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5. Kapitel



Das Telefonat dauerte nicht lange. William legte auf und drehte sich wieder zu ihr um. „Ich hab einem Kumpel angerufen. Er holt uns gleich ab und fährt uns in die Klinik seines Vaters.“
Dadurch, dass er sie direkt ansprach wurde sie unsanft aus ihrer Trance gerissen. Verwirrt sah sie ihn an. Sie fühlte sich erwischt. Dabei wusste sie nicht einmal wobei? Was hatte sie denn da gerade vor gehabt?
„Ok,“ nuschelte Lys konfus. Schnell entfernte sie sich wieder einige Schritte von ihm und versuchte sich zu beruhigen.
Es herrschte wieder betretenes Schweigen. Keiner von beiden mochte etwas sagen.
William ergriff als erster wieder das Wort: „Möchtest du dich so lange hinsetzen?“
Sie sieht so müde aus...


„Es geht schon,“ antwortete sie.

Es dauerte nicht lange und ein schwarzes Auto kam um die Ecke gebogen und hielt vor ihnen an.
William öffnete die Beifahrertür und begrüßte seinen Freund. Daraufhin bat er Lys einzusteigen.
Als alle sich angeschnallt hatten stellte William vor: „Lys, das ist mein Kumpel 'Luke'. Sein Vater ist Arzt im 'Savior-Hospiltal'.“
„Hy Lys“
„Hey Luke“
„Hab gehört, ihr zwei hattet einen kleinen Unfall? Was ist denn genau passiert?“
William zögerte kurz:“Also, naja, äh.... auf der Damentoilette vom 'Fifties' war ein Spiegel kaputt und Lys hat versucht die Scherben aufzusammeln und hat sich dabei geschnitten,und als ich ihr helfen wollte hab ich mich auch geschnitten. Ja, so war das.“
William wirkte nervös, aber Luke schien es nicht sonderlich zu interessieren, ob William ihn anlog, oder nicht.
Luke war komisch. Lys fand ihn komisch. Er und William schienen nicht sehr eng befreundet zu sein. Jedenfalls redeten sie die Fahrt über nur über Belangloses.
Luke war blond, nicht hässlich aber uninteressant. Lys schenkte ihm wenig Beachtung.

Die Fahrt dauerte nicht lange. Und auch der Aufenthalt im Krankenhaus war schnell vorüber: Der Schnitt an Williams Hand musste tatsächlich genäht werden. Bei Lys reichte ein Verband.

Zurück im Studentenwohnheim meinte William :“Weißt du, ich kenn da wen, der sich sehr gut mit Computern und so auskennt. Ich frag ihn mal, ob man aus den Überresten von deinem Handy noch ein paar Dateien oder Nummern oder so retten kann. Wär doch okay,oder?“ Er war total begeistert von seiner Idee und heilfroh, dass er die Einzelteile des Handys eingesammelt und mitgenommen hatte. Er strahlte sie an und wartete auf eine Antwort.
„Versuchen können wir es ja. Wer ist denn der Typ?“
William grinste „ Kein Typ, es ist eine 'sie'. Sie heißt 'Maja'. Sie ist mit mir zusammen in einem Mathe-Kurs und ein kleines Genie. Ich glaub du wirst sie mögen.“
Sie gingen ein Stockwerk höher, und liefen einigen Studenten über den Weg, die es sehr eilig, oder alle Zeit der Welt hatten. William fand die richtige Tür und Klopfte laut.
„Maja, ich bin's Will. Kann ich reinkommen?“
Ein knappes, fröhliches 'Ja' ertönte von der anderen Seite der Tür und William öffnete sie.
Lys spähte in das kleine Zimmer. Überall lagen Zettel und Bücher, oder irgendwelche Technischen Apparaturen und Einzelteile.
Dann kam aus dem Bad eine ziemlich aufgedrehte kleine Person gehüpft.
„Hey Will was gibt’s? Hast du wieder dein Handy runter geschmissen? Ich weiß nich ob ich's dann nochmal hinbekomme, das war letztes mal schon ziemlich im Eimer.“
„Äh, ja ich weiß, aber diesmal geht’s nicht um mein Handy und ich war auch nicht derjenige, der es kaputt gemacht hat,“ fiel William ihr ins Wort.
Maja schaute an ihm vorbei und entdeckte Lys.
„Ist das deine neue Freundin? Geht’s um ihr Handy?“
„Ja,“ entgegnete William, „es geht um ihr Handy,....aber sie ist nicht meine Freundin ..ich meine ,also wir sind nicht zusammen. Sie hat ihr Gedächtnis verloren und solange sie nicht weiß wohin, wohnt sie bei mir mit im Zimmer. Da is ja im Moment noch ein Bett frei, weißt du?“
„Ok“ Maja überlegte kurz. Dann reichte sie Lys die Hand. „Hy, ich bin Maja. Muss schrecklich sein nichts mehr zu wissen. Weißt du denn wenigstens noch wie du heißt?“
Lys schüttelte Majas Hand „ Freut mich Maja. Und nein, ich weiß leider auch meinen Namen nicht mehr. Ich hatte keinen Ausweis oder ähnliches bei mir. William nennt mich Lys. Kannst mich gern auch so nennen.“
„Meinetwegen,“ strahlte Maja. Sie war ein hübsches Ding, mit glatten natur-roten Haaren und blauen Augen.
Maja schaute William an: „Sag mal gehst du heut Abend auch auf Chloe's Party? Da gehen alle hin! Ich wollt da so gegen einundzwanzig Uhr hin. Lys kann ja auch mitkommen.“
„Ach, du weißt doch, dass ich Chloe nicht besonders mag,“ nörgelte William.
„Ich doch auch nicht,“ fiel Maja ihm ins Wort, „Aber alle gehen hin. Is doch egal, ob man den Gastgeber mag oder nicht. Ich glaub das wird ne riesen Party!“
Maja nahm William Lys' Handy aus der Hand, naja das was noch davon übrig war. Sie sah etwas entsetzt aus und warf William einen vorwurfsvollen Blick zu.
„Ich kann nichts dafür!“ verteidigte er sich.
„Ok,“ sagte Maja an Lys gewandt, „Ich seh mal was ich da machen kann, aber erwarte keine Wunder Ok?“
William sah Lys an „ Und was meinst du? Hast du Lust heute Abend zu einer Party zu gehen?“
Lys überlegte kurz :“Warum nicht? Wird bestimmt ganz interessant.“
„Nagut,“ seufzte William,“Ihr Mädels habt gewonnen. Gehen wir auf Chloe's Party.


6. Kapitel



Etwas verwundert betrachtete Lys sich im Spiegel. Maja hatte ihr ein paar Klamotten gegeben, die sie nicht mehr brauchte. Gott sei Dank hatten die zwei die gleiche Größe, deshalb passten Lys die Sachen gut. Sie war sich allerdings noch nicht ganz sicher, ob ihr der Anblick gefiel, der sich ihr da bot: Sie trug eine enge dunkle Jeans, die sie in ihre schwarzen Stiefel gesteckt hatte, und dazu ein knappes bordeaux-rotes Neckholder-Top.
Etwas gewöhnungsbedürftig

, fand sie. Aber sie konnte schlecht die ganze Zeit in den gleichen Sachen herum laufen.
In ihrer Handtasche fand sie dann noch ihren roten Lippenstift. Die Farbe passte perfekt zu dem roten Top. Inzwischen hatte sie es auch geschafft ihre Haare zu bändigen und hatte sie zu einem langen Zopf geflochten, der ihr bis zur Hüfte reichte. Sie atmete noch einmal tief durch, dann machte sie sich auf den Weg zu William und Maja.

Chloe wohnte nur ein paar Straßen weiter. Ihre Eltern hatten ein großes Einfamilienhaus und waren übers Wochenende nicht da. Als die drei dort eintrafen, waren bereits mindestens dreißig junge Leute da, und es schienen immer noch mehr zu werden. Schon von weitem konnte man die laute Musik hören, dadurch war das Haus nicht zu verfehlen.

Als sie das Haus betraten kam ihnen gleich eine hübsche Blondine entgegen und fiel William um den Hals. „Hallo Will!“ kreischte sie, „Schön, dass du hier bist! Komm und trink einen mit mir, ja? Deine Freundinnen laufen schon nicht weg.“
„Moment Chloe, wir sind ja gerade erst angekommen,“ antwortete William und befreite sich aus ihrer Umarmung.
„Später, versprochen!“ lächelte er sie an, in der Hoffnung, sie sei damit zufrieden.
Unverhohlen musterte Chloe Maja und Lys von Kopf bis Fuß, bis sie sich wieder William zu wandte und ihn anstrahlte:“ Ok, schaut euch erst einmal um! Aber vergiss nicht, nachher trinkst du noch was mit mir!“ Dann stöckelte sie davon.
Alle drei sahen ihr nach, bis Maja sagte: „Typisch Chloe! Ekelhaft wie immer! Und immer hängt sie sich an William! Als ob sie nicht genug Verehrer hätte!“
Lys schaute sich neugierig um sie hatte schon wieder Durst, ihre Kehle wurde trocken. Da kam Luke auf die drei zu gestolpert. Er schien schon ziemlich betrunken zu sein. „Hey, Will! Du bist mir vielleicht einer. Tauchst hier gleich mit zwei hübschen Frauen auf! Ist doch n bisschen unfair oder? Teilst du mit mir?“
Maja wurde ärgerlich: „Verpiss dich Luke! Such dir jemanden, der schon genau so voll ist wie du!“
Etwas barsch nahm sie Lys am Arm und zog sie weiter ins nächste Zimmer. Über die Schulter rief sie Will zu: „Wir holen uns was zu trinken! Wir kommen gleich wieder!“
Lys wurde übel als Maja ihr eine Drink in die Hand drückte.
„Komm,“ sagte Maja, „ Auf uns!“ und dann stieß sie mit ihrem Becher gegen Lys' was jedoch kein Geräusch erzeugte, da es billige Plastikbecher waren.
Maja sah fröhlich aus und sah sich nach Leuten um, die sie kannte. Während Lys an ihrem Drink nippte und dabei angeekelt das Gesicht verzog. Sie wollte nicht unhöflich sein. Maja schien das Getränk zu schmecken, dann lag es wohl an ihr. Mit dem Kopf im Takt der Musik wippend grinste Maja sie an. Lys trank tapfer ihren Becher leer und stellte ihn auf eine Kommode. Mit aller Kraft kämpfte sie dagegen an, den Alkohol wieder aus zu spucken. In ihrem Kopf drehte sich bereits alles und ihr wurde schrecklich heiß.
„Ich muss mal kurz zur Toilette, Maja!“ sagte Lys.
„Okay,“ meinte die, „Gucken wir mal, wo die is. Ich kenn mich hier auch nicht aus, „scherzte sie.

Schnell schloss Lys die Badezimmertür hinter sich. Versuchte sich zu beruhigen. Ihr war entsetzlich schlecht und sie hatte wahnsinnige Zahnschmerzen. Sie spritzte sich kühles Wasser ins Gesicht und blickte in den Spiegel, der über dem Waschbecken hing. Erschrocken wich sie zurück und wäre beinahe über einen Wäschekorb gefallen.
Ihre sonst braunen Augen waren leuchtend rot und über ihre roten Lippen ragten lange spitze Zähne die sehr bedrohlich aussahen. Das musste sie sich einbilden! Wahrscheinlich war irgendetwas in ihrem Drink gewesen! Entsetzt schloss sie die Augen.
Tief durchatmen

, dachte sie.
Doch als sie die Augen wieder öffnete hatte sich ihr Spiegelbild nicht verändert. Sie sah immer noch genauso furchterregend aus wie zuvor.
Plötzlich klopfte jemand an die Tür und Lys zuckte erschrocken zusammen.
„Hey, wie lange dauert das denn noch!?“
Lys erkannte Lukes Stimme.
„Äh Moment ich bin gleich fertig!“ antwortete sie. Unter großer Anstrengung gelang es ihr sich soweit zu beruhigen, dass ihre Zähne auf eine menschliche Größe zurück schrumpften.
Luke hämmerte verärgert gegen die Tür. Lys schloss sie ihm nun schnell auf.
Er war freudig überrascht sie zu sehen. „Du bist doch die Süße von vorhin, nicht war? Dich hab ich doch vorhin mit Will ins Krankenhaus gefahren.“
„Ja,“ gab sie unsicher zurück und versuchte hinter ihm Maja zu entdecken, die war allerdings spurlos verschwunden.
„Du bist ganz schön hübsch,“ säuselte Luke, „Hast du Lust auf ein Bisschen Spaß?“
Er schubste sie zurück ins Bad und schloss die Tür hinter sich, ging auf Lys zu und drängte sie an die Wand. Er roch entsetzlich nach Alkohol. Grob hielt er ihren Kopf fest und versuchte sie unsanft zu küssen doch Lys stieß ihn mit voller Wucht von sich und zerkratzte ihm die Wange. Erschrocken blickte sie ihn an, sah das Blut aus den Kratzern tropfen. Sie konnte es riechen, denn metallischen Geruch, der nun in der Luft hing.
Luke wischte sich verärgert das Blut von der Wange, verschmierte es dadurch allerdings lediglich. Er sah verärgert aus. Doch plötzlich grinste er sie an: „ Du bist ne kleine Kratzbürste, was? Ich mag Mädchen, die sich wehren können.“
Langsam kam er wieder auf sie zu. Lys hörte ihn nicht mehr, hörte nur noch seinen Herzschlag, das Blut durch seine Adern rauschen. Ihr Kiefer verkrampfte sich. Sie versuchte mit aller Kraft dagegen anzukämpfen.
Luke beugte sich über sie, hielt sie fest und küsste ihren Hals.
Das einzige was Lys noch wahrnahm war sein Blut. Der Geruch war nun so intensiv, dass all ihre Selbstbeherrschung dahin war. Sie spürte ihre wie ihre Zähne länger und spitzer wurden, fühlte ein machtvolles Verlangen in sich wachsen, welches sie nicht mehr kontrollieren konnte, was sie innerlich zu verbrennen schien. Langsam näherte sie ihren Mund seinem Hals, berührte sanft seine Haut mit ihren warmen Lippen und biss zu.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Vielen Dank, an Alle, die immer so fleißig weiterlesen und stets ein Herzchen dalassen :) Eure Lys ;)

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