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Weihnachten für die kleine Haselmaus

Es war ein wunderschöner Wintertag. Die Sonne strahlte vom blauen Himmel und ließ den Raureif auf den Tannen- und Fichtennadeln festlich glitzern. Der Wald trug ein strahlend weißes Festkleid und funkelte wie mit Edelsteinen besetzt. Doch kalt war es für alle Lebewesen; auch für die Tiere des Waldes. Wer sich nicht bewegte oder ein windstilles, sonniges Fleckchen gefunden hatte, der konnte heftig frieren.

Für die Tannenmeisen war das Wetter genau richtig. Sie hüpften von Zweig zu Zweig und flogen von Ast zu Ast, von Baum zu Baum, wobei sie ständig nach Futter Ausschau hielten.

Trotz des Winters fanden sie reichlich Insektenlarven, die überall in der Baumrinde steckten. Besondere Happen waren  verpuppte Schmetterlinge. Als Reserve konnten sie jederzeit auf die Samen in den Tannen-, Fichten- und Kiefernzapfen zurückgreifen. Die würden nie alle werden.

Die kleinen Vöglein mit den großen weißlichen Kopfseiten kannten sich gut aus im gesamten Revier.

Wenn sie mal eine reichere Mahlzeit einnehmen wollten, dann flogen sie einfach zu den Futterhäuschen in der Nähe der Menschen, wo sich viele Vögel versammelten. Dabei ließen sie das ganze Jahr über - auch jetzt im Winter - ihr munteres "Wiize-wiize" hören. Und den flinken Äuglein  der kleinen bunten Sänger entging nichts.

Da, in der Achsel eines starken Nadelzweiges, dicht an den Stamm gedrängt, hockte ein winziges graubraunes Wesen, nicht größer als unsere Tannenmeise, welche eine Runde um den Baum herum flog, dann ihren Hals in die Richtung des schlanken Stammes reckte, um sich schließlich geradewegs auf dem Ast nieder zu lassen, auf welchen sich das kleine Tierchen verkrochen hatte.

" Wiize-wiize, wer bist denn du?"

"Ich bin die Haselmaus."

"Wieso sitzt du dann in einem Weihnachtsbaum?"

Die jungen Nadelbäume wuchsen nämlich auf dem guten Boden einer Schonung für Weihnachtsbäume.

Sie trugen sattes Grün.

"Ich musste vor dem Fuchs flüchten.Er hat unseren Bau unter der Wurzel des Haselstrauches entdeckt und ihn mit seiner Schnauze und den Pfoten auseinander gewühlt, um uns zu fressen. Ich konnte gerade noch an ihm vorbei schlüpfen. Auf dem Boden hätte er mich gekriegt, weil er durch seine langen Beine ja viel schneller ist als ich. Aber klettern kann er nicht!  Das war meine Rettung. So lief ich den Tannenbaum hinauf , bis in die obersten  Zweige. Fürs Erste war ich gerettet. Aber jetzt kommt der Hunger, und ich traue mich nicht hinunter auf die Erde. Und kalt ist es auch. Ich friere so sehr. In unserem Bau war es so schön warm."

Über das kleine Mausgesichtchen rannen die Tränen.

"Ich werde verhungern und erfrieren."

"Ach, liebe Mausi, du musst  nicht weinen", sagte die gute Meise "Komm mit in meine Stube. Heute ist Weihnachten. Ich lade dich ein."

Die Haselmaus folgte der Meise, die sich zwei Äste weiter unten niederließ, mit den Augen. Dann lief sie am Baumstamm hinunter.

"Schau, hier ist der Eingang. Komm, folge mir."

"Oh, wie gemütlich!" staunte die Maus. Hinter dem runden Eingangsloch war es angenehm warm, und in der kleinen Höhlung befand sich ein einladendes, mit Federn ausgepolstertes Nest. Das hatte sie nicht vermutet. Dahinter lagen ein paar Tannen-und Kiefernzapfen.

"Komm, mach es dir bequem. Und hiermit", die Tannenmeise zeigte mit dem Schnabel auf einen der Zapfen, "können wir deinen ersten Hunger stillen."

Sie ließen sich die Samen der Nadelbäume schmecken und betrachteten durch das Türloch den Nachthimmel, an welchem inzwischen Tausend Sterne leuchteten.

"Weißt du was", sagte die Meise,,"du kannst hier bleiben. Ich habe noch zwei weitere Wohnungnen in den Bäumen nebenan. Diese hier schenke ich dir, weil heute Weihnachten ist!"

"Ach bist du lieb. Hab Dank dafür!"

Überglücklich küsste das Mäuschen den kleinen Vogel auf seinen weißen Seitenfleck.

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Marlies Kühr
Bildmaterialien: Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 11.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für die Kleinen

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