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19. Kapitel



Schweigend hielt Connor Miranda in seinen Armen. Seine Wange schmiegte er an ihr Haar, nahm ihren Duft in sich auf. Die Gefühle die ihn überkamen konnte er sich nicht erklären. Vermutlich hatte dieser Vampir schon damals Recht gehabt. Er war bis über beide Ohren in sie verliebt.
Connor konnte sich das selbst nicht erklären. Engel hatten für gewöhnlich keine individuellen Gefühle, sie durchströmte nur die universelle göttliche Liebe. Jedes Geschöpf wurde damit bedacht, doch nie eines hervorgehoben. Aber eben genau das war ihm widerfahren. Er differenzierte, wen er liebte und wen nicht. Engel konnten das für gewöhnlich nicht. Woher kam diese Menschlichkeit, die ihn überfiel? So recht wusste er nicht damit umzugehen.
Sanft strich er ihr übers Haar und wurde sich ihres kleinen, zerbrechlichen Körpers in seinen Armen bewusst. Sie brauchte soviel Schutz. Er spürte eine seltsame Angst um sie, ihr könnte etwas zustoßen, wenn er sie aus seiner Umarmung entlassen würde. Aber er konnte sie nicht ewig festhalten, darum löste er sich schmerzlich von ihr und rückte ein wenig von Miranda ab. Es fiel ihm schwer ihrem Blick zu begegnen, als sie ihn ansah. Entschlossen legte er seine Hände auf ihre Schultern.
„Miranda, du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ab jetzt bin ich immer bei dir, versprochen. Sobald du diesen Raum verlässt, bin ich unsichtbar an deiner Seite und sobald du die Symbole an deine Wände gezeichnet hast wirst du mich auch sehen und sprechen können. Glaub mir, ich werde dich beschützen.“
Miranda fühlte sich schläfrig, angenehm erschöpft als sie antwortete: „Ich glaube dir.“
Sehnsüchtig sah er sie an, sah wie sie sich beruhigt hatte, als wären ihre Sorgen für einen Moment vergessen. Zu verwirrt von seinen eigenen Gefühlen um noch klare Gedanken zu fassen ließ er sie los und deutete zur Tür.
„Lilly wird dich nach Hause bringen.“
„Okay.“
Zögerlich ging Miranda zur Tür, Connor folgte ihr bis zur Tür. Als sie die Schwelle übertrat drehte sie sich um und er war verschwunden.
Leise Angst überkam sie. Ohne seine Wärme um sich fühlte sie sich plötzlich hilflos und verletzlich.
Sie atmete einmal tief durch und ging tapfer zu Lilly zurück.


Lilly hatte keine weiteren Fragen gestellt und Miranda anstandslos wieder vorm Schröders abgesetzt.
Nachdem sie verschwunden war, fühlte Miranda sich noch verlassener. Die Dämmerung war schon fast zur Nacht geworden und die Schatten verbanden sich mit der wachsenden Dunkelheit. Mit einem Kloß im Hals machte sich Miranda auf den Weg nach Hause.
Flackernd gingen die Straßenlaternen an und kündeten damit endgültig die Nacht an. Schnellen Schrittes eilte Miranda die Straße entlang. Jedes Rascheln machte sie nervös, sie fühlte sich beobachtet, versuchte sich einzureden, dass das an Connor lag, der nun ja unsichtbar bei ihr war, woran sie aber nicht so wirklich glauben konnte.
Als er es ihr versprochen hatte, hatte sie ihm geglaubt, doch jetzt, da sie durch die Nacht hetzte, kamen ihr Zweifel. Was, wenn er gelogen hatte?


Sie beschleunigte ihre Schritte, bis sie rannte. Wenig später konnte sie dann die Lichter des Bahnhofs sehen. Nur noch ein paar Minuten, dann war sie sicher zu Hause.
Gezwungenermaßen musste sie wieder langsamer laufen, da ihre Kondition nicht die beste war und sie Seitenstiche bekam. Der Atem ging ihr nur noch stoßweise und sie konnte ihr Blut in den Ohren rauschen hören. Ihr Herz hämmerte heftig gegen ihren Brustkorb. Immer langsamer werdend schleppte sie sich die letzten Meter voran, bog in die Straße ein, in der sie wohnte und erreichte endlich ihre Haustür. Sie kramte schon in ihrer Hosentasche nach dem Haustürschlüssel als sie vor Schreck innehielt.
Am Türknauf hing ihre verloren gegangene, in der alten Villa vergessene Handtasche.


20. Kapitel



Miranda traute ihren Augen kaum, aber es war tatsächlich ihre Handtasche, die da hing. Genau die, die sie in der alten Villa vergessen hatte, als sie vor Anthony geflüchtet war.
Panisch drehte sie sich um, spähte in die Nacht, konnte aber nichts entdecken, konnte Anthony nicht entdecken.
Klimpernd zog sie den Haustürschlüssel aus ihrer Hosentasche und schloss zügig die Tür auf. Schnappte sich im vorbeigehen die Handtasche und schlug schnell die Tür hinter sich zu. Der Lichtschalter des Treppenhauses leuchtete Gott sei dank, so konnte sie ihn schnell finden und das Licht einschalten.
Angespannt horchte sie, konnte jedoch nichts hören. Es war totenstill.
Sie hastete die Treppe hinauf und huschte in die Wohnung, schloss die Tür hinter sich zweimal ab.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie den Atem anhielt. Erleichtert atmete sie auf. Ihre Mutter und ihre Schwester waren noch wach. Durch die Wohnzimmertür, die einen Glaseinsatz hatte fiel das blaue Licht des Fernsehers.
Sie ging ihre Mutter begrüßen, sie zu sehen beruhigte sie noch mehr. Dann wünschte sie ihr eine gute Nacht und ging in ihr Zimmer.
Die Handtasche an die sie sich geklammert hatte ließ sie nun achtlos zu Boden fallen. Erschöpft plumpste sie auf ihr Bett.
Wahrscheinlich war es gar nicht Anthony , der die Tasche gefunden und zurückgebracht hat. Vermutlich hat irgendein Jugendlicher, die Tasche aus Versehen gefunden und durch meinen Ausweis, der ja in der Tasche war, meine Adresse herausgefunden und die Tasche hier her gebracht.


So ganz glaubte Miranda sich ihre eigenen Überlegungen zwar nicht, aber sie versuchte es sich einzureden um besser schlafen zu können.
In dieser Nacht hatte sie wieder einen seltsamen Traum.

Miranda fand sich in einem dunklen Wald wieder. Das Gras unter ihre bloßen Füßen war gefroren, genauso, wie das Wasser am Ufer des Flusses vor dem stand. Sie fror und ihr Atem stieg in kleinen weißen Wölkchen vor ihrem Gesicht auf. Sie trug ein edles rotes Kleid, welches ihr bis zu den Füßen reichte. Sie trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und rieb sich die bloßen Arme um sich zu wärmen, während sie sich umsah.
Da vernahm sie hinter sich ein leises Knirschen und wandte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
Die Gestalt eines Mannes löste sich aus dem Schatten einer alten Eiche und kam langsam auf sie zu. Es kam ihr alles so vertraut vor. Dort, nur wenige Schritte vor ihr stand Anthony im Schein des hellen Mondlichts.
Er reichte ihr seine Hand und ohne zu zögern ergriff sie sie. Seine Haut war kühl, fast eisig, aber ihre eigenen Hände waren bei dieser Kälte auch nicht wärmer. Elegant zog er sie an sich und sah ihr tief in die Augen. In diesem Licht funkelten sie wie Eiskristalle. Sanft strich er ihr Haar zur Seite, entblößte ihren weißen Hals. Sein Atem war ebenso kühl wie seine Haut als er ihr Liebesschwüre ins Ohr hauchte, die ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließen. Seine Lippen bedeckten ihren Hals mit Küssen, bis ihnen ein trauriges Schluchzen entfuhr. Tränen benetzten ihre Hand als sie nach seinem Gesicht tastete.
„Es tut mir so leid meine Liebste,“ flüsterte er, „Aber es ist stärker als ich, ich kann es nicht beherrschen. Ich will dich nicht verletzen.“
Sie nahm sanft sein Gesicht in beide Hände und sah ihm betrübt in die Augen.
Er sah abgekämpft aus, seine Lippen schimmerten blau als wäre er erfroren, Tränen liefen ungehindert über seine blassen Wangen.Sie spürte einen Stich im Herzen.
„Das wird schon wieder,“ hörte sie sich sagen und nahm ihn in den Arm, streichelte sanft sein seidenes Haar, als sie einen unerwarteten Schmerz verspürte. Anthony hielt sie eisern in seiner Umarmung als sie warm etwas an ihrem Hals herunterfließen fühlte. Der Schmerz wurde immer unerträglicher, ließ bunte Punkte vor ihren Augen tanzen. Je mehr sie versuchte sich zu wehren, desto fester packte er sie. Ihre Knie schienen nachzugeben, bis die Dunkelheit nach ihr Griff und sie verschlang...

Impressum

Texte: Alle Rechte der Texte liegen beim Autor
Bildmaterialien: Alle Rechte der Bilder liegen beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 17.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen Fans von Fantasy Geschichten mit Vampiren und Engeln gewidmet, in denen eine junge Frau die Hauptrolle spielt ;) Anmerkung: Wer gern bescheid haben möchte, wenns weitergeht, schickt mir am besten eine Freundschaftsanfrage, dann bekommt ihr beim erscheinen des nächsten Teil von "Kiss of Immortality" eine PN (ein Rundschreiben) von mir ;) Viel Spaß beim lesen :)

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