Vincents Nachtgedanken
Stunden am Porträt gesessen,
kaum getrunken, nichts gegessen.
Knochenkopf, das Ohr verbunden...
Wozu hab ich mich geschunden?
Trunksüchtiger, armer Tor,
Warum grade dieses Ohr?
Es kann wahrlich nichts dafür!
Ist Verband mir eine Zier?
Stunden ich zum Spiegel starrte.
Stunden mich das Monster narrte!
Gott, ich kann den nicht mehr sehn!
Muss von dieser Stelle gehen.
Kenn ein kleines Nachtcafe',
Das ich immer gerne seh.
Zwar sind Wände blutig rot,
Grünes Gift von oben droht.
Doch kein finstres Monster starrt.
Menschen sind von loser Art.
Spät ist's schon und ziemlich leer.
Billard spielt jetzt keiner mehr.
In der Ecke, fast versteckt,
Liebespärchen Pläne heckt.
Tisch gleich links ist zu verdreckt.
Leerer Nebentisch gedeckt.
Hier gibt’s Essen, ich darf trinken;
muss nicht mal dem Kellner winken.
Der kommt schon von ganz allein,
bringt mir den geliebten Wein.
Spieler pokern um Absinth;
Nicht mehr lang, bald sind sie blind!
Sind schon lange nicht mehr frisch;
liegen förmlich auf dem Tisch!
Mitternacht ist längst vorbei.
Doch das ist mir einerlei!
Bin gesättigt, Durst gestillt;
Auch vielleicht ein Jammerbild?
Pass' wohl gut an diesen Ort …
Nein, jetzt mach ich schnell mich fort.
Was wohl sollte mich hier halten
unter diesen Spukgestalten?
Es ist auch schon reichlich spät...
Morgen wieder ans Porträt!
M.K. 30.07.2014
Texte: Marlies Kühr/ Alle rechte vorbehalten
Bildmaterialien: Alle Rechte vorbehalten
Tag der Veröffentlichung: 03.08.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Zum Wettbewerb Juli/August 2014 Bildbeschreibung " Nachtcafe'" von
Vincent van Gogh