Ruhe“ hörte er eine tiefe grauenvolle Stimme fragen. Sinderam drehte sich um, um zu sehen, wo er überhaupt war. Gleißendes Weiß stach in seine Augen und er musste sich erst langsam an diese Helligkeit gewöhnen. Die Hand schützend vor den Augen, versuchte er krampfhaft zu erkennen, woher diese Stimme kam.
„ Noch nie hat es jemand gewagt, in diese Gegend zu kommen um unsere heilige Ruhe zu stören seit Millionen von Jahren. Wer also bist Du, dass Du es wagst.“
 
Er sah vor sich nur einen großen weißen beinahe zweigeteilten Berg. Verdammt, wo bin ich nur? fragte sich Sinderam.
Ihn umfasste eiskaltes Weiß und er wurde hoch gehoben. Das Weiß löste sich und er stand auf einer weißen eisigen Fläche und traute sich nicht vor oder zurück, aus Angst zu rutschen oder zu fallen. Wieder ertönte die grauenvolle tiefe Stimme direkt vor ihm und er sah, wie sich eine Öffnung in der weißen Fläche vor ihm bewegte.  Ein Eisberg, der sprechen kann, seine Gedanken überschlugen sich,
Plötzlich öffneten sich auch noch zwei Spalten, die ihn beäugten. „ Also, wer bist Du“ fragte die Stimme.
„ Ich“, stotterte Sinderam“ ich bin Sinderam, aus dem Volk der  Waldelfen. Wir sind gerade erst im Erlenbruch angekommen in unserem neuen Zuhause.“
„Waldelfen, Erlenbruch? Erzähle mir nicht solchen Unsinn. Du stehst vor dem letzten Sollwächter des Toteises und es geziemt sich nicht, Unwahrheiten zu erzählen. Ich könnte Dich sofort in einen Eiszapfen verwandeln, wenn ich Dich nur anhauche. Also, woher kommst Du?“
Sinderam kroch die Kälte in die Glieder und zitternd begann er, die Geschichte des Umzugs der Elfenvölker in den Erlenbruch zu erzählen. Aufmerksam hörte der Sollwächter zu, nur ab und zu grollte er.
„ Deine Welt kenne ich nicht. Was Du erzählst, hört sich an, wie ein Märchen aus einer anderen Zeit. Meine Welt ist schon sehr klein geworden und ich bin der Letzte, der diese eisige Welt bewacht. Ständig und immer schneller verwandeln sich die Ränder des Eises in Wasser und ich werde schon lange nicht mehr gebraucht.“
Traurig klang die Stimme jetzt. „An den Rändern des Eises graben sich fremde Wesen Gänge, um unter das Eis zu kommen. Ich bin allein und nur mit meinem Atem kann ich diesen Wesen nichts anhaben. Sie sind keine Lebewesen und nur Lebendes kann ich in Eiszapfen verwandeln. Du tust mir leid, darum werde ich versuchen, Dir zu helfen.
Erst lass mich aber ruhen.“ Unruhig rutschte Sinderam auf der Eisfläche hin und her, während der Sollwächter ihn langsam zu Boden setzte.
 
Alles war eisig und Sinderam versuchte, die Arme um sich schlagend, ein wenig warm zu werden.
„ztztzt“ hörte er plötzlich ein Wispern. Er sah sich um und entdeckte am Fuße des alten Eisberges ein winziges Wesen.
„Wer bist du denn?
„Ich bin Lera, eine Schneeelfe und wer bist du?
„Ich bin auch ein Elf, ein Waldelf und meine verdammte Neugier hat mich hierher gebracht, dabei hat uns der weise Baumriese gewarnt, den Weiden nicht zu nahe zu kommen“
„Vielleicht hilft uns ja der Sollwächter, er hat es gesagt“. „Da kannst Du lange drauf warten, mir hat er das auch versprochen und ich bin immer noch hier“
antwortete Lera. Verdrießlich schaute Sinderam drein als er fragte „wie lange bist du denn schon hier“?
„Ich weiß es nicht mehr, sehr lange schon. Tag und Nacht sind kaum zu unterscheiden, darum verliert man das Zeitgefühl“ sagte Lera.
Wo leben die Schneeelfen, ich habe nie etwas von diesem Volk gehört. Erzähle mir bitte etwas von dir“ bat Sinderam. „Gern, aber Du mußt mir dann auch von Dir erzählen, ja?“antwortete Lera.
„Gewiss,aber erst du, spann mich nicht so auf die Folter“ , dabei setzte sich Sinderam auf den Boden und vergaß, dass er entsetzlich fror.
„Unser Land ist ganz weiß, bis auf die Bergspitzen, die ihre steinernen Spitzen bis in den Himmel schicken. Nur ganz wenige Monate im Jahr schmilzt der Schnee und es wachsen dann sogar Blumen auf den Berghängen und Wiesen. Meine Familie lebt am Königshof. Mein Vater ist Minister und meine Mutter Hofdame. Wir Kinder spielten im Garten, an den Wasserfällen und an den Berghängen. Wir beobachteten die großen Fische, die Schneehasen und Schneefüchse. Unser Hoflehrer hat uns immer gewarnt, vor allen Dingen die Wasserfälle zu meiden, es geschahen dort immer seltsame Dinge. Wir waren schrecklich neugierig, weil immer alle Ereignisse vor uns geheim gehalten wurden. Manchmal verschwanden einfach Elfen und wenn ich meinen Vater fragte, warnte er mich immer nur. Ich solle nicht fragen und die Wasserfälle meiden. Aber je mehr wir gewarnt wurden, um so neugieriger wurden wir. Meine Freunde und ich beschlossen, den großen Wasserfall zu beobachten.
Wir waren zu dritt. Die beiden Zwillinge Marven und Arven und ich. Stundenlang saßen wir im Versteck und haben den Wasserfall beobachtet.
Außer den großen Fischen, die so dumm waren und versuchten den Wasserfall hinauf zu schwimmen und zu springen, haben wir nichts entdecken können. Manchmal waren sehr große Fische dabei, aber das Schauspiel kannten wir ja schon. Wir sind dann näher an den Wasserfall gekrochen, um zu sehen, ob es etwas dahinter gibt. Eine ganze Weile geschah nichts. Ich beugte mich weiter vor, um vielleicht durch das Wasser hindurch zu schauen und plötzlich wurde ich aus meinem Versteck gehoben und alles war dunkel und ganz eng um mich. Ich wußte nicht, wo ich war. Ich wurde hin und her geschleudert und stieß mich an irgendwelchen harten Wänden, aber ich konnte nichts erkennen, sosehr ich mich auch bemühte. Plötzlich öffnete sich das Dunkel und ich wurde in einen eisigen, eisblauen Gang geworfen, der so glatt war, dass es überhaupt kein Halten für mich gab. Ich schlitterte auf dem Rücken , auf dem Bauch, stieß mir an den Vorsprüngen die Knochen und das Gesicht kaputt, aber ich war nicht in der Lage, meine Situation irgendwie zu verbessern. Es ging ganz steil bergab und ich wußte nicht, wie lange ich so schlitterte. Ich wußte auch nicht , wo ich war.
Mit Wucht prallte ich an einen Eisblock und blieb dort liegen, weil mir alle Sinne schwanden.
Als ich erwachte, hat ein Schneezwerg meine Wunden behandelt. Er sprach ganz beruhigend auf mich ein und brachte mich in die Obhut des Sollwächters. Seitdem bin ich hier. Die Schneezwerge arbeiten in den Tiefen der Berge und suchen Kristalle, um einen Palast zu bauen. Ich dufte nie mitgehen, das hat mir der Schneezwerg verboten“.
Sinderam unterbrach Lera, „Schneezwerge, die Kristalle suchen? Kannst du mich nicht zu den Zwergen führen? Ich suche auch einen Kristall, aber einen ganz bestimmten. Ich brauche ihn unbedingt, er ist für mich und unser Volk lebensnotwendig. Bitte ,Lera“.
Lera staunte, „du suchst auch einen Kristall? Wozu brauchst Du ihn denn? Jeder Kristall hat seine Bestimmung haben die Zwerge mir gesagt“.

„Ja, genau deswegen suche ich diesen Kristall“ und Sinderam begann seine Geschichte zu erzählen ,vom Geheimnis der Harmonie, von seiner Neugier, seiner Entführung und schließlich dem Diebstahl des Bergkristalls.
„Ohhh, dein Volk braucht dann wirklich den Kristall. Ich werde versuchen, mit dem Schneezwerg zu sprechen und dich vorstellen. Er ist ein guter Zwerg und vielleicht kann er dir und deinem Volk helfen. Wir müssen warten, ich weiß nie , wann er kommt“ sagte Lera mitfühlend.

- Vermisst-

„Guten Morgen Zoki, hast Du gut geschlafen ohne schlechte Träume von den alten Weiden“? fragte Bruno.
„Oh, ich habe ganz fest geschlafen, es war ja auch ganz schön aufregend gestern. Hast du Sinderam schon gesehen“? fragte Zoki.
Kopfschüttelnd sagte Bruno „ na, du weißt doch, dass Sinderam nicht gerade der Pünktlichste ist. Warten wir einfach. Heut ist ja der Empfang beim Baumriesen. Gehen wir mit“?
„Eigentlich habe ich keine Lust. Ich würde lieber den Erlenbruch weiter erkunden, vielleicht können wir ja auch das Meer sehen. Was meinst du, Bruno.
So plätschert ihr Gespräch dahin bis Zoki plötzlich aufsprang.“ Bruno, Er wird doch nicht allein zu den Weiden geflogen sein“? Helle Aufruhr breitete sich aus. „Zoki, wenn ja, was machen wir dann“ fragt Bruno ganz aufgeregt.
„Lass mich überlegen. Können wir Großmutter Agnesa fragen? Dann müssen wir auch von dem Besuch beim Baumriesen erzählen und auch von der Warnung vor den Weiden. Immer wieder Sinderam, aber lass uns erst im Lager nach ihm suchen. Danach entscheiden wir, komm,“ sagte Zoki und eilig flogen beide ins Lager. Sie trennten sich und jeder suchte verschiedene Quartiere ab. Sie wollten sich am Eingang wieder treffen.
„Uff, hast Du ihn gesehen, Bruno“? fragte Zoki schon beim Eintreffen, aber Bruno schüttelte den Kopf. „Ich habe so viele gefragt,aber niemand hat ihn heute gesehen. Unsere Vermutung wird wohl stimmen und er hat wieder Unheil angerichtet. Was machen wir nun Zoki“? Sorgenvoll stemmte Bruno den Kopf in seine Hände.
„Hast Du Dein Amulett dabei“, fragte Zoki. „ Ja, Du willst doch nicht wirklich, Zoki“ Bruno richtete sich fragend auf.
„Was bleibt uns anderes übrig, nur wir wissen von der Warnung des Baumriesen. Unser Volk hat schon soviel ertragen müssen, jetzt müssen wir das allein schaffen“ antwortete Zoki.
„Aber Zoki, wir müssen doch jemanden informieren, wir können ja nicht alle drei verschwinden, dann machen sich unsere Angehörigen Sorgen. Bloß wen können wir einweihen. Vater wird es uns verbieten und Großmutter Agnesa wird sofort König Odomil informieren. Das geht alles nicht.“sagte Bruno nachdenklich.
„Ich weiß, wen wir informieren können und vielleicht hat er ja auch eine Idee, wie wir Sinderam wiederfinden können. Wir fragen Bath, den Kundschafter der Kraniche. Er war es ja auch, der Sinderam wieder heim gebracht hat“ platzte Zoki heraus.
„Ja, das ist eine gute Idee, das machen wir gleich, komm Zoki“ und damit machten sich beide auf den Weg zu den Kranichen.
Im Lager fanden sie Bath nicht und die anderen Kraniche wussten nicht, wo sich er gerade befand.
„Was nun“? fragte Bruno ein wenig ratlos. „Dann müssen wir zum Baumriesen und ihn um Hilfe bitten“ sagte Zoki. „Nein lass uns abwarten, bis Bath zurück kommt“antwortete Bruno und sie setzten sich in die Nähe des Rastplatzes und beobachteten die anderen Kraniche.

-


Ungeduldig stampfte Sinderam hin und her. Die Kälte setzte ihm zu und Hunger verspürte er auch. „Wie komme ich nur wieder hier heraus? Wenn der Zwerg uns vielleicht nicht helfen will und was wird aus Lera? Ich wünschte, ich könnte ihr helfen, wieder zu ihrer Familie zu gelangen. Anscheinend wird sie genauso von Neugier geplagt wie ich. Vielleicht kann sie ja auch erst mal in unserem Volk aufgenommen werden. Wenn er doch endlich käme, der Zwerg“
„Sei leise Sinderam, ich höre etwas“ bemerkte Lera. Angestrengt horchte Sinderam, aber er konnte nichts hören.
„Lera, hast Du schon mal versucht, die Umgebung zu erforschen“ fragte Sinderam. Lera verneinte, sie hatte Angst.
„Der Zwerg kommt, Sinderam. Setz Dich zu mir, damit ich euch bekannt machen kann“.sagte Lera
Jetzt hörte Sinderam es auch, ein Schlurfen näherte sich und im nächsten Moment erschien ein sehr seltsames Wesen. Klein von Wuchs, ganz weiß, zottelige Kleidung und lange weiße Haare. Am merkwürdigsten waren die roten Augen. Auffällig waren auch die langen Arme und in der einen Hand hielt er eine für seine Größe monströse Spitzhacke. Auf diese stützte er sich, als er Lera begrüßte. „Du hast Besuch, Kind Lera? Wer ist das und wie kommt er hierher“?
Lera erwiderte artig die Begrüßung und stellte Sinderam vor.
„, Da seid ihr beide wohl vom gleichen Schlag, wie? schmunzelte der Zwerg.
„Großvater Goran, kannst du ihm helfen, den Kristall zu finden? Wenn er ihn nicht findet, ist sein Volk in großer Gefahr, denn das Geheimnis der Harmonie ist dann zerbrochen und sie sind ohne Schutz.“ bat Lera
Er müßte mit uns in den Berg, denn keiner kennt den Kristall, den er sucht. Alle haben verschiedene und nur der eine passt“ antwortete der Zwerg.
„Ja, ich komme mit und werde soviel arbeiten, bis ich den Kristall gefunden habe“ rief Sinderam begeistert.
„Nicht so schnell mein Sohn, denn unser Zwergenbund muss erst zustimmen, dass ein Fremder in unsere Eisberge kommt. Wir müssen auch den Sollwächter fragen, ob er Euch gehen läßt. Immerhin hat er euch das Leben gelassen. Es hat ihm wohl gefallen, was ihr berichten konntet. Also fragen wir ihn zuerst“, damit wandte er sich dem Sollwächter zu. Er raunte leise einen Namen, den die beiden Elfenkinder nicht verstanden. Der Sollwächter öffnete die Augen und nickte, nachdem der Zwerg ihm eine Weile etwas zuflüsterte.
„Ich bin traurig,wenn ihr mich verlassen wollt, aber ich habe es euch versprochen, also geht, am besten ganz schnell“. Mit diesen Worten öffnete er seine große Hand und die beiden Elfenkinder und auch der Zwerg stiegen auf seine Handfläche. Er umschloss sie, so dass sie nicht herunterfallen konnten und sein Arm wanderte in schwindelnde Höhe. Vor einem weißen Tor öffnete er die Hand und sie konnten aussteigen. Vor ihnen öffnete sich ein langer Gang.
„Wartet hier auf mich, ich werde den Zwergenbund befragen und komme sofort wieder zurück“ damit wandte sich der Zwerg in den Gang und verschwand schlurfenden Schrittes.
„Ich habe noch nie soviel Eis gesehen und vor allen Dingen kenne keine Eisberge, die sprechen können und Sollwächter sind“ sagte Sinderam.
„Ich bin mit soviel Schnee und Eis groß geworden, aber ich kenne auch keine Sollwächter. Vielleicht kennen meine Eltern noch Sollwächter. Wenn ich wieder daheim bin, werde ich sie fragen“ flüsterte Lera und eine Träne kullerte ihre zarte Wange hinunter, „ob ich sie wohl jemals wiedersehe“?
„Ganz bestimmt, ich helfe Dir dabei, sobald ich den Kristall gefunden habe. Zuerst kommst Du dann mit zu unserem Volk und unsere Ältesten wissen bestimmt einen Rat. Dann bringe ich Dich heim“. Zuversichtlich klang Sinderams Stimme, so dass Lera ihm sagte. „ Sinderam, ich helfe dir beim Suchen, zu zweit geht es bestimmt besser“. Voller Freude legte Sinderam den Arm um die kleine Elfe.
Schlurfende Schritte klangen aus dem Eisgang und der Zwerg erschien in Begleitung eines noch älteren Zwerges. Seine Zottel waren noch viel länger und die roten Augen schauten stechend auf Sinderam.
„Ich bin der Bundesälteste der Eiszwerge und habe Deine Geschichte gehört. Du bist schon genug gestraft und dein Wille, Deinem Volk zu helfen, wenn Du mit uns arbeitest, ist lobenswert. Wir werden Dir bei der Suche nicht helfen können, das musst Du allein tun“
„Ich helfe ihm“ platzte Lera heraus und war gleichzeitig erschrocken über ihren vorlauten Ausruf. Der Bundesälteste schaute sie lächelnd an, „du willst helfen, dann soll es mir recht sein. Kommt nun, wir werden sogleich beginnen. Werkzeug bekommt ihr von uns“, damit wandte er sich wieder dem Gang zu und schlurfte voran.
Eine ganze Weile gingen sie immer tiefer in den Berg hinein.


 

Impressum

Texte: by maaaleri
Bildmaterialien: by maaaleri
Tag der Veröffentlichung: 14.10.2012

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