Meine Eltern stehen schon vor der Tür beim Auto. Die Koffer sind eingeladen und wir können losfahren. Heute ist es soweit und ich muss in das Internat, welches meine Eltern so sehr lieben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie sich dort kennengelernt haben und sich sofort Hals über Kopf ineinander verliebt haben. Genau das gleiche ist auch mit meinem 5 Jahre älteren Bruder passiert. Als er in den ersten Semesterferien nach Hause gekommen ist, hat er seine Freundin mitgebracht und sie im darauf folgenden Jahr geheiratet. Das ist doch nicht normal! Aber wer weiss vielleicht passiert mir ja das gleiche? Bisher hatte ich noch nicht so viel Erfolg mit meinem Liebesleben, was vielleicht auch daran liegt, dass ich homosexuell bin und meine bisherigen Klassenkameraden davon noch nichts gewusst haben und meine besten Freunde eigentlich nur Mädchen sind. Welche natürlich richtig begeistert waren, als sie erfuhren, dass ich schwul bin, denn welches Mädchen wünscht sich nicht einen schwulen besten Freund. Meine Eltern und mein Bruder wissen es auch und haben damit eigentlich keine Probleme, aber wer weiss, das könnte sich ja noch ändern, wenn ich zum ersten Mal einen festen Freund mit nach Hause bringe. Nun denn, ich muss mich verabschieden und meine beste Freundin Mia kann nicht mehr aufhören zu weinen, was die Sache nicht gerade erleichtert. Dennoch nehme ich sie noch einmal in die Arme und drück sie ganz fest an mich und flüstere ihr ins Ohr: „Nun wein doch nicht, du weißt genau, dass ich sonst auch anfangen muss zu weinen und ausserdem haben wir abgemacht immer mindestens einmal in der Woche zu telefonieren und die wichtigsten Neuigkeiten auszutauschen!“ Danach dreh ich mich um und steige ins Auto, welches auch gleich darauf losfährt. Ich winke ihr noch zu, bis ich sie nicht mehr sehen kann.
Jetzt sind wir schon gute vier Stunden unterwegs und sind immer noch nicht angekommen. Meine Eltern beschwichtigen mich die ganze Zeit damit, dass sich die Fahr wirklich lohnt und ich es schlussendlich, genauso wie mein Bruder und sie, lieben werde und gar nicht mehr weg will. Das kann ich mir zurzeit aber noch nicht wirklich vorstellen, aber na gut ich lass mich überraschen.
Plötzlich biegen wir ab, auf einen gekiesten Weg und nach nicht einmal 2 Minuten sehe ich langsam den Eingang des Internats. Wow ist dieses Gebäude riesig! So wunderschön!“ Ich gehe jetzt auf eine Schule wie Harry Potter“, lachte ich und meine Eltern stimmten in mein Lachen mit ein. Wahrscheinlich sind sie einfach nur froh, dass ich so von dem Internat begeistert bin. Mein Vater stoppt das Auto gleich vor der Eingangspforte, und als wurden wir bereits erwartet öffnet sie sich und wir fahren hinein. Schon von weitem rennt uns eine bildhübsche Frau entgegen, welche meinen Eltern auch gleich um den Hals fällt, sobald diese aussteigen. Nachdem sie es dann endlich geschafft hat meine Eltern wieder loszulassen wendet sie sich mit zu und fragt mit angenehmer Stimme: „ So du bist also Mike?“ Ich schau sie nur an und beginn zu nicken, da ich zu Beginn immer ein Bisschen schüchtern bin und vorsichtig auf mir fremde Menschen zugehe. Sie jedoch scheint es nicht zu stören denn ihr bisheriges lächeln wird nur noch grösser, beinahe zu einem Strahlen und fordert mich auf ihr zu folgen. Ich verabschiede mich von meinen Eltern, was mir beinahe wieder das Wasser in die Augen treibt, denn sie müssen auch schon wieder gehen, da sie eine eigene Werbeagentur und noch andere Firmen haben, die sie leiten müssen und sie daher immer sehr beschäftigt sind. Meine Mutter wischt sich eine Träne weg, nimmt mich in den Arm und drückt mir einen riesen Schmatzer auf die Wange. Auch mein Vater nimmt mich in den Arm, er gibt mir zwar keinen Schmatzer, drückt mich aber so sehr an sich, dass ich für ein paar Sekunden keine Luft mehr bekomme, was mich in diesem Moment aber nicht wirklich stört. Mit schwerem Herzen lasse ich sie einsteigen und wegfahren. Ja gut ich werde in knapp zwei Wochen 18 Jahre alt, dennoch liebe ich meine Eltern und würde sie um nichts in der Welt eintauschen wollen.
„ Also dann wollen wir mal, ich bin Frau Ripstein und bin die Direktorin dieses Internats, und wie du vielleicht schon bemerkt hast, eine alte Bekannte deiner Eltern“, stellt sich die Frau vor. „Na dann folge mir mal, ich zeige dir jetzt das Schulgelände, deinen neuen Stundenplan und dein Zimmer. Dieses musst du leider mit einem jungen Mann teilen, der schon beinahe 2 Jahre in diesem Internat ist. Sein Name ist Gideon Lessing und glaub mir du wirst in mögen.“ Dieses Grinsen, was hat das zu bedeuten? Obwohl es mir so scheint, als wisse diese Frau etwas das mich betrifft, lass ich mich nicht davon ablecken und schweife weiter mit meinem Blick über das Schulgelände. Wie ich schon zuvor vermutet habe, ist es riesig, es hat alles, ein Hallenbad, ein Tennisplatz und sogar einen kleinen See. Uhhh wie sehr ich Wasser doch liebe. Die Sonne scheint langsam durch die Wolkendecke hindurch und die Strahlen werden vom See reflektiert. Leider blieb mir nicht genug Zeit um die atemberaubende Landschaft noch weiter zu bewundern, denn die Direktorin fordert mich auf weiter zu gehen, damit sie mit ihrem Rundgang nicht zu lange braucht, sodass ich danach auch Zeit habe, um meine Sachen einzuräumen und mich selbst ein wenig umzusehen.
Sie öffnet die Tür zu ihrem Zimmer und verschwindet darin. Nach gefühlten 10 Minuten kehrt sie zurück und drückt mir ein Stück Papier in die Hand. Dies ist dann wohl mein neuer Stundenplan. Na toll die meisten Fächer sagen mir nichts, aber na gut dann frag ich meinen Mitbewohner. Der soll ja schon beinahe 2 Jahre in dieses Internat gehen, der wir schon wisse um was es in diesen Fächern geht?!
Wir gehen einen langen Gang entlang und mir erscheint es beinahe so, als wolle er nicht mehr enden. Und wie könnte es anders sein, mein neues Zimmer ist das Letzte?! Sie drück mir einen altmodischen Schlüssel in die Hand, dreht sich um und wünscht mir, über die Schulter zurückrufend, noch viel Glück für die Schule morgen früh.
Den Schlüssel in das Loch steckend, bemerke ich wie es mir ganz komisch zu Mute wird. Gleich werde ich meinen Mitbewohner kennenlernen. Ich dreh den Schlüssel um und bereite mich auf das Zusammentreffen vor. Doch was ich dann sehe, als ich die Tür öffne, auf das kann man sich nicht vorbereiten. Hallooo…?! Ein Mann steht vor mir, zuerst noch mit dem Rücken zu mir gedreht, doch als er die Tür aufgehen hört, dreht er sich um und ich versinke in zwei bernsteinfarbenen Augen. Die Haare muss er kurz zuvor noch gewaschen haben, denn sie sind noch feucht und kleben ihm leicht im kantigen Gesicht. Seine Figur wird durch seine Kleidung nur noch besser betont und ich schüttelte innerlich den Kopf. Mike bist du total bescheuert, du kannst ihn doch nicht so anstarren, hallo er ist dein Mitbewohner und es kann nicht gut kommen wenn du dich schon an deinem ersten Tag im Internat in jemanden verguckst! Ausserdem ist er sicher zu hundert Prozent ein Hetero, denn so schöne Männer sind nie schwul!
Ojee jetzt kommt er auf mich zu, hoffentlich krieg ich es hin den Mund zu öffnen und ein anständiges Wort herauszubekommen. Er streckt mir seine Hand entgegen und stellte sich vor. „ Hey ich bin Gideon, unsere Direktorin hat dir sicher schon gesagt, dass wir uns ab heute ein Zimmer teilen werden oder?“ „Ja… na klar…“, stottere ich. War ja klar ich kriege wieder einmal kein vernünftiges Wort über die Lippen.
„Na also, hast du den Campus schon gesehen? Oder hast du noch andere Fragen?“
„Ach ja genau, ich habe vorhin den neuen Stundenplan bekommen, aber die Hälfte der Fächer sagen mir nichts. Könntest du mir vielleicht sagen was das für Fächer sind?“
„Sicher kein Problem, welches denn zum Beispiel?“
Ach Gott seine Stimme hat so einen rauchigen, kratzigen Klang, da könnt ich Stundenlang zuhören. „ Was?... Wie bitte?“
„Hahaha… Eigentlich wollt ich nur wissen, welches Fach du nicht verstehst?“
„Ach so, zum Beispiel, elementa mos.“ Er beginnt zu grinsen und erwidert: „Okay vielleicht sollte ich dir zuerst einmal sagen, dass alle Fächer in Lateinisch angeschrieben sind und elementa mos bedeutet genau das gleiche wie Elementenkunde.“
„Und was bedeutet dann aquatio?“
„Tränke“, erklärt er mir und sein Grinsen wird immer grösser. Seine Augen beginnen zu strahlen, sogar beinahe zu funkeln. Gerade kann ich mich noch zurückhalten, dass mir nicht der Mund aufklappt. Doch Moment einmal, „was bitteschön sind das für Fächer, solche Fächer hatte ich noch nie!“
„Beruhig dich Kleiner, das ist…“ „Nenn mich nicht Kleiner!“ „Also gut Grosser“ und man merkt wie er sich das Lachen verkneifen muss, „bist du noch nicht genauer über diese Schule aufgeklärt worden?“
„Nein, wieso auch, es ist ein normales Internat, das beinahe eine Familientradition ist, da es bisher alle Verwandten besucht haben.“
„Vielleicht sollte nicht ich dir das sagen, aber diese Schule ist nicht ganz so wie du sie dir möglicherweise vorstellst! Das ist eine Schule für Magier und Hexen. Du kennst bestimmt Harry Potter, genauso ein Internat ist das, okay vielleicht nicht ganz aber im Groben und Ganzen schon.“
Ich hörte aufmerksam zu doch in diesem Moment platzte mir der Kragen. „Meinst du ich bin völlig durchgeknallt und kauf dir diesen Mist ab? Zauberer, Hexen, was gibt es noch, Vampire oder Werwölfe?“
„Nein, die sind nur aus Märchen und Sagen entstanden, aber Magie gibt es wirklich. Wir ziehen unsere Kraft aus den vier, beziehungsweise fünf Elementen. Na gut eine Sache gibt es, die wir haben, welche man aber eigentlich in den Bücher meistens von Werwölfen oder Vampiren liest. Auch wir können uns auf jemanden prägen, meistens kommt es zwischen einem Menschen und einem Magier oder einer Hexe zu solch einer Prägung, aber in seltenen Fällen, kann das auch bei zwei Personen passieren, die Magie in sich tragen. Das war zum Beispiel bei deinen Eltern und deinem Bruder der Fall. Ihr seid die einzige Familie seit tausenden von Jahren, bei welcher es eine Prägung zwischen zwei Personen gegeben hat, die Magie besitzen. Bei uns wird man jedoch nicht unsterblich, dennoch verstärkt sich unsere Macht und wir werden Stärker. Binden sich zwei Magier, wird die Kraft nicht nur stärker, sondern geradezu verzehnfacht!“
Nun ist der Moment eingetroffen, an welchem mir nun endgültig er Mund aufklappt und ich es nicht mehr verhindern kann. Ich schau in entgeistert an. Möglicherweise konnte er meine Zerrissenheit aus meinem Gesicht lesen, denn er tröstet mich. „Das wird schon wieder, jeder reagiert zu Beginn etwas geschockt, doch nach einer gewissen Zeit gewöhnt man sich daran und lernt damit umzugehen und es sogar zu lieben.“
„Aber… aber wieso haben meine Eltern mir nie etwas gesagt?“
„Na ganz einfach, weil du sonst in Gefahr gewesen wärst. Kinder, die aus einer Prägung, zwischen zwei Magier entstehen sind ab ihrem 18. Lebensjahr ausgewachsen und bekommen ihre Kräfte. Und diese Kinder sind wiederum um ein Vielfaches stärker als die Kinder, die aus einer normalen Prägung entstehen. Daher haben sie dir nichts gesagt, denn niemand durfte davon etwas erfahren. Auch die Schüler in diesem Internat wissen nicht, dass du Eltern hast, die beide Magier sind. Und das soll eigentlich auch so bleiben, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass das nicht auffällt, denn du stammst aus einer langen Reihe von solchen Magier, und soviel ich weis, ist in deiner Familie noch nie ein Magier mit einem Menschen geprägt worden, sondern immer nur mit einem anderen Magier. Deshalb ist deine Familie aus so etwas, wie die Königsfamilie der Magier. Okay ich weis, das waren ein bisschen viele Informationen, aber leg dich doch hin, schlafe darüber und morgen beginnt die Schule und alles wird super du wirst schon sehen.“
Nach diesem Schock ist alle Kraft aus mir gewichen und ich merke den langen, ereignisreichen Tag. Also lege ich mich ohne lang herum zu meckern hin und lasse mir den Tag noch einmal durch den Kopf gehen. Heute ist mein ganzes bisheriges Leben auf den Kopf gestellt worden. Ich habe erfahren, dass meine Familie aus reinen Magiern besteht, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass sich meine Eltern und mein Bruder so schnell verliebt und geheiratet haben und dass ich in zwei Wochen, an meinem 18. Geburtstag auch ein Magier sein werde. Verrückt!!!
In dieser Nacht dauert es lang bis ich in den Schlaf finde, doch nach einer gewissen Zeit holt mich dennoch die Müdigkeit ein und ich falle in einen traumlosen Schlaf.
Als ich am Morgen, nach einer viel zu kurzen Nacht aufwache, brummt mein Kopf. Ich dreh mich um und das erste was ich sehe, ist sein Gesicht! Jetzt durfte ich mir Zeit lassen um sein Gesicht etwas genauer zu betrachten. Er hat markante Wangenknochen, welche ihn männlich aussehen lassen. Die langen, schwarzen Wimpern bilden Schatten auf seiner Wange, da die Sonne schon in unser Zimmer scheint. Ich kann nicht mehr wütend auf ihn sein, weil er mir gestern solch einen Schock bereitet hat. Sobald ich mich umgedreht hatte und in sein Gesicht gesehen habe, war die Wut wie weggefegt und machte reiner Bewunderung platz.
Plötzlich klingelt sein Wecker und er beginnt sich zu bewegen. Er kneift seine Lippen und seine Augen zusammen. Ich muss jetzt aufhören in anzustarren, ich weiss es genau, doch warum nur ist es so schwer meine Augen von ihm zu lassen? Also schliesse ich einfach die Augen und als ich seinen Blick bemerke öffne ich sie langsam. Er beginnt zu Grinsen, wünscht mir einen guten Morgen und fragt, ob ich bereit wäre für meinen ersten Schultag. Nickend richte ich mich auf und lege mir die Kleider zu recht, dass ich sie nach meiner morgendlichen Dusche nicht mehr raussuchen muss.
Als ich nach gut 10 Minuten aus dem angrenzenden Badezimmer komme ist niemand mehr im Zimmer und ich kann mich in aller Ruhe anziehen. Weil ich gestern zum Glück diese Führung von der Direktorin bekommen hatte, weiss ich nun genau wo die Cafeteria ist. Also mache ich mich auf den Weg, wohl wissend, dass es ein rechter Weg ist, den ich zurücklegen muss. Endlich angekommen, mit knurrendem Magen, setze ich mich mit meinem Tablar an den erstbesten, feien Tisch und beginne mit dem Essen.
"Bist du neu hier", fragte mich eine mir unbekannte Stimme und ich schaute von meinem Essen auf. Vor mir sitzt ein hübsches Mädchen mit blond - braunen Haaren und schaut mich aus strahlenden grauen Augen an. "Ach Entschuldigung ich bin Tamara und du bist?"
"Hey.. ja ich bin neu hier und heisse Mike." Ihr stahlen wird grösser, als sie den Kopf dreht.
"Oh mein Gott ist er nicht hübsch? Er geht schon seit zwei Jahren an diese Schule, doch hat er noch nie ein Mädchen auch nur angeschaut!"
"Was, wen meinst du?"
"Na Gideon natürlich wen denn sonst? Er ist der best aussehenste Mann in dieser Schule, zudem wohl einer der begabtesten Magier, die ich je gesehen habe! Ich muss ihn unbedingt kennenlernen, denn er ist nicht so arrogant wie die meisten Männer, die gut aussehen. Der der gerade zur Tür reingekommen ist."
Ich merke wie mir das Blut in den Kopf steigt und dieser immer mehr die Farbe einer Tomate annimmt. "Also ähm... ja ich sehen ihn und ich kenn ihn schon.." "Was woher denn?", fragt sie mich erstaunt mir weit aufgerissenen Augen. "Ja er ist mein Mitbewohner", meinte ich verlegen. "Nein, wirklich? Ohhh dann musst du mich ihm vorstellen! Bitte?! Aber ich denke nicht, dass ich Glück habe, denn soviel ich weiss, soll er schwul sein. Aber mein Glück kann ich ja trotzdem versuchen, wer weiss vielleicht ist er‘s ja doch nicht."
Was??? Er soll schwul sein? Na toll gemacht Mike! Du kommst an deinem ersten Tag in die Schule, verliebst dich in den wohl beliebtesten und begehrtesten Mann an dieser Schule und er soll auch noch schwul sein? Schlag dir das gleich wieder aus dem Kopf, denn so ein schöner Mann verliebt sich niemals in einen solchen Normalo wie dich!
Ich senke meinen Kopf und esse schweigend weiter, bis mir jemand auf die Schultern klopft und mit dieser wunderschönen, kratzigen Stimme fragt, ob er sich zu mir setzen kann. Wieder einmal nicke ich nur und er setzt sich mit seinem Tablett hin und beginnt zu essen. Tamara sitzt mir mit geöffnetem Mund gegenüber und scheint in einer anderen Welt zu sein. Sie ist vielleicht eine kleine Quaseltante, aber ich denke ich könnte beginnen sie zu mögen. Denn sie schein von Grund auf eine liebe und herzliche Person zu sein und wer weiss möglicherweise werden wir ja noch gute Freunde.
Gideon sitzt schweigend neben mir und isst sein Essen. Als er damit fertig ist steht er auf, schaut mir in die Augen und sagt: " Bis heute Abend dann und viel Glück nochmals". Er dreht sich um und geht wahrscheinlich in seinen Unterricht. Ich mache mich bereit und schon beginnt mir Tamara die Ohren voll zu schmachte!
"Ohhh hast du sein lächeln gesehen? Oder seine Augen? Wieso hast du mich ihm nicht vorgestellt?!"
"Sorry hab nicht mehr daran gedacht", schwindele ich, denn auch wenn ich mir keine Hoffnungen machen wollte, seitdem ich gehört habe, dass er vielleicht schwul ist, will ich ihn nicht teilen. Und schon gar nicht das Risiko eingehen ihn auch noch zu verkuppeln!
„Na gut, aber nächstes Mal musst du mich ihm vorstellen okay?“ „Also gut aber ich kann dir nichts versprechen.“ Zähne knirschend und mit dem nun leeren Tablett verabschiede ich mich von Tamara und mache mich auf den Weg in die erste Stunde. Als Schulstunde kann man die ja noch nicht bezeichnen, denn es werden die ersten Tests durchgeführt, was so viel bedeutet wie, heraus zu finden aus welchen Elementen du deine Energie ziehst und sie daher auch beherrschen kannst.
Der Erste, der an die Reihe kommt ist ein grossgewachsener blonder Mann. Der sieht aus wie ein Bergarbeiter, da könnt ich darauf schwören, dass er das Element Erde beherrschen kann. Und recht habe ich.
Wir stehen in einer riesig grossen Halle, um uns herum sind die verschiedenen Elemente verteilt. In der einen Ecke ist das schon erwähnte Element Erde. Es sieht aus wie ein Blumenbeet. Schön hergerichtet mit verschieden farbigen Blumen und Pflanzen und eine kleine Natursteinmauer grenzt die Erde von dem übrigen Boden ab. Die nächste Ecke besteht aus einem Teich. Das wird wohl das Element Wasser darstellen. Und das letzte, sichtbare Element ist das Feuer. Dafür wurde auf dem Boden ein kleiner Scheiterhaufen aufgestellt und dieser dann angezündet, sodass die Flammen nur so empor schlängeln.
Obschon wir alle noch nicht das 18. Lebensjahr erreicht haben, müssen wir diesen Test machen, denn soviel ich mitbekommen habe, reagieren die Elemente, die wir beherrschen werden können schon zuvor auf uns.
Nun denn, jetzt bin ich an der Reihe und stehe in die Mitte aller Elemente.
„Also Mike konzentriere dich nun nur auf dich selbst und lass dich von niemandem und nichts ablenken. Denk an die verschiedenen Elemente und bitte um ihre Kraft. Bitte sie ich zu stärken“, meinte die Direktorin, die zufälligerweise diese „Kennenlernstunde“ leitet.
Ich schliesse meine Augen und denke an das Element Erde. <<Bitte Erde, hilf mir und gib mir ein wenig deiner Kraft.>> Zu Beginn belächelte ich dieses „Kennenlernen“ noch ein wenig, doch sobald ich merkte wie mich eine innere Ruhe erfasst und ich mich wie zu Hause in unserem Garten fühle, stockt mir der Atem. Es erscheint mir als könnte ich die nasse, frisch verregnete Erde riechen. Okay Mike konzentriere dich! <<Wasser, bitte hilf mir und gib mir ein wenig deiner Kraft. >> Ohhh mein Gott ich kann die Meeresluft riechen, die salzige Luft die mir vom Meer entgegen windet. <<Feuer, bitte hilf mir und gib mir ein wenig deiner Kraft. >> Mich durchfährt es warm, es beginnt in den Zehen und wandert langsam aufwärts bis es in meinem Kopf angelangt ist, das Feuer verleiht mir nicht die Ruhe, wie die Ende und das Wasser zuvor, sondern einen inneren Drang mich zu bewegen und der Energie freien Lauf zu lassen.
<<Luft, bitte hilf mir und gib mir ein wenig deiner Kraft. >> Der Windstoss lässt nicht lange auf sich warten und um mich herum bildet sich ein kleiner Hurrikan, als wolle die Luft mich in die Arme schliessen und mich mit offenen Armen willkommen heissen.
Also Mike nur noch der Geist. Vor diesem Element habe ich ein wenig Angst, denn ich weiss nicht was mich erwarten wird. Dennoch mach ich weiter: << Geist, bitte hilf mir und gib mir ein wenig deiner Kraft. >> Ganz im Gegensatz zu meinen Erwartungen, ist das das schönste Element. Mich durchströmt eine Fröhlichkeit und es erscheint mir, als könne ich vor meinem inneren Auge die Gesichter meiner verstorbenen Grosseltern sehen, die mich anlächeln und mich in die Arme nehmen.
Erst in diesem Moment wird mir bewusst, dass ich immer noch in der Mitte der Halle und der Elemente stehe. Ich kann es nicht glauben alle Elemente haben auf mich reagiert, einfach der Wahnsinn! Langsam öffne ich die Augen und sehe in Gesichter mit weit aufgerissenen Augen und Münder. Alle starren mich an als sei ich aus einer anderen Welt. Sogar der Direktorin ist anzusehen, dass sie damit überhaupt nicht gerechnet hat! So kommt es, dass sie die Stunde auch gleich beendet. „Mike kommst du bitte mit, ich möchte kurz mit dir reden“, fordert mich die Direktorin auf und ich folge ihr in ihr Zimmer, wo ich auf dem Sessel platz nehmen soll.
„So Mike, habe ich es richtig gesehen, dass du mit allen Elementen eine Verbindung aufnehmen konntest?“
„Ähmm… ja? Ist das nicht gut? Habe ich etwas falsch gemacht?“
„Nein Mike, alles ist in Ordnung, doch es ist schon seit einer sehr langen Zeit nicht mehr vorgekommen. Wie du vielleicht gesehen hast haben alle, die in dieser Stunde waren zu einem Element oder höchstens zu zwei Elementen eine Verbindung aufbauen können, doch du hast zu allen fünf Elementen eine Verbindung aufgebaut! Um genauer zu sein war seiner Ur-ur–ur-Oma die letzte mir bekannte Person, die das konnte. Sogar dein Bruder kann „nur“ vier Elemente beherrschen, der Geist gehört nicht dazu. Doch Mike nun eine ganz andere Frage, um was hast du die Elemente gebeten?“
„Nichts, ich habe nur das gemacht, was sie von mir verlangt haben, ich habe sie um ihre Hilfe gebeten und gefragt ob sie mir ein wenig ihrer Kraft geben. Wieso?“
„Na weil man genau sehen konnte wie die Elemente reagiert haben. Die Erde begann zu beben, und es hat in der ganzen Halle nach nasser Erde gerochen. Das Wasser Stieg empor und die ganze Luft war voll von kleinen Wassertropfen, die in der Luftgeschwebt haben, es war atemberaubend mitanzusehen. Das Feuer brannte plötzlich so lichterloh, dass wir Angst bekamen, es würde so hoch, dass es die Decke berührt und die ganze Halle in Brand gesetzt wird. Obwohl es Sommer ist und es schon warme Temperaturen hat draussen, wurde es in der Halle um gefühlte 10 Grad wärmer und uns allen ist der Schweiss von der Stirn gelaufen. Bei der Luft jedoch wurden alle Türen aufgerissen und ein kleiner Sturm entstand in der Halle, du mitten drin. Die Luft begann sich zu drehen, um die herum. Plötzlich warst du im Zentrum eines kleinen, jedoch starken Hurrikans und wurdest ein wenig in die Luft gehoben. Doch mir scheint es als ob du das gar nicht mitbekommen hast, richtig? Und beim Element Geist schlussendlich, wurden alle still, denn nach dem die Luft verschwunden war, und sie mit ihrem Verschwinden alle Türen wieder geschlossen hat, begannen alle Schüler um dich herum zu tuscheln.
Es schien als ob plötzlich alle in einer Traumwelt leben würden.
Mike, wenn ich nicht dabei gewesen wäre würde ich es niemandem glauben, darum habe ich auch eine vielleicht komischen frage für dich! Du hast bestimmt schon davon gehört, dass wir Magier uns auf jemanden prägen und wir daher viel stärker werden oder? Kann es sein, dass du dich schon geprägt hast? Denn es ist nicht normal, dass man eine so starke Verbindung mit seinen Elementen hat, obschon man sein 18. Lebensjahr noch nicht erreicht hat!“
„Was? Ich soll mich geprägt haben? Auf wen den? Sicher nicht auf Tamara, die ich heute Morgen in der Cafeteria kennengelernt habe! Denn Frau Direktorin, sie müssen ein über mich wissen, ich bin nicht so normal… ich bin schwul aber alle in meiner Familie wissen das!“
„Dann ist ja klar, hast du noch mit jemand anderem geredet als Gideon, seitdem du hier bist?“
„Nein, habe ich nicht, aber was soll das den wieder bedeuten?“ Meine Stimme ist zittrig und im Innern war mir ihre Antwort schon klar, denn noch nie habe ich mich so schnell von einer Person beeindrucken lassen und Gefühle für sie entwickelt!
„Mike, Gideon scheint dein Gefährte zu sein. Mir erscheint es nur ein wenig komisch, dass er nichts gesagt hat, weil er ist nicht erst seit gestern hier und sollte darüber eigentlich genau Bescheid wissen!“
Obwohl ich es erwartet habe, schocken mich diese Worte doch ein wenig! Hallo ich bin erst seit gestern hier und mein Leben wurde komplett auf den Kopf gestellt!!
Ich renne nun durch die Gänge und erreiche meine Zimmertür nach fünf Minuten, vollkommen ausser Atem. Ich stosse die Tür auf und sehe sofort Gideon in seinem Bett sitzen, mich angrinsend.
„So dann weißt du Bescheid? Haben sie es dir gesagt?“
„Wa.. wa.. was?“
Er steht auf und kommt auf mich zu, keinen Meter bleib er vor mir stehen und schaut mir in die Augen, als ob er darin lesen könnte wie in einem offenem Buch. „Mike wir sind Gefährten!“
Ich reisse meine Augen auf und schau ihn nur noch an. „Gideon aber du bist doch nicht schwul?!“
„Wer hat dir denn das bitteschön gesagt?“
„Niemand aber… alle lieben dich, du bist der beliebteste Mann an dieser Schule und alle wollen dich, wieso solltest du schwul sein und einen solchen Normalo wie mich wollen?“
„Die Frage ist nicht wieso, sondern wieso nicht! Mike, du bist was ganz spezielles und seit dem ersten Moment in dem ich dich gesehen habe hast du mich verzaubert, mich in deinen Bann gezogen. Also bitte frag nicht wieso!“
Er nimmt meinen Kopf zwischen seine Hände und unsere Gesichter nähern sich einander ganz langsam. Ohhh Gott er wird mich küssen ich kann es nicht glauben! Mein Magen fühlt sich an als seien gerade tausende Schmetterlinge geschlüpft und treiben darin ihr Unwesen. Und schon berühren sich unsere Lippen und ein Feuerwerk entsteht, die Luft beginnt zu drehen und ich stehe heute schon zum zweiten Mal in Mitten eines Hurrikans, nur dieses Mal mit Gideon, mit meinem GEFÄHRTEN!! Die Welt könnte untergehen und ich würde es nicht einmal bemerken, denn für mich könnte die Zeit stehen bleiben und dieser Kuss ewig weiter gehen! Ich kann nicht sagen wie lang dieser Kuss gedauert hat, aber als Gideon sich langsam von meinen Lippen zu lösen beginnt, kommt mir nur ein Seufzer über die Lippen, der genau zeigt wie sehr ich diesen Kuss genossen habe.
Er schaut mir nun wieder in die Augen. „Und? Glaubst du mir jetzt, dass ich schwul bin und dass wir Gefährten sind?“
„Ja… ich glaube dir, aber was passiert nun?“
„Nichts, wir sagen niemandem, dass wir aufeinander geprägt sind. Ausser vielleicht der Familie, denn wie dir ja gesagt habe, bist du sonst in Gefahr und das ist etwas was ich ganz sicher nicht will. Jetzt wo ich dich gefunden habe, will ich dich nicht sofort wieder verlieren! In Ordnung?“
Glauben kann ich es immer noch nicht, doch am Abend, als es das tägliche Abendessen gibt, gehen wir gemeinsam in die Cafeteria. Sobald wir das Zimmer verlassen haben, nimmt Gideon meine Hand und drückt sie ganz kurz, als ob er mir damit ein bisschen Kraft geben will.
Schwungvoll öffnet er die Tür zur Cafeteria und schreitet mit mir an der Hand und mit erhobenem Haupt, ohne den kleinsten Zweifel direkt auf die Essensausgabe zu. Sofort verstummen die Gespräche im Raum und ein Raunen geht durch die Menge. Genau wir heute Morgen, merke ich wie mir das Blut in den Kopf steigt und ich immer roter werde. Gideon scheint es überhaupt nicht zu stören. Eher das Gegenteil ist der Fall, sein bisheriges Grinsen wird nur noch grösser, sodass das Weiss seiner Zähen ein wenig hervorblitzt.
Wir nehmen uns unser Essen und setzten uns an einen noch freien Tisch. Obwohl es besser ginge zu essen, lassen wir unsere Hände weiter verschränkt. Dafür war ich Gideon sehr dankbar, denn es verleiht mir eine innere Ruhe und die Angst kann mich nicht so übermahnen. Schweigend essen wir weiter und ich kann die Blicke, die sie uns zuwerfen nur zu gut auf meiner Haut spüren. Es fühlt sich an als wären es Sonnenstrahlen, wie durch eine Lupe. Von Sekunde zu Sekunde beginnen sie mehr zu brenne und man beginnt sich unter dieser Hitze zu winden. Anscheinend hat Gideon mein Unbehagen bemerkt, sodass er sich erhebt und mich mit sich zieht, obschon wir noch nicht ganz zu Ende waren mit dem Essen. Sobald sich die Tür hinter uns geschlossen hat, zieht er mich in eine Umarmung und in mir steigt die Wärme langsam auf, bis sie schliesslich in meinem Kopf angelangt ist, ich nichts mehr von dieser zuvor verspürten Angst in mir habe und ich mich ihm vollkommen hingeben kann.
Allmählich schlendern wir zurück zu unserem Zimmer. Dort angekommen, machen wir uns bereit um zu Bett gehen zu können. Die Zähne sind geputzt, Haare gewaschen und der Schlafanzug angezogen. Ich lege mich in mein Bett und merke kurz darauf wie der Boden zu beben beginnt. Erschrocken drehe ich mich um und sehe verwundert wie Gideon sein Bett an meins heranschiebt und sich langsam unter die Bettdecke zurückzieht. Ich dreh im wieder den Rücken zu, schliesse die Augen und bekomme gerade noch mit, wie er seine Arme um mich legt, bevor ich in einen ruhigen Schlaf eintauche.
Am nächsten Morgen will ich mich strecken um den klingelnden Wecker auszuschalten, doch ich kann mich nicht bewegen. Plötzlich bemerke ich den Arm, der mich umschlingt und mich somit an einen warmen, muskulösen Körper drückt. Ich kann mir ein glückliches Grinsen nicht verkneifen und ein kleiner Seufzer entkommt aus meiner Kehle. Gideon scheint das gehört zu haben, denn sein Arm drückt mich nun noch stärker an sich, doch davon dass es mich stört kann nicht die Rede sein.
Die nächsten zwei Wochen laufen vollkommen normal ab, ich gehe regelmässig in den Unterricht und bin darin eigentlich noch ziemlich gut. Die Freizeit verbringe ich beinahe ausschliesslich mit Gideon, ausser Tamara, welche tatsächlich zu einer guten Freundin wurde, wollte wieder einmal etwas mit mir unternehmen.
Alle scheinen sich ein wenig beruhigt und sich damit abgefunden zu haben, dass Gideon und ich nun ein Paar sind und lassen uns auch in Ruhe. Tamara war davon sogar begeistert gewesen, was ich eigentlich überhaupt nicht erwartet habe und meine Eltern wissen auch Bescheid.
Jedoch denken alle nur wir sind ein Paar, aber nicht Gefährten und somit aufeinander geprägt, ausser natürlich meine und seine Eltern und die Direktorin.
Es ist ein Samstag und somit keine Schule, was wiederum so viel bedeutet wie, ich kann ausschlafen!
Das erste was ich sehe, als ich meine Augen öffne ist ein kleiner Briefumschlag auf Gideons Kopfkissen. Zu Beginn war ich ein wenig verärgert. Wo steckt er denn wieder, immerhin ist heute mein Geburtstag und dann ist doch klar, dass ich den gerne mit ihm verbringen möchte! Was fällt ihm ein, einfach zu verschwinden und nicht hier zu sein, wenn ich aufwache?!
Doch sobald ich den Brief geöffnet habe und die Zeilen lese, die er mir geschrieben hat, verpufft mein Ärger sofort.
Schatz
Es tut mir schrecklich Leid, dass du heute ohne mich aufwachen musstest und ich kann mir dich sehr gut vorstellen wie du dich gerade ein bisschen über mich aufgeregt hast. Aber es musste sein, denn immerhin will ich dich doch überraschen an deinem 18. Geburtstag. Es soll was ganz spezielles sein, genauso wie du. Um dir dein Geschenk besorgen zu können musste ich früh los. Daher habe ich mich ganz leise aus dem Zimmer geschlichen, weil ich dich nicht wecken wollte.
Ich werde so gegen vier Uhr zurück sein.
Ich denke Tamara will dich sowieso auch noch etwas in Beschlag nehmen und danach, bin ich dann an der Reihe.
Ich liebe dich und vermiss dich schon <3
Gideon
Ohh ich liebe dich auch!
Was er sich wohl wieder ausgedacht hat, hoffentlich nichts allzu grosses, denn ich bin normalerweise nicht so ein grosser Freund von Überraschungen.
Tag der Veröffentlichung: 07.02.2013
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