Cover

Prolog

 

Lautes Geschrei durchschnitt die abgestandene Luft, worauf ein stechender Schmerz in ihrer Brust folgte. Gerade eben hatte sie ihm von ihrer Kündigung ihres Jobs erzählt. Sie war sich der Konsequenzen ihrer Entscheidung bewusst gewesen, aber sie hatte es nicht mehr ertragen in einem heruntergekommenen Schuppen zu arbeiten, für so wenig Gehalt. Ihre Gedanken wurden jäh von einem weiteren Schlag unterbrochen. Sie hatte bestimmt schon einige gebrochene Rippen und wenn es so weiter ginge, würde sie sicher bald Ohnmächtig werden. Der Schmerz war unerträglich, als sie plötzlich mit dem Kopf immer wieder gegen die Wand geschleudert wurde. Das Letzte was sie sah, war ihre Mutter, die zum Telefon hastete und den Krankenwagen rief. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

 

1 Kapitel

Betretene Stille trat augenblicklich in den Raum, nachdem der Arzt uns die schreckliche Diagnose mitgeteilt hatte. Nur das leise Schluchzen meiner Mutter, und das piepen eines Monitors durchbrachte die Stille. Selbst im Gesicht meines Stiefvaters, meinte ich, eine Gefühlsregung zu erkennen, die jedoch schnell wieder verschwand, so dass ich nicht sicher war, ob ich mir das nur eingebildet hatte. Plötzlich ging die Tür schwungvoll auf und ein Riese von Mann betrat den Raum. Als meine Mutter den Fremden entdeckte, gefror ihr Gesicht zu einer ungläubigen und wütenden Maske. Wow, dachte ich, so hatte ich sie noch nie erlebt. „ Phil“, krächzte sie ungläubig, „wieso bist du trotzdem gekommen?“.  Mit ausdruckloser Miene schob er sie beiseite, ging um das Krankenhausbett herum und kniete sich neben mich. „ Lucy, es tut mir so leid“, brachte er mit großer Mühe, aber beherrscht, hervor. Ein ungläubiges Schnaufen durchdrang meine trockenen Lippen, während ich in seine dunkelgrünen Augen starrte. Sabine hatte mir zwar erzählt, dass mein Vater, den ich 15 Jahre lang nicht gesehen hatte, in Anbetracht der Umstände zu Besuch kam, doch ich hätte nie in Erwägung gezogen, dass ich ihm so ähnlich sah. Die hohen Wangenknochen, die gerade schmale Nase und die vollen Lippen hatte ich zweifellos von ihm. Das einzige was nicht ins Bild passte, war der Größenunterschied. Ich, klein und zierlich, wirkte im Gegensatz zu seiner großen Erscheinung, wie eine unschuldige Puppe und das war ich auf keinen Fall und werde es auch nie sein. Fred, der die ganze Zeit mit ausdrucksloser Miene dem Specktakel beigewohnt hatte, brüllte plötzlich los. All seine Wut, die er die ganze Zeit nicht an mir auslassen konnte, brach plötzlich aus ihm heraus. Mit großen, schnellen Schritten kam er zu mir herüber, zog mich am Kragen aus dem Krankenbett und versuchte mich zu Würgen. Bevor er mir jedoch größere Schmerzen hinzufügen konnte, sprang mein Vater mit einem gekonnten Sprung über das Bett, indem ich eben noch gelegen hatte und riss Fred von mir weg.  Währenddessen war meine Mutter, immer noch außer sich, auf den Flur gerannt und kam wenig später mit einem Polizisten, der Fred in Gewahrsam nahm, zurück. Schon bald wimmelte es in dem spärlich eingerichteten Krankenzimmer von Polizisten, Krankenschwestern und Ärzten. Während meine Mutter hysterisch herum tigerte, brachten die Polizisten meinen Stiefvater auf das Polizeirevier und nahmen meine Aussagen auf. Ich berichtete ihnen unter welchen Bedingungen ich gelebt hatte.  Mein Vater, der bisher von diesen Umständen keine Ahnung gehabt hatte, drückte mich fest an sich und strich mir beruhigend über die braunen Korkenzieherlocken und meinem Rücken. Da diese Berührungen mich an Ereignisse aus der Vergangenheit erinnerten, lief mir ein Schauer über den Rücken. Langsam legte sich der Trubel und mir wurde immer klarer bewusst, dass ich wegen des Lungenkrebs, von dem ich eben erfahren hatte, nicht mehr lange Leben würde und mir lief eine Träne aus dem Augenwinkel. Nachdem der letzte Polizist gegangen war, versuchte ich mein zerzaustes Haar, mit zitternden Fingern, zu glätten und schlief dann erschöpft an der Schulter meines Vaters langsam ein.

2 Kapitel

Sie rannte lachend eine Wiese herunter und zog ihren Stiefvater und ihre Mutter Sabine mit sich. Auf der Wiese waren viele Blumen und als sie gemeinsam Blumenkränze gemacht hatten, hatte sie sich vorgestellt, dass sie eine Prinzessin wäre. Da es bereits schon spät war und es zunehmend kühler wurde, machten sie sich auf den Weg nach Hause. Fred wickelte sie in seine viel zu große, nach Kunstleder riechende Jacke ein und nahm sie auf die Schultern. Ihre Familie hätte zu diesem Zeitpunkt nicht glücklicher sein können, dachte sie sich….damals.

 

Sanft wurde ich durch ein Rütteln an der Schulter geweckt.  Kaum merklich zuckte ich zusammen in der Erwartung, dass es Fred war, der sich über mich beugte. Ruckartig öffnete ich meine schweren Lieder und blickte in das entschuldigende Gesicht vonPhil. „ Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe, aber wir landen in wenigen Minuten am Flughafen. Von da aus werden wir von einem Freund abgeholt und fahren direkt zu mir nach Hause.“  Als wir schließlich zu den wartenden Fahrzeugen gelangten, führte Phil mich zu einem teuer aussehenden Auto. Dort wartete ein Mann mittleren Alters, verstaute meine wenige Habseligkeiten im Kofferraum und öffnete uns die Hintertür. „Hallo Simon! Danke, dass du uns abgeholt hast. Das ist meine Tochter Lucy, sie wird ab jetzt bei mir wohnen. Lucy, darf ich vorstellen, dass ist Simon, mein Chauffeur.“  Ich nickte ihm kurz zu, zwang mich zu einem Lächeln und stieg ein.  Nachdem  Phil mit Simon ein paar kurze Worte gewechselt hatte, stieg er ein und wir fuhren los. Nach einer halben Ewigkeit, wie mir vorkam, fuhren wir endlich durch ein großes, von Ranken überwuchertes Tor, zu einer imposant aussehenden Villa. Mir  wurde die Tür aufgemacht und ich stieg aus. Sofort  schlug mir ein Duft von allen möglichen Blumen entgegen, worauf ich mich umschaute. Wir standen auf einem Kiesweg, welcher um einen Brunnen herum führte, der leise vor sich hin plätscherte. In der Ferne erspähte ich das Meer und  zu meiner linken sah ich eine wunderschöne aussehende Villa. Wir stiegen eine breite Marmortreppe hinauf und als wir die große Eingangshalle betraten, schmiss sich ein kleines jauchzendes Bündel in meine Arme. Perplex erwiderte ich die Umarmung eines kleinen Mädchens, welches, den Informationen meines Vaters  nach, meine fünf Jährige Halbschwester Lilly war. Danach ließ sie mich los und musterte mich mit ihren großen braunen Augen, die mich an flüssige Schokolade erinnerten. „Da seid ihr ja endlich! Soll ich dir mein Zimmer zeigen?“, fragte sie mit ihrer honigsüßen Stimme. Zügig griff sie nach meiner Hand, zog mich eine Treppe und einen von Bücherregalen gesäumten langen Flur entlang. In ihrem Zimmer angekommen, konnte ich nur mit Mühe ein anerkennendes Pfeifen unterdrücken.  Sie war definitiv meine Seelenschwester. Im ganzen Zimmer sah man ausgekippte Kisten und überall lagen Barbiepuppen herum. Lilly ließ meine Hand los, rannte zu einer Kiste, in der sie fast verschwand und drückte mir schließlich eine Barbie in die Hand. „So!“, sagte sie mit einer Stimme, der man nicht wiedersprechen konnte: „Du bist das Dorfmädchen und ich die Prinzessin!“ Kichernd zog sie mich zu einem rosa Barieschloss und kniete sich hin.

3 Kapitel

Keuchend wachte ich auf. Es war nun schon das dritte Mal, dass ich in dieser Nacht aufwachte. Wiederkonnte ich nicht schlafen und warf einen Blick auf den Wecker: 4:38. Super! Ich wollte nicht mehr schlafen und mich wieder an die schrecklichen Zeiten bei meinem Stiefvater und meiner Mutter erinnern. Fred hatte mich in den letzten paar Monaten bei jeder Kleinigkeit bestraft, auch wofür ich nichts konnte. Wenn zum Beispiel mein ekliger Ex-Chef mir das Geld nicht pünktlich gab und ich Fred nicht genügend Alkohol kaufen konnte, oder wenn der alte Schrottfernseher wieder kaputt war. Er wurde in den letzten Monaten immer aggressiver. Ich hatte schon öfter versucht meine Mutter zu überreden einfach auszuziehen, doch sie meinte, dass wir kein Geld hatten, u uns ein Dach über den Kopf leisten zu können, alleine. Was sie jedoch außer Acht ließ war, dass ich das Geld nach „Hause“ brachte und Fred gar nicht arbeitete, sowie sie. Dies sagte sie immer, blockte komplett ab oder ignorierte mich.  Eigentlich liebte ich meine Mutter, aber ich verstand halt einfach nicht, wieso sie sich immer mit den falschen Männern abgab. Schon länger hatte ich mir vorgenommen nicht zu heiraten und so von einem Mann abhängig zu sein    . Ihre erste Ehe, sie hatte den 20 Jahre älteren Griechen  mit 19 geheiratet, war nach 2 Monaten gescheitert, weil sie ihn mit einem Jüngeren betrogen hatte. Ein halbes Jahr später hat sie dann meinen Vater kennengelernt und war mit ihm nach Malibu durchgebrannt. Keine 3 Monate später war sie dann mit mir schwanger und blieb solange bei ihm, bis sie von ihm genügend Geld hatte, um sich mit mir ein neues Leben in Deutschland aufzubauen. Phil hatte schon damals die Firma seines früh verstorbenen Vaters übernommen und weil er meine Mutter geliebt hatte, gab er ihr eine großzügige Menge an Geld. Mein Vater hatte aber die Bedingung gestellt, dass sie bis zu meinem 2 Geburtstag bei ihm bleiben sollte, bevor er ihr das Geld aushändigte. Sie hatte das Angebot angenommen, obwohl sie ihn, im Gegensatz zu ihm, nicht liebte. Als sie ihn dann mit 22 verließ, sparte sie das Geld, zog bei ihren Eltern ein und lebte dort 3 Jahre. Besser gesagt, ich lebte dort und sie wohnte bei ihren ganzen Bettbekanntschaften und vergaß mich,ihr Kind. Ich wurde bei meinen Großeltern abgeschoben, bis Sabine Phil kennenlernte und ihn auch direkt geheiratet hatte, als ich 6 war. Sie sagte immer, er wäre der Einzige, den sie lieben würde. Das Geld, welches sie von ihren 2 Ehemännern bekommen hatte, war dann auch nach wenigen Monaten weg. Um Fred oder anderen Männern um den kleinen Finger zu wickeln, kaufte sie sich immer wieder neue Kleidung. Meinen Großeltern, die  irgendwann die Nase voll von mir hatten, setzten mich bei meinem neuen Stiefvater und meiner Mutter vor der Haustür. Da meine Mutter seitdem sauer auf ihre Eltern war, hatte ich sie seit meinen 6 Lebensjahren nicht mehr gesehen. Seitdem wohnte ich bei ihnen in einem schäbigen kleinen Haus und am Anfang waren wir auch glücklich und ich fühlte mich zum ersten mal in meinem Leben wohl. Doch als meine Mutter ihn dann das erste Mal betrog, fing seine Aggressivität an. Er verlor seinen Job als LKW-Fahrer und dann begann der ganze Mist. Ich war froh, dass ich nun bei meinem Vater war. Zwar wusste ich erst seit einer Woche von ihm, aber ich hatte mich gut mit ihm Verstanden, auch wenn wir nicht viel geredet hatten. Meine Mutter hatte mir erst von ihm erzählt, nachdem ich wenige Minuten wach war. Als ich sie fragte, warum sie mir nie von ihm erzählt hatte, meinte sie, es hätte nie den richtigen Zeitpunkt gegeben. Deswegen war der Abschied von meiner Mutter nach 7 Tagen, die ich im Krankenhaus verbracht hatte, nicht so schmerzhaft gewesen, weil ich immer noch sauer auf sie war. Jetzt würde ich erst einmal bei meinem Vater und Lilly wohnen.

Anna, die Haushälterin brachte mich nach einem schweigenden Abendessen, in mein Zimmer. Es war in der zweiten Etage und zeigte einen wunderschönen Blick auf einem Strand, der, wie Anna erzählte, auch noch zu dem Anwesen gehörte. Mein großes Bett, welches gegenüber von der Tür und unter einem großen Fenster stand. Neben diesem führte eine verglaste Tür auf einen mit verankern besetzten Balkon. Links daneben war eine kleine Sitzecke aus weißen Leder und ein großer Flauschiger orangener Teppich lag mitten auf dem hellen Holz. Das Zimmer war in orange, weiß und braun gehalten und wirkte sehr einladend, auch wenn es für meinen Geschmack etwas zu groß war, wie fast alles in diesem Haus. Lag wahrscheinlich daran, dass ich in Deutschland nur das Nötigste in mein Zimmer quetschen konnte. Außerdem war rechts von der Tür noch ein großer Schreibtisch, wo ein weißer Apple Laptop stand. Daneben führte eine Tür zu einem Ankleidezimmer, welches leer war, außer meinen 2 Koffern mit meinen Klamotten.


Mein Blick wanderte durch das dunkle Zimmer und blieb wieder an dem Wecker hängen. Es war gerade mal eine halbe Stunde vergangen, doch da meine Gedanken viel zu aufgewühlt waren, machte ich die kleine Lämpchen über meinen Kopf an, die in dem Kopfende des Bettes eingebaut waren, an . Ich schlug die Decke von meinem Körper und hievte mich aus dem Bett. Am bettende lag eine dünne decke, die ich mir um die Schultern schlang und tapste auf die Tür zu , die auf den Balkon führte. Ich schob die Schiebetür zur Seite und ließ mich auf einen der beiden Liegen fallen. Ich lehnte mich gemütlich zurück und streckte meine Beine aus. Der Strand war etwa einen Kilometer von der Villa entfernt und dazwischen lag ein wunderschöner Garten. Der große Rasen war gepflegt und kurz geschnitten. An manchen Stellen waren runde Beete, wo tausende von Blumen wuchsen. Zwischen 2 Palmen, welche von zwei Lampen im Boden bestrahlt wurden, hing eine Hängematte und ein schmaler Weg führte vom Haus um einen großen Pool bis mitten in den Garten zu einem großen beleuchteten Pavillon. Der Weg spaltete sich und führte dahinter wieder zusammen und führte zu dem weißen Strand. Die Mondstrahlen vom Vollmond spiegelten sich im Meer und am Horizont erkannte ich kleine Lichter, die wahrscheinlich zu schifferboten gehörten. Von der tollen Aussicht wurde ich schläfrig, aber ich hatte keine Lust meinen Arsch zu bewegen weshalb ich liegenblieb. Außerdem war es auch nicht wirklich kalt. Ich schloss meine Augen und schlief ein

Als ich das nächste Mal meine Augen aufschlug, war ich einigermaßen ausgeschlafen und hatte Traumlos geschlafen, doch helle Sonnenstrahlen blendeten mich, weswegen schloss ich sie sofort wieder. Als erstes wusste ich nicht, wo ich mich befand, doch dann fiel mir en, dass ich bei meinem Vater war und draußen eingeschlafen war. Ich stand auf, doch ich flog direkt auf die Nase.
„Fuck!“ entwisch es mir, denn meine Füße hatten sich im Schlaf umständlich um meine dünne Decke gewickelt. Ich zog entnervt die Decke von mir, doch als ich es nicht schaffte, fluchte ich erst richtig los. Irgendwann gelang es mir und ich klopfte mir den Dreck von meiner Boxershorts. Ich schmiss die Decke einfach auf die Liege und ging rein. Links drückte die Klinke der Tür runter und öffnete sie. Ich hockte mich vor die Koffer und öffnete sie. In dem ersten befanden sich nur Unterwäsche, 2 Schlafanzuge und wenige alte Schuhe. In dem zweiten, etwas größeren waren nur ein paar Tops, wenige Shirts und eine kurze Hose und 2 verschlissene Hosen. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal shoppen war, doch es war schon lange her. Und wirklich shoppen konnte man es auch nicht wirklich nennen, denn in dem kleinen Türkenladen hatte ich höchstens eine halbe Stunde verbracht. Auf jedenfalls zog ich mir die abgeschnittene kurze Hose , sowie ein normales Shirt und Unterwäsche aus dem Koffer und verschwand damit an das anliegende Badezimmer. Nach einer warmen Dusche, in der es jede Menge Funktionen gab, wie eine regenbrause von oben oder strahlen von der Seite, putze ich mir die Zähne und zog mich an. Danach schlich ich mich die Treppe herunter und bog links ab zu der Küche. Sie war in schwarz-weiß gehalten und es führte noch eine Tür in das anliegende Wohnzimmer. Das angrenzende Esszimmer wurde nur durch einen offenen Tür bogen von der Küche getrennt. Ich ging durch die große Küche und öffnete den schwarzen Kühlschrank. Es befanden sich Unmengen von Lebensmittel, weswegen ich mir einfach einen Früchte Jogurt und setzte mich damit auf einen der vier Hocker von der Kücheninsel. Nachdem ich aufgegessen hatte warf ich einen Blick auf die Uhr über der Tür, die auf den Flur führte und lies mich wieder frustriert auf den Hocker zurück sinken. Super, es war gerade mal kurz vor 7 und noch keiner wach. Zumindest hatte ich hier noch keinen gesehen, also stand ich auf, warf den Jogurt-becher in den Müll und legte den Löffel auf die Spüle. Ich wollte mich gerade ins Wohnzimmer begeben als mich von hinten jemand ansprach:
„Hi, du bist Lucy, oder? Dein Vater hat mir schon viel von dir erzählt! Ich bin Thessa!“ ich fuhr erschrocken herum. Ein Frau, vielleicht wenige Jahre älter als ich stand mir gegenüber und strahlte mich an. Sie sah etwas Strange aus mit ihrer pinken Igelfrisur und dem kräftigen großen Körperbau.
„Mmh, ja! Ich bin Lucy!“ Ich nahm die hingestreckte Hand von Thessa. Wahrscheinlich war das Lillys Mutter, doch sie war noch ziemlich jung.
„Bist du Lillys Mutter?“
„Nein, um Gottes Willen. Ich bin ihre Cousine, sowie auch deine!“, lachte sie. Ich zwang mich zu einem entschuldigen lächeln.
„Entschuldigung“
„Kein Problem. Aber findest du nicht ich bin noch etwas zu jung, um Mutter zu sein?“ ich zuckte entschuldigend mit den Schultern, doch ließ sie gleich wieder sinken, denn dort hatte ich einen heftigen schlag von Fred abbekommen, der immer noch wehtat.
„Doch schon“, war meine einzige Antwort.
„Gehen wir ins Wohnzimmer?“, fragte sie, doch bevor ich antworten konnte, hatte sie sich schon auf den Weg gemacht. Ich trottete hinter ihr her und ließ mich neben sie auf das Sofa sinken.
„ Warum bist du eigentlich hier? Dein Vater wollte mir nicht den Grund sagen.“, fragte sie mich. Ich senkte meinen Blick und antwortete ihr nur zögernd.
„ Ich wollte nicht mehr bei meiner Mutter und meinem Stiefvater bleiben. Also habe ich ihn gefragt, ob ich zu ihm kommen darf. Zum Glück hat er eingewilligt.“, sagte ich ihr, auch wenn es nur die halbe Wahrheit war. Doch ich wollte nicht der ganzen Weltgeschichte von meiner schlimmen Lebensgeschichte erzählen und bemitleidet werden. Phil wusste davon und hatte mir versprochen es niemanden zu erzählen.
Thessa schaute mich etwas skeptisch an, doch beließ es dabei. Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es war in schwarz-weiß gehalten und wirkte sehr modern. Das große schwarze Ledersofa, auf welchem wir saßen, stand auf einem weißen Teppich und ein großer Glastisch stand davor. Der riesige Fernseher wurde von hinten beleuchtet und es hingen teure schwarze Boxen daneben an der Wand. Wahrscheinlich konnte man damit auch gut Musik hören. Es hingen viele Familienfotos an der Wand, sowie andere moderne Bilder. Außerdem konnte man durch die Glaswand draußen den ganzen Garten sehen.
„…traurig! Hallo, hörst du mir überhaupt zu!“
„Was?“ Ich fuhr erschrocken zusammen. Anscheinend hatte sie gerade etwas gesagt, doch meine Gedanken waren woanders.
„Ich habe dir gerade gesagt, dass ich gar nicht Lillys Mutter sein könnte, weil…“, weiter kam sie nicht, denn die Tür, die in den Flur führte wurde aufgerissen. Herein kam Anna mit einer weinenden Lilly auf dem Arm. Thessa und ich sprangen erschrocken auf.
„Was ist passiert?“, fragte ich und eilte zu ihnen.
„ Sie hatte mal wieder einen Albtraum. Hier, kannst du sie bitte nehmen? Ich muss noch das Frühstück vorbereiten.“
Mit diesen Worten drückte sie mir Lilly in die Arme und verschwand. Lilly schlang die Arme um meinen Hals und die Beine um meine Hüften. Ich setzte mich wieder neben Thessa und Lilly rücklings auf meinen Schoß. Ich streichelte ihr beruhigend über den Rücken und hielt sie fest an mich gedrückt, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte.
„ Hast du wieder das gleiche wie immer geträumt?“, fragte Thessa Lilly, worauf letzteres nickte. Ich schaute Thessa über Lillys Kopf hinweg fragend an. Doch sie schüttelte still den Kopf und formte mit dem Mund ein „Gleich!“ Nach einer Weile rief uns Anna zum Frühstück und Lilly sprang wieder munter von meinem Schoß, in das Esszimmer. Wir folgten ihr und setzten uns an die edlen, aber bequemen Stühle, welche bestimmt so viel gekostet hatten, wie unser ganzes Haus. Der große Glastisch war voll von allerlei Leckereinen, doch ich nahm mir nur ein halbes warmes Brötchen und belegte es mit Käse. Während die anderen reinhauten, nahm ich mir noch ein paar Trauben und lehnte mich dann satt zurück. Ich half der Hausangestellten noch das schmutzige Geschirr wegzuräumen, doch ignorierte Annas laute Proteste, von wegen, sie sei die Hausangestellt. Ich war es seit Jahren gewohnt den Haushalt zu betreiben und außerdem machte ich es auch gern. Danach ging ich hoch in mein Zimmer. Ich wollte es ein bisschen mehr nach mir aussehen lassen. Den Koffer, in dem meine wenigen Habseligkeiten waren, öffnete ich und kramte etwas drin rum. Ich zog ein paar Bilder heraus, die meisten von mir oder von meiner Mutter. Nur eins war ein Familienfoto, wo auch mein Stiefvater drauf war. Damals war ich 8 Jahre und es wurde in unserem ersten gemeinsamen Urlaub gemacht worden. Wir waren auf Sylt gewesen und saßen auf dem Bild lachend zusammen auf einer Liege. Den lange Strand konnte man im Hintergrund sehen und ich konnte mich noch daran erinnern wie uns ein französisches Pärchen Fotografiert hatte.
Ich legte das Foto wieder weg und betrachtete mit Tränen in den Augen ein anderes Bild, welches in einem großen Rahmen lag. Es waren mehrere Aufnahmen von meiner Ex-besten Freundin und mir reingeklebt worden. Sie hatte es mir den Rahmen zu meinem 15 Geburtstag geschenkt. Auf den meisten Bildern strahlte die Blondine mit ihren braunen Augen mit meinen zweifarbigen um die Wette in die Kamera. Doch kurz danach war dieses helle Funkeln aus meinen Augen verschwunden, denn Freds verhalten war mit der Zeit immer aggressiver geworden. Ich hatte mich immer mehr von ihr zurückgezogen, bis wir uns gar nicht mehr trafen. Es tat mir leid, dass ich nicht mehr mit ihr sprach, den wir kannten uns schon ziemlich lange und war meine einzige Freundin gewesen, doch sie war immer neugierig und wollte immer alles wissen, doch mein Vertrauen zu den egal welchen Menschen, war verletzt und sie wäre bestimmt zur Polizei gegangen. Wahrscheinlich hätte sie es auch auf eigene Faust gemacht. Doch irgendwie wollte ich nie eine Anklage erstellen, denn meine Mutter liebte ihn und ich wollte, dass sie glücklich war, auch wenn ich dafür leiden musste. Also war die beste Lösung sich zurückziehen, auch wenn es wehtat.
Ich stellte die beiden und noch andere Fotos auf das Nachtschränkchen und hängte ein paar auf die Pinnwand, welche über dem Schreibtisch stand. Danach nahm ich das Kosmetikköfferchen mit ins Bad und räumte ein paar Klamotten in eines der vielen offenen Regale im Ankleidezimmer. Ich faltete gerade meine Jeans , um sie einzuräumen, als ich angesprochen wurde.
„ Hey, was machst du da!“ Erschrocken sprang ich auf und drehte mich um, doch es war nur Thessa, die gerade durch die Türschwelle schritt.
„ Ich sortiere meine Klamotten ein!“
„ Das sollen Klamotten sein? Das sind Lumpen. Ich habe ja schon nichts zu deinen Klamotten, die du anhast gesagt, doch das ist der reinste Müll…“
„ Ich kann mir halt nichts anderes Leisten“ ,unterbrach ich sie gekränkt „ ich habe immer das Geld nach Hause gebracht und musste es sofort meiner Mutter und ihrem Mann geben . Nach etlichen Absagen hatten beide keine Lust mehr und ich musste immer neben der Schule Jobben und dabei noch gute Noten schreiben. Da bleibt halt kein Geld mehr für andere Sachen die ihr nur so um euch werft. Ich habe mir alles hart erarbeitet und bin nicht mal eben zu meinen reichen Papi gegangen, nach dem Motto, ich bin ja so süß und brauche jeden Tag neue Klamotten und neues Mack-up!“, meinte ich sarkastisch.
„Tut mir leid“, meinte Thessa niedergeschlagen, „ ich wusste nicht, dass es so schlimm bei dir zuging. Onkel Phil hat zwar gesagt, dass du unter schwierigen Bedingungen gelebt hast, doch er hat nicht gesagt dass es so schlimm ist.“
„ Das ist noch gar nicht“, murmelte ich vor mich hin, so dass sie es nicht verstand, doch ihr schien es wirklich leidgetan zu haben, so dass ich ihr etwas lauter mitteilte, dass es schon okay wär.
„Hättest du den trotzdem Lust mit mir shoppen zu gehen? Du könntest etwas gebrauchen, denn ich denke, dass, was du hast, ist etwas wenig. Phil wird dir bestimmt etwas Geld geben.“
Ich schaute sie skeptisch an, denn wirklich Lust hatte ich nicht, doch sie schaute mich so bettelnden an, dass ich ihr den Wunsch nicht abschlagen konnte.
„ Na gut, aber nur ein wenig. Ich habe nicht wirklich Lust und eigentlich will ich nicht, dass mein Vater nicht Geld für mich ausgibt. Ich fall ihm ja schon zur Last, indem ich hier bei ihm wohne…“
„Oh, nein, auf keinen Fall“, unterbrach sie mich, „ er hat sich sehr gefreut, dass du zu ihm kamst. Er war oft unglücklich in letzter Zeit, vor allem weil er nicht wollte, dass seine Tochter nach Sonjas tot alleine war und nur von einer Hausfrau aufgezogen wurde. Er war das letzte Mal so unglücklich, als deine Mutter und du ihn verlassen habt und du kannst dir gar nicht vorstellen wie stolz er immer am Telefon in der letzten Woche von dir gesprochen hat. Er hat uns allen das Leben hier schwer gemacht, weil er so durcheinander war, als man ihn darüber informierte, dass du herkommen sollst.“
„ Wer ist Sonja?“
„ Oh, dass ist, oder besser war Phils Frau und Lillys Mutter. Sie ist vor 2 Jahren an einen Autounfall gestorben. Lilly war im gleichen Auto, konnte aber überleben. Deswegen hat sie auch öfters diese Albträume. Sie redet zwar nicht über sie doch wir wissen, dass sie von ihrer Mutter und dem Unfall träumt. Lilly ist schon etwas länger darüber hinweg, doch die Albträume sind geblieben. Sie hatte aber auch einen der besten Psychologen hier bekommen, denn Phil wollte, dass sie darüber hinwegkommt und keine schwere Kindheit hat.“
„Oh, dass tut mir leid für sie!“ Wenn die wüssten, dachte ich, ich hatte keinen Vater und wurde von der Mutter bei meinen Großeltern abgeschoben und hatte auch keinen Psychologen, egal ob gut oder schlecht, der mir half darüber hinwegzukommen. Ich brauch auch keinen, dachte ich mir, denn das ist meine Vergangenheit, die ich nicht vergessen will. Außerdem werde ich sowieso bald sterben.
Thessa nickte, bevor sie schnell wieder das Thema wechselte, während ich weiter meine Sachen weiter einräumte. Sie setzte sich währenddessen auf einen der zwei Hocker, die in der Ecke des Zimmers standen, und erzählte mir etwas über Malibu, welche Strände die schönsten waren und welche Stars hier Häuser hatten, wobei ich alle außer einen gar nicht kannte. Nach kurzer Zeit war ich fertig und wir gingen zusammen nach unten um Lilly zu suchen.
„ Hey, warte mal, weißt du wo Lilly ist“ sprach Thessa Anna an, die gerade mit einem großen Wäschekorb an uns vorbei hetzte.
„ Sie ist mit Phil am Strand“, rief sie und schnaufend über die Schulter zu.
„Sollen wir dir vielleicht helfen?“, fragte ich sie, doch sie war schon längst um die nächste Ecke gebogen und ich zuckte nur mit den Schultern. Meinetwegen.
„Kommst du?“ Thessa stand schon an der Terrassen Tür im Wohnzimmer und schaute mich fragend an.
„Jaja!“, meinte ich und eilte zu ihr. Die Terrasse sah wundervoll aus. Rechts von uns war ein großer Pool eingelassen und vor der kleinen bar standen ein paar große Hocker. Bequem aussehende Liegen waren um den Pool verteilt. Links von uns befand sich eine große Sitzecke die mit weißen Polstern. Eine kleine Statur die einen Jungen zeigte, der in den mit Blumen besetzten Teich pinkelte, vollendete das Bild. Der Teich lag etwas weiter von der Terrasse weg und wirkte ziemlich groß. Anscheinend hatte ich ihn gestern nicht entdeckt. Wir verließen die Terrasse und folgten den weg, der zum Strand führte. Als wir näher kamen entdeckten wir die zwei im Wasser. Lilly kreischte auf, als ihr Vater sie hochhob und sie huckepack nahm. Sie sah unglaublich süß aus, mit ihren kleinen Badeabzug und den schwimmflügeln. Als sie uns entdeckte, tatschte sie ihrem Vater von hinten mit der Hand auf die Wange und lachte uns zu.
„Lucy, Thessa!“ rief sie uns zu und wollte uns winken, doch sie verlor das Gleichgewicht und rutschte von Phils rücken. Thessa und ich keuchten erschrocken auf und rannten über den heißen Strand ans Ufer, doch Lil tauchte sofort wieder auf und kicherte. Nachdem Phil sie wieder unter lauten Protesten auf seine Schultern abgesetzt hatte wandte er sich uns zu und begrüßte uns.
„ Hey, ihr zwei hübschen. Kommt doch auch ins Wasser.“
„Gerne“, meinte Thessa und zog ihre teuren Designer Klamotten aus um einen bunt funkelnden Bikini zu Tage zu bringen. Als sie merkte, dass ich keine Anstalt machte mich auszuziehen, sah sie mich fragend an
„Was ist mit dir? Kommst du mit schwimmen? Eine kleine Abkühlung am Morgen tut jedem Gut.“
„Nein danke, ich komme nicht mit. Ich habe gar keine Schwimmsachen hier. Geh du ruhig nur.“
„ Bist du sicher?“ Ich nickte ihr zu.
„Na gut, dann bis gleich!“ Sie lächelte mich an und rannte dann ins Wasser. Nachdem die drei etwas herumgetobt hatten kam mein Vater aus dem Wasser geschlendert. Er setzte sich neben mich in den weißen feinen Sand und sah mich an. Phil sah ziemlich gut aus. Seine lockigen braunen Locken, die ich anscheinend von ihm geerbt hatte, tropften noch und seine dunkelgrünen Augen strahlten mich lächelnd an. Er wirkte, auf mich ,nicht gerade wie ein einflussreicher Geschäftsmann, sondern wie ein fröhliches Kleinkind.
„Wie geht es dir?“ fragte er mich und warf mir einen ernsten Blick zu.
„Ganz gut!“ gab ich seufzend zurück und zog einen meiner Mundwinkel etwas hoch. Er warf mir noch einen kurzen skeptischen Blick zu, aber beließ es dabei. Nach etwa einer viertel Stunde kam Thessa mit Lilly auf dem Rücken aus dem Wasser und galoppierte mit ihr bis zum Haus. Phil, der dem ganzen lächelnd zuschaute, erhob sich und schaute mich fragend an.
„ Kommst du mit, oder bleibst du noch etwas hier?“
Anstatt zu antworten, erhob ich mich ebenfalls und folgte ihm bis zum Haus. Lilly, die mit Thessa unter der Stranddusche neben dem Pool war, kreischte empört auf , als Thessa sie von ihren Schultern hob.
„ Hey Lucy, kannst du Anna bitte Bescheid sagen, sie soll uns doch bitte Handtücher bringen.“ Rief mir Thessa entgegen und ich nickte ihr kurz zu, bevor ich drinnen verschwand, um Anna zu suchen. Besagte, fand ich kurze Zeit später in Lillys Zimmer aufräumend wieder, doch befolgte die weitergegebene Aufforderung. Danach ging ich aber wieder nach unten und setzte mich mit einem frisch gepressten Glas Orangensaft an den Esstisch. Bis die anderen sich fertig gemacht hatten, war mein Glas lehr und ich beschloss ein bisschen fern zu sehen. Als ich mich mit einem Musik Kanal zufriedengeben musste, kam Lilly und setzte sich auf meinen Schoss.
„Was schaust du?“
„ Irgendwelche Musikvideos!“ Sie schaute mich mit großen Augen an.
„Wie langweilig!“ Gab sie dann aber lächelnd zurück und spielte mit meinen Haaren, bis Phil und kurz darauf auch Thessa das Zimmer betraten und sich neben mich setzten.
„ Thessa hat mir eben erzählt, dass ich gleich noch in die Stadt wollt!“
„ Stimmt, mmh, könntest du mir vielleicht etwas Geld leihen?“ , doch als er mir einen skeptischen Blick zuwarf, beeilte ich mich den Satz fortzuführen:
„ Ich bezahl es dir auch so schnell wie möglich zurück! Ich such mir auch einen Job, ver…“
„ Du spinnst wirklich. Der hat dir schon eine eigene Kreditkarte geholt.“ Unterbrach mich Thessa und gab mir einen sanften Klaps auf meinen Hinterkopf.
„Echt jetzt? Aber…“, schon wieder wurde ich unterbrochen, aber diesmal von Phil.
„Nichts aber! Ich habe dir schon lange zwei Konten angelegt! Eines für Taschengeld und noch ein zweites, für deine Zukunft. Außerdem bist du meine Tochter und ich bin dir schuldig, dass ich dich da nicht schon eher rausgeholt habe. Es soll also auch eine kleine Entschuldigung sein.“ Als ich wieder ansetzte zu sprechen, warf er mir einen warnenden Blick zu und ich schloss meinen Mund wieder. Nach einem kurzen betretenden Schweigen unterbrach Thessa die Stille.
„ Gut, also wenn das ja jetzt geklärt ist, können wir dann jetzt los?“
Ich nickt und erhob mich und Thessa und Phil folgten mir. Im Flur zogen wir beide unser Schuhe an und verabschiedeten uns kurz. Wir gingen durch eine weiß gestrichene Tür links vom Eingang und kamen in eine große Garage mit teuer aussehenden Autos. Thessa steuerte auf einen gelben Sportwagen zu und stieg ein. Auch ich ließ mich auf das helle Leder sinken und schnallte mich an. Sie ließ den Motor an und fuhr von dem Gebäude.

4 Kapitel




Nach etwa einer viertel Stunde Raserei parkte wir in einem großen Parkhaus und machten uns auf zur Stadtmitte. Thessa plapperte die ganze Zeit von irgendwelchen Marken und zog mich in den ersten Laden, während ich eher unmotiviert hinter ihr her trottete. Eine nett aussehende junge Verkäuferin begrüßte und Thessa schnappte sich schon ein paar Anziehsachen, während sie mich in eine große Umkleide schob.
„ Anziehen!“ Mit diesen Worten schloss meine kräftige Cousine die Umkleide Tür und ich hörte noch, wie sie irgendwelche Anweisungen an die Verkäuferin richtete.
„Na toll, schon am ersten Tag in einer neuen Umgebung und schon sitzt ich in einer beschissenen Umkleide!“ Laut seufzend und weiter fluchend zwängte ich mich in die erste Hose. Dass lief ja schon mal super!
„Thessa!“, rief ich nach ihr, nachdem ich mich auch in ein enges Top gequetscht hatte. Gerufte öffnete nach kurzer Zeit die Tür und schaute mich einmal von oben bis unten skeptisch an und grinste mich dann breit an.
„Perfekt! Seht dir ausgezeichnet.“
"Sicher? Ich find’s ein bisschen unbequem."
"Wer schön sein will muss leiden." Sie grinste mich breit an und verschwand wieder, doch nicht bevor sie mir noch einen Stapel Klamotten in die Hand drückte. Seufzend betrachtete ich den großen Berg von Klamotten in meinen Armen, aber legte sie dann zu den anderen Sachen.
Nach vielen weiteren Stunden und Klamotten hatte ich 6 große Tüten in der Hand und einiges an Geld weniger. Thessa, die mich fröhlich zum nächsten Laden zog, plapperte mich die ganze Zeit, mit Sachen wie, ich könnte als Model arbeiten, wenn ich nur nicht so klein wär oder, sie hätte ja auch so gerne eine Figur und alles Mögliche zu, um mich, wie ich vermutete aufzubauen.
Auch im nächsten Laden bekam ich einige Sachen aufgehetzt und danach schleppte die mich doch wirklich noch in einen Dessous Laden. Nach einigen versuchen sie davon abzubekommen, gab sie nach, doch leider, wie ich später zu meinem Leidwesen feststellte, war der Schuhladen, in dem ich schwindelerregende High-Hells aber auch flache Schuhe kaufen musste, nur ein zwischen Stopp. Seufzend ergab ich mich der Prozedur und musste beim Anziehen eines gewagten BHs feststellen, dass ich eigentlich ganz gut darin aussah.
"Lucy? Komm mal bitte raus."
"Wie bitte, du spinnst ja wohl! Da kann mich jeder sehen."
"Ist doch egal, und jetzt komm! Ich möchte dir jemanden vorstellen."
"Ja, ja schon gut. Ich bin sowieso fertig. Warte kurz."
Schnell schlüpfte ich aus der seidenen Unterwäsche und zog mich an. Vor dem Vorhang hörte ich Thessa und eine tiefe ruhige, Stimme sprechen. Ich hoffte mal es war ihr Freund, weil ich hatte keine Lust mit einem Mann zu reden. Vielleicht allen, außer meinen Vater, würde ich wahrscheinlich für immer einen tiefen Hass, gegenüber dem anderen Geschlecht, haben.
Nichts destotrotz, öffnete ich wiederwillig den Vorhang und blickte direkt, tadaa, auf einen breiten muskulösen Rücken, der mir die Sicht auf Thessa verbarg. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, gab es aber dann auf, weil ich ihm so auch nur gerade bis zu den Schultern ging. Da ich nicht an ihm vorbeikonnte, weil neben mir nur eine Wand und auf der anderen Seite ein Spiegel stand, tippte ich ihm mit gespreizten Fingern auf den Rücken. Überrascht drehte sich der schwarzhaarige um und ich blickte in kalte, abweisende wunderschöne blaue Augen. Okay, das mit dem wunderschön, wollte ich jetzt eigentlich nicht sagen!
"Was?" , blaffte er mich an. Arschloch! Ein bisschen freundlicher geht es wohl nicht.
"Mmh, du stehst im Weg. Kann ich mal kurz vorbei?", bat ich ihn freundlich und versucht meine aufbrodelnde Wut zu unterdrücken.
" Nein“, gab er wieder unfreundlich wieder. Ich zog meine Augenbrauen leicht zusammen und machte gerade den Mund auf um ihn meine Meinung zu sagen, als Thessa dazwischenfunkte:
"Ah, da bist du ja. Das ist David. Er ist der Geschäftspartner von Phil. David, dass ist Lucy, sie ist die..."
"Ich weiß, wer sie ist!", unterbrach er sie hart und blitzte sie wütend an, doch Thessa ließ sich davon nicht beeindrucken, und beendete ihren Satz.
"... Tochter von Phil und ich will dass du sie mit Respekt behandelst."
"Denk gar nicht dran. Ich behandle sie, wie jeden anderen Menschen auch." Fuhr er sie an.
" Ist ja jetzt auch egal.", unterbrach ich ihn, woraufhin er mir einen wütenden Blick zuwarf. Doch ich blickte nicht weg und schaute in ebenfalls sauer ins Gesicht. Seine faszinierenden außergewöhnlichen königsblauen Augen blickten mir kalt ins Gesicht. Ich war mir fast sicher, dass er Kontaktlinsen trug, doch er wirkte auf mich nicht so, als ob er sich auf so etwas "niedriges" einlassen würde. Er sah gut aus, keine Frage. Seine schwarzen kurzen Haare ließen sein markantes Gesicht mit den hohen Wangenknochen und der
geraden Nase edel wirke und seine Lippen waren nun zu einem spöttischen Lächeln verzogen. Seine Beine steckten in einer dunklen, wie ich vermutete, marken Jeans und sein breiter Oberkörper steckte in einem schwarzen Hemd. Teuer aussehende Schuhe vollendeten das, sagen wir mal, Gesamtkunstwerk ab. Alles in einem sah er wie ein gefragtes Model aus. Auch er hatte mich von unten bis oben gemustert und sein Lächeln wurde breiter und spöttischer, was fast verboten gut aussah.
"Nicht zufrieden?", blaffte ich in direkt an. Ich sah etwas, wie erstaunen, in seinen Augen aufblitzen, doch ich konnte mich auch geirrt haben. Er zog trotzdem eine Augenbraue hoch und schaute dann wieder ernst drein.
"Nein, du?" gab er knapp wieder und sein blick bohrte sich in meine Augen. Mir lief es kalt den Rücken runter. Man, hatte der ne Ausstrahlung, dachte ich und ärgerte mich zugleich, denn ich wollte mich nicht vom anderen Geschlecht einschüchtern lassen. Das war eins meiner Vorsetze gewesen, als ich hierher nach Malibu kam.
"Nö!", doch leider klang dies nicht sehr glaubwürdig. Er bemerkte das leider auch.
"Sicher?"
"Sicher!", keifte ich ihn an.
"Hey, beruhigt euch mal," unterbrach Thessa uns. Wir beide warfen ihr einen bösen Blick zu, doch sie ließ das kalt. Gerade wollte Thessa fortfahren, als ein Klingeln uns unterbrach. David holte sein Handy aus der Tasche und nahm ab. Er wandte uns den Rücken zu und sprach leise in das riesen teil rein.
"Hast du alles?" ich nickte auf ihre Frage.
"Zeig mal!" Forderte sie mich auf, doch ich zögerte erst, warf einen Blick auf David, der uns immer noch seine Kehrseite zuwandte und holte die paar Sachen aus dem Stapel, die ich mir ausgesucht hatte. Thessa nahm alles in die Hand und betrachtete es skeptisch. Leider hielt sie gerade das gewagteste zusammenhängige Paar in die Höhe und hielt es dann vor mich, als der junge Geschäftspartner von meinem Vater auflegte und sich umdrehte. So wie meine Cousine grinste hatte sie das irgendwie extra gemacht.
"Und, wie findest du es? Steht ihr bestimmt gut, oder?" Sie grinste ihn schelmisch an, doch er warf ihr nur einen genervten Blick zu.
" Ja, sehr schön. Ich muss jetzt wieder in die Firma. Wir sehen uns dann heute Abend." er nickte uns kurz zu und verschwand dann. Ich blickte ihm entsetz hinterher und schaute dann fragend zu Thessa.
" Was meinte der gerade damit, wir sehen uns heute Abend?" Der kam uns doch wohl nicht etwa besuchen?
" Dein Vater und sein Vater haben früher die Firma von ihren beiden Väter übernommen, die die Firma mal gegründet haben, doch Davids Vater ist vor ein paar Jahren gestorben. David ist schon früh, also während der Schulzeit, mit in die Firma eingestiegen und seitdem er den Schulabschluss in der Tasche hat, ist der Stellvertretende Boss der Firma und hat die Aufgabe seines Vaters übernommen..."
"Du schweifst ab," unterbrach ich sie.
"Ja, ja . Auf jedenfall hat dein Vater seiner Mutter und ihm während der Zeit nach dem Tot ihres Vaters geholfen und als ein Jahr später auch Sonja, also Phils Frau gestorben ist, haben die beiden ihm und Lilly auch geholfen. Seitdem treffen sie sich mindestens 2-mal in der Woche zum Kaffeetrinken oder Abendessen." Genervt stöhnte ich auf. Ich hatte nun wirklich keine Lust in zwei Mal am Tag zu sehen.
"Bist du eigentlich fertig?", fragte sie mit einem Blick auf die Sachen in ihrem Arm. Ich nickte und begab mich schlecht gelaunt zur Kasse. Thessa folgte mir und legte einen großen Stapel vor die blonde Kassiererin. Ich blickte sie wütend an, doch sie nahm es nur mit einem schulterzucken hin. Sie hatte nicht nur die ausgesuchten Sachen dort hingelegt, sondern auch die, die ich aussortiert hatte und sie hatte sich auf den Weg hierhin noch andere geschnappt.
"Du hättest sonst zu wenig.", war ihr einziger Kommentar. Mit noch mehr Tüten und einer Menge Geld weniger, wie ich fand unnötig, verließen wir den Laden und Thessa wollte schon in den nächsten Laden gehen, doch ich hielt sie auf.
" Könnten wir vielleicht in ein Café? Meine Füße tun weh und ich habe keine Lust mehr.", quengelte ich und schaute sie mit Schmolllippen an.
" Na gut", lachte sie." Aber nur weil du´s bist." Damit führte sie mich in ein gemütliches, kleines und nicht luxuriöses, wofür ich ihr sehr dankbar war, Café. Kurz darauf stand vor uns beiden ein Früchtebecher und ein leckeres Café. Etwas besänftigt lehnte ich mich, nachdem ich aufgegessen hatte zurück und strich mir satt über meinen flachen Bauch.
"Wieso war der eigentlich eben in einem Dessous Laden?" fragte ich sie.
"Wer!"
"Na, David!"
"Achso, der sollte noch für seine Mutter Dessous kaufen. Es kommt schon mal öfter vor, dass er für sie dort was kauft, denn er ist öfter in der Innenstadt und die Firma ist nicht weit entfernt von hier." Ich nickte und schaute sie dann neugierig an.
" Hattet ihr mal was miteinander?" Als ich das fragte spürte ich ein leichtes stechen in der Brust, doch ignorierte dies.
" Was?" geschockte schaute sie mich an und lachte dann amüsiert. " Wie kommst du denn bitteschön darauf?"
" Naja, du schienst sauer auf ihn zu sein und er hat auch nicht wirklich freundlich auf dich reagiert."
"Achso, ich bin sauer auf den, weil er letztens zu spät gekommen ist, als er auf Lilly aufpassen sollte. Anna war nicht da und ich hatte ein Date mit einem echt heißen Italiener. Der war schon gegangen, als ich eine halbe Stunde zu spät kam und ich hab leider seine Handynummer nicht. Eigentlich ist er die Pünktlichkeit in Person, doch er hatte noch ein wichtiges Treffen mit einem Geschäftspartner und war sich zu fein mich anzurufen. Und David ist fast immer so drauf, seitdem sein Vater gestorben ist.
"Aha." Immer noch leicht amüsiert verließen wir kurze Zeit später das Café.


5 Kapitel




Gelangweilt saß ich draußen auf der Liege meines Balkons und schaute gedankenverloren aufs Meer. Nach unserem Stopp im Café waren wir noch in zwei weiteren Läden gewesen, in denen sich auch Thessa Klamotten gekauft hatte, aber erst, als sie zufrieden feststellen konnte dass ich fürs erste genug hatte. Danach waren wir nach Hause gefahren. Thessa war sofort mit Lilly im Pool verschwunden, in denen die beiden nun schon seit zweieinhalb Stunden badeten. Mein Vater war auch noch bei der Arbeit. Er würde in etwa einer halben Stunde mit David, wie ich resigniert feststellen musste, wiederkommen.
Von unten hörte ich des Öfteren amüsiertes kreischen von Lilly oder Thessa und beschloss runterzugehen. Draußen setzte ich mich auf einen Barhocker der Bar. Beide winkten mir freudig zu, als sie mich bemerkten und schwammen an den Beckenrand. Da es bei Lilly etwas länger dauerte und sie alleine schwimmen wollte, kam sie trotz der Schwimmflügel nicht wirklich voran. Nach einigen Minuten saßen sie beide aber dann neben mir und ich füllte beide eine Glas Wasser mit Sprite und mir ein Glas Wasser. Wir unterhielten uns einige Zeit, bis beide wieder schwimmen wollten. Ich blieb an der Bar und schüttete mir noch etwas Wassern nach. Es war lustig meine beiden Verwandten zu beobachten, den sie machten dauernd irgendwelche Faxen. Es brachte mich sogar zu einem zaghaften lächeln.
"Hey ihr drei, wir sind wieder da!", freudig kam mein Vater auf mich zu und umarmte mich.
"Hey!", ich lächelte in zögernd an, bis ich David hinter ihm bemerkte, dem ich nur einen wütenden Blick schenkte. Auch er schaute mich wieder mit diesem altbekannten kalten Blick an.
"Kennt ihr euch?", fragte Phil uns. Wir beide nickten nur, doch fixierten uns weiterhin. Er hatte sich umgezogen und der Anzug den er nun trug stand im Ausgezeichnet. Sein Jackett hatte er um den Arm geschlungen und unter dem dunklen Hemd konnte man äußerst gut seine breiten Schultern erkennen. Ich blickte weg, den ich wollte ihn nicht anstarren und schaute zu Thessa, die ebenfalls nicht erfreut darüber zu sein schein, ihn zu sehen, doch mit Lilly auf uns zu lief. Mein Blick glitt weiter zu dem kleinen Mädchen an ihrer Hand und verwundert sah ich dabei zu, wie sie sich von ihrer Cousine löste und freudig auf ihn zu rannte.
"David!", quietschte sie erfreut und erstaunt sah ich dabei zu, wie er sie mit einem sanften lächeln auf seinen Schoß zog.
"Na, Prinzessin.", sie kicherte erfreut über den Kosenamen und kuschelte sich glücklich in seine Arme. Ich war echt ein bisschen geschockt, wie freundlich er mit ihr umging. Ich weiß auch nicht, wieso dass mich so überraschte, doch wahrscheinlich lag es daran, dass ich ihn nur anders kennen gelernt hatte. Ich blickte kurz zu meinem Vater, der gerade seine kleine Tochter auf dem Arm nahm und mit ihr im Haus verschwand. Auch Thessa folgte den beiden doch ich rief sie kurz zurück. Fragend schaute sie mich an, doch blieb an der Terrassentür stehen.
" Ich geh noch mal kurz zum Strand, wollte dir nur bescheide sagen.", gab ich ihr Bescheid und erhob mich . Sie nickte und verschwand dann. Ich ignorierte die letzte übrige Person, doch spürte den stechenden Blick im Rücken, als ich wie vorgehabt zum Strand ging. Kurz vor dem Wasser ließ ich mich in den heißen Sand sinken und vergrub meine Zehen. Genüsslich atmete ich die kühle frische Luft ein und beobachtete lange, wie die Sonne sich immer mehr dem Horizont nährte. Ganz weit draußen sah man vereinzelt Fischerbötchen und der rot scheinende Feuerball erzeugte ein so schönes Bild, dass ich mir wünschte es für immer festhalten zu können. Ich sollte mir vielleicht mal eine Kamera anschaffen, den malen konnte ich zwar, doch ich glaubte nicht dass man so etwas mit Farbe festhalten konnte. Es sah wunderschön aus. Als die Sonne nicht mehr zu sehen war, der Himmel aber immer noch in den unterschiedlichsten Farben leuchtete, erhob ich mich schwermütig und machte mich auf den Weg zurück zum Haus. Ich fand meinen Vater, meine Cousine, meine kleine Schwester sowie David und eine hübsche ältere Frau. Sie stand auf und schüttelte mir mit einem festen Händedruck die Hand.
"Hallo, ich bin Gabi, die Mutter von David. Freut mich dich kennenzulernen.", freundlich grinste sie mich an.
"Freut mich auch.", ich wagte ein zaghaftes lächeln. Sie sah überaus hübsch aus. Gabi hatte die gleiche Haarfarbe wie David, die ihr bis kurz über die Schultern gingen und warme braune Augen. Sie hatte hohe Wangenknochen und eine schlanke Figur. Nach der kurzen Vorstellung setzte ich mich zu neben meinen Vater auf die kleine Couch. Thessa unterhielt sich nach einen kurzen Blick zu mir weiter mit David und Thessa, anscheinend hatten sie sich vertragen. Gabi führte ihr Gespräch mit meinem Vater weiter und ich lauschte ihnen Aufmerksam. Gabi hatte, wie ich dem Gespräch entnehmen konnte, vor in der nächsten Woche für zwei Wochen nach Ägypten. Sie wollte, dass wir ein Auge auf ihren Sohn warfen, der immer noch bei ihr wohnte. Was mein Vater darauf antwortete bekam ich nicht mit, den Lilly stand vor mir und schaute mich bittend an.
"Kommst du mit hoch? Thessa, David und ich wollen ´Mensch Ärger dich nicht´ spielen."
Ich nickte und folgte den drei in ihr Zimmer. David öffnete die Tür und ließ uns den Vortritt. Ach, ein Gentleman also, dachte ich sarkastisch und folgte Lilly, die freudig das Spiel aus einem kleinen Regal herausholte. Ich setzte mich zu Thessa auf den flauschigen Teppich und ignorierte David, der sich neben mich setzte. Aufmerksam schaute ich dabei zu wie meine Cousine und meine Schwester das Brettspiel aufbauten. Nach einer kleinen Diskussion zwischen den beiden Mädchen, wer mit welcher Farbe spielen würde, begannen wir. Es war ganz witzig, auch wenn nur Thessa und Lilly lachten. David war als erstes fertig und da ich vor der Couch saß, rückte er neben mich, auch wenn ich darauf achtete, dass noch ein guter Sicherheitsabstand zwischen uns war. Er lehnte sich entspannt mit dem Rücken gegen das pinke Sofa und schloss die Augen. Ich rückte noch etwas zur Seite und beteiligte mich weiter am Spiel. Ich bemerkte nach kurzer Zeit, dass ich von der Seite gemustert wurde und schaute David an. Er blickte nicht mehr allzu böse drein, doch immer noch war sein Blick kalt. Die dichten dunklen Wimpern umrahmten seine Augen vorteilhaft und schienen zu strahlen. Ich verlor mich fast in ihnen, wenn Thessa mir nicht den Ellbogen in die hervorstehenden Rippen geboxt hätte. Ich stöhnte kurz Schmerzhaft auf und warf ihr einen bösen Blick zu.
"Oh, sorry. Tut es noch weh?" entschuldigte sie sich, doch ich schüttelte nur stumm mit dem Kopf. Danach ging das Spiel wie vorher weiter. Thessa und ich ließen Lilly zweite werden und hörten dann auf. Nachdem dass Mensch Ärger dich nicht weggeräumt war, wurden wir von unten schon von Anna zum Abendessen gerufen. Schon auf den Weg nach unten roch man den leckeren Geruch von frisch gebackenen Brezeln. Anstatt wie die anderen direkt ins Esszimmer zu gehen, machte ich einen kurzen Abgang zur Toilette und kam etwas verspätet an. Leider war der letzte Platz zwischen Thessa und David. Etwas genervt ließ ich mich nieder und fischte mir eine warmes Brötchen aus dem Brotkorb. Genüsslich aß ich mein halbes Brot auf, doch war mit den Gedanken noch beim Sonnenuntergang. Durch ein winken vor meiner Nase wurde ich jedoch aus den Gedanken gerissen. Verwirrt blickte ich auf und schaute erst Thessa an, bevor ich meinen Blick den anderen zuwandte, weil es still geworden war. Alle blickten mich an, was mir was unangenehm war, doch nachdam Lilly leise angefangen hatte zu kichern, wandten die anderen sich wieder ihren Gesprächen zu.
"Was war?", wandte ich mich Thessa, die dem Gespräch meines Vaters mit Gabi folgte.
"Nichts", grinste sie mich an, doch glauben tat ich ihr nicht.
" Und wieso hast du mich an angestupst."
"Ich hatte dich ein paar Mal gefragt, ob du mir den Käse reichen könntest, doch du hast nicht reagiert."
"Aha!", gab ich immer noch unglaubwürdig von mir, doch bohrte nicht weiter nach. Bevor ich jedoch wieder in Gedanken versinken konnte, begann Thessa ein Gespräch mit mir. Sie fragte zum Glück nur oberflächliche Sachen, zum Beispiel meine Lieblingsfarbe oder was ich gerne an Musik hörte. Irgendwann schlug Thessa dann vor eine DVD zu schauen. Ich stimmte zu und wir fragten auch Thessa, die mitkommen wollte, und David, der verneinte. Zu dritt machten wir uns kurze Zeit später mit Chips und Popcorn, die uns Anna gemacht hatte, auf dem Sofa gemütlich.
" Was ist das für ein Film?", fragte ich die beiden, denn ich kannte ihn nicht.
"Zahnfee auf Bewährung, ist ganz lustig." meinte Thessa. Ich nickte nur und folgte weiterhin den Film. Da es mir aber nach kurzer Zeit langweilig wurde, schloss ich die Augen.
Anscheinend war ich eingeschlafen, denn ich wurde durch einen dicken Schmatzer an meiner Wange wach. Verwirrt blickte ich in das Gesicht meiner kleinen Schwester, die albern kicherte.
" Was ist?", fragte ich etwas verwirrt.
" Du hast da was.", danach kicherten die beiden los. Verpennt stand ich auf und lief in die große Eingangshalle, in der sich ein großer Spiegel befand. Geschockt betrachtete ich mein Spiegelbild. Mein blasses Gesicht war mit einer dicken Fetten schichte Zahnpasta bedeckt.
"Ihii!", quickte ich und versuchte die weiße Masse mit meinem Pulli Ärmel aus dem Gesicht zu streichen. Leider verschmierte das Kunstwerk und ich sah erst recht aus wie die Queen. Sarkasmus grüßt. Außerdem war der neue Pulli, den ich mir angezogen hatte, jetzt auch verschmiert.
"Na super.", fluchend ging ich wieder zu den beiden anderen und warf ihnen einen bösen Blick zu.
"Sorry, aber das musste sein.", grinsten sie mich an. Ich warf ihnen noch einen bösen Blick zu, bevor ich nach oben in mein Badezimmer verschwand. Nach einer kurzen Dusche und einem sauberen Gefühl, verließ ich in einem Handtuch gewickelt das Bad. Im Kleiderschrank zog ich mir gemütliche Sachen an und band meine Haare zu einem unordentlichen Knoten. Kurze Zeit später befand ich mich im Esszimmer, in dem sich die drei Erwachsenen befanden. Ich betete meinem Kopf auf dem Tisch und schloss meine Augen. Wegen eines sanften streicheln an meinem Rücken öffnete ich kurze Zeit später jedoch wieder meine Augen und blickte Gabi an, die mich sanft anlächelte.
"Wenn du müde bist, geh schlafen!", riet sie mir, doch ich schüttelte stur den Kopf.
"Ne, geht schon!", meinte ich, doch brachte meinen Kopf wieder in die vorige Position. Als ich das Schaben eines Stuhls hörte, der neben mir über den Packet gezogen wurde, blickte ich jedoch wieder auf. Sie grinste mich spitzbübig an, doch ich war immer noch etwas sauer und warf ihr einen bösen Blick zu.
" Ich hab gerade Lilly ins Bett gebracht und sollte mich auch mal wieder zuhause Blicken lassen.", gab sie uns bescheid. Mein Vater nickte und erhob sich gleichzeitig mit Thessa. "Schau, bis morgen oder so.", rief sie in die Runde. Mich umarmte sie kurz und flüsterte mir etwas ins Ohr, über das ich nur schnauben konnte. Die hatte mir doch wirklich vorgeworfen, dass ich süß sei, wenn ich sauer drein Blicken würde. Phil begleitete sie noch bis zur Tür und kehrte danach wieder zu uns zurück.
" Wir gehen auch gleich.", teilte Gabi Phil mit. Dieser nickte. Die beiden unterhielten sich wieder und ich blickte kurz zu David, der bis jetzt geschwiegen hatte und stumm der Unterhaltung der Erwachsenen zuhörte. Als hätte er meinen Blick bemerkt, schaute er mich ebenfalls an. Wir beide hielten den stechenden Blick des anderen Stand, doch ich merkte schon nach kurzer Zeit, dass mit seinem nicht mithalten konnte. Frustriert schaute ich wieder weg und bemerkte, dass seine Mutter gerade dabei war sich zu erheben. Auch David entfaltete seinen großen Körper. Diesmal stand ich mit meinem Vater auf und begleitete sie bis zur Tür. Dort umarmte ich Gabi zu Abschied und nickte David kurz zu, der schon draußen stand. Mein Vater verabschiedete sich ebenfalls und schloss danach die Eingangstür. Phil schaute mir väterlich in die Augen und streichelte mir kurz über den Kopf.
"Geh schlafen. ", riet er mir ebenfalls, doch dieses mal befolgte ich dem Rat. Ich wünschte ihm noch eine gute Nacht und ging dann in mein Zimmer. Dort holte ich meine Schlafklamotten und machte mich im Bad fertig. Kurz danach kuschelte ich mich in meine gemütliche Bettdecke und schlief ein.

6 Kapitel





Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es schon fast Mittag. Ich ging noch in Schlafklamotten runter und traf in der Küche auf Anna.
"Guten Morgen.", begrüße sie mich. Ich grummelte auch eine Begrüßung vor mich hin und ging, nachdem ich Anna nach einem Brot mir Frischkäse geboten hatte, ins Esszimmer, um mich dort an den Tisch zu setzten. Kurze Zeit später stand vor mir mein gewünschtes Brot, sowie ein frisch gepresster Orangensaft. genüsslich verputzte ich alles weg und strich mir über meinen vollen Bauch.
" Wo sind Lilly und Phil?", wandte ich mich an Anna.
" Phil ist arbeiten und hat Lilly mitgenommen. Die beiden kommen aber in etwa einer Stunde wieder, um mit dir Mittag zu essen.", teilte sie mir mit.
ich nickte dankend und stand auf. Ich ging wieder hoch und holte mir kurze neue Klamotten raus, mit denen ich im Badezimmer verschwand und machte mich dort frisch und fertig. Mein nächster Weg führte zum Strand, in den ich mich seufzend niederließ.
Diese Nacht hatte ich fast ganz gut schlafe, doch Albträume hatten mich noch immer verfolgt und ich war um etwa vier Uhr in der Früh aus meinem Schlaf gerissen worden. Ich ließ meinen müden Körper nach hinten in den weichen Sand sinken und atmete die warme Luft ein.
Durch ein schweres Gewicht auf meinen Hüften wurde ich aus meinem erholsamen Schlaf gerissen. Ich blinzelte und als sich mein Blick scharfgestellt hatte, erkannte ich die zierliche Figur von Lilly. Sie klatschte mir freudig mit ihren kleinen Händen auf meine Wangen und kwietschte empört, als ich sie von mir runter hob. Verschlafen rieb ich mir übers Gesicht und setzte mich dann auf.
" Seit wann bist du hier?", fragte ich meine kleine Halbschwester.
" Papa und ich sind noch nicht lange hier.", meinte sie, worauf ich nickte.
" Ich soll dich zum Essen holen. Komm!", forderte sie mich auf. Ich erhob mich nun ganz und ging gemächlich Lilly hinterher, die vor mir herlief. Lachend umkreiste sie mich, bis wir am Haus ankamen. Wir gingen zusammen ins Esszimmer, in dem sich schon Phil befand.
"Guten Morgen.", murmelte ich verschlafen.
" Hallo.", begrüßte er mich freundlich. Anna servierte uns Knödel mit Sauerkraut und Rotkohl und setzte sich zu uns. Gemeinsam genossen wir das Essen und Lilly erzählte uns, wie ihr Morgen in der Firma gewesen sei. Als Anna den Tisch abgeräumt hatte und ich gerade aufstehen wollte, rief Phil mich zurück.
" Ich habe dich hier an der Schule angemeldet,.", teilte er mir mit. " Du kannst dann also hier dein Abi machen. Ich hoffe, das war okay." Ich nickte. " Die Schule beginnt am Montag, du hast also noch zwei Tage."
Nach dem Gespräch verschwand ich in meinem Zimmer. Phil hatte mir angeboten mich in die Stadt zu bringen, damit ich dort die Utensilien für die Schule holen konnte. Da es auf seinem Weg lag, hatte ich dankend zugestimmt. Nun zog ich mir Sandalen an und schnappte mir noch beim Rausgehen eine kleine Tasche, in dem ich mein Portemonnaie verstaute. Meine Haare band ich noch zu einem hohen zopf zusammen und verschwand dann aus dem Zimmer. Trampelnd lief ich die Treppe herunter und schloss die Eingangstür hinter mir. Vor mir hielt ein dunkles Auto und ich ließ mich auf den Beifahrersitz nieder.
" Lilly möchte mitkommen. Sie kann dir, wenn ihr fertig seid, den Weg zur Firma zeigen und ich rufe euch jemanden, der euch nach Hause bringt. Ich kann euch leider nicht fahren, weil ich nachher noch ein wichtiges Meeting habe. Ich hoffe, das ist in Ordnung.", teilte er mir mit.
" Ist nicht schlimm.", tat ich es ab, dennoch wollte ihm keine Schwierigkeiten machen. Als wir in der Innen Stadt angekommen waren, ließ Phil uns schnell vor der Fußgängerzone raus. Wir verabschiedeten und noch und schlenderten dann gemütlich die Einkaufsstraße entlang. Nicht viel später hatten wir das Schreibwarengeschäft erblickt und verschwanden in diesem.
"Guten Tag, kann ich ihnen weiterhelfen?", wurden wir von einer, vielleicht 50-Jährigen, angesprochen.
" Gerne, ich bräuchte Hefte und Stifte." Kurze Zeit später hatte ich alles Sachen gekauft, sowie eine neue Tasche und ein Mäppchen und eine Packung Bundstifte für Lilly. Wir verabschiedeten uns und verließen zu zweit den Laden.
"Brauchst du noch etwas.", fragte ich meine Halbschwester, die jedoch verneinte.
" Gut, dann können wir ja zu Papa gehen."
" Meinst du David ist auch da?", fragte sie mich und schaute mich mit großen Augen an.
" Ich weiß es nicht.", sagte ich.
" Schade!", murmelte sie traurig, doch lief kurze Zeit später wieder fröhlich neben mir her.
Zu meinem Erstaunen fanden wir das große Gebäude schnell , auch wenn wir abuntzu falsch abgebogen waren, aber Lilly war noch ein kleines Mädchen und ich kannte mich hier nicht aus. Der Eingangsbereich war imposant geschmückt, aber es wirkte trotzdem hell und freundlich. Lilly kannte sich dennoch anscheinend im Gebäude aus, denn sie zog mich von der Eingangsdame weg, auf die ich zusteuerte , zum Aufzug. Im letzten Stockwerk hielt der Aufzug. Vor der Tür, die mit einem Schild gekennzeichnet wurde, dass dies das Büro von Phil sei, blieben wir stehen und ich klopfte zaghaft an.
" Herein.", drang es leise durch die Tür und ich öffnete diese.
" Hey.", begrüßte ich ihn während Lilly auf den Schoß ihres Vaters hüpfte.
" Hallo.", begrüßte er mich ebenfalls. "Setz dich doch."
Ich kam seiner Aufforderung nach und ließ mich in den gemütlichen Sessel sinken. Während Phil ein bisschen mit seiner Tochter tobte, blickte ich mich interessiert um. Das Büro wurde mit schwarzen und weißen Möbeln ausgestattet und durch die große Fensterfront, durch die man einen wunderbaren Blick auf die Stadt hatte, erhellt. Trotz der kalten Einrichtung wirkte der Raum persönlich, denn es hingen viele Fotos von bunten Landschaften und von Lilly im Raum. Zu meiner Verwunderung fand ich sogar einige Fotos von mir, als ich noch ein kleines Kind war, doch auch welche, in denen ich schon älter war.
" Soll ich jemanden rufen, der euch wieder nach Hause fährt?", sprach mich Phil an und riss mich somit aus den Gedanken. " Ich muss leider noch etwas arbeiten!"
" Klar, danke." Phil verließ darauf den Raum und ließ nicht lange auf sich warten. Er kehrte mit einem jungen hübschen Mann zurück, der mich freudestrahlend begrüßte.
" Hey, ich bin Shane.", begrüßte er sich freundlich.
" Lucy.", stellte ich mich ebenfalls vor und schüttelte seine Hand.
" Hey Lilly.", rief er noch über meine Schulter, bevor er sich wieder mir zuwandte. " Ich soll euch also nach Hause fahren. Sollen wir jetzt schon los?", fragte er uns. Nachdem ich einen kurzen Blick auf Lilly geworfen hatte, die freudig nickt, stimmte ich Shane zu. Lilly nahm meine Hand und wir folgten ihm aus dem Raum, nachdem wir uns kurz von unserem Vater verabschiedet hatten, der uns versprach, noch vor dem Abendessen aufzukreuzen. Als wir auf den Aufzug warteten, kam uns David entgegen. Ich stupste Lilly an, die auf ihre Füße starte und zeigte auf David, der auf uns zu schlenderte. Jauchzend lief sie auf ihn zu und sprang ihm auf die Arme. Er fing sie auf, doch stellte sie nach einer kurzen Umarmung wieder auf den Boden. Nach der kurzen Begrüßung kamen die beiden auf uns zu. David nickte uns beiden jedoch nur zu, was uns beiden erwiderten und gemeinsam warteten wir auf den Aufzug, der sich fast sofort nach Davids ankommen, öffnete. Zu viert stiegen wir ein und schwiegen uns auf den Weg nach unten an. Sogar Lilly war still, bis sie David nach dem ankommen in der Erdetage fragte, was er jetzt machen würde.
" Ich gehe in die Stadt, was essen, doch ich hatte noch nichts.", erklärte er ihr.
" Kann ich mit?", fragte sie hoffnungsvoll und schaute ihn mit großen Augen an, doch ich unterbrach David, der gerade zu einer Antwort ansetzte.
" Nein.", sagte ich kühl. " Wir müssen nach Hause und außerdem hat Shane nicht den ganzen Tag Zeit um auf uns zu warten. Stimmt doch, oder?", wandte ich mich an Shane und warf ihm einen warnenden Blick zu, sodass er nickte.
" Stimmt. Tut mir leid, doch ich muss wirklich gleich wieder arbeiten.", tröstete lächelte er nun Lilly, die ihn beleidigt ansah.
" Gut, wenn das nun geklärt wär, ich verschwinde dann.", teilte uns David knapp mit und verschwand dann mit großen Schritten aus der Firma, ohne sich weiter zu verabschieden.
" Gut, dann können wir ja los.", forderte ich die beiden auf und nahm Lilly an der Hand, während wir Shane hinterher liefen. Auf dem großen Parkplatz steuerte er auf einen großen Geländewagen zu und hob Lilly auf den Kindersitz, der auf der Rückbank stand und schnallte sie an.
" Wieso hast du einen Kindersitz in deinem Auto?", fragte ich Shane.
" Phil hat mir schon heute Morgen Bescheid gesagt, dass ich euch nach Hause fahren soll und hat mir schon einen Kindersitz gegeben.", erklärte er mir. Ich nickte und ließ mich vorne auf den Beifahrersitz sinken.
" Wie alt bist du?", fragte er mich, als er sich auf den Beifahrersitz niedergelassen und den Motor gestartet hatte.
" Siebzehn." Knapp und klar antwortete ich ihm und hoffte, dass er mich in Ruhe ließ, denn ich hatte Kopfschmerzen und keine Lust Konversation zu betreiben.
" Willst du nicht wissen, wie alt ich bin?", fragte er mich, als es eine Weile Still im Auto war.
" Nein.", sagte ich immer noch genervt.
" Er ist zweiundsechzig.", kam es von hinten, sodass ich versucht war loszuprusten, aber konnte mir trotzdem kein Lächeln verkneifen.
" Sie meint sechsundzwanzig.", sanft lächelte er sie durch den Rückspiegel an.
" Und woher kommst du?", fragte er mich trotzdem weiter.
" Deutschland.", gab ich ihm genervt Bescheid, denn es schien nicht so, als ob er mit der löcherei aufhörte.
" Hast du noch andere Geschwister, außer Lilly?", bohrte er weiter nach. Ich schüttelte den Kopf, blickte aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft.
" Wieso bist du zu deinem Vater gezogen?", auf diese Frage antwortete ich nicht und war froh, dass ich dieser Frage ausweichen konnte, weil wir die Auffahrt der Villa erreicht hatten. Schnell schlüpfte ich aus dem Auto und hob Lilly aus dem sitz.
" Danke.", verabschiedete ich mich von Shane. Dieser stand noch vor seinem Auto und nickte mir zu.
" Gern geschehen." Er lächelte uns noch einmal zum Abschied zu und verschwand dann.

7 Kapitel





" Aufwachen.", hörte ich Anna rufen und merkte, wie sie die Gardienen der Fenster wegschob, so dass ich von der Morgensonne geblendet wurde. Ich stöhnte genervt auf und blinzelte gegen die Sonne Anna böse an, die mir noch einmal zulächelte, bevor sie aus meinem Zimmer verschwand. Ich warf die Decke von mir und verschwand im Bad, nicht ohne vorher wieder in den Kleiderschrank zu stolpern und mir kurze Sachen für die Schule rausholte. Nach einer kurzen Dusche, föhnte ich meine Haar, zog mich an und putzte meine Zähne.
Im Esszimmer saß schon Lilly auf ihrem Stuhl, der ich einen kurzen Kuss auf die Stirn gab und setzte mich dann neben sie.
" Morgen.", begrüßte ich sie. Nachdem sie meine lahme Begrüßung fröhlicher erwidert hatte, machte ich mich über mein Müsli her, welches Anna vor mich gestellt hatte. Wie es kommen musste, verschluckte ich mich jedoch. Meine Schwester klopfte mir ein paar Mal heftig auf den Rücken, bis der Husten einigermaßen nachgelassen hatte.
" Wie komme ich zur Schule?", fragend sah ich meinen Vater an, der gerade das Zimmer betreten hatte.
" Entweder bringe ich dich oder du fährst mit dem Bus, was ist dir lieber?" Ich entscheid mich mit dem Bus zu fahren, denn ich wollte meinen Vater keine Schwierigkeiten bereiten und unabhängig bleiben so weit es eben ging, wenn man bei einer reichen Familie wohnte. Mir wäre es zwar egal, wenn meine Mitschüler mich für eine verwöhnte Göre hielten, nur weil ich gefahren wurde, denn die Meinung anderer interessierte mich herzlich wenig, doch mein Vater hatte sowieso schon genug für mich getan.
" Ich fahr lieber mit dem Bus."
" Gut, hmm.", er warf einen schnellen Blick auf seine Uhr und schaute mich dann schnell wieder an. " Der würde dann in etwa zehn Minuten fahren. Beeil dich am besten." ich nickte und sprang schnell die Treppen nach oben, um meine Tasche zu holen.
Nach ein paar Minuten folgte ich dem Weg, den mir Phil ausführlich beschrieben hatte, und sah schon von weitem die Bushaltestelle, in der ich schon ein paar Jugendliche herumlungern sah. Ich setzte mich auf einer der Stühle und ignorierte die anderen, die mich neugierig ansahen. Durch die Ohrstöpsel, aus der ich laut ein Lied von Linking Park, merkte ich nicht, dass ich von der Seite angesprochen wurde. Erst als ich an der Schulter angetippt wurde, hob ich meinen Blick und schnellte die Musik auf aus. Ein hübsches junges Mädchen schaute mich freundlich an.
" Hey, ich bin Joanna.", stellte sie sich vor. " Bist du neu hier?"
" Ja, ich bin Lucy", nickte ich. Auch sie nickte und ließ sich neben mich auf einen der Sitze nieder und zusammen warteten wir schweigend auf den Bus. Ich hatte mir wieder die Stöpsel ins Ohr gestopft und folgte Joanna, als der Bus vor uns hielt und die Türen öffnete. Zusammen ließen wir uns auf eine Zweiergruppe nieder. Der Bus hielt nur noch an zwei Haltestellen, bevor wir an der Schule ankamen, von der man wirklich sagen konnte, dass sie einigermaßen hübsch war. Meine alte Schule war fast überall mit Graffiti besprüht und war dreckig und stickig gewesen, was man von dieser Schule auf keinen Fall sagen konnte. Große Fenster schmückten die hellen Fassaden und auf dem Schulhof war fast kein Müll aufzuweisen. Ein bisschen spießig fand ich es schon, doch sie war aufjedenfall besser als meine alte Schule gewesen.
" Soll ich dir den Weg zum Sekretariat zweigen?", Joanna trat neben mich. Ich nickte und folgte ihr, bis sie vor dem Sekretariat anhielt. Sie verabschiedete sie kurz und ließ mich dann allein.
" Guten Morgen. ", wurde ich freundlich von der Sekretärin begrüßt, als ich mich vor den Tresen stellte.
" Hallo, ich bin neu hier und soll mich hier anmelden."
" Dann bist du bestimmt Lucy. Ich hoffe es gefällt dir hier. Warte bitte einen Moment.", sie verschwand kurz im Nebenraum um danach mit ein paar Büchern und Zetteln zurückzukehren. " Hier, das sind die Schulbücher, die du brauchst und dein Stundenplan, sowie die Anleitung des Schulgebäudes." Sie erklärte mir noch wo ich als erstes hinmüsse und entließ mich dann. Ich hatte das erste Zimmer, dank ihrer Beschreibung, sehr schnell gefunden. Es standen schon einige Schüler vor der Tür, denn sie schien noch abgeschlossen sein. Etwas entfernt stellte ich mich an die Wand und beobachtete schweigend die lachenden Schüler, die mir abundzu neugierige Blicke zuwarfen. Als der Lehrer kam, schloss er uns erst die Tür auf und ich folgte der Menge, die fast vollständig schien. Da ich nicht wusste wo ich mich hinsetzen sollte, stellte ich mich neben den Lehrer. Er bemerkte mich aber erst, als es klingelte, doch ich hatte auch nicht auf mich aufmerksam gemacht.
" Oh, du musst Lucy sein. Ich bin Herr Smith und unterrichte Mathe und Erdkunde. Gut, mmh, am besten du setzt dich neben Josie in die zweite Reihe. Sie ist nett und wird dir bestimmte ein bisschen die Schule zeigen können." Ich nickte und ließ mich dann neben Josie nieder, die sich gerade mit einem großen Mädchen unterhielt, doch mich aufmerksam anblickte, als sie mich bemerkte. Ich holte einen Block und einen Stift heraus^
und wandte meinen Kopf in Josies Richtung, als sie sich flüsternd vorstellte, weil Herr Smith den Unterricht begonnen hatte. Auch ich stellte mich kurz vor und lauschte dann wieder dem Matheunterricht. Als es zum Ende der ersten Stunde klingelte, packte ich erleichtert meinen Block ein. Der Unterricht war zwar nicht langweilig gewesen, doch ich hatte das Thema schon in meiner alten Schule gehabt und gut verstanden. Herr Smith hielt mich noch kurz auf, als ich aus dem Klassenzimmer gehen wollte, um zu wissen, ob ich gut im Unterricht klar gekommen war. Ich nickte und verschwand dann schnell. Aus meinem Rucksack kramte ich meinen Stundenplan raus, weil ich mir nicht gemerkt hatte, was ich als nächstes hatte. Nach einem kurzen Blick stellte ich fest, dass ich den Weg zum Biologieraum nicht wusste. Ich irrte kurz durch die vielen Gänge, bis ich den braunen Hinterkopf von Josie sah. Ich holte sie schnell ein und tippte sie kurz mit dem Zeigefinger an. Überrascht drehte sie sich zu mir um.
" Hey, mmh, könntest du mir sagen wo der Biologieraum ist?", sie lächelte mich freundlich an.
" Gerne, ich bring dich hin, denn ich habe dort jetzt auch Unterricht.", sie gab schnell ihren Freunden Bescheid und zeigte dabei über ihre Schulter auf mich. Von den drei Mädchen, die mich freundlich anlächelten, hatte ich zwei schon eben in der ersten Unterrichtsstunde gesehen, mit der großen hatte Josie sich eben auch unterhalten, bevor ich mich neben sie gesetzt hatte. Josie kam danach zu mir und ich folgte ihr Schweigend zum Bioraum. Auch dieses Mal ging ich zum Lehrer, doch Herr Warren bestand darauf, dass ich mich vorstellte.
" Hey, mmh, ich bin Lucy und, mmh, komme aus Deutschland.", leicht stotternd stellte ich mich der Klasse vor und ließ mich dann schnell auf den Sitz neben einem Jungen nieder. Er sah ziemlich komisch aus, denn er trug übergroße Klamotten, die seinen schmalen Körper aussehen ließen, als hätte er Garnichts auf den Knochen. Die große Brille, die ja mittlerweile wieder Modern waren, rutschte ihm immer wieder von der Nase und außerdem zeigte er trotz des total langweiligen Unterrichtes die ganze Zeit auf. Auch ich machte mir Notizen doch auch nur die nötigsten. Der Unterricht zog sich dahin und schnell erhob ich mich, als der Unterricht zu Ende war. Fast alle Schüler stürmten gleichzeitig aus dem Unterricht. Vor der Tür wartete Josie auf mich.
" Wir haben jetzt Pause. Hast du Lust dich zu mir und meinen Freundinnen zu in die Mensa zusetzten?"
" Gerne.", ich folgte ihr in die Mensa und merkte wieder die neugierigen Blicke der anderen Schüler. In der großen hellen Mensa waren nur Oberstufenschüler und unterhielten sich lautstark. Josie und ich holten uns Spagetti und setzten uns dann zu den drei Mädchen, mit denen sie sich eben unterhalten hatte. Sie begrüßten mich freundlich und Josie stellte sie mir nacheinander vor.
" Das ist Alexa", sie zeigte auf das große Mädchen, welches bestimmt über ein Meter achtzig maß, danach auf das Mädchen neben Alexa, deren braune Augen mich fröhlich anstrahlten." Daneben ist Jamilia und neben ihr sitzt Liu.", bei dem letzten Namen deutete sie auf eine hübsche Chinesin.
" Hallo, ich bin Lucy.", stellte ich mich den drei vor, die mich freudig Begrüßten und nahmen dann wieder ihre Unterhaltung über ein paar heiße Jungs aus dieser Schule auf. Ich blendete ihr aufgeregtes Geschnatter aus und blickte mich um. Wir saßen ziemlich am Rand und man konnte deutlich erkennen, dass die Schule verschiedene Clicken hatte. Die hübschen und reichen, die wie ich vermutete, aus Footballern und Cheerleadern bestand, saßen in der Mitte und schauten arrogant durch die Gegend. Na ja, ich übertrieb auch ein bisschen, doch die Mädchen kicherten ziemlich viel und schrill und die Jungs ließen sich von den kurzen Röcken und den tiefen Ausschnitten der Mädchen betören.
Außen saßen dann noch ein paar Streber, bei denen auch mein Nachbar aus dem Biokurs saß. Außerdem saßen dort in der Nähe noch ein paar andere Gruppen, die aber ziemlich normal aussahen.
" Es hat geklingelte, kommst du?", ich hob verwirrt meinen Blick und bemerkte, dass die vier Aufgestanden waren.
" Klar.", immer noch verwirrt stand ich auf und folgte ihnen. Vor der Tür blieb ich stehen und stellte nach einem kurzen Blick auf meinen Stundenplan fest, dass ich nun Kunst hatte.
" Was hast du jetzt?", Alexa stellte sich neben mich und warf einen Blick, über meine Schulter, auf den Zettel, den ich in der Hand hielt. " Kunst, dann hast kann dich Liu mitnehmen. Sie hat kein Kunst, doch Musik und dass ist in der Nähe. Liu!", rief sie ihre Freundin zurück, die schon vorgegangen war. Die Angesprochene drehte sich um und schaute sie fragend an.
" Kannst du Lucy mitnehmen und ihr den Kunstraum zeigen?", Liu nickte und wartete auf mich, bis ich mich bei Alexa bedankt hatte und ihr folgte. Ich kam mir langsam wie ein Küken vor, dass immer ihrer Mutter folgte. Amüsiert schnaubte ich über meine eigenen Gedanken, wofür ich nur einen fragenden Blick von Liu einfing. Ich schüttelte den Kopf und wäre fast in meine Begleiterin reingerannt, weil sie plötzlich stehen blieb.
" Da wären wir. Ich denke, ab hier kommst du alleine klar. Ich muss jetzt aber wirklich los, denn mein Musiklehrer ist ziemlich streng.", sie winkte mir noch zu und verschwand dann eine Treppe nach oben. Zögernd klopfte ich an die geschlossene Tür, die von einer älteren Frau geöffnet wurde.
" Komm rein. Du bist etwas spät, aber weil du neu bist, lass ich das noch mal durchgehen.", sie bat mich in den hellen großen Raum und stellte mich der Klasse vor. Ich wurde auf den einzigen freien Platz gewiesen und war froh, dass es ein Einzeltisch war. Den Unterricht bei Frau Edwin verbrachten wir fast nur damit zu singen, während sie uns auf einem schwarzen Flügel begleitete. Der Unterricht machte eigentlich ziemlich viel Spaß und wir sangen sogar viele Moderne Lieder. Zum Glück hat es aber keine Einzelauftritte gegeben, sondern der Ganze Kurs sang zusammen.
Nach Musik hatte ich Kunst, doch den Raum fand ich selber. Wir malten mit dem Expressionismus, doch die meisten konnten das Bild nicht fertigstellen, weshalb viele Schüler, unter denen auch ich dabei war, es zu Hause zu Ende malen mussten. Nach Kunst hatte ich keinen Unterricht mehr und verließ das Schulgebäude. An der Haltestelle stellte ich fest, dass der nächste Zug erst in einer dreiviertel Stunde fuhr, weshalb ich beschloss, zu Hause anzurufen.
" Guten Tag, Anna hier." klang es aus dem neuen Handy.
" Hey, Anna. Hier ist Lucy. Ich habe frei. Könntest du mich vielleicht abholen?"
" Sorry, tut mir leid, doch ich kann nicht. Ich bin gerade dabei den Pool sauber zu machen. Ich ruf aber deine Vater an und sag ihm Bescheid, dass er jemanden schicken soll. Ich denke, er hat auch keine Zeit."
" Achso, gut danke. Ist nicht schlimm. Tschau"
" Tschüss!" damit beendeten wir das Gespräch und legten auf.
Ich setzte mich in die Bushaltestelle und wartete bis irgendeiner mich abholte. Nach etwas zehn Minuten hielt doch wirklich der Geländewagen, der mich gestern schon nach Hause gebracht hatte, vor mir und Shane beugte sich über den Beifahrersitz und stoß die Tür auf.
" Hopp, hopp, einsteigen.", forderte er mich auf. Verdutz kletterte ich in das Monstrum und ließ mich in das Leder sinken. Meine Tasche stellte ich vor meine Füße ab und schaute meinen Nebensitzer neugierig an.
" Bist du zu meinem neuer Chauffeur, oder warum übernimmst du immer meinen Fahrdienst.", Shane lachte.
" Dir auch einen schönen guten Tag.", grinste er mich an. " Aber anscheinend muss ich in nächster Zeit wirklich dein Chauffeur spielen, weil dein Vater hat keine Zeit um für nervige kleine Töchter den Fahrdienst du übernehmen. Aber mal ganz unter uns...ich werde trotzdem dafür bezahlt." Ich schnappte gespielt empört nach Luft und schaute ihn wütend an.
" Erstens, ich bin nicht klein und auch nicht nervig und zweitens, wieso bekommst du Geld dafür."
" Erstens bist du klein, das nervig könnte man vielleicht weglassen und zweitens, das zählt auch als Arbeitszeit. Das jetzt zu erklären dauert zu lange, doch ich kann dir versichern, dass ich es eigentlich mehr mag den Chauffeur zu spielen, als Stundenlang im Büro zu sitzen." Immer noch ein klein wenig beleidigt darüber, dass er mich klein fand, beließ ich es dabei. Ich fand nicht, dass ich klein bin, na ja, im Gegensatz zu meinem Vater, Shane und auch David schon, aber das waren wirklich Menschenaffen. Sie maßen bestimmt fast alles bis zu zwei Meter und hatten breite Oberkörper. Wenn ich neben einen von ihnen stand, kam ich mir wirklich manchmal nur wie eine halbe Portion vor. Sprich, mit ihnen konnte man mich nicht vergleichen. Ich denke, ich war durchnittlich groß, mit meinen fast ein Meter siebzig.
Ich hatte mich anscheinend wirklich lange mit dem Thema "Größe" beschäftigt, denn ich bemerkte mal wieder ziemlich spät, das wir schon vor dem Anwesen zu stehen gekommen waren. Ich öffnete die Autotür, doch drehte mich noch einmal zu meinem neu ernannten Chauffeur um.
" Danke.", ich sprang aus dem Auto. " Achso und...", ich machte eine kunstvolle Pause, bevor ich ihn anfauchte: "Ich bin nicht klein.", damit schlug ich geräuschvoll die Tür zu und stapfte davon

8 Kapitel




Ich holte meinen Schlüssel aus meiner Tasche und schloss die Tür auf. Ich in der Küche traf ich auf Anna, die mich freudig begrüßte.
" Na, hat dein Vater dich abgeholt.", fragte sie mich und drehte sich zu mir um.
" Nein, Shane. Ich weiß nicht, ob du ihn kennst. Er hat Lilly und mich gestern auch schon abgeholt." Sie nickte.
" Ich kenne ihn. Ein netter Junge."
" Aha.", ich schnappte mir ein Messer und half Anna das Gemüse zu schneiden. Nach zehn Minuten und ein paar Protesten von der Haushälterin, hatten wir fast alles fertig und mussten nur noch alles in die Pfanne schmeißen.
" Hättest du vielleicht Lust Lilly aus dem Kindergarten zu holen. Wenn du dass machst kann ich den Rest noch machen.", bat sie mich.
" Gerne. Ist es weit von hier?"
" Nein, zu Fuß erreichst du den Kindergarten in 10 Minuten.", sie erklärte mir schnell den Weg und kurze Zeit später schloss ich die Tür hinter mir. Der Kindergarten war schnell erreicht und man hörte schon von weitem das fröhlich kreischen der kleinen Kinder. Ich ging durch die offene Eingangstür und sah schon überall fröhliche lachende Kinder um mich rum laufen. Suchend schaute ich mich um und entdeckte Lilly mit 2 anderen Mädchen malen. Ich bahnte mir einen Weg zu den fünf, doch bevor ich mich irgendwie besonders auffällig machen konnte, hatte meine kleine Halbschwester schon entdeckt. Freudig sprang sie auf und warf sich in meine Arme.
" Lucy.", liebevoll drückte ich sie in meine Arme und stellte sie danach wieder ab.
" Willst du mir deine Freundinnen vorstellen.", sie nickte und zog mich zu dem kleinen Tisch.
" Das sind Vera und Ronja.", beide begrüßten mich schüchtern und malten dann wieder an ihren Bildern weiter.
" Wollen wir los? Anna hat das essen bestimmt schon fertig."
" Oh ja. Ich hab total Hunger.", es hörte sich total süß an, wie sie das sprach. Wir gingen zu den Jackenständern und ich half ihr in ihren pinken Pulli und in ihre Schuhe. Bevor wir jedoch das Gebäude verlassen konnten, wurde ich noch von einer Kindergärtnerin abgehalten, Lilly einfach mitzunehmen. Entschuldigend erklärte sie mir, dass ich mich als ihre Schwester ausweisen müsste, sonst könnte ich sie nicht mitnehmen. Zum Glück hatten wir das schnell geklärt und auf dem Weg nach Hause erzählte mir Lilly von ihrem Tag. Als wir zu Hause ankamen, stand das Essen schon auf dem Tisch. Wir beide ließen uns auf die weichen Stühle nieder und aßen. Während Lilly das Mittagessen nicht schnell genug runter bekommen konnte, stocherte ich eher darin rum. Als ich plötzlich ziemlich stark anfing zu husten, stellte mir Anna ein Glas Wasser vor die Nase, welches ich schnell austrank und schaute mich dann besorgt an.
" Wirst du krank?", ich schüttelte den Kopf, doch wusste, dass dies gelogen war.
" Nein.", sagte ich, während ich innerlich spöttisch über mich den Kopf schüttelte. " Ich hab öfters Hustenanfälle. Ist aber nicht schlimm." Sie schüttelte den Kopf, doch ließ das Thema dann bleiben. Nach einem leckeren Nachtisch, den Anna noch gemacht hatte spielte ich noch kurz mit Lilly Barbie, doch musste mich dann an meine Hausaufgaben machen. Zum Glück waren diese schnell erledigt. Nach einem Blick nach draußen, stellte ich fest, dass das Wetter immer noch hervorragend war. Ich schnappte mir ein Buch, welches ich schon auf dem Flug von Deutschland nach Malibu gelesen hatte und begab mich dann nach draußen.
" Lucy.", wurde ich von Lilly gerufen, weshalb ich mich zu ihr umdrehte. Sie lief auf mich zu und als sie mich erreichte blickte sie von unten neugierig zu mir hoch. " Was machst du?"
" Ich wollte zum Strand und ein Buch lesen." Zum Beweis hielt ich das Buch hoch.
" Darf ich mitkommen?", ich nickte und lief los. Lilly rannte mir hinterher, nachdem sie sich einen kleinen Rucksack mit Schaufeln und Eimer für den Strand geholt hatte, der auf einer Liege neben dem Pool stand. Lilly machte sich direkt daran eine Burg aus Sand zu bauen und ich legte mich in den Sand. Nach einigen Kapiteln hatte ich keine Lust mehr und beobachtete Lilly dabei, wie sie Burgen baute und immer wieder kaputt machte.
" Willst du mit mir spielen?", schmollend sah sie mich an, als sie ein weiteres Mal das gebaute kaputt gemacht hatte.
" Du meinst ich soll dir helfen.", nachdem sie nickte, setzte ich mich neben sie. Zusammen hatten wir die Burg nach einer Weile fertig und waren gerade dabei den Graben der Burg mit Wasser zu füllen, als wir von weiten den Ruf von Phil hörten. Beide blickten wir auf und sahen ihn auf uns zu schlendern.
" Hey, ihr süßen.", begrüßte er uns als er bei uns ankam und sich zu uns in den Sand setzte. Lilly warf sich auf seinen Schoß und ließ sich von ihm ganz fest umarmen. " Was habt ihr gemacht?"
" Ich und Lucy haben Burg gebaut.", erzählte sie lächelnd. " Aha, habt ihr Lust noch etwas schwimmen zu gehen, bevor es essen gibt?" Lilly war sofort zu begeistern, doch ich schüttelte den Kopf.
" Nein, ich bleib noch was hier und lese noch was.", Phil warf ein Blick auf mein Buch und erhob sich nickend.
" Gut, dann bis gleich. Wenn du doch Lust hast kannst du ja nachkommen.", damit ging er mit Lilly, doch drehte sich nochmal um. "Achso, Thessa wollte morgen mit dir noch einmal shoppen gehen. Sie holt dich direkt nach der Schule ab." Bevor ich protestieren konnte, war er schon außer Hörweite.
" Na super.", stöhnend ließ ich mich in den Sand sinken und nahm mein Buch in die Hand. Nach einer Weile hatte ich wieder genug und legte es zur Seite genüsslich schloss ich die Augen und schlief ein.
Ich wachte von selbst wieder auf. Die Sonne stand schon ziemlich schief und es musste schon um 8 oder 9 Uhr rum sein. Ich sollte mir vielleicht mal eine neue Uhr anlegen, denn meine alte war vor ein paar Wochen in Deutschland kaputt gegangen.
Ich erhob mich und machte mich mit dem Buch unterm Arm auf den Weg zum Haus. Durch das große Küchenfenster sah ich schon Anna am Abendessen herumhantieren, doch von meinen Verwandten war keine Spur.
" Ah Lucy, da bist du ja. Ich wollte dich gerade schon zum Essen holen.", rief sie durch das offene Fenster.
" Weißt du wo Lilly und Phil sind?", fragte ich sie und blickte mich suchend um.
" Ich glaube sie sind in Phils Büro. Bin mir aber nicht sicher", dankend nickte ich und lief rein. Vor der dunklen edlen Holztür hielt ich an und klopfte.
" Ja?", ich öffnete die Tür und trat ein.
" Hey", begrüßte ich die beiden.
" Hallo, kleine.", begrüßte mich Phil und Lilly sprang von seinem Schoß auf um mich in eine stürmige Umarmung zu ziehen. " Willst du dich zu uns setzten? Wir schauen uns Bilder aus unserem letzten Urlaub an." Nickend stellte ich mich hinter meinen Vater, nachdem Lilly sich wieder auf seinen Schoß gesetzt hatte. Zusammen schauten wir und sie tollen Kamera Bilder an. Die meisten Bilder waren von Lilly und hohen Gebäuden gemacht worden und zu meinem Erstaunen sah ich sogar auf manchen Bildern David und seine Mutter.
" Wo ist das?", fragte ich sie, als wir alle Bilder durchgeschaut hatten.
" Die meisten wurden in New York gemacht. Es waren auch ein paar Bilder von Italien dabei, dort waren wir vor ein paar Wochen erst, aber leider nur ein Wochenende."
" Achso." Wir unterhalten uns noch eine Weile über ihren Urlaub, bis mein Vater Lilly rausschickt. Verwirrt sah ich dem kleinen Mädchen dabei zu, wie sie den Raum verlässt und werfe dann Phil einen fragenden Blick zu.
" Wieso hast du sie rausgeschickt."
" Wir müssen uns mal darüber unterhalten, wie es mit dir weitergeht."
" Mir geht es gut.", blockte ich direkt ab.
" Nein, das tut es nicht. Du bist blass, dünn und isst wenig.", erwiderte er heftig. " Außerdem mache ich mir nicht nur Sorgen wegen deiner Gesundheit, sondern auch um deine Vergangenheit." Ich musste hart schlucken, denn meine Vergangenheit nahm mich fast mehr mit, als meine Gesundheit, denn dran konnte man vielleicht so gut es eben ging arbeiten, doch nicht an dem , was geschehen war. Ich merkte wie mir Tränen in die Augen schossen. Ich wollte meinem Vater nicht in die Augen schauen. Ich wollte nicht, dass er merkt, dass ich gleich weinen muss. Ich hatte schon lange nicht mehr geweint. Nicht als dass mit meinem Stiefvater angefangen hatte und auch nicht als ich wusste, dass es um meine Gesundheit nicht so gut stand. Außerdem zeigten Tränen schwäche und ich war nicht schwach. Ich war stark. Zumindest versuchte ich mir das schon lange einzureden, doch langsam kommen Zweifel auf. " Ich habe dir übrigens ein Termin beim Arzt morgen geben lassen.", sprach er nun etwas ruhiger." Er wird dich untersuchen und dann werden wir schauen, wie wir gegen den Krebs ankommen können. Morgen nach der Schule werde ich dich dann abholen.", perplex schaute ich ihn an, doch wiedersprach, wegen seines harten Blickes, nicht. Mittlerweile bestand auch nicht mehr die Gefahr, dass ich auf einmal losheulte, weshalb ich ihm fest in die Augen schaute.
" Ok.", ich erhob mich. " Ich geh dann mal."

9 Kapitel




Der Gong erlöste die Klasse von der langen Unterrichtsstunde bei Herr Smith. Die Schüler sprangen erleichtert auf und ließen das Klassenzimmer hinter sich. Wir hatten gerade eine Doppelstunde Mathe bei ihm gehabt, die kein Ende zu nehmen schien. Ich bahnte mir gerade einen Weg durch die Schülermassen zu meinem Spint, legte alle Bücher und Hefte, die ich nicht mehr brauchte hinein, als ich von hinten gerufen wurde. Überrascht drehte ich mich um und blickte in die Gesichter von Josie, Alexa, Jamilia und Liu.
" Hey. Wir haben dich schon gesucht. Du bist ja eben voll schnell aus der Klasse gestürzt." Entschuldigend lächelte ich Jamilia an.
" Tut mir leid. Ich wollte nur so schnell wie möglich aus dem stickigen Klassenzimmer raus."
" Ist ja jetzt auch egal", übernahm nun Josie das Wort. " Wir wollten dich eigentlich fragen, ob du Lust hättest mit uns zum Strand zu fahren. Wir haben noch einen Platz im Auto frei und wollten jetzt gleich los."
" Oh, ähm, tut mir leid, aber ich kann nicht. Ich...ähm...wär gerne mitgekommen, doch ich...habe noch einen Termin." Zerknirscht schaute ich in die Runde. Ich wäre wirklich gerne mitgekommen, und ich mochte die vier auch wirklich gerne, doch ich hatte Phil versprochen den Termin, der gleich anstand nicht abzusagen.
" Ach so, schade. Egal, das können wir ja bald wiederholen." Ich nickte und warf dann einen Blick auf die große Wanduhr.
" Ich muss dann los. Mein Vater holt mich ab.", hektisch schnappte ich mir meine Tasche und rauschte dann nach einer kleinen Verabschiedung davon.
Als ich den Schulhof verließ, riss ich erstaunt die Augen auf. Auch wenn ich keine Ahnung von Autos hatte, der Schlitten, der vor dem Eingang stand, sah richtig Hammer aus. Gelb, sportlich, und er protzte nur so vor Schnelligkeit und Luxus. Als dann auch noch das Fenster von der Beifahrertür runterging, sprang ich erschrocken einen Schritt zurück.
" Steig ein!", erklang es dunkel aus dem Inneren des Wagens. Ich blickte um mich, doch als ich merkte, dass niemand hinter mir stand und anscheinend ich gemeint war, versuchte ich ungläubig die Person des Sprechers zu identifizieren. " Beeil dich."
Die Tür des Wagens öffnete sich, doch nicht wie gewohnt zur Seite, sondern nach oben. Ich beugte mich etwas nach vorne und erkannte endlich die Person, was mich genervt aufseufzen ließ. War ja klar, dass mich der Teufel verfolgte. Trotzdem ließ ich mich seufzend in den weichen Ledersitz nieder. Meine Tasche stellte ich zwischen meine Füße ab und klammerte mich erschrocken am Sitz fest, als David plötzlich los brauste und ich in den Sitz gepresst wurde.
" Sag mal geht’s noch.", fuhr ich David an, doch er schwieg.
" Ich dachte Phil wollte mich abholen?", versuchte ich es erneut.
" Der hat keine Zeit. Ich bring dich jetzt zur Firma, dort musst du noch was warten, bis ihr loskönnt." Bis zum Parkplatz schwiegen wir. Leider war ich wegen der halsbrecherischen Fahrt noch etwas wackelig auf den Beinen. Ich musste mich kurz auf dem Auto abstützen, bis ich wieder einigermaßen sicher auf den Beinen war.
" Soll ich dir helfen.", überrascht blickte ich auf. David stand kurz vor mir und blickte besorgt auf mich herab. " War wohl etwas heftig."
" Nein, geht schon." Ich stieß mich von seinem Auto ab und versuchte einige Schritte zu laufen. Weil ich jedoch schwankte, schlang David trotz meiner Proteste einen Arm um meine Taille. An der Stelle wo sein Arm meinen Körper berührte, kribbelte es verdächtig, weshalb ich ihn kräftig von mir stieß.
" Ich hab nein gesagt!", keifte ich ihn an. David zuckte mit den Schultern und beschleunigte seinen Gang. Ich hatte Mühe hinter ihm herzukommen, doch schaffte es gerade noch zu ihm in den Aufzug zu steigen, bevor sich die Türen schlossen. Schweigend standen wir nebeneinander und warteten, bis wir im letzten Stock angekommen waren. Dort trennten sich vorerst unsere Wege. David ging ohne ein Wort in sein Büro und ich ließ mich auf das Sofa nieder. Ich machte es mir bequem und grapschte nach der Fernbedienung, die auf dem Tisch lag. Leise Musik erklang und ich schloss die Augen. Einschlafen konnte ich nicht, doch das bisschen dösen half gegen die Müdigkeit, die ich schon den ganzen Tag mit mir herumschleppte und auch meine schmerzenden Knochen konnten sich etwas ausruhen.
Als plötzlich die Tür aufgerissen wurde, schreckte ich hoch. Mein Vater kam in den Raum gerannt und warf mir einen erleichterten Blick zu.
" Zum Glück bist du schon da. Komm, wir sind spät dran.", rief er mir zu. Erschrocken sprang ich auf und lief ihm hinterher. Im Aufzug warf ich ihm einen verwirrten Blick zu.
" Wieso so hektisch."
" Wir haben in einer Viertelstunde den Termin beim Arzt. Ich weiß nicht, ob wir das noch schaffen."
" Hey, beruhig dich.", ich legte ihm eine Hand auf den Arm. " Außerdem ist das nicht so..." Ich stoppte als ich Phils Blick sah.
" Hab nichts gesagt.", grinste ich ihn an.


" Du hast großes Glück gehabt, dass man deinen Krebs schon so früh entdeckt hat. Er hat sich noch nicht wirklich weit entwickelt und wenn man so schnell wie möglich etwas dagegen tut, ist deine Chance zu überleben hoch.", erklärte Doktor Paine lächelnd. " Okay, dann lass ich euch am besten einen Termin in einer Woche geben und dann werden wir so schnell wie möglich etwas dagegen unternehmen. Einverstanden?" Ich nickte und erhob mich.
" Gut, dann bis nächste Woche." Er reichte mir die Hand und verabschiedete sich auch von meinem Vater.
Gemeinsam ließen wir uns kurze Zeit später in Phils Auto nieder. Seufzend ließ ich meinen Kopf an die Fensterscheibe sinken, wofür ich einen besorgten Blick von meinem Vater erntete.
" Wir schaffen das schon.", versuchte er mich zu beruhigen. Ich zuckte mit den Schultern und wante mich ab. Auch Phil seufzte nun, doch startete den Wagen.
" Thessa kommt übrigens gleich vorbei.", teilte er mir nach einer Weile mit.
" Gut."
Zuhause angekommen, verschwand ich direkt in meinem Zimmer und legte mich mit einem Buch ins Bett. Ich konnte mich jedoch nicht wirklich auf die Buchstaben vor mir konzentrieren, weshalb ich es sauer auf den Boden pfefferte. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt dachte ich an den Termin beim Arzt. Auch wenn er zum Schluss gesagt hatte, dass ich gute Chancen hätte, glaubte ich nicht wirklich daran, denn Lungenkrebs war schwer zu behandeln. Schon bei der Diagnose in Deutschland sah es schlecht aus und bei den heutigen Untersuchungen hatte ich auch kein gutes Gefühl gehabt.
Seufzend drehte ich mich auf die Seite und schloss die Augen. Plötzlich schmiss sich jemand auf mich. Erschrocken schrie ich auf und drehte mich um.
" Man hast du mich erschreckt.", teilte ich Lilly mit, die sich lachend von mir drehen wollte. Schnell schnappte ich nach ihr und kitzelte sie durch. Laut kreischend und lachend versuchte sie sich zu wehren, doch ich hatte kein Erbarmen. Lächelnd schaute ich zu, wie sie kurz danach, erschöpft an mich kuschelte. Auch ich schloss die Augen, bis wir von unten schon zum Abendessen gerufen wurden. Lilly stand schnell auf und rannte runter, während ich ihr gemütlich hinterher schlenderte. Zu meiner Überraschung saß nicht nur Thessa am Tisch sondern auch David und Gabi.
" Hey.", wurde ich von Thessa freudig begrüßt, ebenfalls mit einer Umarmung . Auch Gabi umarmte ich und setzte mich dann auf den einzigen Platz zwischen Thessa und David, welchen ich mit einem `Hallo` begrüßt hatte.
Das Abendessen verlief alles andere als ruhig. Thessa und Lilly gingen sogar zum Schluss so weit, dass sie sich mit Käse beschmissen, wofür sie aber von Phil ins Bad geschickt wurden. Amüsiert sah ich dabei zu, wie sie prustend nach oben verschwanden.
" Hast du Lust noch eine Runde Schach zu spielen?", fragte mein Vater mich, woraufhin ich ihn mit großen Augen ansah.
" Nein danke, außerdem habe ich noch nie Schach gespielt."
" David kann es dir ja beibringen, wenn du es lernen willst." Wieder schüttelte ich den Kopf. Erstmals wegen David und zweitens, ein bisschen spießig war das ja schon.
" Na gut.", Phil beließ es dabei und wandte sich dann an Gabi.
" Kommst du mit hoch nach Lilly und Thessa schauen?" Überrascht sah ich auf und blickte in Davids Gesicht.
" W...was?", stotterte ich.
" Ich hab gefragt ob du mit hochkommst zu Lilly und Thessa!", wiederholte er amüsiert.
" Klar.", ich erhob mich und folgte ihm nach oben. Zu meiner Überraschung lag Lilly schon schlafend im Bett und Thessa stand daneben.
" Hey, was machst du da?", fragte ich sie und versuchte den warmen Körper, der dicht hinter mir stand, zu ignorieren.
" Nichts, hab nur darauf gewartet, bis sie eingeschlafen ist. Wollte jetzt eigentlich auch wieder runterkommen."
" Gut." Gerade als wir runtergehen wollten klingelte Thessas Handy. Sie wandte sich ab und ging ran, während David und ich weiter gingen. Leise hörte ich Thessa ins Handy murmeln, bis sie auflegte. Schnell holte sie zu uns auf und schaute mich dann mit strahlenden Augen an.
" He, ein Freund von mir schmeißt morgen eine kleine Party. Er meint ich kann gerne noch Freunde mitbringen.", mit strahlenden Augen sah sie mich an, doch ich schüttelte den Kopf.
" Komm schon, bitte.", bettelte sie doch ich verneinte wieder. Ich wollte nicht ausgehen, außerdem gab es für mich keinen Grund zu feiern.
" Och man Lucy, du bist langweilig. Sei keine Spaßbremse." Versuchte sie mir gerade ein schlechtes Gewissen zu machen?
" Nein Thessa, ich hab keine Lust.", ich verdrehte die Augen und setzte meinen Weg ins Wohnzimmer fort, an dessen Tür David lehnte und uns amüsiert zuschaute, wofür er von mir einen bösen Blick bekam. Als ich jedoch wieder von Thessa aufgehalten wurde und ihn anschnauzen wollte, kniete sie sich plötzlich vor mir hin. Überrascht blickte ich zu ihr herunter.
" Was soll das hier bitte werden?"
" Bitte, bitte, bitte begleite mich zu der Party.", wie sie da saß, ihr kräftiger Körper spielerisch zu einem Haufen elend zusammengeklappt, die Augen groß und bittend. Fast konnte ich mir vorstellen, dass ihre aufgegellten Haare, vor Traurigkeit, zusammenvielen. Diese Vorstellung brachte mich so aus der Fassung, dass ich losprustete. Beleidigt schaute sie zu mir auf.
" Na gut, ich komm mit. Aber dafür schuldest du mir was."
" Klar, alles was du willst.", grinsend schmiss sie sich um meinen Hals.
" Jetzt müssen wir nur noch Phil überreden." Entsetzt sah ich sie an.
" Ich dachte das wär schon geklärt." Sie schüttelte den Kopf und zog mich an David vorbei ins Wohnzimmer. David folgte uns und setzte sich neben uns auf die Couch, auf der wir uns niedergelassen hatten.
" Du sagst es ihm aber.", zischte ich Thessa zu. Kurz schaute sie mich von der Seite schräg an, doch nickte dann.
" He Phil. Ich hab eine Frage." Als Thessa nicht weitersprach schaute er sie misstrauisch an.
" Ist es was Schlimmes?"
" Nein, aber ich bin morgen auf eine Geburtstagsfeier von meinem Kumpel eingeladen und ich wollte Lucy mitnehmen." Skeptisch schaute er uns beide an.
" Dort lernt sie vielleicht auch Freunde kennen. Komm schon.", versuchte sie auch ihn zu überreden. Flehend sah ich meinen Vater an, doch anscheinend verstand er mich falsch.
" Na gut, aber nur wenn du mir versprichst, gut auf sie aufzupassen. Und...", er warf David einen Blick zu.
" David kommt auch mit."
Erstaund sah ich meinen Vater an
„ Meinst du das ernst?“
„ Klar.“ Er zuckte mit den Schultern. Ich warf David einen skeptischen Blick zu, bevor ich ebenfalls mit den Schultern zuckte.
„ Meinetwegen!“
„ Ich hoffe du bist keine Spaßbremse.“, raunte Thessa David zu, der sie jedoch ignorierte.

Abends im Bett schaute ich an die Decke, die vom hellen Mond erleuchtet wurde. Gabi und David waren eben schon früher als sonst gegangen, den Gabi musste am nächsten Tag um 5 Uhr

  Uhr in der Früh zum Flughafen fahren, den sie flog für ein paar Tage in den Urlaub nach Italien.  Müde schloss ich die Augen und schlief nach kurzer Zeit ein.


10 Kapitel




Erschrocken setzte ich mich auf und fuhr mir über mein Gesicht. Erst da bemerkte ich, dass ich weinte, den meine Wange war ziemlich nass. Schnell wischte ich mir die letzten Tränen weg und schaute mich um. Die Sonne war schon aufgegangen und ein Blick auf meinen Wecker sagte mir, dass ich sowieso in ein paar Minuten hätte aufstehen müsste. Also rollte ich mich vom Bett und lief ins Ankleidezimmer um mir bequeme Sachen für meinen heutigen Schultag rauszusuchen. Im Bad duschte ich erstmals ausgiebig, doch musste mich dafür beim Anziehen und föhnen meiner langen Haare etwas beeilen. Nachdem ich dann auch meine Zähne geputzt hatte, lief ich leise die Treppe herunter, den ich ging davon aus, dass Thessa und vielleicht auch noch mein Vater schliefen und ich wollte sie nicht wecken. In der Küche war ich alleine, weshalb ich mit dem Frühstück etwas trödelte um es zu genießen. Jedoch musste ich mich mit dem Schulweg etwas spurten, denn als ich in die Straße hineinlief sah ich schon den Bus auf die Haltestelle zufahren. Also lief ich den Rest der Strecke und ließ mich froh, aber schwer atmend auf den Sitz neben Joanna nieder.
„ Guten Morgen.“
„ Hey.“, begrüßte sie mich kurz, doch wandte sich dann wieder ihren Hausaufgaben, die auf ihrem Schoß lagen, zu. Also schaute ich schweigend nach draußen und blendete die lauten Jugendlichen um mich herum aus. An der Schule verabschiedete ich mich noch kurz bei Joanna und lief schnell ins Gebäude, den es hatte gerade zum ersten Mal geklingelt. Mein erster Weg führte zu meinem Spind, aus dem ich meine Bücher herausholte.
Als ich mich umdrehte, sah ich Josie, Liu und Alexa auf mich zulaufen. Freudig begrüßten sie mich.
„ Was hast du jetzt?“, wurde ich von Josie gefragt.
„ Weiß ich nicht genau.“, erklärte ich, dich zog trotzdem meinen Stundenplan heraus und gib ihn ihr. Die anderen beiden blickten ihr über ihre Schulter, bis mich Josie freudig anstrahlte.
„ Oh, cool. Heute hast du zwei Stunden mit mir und eine Stunde mit Alexa und die siebte Stunde hast du mit Liu zusammen.“, erklärte mir Josie und packte mich am Ärmle meiner Jacke um mich von den anderen wegzuziehen. Die anderen beiden riefen mir noch irgendetwas zu, was ich jedoch wegen den lauten Schülern um mich herum nicht verstand. Also winkte ich ihnen noch kurz über die Schulter zu, bevor ich mit Josie um die Ecke verschwand.
„ Sag mal, geht’s auch was langsamer?“, motzte ich Josie an, die mich darauf sofort los ließ und mich mit großen Kulleraugen anschaut, sodass ich ihr nicht lange böse sein konnte.„ Schon gut.“

Als es zur Pause klingelte, verließ ich schnell den Klassenraum und folgte den Schülerstrom, der zur Cafeteria leitete. Ich holte mir noch einen kleinen Salat und einen Orangensaft, bevor ich mich zu meinen neuen Freundinnen setzte.
„ Und, wie wars?“, wurde ich von Liu gefragt.
„Ziemlich langweilig.“, gab ich lahm von mir und stocherte in meinem Essen rum.
„ Achso Lucy, hast du Lust mit uns heute zum Strand zu fahren? Wir wollen direkt nach der Schule los!“
„Ne, tut mir leid! Ich muss mit meiner Cousine heute zu einer Party und vorher will sie mit mir noch ein paar Sachen einkaufen.“
„ Na dann.“ , leicht beleidigt drehte sie sich halb zu Alexa um, während ich schnell nach einer Lösung suchte. Ich hatte ihnen ja gestern schon abgesagt, aber ich konnte Thessa ja auch nicht mehr absagen.
„ Wie wär es, wenn wir uns morgen treffen. Ich hab morgen auf jedenfall Zeit und es soll auch richtig heiß werden. Wie sieht’s aus?“, ich zog meine Augenbrauen hoch und schaue sie bittend an. Liu wandte sich wieder mir zu, zog einen Schmollmund und schaute mich an skeptisch an.
„ Och komm schon. Bitte!“, bettelte ich.
„ Okay, wie sieht’s aus, Mädels? Kommt ihr auch mit?“, lautstark stimmten die anderen zu.
„ Gut, sollen wir doch dann abholen oder treffen wir uns am Strand?“, fragte mich Alexa.
„ Ich weiß noch nicht. Ich hab noch keinen Führerschein und ich müsste noch fragen, ob mich jemand fährt.“
„ Dann ist es doch besser, wenn wir doch abholen.“, mischte sich nun Josie ein.
„ Okey.“, ich gab ihnen noch kurz meine Adresse, woraufhin mich alle mit großen Augen ansahen, doch kein Kommentar dazu abgaben, wofür ich ihnen echt dankbar war. Danach klingelte es schon zur Pause und wir begaben uns in den Unterricht.

Erleichtert ließ ich mich nach der letzten Stunde in Thessas Wagen sinken. Breit lächelnd begrüßte sie mich, was meine Vermutung bestätigte, dass ich heute keine Ruhe mehr vor ihr haben würde, und brauste los. Während der Autofahrt fragte sie mich nach der Schule worauf ich meistens nur einsilbig antwortete. In der Stadt parkte sie nahe der Einkaufsmeile und ich seufzte genervt, als sie mich direkte in einen teuren Laden zog. Die Preise waren hier echt ungläubig, was ich auch lautstark meiner Begleiterin mitteilte, doch Thessa ignorierte meinen Einwurf und stürzte sich wortwörtlich in die Klamotten, während ich noch in der Tür stand und mich etwas hilflos umschaute. Thessa hatte anscheinend gemerkt, dass ich ihr nicht hinterherlief, denn sie kam zu mir zurück und zog mich an meinem Jackenärmel in eine Umkleide. Danach legte sie mir noch den Stapel Klamotten in die Umkleide, den sie auf den Arm getragen hatte.
„ Beeil dich bitte etwas. Wir haben noch viel vor.“ Ich kräuselte meine Stirn und schaute ihr mit einem bösen Blick hinterher, doch zog dann die Klamotten an. Wie ich leider feststellen musste, waren alles Kleider, welche ich nicht gerne trug. Alle ziemlich kurz und mit großen Ausschnitt. Nachdem ich alle angezogen hatte und sie Thessa vorstellen musste, war ich ebenso genervt wie Thessa, die sich über mich aufregte.
„ Können wir nicht nach einer Hose und einem schönen Oberteil schauen. Ich fühl mich nämlich wirklich nicht wohl in solchen Kleidern.“, fragte ich als ich noch einmal rumlief, aber immer noch nichts Schönes gefunden hatte. Thessa schaute mich skepisch an, seufzte tief, doch stimmte dann zu, wenn auch wiederwillig.
„ Okay, ich suche auch mal nach einem Kleid für mich.“ Damit verschwand sie und ich schaute mich nach der Hosenabteiling um, die ziemlich weit hinten lag. Ich schlängelte mich durch die Kleider und blickte mich dann um. Nach einigen Suchen hatte ich ein paar schöne Hosen gefunden, sowie einige passende Oberteile, mit denen ich in der Umkleidekabine verschwand. Dieses Mal hatte ich auch einige schöne Sachen dabei und zusammen mit Thessa entschied ich mich dann für eine enge Lederhose mit einem cremefarbenen Top.
„ Welches soll ich nehmen? Das rote, oder das schwarze?“, fragte mich Thessa und hielt zwei schöne Kleider hoch. Das rote ging wahrscheinlich knapp über die Knie, fiel locker und hatte einen Träger über die linke Schulter. Das schwarze war ziemlich kurz, schulterfrei und wurde unter der Brust mit Nieten verziert.
„ Weiß nicht!“, skeptisch beobachtete ich beide.“ Zeih sie doch mal an.“
„Okay.“ Thessa verschwand schnell in der Umkleide und führt mir nacheinander die beiden Kleider vor, bis sie mit dem schwarzen vor mir stehen blieb und mich ein weiteres Mal fragte, welches ich besser fand.
„ Also, mmh, ich persönlich finde das rote besser, doch das schwarze steht und passt besser zu dir.“
„ Ich find auch das schwarze besser.“ Glücklich lächelte sie mich an und verschwand dann wieder um sich umzuziehen, ebenso wie ich. Als wir fertig waren und den Laden verließen, machten wir noch einen kurzen Abstecher in einen Schuhladen, in dem ich mir ein paar cremefarbene High-heels kaufte, die im gleichen Ton wie das Top waren, und Thessa kaufte sich schwarze High-heels. Der nächste Laden war ein Friseur, für den wir noch eine fünf minütige Autofahrt hinter uns legen mussten.Das Ergebnis des schwulen Friseurs war eigentlich ganz passabel, doch er hatte meine Haare offen gelassen und geglättet. Eigentlich stand es mir auch sehr gut, doch ich lief nicht gerne mit offenen Haaren rum, vor allem, weil sie mir fast bis zur Hüfte gingen, doch ich konnte es nicht über mich bringen sie abzuscheiden, den meine Mutter hatte sie geliebt. Und irgendwie hing ich auch an ihnen , auch wenn ich es nicht gerne zugeben wollte.
Ansonsten hatte er mich nur dezent in creme und Brauntönen geschminkt.
Die Punkerin, die sich bei Thessa ans Werk gemacht hatte, war ziemlich erfolgreich gewesen. Smokey-eyes und roter Lippenstift standen ihr ausgezeichnet und rundeten mit ihrer wilden Frisur ihr Outfit perfekt ab. Ihr Kleid hatte sie sich schon angezogen, doch ich zog mich erst zuhause um, weil ich nicht in aller Öffentlichkeit freizügig und overdress rumlaufen wollte.

Skeptisch betrachtete ich mich im großen Wandspiegel, der im Flur stand, und drehte mich zu jeder Seite um und musste zugeben, dass das Gesamtergebnis fast umwerfend aussah, was mir auch gleich von Thessa bestätigt wurde, die hinter mir aufgetaucht war.
„ Wow, wow, wow! Du siehst echt geil aus. Müsstest öfter so rumlaufen.“ Ich verdrehte die Augen über ihr Kommentar und drehte mich zu ihr um.
„ Du siehst auch gut aus.“, damit klopfte ich ihr auf die Schulter und ging an ihr vorbei.
„ Ist David eigentlich schon da?“, rief ich noch über dir Schulter, bevor ich wackelig um die Ecke verschwand, um zu Phils Büro zu kommen.
„ Ne!“ Thessa kam mir hinterher gestöckelt. „ Jetzt warte doch mal. Außerdem geh nicht so schnell, wenn du sowieso gleich auf deinen Schuhen umknickst.“
„ Du hast mir doch diese hohen Mordsdinger angedreht.“, beschwerte ich mich. „ Und außerdem will ich jetzt los, sonst platzten meine Fußen noch bevor wir überhaupt Spaß hatten.“
„ Wer schön sein will muss leiden.“, leierte sie das altbekannte Sprichwort runter.“ Ach übrigens, ich habe eben mit David telefoniert. Er ist gerade auf dem Heimweg, doch fährt vorher noch nach Hause um sich umzuziehen. Er ist also in ein paar Minuten da.“
„ Gut, ich geh dann mal zu Phil und sag ihm Bescheid, dass wir jetzt losfahren.“ Ich ließ sie stehen und setzte meinen weg zu Phils Büro fort. Thessa lief mir nicht mehr hinterher und so kam ich ohne große Probleme an. Vielleicht gab es ja noch meine Schuhe zu bemängeln, doch ich musste zugeben, sie passten perfekt zum Kleid.
Zögernd klopfte ich und steckte meinen Kopf durch die Tür, als ich hereingebeten wurde.
„ Hey, ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass wir jetzt losfahren.“, teilte ich meinem Vater mit.
„ Okay, passt gut auf euch auf.“
„ Machen wir.“ Beschwichtigend lächelte ich ihn an.
„ Viel Spaß.“
„ Danke.“ Ich nickte ihm zu und schloss die Tür, um mich auf die Suche nach Thessa zu machen. Glücklicherweise fand ich sie schon nach kurzer Zeit, auf der Eingangstreppe hocken und ich setzte mich zu ihr. Still warteten wir auf David, der nach kurzer Zeit schon angebraust kam. Leider musste ich feststellen, dass er uns diesmal nicht in seinem gelben Wagen abholte, sondern mit einem schwarzen Auto. Mir war schon gestern in seinem Auto aufgefallen, dass es ein Zweisitzer war, doch trotzt dessen, dass mir gestern etwas schwindelig gewesen war, hatte mir die schnelle Autofahrt gut gefallen und ich hatte gehofft, dass er uns irgendwie trotzdem mit dem gelben abholen würde.
Als David ausstieg geriet ich geradewegs in die nächste Schwärmerei, auch wenn ich sofort versuchte meine Gedanken zu verdrängen. Aber wirklich verübeln konnte ich es mir nicht, den David sah zum Anbeißen gut aus. Seine Beine steckten in einer dunklen, engen Jeans und er trug ein schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt, was seine Bizeps sehr gut betonte. Außerdem machte sein kühler Blick ihn zu einem perfekten Fotomodel und so wie er mich ansah, musste ich aufpassen nicht zu sabbern. Zum Glück konnte ich mich noch gerade rechtzeitig zusammenreißen.„ Hey, du bist echt spät dran.“, schimpfte Thessa mit David, doch ging auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Er drückte sie kurz an sich, doch ließ sie schnell wieder los um ihr die hintere Tür aufzuhalten. Thessa zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, doch stieg kommentarlos ein. Danach wandte er sich mir zu und hielt mir lächelnd die Beifahrertür auf. Ich blieb aber vor ihm stehen und schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen, tief in seine Augen, auf der Suche nach irgendwelchen Anzeichen dafür, dass er Drogen genommen hatte. Er verhielt sich nämlich ein bisschen wie ein Gentleman und nicht wie den Typen, den ich vor ein paar Tagen kennengelernt hatte.
„ Hast du irgendwas genommen?“, fragte ich ihn mit schräg gelegenem Kopf, da ich selbst nichts verdächtiges finden konnte.
„ Wie bitte?“, verdutzt sah er mich an.
„ Du benimmst komisch.“ Ich stellte mich auf die Zehenspitzen um ihm besser in die Augen sehen zu können.
„ Du auch.“
„ Was, wieso ich?“ Nun beugte er sich soweit herunter, dass sich fast unsere Gesichter berührten.
„ Weil du mich erstens fragst, ob ich was genommen hätte, was ich garantiert nicht habe und zweitens siehst du so aus, als ob du mich gleich küssen würdest.“, spitzbübig grinste er mich schief an und beugte sich noch ein Stückchen weiter zu mir herunter, sodass ich mich wieder etwas zurücklehnen musste, weil sich sonst unsere Gesichter berührt hätten. Fast hätte ich deshalb vergessen was er gerade gesagt hatte, weshalb ich schnell einen Schritt zurückwich.
„Erstens, hast du garantiert was genommen, sonst würdest du dich nicht gentlemanlike verhalten, zweitens, wollte ich dich garantiert nicht küssen und drittens wir sollten jetzt einsteigen, sonst kommen wir noch zu spät.“ Damit schob ich ihn leicht zur Seite, um einsteigen zu können. Auch David ließ sich auf seinen Sitz nieder und startete den Wagen. Erleichtert, dass ich noch einigermaßen gut aus der Sache rausgekommen war, ließ ich mich in den weichen Sitz sinken. Dabei fiel mein Blick in den Rückspiegel. Thessa schaute mich mit großen Augen neugierig aber auch leicht geschockt an, bevor sie mit den Augenbrauen zuckte. Ich formte ein „was“ mit den Lippen, doch als sie immer noch den gleichen Blick drauf hatte wie eben, wandte ich meinen Blick von ihr und blickte genervt aus dem Fenster.

11 Kapitel




Laute Musik begrüßte uns, als wir durch die offene Tür in das große Haus gelangten, wo die Party stieg. Eingeschüchtert folgte ich Thessa und David und blickte eingeschüchtert um mich. Nicht nur die Musik war, nach meinem Geschmack, viel zu laut aufgedreht, sondern auch die meisten Leute waren schon ziemlich betrunken, obwohl es erst kurz nach zehn war. Außerdem war es sehr eng, obwohl viele Räume benutzt wurden, die auch ziemlich groß waren. Auf den Weg durch die schwitzende Menschenmenge, wurden Thessa und David einige Male angesprochen, weshalb wir auf den Weg zur Küche, wo wir Thessas Bekannten finden würden, etwas länger brauchten. Als ich mich immer unwohler fühlte, weil Thessa angefangen hatte mich vorzustellen, tippte ich meine Cousine an, um sie stumm aufzufordern weiterzugehen. Diese nickte und nahm mich an der Hand, um sich wieder einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Als wir bemerkten, dass David uns nicht folgte, drehten wir uns um, um auf David zu warten. Dieser war gerade dabei mit einer großen Blondine zu flirten, doch als er bemerkte, dass wir auf ihn warteten, gab er uns zu verstehen, dass wir schon vorgehen sollten. Ich wollte mich gerade umdrehte, doch erstarrte, als ich sah, wie sie sich an ihn schmiegte. Das leichte stechen, das in meiner Brust aufgetaucht war, als er sich mit ihr umdrehte, um zur Bar zu gehen, versuchte ich schnell zu unterdrücken, weshalb ich mich schnellstmöglich umdrehte, um das aufkommende Gefühl zu unterdrücken. Thessa schien schon auf mich zu warten, den sie blickte mich ungeduldig an, als ich die paar Meter zu ihr aufschloss, die sie schon zurückgelegt hatte.
„ Komm, wir müssen uns was beeilen, sonst ist Can schon so betrunken, dass er morgen nicht mehr weiß, dass wir hier waren.“
Lachend nahm sie wieder meine Hand und zog mich weiter. Zum Glück erreichten wir schnell die Küche, wo einige schon dabei waren, Flaschendrehen zu spielen. Auch der Gastgeber war darunter, der uns lautstark ankündigte, als wir hereintraten und leicht schwankend auf uns zukam, um uns zu begrüßen.
„ Da is´ ja mein Schätzelein.“, lallend zog er Thessa in eine feste Umarmung und mit großen Augen sah ich dabei zu, wie er ihr an den Arsch grapschte. Schnell schubste sie ihn grob von sich und als er sich wiederwillig von ihr löste, kam er auch auf mich zu.
„ Hey, meine Hübsche.?“, begrüßte er mich gurrend und mir wehte schon ein starker Geruch von Alkohol entgegen, als er seinen Mund weit aufriss, um laut loszulassen. „Ich bin Can, der Boss.“ Wieder lachte er lautstark und ich wich erschrocken zurück, als er auf mich zukam, um mich zu umarmen. Dabei stolperte ich jedoch über eine leere Dose und wäre hingeknallt, wenn mich nicht jemand von hinten festgehalten hätte.
„ Las Lucy in Ruhe!“, knurrte ein altbekannte Stimme hinter mir an, worauf Can anscheinend schiss bekam, da dieser mit erhobenen Händen erschrocken zurückwiech.
„ Ich hab echt nichts gemacht, Alter.“ , er wich noch einen Schritt zurück und setzte sich wieder zu seinen Freunden auf den Boden, die sogar aufgehört hatten zu spielen, um das Geschehen mit großen Augen zu verfolgen.
„ Dann hör auf jeden Anzugrabschen, der einigermaßen gut aussieht.“, brummte er ihn noch an, bevor er mich am Arm packte, um mich aus der Küche, in den Flur zu ziehen. Ein Paar, das gerade dabei war wild rumzuknutschen, schickte er mit einer wüsten Bemerkung fort, bevor er sich mir zuwandte.
„ Ich sehe also nur einigermaßen gut aus?“, fragte ich ihn mit einem bösen Blick. David stöhnte genervt auf.
„ Ich hab dich gerade vor einer blöden Anmache gerettet und anstatt dich zu bedanken, ist das einzige was du sagst , ich hätte dich als nur einigermaßen gutaussehend bezeichnet?“
„ Ja.“, ich verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und drehte mich um. Bevor ich um die Ecke verschwand sah ich noch, wie David, der mir hinterherlaufen wollte, von der Blondine, die ich eben schon bei ihm gesehen hatte, aufgehalten wurde. Er warf mir einen verzweifelten Blik zu, bevor ich aus seiner Sichtweite verschwand und mich in die Tanzende Menge stürzte. Umgeben von schwitzenden Körpern hielt ich Ausschau nach Thessa, die ich nach der Aktion in der Kücche nicht mehr gesehen hatte. Als ich sie jedoch nicht fand und schon von einigen Typen angetanzt wurden war, beschloss ich schnell zu verschwinden. Mein Weg führte zur vollbesetzten Bar, an der ich jedoch noch einen Barhoker ergattern konnte.
„ Hi, was willst du?“, wurde ich vom Barkeeper über den Theke hinweg angebrüllt .
„ Ne Cole.“ Kurze Zeit nippte ich an meinem gewünschten Getränk und suchte wieder nach Thessa. Erst nach meiner zweiten Cola entdeckte ich sie, mit einem hübschen Typ auf der Tanzfläche engumschlungen tanzen. Da sie sich aber prächtig amüsierte, wollte ich sie nicht störte blieb ich weiterhin sitzen.
„ Hallo, schöne Frau.“, überrascht drehte ich mich um. Vor mir stand ein hübscher Typ mit dem Körper eines Bärs. Er war nicht dich oder so, aber durch seine enorme Muskelmasse und seine dunklen Augen, in denen man fast die Pupillen nicht erkennen konnte, wirkte er ziemlich einschüchternd. Ihm wollte man echt nicht gerne in einer dunklen Gasse begegnen.
Nichtsdestotrotz war er überaus attraktiv.
„ Hi.“, ich brachte ein leichtes lächeln zustande, was er wohl als Einladung sah sich neben mich zu setzten.
„ Darf ich dich auf einen Drink einladen, schöne Frau.“
„ Eine Cola bitte.“ Er zog seine Augenbraue hoch, doch bestellte ohne ein Kommentar unsere Getränke.
„ Bist du allein hier.“, trotz dessen, dass seine Stimme ziemlich tief war, konnte man sie als angenehm einordnen.
„ Mir zwei Freunden.“, verneinte ich. „ Du?“
„ Bin ebenfalls mit ein paar Kumpels hier.“, erklärte er und reichte mir meine Cola.
„ Ich bin übrigens Chris.“
„ Lucy.“, ich lächelte ihn an und trank einen großen Schluck.
„ Wo kommst du her, Lucy? Du hast einen wunderschönen Accent.“ Ich zog überrascht meine Augenbrauen hoch, bevor ich ihn verwirrt ansah.
„ Wunderschöner Accent?“
„ Ja, also?“
„ Rate“, flirtete ich und versuchte geheimnisvoll zu lächeln.
„Mmh, Australien?“, ich riss erschrocken die Augen auf.
„ Schön wär’s.“, kommentierte ich lachend.
„ Spanien?“
„ Schon besser.“, amüsiert sah ich dabei zu, wie er mich von oben bis unten aufmerksam musterte.
„ Italienerin?“
„ Im ernst?“, ich legte amüsiert meinen Kopf schräg. „ Liegt aber in der Nähe.“
„ Also Europa?“ Ich bejahte.
„ Kommst du aus Kroatien?“, lachend verneinte ich. Es war echt amüsant, wie er sich verzweifelt abmühte, das richtige Land zu finden.
„ Du liegst vollkommen falsch. Geh mal mehr in den Norden.“
„ Erdkunde und ich haben uns schon immer gehasst!“, nun prustete ich erst richtig los. Es war genial. Obwohl er wie ein Bär aussah, benahm er sich wie ein kleiner, trotziger Junge.
„ So falsch lagst du gar nicht.“, brachte ich heraus, nachdem ich mich nach einiger Zeit beruhigen konnte.
„ Ich komm leider aber nicht aus dem Süden. Ich hab zwar Verwandte aus Spanien, doch komme aus Deutschland.“
„ Achso.“, schmollend schaute er mich an. „ Dafür dass ich aber jetzt so lange Raten musste schuldest du mir einen Tanz.“
„ Gern, aber nur einen.“, lachend zog er mich in die Menge. Jedoch blieb es nicht bei einem. Einige Male waren wir schon an der Bar gewesen, und ein paar Alkoholische Getränke hatte ich mir schon genehmigt. Auch wenn es nicht so viele waren, dass ich nicht mehr klar bei Verstand war, war mir etwas schwindelig und ich klammerte mich an Chris fest, der mit mir dabei war, zu einem etwas langsamen Lied zu tanzen. Da mir nach diesem Tanz aber meine Füße ziemlich wehtaten, bat ich Chris, mit mir in die Küche zurückzugehen. Seufzend setzte ich mich auf den Esstisch und ließ mich nach hinten fallen.
„ Komm schon, so anstrengend war es auch mal wieder nicht.“, tröstet mich Chris und setzte sich neben mich.
„ Meine Füße bringen mich um. Wenn Thessa gleich auftaucht, kill ich sie.“, schwor ich und fuchtelte wild mit den Fingern vor der Nase meines neu ernannten Teddybärs herum. Als ich nicht aufhörte über Thessa zu fluchen und meine Hand auch nicht aus Chris Gesicht nahm, hielt dieser lachend meine Hand fest und legte sie mir wieder in den Schoß.
„ Wie viel hast du schon getrunken?“ Über mir tauchte das Gesicht von Thessa auf.
„ Wenn man vom Teufel spricht.“, meinte ich zu meinem Teddybär und gleichzeitig prusteten wir los.
„ Lucy.“, mahnend zog Thessa meinen Namen in die Länge.
„Thessa.“, ahmte ich meine Cousine nach.
„ Man Lucy, ich mein es ernst. Wie viel hast du heute schon getrunken?“
Als ich Thessa wieder nachahmen wollte, gab sie mir eine leichte Backpfeife, weshalb ich meinen Oberkörperanhob und mich zu ihr umdrehte. Böse funkelte ich sie an.
„ Ich hab nicht viel getrunken.“
„ Wie viel?“, bohrte sie weiter nach.
„ Sie hat nur zwei Alkoholische Cocktails getrunken, ansonsten nur Cola.“, mischte sich nun auch mein Teddybär ein. „ Ich pass schon auf sie auf.“ Thessa warf ihm einen bösen Blick zu.
„ Ich hab nicht mit dir gesprochen.“, schnappte sie. Die beiden funkelten sich wütend an und ich beschloss dazwischen zugehen, bevor Thessa ihm noch an den Kragen sprang.
„ Ich habe wirklich nicht viel getrunken.“, versuchte ich Thessa zu beschwichtigen und zog Chris hinter mir her und verschwand mit ihm, bevor Thessa noch irgendetwas erwidern konnte. Zum Glück folgte uns meine Cousine uns nicht.
„ Möchtest du wieder tanzen oder was trinken?“, fragte mich Chris, als wir mitten auf der Tanzfläche standen.
„ Was zu trinken könnte ich glaub ich ganz gut vertragen.“, grinste ich zu ihm hoch.
„ Ich auch.“ Grinsen verschwanden wir aus der schwitzenden Menge. Da an der Bar fast alle Plätze besetzt waren, zog mich Chris auf seinen Schoß und umarmte mich von hinten. Wir bestellten uns was zu trinken und redeten über belangloses Zeug.
„ Hast du noch mal Lust zu tanzen?“, fragte ich Chris nach einiger Zeit und zuckte mit den Augenbrauen.
„ Klar.“, begeistert sprang ich von seinem Schoß und zog ihn wieder mit in die Menge.
Eng umschlungen tanzten wir zur Musik. Beide Arme um ihn geschlungen schmiegte ich mich an ihn, bis er plötzlich von mir gerissen wurde. Ich konnte nicht erkennen, wer es war, denn die Person hatte mir den Rücken zugedreht und schon nach kurzer Zeit wurde ich von der Menschenmenge zurückgedrängt, die sich um die beiden versammelte. Also bahnte ich mir einen Weg durch die vielen Leute, die jetzt Chris Namen riefen, da dieser wahrscheinlich gerade dabei war zurückzuschlagen, was mir auch bestätigt wurde, als ich einen Blick auf die beiden werfen konnte. Schnell rannte ich auf die beiden zu und zog Chris von seinem Angreifer herunter, dem ich keinen Blick zuwarf, den Chris schaute diesen mit einem beängstigen Blick an. Ich legte Chris beruhigend die Hände auf die Angespannten Muskeln uns zog ihn etwas abseits. Leise redete ich auf ihn ein, bis Chris sich etwas beruhigt hatte.
„ Du hast Nasenbluten.“, machte ich Chris auf das Blut aufmerksam, das aus seiner Nase tropfte. Außerdem hatte er ein blaues Auge, doch schien ansonsten unverletzt.
„ Nicht schlimm.“, er wischte sich mit dem Ärmel einmal über die Nase. „ Deinen Freund hat es schlimmer erwischt.“ Er machte eine Kopfbewegung hinter mich, sodass ich mich umdrehte. Die meisten Leute achteten nicht mehr auf das Geschehen, sodass ich einen freien Blick auf David hatte, auf den Chris gedeutet hatte und der dabei war sich das Blut aus dem Mundwinkel zu wischen. Irgendwie kapierte ich erst nach kurzer Zeit, dass er unseren Tanz gestört hatte, weshalb ich etwas brauchte, bis ich überhaupt auf David wütend zu stapfte.
„ Was soll der Mist?“, fauchte ich ihn an, doch er blickte mich nur schweigend an.
„ Hallo, ich rede mit dir.“, wütend zog ich dir Augenbrauen zusammen.
„ Ich habe deinem Vater versprochen, dass ich auf dich aufpasse und dich vor Dummheiten zu bewahren.“, bevor ich dazwischenreden konnte, brachte er mich zum Schweigen, indem er mir einen Hand auf den Mund legte. „ Und du kennst ihn nicht.“
„ Achja, aber du?“, ironisch lächelte ich ihn.
„ Ja.“, bestätigte er. „ Er ist kein guter Umgang für dich.“
„ Ich kann ja wohl gut selbst einschätzen, wer ein guter Umgang für mich ist.“
„ Kannst du nicht.“
„ Kann ich wohl.“, trotzig schob ich meine Unterlippe vor, woraufhin David eine Augenbraue skeptisch hochzog. Genervt drehte ich mich um und hielt nach Chris Ausschau, da dieser nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz stand. Ich konnte gerade noch seinen Rücken erkennen, bevor er zwischen den Leuten verschwand. Ich beeilte ich hinter ihm herzukommen und boxte mich wieder aus der Menschenmenge heraus. Da ich Chris wieder in Sichtweite hatte, sah ich, dass er auf die Toilette verschwand. Ich rannte ihm hinterher und errichte die Toilette noch bevor er die Tür abschließen konnte und stieß die Tür auf. Chris konnte noch gerade rechtzeitig zurückspringen, denn sonst hätte ihn die Tür erwischt, die ich mit Gewalt aufgestoßen hatte und nun mit einem lauten Knall gegen die Wand stieß. Bevor sie zurückschleuderte, huschte ich schnell hinein.
„ Was soll das.“, brüllte Chris mich erschrocken an. Ich zuckte mit den Schultern.
„ Ich will mich um dich kümmern.“, erklärte ich, doch es klang eher nach einer Frage, denn Chris Blick schüchterte mich ziemlich ein. Zu meinem Glück, ließ er den Blick schon nach kurzer Zeit fallen und schnaufte nur mal kurz. Immer noch etwas verunsichert, sah ich dabei zu, wie er zum Waschbecken lief und sich das Gesicht wusch.
„ Ich hol dir mal ein Kühl pack.“, versuchte ich der Situation zu entfliehen.
„ Mach dass.“, er nickte mir zu und ich schloss leise die Tür hinter ir.
Die Küche war außer zwei betrunkenen Mädchen leer, doch die beiden beachteten mich nicht, weshalb ich einfach leise zum Kühl Fach lief. Glücklicherweise fand ich Kühlpacks in Mengen, weshalb ich mir direkt zwei herausnahm. Auf dem Weg zurück begegnete ich keinem, doch vom weiten sah ich David alleine an der Bar sitzen, weshalb ich schnell weiterging. Dieses Mal kündigte ich mich aber vorsichtshalber an, anstatt hereinzuplatzen. Chris nahm dies mit einem kleinen Laut zur Kenntnis und ich öffnete die unverschlossene Tür. Chris saß auf dem Boden und blickte mich schweigsam an, als ich mich neben ihn auf den Boden sinken ließ .
„ Hier.“, ich reichte ihm die Kühlpacks.
„ Wofür zwei?“ Er legte sich eines der beiden in den Nacken und blickte dann das zweite fragend an.
„ Für dein Auge. Du hast da einen ziemlich Dollen Schlag abbekommen und solltest es besser kühlen, bevor es blau wird.“
„ Du bist überfürsorglich.“, brummte Chris, doch nahm es mir ab. „ Trotzdem, danke!“ Er grinste mich wölfisch an.
„ Bitte.“
„ Du solltest vielleicht zu deinem Freund gehen.“, schlug Chris, nach einer kurzen Zeit des Schweigens, vor.
„ Er ist nicht mein Freund.“ Es war natürlich sofort klar, von wem er sprach.
„ Ach nein?“
„ Nein.“, schnaubte ich.„Er ist ein Freund der Familie. Mein Vater hat ihm aufgegeben auf mich aufzupassen.“
Chris antwortete nicht darauf und ich schloss kurz die Augen.
„ Ich bin müde.“, teilte ich meinem Teddybär seufzend mit.
„ Vielleicht sollte ich dich nach Hause fahren.“ Chris schaute mich an, doch blieb neben mir sitzen und auch ich erhob mich nicht. Also lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und döse leicht an seiner warmen Schulter ein. Als ich hörte, dass jemand das kleine WC betrat und mit Chris leise redete, war ich schon fast richtig eingeschlafen, weshalb ich nicht auf die beiden Personen achtete. Ebenfalls öffnete ich meine Augen nicht, als ich von jemanden, ich vermutete Chris, hochgehoben wurde und an eine starke Brust gedrückt wurde. Ich bekam noch mit, wie ich auf einen Rücksitz gelegt wurde und die Tür leise geschlossen wurde, doch dann schlief ich endgültig ein.

12 Kapitel


Als ich am nächsten Morgen aufwachte brummte mein Schädel. Ich war überaus froh, dass ich heute nicht zur Schule musste, denn ich fühlte mich wie erschlagen. Ich drehte mich zur anderen Seite, um weiterzuschlafen, doch ich stieß auf einen Gegenstand. Brummend und mit geschlossenen Augen boxte ich leicht dagegen, doch als ebenfalls ein Brummen ertönte, riss ich die Augen auf und setzte mich kerzengerade hin.
„ Was…“, mir blieben die Worte im Mund stecken, als ich einen jungen, muskulösen Männerrücken in meinem Bett liegen sah. „ Oh mein Gott.“, schrie ich erschrocken und wich bis zur Bettkante zurück.„ Was…“, mir blieben die Worte im Mund stecken, als ich einen jungen, muskulösen Männerrücken in meinem Bett liegen sah. „ Oh mein Gott.“, schrie ich erschrocken und wich bis zur Bettkante zurück.
„ Sei mal was leiser.“, brummte mein Bettnachbar und drehte sich zu mir um.
„ Chris.“, fragte ich erstaunt und leicht entsetzt. „ Was machst du hier.“
„ Bleib locker.“, grummelte er verschlafen.
„ Ich soll locker bleiben?“, kreischte ich, dieses Mal aber etwas leiser. „ Ich bin neben einem fremden Mann aufgewacht.“
„ Ich bin dir nicht fremd und jetzt sei still. Ich will schlafen.“ Stimmt, ich will auch schlafen, aber ohne einen Fremden in meinem Bett. Ich verdrehte die Augen.
„ Chris, steh auf, man. Wenn mein Vater kommt!“, entkam es mir entsetzt. Schnell stand ich auf und zog dabei die Bettdecke mit mir. Dabei bemerkte ich das er nur eine Boxershorts anhatte, wobei ich nicht wusste, ob ich das gut finden sollte, oder schlecht, den er hatte eine ansehnliche Rückenmuskulatur.
„ Der weiß das ich hier bin, und jetzt gib die Bettdecke wieder her.“, nuschelte er in das Kissen, weshalb ich nur die Hälfte verstand, doch trotzdem genug.
„ Wie, der weiß dass du hier bist?“, entsetzt sah ich ihn an.
„ Man Lucy, komm wieder ins Bett.“, schimpfte er leise mit mir und drehte sich auf den Rücken, um den Kopf etwas anzuheben, damit er mich ansehen konnte.
„ Nein, und jetzt raus da.“ Stöhnend schwang er die Beine über die Bettkannte und stemmte sich hoch.
„ Und jetzt?“, fragte er, als er sich vor mir aufgebaut hatte. Als ich gerade ansetzten wollte zu antworten, platzte Thessa ohne anzuklopfen ins Zimmer. Schnell wich ich einen Schritt vor Chris zurück.
„ Hey, ihr beiden. Ich soll euch zum Essen holen.“, sie grinste mich an und zuckte zweideutig mir den Augenbrauen.
„ Wir kommen gleich.“, ich machte eine Handbewegung zur Tür.
„ Haltet euch aber nicht allzu lange auf.“, grinste sie und verschwand lachend aus dem Zimmer, als ich ihr ein Kissen hinterherwarf, welches jedoch an der verschlossen Tür herunterfiel.
„ Okay, mmh, ich zeig dir mal das Bad.“ Chris folgte mir, bis ich am Ende des Flurs die Tür des Gästebads öffnete.
„Wenn du willst kannst du duschen. Shampoo steht in der Dusche und Handtücher liegen da vorne auf dem Regal. Ich leg dir gleich frische Sachen von meinem Vater vor die Tür.“
„ Danke.“ Ich nickte und schloss die Tür hinter Chris. Auf dem Weg nach unten zu Phil begegnete ich Anna, die ich direkt bat, frische, aber große Sachen für Chris vor das Gäste Bad zu legen. Schnell bedankte ich mich und ging dann auch in mein Bad, nachdem ich mir frische Sachen geholt hatte. Ich duschte schnell, aber gründlich, um den Schweiß von meinem Körper zu waschen. Dabei bemerkte ich auch meinen Brummschädel und ich nahm mir vor gleich eine Tablette gegen die Kopfschmerzen zu nehmen. Als ich fertig mit duschen war und einen Blick in den Spiegel geworfen hatte, beschloss ich mir etwas Make-up die dunklen Augenringe zu verdecken, denn sie fielen ziemlich auf. Dafür brauchte ich aber zum Glück nicht lange und als ich in mein Zimmer zurückkehrte, war Chris noch nicht da. Lange musste ich jedoch nicht warten und als er hereinkam musste ich erst einmal laut loslachen. Die Hose saß ihm sogar einigermaßen gut, aber das auch nur, weil sie so groß war, jedoch sah das T-Shirt so aus, als würden gleich die Nähten platzen. Das war wohl einer der Nachteile, wenn man zu viele Muskeln hatte.
„ Na, wie sehe ich aus.“ Chris breitet die Arme aus und drehte sich ladylike um sich selbst.
„Super.“ Breit grinsend streckte ich die Daumen in die Höhe. „ Komm, die anderen warten bestimmt schon.“ Chris nickte und gemeinsam gingen wir ins Esszimmer. Thessa zwinkerte mir zu, als sie uns bemerkte, was ich gekonnt ignorierte, ebenfalls, wie ihren Spruch, dass wir ziemlich lange gebraucht hätten. Ich setzte mich auf meinen Platz und bemerkte zu meiner großen Verwunderung, dass David auch auf seinem Stammplatz neben mir saß.„ Da seid ihr ja endlich.“, begrüßte uns Thessa, während sie zwinkerte. Ich verdrehte die Augen und ließ mich auf meinen Platz sinken. Thessa rutschte einen freien Platz weiter, damit Chris sich auf meine andere Seite setzten konnte. Dankend nahm Chris platzt, begrüßte alle Lautstark und griff direkt nach den frischen Brötchen, die auf dem Tisch standen. Auch ich begrüßte sie, wenn auch etwas leiser.
„ Möchtet ihr was trinken?“, fragte uns Anna.
„ Gerne . Kannst du mir eine Aspirin bringen?“
„ Für mich auch, bitte.“, warf Chris ihr hinterher und grinste an. Ich grinste zurück und aß dann weiter.
„ Hier.“ Anna war wiedergekommen und stellte uns das Wasser und die Tablette auf den Tisch.
„ Danke.“ Schnell warf ich mir die Tablette ein und nahm einen großen Schluck Wasser. Jedoch gingen die starken Kopfschmerzen durch die lauten Gespräche der anderen nicht weg. Ich war froh, dass heute Samstag war, denn so konnte ich heute faulenzen und musste mich nicht mit dem Schulstoff herumquälen. Als das Telefon klingelte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
„ Darf ich drangehen.“, fragte Lilly mit großen Augen. Phil nickte und Lilly sprang freudig auf und lief zum Telefon.
„ Hallo, ich bin Lilly.“, rief sie freudig ins Telefon. Als die andere Person an der Leitung etwas sagte schaute sie zu uns.
„ Lucy, da möchte jemand mit dir telefonieren.“ Sie rannte mit dem Telefon in der Hand zu mir und wäre fast vor Aufregung gestolpert.
„ Hier.“, Lilly drückte mir das Telefon in die Hand und blieb vor mir stehen, um mitzuhören.
„ Hallo?“
„ Hey, Lucy. Hier ist Josie.“
„ Hi.“, ich stand auf, um ungestört zu sein.
„ Bist du fertig? Ich wollte jetzt gleich losfahren.“
„ Oh. Ja klar.“ Das hieß, dass ich heute keinen Tag zum Ausruhen hatte, aber vielleicht tat mir die frische Luft am Meer ja ganz gut. „ Wann wärst du denn da?“
„ Ich fahr in etwas zehn Minuten los, aber hole vorher noch die anderen ab.“
„ Okay, dann bis gleich.“
„ Ja, bis nachher.“Wir legten gleichzeitig auf. Das Telefon stellte ich zurück an seinen Platz und setzte mich dann wieder hin.
„ Wer war das?“, fragte mich Phil.
„ Eine Freundin aus der Schule. Sie hat mich eingeladen mit ihr und ihren Freundinnen heute an den Strand zu fahren.“
„ Achso. Wann kommt sie.“
„ Gleich. Josie holte erst noch die anderen ab.“
„ Okay.“
Ich aß noch schnell auf und ging hoch, um meine Sachen zu packen. Chris kam noch mit hoch, denn er wollte gleich auch fahren. Er setzte sich auf mein Bett, währen ich mir schon einen schwarzen Bikini anzog und eine Strandtasche packte.
„ Bin fertig.“, teilte ich Chris mit, als ich wieder ins Zimmer kam.
„ Gut, ich wird dann auch mal fahren.“
„ Okay.“ Ich begleitete ihn noch mit nach draußen, nachdem er und wir verabschiedeten uns noch mit einer Umarmung, bevor er zu seinem Auto ging und losfuhr. Ich schloss die Tür wieder und lief nochmal hoch, um meine Tasche zu holen, die ich nicht mit nach unten genommen hatte. Unten wieder angekommen, packte mir Anna noch ein paar Snacks und was zu trinken ein. Es dauerte auch nicht lange, bis Josie bei uns an der Tür klingelte. Strahlend blickte sie mir entgegen, als ich ihr die Tür öffnete und umarmte mich. Ich verabschiedete mich noch bei Anna und winkte Lilly, die von oben neugierig, aus einem offenen Fenster, zu uns herunterblickte. Im Auto begrüßte mich jeder fröhlich und ich setzte mich zu Liu und Alexa auf die Rückbank. Im Auto war eine Ausgelassene Stimmung, die glücklicherweise auch nicht durch meinen Kater von heute Morgen gestört wurde, denn das Aspirin schien gut zu wirken. Trotzdem war ich etwas müde.
„ Und, wie war es gestern?“ Nicht nur Josie schien die Frage zu interessieren, denn jeder Blickte mich neugierig an.
„ Eigentlich ganz gut.“
„ Was hast du getragen?“
„ Hast du jemanden kennengelernt?“
„ Warst du betrunken?“
Gleichzeitig wurde ich von allen Seiten mit Fragen bombardiert.
„ Geht das auch was langsamer?“, lachte ich.
„ Klar, also erste Frage.“, meinte Alexa. „ Hast du jemanden kennengelernt?“
„ Ja.“, ich lächelte amüsiert.
„ Erzähl!“, forderte mich Josie neugierig auf.
Bereitwillig erzählte ich ihnen, wie ich Chris kennengelernt hatte, was gestern noch so passiert war und was ich heute Morgen für eine Überraschung erlebt hatte.
„ Cool, und, siehst du ihn wieder?“, fragte mich Josie, als ich geändert hatte.
„ Weiß nicht. Ich lass mich überraschen.“ Ich glaubte nach weiteren Fragen wirklich nicht, wer mehr an Chris interessiert war als ich. Zum Glück wurde ich nicht länger mit ihren Fragen gestört, als wir nach einer halben Stunde ankamen. Der Strand war wunderschön. Heller, feiner Sand erstreckte sich Kilometer weit und das Wasser schimmerte in einem strahlenden türkisblau.
„ Kommst du, Lucy?“, rief Liu mich, denn ich war stehen geblieben und hatte nicht bemerkt, dass die anderen schon vorgegangen waren.
„Oh, ja klar.“ Schnell holte ich zu den vier auf. Gemeinsam suchten wir uns einen Platz weit vorne, was ziemlich schwierig war, denn der Strand war fast rappelvoll. Wir zogen unsere Kleider aus und legten uns auf unsere Tücher. Schon nach kurzer Zeit war es Liu und Jamilia zu heiß, weshalb sie ins Wasser wollten und auch Alexa schloss sich ihnen an. Nur Josie und ich blieben am Strand und faulenzten .„ Ich glaub ich hol mir ein Eis.“, seufzte Josie tief und stand auf.
„ Bringst du mir eins mit?“, fragte ich sie, denn ich wollte unsere Sachen nicht alleine lassen.
„ Klar, was möchtest du?“
„ Ein Wassereis wär ganz gut.“
„ Gut, dann bis gleich.“ Sie fischte sich noch schnell ihr Portemonnaie aus ihrer Handtasche und verschwand. Ich schloss meine Augen und genoss die strahlende Sonne auf meiner Haut, bis ich sie erschrocken aufriss und kreischend hochsprang, als mich jemand mit kaltem Wasser bespritzte. Lachend kugelten sich Liu, Alexa und Jamilia auf dem Boden.
„ Du hättest dein Gesicht sehen sollen.“, presste Liu hervor. Böse funkelte ich sie an und setzte mich wieder, was die anderen mir nachtaten.
„ Wo ist Josie?“, fragte Alexa, den sie schien erst jetzt die Abwesenheit.
„ Holt sich ein Eis. Wenn ihr auch eins wollt, solltet ihr euch vielleicht beeilen, dass ihr euch noch mit ihr ein bestellt, denn die Schlange ist ziemlich lang.“
„Ich will eins.“ Liu sprang freudig auf und lief zur Eisdiele. Alexa gleich hinterher, während Jamilia sich neben mich sinken ließ.
„ Du hättest mit ins Wasser kommen sollen. Es ist traumhaft.“, schwärmte Jamilia.
„ Ich bin nicht so der Wassertyp.“ Ich zuckte mich den Schultern.
„ Wieso nicht?“ Neugierig drehte sie mir den Kopf zu.
„ Kann nicht so gut schwimmen.“ Die Wahrheit war, ich konnte fast gar nicht schwimmen, doch ich hatte auch nicht wirklich das Bedürfnis es zu lernen.
„ Das ist doch kein Problem. Es geht hier ganz flach rein.“ Sie lächelte mich an.
„ Ich bin ganz zufrieden so.“ Ich schaute hoch und sah die drei anderen lachend, alle mit einem Eis, auf uns zu schlendern. „ Außerdem ist ein Eis auch eine sehr schöne Abkühlung.“
„ Hier.“ Josie reichte mir mein Eis und ließ sich mit den anderen neben mich sinken.
„ Danke.“

Wir blieben noch ziemlich lange am Strand, doch als es langsam dunkel wurde, packten wir unsere Sachen zusammen.
„ Hast du noch Lust mit zu mir zu kommen und einen Film zu schauen?“, lud Josie mich ein.
„ Alexa muss zwar nach Hause, um auf ihre Schwester aufzupassen, aber Jamilia und ich kommen auch.“, versuchte Liu mich zu überreden, als sie merkt dass ich zögerte.
„ Okay. Ich gebe aber kurz zuhause Bescheid.“ Ich kramte eine Weile in meiner Handtasche, bis ich mein Handy gefunden hatte. Ich wählte die Nummer meines Vaters. Lange musste ich nicht warten, bis Phil abnahm. Kurz erklärte ich ihm, dass ich noch mit zu einer Freundin wollte und schon nach kurzen Überreden stimmte er zu. Wir machten noch schnell aus, dass ich um 12 wieder zuhause sein müsste, da es gestern ja schon spät geworden war, bevor wir auflegten.
„ Und?“, erwartungsvoll schauten sie mich an.
„ Mein Vater ist einverstanden, doch ich muss aber um 12 wieder zuhause sein.“
„ Cool.“
Wir luden noch Alexa zuhause ab und fuhren dann direkt zu Josie. Sie wohnte alleine in einer kleinen Wohnung. Die Möbel waren bunt zusammengewürfelt, doch alles wirkte sehr gemütlich. Im Wohnzimmer machten Jamilia und Liu es uns gemütlich, während Josie und ich uns frisches Popcorn machten und holten etwas zu trinken. Schon nach kurzer Zeit warfen wir uns alle auf das Sofa, nachdem wir Black Swan, einen mir unbekannten Film, eingelegt hatten. Eigentlich gefiel er mir ziemlich gut, doch er war ein bisschen hart. Der gleichen Meinung waren Liu und Jamilia auch, weshalb der zweite Film ein Liebesfilm war. Als der zweite Film zu Ende war, wollten Jamilia nach Hause und auch ich rief meinen Vater an, damit er mich abholen konnte. Wie eigentlich zu erwarten, war er noch im Büro und schickte mir jemanden. Dieser jemand stellte sich als David raus, der leicht genervt und übermüdet aussah. Da noch alle da waren und ich mich an der Tür von allen verabschiedete, wurde David von den drei mit neugierigen Begrüßt. I
„ Ist das der Typ von gestern?“, fragte mich Josie, als sie mich zum Abschied in eine kräftige Umarmung zog. Ich schüttelte nur den Kopf und wandte mich Liu zu, um mich zu verabschieden, doch ich spürte noch ihren skeptischen Blick.
„ Wie kommst du nach Hause?“, fragte ich Jamilia.
„ Ich geh zu Fuß, dann bin ich in zehn Minuten zu Hause.“ Ich runzelte die Stirn.
„ Haben wir noch einen Platz im Auto frei?“, wandte ich mich an David, der bis jetzt immer noch nichts gesagt hatte.
„ Ja. Ich bin mit dem Auto deines Vaters hier.“, brummte er müde.
„ Gut. Dann können wir doch bestimmt Jamilia mitnehmen, oder?“, erwartungsvoll sah ich ihn an. Als er nickte warf ich ihm ein kurzes Dankbares lächeln zu und drehte mich dann wieder zu Jamilia um.
„ Okay, dann bringen wir dich nach Hause.“ Als sie protestieren wollte schüttelte ich nur den Kopf. „ Keine Wiederrede.“
Wir wanken Josie und Liu noch zu, bevor wir die Treppen herunterliefen und in das Auto einstiegen.
Es dauerte nicht lange, bis wir vor einem kleinen, hübschen Haus hielten. Danken stieg Jamilia aus und lief schnell zum Haus.
„ Und, was hast du heute gemacht?“, fragte ich, als wir weiterfuhren.
„ Ganz okay.“, gab er lahm wieder. Danach versuchte ich kein Gespräch mehr aufzubauen und so schwiegen wir den Rest der Fahrt. Zuhause angekommen stieg David mit aus, weshalb ich ihn verwirrt ansah.
„ Was machst du da?“
„ Ich muss das Auto hierlassen, weil Phil es morgen braucht und ich morgen frei habe.“, teilte er mir mit und schaute mich über das Auto hinweg an. Sein Blick war dabei ziemlich intensiv, weshalb ich schnell meinen Blick abwand.
„ Gut, dann bis dem nächst.“ Ich drehte mich um und lief schnell die Treppen hoch. Ich hörte noch ein „ Gute Nacht“, bevor ich die Tür hinter mir schloss. Seufzend lehnte ich mich gegen die Tür und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ich hatte mich lächerlich benommen, dachte ich und schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Was er jetzt wohl von mir dachte. Ich schüttelte den Kopf, um schnell die Gedanken zu vertreiben und löste mich von der Tür. Bevor ich hochging, führte mein Weg kurz zur Küche, wo ich mir etwas zu trinken mit hochnahm. Danach machte ich mich Bettfertig und lag kurz darauf unter der kuscheligen Decke und schlief ein.

Der Sonntag verlief eigentlich ziemlich ruhig. Anna war nicht da, denn sie verbrachte den Sonntag immer bei ihrer Familie und Phil war schon früh zur Arbeit gefahren, weshalb ich ihn heute auch noch nicht gesehen hatte. Nur Lilly war zu Hause und nervte mich schon seit geräumiger Zeit, denn sie wollte etwas unternehmen und zu meinem Leidwesen hatte auch keine ihrer Freundinnen Zeit.
„ Können wir nicht in den National Park fahren?“, quengelte sie schon seit einer Weile, während ich dabei war, das Wohnzimmer zu putzen.
„ Lilly, ich kann kein Auto fahren.“, seufzte ich und musste mich bücken, um unter das Sofa zu kommen.
„ Wieso denn nicht?“, schmollend sah sie mich an, als ich mich wieder erhob.
„ Ich habe keinen Führerschein.“
„ Dann mach einen!“, trotzig sah sie mich an.
„ Das geht nicht so schnell.“ Ich musste leicht lächeln.
„ Können wir nicht David fragen?“
„ Er hat heute frei und ich denke er möchte sich mal was ausruhen.“ Trotzdem war ich versucht Lillys Vorschlag umzusetzen, denn ich war noch nie in einem National Park gewesen.
„ Oh, bitte!“, schmollend sah sie mich an und setzte ihren süßesten Blick auf.
„Wenn du willst können wir ja mal rübergehen und fragen, aber sei nicht sauer, wenn David keine Zeit hat.“ Lilly jauchzte freudig auf und sprang mir in die Arme.
„Okay, dann zieh dich mal an.“ Meine kleine Halbschwester ließ mich wieder los und wir liefen in den Flur. Ich packte noch kurz die Putzsachen in die Abstellkammer und half dann Lilly in ihre Jacke und ihre Schuhe und zog mir selber Halbschuhe und eine dünnes Strickjacke an, denn es war wieder ziemlich warm. . Es dauerte nicht lange, bis wir das große Grundstück von David betraten. Die Villa sah ganz anders aus, als die meines Vaters, den sie wurde im viktorianische Style gebaut. Das Haus hatte einen Charme, der schwer zu beschreiben war und mir blieb fast für einen kurzen Moment die Luft weg.
„ Kommst du?“, riss mich Lilly aus meiner Träumerei, durch die ich stehen geblieben war.
„ Äh, ja.“ Ich holte schnell wieder Schritt und gemeinsam liefen wir den Vorgarten hoch. An der Haustür musste Lilly sich auf die Zehenspitzen stellen um an den antiken Türklopfer zu kommen. Als uns jedoch keiner öffnete, drehte Lilly sich schmollend zu mir um.
„ Keiner da.“
„ Okay, dann lass uns wieder gehen.“ Ich war schon dabei mich umzudrehen, als Lilly mich an der Hand festhielt.
„ Können wir nicht im Garten nachschauen?“, bittend sah sie mich an, doch wartete gar nicht meine Antwort ab, sondern drehte sich um und hüpfte davon. Ich zuckte mit den Schultern und beeilte mich hinter ihr her zukommen. Als wir auf der anderen Seite der Villa waren, ersteckte sich vor uns ein Traum von Blumen. Es sah wunderschön aus und passte perfekt zum Haus. Fast wäre ich wieder stehen geblieben, doch Lilly hatte meine Hand genommen und zog mich unaufhörlich weiter.
„ Schau mal. Da ist David.“ Sie ließ meine Hand los und rannte kreischend auf David zu, der schlafend auf einer Hängematte lag. Dieser fuhr erschrocken hoch und durch die ruckartige Bewegung drehte sich die Hängematte und David fiel herunter. Stöhnend erhob er sich und wurde direkt überschwänglich von Lilly begrüßt. Ich nährte mich den beiden und hob das Buch auf, welches David mit heruntergeworfen hatte. Überrascht blickte ich auf den Titel: Romeo und Julia. Ich hatte das Buch auch einmal gelesen und fand das Ende auch sehr schön, doch dieses Exemplar, welches ich in der Hand hielt, sah schon sehr zerfledert aus.
„ Fährst du mit uns in den National Park?“, ich blickte auf und sah Lilly, die in Davids Armen lag und sich an ihn klammerte, während dieser mich ansah. Schnell wandte ich den Blick ab und legte das Buch auf einen kleinen Tisch neben mir.
„ Eigentlich wollte ich heute hierbleiben und nachher Grillen.“ David blickte Lilly an und ließ sie wieder herunter.
„ Oh ja, ich will auch Grillen.“ Anscheinend sofort von der neuen Idee begeistert, war der National Park sofort vergessen.
Freudig versuchte sie sich auf die Hängematte zu setzten, doch diese war für ihre kleine Körpergröße zu hoch, weshalb David sie unter den Armen nahm und draufsetzte.
„ Sei vorsichtig.“ David drehte sich wieder um und schnappte sich das Buch, welches ich abgelegt hatte.
„ Kommst du mit rein? Wenn ihr noch hierbleiben wollt und zum Grillen hierbleibt, sollten wir vielleicht schon was vorbereiten.“ Anscheinend hatte David sich gut ausgeruht, denn er war ausgesprochen freundlich und lächelte mich an
„ Klar.“ Ich folgte ihm den kleinen Weg zum Haus. Drinnen war es angenehm kühl, was ich sehr begrüßte, denn durch die stechende Sonne und die Hitze, die ich aus Deutschland nicht sehr gewöhnt war, hatte ich ziemliche Kopfschmerzen und ich fühlte mich etwas schlapp.
„ Möchtest du etwas trinken?“, fragte mich David, als wir durch eine kleine Hintertür die Küche betraten, die im Victorianischen Style eingerichtet war.
„ Gerne. Hast du Wasser da?“ David nickte und schüttete uns beiden etwas Wasser in ein Glas.
„ Hier.“ Gierig stürzte ich das kalte Wasser meine trockene Kehle herunter.
„ Du solltest was langsamer trinken, sonst verschluckst du dich.“ ,riet mir David, als ich das leere Glas etwas außer Atem abstellte. Ich zuckte mit den Schultern und schaute nach draußen, um Lilly zu beobachten die sich auf der Hängematte hin und her drehte.
„ Es findet sich bestimmt noch ein anderer Zeitpunkt, um in den National Park zu fahren.“ Überrascht wandte ich meinen Blick wieder David zu, der lässig an der Küchenzeile lehnte und dabei aussah wie eines dieser Models aus den Hochglanz Magazinen.
„ Was?“
„ Schon gut.“ Dieses Mal war er es, der den Blick Lilly zuwandte, während ich ihn nachdenklich beobachtete.
„ Ruf doch Phil an und frag ihn, ob er Zeit hat, gleich zum Grillen zu kommen.“, schlug David nach einer Weile des unangenehmen Schweigens vor.
„ Klar. Darf ich das Telefon benutzen.“, nickend holte David sein Iphone aus der Tasche und reichte es mir.
„ Mmh...was muss ich machen?“ Verwirrt schaute ich auf das große Handy in meiner Hand. David lachte kurz auf und nahm mir dann das Handy aus der Hand, wobei sich unsere Finger kurz berührten. Schnell zog ich meine Hand zurück und war im Nachhinein froh, dass David das Handy schon festgehalten hatte.
„ Bitte schön.“ Er reichte mir sein Handy wieder. „ Du musst nur auf den grünen Hörer drücken.“ Er zeigte mit dem Finger auf das Grünfarbende teilt und vorsichtig, tippte ich auf den Bildschirm, bevor ich es mir ans Ohr hielt. Als keiner Abnahm ging ich erst davon aus, dass ich etwas kaputt gemacht hatte, doch als eine Stimme ertönte, dass ich auf den Anrufsprcher reden sollte, drückte ich schnell auf den roten Knopf.
„ Was ist?“, fragte mich David leicht verwirrt.
„ Es ging nur der Anrufbeantworter dran.“ Ich reicht ihm sein Handy wieder.
„ Okay. Dann schreib ich ihm kurz eine Nachricht.“ Er tippte schnell auf den Display ein und steckte es nach kurzer Zeit in die Tasche seiner ausgeblichenen Jeans.
„ Gut, was möchtet ihr heute Abend essen? Ich habe das meiste da.“ David lief zum Kühlfach und öffnete ihn. Er war wirklich bis oben hin voll.
„Ich weiß nicht. Hast du Grillwürstchen da?“ Leicht irritiert blickte ich in das große Kühlfach.
„ Klar.“ David holte noch ein paar andere Sachen raus und stellte sie dann auf Ablage, um sie aufzutauen.
„ Es findet sich bestimmt noch eine andere Gelegenheit, um in den National Park zu fahren.“, sagte David plötzlich, ohne einen Zusammenhang, als wir wieder rausgingen.
„ Was?“, fragte ich und schaute ihm verwirrt auf seinen breiten Rücken.
„ Du hast eben so traurig ausgeschaut, als Lilly nicht mehr in den Park fahren wollte.“ Ich sah von hinten, wie er mit den Schultern zuckte, doch hatte keinen Blick auf sein Gesicht, da er vor mir ging.
„ Achso, kann schon sein.“, sagte ich, obwohl ich selber nicht dran glaubte, denn ich hatte nächste Woche den Termin beim Arzt und dann kam bald die Operation oder die Chemo-Therapie.

Den Rest des Tages verbrachten wir mit reden oder wir spielten, auf Lillys Wunsch hin, fangen oder verstecken. Mittlerweile hatten wir alle Hunger bekommen und Phil würde in ein paar Minuten auch da sein, weshalb David den Grill schon angemacht hatte und ich mit Lilly Salat machte.

„ Wenn du willst, können wir die Sachen schon rausbringen.“ Ich nickte zu dem fertigen Salat, während ich vier Gläser und ein paar Flaschen zu trinken mitnahm.

„ Oh ja.“ Sie streckte sich etwas, um die große Glasschüssel zu nehmen, doch ließ sie dabei fast fallen.

„ Warte. Nimm die Gläser. Sei aber vorsichtig.“ Ich nahm ihr die Schüssel ab und lief dann wieder raus. Am gedeckten Tisch saß schon Phil, den wir beide begrüßten, während David den fertigen Mais auf den Tisch stellte. Das Fleisch stand auch schon fertig auf dem Tisch.

„Was habt ihr zwei hübschen heute gemacht?“, fragte uns Phil, als sich jeder gesetzt hatte.

„ Lucy hat geputzt und Maddi hatte keine Zeit. Darum sind wir dann zu David gegangen. Wir haben ganz lange fangen gespielt, bis ich Hunger bekommen hab.“ Strahlen setzte Lilly sich neben ihren Vater und erzählte ihm bereitwillig von ihrem Tag.

„ Du hast geputzt.“, fragte mich Phil erstaunt und auch David blickte mich von der Seite an.

„ Ja, aber nur kurz.“ Ich zuckte mit den Schultern.

„ Und wie war dein Tag?“, versuchte ich abzulenken, damit die Blicke nicht mehr auf mir lagen.

„ Zwar anstrengend, doch ansonsten ganz gut. Herr Samples hat übrigens den Auftrag angenommen.“, wandte Phil sich zum Schluss an David, woraufhin sich dessen Blick verdunkelte.

„ Aha.“ Ich schaute verwirrt zu David, der einen großen Bissen seines Steaks nahm.  Anscheinend hatte er meinen Blick bemerkt, denn er drehte seinen Kopf zu mir und schaute mich aus seinen königsblauen Augen an. Die ersten paar Sekunden konnte ich seinem Stechenden Blick standhalten, doch wandte ihn dann schüchtern ab und schaute lieber Lilly zu, die mit ihrem Essen spielte.

 

Nach dem Essen ging Phil mit Lilly nach Hause, denn es war schon spät und sie musste morgen in den Kindergarten, während ich noch bei David blieb, um den Tisch abzuräumen. Wir mussten uns ziemlich beeilen, denn es hatte Angefangen zu regnen. Als wir gerade dabei waren, die letzten Teller einzuräumen rutschte ich, durch meine nasse Sohle auf dem glatten Boden, in der Küche aus. Dabei stolperte ich noch gegen David, der vor mir lief, aber sich noch rechtzeitig an einem Stuhl festhalten konnte, während ich unsanft auf den harten Boden fiel.

„ Aua.“ Stöhnend hielt ich mir den Kopf, da dieser ziemlich hart auf den Boden aufgeschlagen war und richtete meinen Oberkörper leicht auf. Dabei schoss mir aber ein ungeheurer Schmerz durch den Rücken, sodass ich mich sofort wieder hinlegte.

„ Geht es dir gut?“ Davids besorgtes Gesicht erschien in meinem Blickfeld.

Ich brachte nicht mehr als ein Stöhnen heraus, weshalb er mir seine warme Hand an meine Wange legte. Die kleinen Blitzte, die dadurch durch meinen Körper schossen, konnten den straken Schmerz in meinem Rücken und an meinem Kopf leider nicht überdecken.  

„ Wo tut es dir weh?“ Seine andere Hand flog hektisch über meinen Körper, aber ohne mich zu berühren.

„ Mein Rücken und mein Kopf.“ Ich versuchte mich wieder aufzusetzen, doch der Schmerz ließ mich wieder wimmernd zurücksinken.

„ Vorsicht. Ich werde dich jetzt hochheben und auf die Couch tragen, okay?“ Nachdem ich genickt hatte, schoben sich sanft seine Hände unter meine Kniekehlen und unter meinen Rücken und er hob mich  hoch. Obwohl David schon fast übervorsichtig war, tat mir alles fürchterlich weh und für einen kurzen Moment wurde mir schwarz vor Augen. Ich kniff schnell die Augen zusammen und merkte, wie ich auf eine weiche Unterlage gelegte wurde. David wickelte mir noch eine Decke um den Körper und hockte sich dann vor mich hin.

„ Ich hol dir schnell was zu trinken.“ David strich mir sanft mit den Handrücken über die Wange und verschwand dann, um kurze Zeit später mit einem Glas Wasser zurückzukommen.

„ Hier.“

Da ich nicht selber das Glas nehmen konnte, weil meine Hände total zitterten, setzte David das Glas vorsichtig an meinen Mund an.

„ Langsam!“, ermahnte er mich, als ich einen gierigen Schluck nahm und mich dabei verschluckte. Da meine Kehle jedoch staubtrocken war, nahm ich das  Gals selber in die Hand, doch es wurde mir sofort von David wieder aus der Hand gerissen, als mich erneuert ein Hustenanfall schüttelte.

„ Man Lucy.“, sagte er, als ich das Glas fast fallenließ, weil ich mich nach vorne beugte, damit ich besser Luft bekam.

„ Tut mir leid.“ Etwas außer Atem ließ ich mich wieder in die weichen Kissen sinken. „ Darf ich wieder das Glas.“ Ich versuchte lieb zu ihm hochzublinzeln und den Schmerz in meinem Kopf zu ignorieren.

„ Dieses Mal aber bitte etwas langsamer." Ich nickte und nahm einen Schluck, dieses Mal aber ohne, dass ich mich verschluckte.

„ Geht es dir wieder besser, oder muss ich dich ins Krankenhaus fahren.“, schlug David vor, woraufhin ich ihn entsetzt ansah.

„ Nein, kein Krankenhaus!“ Entsetzt von den Gedanken, dass jemand anderes außer meinem Vater von dem Krebs erfahren könnte, fuhr ich wieder in die Höhe und hätte fast das Wasser verschüttet, doch ich wurde sanft von David zurückgedrückt.

„ Okay, dann kein Krankenhaus.“ Beruhigend lächelte er mich an und strich mir über die Wange. Ich lächelte leicht zurück und gab ihm dann das leere Glas.

„  Meinem Kopf geht es wirklich was besser.“ Das stimmte. Das Pochen hatte wirklich aufgehört und die Welt drehte sich nicht mehr.

„ Gut, und ansonsten?“ Ich zuckte mit den Schultern und antwortete nicht, denn es verwirrte mich, dass die Kopfschmerzen plötzlich aufgehört hatten. Ich vermutetet, dass David mir was in das zutrinken getan hatte, was auch erklären würde, warum ich auf einmal so müde wurde, letzteres teilte ich David auch mit.

„ Ähm…am besten ist es, du schläfst hier.“, sagte er, nach einem Blick nach draußen.

„ Ja… wär wohl besser.“ Ich setzte mich aufrecht und dieses mal protestierte David nicht, doch nicht um ebenfalls nach draußen zu blickte, denn ich wusste, dass es draußen stark Stürmte und der Regen auch sehr heftig war, sondern um David zu beobachten. Er wirkte viel Jünger, wenn er den Anzug nicht trug und sein attraktives Gesicht wirkte entspannt. Er drehte den Kopf wieder zu mir und von seinen außergewöhnlichen Augen in den Bann gezogen, bemerkte ich erst, dass ich ihn unaufhörlich angegafft hatte, als er leise lachte und mich ansprach.

„ Gefällt dir, was du siehst?“, fragte er mich und ich erinnerte mich unwillkürlich an die Situation, im Dessous Laden, obwohl dieses Mal seine Augen spitzbübig funkelten und die Situation eine ganz andere war, weshalb ich nicht antwortete und meinen Blick schüchtern Abwandte.

„ Kann ich Phil anrufen?“, fragte ich,um der Situation zu entkommen.

Ohne ihn in die Augen zu blicken nahm ich das Telefon, welches er mir nach kurzer Zeit hinhielt. Ich nuschelte ein „ Danke“, doch blickte ratlos auf das Telefon in meiner Hand.

„ Was ist los?“, David hatte sich neben mich gesetzt und beugte sich zu mir rüber, um einen Blick auf meine Hand zu werfen. „ Ist das  Telefon kaputt?“

„ Ich kenn die Nummer von Phil nicht.“ Ich zuckte zusammen, als er näher zu mir rückte, um mir das Telefon aus der Hand zu nehmen. Er drückte kurz auf dem Ding herum und gab es mir dann wieder.

„ Danke.“  Nach kurzem Wählen nahm jemand am anderen Ende ab.

„ Hallo David.“, wurde ich von Phil unter dem falschen Namen begrüßt.

„ Äh, hier ist Lucy.“

„ Ist was passiert?“

„ Ähm…“ Ich warf David einen zögernden Blick zu. „ Nein, eigentlich nicht. Aber es reget so stark und David hat vorgeschlagen, dass ich bei ihm übernachten kann.“

„ Achso…“ Es wurde kurz still am anderen Ende. „ Kannst du mir mal bitte David geben.“ In seiner Stimme schwang ein komischer Unterton mit, doch ich ignorierte ihn und reichte David das Telefon, womit dieser aufstand und ans große Fenster ging, um ungestört zu reden. Nach einigen Minuten kam er wieder zu mir zurück und hielt mir das Telefon wieder hin.

„ Er möchte dich noch einmal sprechen.“ Ich blickte ihn erst kurz zögernd an, bevor ich das Telefon in die Hand nahm und es mir wieder ans Ohr hielt.

 

 

„ Ja?“

„ Ich hoffe, du versuchst nicht dem Gespräch um die Party zu entgehen.“

„ Was?“, verblüfft hielt ich einen Moment inne, bevor ich weitersprach. „ Nein, daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Wenn du willst, können wir darüber auch jetzt reden.“, schlug ich zögernd vor, denn ich wollte ihn nicht verärgern.

„ Nein, das kann auch noch bis Morgen warten.“

„ Okay.“

„ Gut, ich muss jetzt aber Schluss machen. Hab noch was zu arbeiten.“

„ Überanstreng dich nicht.“

Phil lachte. „Keine Sorge. Bis morgen, dann.“

„ Ja, Tschüss.“ Wir legten auf und ich gab das Handy David zurück.

 

„ Und was machen wir jetzt?“, fragte ich nach einiger Zeit, die wir mit einem unangenehmen Schweigen nebeneinander verbrachten.

„ Ich habe ein paar Filme da.“, zuckte er mit den Schultern. Ich zögerte. Einerseits hatte ich schon lange mehr keinen Film gesehen, doch der Gedanke daran, alleine im Dunkeln mit David einen Film zu schauen, behagte mir nicht wirklich.

„ Ne, dann geh ich lieber schlafen.“, sagte ich und schaute zu David, um seine Reaktion zu sehen, doch sein Gesicht blickte mir unbewegt entgegen.

„ Gut, dann komm. Ich zeig dir dein Zimmer.“ David erhob sich. Ich folgte ihm die Treppe hoch, ins erste Stockwerk. Wir liefen den langen Flur entlang, bis wir vor der vorletzten hielten.

„ Das ist das Gästezimmer. Ich bring dir gleich ein paar Klamotten, zum Schlafen. Wenn du was brauchst, ich bin im Zimmer nebenan.“ Er nickte mir zu und verschwand dann, im Zimmer nebenan.

Verwirrt sah ich ihn hinterher, doch öffnete dann dir Tür zum Gästezimmer. Staunend sah ich mich in dem großen Zimmer um. Ein großes Himmelbett schmückte die Mitte des Raumes und altmodische Möbel waren überall im Raum verteilt, doch trotz dessen wirkte das Zimmer Modern und gut eingerichtet. Außerdem führte eine weitere Tür in das anliegende Bad, welches ebenfalls altmodisch bestückt war. Da die große Badewanne ziemlich verlockend aussah, beschloss ich ein Bad zu nehmen, mit der Hoffnung, dass dies die Rückenschmerzen etwas vermindern würden. Nach etwa einer halben Stunde war meine Haut schon ganz schrumpelig, weshalb ich herauskletterte. Nur mit einem Handtuch bekleidet, ging ich ins Schlafzimmer zurück und entdeckte auf dem Bett Klamotten. Ich suchte mir eine Boxershorts und ein großes T-Shirt, die wahrscheinlich David gehörten, heraus. Die Sachen waren mir viel zu groß, doch da mich ja keiner so sehen würde, machte es mir nichts aus. Ich ging noch einmal zurück ins Bad, u mir die Zähne zu putzen und kuschelte mich dann in das gemütliche Bett. Schon nach kurzer Zeit war ich eingeschlafen.

 

„ Mach auf, Miststück.“

„ Nein!“, kreischte sie und schaute entsetzt auf die Tür, die unter seinem Gewicht rappelte, als er sich dagegen warf.

„ Verdammtes Miststück, mach auf.“

Dieses Mal antwortete sie nicht sondern stand leise vom Bett auf. Leise vor sich hin fluchend blickte sie sich suchend in ihrem kleinen Zimmer, welches eher einer Abstellkammer mit einer Matratze ähnelte, nach einem geeigneten Versteck, um. Da sich aber außer der Matratze und einer Kommode, wo ihre Klamotten drin lagen, nichts in dem Zimmer befand, kauerte sie sich in die kleine Ecke, die am weitesten von der Tür entfernt war. Wieder ertönte ein unheilvolles Krachen, und sie wusste, dass die abgeschlossene Tür unter seinem Gewicht gleich nachgeben würde. Kaum als sie das Gedacht hatte, flog die Tür mit einem lauten Krachen auf und eine kleine dicke Gestalt stand im Türrahmen. Sofort blickte er sich suchend im Zimmer um und als er sie erblickte schlich ein wölfisches Lächeln über sein Gesicht, das seine gelben Zähne freigab. Seine Augen funkelten, als er die Panik und Angst, die das 12-jährige Mädchen  ohne Erfolg versuchte zu unterdrücken, in ihrem Blick, sah. Wie eine dicke Raubkatze schlich er näher und ihr wehte der heftige Gestank des Alkoholes entgegen, als er sie erreicht hatte und sich über sie beugte, während sie sich an die Wand hinter ihr presste.

„ Na, wirst du heute brav sein?“, fragte er gespielt liebevoll und sein hässliches Gesicht kam ihr immer näher.  Als sie nicht antwortet, verzog sich sein Gesicht zu einer wutverzehrten Maske und er holte aus und ließ seine Hand blitzschnell in ihr Gesicht klatschen, doch sie gab keinen Schmerzenslaut von sich.

„ Ich hab dich was gefragt Miststück!“, lallte er leicht und nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche, die sie erst jetzt bemerkte. Sie wusste, das sich darin starker Alkohol befand und wusste ebenfalls, dass er durch den Alkohol immer aggressiver werden würde, weshalb sie sich nach einer Fluchtmöglichkeit umschaute, doch sie wusste ebenso, dass es unmöglich war und dass er durch eine Flucht sehr sauer werden würde und sie wollte ihn nicht unbedingt reizen.

„ Ich rede mit dir.“, schrie er plötzlich und wieder landete seine Hand kräftig auf ihrer Wange. Dieses Mal wimmerte sie leise, da der Schmerz fast unerträglich war, doch sie antwortete nicht. Plötzlich stand er auf und lief einige Schritte zurück, bis er kurz vor der Tür stehen blieb. Sein hässliches Gesicht blieb vollkommen ungerührt, bis es sich urplötzlich in eine aggressive Maske verzog und er mit einem lauten Aufschrei die Flaschen auf sie zu warf und fluchtartig das Zimmer verlief. Die Flasche landete knapp über ihrem Kopf, aber nur weil sie sich noch kleiner gemacht hatte. Trotzdem prasselten unzählige Scherben auf sie herab und durchschnitten ihre Haut.

Lucy schrie schmerzerfüllt auf.

 

13 Kapitel

Schwer atmend erwachte ich aus meinem Traum, oder besser gesagt Erinnerung. Ich dachte, die Träume hätten aufgehört, seitdem ich bei meinem Vater war, weil ich hatte nur noch selten an die Zeit bei meiner Mutter gedacht, denn Thessa hatte mich immer sehr gut abgelenkt und die Sorge, um den anstehenden Termin beim Arzt hatten meine Vergangenheit ein bisschen Verdrängt.

Ich rollte mich zu einer kleinen Kugel zusammen und bemerkte, wie mir die ersten Tränen aus den Augen liefen. Ebenso wurde mir schlecht, was eine mir bekannte Nachwirkung war, weshalb ich schnell aufsprang und ins Bad lief. Als ich meinen ganzen Mageninhalt herausgebrochen hatte, ließ ich mich schluchzend neben der Kloschüssel auf den Boden sinken. Meine Arme um mich geschlungen und den Kopf auf den Knien gebetet, bemerkte ich nur nebenbei, dass die Badezimmer Tür aufging, weshalb ich auch erschrocken zusammenzuckte, als eine große Hand vorsichtig über meinen Rücken strich. Die erste Reaktion, war zurückzuzucken, den mich überkam die Erinnerung an den Traum wieder, doch als ich dann hochblickte und das besorgte Gesicht von David sah , ließ ich mich von ihm in den Arm nehmen. Er hatte sich neben mich gekniet und ich bettete vorsichtig mein verheultes Gesicht an seinem Hals. Ich war froh, dass er nicht nachfragte, warum ich mitten in der Nacht im Bad lag.

„ Sorry, das du das sehen must!“, gab ich nach einiger Zeit von mir, als ich mich einigermaßen beruhigt hatte.

„ Kein Problem.“ David stand auf und zog mich dabei mit sich, da ich mit meinen Armen seinen Hals fest umklammert hielt. Er seufzte zum Glück nur und nahm mich dann auf den Arm. Im Gästezimmer ließ er mich vorsichtig auf das Bett sinken und stand dann wieder auf.

„ Kannst du hier bleiben?“ Meine Stimme klang ganz rau vom fielen weinen, doch David hatte mich verstanden.

„ Eigentlich muss ich noch arbeiten, aber…“, er ließ den Satz offen stehen.

„ Danke.“, flüsterte ich leise, als er sich einen Stuhl geholt hatte und sich damit neben mich setzte.

Ich drehte mich auf die Seite, um David besser betrachten zu können. Er sah unglaublich gut aus, wie er nur vom Mondlicht bestrahlt, mit unantastbarer Mine vor mir saß. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm Abwenden und irgendwann fielen mir die Augen zu. Kurz bevor ich endgültig einschlief, durchzuckte mich der Gedanke, dass David, während ich schlief, weggehen könnte, weshalb ich ihn ohne die Augen zu öffnen, ihn bat, sich neben mich zu legen. Erst als ich spürte, dass die Matratze unter seinem Gewicht nachgab, konnte ich einigermaßen beruhigt einschlafen.

 

 

„ Kleine, aufstehen, wir haben verschlafen.“, sanft wurde ich aus meinem traumlosen Schlaf geweckt.

„ Ich will nicht.“

„ Lucy, du musst in zwanzig Minuten in der Schule sein.“, sagte die männliche Stimme.

„ Was?“, entsetzt setzte ich mich und fuhr erschrocken zurück, denn Davids belustigtest Gesicht befand sich nur kurz vor mir.

„ Hopp, hopp, steh auf. Wir müssen auch noch zu dir.“ Ich nickte und schwang meine Beine über die Bettkante. David war schon zur Tür gegangen und ich bemerkte, dass er schon fertig angezogen und gestylt war.     

„ Beeil dich was, wenn du nicht zu spät zur Schule kommen möchtest.“ Seine Stimme klang auf einmal wieder total kalt, obwohl er mir noch einen sanften Blick zu warf, bevor er aus der Tür verschwand. Verwirrt über seine plötzliche kälte in der Stimme, lief ich Kopfschüttelnd ins Bad und sprang für fünf Minuten unter die Dusche. Das ich nichts zum Anziehen fiel mir dabei jedoch erst ziemlich spät ein und ich ging malwieder nur mit einem Handtuch bekleidet, ins Zimmer. Da mir nichts anderes übrig blieb, zog ich die Klamotten von Gestern noch einmal an. Danach lief ich mit nassen Haaren die Treppe herunter in die Küche, wo David schon stand und einen Kaffee trank.

„ Wir haben leider keine Zeit, um noch zu Frühstücken, doch wenn du Lust hast, kannst du dir einen Apfel nehmen.“, sagte er, und stieß sich von der Küchentheke ab, nachdem ich dankend verneint hatte.

„ Gut, dann komm.“ Ich folgte ihm in die Garage, wo einige teure Autos, sowie Motorräder standen. Er schnappte sich einen Schlüssel vom Hacken und steuerte dann auf ein rot-schwarzes Motorrad zu, welchem man schon vom weiten ansehen konnte, dass er einige PS draufhatte.

„ Komm!“, forderte er mich auf, als ich einige Meter vor dem Motorrad stehen blieb, während er das große Teil aus der Gerade schob.  „ Ich bin ein guter Fahrer und bau schon keinen Unfall, wenn du das meinst.“, ich verdrehte die Augen über seine leichte Arroganz.

„ Ich hab keine Angst, dass du einen Unfall baust, aber meinst du nicht, du ziehst damit ein wenig zu viel Aufmerksamkeit auf dich.“

„ Wird schon nicht so schlimm werden.“ Er schwang sich auf sein Motorrad, zog sich den Helm über und schaute mich dann seufzend an. „ Wenn du nicht die erste Stunde verpassen willst, dann solltest du vielleicht mal aufsteigen.“

„ Schon gut.“ Ich seufzte und schwang mich dann aber hinter ihm auf die Höllenmaschine, nachdem ich mir ebenfalls den Helm angezogen hatte.

„ Leg deine Arme um mich und halt dich gut fest.“ Ich tat wie mir befohlen und spürte dann, wie das Motorrad unter uns zufrieden auf schnurrte, als David den Motor anließ. Als David das Motorrad zu mir fuhr, damit ich mir schnell meine Tasche holen konnte, fuhr er noch einigermaßen Langsam, doch als er dann den Weg zur Schule einbog, gab er richtig Gas. Ich kreischte erschrocken auf und klammerte mich an ihn fest. Wir kamen wegen seiner schnellen Raserei kurz vor Schulbeginn an, weshalb sich noch einige Schüler auf dem Parkplatz befanden, als David dort eine perfekte Vollbremsung hinlegte. Schnell ließ ich David los und sprang von dem Höllenteil runter und ignorierte die starrenden Gesichter meiner Mitschüler.

„ Sag mal, spinnst du.“ Aufgebracht riss ich mir den Helm vom Kopf, um ihm einen besseren Mörderblick zuzuwerfen.

„ Wieso?“, scheinheilig grinste er mich belustigt an.

„ Man, David. Das ist nicht lustig.“, sagte ich, als er mich immer noch spitzbübig angrinste.

„ Doch ist es. Du hast gesagt, du hättest keine Ang…“, er verstummte als ich ihm auf den Arm schlug.

„ Ach, halt die Klappe.“ Ich pfefferte sauer den Helm auf den Boden und warf ihm noch einen letzten bösen Blick zu, bevor ich mich auf den Absatz umdrehte und ins Schulgebäude lief.

Mist. Einerseits hätte ich ihm sagen können, dass ich Angst hätte und er wäre dann vielleicht vorsichtig gefahren, doch andererseits hätte das stark an meinem Stolz gekratzt.

Völlig in Gedanken versunken, bemerkte ich gar nicht dass es klingelte. Erst, als es im Flur plötzlich still, konnte ich mich aus den innerlichen Schimpftiraden reißen. Über meine eigene Blödheit hätte ich am liebsten meinen Kopf gegen die Wand geschlagen, doch ich besann mich noch rechtzeitig, denn ich wollte nicht auch noch eine dicke Beule an den Kopf bekommen.

Verwirrt schaute ich mich um, denn anscheinend war ich in meinen Gedanken versunken, ans andere Ende der Schule gelaufen, ohne es zu merken.

Ich musste mich erst einmal zurechtfinden, bevor ich den Weg zu meinem Raum wusste. Glücklicherweise war der Lehrer zu sehr damit beschäftigt, einige Mathematischen Formeln an die Tafel zu schreiben, weshalb er es entweder nicht war nahm, dann ich zu spät war, oder er ignorierte es einfach. Leise schlich ich mich an meinem Platz und folgte eher desinteressiert dem Unterricht, ebenso, wie den darauffolgenden Stunden. Froh, dem Unterricht zumindest für eine halbe Stunde zu entkommen, setzte ich mich zu meinen neu gewonnen Freunden, die schon erwartungsvoll auf mich warteten. Ohne mir etwas zu essen zu holen, setzte ich mich auf den einzig freien Platzt.

„Erzähl, wer war der sexy Typ von vorgestern?“, wurde ich von Josie gefragt, aber auch die anderen schauten mich neugierig an.

Stöhnend lehnte ich meinen Kopf in die Hände doch antwortete dann kurz:“ Er ist der Geschäftspartner und guter Freund meines Vaters.“

„So jung?“, warf Liu ein.

„Und was hat er mit dir zu tun?“

„Jetzt mach es nicht so spannend.“

Gleichzeitig wurde ich von allen Seiten bombardiert und es wurden noch einige Fragen hinzugefügt.

„ Oh man, bitte etwas langsamer. Ich kann mich nicht teilen und alle Fragen gleichzeitig beantworten.“, grinste ich in die Runde.

„Okay, sorry. Aber jetzt sag mal, wieso hat er dich gestern abgeholt?“

„ Ich weiß nicht wirklich. Mein Vater hat meistens keine Zeit mich abzuholen und ich hab ebenfalls keinen Führerschein. Deshalb schickt er öfters seine Leute und gestern hat David mich halt abgeholt.“

„ Und du hattest nichts mit ihm?“, Liu zuckte mit den Augenbrauen.

Ich grinste: „Ne, ganz sicher nicht.“ Ohne einen Grund sanken meine Mundwinkel wieder nach unten.

„ Und wieso hat er dich dann heute zur Schule gefahren?“

„ Das ist ne lange Geschichte.“, versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen.

„ Wir haben Zeit. Es dauert noch was, bis es klingelt.“

„ Naja.“, begann ich und versuchte es so kurz wie möglich zu fassen. „Wir haben gestern noch bei ihm gegrillt und mein Vater hat danach meine kleine Schwester nach Hause gebracht. Ich bin noch bei David geblieben, um ihm beim Abräumen zu helfen, doch dann hat es ja so angefangen zu regnen und deshalb hab ich bei ihm geschlafen. Wir haben heute Morgen verschlafen und deshalb hat er mich gefahren, weil ich sowieso den Bus verpasst hätte“ Ich zuckte mit den Schultern.

“Und du bist ganz sicher, dass du nichts mit ihm hattest?“, fragte Liu lachend. Die andern mussten lachen, aber auch ich stimmte mit ein.

„ Ganz sicher!“

 

Den Rest der Pause wurde ich noch mit Fragen durchlöchert, weshalb ich auch froh war, als es zur Pause gongte. Ich hatte die meisten der nächsten Stunden allein, außer der letzten Stunde, die ich gemeinsam mit Alexa hatte. Weil der Unterricht total langweilig war, schrieben wir uns über belangloses Zeug Zettelchen und bewarfen die vorderen Reihen mit Papier knuddeln. Da einige Schüler das nicht mitbekamen und weiterhin total aufmerksam dem Unterricht folgten, verließen wir den Kurs laut lachend.

Die anderen drei Mädels warteten schon grinsend auf uns, als wir auf sie zusteuerten.

Wieder einmal bemerkte ich die Blicke, die mich schon den ganzen Tag verfolgten, wahrscheinlich wegen heute Morgen, doch ich ignorierte sie.

„ Was ist?“, fragte uns Liu, als wir lachend bei ihnen ankamen.

„ Nichts.“, sagte Alexa, doch unser überirdisches grinsen verschwand nicht aus unseren Gesichtern. Erst recht nicht, als einer unserer Mitschüler, der vorher unser vermeintliches Opfer war, an uns vorbeilief.

Die anderen schauten Alexa und ich noch etwas verwirrt an, doch sagten nichts mehr.

„ Fährst du heute mit dem Bus oder wirst du wieder abgeholt?“

„ Ich weiß nicht, aber ich glaub schon.“  Hoffentlich war es nicht David, den ich hatte keinen Nerv ihn nach der Aktion von heute Morgen, nochmal auf dem Motorrad mit ihm zu fahren.

Wir gingen in Richtung Bushaltestelle, als wir eine riesige Menschentaube am Eingang zu bemerken. Neugierig blieben wir stehen, doch als ich die Person auf der Höllenmaschine erkannte, mit der ich heute Morgen noch zur Schule gefahren war, schnaubte ich genervt.

„ Können wir bitte weitergehen? Wir verpassen noch den Bus.“, sagte ich mit einem Blick auf die Uhr.

„ Lass doch mal gucken, was da los ist!“, sagte Josie und nährte sich der Menschenmenge. „Muss ja was Besonderes sein, wenn da so viel los ist.“

Genervt verdrehte ich die Augen und schnappte dann nach dem Handgelenk von Alexa, da sie genauso desinteressiert aussah wie ich. Außerdem konnte ich mich dank ihrer Größe sehr gut hinter ihr verstecken.

„ Komm, wir gehen schon mal vor.“, sagte ich, weil sie zuerst zögerte.

Da wir nur zur Bushaltestelle gelangen konnten, wenn wir durch das Schultor gingen, mussten wir an David vorbei, da dieser davor stand. Ich machte mich klein und stellte mich schräg hinter meine große neue Freundin, als wir nahe an ihm vorbeiliefen In fast schon gebückter Haltung lief ich an ihm vorbei, als David seinen Blick schweifen ließ. Er hatte jedoch eine ziemlich gute Aussicht, da er die meisten Schüler um mindestens einen Kopf überragte und hatte mich so schon nach kurzer Zeit entdeckt. Da es nicht mehr weit bis zur Bushaltestelle war und der Bus auch schon da stand, ging ich noch einen Schritt schneller, was Alexa fast zum Stolpern brachte. Plötzlich hörte ich das laute auf Schnurren des Motorrads, und blickte mich erschrocken um, als ich das Röhren der Maschine immer näher kommen hörte, sowie einige derbe Flüche, die dazwischen geworfen wurden. Geschockt sah ich dabei zu, wie die Menge auseinander sprang und einen Blick auf David freigab, der mit ziemlich hohen Tempo in meine Richtung schoss. Auch Alexa sprang zur Seite, als er immer näher kam, doch ich konnte mich keinen Millimeter bewegen.

„ Scheiße“, schoss es mir durch den Kopf. „Vielleicht funktionieren die Bremsen nicht mehr und er fährt mich gnadenlos um?“ Ich musste leicht über meine Gedanken schmunzeln, doch als David knapp vor mir eine elegante Vollbremsung hinlegte, wich es mir schlagartig aus dem Gesicht.

 

„ Sag mal, spinnst du?“ spie ich ihn erschrocken an und ignorierte die neugierigen , aber auch teilweise geschockten Blicke von allen Seiten.

„ Nein!“ , David zog sich mit einer eleganten Geste den Helm vom Kopf und ich hatte einen super Blick auf sein attraktives Gesicht, welches spöttisch verzogen war. „ Aber ich hoffe, du weißt dass es unhöflich ist seinen Fahrer, der dazu noch seine wertvolle Zeit spendet, zu ignorieren und abzuhauen?> Das spöttische glitzern in seinen Augen entging mir nicht, während er mich arrogant anlächelte.

„Boah.“ Ich holte schnell aus und gab ihm eine deftige Ohrfeige, bevor ich mich auf dem Absatz umdrehte und wieder auf den Bus zusteuerte, wo schon Josie, Jamilia, Alexa und Liu auf mich warteten. Das leichte Pochen, das danach durch mein Handgelenk schoss ignorierte ich weitgehend, sowie David, dessen Schritte ich hinter mir hörte, nachdem er den Motor abgestellt hatte.

„ Jetzt warte doch mal, das war nicht so gemeint!“, hörte ich ihn hinter mir rufen.

Ich murmelte mal wieder Flüche vor mich hin und erreicht Alexa, die schon bei den anderen stand und die neugierig auf den Typ hinter mir starrten, der sich zu uns gesellte.

„ Hi“,  begrüßte er sie freundlich. Die anderen grüßten ihn freundlich zurück, außer Liu, die gerade einem vorbeilaufenden Typ mit offenen Mund hinterherschaute.

Er wandte sich wieder an mich.

„ Verehrte Frau, darf ich sie nach Hause geleiten?“, fragte er mich sanft, in dem Versuch galant zu wirken und wie ich zugeben musste auch klappte. „ Ich könnte ansonsten auch eine der andere Dame nach Hause bringen.“ Er grinste charmant in die Runde, was ihm einige bewundernde Blicke einbrachte, die aber nicht nur von unserer kleinen Runde stammten, sondern auch von einigen Frauen, um uns herum. Ich wusste nicht, ob es an seinem Lächeln lag, oder an seinen Worten, aber da sie ihn von der Ferne vermutlich nicht verstehen konnte, tippte ich auf das erste.  Nichtsdestotrotz schien er sich schon in wenigen Minuten beliebt bei den Frauen gemacht zu haben.

Ich seufzte, doch nickte dann, da ich so schnell wie möglich den ganzen Blicken entwischen wollte.

Eigentlich wollte ich nicht so schnell beigeben, doch ich hasste Aufmerksamkeit. Bestimmt würden morgen tausende Gerüchte den Umlauf machen, doch ich ahnte, dass David nicht so schnell aufgeben würde, und seinem Blick zu folge, würde er mich gleich einfach mitschleifen.

Mein Weg führte direkt in  mein Zimmer, um David aus dem Weg zu gehen. Als ich jedoch mit den Hausaufgaben fertig war und mein Bauch lauthals knurrte, ließ nicht vermeiden nach unten zu gehen. Ich hoffte, dass ich David nicht begegnete und ausnahmsweise schien das Glück mal hinter mir zu stehen. In der Küche machte ich mir das Essen warm und setzte mich damit an die Bar. Trotz dessen, dass das Essen sehr lecker war, schaffte ich nicht alles.

 Eigentlich hatte ich vor , mich auf die Terrasse zu legen, doch dort befand sich David, dessen Stimme von draußen, gemischt, von Lillys, zu mir herrüberwehte. Da ich aber sowieso einen  Balkon hatte, und so auch die Sonne genießen konnte, machte ich mich auf den Weg nach oben. Als ich gerade an der letzten Stufe angekommen war, hörte ich meinen Vater ich rufe. Ich hielt einen Moment inne, doch drehte mich dann um. Phil stand unten am Treppenanfang und schaute mich mit unergründlicher Miene an.

„Kommst du bitte mit in mein Büro.“ , erklang seine Stimme ungewöhnlich kalt, weshalb ich kurz zusammenzuckte, dann aber nickte.

Im Büro schwiegen wir, da Phil anscheinend von mir erwartete, dass ich anfing, doch ich wusste nicht wie.

„ Du wolltest mit mir sprechen?“, setzte ich nach einer Weile an.

„Ja! Warum hast du dich so volllaufen lassen?“, kam er direkt auf den Punkt und schaute mich neutral an.

„ Ich weiß nicht wirklich. Ich hatte das auch gar nicht vor, doch wahrscheinlich wollte ich alles vergessen.“ Während ich redete schaute ich die ganze Zeit auf den Boden, um Phils forschem Blick aus dem Weg gehen. Irgendwie war mir das alles total Peinlich.

„Hat es den wenigstens gelappt?“ Immer noch war seine Stimme erstaunlich kalt, doch als ich ihn anblickte, war einer seiner Mundwinkel leicht nach oben gezogen.

Ich nickte leicht.

„Gut. Ich habe dich aber eigentlich wegen etwas anderen zu mir gerufen.“, sagte er auf einmal, während es ich mich wunderte, dass er mich nicht auf Chris ansprach.

Als ich schwieg setzte er erneuert an.

„ Ich muss leider morgen früh nach New York fliegen, da ich dort geschäftlich zutun habe“

Ich zog die Augenbrauen hoch. „Aha“ , sagte ich trocken.

„Dabei gibt es aber ein kleines Problem. Ich muss nämlich bis Samstag dableiben. Weil Gabi aber auch nicht da ist und Anna zu ihrer Mutter nach Texas gefahren ist, wirst du bis dahin bei David wohnen. Lilly kommt auch mit.>

Entsetz sah ich ihn an. Oh Gott, bitte nicht!

„ Das kann doch nicht dein ernst sein?“

„ Doch“, sagte er völlig ernst.“ Ihr habt euch doch letztens so gut verstanden und außerdem geht Lilly auch jedes Mal zu David, wenn wir beide nicht da sind.“

„ Mist.“, leise stöhnte ich auf und warf den Kopf in den Nacken.

„ Wieso ist das denn ein so großes Problem?“, fragte Phil.

Ich zuckte mit den Schultern.

„ Wir haben uns halt nicht so gut verstanden.“, kam es lahm von mir.

„ Echt?“, ungläubig zog er die Augenbrauen hoch. „ Da hat David aber nichts von erzählt. Ich habe ihn nämlich eben gefragt, ob er auf euch aufpasst und er schien nichts dagegen zu haben.“

„ Trotzdem, kann ich nicht bei einer Freundin schlafen oder einfach hierbleiben. Ich mein, ich werde bald achtzehn.“, trotzig sah ich ihm in die Augen, als er unnachgiebig den Kopf schüttelte.

„ Nein, ich möchte nicht, dass du bei jemand Fremdem schläfst. Außerdem musst du am Mittwoch zum Arzt und David war damit einverstanden dich dorthin zu begleiten...“

„ Was.“ Entsetz sprang ich auf. „ Du hast mir versprochen niemanden davon zu erzählen! Wie konntest du nur.“, schrie ich ihn lauthals an, während mir eine Träne aus dem Augenwinkel floss.

„ Lucy...“, setzte er an.

„ Nichts Lucy, du hast es versprochen!“ Ich drehte mich auf dem Absatz um und rannte aus dem Zimmer. Schnurstracks wollte ich in mein Zimmer laufen, doch als ich an der Küchentür vorbeilief, kam mir David entgegen. Noch gerade so konnte ich einen Zusammenstoß mit ihm verhindern, doch nicht, dass seine Hand sich um mein Handgelenk schloss.

„ Lucy, was...“

„ Lass mich.“, kam es brüchig von mir, während ich mein tränenüberströmtes Gesicht abwandte. „ Lass mich los.“ Ich rüttelte, mit dem Ziel seine Hand loszuwerden, mit meinem Arm, doch David hielt mich weiterhin hin fest. Plötzlich spürte ich seine zweite Hand unter meinem Kinn, um mein Gesicht ihm zuzuwenden.

„ Lucy, schau mich an.“, kam es sanft von ihm, als ich immer noch den Boden anschaute. Ich schüttelte stur den Kopf. Ich wollte ihm auf keinen Fall in die Augen sehen, um Mitleid, oder sogar Verachtung darin zu sehen, sowie in den Augen einiger Ärzte oder meines Stiefvaters. Außerdem sollte er nicht meine Tränen sehen, obwohl er dies schon längst bemerkt haben musste.

„ Lass mich los.“, ich bemerke selbst dass meine Stimme immer schriller und panischer wurde.

„ Lucy, beruhig dich.“ , kam es sanft von David, doch als ich Phil aus seinem Büro kommen sah, riss ich mich ruckartig los und stürmte nach oben. Fast wäre ich auf der letzten Treppenstufe ausgerutscht, doch konnte dank des Treppengeländers ein kennenlernen mit dem Fußboden verhindern. Schnell lief ich weiter und warf mich in meinem Zimmer heulend auf mein Bett.

Mist, ich hatte selten geweint, auch als Fred alles Mögliche mit mir gemacht hatte, oder wenn ich mich als kleines Kind verletz hatte, doch es war schrecklich, dass mein Vater mir das wichtigste nahm. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie meine neu gewonnenen Freundinnen reagieren würden, wenn sie davon erfuhren. Es war ja schon schlimm genug, dass mein Vater das David verraten hatte. Ich hatte mir so sehr vorgenommen, meine Vergangenheit und den Krebs von nun an aus dem alltäglichen Leben auszuschließen, um zumindest für kurze Zeit ein normales Teenager Alltag zu leben.

Oh Mann, ich fing schon wieder an zu flennen. Leider ließ sich der Tränenstrom  nicht stoppen und so versiegelten erst nach etwa einer Stunde die Tränen.

Mit völlig verheulten Augen und rot befleckten Gesicht stand ich kurze Zeit später vor dem Badezimmerspiegel und beschloss mir eine Dusche zu genehmigen.

Kurze Zeit später ging ich frisch geduscht und mit nassen Haaren herunter. Ich holte mir einen Jogurt und setzte mich damit nach draußen auf das Designersofa. Gerade als ich fertig mit Löffeln war, senkte sich die Couch neben mir. Verwundert hob ich den Kopf und erblickte Phil, der still auf das Meer schaute. Ich tat es ihm gleich, auch wenn ich am liebsten aufgesprungen wäre, und so vergingen einige Minuten, die wir einfach nur schweigend aufs Wasser schauten.

„ Ich hab ihm nicht gesagt, warum du zum Arzt musst.“, brach er irgendwann die Stille.

„ Wie bitte?“, fuhr ich erschrocken hoch und schaute ihn ungläubig an.

„ Du hast mich schon verstanden.“, murmelte er und schaute weiterhin aufs Meer.“ Ich breche das Versprechen schon nicht.“  Zum Schluss schaute er mich lächelnd an. „ Ich überlasse es dir, ihm den Grund zu erklären, warum du zu Doktor Paine musst."

„ Oh , Mist“, entfuhr es mir erleichtert.“ Ich in nicht sehr kreativ.“

Dies brachte uns beide zum lachend und dadurch war die unangenehme Stille zwischen uns gebrochen. Phil legte mir nach einer Weile väterlich den Arm um die Schulter und zog mich leicht an sich.

So verweilten wir eine Weile, bis wir beide plötzlich von oben Wasser abbekamen. Erschrocken kreischte ich auf und sprang von der Bank. Phil schien sich aber nicht daran zu stören, dass er völlig nass war, doch ich drehte mich wütend um und funkelte die beiden Grinse backen saue an. Beide hatten einen leeren Eimer in der Hand und gaben sich einen High-five. Als ich mich jedoch leicht duckte und lossprintete, um den beiden ihre Lektion zu erteilen, drehte sie sich um und liefen laut lachend vor mir Weg. Ich sprang über die Couch, die auch nass war, und wäre deshalb fast ausgerutscht, doch ich konnte mich gerade noch fangen. Während ich den beiden hinterherrannte, schnappte ich mir eine Gießkanne, die zum Glück voll war, und jagte den beiden hinterher.

Wir jagten uns nach einer Weile alle drei gegenseitig, während Phil sich einen Laptop geholt hatte und abundzu darauf herumtippte. Schon nach kurzer Zeit waren wir außer Atem und klatschnass.

 Erst nach fast einer Stunde hörten wir auf. Anna hatte uns große Handtücher herausgelegt, womit wir uns gerade abtrockneten. Ich stand neben dem Tisch, während ich David dabei beobachtete, wie er Lilly half, sich abzutrocknen. Ihm selber hing das Haar nass in die Stirn und betonte seine schönen blauen Augen. Der sinnliche Mund war zu einem leichten lächeln verzogen, was vermutlich an Lilly lag, die unaufhörlich auf ihn einredete. Außerdem klebten die Klamotten an seinem Körper, was nicht gerade dazu beitrug, dass ich meinen Blick von ihm lösen konnte. Dadurch bekam ich aber auch zu spät mit,dass er meinen Blick bemerkt hatte und dass er mich ebenfalls von oben bis unten betrachtete. Sein Blick konnte man aber eher als amüsiert betrachten, doch trotzdem war er mir unangenehm, weshalb ich das Handtuch um mich schlang. Ich trug ebenfalls noch meine nassen Klamotten, doch durch mein weißes T-Shirt konnte man alles sehen. Glücklicherweise verdeckte der Bh aber alles nötige.

„ Hier geblieben!“ Er lächelte kurz. „Ich lass dich erst wieder los, wenn du mir erzählst warum du weinst.“  Ergeben seufzte ich. Ich müsste ihm sowieso bald von dem Arzttermin erzählen, und das wäre vielleicht eine der besten Gelegenheiten für mich. Als ich jedoch meinen Mund öffnete, um anzufangen, kam kein Ton heraus. Dann eben nicht.

„ Komm Lucy, ich mach mir Sorgen um dich.“, Ich blickte ihm in die lauen Augen, die nur wenige Zentimeter von meinen entfernt waren. Sie strahlten eine unglaubliche kälte aus, aber trotzdem wirkten sie warm und Sicherheit aus. Ich seufzte ein weiteres Mal ein und senkte dann den Kopf.

„ Der Film hat mich nur an die Zeit bei meiner Mutter erinnert.“, fasste ich es dann doch so kurz wie möglich zusammen.

„Und weiter?“, bohrte er weiter.

„ Nichts, und weiter!“, gab ich patzig zurück. Ich entzog mich ihm, um mir

die letzten Tränenspuren wegzuwischen.

„ Ich bin müde.“, sagte ich und warf ihm einen scheuen Blick zu.

„ Dann komm.“ Wir beide standen auf und gingen in den Flur.

„ Hier ist das Bad. Tücher liegen im Bad, falls du duschen willst.“, sagte er, während er kur die Badezimmertür öffnete, damit ich einen Blick reinwerfen konnte. Es war so ähnlich wie das bei seiner Mutter eingerichtet, aber es war vor allem mit dunklen Fliesen ausgestattet.

„ Danke.“

„ Nichts zu danken. Das ist mein Schlafzimmer. Du schläfst, solange du hier bist, hier drin.“

„ Und wo schläfst du?“, fragte ich verwirrt, während ich das große, gemütliche Bett betrachtete. Am liebsten hätte ich mich sofort in die weichen Kissen geworfen.

„ Ich schlaf solange auf der Couch im Wohnzimmer.“

„ Ist die nicht ein bisschen klein?“ Naja, sie war nicht wirklich klein, doch ich konnte mir denken, dass es für seinen großen Körperknapp sehr unbequem werden könnte.

„ Das wird schon gehen.“, er blickte kurz zu mir herunter, bevor er noch eine kurzen Blick in das Schlafzimmer warf.

“ Aber...”

„ Nicht aber, Lucy. Es ist vollkommen okay. Außerdem hatte ich es ja schon am Wochenende zurück.“

„ Und wieso teil ich mir nicht mit Lilly das Gästezimmer?“, fiel mir nach einer Weile ein.

„ Ich habe leider im Gästezimmer nur ein kleines Kinderbett für deine Schwester stehen, weil meine Freunde sowieso nicht weit von hier wohnen und sonst schlafen die Frau… brauch ich es auch fast nie.“ Ich konnte mir schon fast denken, dass sein Frauenbesuch nicht im Gästezimmer schlafen würde.

„ Ich kann aber auch auf dem Sofa schlafen. Das ist kein...“

Ich wurde wieder von ihm unterbrochen. „Lucy, lass es gut sein. Ich schlafe auf dem Sofa und damit basta.“

„ Na gut. Danke!“ Ich lächelte ihn kurz ehrlich an.

„ Kein Problem. Dann werde ich mal gehen. Wenn du was, brauchst, du weißt ja, wo du mich findest.“ Er lächelte  mich noch einmal an und drehte mich dann um. „ Gute Nacht.“, rief er mir noch zu, bevor er im Wohnzimmer verschwand.

Ich murmelte ebenfalls leise ein „ Nacht“, doch war eher dabei, ihm verdutzt hinterher zu starren. Nach einer Weile konnte ich mich aus der Starre lösen und verschwand dann in seinem Zimmer. Ich entdeckte meine Tasche in einer Ecke stehen, und holte dort meine Sachen für das Bad herraus. Da es meiner Meinung schon zu spät zum Duschen war, putze ich mir nur die Zahne und zog mich um. Die Sachen für das Badezimmer, ließ ich einfach auf einem kleinen Regal stehen. In Davids Zimmer warf ich mich direkt auf Bett und kuschelte mich in die seidene Bettwäsche und schlief ein.

 Mitten in der Acht wachte ich schweißgebadet auf. Ich wusste, dass ich wieder von meinem Stiefvater geträumt hatte, doch konnte mich nicht mehr an die Einzelheiten erinnern. Obwohl ich richtig müde war, gelang es mir nicht, einzuschlafen. Nach einer Weile stand ich auf, um mir was zutrinken aus der Küche zu holen. Da ich den Lichtschalter nicht fand, tapste ich vorsichtig in die Küche. Dabei stieß ich nicht gerade selten gegen irgendwelche Möbel. Ich war gerade daran, darüber nachzudenken, ob der Krack vielleicht David wecken könnte, als plötzlich das Licht anging und ich mich so Doll erschreckte, dass ich einen kleinen Schrei ausstieß und das Gleichgewicht verlor. Ich hatte schon die Augen geschlossen, als ich einen festen Hände druck an meinem Arm spürte. Ich öffnete zögerlich die Augen und blickte in Davids Gesicht, der mich amüsiert betrachtete.

„ Alles Okay mit dir?“ lachte er leise.

„ Ja, Danke. Wieso musst du mich so erschrecken? Mir wäre fast das Herz stehen geblieben.“ Ich merkte selbst, dass mein Ton ziemlich zickig war, doch ich hatte mir wirklich total erschreckt.

„ So schlimm?“ Seine Augen funkelten mich amüsiert an und um seinen Mund war zu einem spöttischen Lächeln verzogen.

„ Ja, so schlimm! Weißt du, ich hasse es erschreckt zu werden. Dass ist nämlich erstmals nicht gut für meine Gesundheit und zweitens hätte ich mir voll wehtun können...“

„ Hast du aber nicht, dank meiner schnellen Reflexe.“, grinste er breit

„ Ja, aber trotzdem. Du bist nämlich nicht sehr schrecksam und...> Die Worte blieben mir im Hals stecken, als er sich blitzschnell zu mir herunterbeugte und seine Lippen sanft auf  meine legte.

 

 

 

14 Kapitel

Vor schreck erstarrte ich, doch David ließ sich davon nicht beirren. Er legte mir eine raue Hand auf die Wang und die andere schlang er um meinen Bauch. Da mein Mund vor Schreck aufgefallen war, konnte er ungehindert mit der Zunge in meinen Mund eindringen. Als er sich gerade wieder zurückziehen wollte, da ich mich immer noch nicht bewegte, ließ ich mich mit einem leisen seufzen gegen ihn sinken und erwiderte den Kuss. Sanft gewährte ich seiner Zunge wieder Einlass genoss den sanften, aber trotzdem stürmischen Kuss von ihm. Als ich jedoch wieder nach Luft schnappen musste, und mich so von ihm löste, bemerkte ich erst, was ich gerade getan hatte. Ich wiech schnell einen Schritt zurück und schlug mir eine Hand vor den Mund.

„ Tut mir leid.“ entkam es mir stockend. Schnell drehte ich mich um und lief zurück ins Schlafzimmer, ohne David eines Blickes zu würdigen. Ich schmiss mich in das Bett. Gott, was hatte ich schon wieder getan. Wie konnte ich nur so blöd sein und David küssen. Naja, er konnte wirklich gut küssen und... Oh man, was dachte ich da nur wieder. Ich vergrub mein Gesicht in den Kissen und schlief nach einer Weile ein.

 

 

„ Lucy, aufwachen.“, weckte mich eine kindliche Stimme. Blinzeln öffnete ich die Augen und erblickte Lilly, die auf meinen Hüften saß und mich angrinste.

„ Was machst du denn hier?“, fragte ich und setzte mich auf, während Lily zu mir auf die Brust kabbelte und sich an mich kuschelte.

„ David hat gesagt, dass ich dich wecken soll, weil wir jetzt essen und weil du in die Schule musst.“, drang ihre Stimme undeutlich zu mir hoch.

„ Na gut. Aber nur eine Minute.“,  gab ich nach und ließ mich wieder in die Kissen sinken, während sie es sich auf meinem Oberkörper bequem machte. Fast wäre ich wieder eingeschlafen, doch als sich plötzlich die Tür öffnete und David seinen Kopf reinsteckte, schreckte ich hoch.

„ Guten Morgen, ihr Schlafmützen. Aufstehen! Ihr wollt doch nicht zu spät kommen.“, er grinste mich kurz zur Begrüßung an und öffnete die Tür etwas weiter, damit Lilly durchkam, die bei seinen Worten aufgestanden war und nach draußen lief. Ich stand ebenfalls auf und lief, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, an ihm vorbei ins Bad. Leider hatte ich meine Klamotten vergessen, was mir aber erst einfiel, als ich schon platschnass in der Dusche stand. Laut seufzte ich, doch wickelt mir das Handtuch um. Leise öffnete ich die Tür und schaute den kleinen Gang hinab. Da ich David nirgendswo entdecken konnte, sondern nur Geklapper von Tellern aus der Küche hörte, lief ich schnell über den Flur zu Davids Zimmer. Leise schloss ich die Tür hinter mir und ging dann im gemütlicheren Schritt zu meiner Tasche, die neben dem Bett stand. Erst jetzt bemerkte ich, dass Davids Zimmer total bunt eingerichtet war, und nicht, wie ich erwartet hatte, in kühlen Ton. Naja, dunkle Töne waren schon ziemlich viel vorhanden, doch es sah nicht aus wie vom Designer ausgestattet. Trotzdem gefiel es mir total gut und war eine Abwechslung, zu den letzten Tagen, wo ich nur solche teure Sachen gesehen hatte.

„ Lucy?“, hörte ich plötzlich eine Stimme rufen.

„ Ja?“, brüllte ich zurück und fischt mir schnell kurze Klamotten aus dem Koffer.

„ Beeil dich bitte was. Wir müssen in zehn Minuten los.“, ertönte Davids Stimme ein weiteres mal.

„ Mach ich.“, rief ich zurück und zog mir dann schnell die Klamotten über. Ich ließ meine Haare offen, weil ich keine Zeit mehr hatte, um sie zu föhnen, und ließ sie an der Luft trocknen .Ich warf meine Schultasche über die Schulter und lief in die Küche. Ebenso wie im Schlafzimmer, waren die meisten Möbel bunt zusammengewürfelt, doch genau das machte die Wohnung aus. 

 

Lilly und David saßen beide am Esstisch und unterhielten sich, während sie die letzten Reste ihres Omeletts herunterschlagen. Die beiden stoppten ihr Gespäch, als sie mich bemerkten und wandten ihre Köpfe mir zu.

„ Ich hab dir ein Brot für die Schule gemacht, weil wir jetzt leider losmüssen.“, meldete David sich zu Wort und stand auf, um die Teller wegzubringen.

„ Danke.“, sagt ich, als er mir das Brot reichte. Ich packte die Brotdose weg und lief dann zur Tür, wo ich mir meine Vans anzog. Lilly half ich in ihre Schuhe und lief dann mit ihr an der Hand zum Aufzug. Gerade als dieser ankam, schloss David die Tür hinter sich und stellte sich neben mich. Während der Fahrt nach unten, bemerke ich, dass David mich durch den Spiegel beobachtete.

Ich quietschte kurz erschrocken auf, bevor ich ihn böse anstarrte.

„ Hey, was soll das?“

„ Du hättest das ruhig was früher sagen können. Eine Sekunde später und ich hätte nen Umweg fahren müssen.“, verteidigte er sich.

„ Ach, ich bin es jetzt schuld?“, sagte ich empört und verschränkte die Arme vor der Brust.

„ Nein, so meinte ich das nicht. Übrigens siehst du jetzt genauso aus, wie deine kleine Schwester, wenn sie bockig ist.“, sagte er und schaute zu mir, da wir an einer Ampel hielten.

„ Na vielen Dank aber auch.“ Ich bockste ihm gegen den Arm, woraufhin er nur lachte und wieder losfuhr.

„ Da wären wir.“, sagte er, nachdem er nach kurzer Zeit an dem modernen Hochhaus gehalten hatte.

„ Danke.“ Ich schnallte mich ab und stieg aus.

„ Kein Problem. Bis heute Abend dann.“, rief er mir durch das offene Fenster zu, bevor er mit quietschenden Reifen davon fuhr. Zumindest hatte ich jetzt eine Gemeinsamkeit zwischen  ihm und David gefunden.

 

Ich drehte mich um und lief in den Eingangsbereich. Der Türsteher begrüßte mich freundlich, doch nahm nicht weiter Notiz von mir, wie ich zum Aufzug lief. Ich wär zwar lieber durchs Treppenhaus nach oben gegangen, doch meine Kondition ließ wirklich zu wünschen übrig.

Als ich die leere Wohnung betrat, brachte ich meine Tasche ins Schlafzimmer, bevor ich in die Küche lief. Auf dem Esstisch fand ich einen Zettel von David, indem ich gebeten wurde, Lilly abzuholen. Der Weg zu der Freundin, wo sie war, hatte er mir mit Worten beschrieben. Weil ich aber fand, dass es nicht eilte, machte ich mir erst etwas zu essen in der Mikrowelle warm. Danach fuhr ich wieder nach unten und lief den Beschrieben Weg nach. Es dauerte zwar fast zwanzig Minuten, aber nur, weil ich mich verlaufen hatte.

An dem kleinen Haus angekommen, klingelte ich. Eine kleine älter Frau öffnete mir die Tür.

„ Hallo, ich soll meine kleine Schwester abholen.“

„ Achja, kommen sie rein. Ich hol Lilly gerade von oben.“

„ Okay.“, Ich schaute mich gelangweilten dem kleinen Flur um, bis die Frau mit Lilly an der Hand die Treppe herunterkam.

„ Lucy!“, rief Lilly erfreut und rannte mit halsbrechendem Tempo die Treppe herunter, um sich dann mit viel Schwung in meine Arme zu werfen.

„ Uff. Nicht so stürmig.“, lachte ich. Lilly schmiegte sich an mich, doch ich löste sie von mir, um mich von der Frau zu bedanken, während Lilly sich mit einem Winken von ihrer Freundin zu verabschieden, die sich leise hinter ihrer Mutter geschlichen hatte.

 

Auf dem Heimweg erzählte mir Lilly, was sie heute alles gemacht hatte. Zuhause waren wir immer noch allein, weshalb wir uns auf das Sofa warfen, nachdem wir einen Kinderfilm herausgesucht hatten. David, der nach einiger Zeit wiedergekommen war, setzte sich zu uns. Gegen halb sechs hörten wir, wie sich der Aufzug öffnete. Lilly sprang sofort auf, während David ebenfalls aufstand, aber nur, um den neu angefangenen Film wieder herauszuholen. Ich blieb einfach nur sitzen und beobachtete David, bis meine Aufmerksamkeit, auf Lilly, Shane und zwei andere junge Typen gelenkt wurde.

„ Hey David, du hast uns gar nicht gesagt, dass du wieder ne neue am Start hast.“, johlte er.

„ Schon klar, alter, schau sie dir doch mal an.“ Der rothaarige zwinkerte mir frech zu, währen der andere sich neben mich aufs Sofa warf und einen Arm um mich legte. Ich verdrehte die Augen, während Davis lachend mit dem rothaarigen einschlug. Ich versteifte mich als der Typ noch näher rückte, doch ich war so erschrocken, dass er so nah kam, dass ich mich im ersten Moment nicht bewegen konnte. Erst als er seine Hand hob, um mir damit über die Wange zu streicheln, reagierte ich wieder

„ Erstens, las deine Löffel von mir und zweitens macht man sich normalerweise nicht an die Freundin seines Freundes ran!“, sagte ich und klatschte ihm heftig auf die Hand, die sich meiner Wange wieder nährte.

„ Wow, David, was hast du dir denn hier für ne Kratzbürste angelacht?“, sagte der Junge neben mir und rückte noch ein Stück näher, sodass ich schon fast auf seinem Schoß saß. Ich versuchte mich aus seinem Armen zu winden, doch der hielt eisern seine Arme um mich geschlungen. Ich warf eine verzweifelten Blick David zu, doch der grinste mich  nur fies an.

„ Ist echt so Kumpel! Hast wohl deinen Geschmack geändert.“, sagte Davids braunhaariger Freund und hämmerte ihm seinen Ellbogen in die Rippen, doch David verzog keine Miene.

„ Scheint wohl so“

„ Super, wenn wir dass dann geklärt hätten, könntest du bitte deine Griffel von mir nehmen?“, fragte ich möglichst freundlich.  Der Typ neben mir zog einen Schmollmund, doch nachdem David ihm eine bösen blick zu geworfen hatte, gab er mich frei. Schnell sprang ich auf und  lief zu David rüber.  Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und umarmte ihn. Als ich ihm einen Kuss auf die Backe gab, nährte ich mich schnell seinem Ohr und zischte: „ Das wirst du echt noch bereuen, mein Lieber. Du hättest mich ruhig eher aus den Fängen deines Freundes befreien können“  Damit löste ich mich von ihm und warf ihm noch einen bösen Blick zu, bevor ich auf Shane zulief.

„ Na, süßer. So schnell sieht man sich wieder.“, grinste ich, während ich von ihm in eine Umarmung gezogen wurde.

„ Klar. Schon dich wiederzusehen.“ , grinste auch er mich an.

„ Ebenfalls.“, sagte ich und löst mich aus der Umarmung. Dann drehte ich mich nochmal um. Die zwei jungs, inklusive David und Lilly schauten uns verdutzt an. Schnell lief ich in die Küche, denn die Gesichter der vier, waren zum Totlachen. Ich schüttete mir in der Küche etwas Wasser in mein Glas, sowie Lilly, die mir hinterhergelaufen  war. Plötzlich wurde mir total schwindelig, sowie schlecht, weshalb ich mein Glas auf den Theresen knallte und mit der einen Hand nach einem Stuhl sucht. Ich rieb mir meine Schläfen, doch konnte nicht verhindern, dass mir plötzlich schwarz vor Augen wurde. Ich hörte nebenbei, dass irgendjemand nach mir rief, doch ich konnte die Stimme nicht zuordnen. Auf einmal erblickte ich meinen Stiefvater vor mir, der hämisch lachte und zum Schlag ausholte. Schrill schrie ich auf und riss meine Arme vor mein Gesicht um ´mich vor den brutalen Schlägen zu schützen. Trotzdem spürte ich den harten Schlag und wurde auf den Boden gerissen. Erneut schrie ich durch den harten Aufschlag auf und dachte schon, dass es vorbei wäre, da ich Freds Anwesenheit nicht mehr spürte. Ich wurde jedoch eines besseren Belehrt, als ich plötzlich Tritte in meiner Magengrube spürte. Ich gab keinen Ton von mir, doch wand mich auf dem Boden. Als ich auf einmal schwitzige Hände um meinen Hals spürte, die fest auf meine Luftröhre drückten, riss ich meine, mit Tränen gefüllten, Augen auf.

Keuchend blickte ich in die Gesichter von Shane und David, die besorgt auf mich heruntersahen. Meiner Kehle entrang ein gequälter Laut und ich hob meine Hände, um mein tränenbeschmiertes Gesicht zu bedecken. Ich hörte, wie Stimmen auf mich einredeten, doch egal, wie gut ich mit darauf konzentrieren wollte, ich konnte nicht verstehen, was sie sagten. Nach kurzer Zeit hörte ich, wie einige Personen den Raum verließen. Nur noch eine kleine Hand, die ich Lilly zuordnete und David, befanden sich im Raum. Nach kurzer Zeit hörte ich aber schon Davids Stimme, dieses Mal, nahm ich sie deutlicher wahr, die Shane rief und ihn bat, Lilly hier raus zu bringen.  Gerade wollte ich sie in den Am nehmen und sie beruhigen, als David den braunhaarigen bat, meine kleine Schwester in ihr Zimmer zu bringen. Als wir alleine waren spürte ich seine Hände, die sich sanft um mich legten, um mich wie ein kleines Kind auf seinen Schoß zu heben und sanft meinen Rücken rauf und runter strichen. Nach kurzer Zeit schon nahm er mich in den Am. Tief inhalierte ich seinen Geruch und vergrub unauffällig meine Nase in seinem T-Shirt. Nach einiger Zeit hatte ich mich soweit beruhigt, dass ich mich von ihm lösen konnte und nur noch vereinzelte Tränen meine Wange herunterflossen.

„ Danke.“, murmelte ich leise und rutschte von seinem Schoß auf den harten Boden. „ Und tut mir leid, dass ich dein T-Shirt ruiniert habe.“

„ Das ist nicht schlimm. Und Lilly…“, sanft hob er mein Kinn an, doch ich schaute stur auf den Boden. Mir war es schrecklich peinlich, dass er mich so gesehen hatte. „ Hey Kleine, schau mich an.“ Er verstärkte leicht den Druck, aber ohne dass es wehtat. Ich blinzelte unter meinen verklebten Wimpern zu ihm hoch.

„ Du kannst immer zu mir kommen, wenn du irgendwelche Probleme hast. Ich weiß, dass dich irgendetwas quält, obwohl ich sagen muss, dass du deine Fassade echt gut oben behältst. Trotzdem habe ich bemerkt, dass du und Phil etwas wissen, was wir anderen nicht erfahren sollen. Aber wenn du dir irgendwann mal die Seele vom Leib quatschen willst, kannst du ruhig zu mir kommen. Einverstanden?“ Verdutz schaute ich ihn an. Ok, damit hatte ich jetzt mal so gar nicht gerechnet. Als ich antworten wollte, entkam meinem Mund kein Laut. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich die ganze Zeit geweint hatte, oder daran, dass mich seine Rede so sprachlos gemacht hatte. Also nickte ich nur, während sich auf seinem Gesicht ein zufriedenes lächeln bildete.

„ Gut Kleine, wenn wir das dann geklärt hätten, möchtest du dich schon schlafen legen, oder mit uns Jungs noch einen Film schauen?“

Ich räusperte mich kurz bevor ich ihm mitteilte, dass ich mit ihnen den Film schauen wollte, doch ich würde vorher noch mal ins Bad gehen. David nickte und verschwand ihm Wohnzimmer, während ich, noch leicht schwankend, ins Bad lief. Dort angekommen, stützte ich mich erst einmal am Wachbecken ab, denn mein Kreislauf spielte mir einen Streich, denn mir wurde einige male schwarz vor Augen. Ich öffnete den Wasserhahn und trank einen Schluck, bevor ich mir mein Gesicht abwusch, sowie kaltes Wasser in den Nacken laufen ließ. Danach fühlte ich mich wesentlich besser und betrachtete mich seufzend im Spiegel.  Meine Haut war recht blass und es hatten sich einige rote Flecken auf der reinen Haut gebildet, doch sie verblassten allmählich. Meine Augen waren vom Weinen noch ein wenig gerötet und ich war froh, dass ich mich für gewöhnlich nur wenig schminkte, sonst hätte ich sicher wie ein Waschbär ausgesehen.  Meine langen Haare wirkten etwas verstrubelt, doch mit ein paar glättenden Strichen, sah ich wieder einigermaßen akzeptabel aus. Ich warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich mich umdrehte und ins Wohnzimmer ging.

Die Jungs hatten sich schon mit Bier und Chips auf dem  Sofa gemütlich gemacht und beachteten mich nicht weiter, als ich mich neben David auf die Couch setzte. Shane war der einzige der mir einen fragenden Blick zu warf, auf den ich einfach nickte, bevor auch ich meine Aufmerksamkeit dem Fernseher zuwandte. Die Jungs folgten Interessant dem Verlauf des Filmes, während meine Gedanke immer wieder zurück zu Fred. Ich zog meine Beine um mich und schlang meine Arme um sie, während ich starr an die Wand neben dem Fernsehen sah. Ich war froh, dass ich zumindest in den letzten Tagen nicht an die Vergangenheit gedacht hatte, sondern viel Abgelenkt wurden war. Wieder sah ich das Gesicht von Fred vor mir, weshalb ich mir mit der Hand über meine Schläfen rieb.

„ Ich geh schlafen!“, sagte ich nach einer Weile und stand auf.

„ Gut. Ich komm gleich nochmal.“, teilte David mir mit.

„ Okay. Gute Nacht!“, wandte ich mich an die anderen.

„ Gute Nacht!“ und „ Schlaf schön!“ kam von den anderen zurück.

Ich lief noch kurz zu Shane und umarmte ihn kurz, bevor ich mich umwandte und das Zimmer verließ.

Im Badezimmer putzte ich mir die Zähne, doch warf keinen Blick in den Spiegel. Noch kurz erledigte ich mein Geschäft und kroch dann unter die Decke im Schlafzimmer. Fast wäre ich eingeschlafen als ich höhte, wie die Tür leise geöffnet würde. Ich ließ die Augen geschlossen, doch lauschte aufmerksam den Schritten, die sich mir langsam und leise nährten. Erst als ich eine sanfte Berührung an meiner Wange spürte, schlug ich langsam die Augen auf. David lächelte mich kurz an.

„ Wenn du willst, kann ich die Jungs wegschicken!“

„ Brauchst du nicht. Es ist alles okay!“

„ Sicher?“, besorgt runzelte er die Stirn. Ich hob die Hand und strich ihm darüber. Fast wäre ich in Versuchung gekommen, mein Gesicht seinem zu nähren und einfach meine Lippen auf seine zulegen. Als hätte ich mich verbrannt zog ich die Hand ruckartig zurück.

„ Nicht,  das gibt Falten.“ Ich lächelte ihn zögerlich an, was er sanft erwiderte. Die Falten verschwanden wieder. „ Du kannst ruhig wieder zu deinen Kumpels zurückgehen. Ich werde sowieso sofort einschlafen und nicht mitbekommen, ob du nun bei mir bist, oder nicht.“

„ Okay. Wenn was ist, ruf mich ruhig. Ich bin nur ein paar Zimmer weiter.“

„ Okay.“

„ Gut.“ David stand auf, blieb an der Tür aber noch einmal stehen.

„ Gute Nacht, kleines. Schlaf schön.“

„ Danke David.“

Ich erkannte noch ein kurzes lächeln durch das gedämpfte Licht, das aus dem Flur drang, bevor die Tür leise geschlossen wurde. Ich senkte meine Lieder und schon nach kurzer Zeit war ich wieder im Land der Träume.

„Lucy, aufstehen! Wir haben verschlafen.“ , hörte ich David rufen. Ich brummte genervt und drehte mich mit dem Gesicht ins Kissen, um mein Gesicht darin zu verbergen.

„ Lucy, ich meins ernst. Wenn du in 10 Sekunden nicht aufgestanden bist, dann schick ich Lilly.“, brüllte er erneut durch die Wohnung.

„ Was ist mit mir?“Ich hörte, wie meine kleine Schwester den Flur herunter in die Küche rannte und dabei die Badezimmertür heftig zuschlug. Erschrocken zuckte ich kurz zusammen.

„ Lilly! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du die Türen nicht so laut zuschlagen sollst?“ Ich hörte noch eine Weile Gemurmel aus der Küche zu mir dringen, was mich wieder leicht schläfrig machte. Plötzlich wurde die Schlafzimmertür aufgerissen. Ich krallte meine Hände fest in die Decke und zog sie mir über den Kopf, weil das grelle Flurlicht durch die aufgerissene Tür drang. Schweres Schritte nährten sich dem Bett und die dazugehörigen Hände zogen mir ruckartig dir schöne warme Decke weg.

„ David!“, schrie ich empört aus, weil es ohne Decke echt kalt war. Meine kurzen Schlafsachen, die aus einer Hot-Pans und einem dünnen Top bestanden, trugen auch nicht gerade dazu bei, meine kuschelige warme Decke zu ersetzten. Ich seufzte genervt.

„ Man, David, gib mir die Decke wieder. Es ist arschkalt hier“

„ Nein, werde ich nicht. In 15 Minuten müssen wir los und ich denke, dass du nicht unbedingt in Schlafsachen in der Schule auftauchen willst, denn solltest du bis dahin nicht fertig sein, schleif ich dich dahin. Da ist es mir auch herzlichen egal, wie du aussiehst. Und jetzt, hopp, hopp. Raus aus den Federn mit dir!“

„ Ja! Bleib ruhig.“, um ihn zu provozieren, gähnte ich erst mal herzhaft und reckte mich langsam. Davids war's aber anscheinend leid auf 'bleib ruhig' zu machen, denn er packte mich urplötzlich an der Taille und warf mich über seine Schulter!

„Hey, was soll das?“, schrie ich empört auf und klopfte ihm so fest ich konnte auf den Rücken. Auch als ich heftig mit den Beinen strampelte, ließ sich David davon nicht beeindrucken, sondern schlang einen Arm fest um sie. Im Bad angekommen stellte er mich vorsichtig ab.

„ Vielem Dank, Monsieur, für diesen wunderbaren Service am Morgen.“, gab ich schmollend von mir und schob ihn rückwärts aus dem Badezimmer. David grinste spitzbübisch.

„ Kein Problem, Schätzchen. Und jetzt beeil dich was. Du hast nur noch ein paar kleine Minütchen, bis wir los müssen. Und wehe du denkst auch nur dran dich jetzt zu duschen.“

„ Ja, ja. Ich hab's verstanden und jetzt verschwinde schon, bevor du mich noch weiter aufhältst.“ Anstatt was darauf zu antworten, verschwand er. Ich blickte kurz zur verheißungsvollen Dusche und verzog wehmütig das Gesicht. Die Dusche musste anscheinend bis heute Abend auf mich warten, auch wenn sie noch so verführerisch im Bad rumstand. Ich seufzte und wandte mich dann meiner Zahnbürste zu.

 

„ Guten Morgen.“ grinste mich Jamilia fröhlich an.

„Morgen!“, gähnte ich sie an. Schnell hielt ich mir die Hand vor meinen Mund.

„Sorry.“ Jamilia winkte es mit der Hand ab. „Was seid ihr heute alle so müde? Ich hab eben Liu schon getroffen. Der ging es fast so wie dir.“

„ Vielen Dank, für das nette Kompliment.“

„ Immer wieder gern!“, lachte sie und winkte dann Alexa zu, die sich durch die Menschenmenge, die ins Schulgebäude strömte, da es gerade geklingelt hätte, kämpfte. Sie begrüßte uns mit einer Umarmung, bevor auch wir uns deren anderen Schülern anschlossen, und ins Gebäude gingen.

´ Und was machst du heute?´, stand auf dem kleinen Zettel, den Alexa mit zugeschoben hatte. Wir schrieben schon einer Weile, denn der Unterricht war ziemlich langweilig, da der Lehrer nur an seinem Pult saß uns eine Geschichte mit todlangweiliger Stimme vorlas! Aber sobald einer auch nur ein klitzekleines Wort sagte, musste man den Rest des Nachmittages in der Schule verbringen und der Putzfrau helfen. Außerdem wollten wir uns den zwei Mädels aus der ersten Reihe nicht anschließen. ´ Hab heute einen wichtigen Arzttermin. Danach wollte ich vielleicht noch etwas Fern sehen. Du?´ Ich schob ihre den Zettel zu. Schon nach kettet Zeit kann ihre Antwort zurück. ´Ich fahre direkt nach der Schule mit Liu zum Strand. Wir sind mit zwei Spanien verabredet, die hier Urlaub machen.´ Ich war gerade dabei eine Antwort zu schreiben, als es klingelte. Alexa und ich packen gemütlich unsere Sachen ein.

„ Erzähl!“, verlangte ich sofort. „ Wie habt ihr sie kennengelernt?“

„Naja, wir waren ja letztens in der Stadt und haben den beiden geholfen. Sie wollten eigentlich zum Strand, haben sich aber irgendwie völlig verfahren. Liu und  ich sind dann auf ihr Angebot hin einfach mitgefahren und haben sie zum Strand gelozt.“

„ Und wann war das?“, Fragte ich, während wie das Zimmerverließen und auf den überfüllten Flur traten.

„ Ich glaub vor etwa eineinhalb Wochen.“

„ Okay. Und wie sehen sie aus?“, bohrte ich weiter nach.

„ Wir richtig heiße Spanier halt!“, grinste sie mich breit an!!!

„ Na dann, lass mal die anderen suchen.“

„ Klar!“

 

"Hey, bitte schreibt doch ein Kommentar, egal ob Kritik oder Lob. Ich nehme gerne Verbesserungvorschläge an und würde mich natürlich auch über ein Herzchen freuen.

Alles Liebe Lynn"

Ps.: vielen Dank für das wunderschöne Cover von "myprivat"!

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.07.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Vielen Dank an Lymnos für die vielen tollen Ideen , durch die langeweile , die wir hatten! Und an unsere Hanula!

Nächste Seite
Seite 1 /