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Noch etwas Erdenzeit

Verdammt, nicht zu erreichen! Ausgerechnet jetzt muss meine Ärztin in Urlaub fahren!

Das blutet, blutet und blutet... Wahnsinn, seit acht Tagen geht das schon so, und ich werde der Sache nicht Herr! Termin bei der Gynäkologin habe ich erst in einem Monat. Diese Wartezeiten!

Aus dem Spiegel starrt mich ein Bettlaken-Gesicht an, kreideweiß. Ich muss etwas unternehmen...! Ich hebe den Hörer ab, wähle... .

"Gynäkologische Praxis Frau Doktor Desau. Schwester Christiane. Guten Tag." Ich stammele ein paar Brocken.

"Sie haben Beschwerden?.... Gut, dann kommen Sie morgen früh um acht Uhr."

Mehr schlecht als recht vergeht die Nacht.

Die Ärztin schaut mich an, hört mich an, und während sie den Telefonhörer nimmt und wählt, sagt sie:

"Ich weise Sie in die Frauenklinik ein, direkt von hier, sofort. Ihre Sachen lassen Sie sich von Zuhause nachbringen."

 In der Klinik Aufnahme und Untersuchungsgespräch zeitnah.

" Wir nehmen Sie morgen früh mit dran. Myome... Ein kleiner Eingriff, Ausschabung. Wird Sie nicht sehr belasten. Dabei wird auch gleich eine histologische Untersuchung vorgenommen. Nach etwa vier Tagen, wenn alles in Ordnung ist, können Sie wieder nach Hause... . "

Am dritten Tag nach dem Eingriff erfahre ich, dass die Situation schwerwiegender ist, dass ich um eine große Operation nicht herum komme. Termin in vier Wochen... .

In dieser Zeit absolviere ich ein Fachärztekonsultationsprogramm : Röntgenologe, Urologe, Internist, ... .

Bei Letzterem bekomme ich zu hören: "Sie müssen unbedingt abnehmen! Weniger fett essen; einfach weniger essen. Und keinen Kuchen mehr! Sonst werden Sie innerhalb der nächsten zehn Jahre beides erleben: Schlaganfall und Herzinfarkt. Soviel ist sicher!"

Dabei hantiert er mit Lineal und Bleistift auf dem Röntgenbild meines Körperinnenraumes, misst mehrfach Millimeter nach.

Ich aber bin mir keiner Schuld bewusst. Ich esse nicht fett und schon gar nicht viel und selten mal Kuchen! Wenn ich mir den auch noch ganz verkneifen soll, was bleibt mir dann noch auf dieser Welt? Nur Tristesse!

Wie die Zeit vergeht! Im Nu sind die Wochen um.

Diesmal stehe ich mit korrekt gepacktem Koffer in der Anmeldung, bekomme mein Bett zugewiesen, Labortests werden gemacht; zuletzt wird rasiert.

"Morgen früh um zehn nehme ich Sie unters Messer. Sie brauchen keine Angst zu haben," sagt die Oberärztin, die abends noch einmal an mein Bett kommt.

"Wir beide werden das Kind schon schaukeln, nicht wahr?"

Sie ist nett. Ich  habe Vertrauen zu ihr.

Am nächsten Morgen, 9.45 Uhr wird mein Bett auf den Flur vor dem OP

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: All rights by Marlies Kühr
Bildmaterialien: BookRix
Tag der Veröffentlichung: 09.05.2013
ISBN: 978-3-7309-3147-9

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gewidmet all jenen Menschen, die am Rande der "großen Geschichte" im Alltag leiden.

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